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Die Schollenen ratoromanisch La Scalina ist eine Schlucht im schweizerischen Kanton Uri zwischen den Gemeinden Goschenen im Norden und Andermatt im Suden Durch die Schlucht fliesst die Reuss Uber den Fluss fuhrt die bekannte Teufelsbrucke 1 sowie die wiedererrichtete Haderlisbrucke Die enge Schlusselstelle in der Schlucht mit der zweiten und der dritten BruckeDie Schollenen 1934 Im Hintergrund die Gleise der SchollenenbahnDie zweite TeufelsbruckeDie wilde Schollenenschlucht war seit alters ein nur schwer zu uberwindendes Hindernis auf der Route uber den Gotthardpass die den Kanton Uri mit dem Tessin verbindet Vermutlich um 1200 waren es Walser aus dem gegen Norden nur uber den Bazberg zu erreichenden Urserental welche die Schlucht erstmals mit dem Bau eines fur damalige Verhaltnisse waghalsigen Saumweges mit mehreren Brucken begehbar machten was einen bedeutenden Schritt in der Entwicklung der Schweiz darstellt 2 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 2 1 Twarrenbrucke 2 2 Erste Teufelsbrucke 2 3 Erster Tunnel Das Urnerloch 2 4 Zweiter Koalitionskrieg 2 5 Zweite Teufelsbrucke 2 6 Schollenenbahn 2 7 Staumauer 2 8 Dritte Teufelsbrucke 3 Sage zur Teufelsbrucke 4 Geologie 5 Literatur 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseName BearbeitenFruher bestand vom Bazberg hinunter in die Schollenen ein in den Fels gehauener Stufenweg Die Einmundungsstelle in die Schlucht heisst Steiglen was mit dem lateinischen Wort scalineae Treppe und dem ratoromanischen Wort scalina als Ursprung der Bezeichnung Schollenen ubereinstimmt Geschichte BearbeitenTwarrenbrucke Bearbeiten nbsp TwarrenbruckeBevor die erste Brucke uber die Reuss gebaut werden konnte musste zuerst die Schollenen erschlossen werden Da der harte fast senkrecht zur Reuss abfallende Fels den Bau eines festen Weges unmoglich machte kam gemass der Uberlieferung um 1220 ein Schmied aus Goschenen oder Andermatt auf die Idee an der Felswand entlang des Chilchbergs Ketten zu befestigen an denen aus dem Fels ragende Tragebalken hingen Uber diese Querbalken wurden Bretter gelegt welche die eigentliche Brucke bildeten Eine andere Theorie uber die Bauweise des Steges besagt dass in ausgeschlagenen Nischen lagernde Querbalken von Fels zu Fels gespannt waren auf denen die eigentlichen Bretter des Steges lagen Es ist denkbar dass die Walser bei der Errichtung des Weges durch die Schollenen eine wichtige Rolle spielten Man nimmt an dass sie uber technische Fahigkeiten verfugten die sie beim Bau von Wasserleitungen Suonen in unwegsamem Gelande und von Wegen und Brucken in den steilen Walliser Talern erworben hatten Uber das genaue Datum des Baus besteht keine Einigkeit Die erste uberlieferte Beschreibung einer Reise uber den Gotthard datiert aus dem Jahr 1234 und stammt vom Bremer Domherrn und Abt Albert von Stade 3 Die 60 Meter lange Twarrenbrucke bestand bis zum Jahr 1707 Der Name Twarrenbrucke stammt von den quer liegenden Holzern uber die der Weg fuhrte Oftmals wird die Twarrenbrucke irrtumlich als stiebender Steg bezeichnet Der stiebende Steg jedoch ist eine andere Bezeichnung fur die erste Teufelsbrucke Erste Teufelsbrucke Bearbeiten Die erste holzerne Brucke uber die Reuss wurde um 1230 errichtet 1595 wurde sie durch eine massive Steinbrucke ersetzt Nach Fertigstellung der zweiten Brucke 1830 wurde sie nicht mehr begangen und dem Verfall uberlassen Am 2 August 1888 sturzte sie ein Auf der nordlichen Flussseite sind ihre Fundamente noch sichtbar Ein angelehnter Nachbau der zerstorten ersten steinernen Teufelsbrucke steht seit 1837 im Park Klein Glienicke in Berlin der eine Alpenuberquerung nachahmt Der nordliche Parkteil reprasentiert mit seinen waldartigen Partien die deutschen Lande der sudlichere Parkteil zeigt hingegen weiteres offenes Gelande wie in Italien Dazwischen stellt ein fur Berliner Verhaltnisse beachtlicher Hohenzug die Alpen dar 4 Erster Tunnel Das Urnerloch Bearbeiten Hauptartikel Urnerloch Da Brucke und Steg jedoch immer wieder durch die Reuss beschadigt wurden 1707 riss eine grosse Uberschwemmung die Twarrenbrucke weg wurde nach einer anderen Moglichkeit gesucht den Verkehr durch die Schlucht zu leiten Noch ist eine Urkunde erhalten in der es heisst Nachdem durch ein yberschwanchlich waszerflusz die brig so von holz war hinweg genommen so ist mit Einsatz unsern gnad Herren von Ury Erachtet worden durch den gahlingen barg zuo brachen damit furderhin die groszennkosten gedachter Holzinen Erspahrt werde Am 20 September 1707 erhielt der aus Cerentino in der Valle Maggia stammende Festungsbaumeister Pietro Morettini ein Schuler des franzosischen Festungsbaumeisters und Architekten Vauban den Auftrag eine neuwe Strass durch den lebendigen Felssen zu bauen Mit dem Werk sei innerhalb von zwei Wochen zu beginnen und bis zur Vollendung durchzufuhren damit man spatestens im Fruhling 1709 ungehindert und frei passieren konne Den Vertrag unterzeichneten Morettini und im Namen des Thals Urssern Johannes Russi der von 1700 bis 1702 Talammann im Urserental war Zur allgemeinen Verwunderung beendete man den 64 Meter langen Tunnel den ersten Tunnel einer Alpenstrasse schon nach elf Monaten um den 15 August 1708 Der Ingenieur hatte gross Verdruss gehabt den das Warchkt ist schwar gewassen Die Kosten fielen hoher aus als berechnet nicht durch die Schuld Morettinis ohne seine Muehe undt Versaumbnuss Gemass Vertrag waren es 1680 franzosische Taler gewesen tatsachlich kostete der Bau 3080 Damit Morettini keinen Schaden davontrug sicherten ihm die Urner 1400 franzosische Taler als Trichkgelt zu Ursern bezahlte und durfte dafur die Zolle erhohen bis die Auslagen gedeckt waren nbsp Postkutsche vor dem Urnerloch nbsp Gleiche Stelle 2007 nbsp Eine Schlittenkolonne einer Train Kompanie im vereisten Urnerloch 1914 1918 Zweiter Koalitionskrieg Bearbeiten nbsp Kampf der Russen links gegen die Franzosen rechts auf der TeufelsbruckeWahrend des Zweiten Koalitionskriegs fanden in der Umgebung der Schollenenschlucht am 25 September 1799 Kampfhandlungen zwischen napoleonischen Truppen unter Claude Jacques Lecourbe 1758 1815 und von Feldmarschall Alexander Suworow befehligten russischen Truppen statt Die erste Teufelsbrucke wurde dabei schwer beschadigt und unpassierbar Erst uber dreissig Jahre spater wurde mit der zweiten Teufelsbrucke Ersatz geschaffen In der Nahe der Teufelsbrucke steht das 1898 errichtete Suworow Denkmal das an die Schlacht erinnert Zweite Teufelsbrucke Bearbeiten nbsp Die zweite Teufelsbrucke hinten und die dritte Teufelsbrucke vorne in der Schollenenschlucht In der Mitte die Fundamente der ersten Brucke nbsp Bau der Teufelsbrucke Carl Blechen um 1830 Nach dem Ende der Koalitionskriege 1815 herrschte im Kanton Uri wirtschaftliche Not Brucke und Passweg konnten aufgrund fehlender Mittel vorerst nicht wieder begehbar gemacht werden und der Verkehr nach Suden wurde zunehmend uber den Splugenpass abgewickelt Erst 1820 konnte der Auftrag fur die Errichtung der zweiten Teufelsbrucke erteilt werden die nach zehnjahriger Bauzeit fertiggestellt wurde und auch heute noch besteht Sie wird heute vom Langsamverkehr genutzt und ist unter anderem Bestandteil der Nord Sud Route nbsp Die zweite Teufelsbrucke um 1900Schollenenbahn Bearbeiten Die rund vier Kilometer lange Schollenenbahn verbindet seit 1917 als zweite Verkehrsachse Goschenen mit Andermatt Die Zahnradbahnstrecke weist eine Maximalsteigung von 179 Promille auf Staumauer Bearbeiten Zwischen 1920 und 1944 wurden mehrere Projekte fur Wasserkraftwerke ausgearbeitet die den Bau einer bis zu 208 Meter hohen Staumauer beim Urnerloch vorgesehen hatten Es ware ein Stausee im Urserental entstanden der die Umsiedlung der Dorfer Andermatt Hospental und Realp notig gemacht hatte wovon etwa 2000 Personen betroffen gewesen waren Wegen des Widerstands der lokalen Bevolkerungen wurde das Projekt eines Urserenkraftwerkes 1954 aufgegeben Anstelle dessen wurde im Urnerloch eine Wasserfassung fur das Kraftwerk Goschenen gebaut 5 Dritte Teufelsbrucke Bearbeiten Die zweite Teufelsbrucke und die schmale Strasse waren Mitte des 20 Jahrhunderts den Anforderungen des modernen Verkehrs nicht mehr gewachsen 1958 wurde daher rund 30 Meter ostlich der zweiten Brucke und etwas erhoht die dritte Teufelsbrucke eroffnet die direkt in den ebenfalls neu erbauten Fadeggtunnel ubergeht Mit zwei Spuren konnte sie den zunehmenden Verkehr besser aufnehmen Uber der Brucke prangt an der Felswand ein markantes Teufelsbild des Urner Malers Heinrich Danioth geschaffen 1950 in Olfarbe 2008 wurde das rote Bild bei einem Vandalenakt mit blauer Olfarbe beschmiert und darauf im Sommer 2009 aufwendig restauriert 6 Sage zur Teufelsbrucke BearbeitenEiner Sage zufolge wurde die erste Teufelsbrucke vom Teufel errichtet Die Urner scheiterten immer wieder an der Errichtung einer Brucke Schliesslich rief ein Landammann ganz verzweifelt aus Do sell der Tyfel e Brigg bue Da soll der Teufel eine Brucke bauen Kaum ausgesprochen stand dieser schon vor der Urner Bevolkerung und schlug ihnen einen Pakt vor Er wurde die Brucke bauen und als Gegenleistung bekomme er die Seele desjenigen der als Erster die Brucke uberquere Nachdem der Teufel die Brucke gebaut hatte schickten die schlauen Urner einen Geissbock uber die Brucke Der Teufel war uber diesen Trick sehr erzurnt und holte einen haushohen Stein mit dem er die Brucke zerschlagen wollte Es begegnete ihm aber eine fromme Frau die ein Kreuz auf den Stein ritzte Den Teufel verwirrte das Zeichen Gottes so sehr dass er beim Werfen des Steines die Brucke verfehlte Der Stein fiel die gesamte Schollenenschlucht hinab bis unterhalb des Dorfes Goschenen Der Fels aus Aaregranit unterhalb von Goschenen wird Teufelsstein genannt 1973 wurde der rund 2000 Tonnen schwere Fels fur 300 000 Franken um 127 Meter verschoben um der Gotthardautobahn Platz zu machen 7 8 Die Verschiebung des Teufelssteins wird in einer modernen Erweiterung der Volkssage fur die Haufung von Verkehrsunfallen bei Kilometer 4 des 17 Kilometer langen Gotthard Strassentunnels verantwortlich gemacht nbsp Detail aus der Scheuchzerkarte von 1712 nbsp Teufelsstein heute nbsp Wandbild zur Teufelssage in der Schollenen nbsp Autobrucke und TeufelsbildGeologie BearbeitenDie Schollenenschlucht entstand durch Auswaschungen der Reuss im Aarmassiv 9 Das hiesige Gestein ist gleich und mittelkorniger Biotitgranit mit zum Teil schwach grunlich gefarbten Feldspaten 10 Die Klufte in der Schollenenschlucht sind durch Risse wahrend der Extension entstanden 11 Literatur BearbeitenKarl Luond Unser Gotthard Ringier Zurich 1980 ISBN 3 85859 137 8 Hans Peter Nething Der Gotthard Ott Verlag Thun 1976 ISBN 3 7225 6308 9 Werner Meyer 1291 Silva Verlag Zurich 1990 ISBN 3 908486 47 5 Artur Wyss Niederer Sankt Gotthard Via Helvetica Edition Ovaphil Lausanne 1979 Ruedi Gisler Pfrunder Die Teufelsbrucke am St Gotthard Gisler Druck Altdorf 2005 ISBN 3 906130 34 7 Hans Stadler Schollenen In Historisches Lexikon der Schweiz 11 April 2011 Siehe auch BearbeitenListe der Kulturguter in AndermattWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Schollenen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Schollenen auf der Plattform ETHoramaEinzelnachweise Bearbeiten Teufelsbrucke auf ETHorama Gottfried Boesch Die Grundung der Stadt Luzern und die Erschliessung der Schollenen 1971 abgerufen am 23 August 2021 Gotthardpass In Historisches Lexikon der Schweiz 30 August 2016 Park Klein Glienicke aus Anderes Berlin Erich Haag Grenzen der Technik Der Widerstand gegen das Kraftwerkprojekt Urseren Chronos Verlag 2004 ISBN 3 0340 0694 2 ethz ch PDF 3 4 MB abgerufen am 29 September 2016 Ein Lifting fur den armen Teufel Nicht mehr online verfugbar In Tages Anzeiger 15 Mai 2009 archiviert vom Original am 27 August 2012 abgerufen am 30 Juni 2013 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www tagesanzeiger ch Helmut Stalder Streit um den Teufelsstein 300 000 Franken zum Teufel In Neue Zurcher Zeitung vom 21 November 2016 Iten AG Teufelstein 1973 nach Schweizer Fernsehen vom 6 September 1972 Memento des Originals vom 13 Juli 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www srf ch wurde das Gewicht vor der Verschiebung mit 1400 Tonnen angegeben Schollenenschlucht Gesteine 300 Millionen Jahre alt PDF Bundesamt fur Landestopografie swisstopo abgerufen am 23 August 2021 Geologischer Atlas der Schweiz In Geologischer Atlas der Schweiz Bundesamt fur Landestopografie swisstopo abgerufen am 23 August 2021 Stefan P Bucher Simon Loew Talklufte im Zentralen Aaregranit der Schollenen Schlucht Kanton Uri Schweiz In Swiss Journal of Geosciences Band 102 Nr 3 Birkhauser Verlag Dezember 2009 ISSN 1661 8726 S 403 doi 10 1007 s00015 009 1334 0 springer com abgerufen am 24 August 2021 46 6475 8 59 Koordinaten 46 38 51 N 8 35 24 O CH1903 688141 166897 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schollenen amp oldid 238499773