www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Tal Begriffsklarung aufgefuhrt Ein Tal ist eine durch das Wechselspiel von Erosion und Denudation entstandene fur gewohnlich langgestreckte nach mindestens einer Seite offene Hohlform in der Landschaft Die linienhafte Erosion erfolgt durch einen Fluss Flusstal die flachenhafte Denudation durch gravitative Massenbewegungen Die tiefste Linie wird je nach Form Tiefenlinie Talsohle oder Talboden genannt Diese weist ein monotones gleichsinniges Gefalle auf Bei abweichender Form oder anderen Entstehungsprozessen z B bei Glazialerosion spricht man fachsprachlich von einer Talung oder talahnlichen Form Valles Calchaquies Argentinien Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Talentstehung 3 Grundlegende Talformen 3 1 Klamm 3 2 Kerbtal 3 3 Sohlental Kastental 3 4 Muldental 3 5 Hochtal 3 6 Asymmetrisches Tal 4 Spezielle Talformen 4 1 Engtal 4 2 Schlucht 4 3 Canyon 4 4 Durchbruchstaler 4 5 Wadis und Trockentaler 5 Talahnliche Formen 5 1 Trogtaler und Fjorde 5 2 Urstromtaler 5 3 Glaziale Rinnen und Forden 5 4 Ria 6 Generelle Talentwicklung 7 Literatur 8 Siehe auch 9 WeblinksEtymologie BearbeitenDas Wort geht zuruck auf die indogermanische Wurzel dhel Biegung Hohlung Wolbung und ist mit dem Wort Delle verwandt Talentstehung BearbeitenLinienhaft abfliessende Gewasser Flusse die Material abtragen konnen Erosion fuhren zur Tieferlegung des Flussbettes Es ist dabei unerheblich ob die Tiefen oder die Seitenerosion uberwiegt Mit der Tieferlegung des Flussbettes greift an den Talhangen oder wanden die Denudation an Damit werden auch die Talbegrenzungen abgetragen und tiefer gelegt allerdings niemals tiefer als der Fluss Flusse spielen bei der Talentstehung insofern eine tragende Rolle da sie fur ihr Einzugsgebiet die tiefste Linie bilden bis zu der die gesamte Abtragung wirken kann Sie stellen somit eine regionale Erosionsbasis dar womit sie der Regulator der Landformung sind Aufgrund der unterschiedlichen Erosions und Denudationstypen sowie der unterschiedlichen Abtragungsgeschwindigkeiten entstehen verschiedene Talformen Nicht als Taler bezeichnet werden durfen offene Hohlformen die nicht durch fluviale Erosion entstanden sind Dazu zahlen vor allem tektonische Graben auf deren Sohle zwar ein Fluss fliessen kann deren Hange jedoch nicht durch Erosion hervorgingen Auch langgestreckte Hohlformen zwischen Dunenrucken z B Draa Dunen Strandwallen Endmoranen u a werden nicht als Taler bezeichnet sondern als Talungen Talzuge Talfurchen Furchen Senken oder Mulden beschrieben Ebenso werden Formen die durch zeitlich begrenzte Erosionsvorgange mit schneller Veranderung entstehen wie dies z B bei Badlands Gullies oder Runsen der Fall ist nicht als Taler bezeichnet Modifiziert wird die Talbildung durch die geologischen Lagerungsverhaltnisse der Gesteine und eventuell vorhandene tektonische Prozesse zum Beispiel Gebirgsbildung Auch die klimatischen Verhaltnisse die die Abflussmenge und Verwitterungsintensitat massgeblich beeinflussen haben einen deutlichen Einfluss auf die Talbildung Grundlegende Talformen BearbeitenKlamm Bearbeiten KlammEine Klamm entsteht bei sehr kraftiger Tiefenerosion eines Flusses Seitenerosion und Denudation spielen dabei keine oder nur eine untergeordnete Rolle Klammtaler haben deshalb Wande als Talbegrenzung der Fluss fullt den Talgrund vollstandig aus Kerbtal Bearbeiten KerbtalEin Kerbtal entsteht bei einem ungefahren Gleichgewicht zwischen Tiefenerosion und Hangabtragung Im Querschnitt sind Kerbtaler V formig Der Talgrund wird vollstandig oder nahezu vollstandig vom darin fliessenden Fluss ausgefullt Sohlental Kastental Bearbeiten Vollfuhrt ein Fluss sowohl Tiefen als auch Seitenerosion entsteht eine deutlich ausgebildete Talsohle Der Fluss fullt damit den Talgrund nicht mehr vollstandig aus Je nach dem Vorkommen oder Fehlen von Denudation unterscheidet man Sohlentaler mit Hangen als Begrenzung oder Kastentaler die von Wanden begrenzt werden Zwischen Klamm Kerbtal und den Sohlen Kastentalern bestehen Ubergangstypen die man als Kerbsohlental oder Sohlenkerbtal bezeichnet Muldental Bearbeiten Muldentaler bilden sich in Gebieten mit starker Denudation Sowohl die Tiefen als auch die Seitenerosion treten dagegen zuruck Die kraftige Hangabtragung fuhrt zu flachen Talhangen Der Ubergang zum eigentlichen Talgrund ist undeutlich Muldentaler entstehen bevorzugt in den Periglazialgebieten und in den wechselfeuchten Tropen In beiden Klimaregionen herrscht starke Denudation Hochtal Bearbeiten Als Hochtal bezeichnet man ein Tal im oberen Abschnitt eines Gebirges das nicht durch starke Erosion ausgeformt wurde Derartige Taler sind meist deutlich von anderen Talern abgesetzt und beispielsweise nur uber eine Hohenstufe zuganglich Asymmetrisches Tal Bearbeiten Als asymmetrisches Tal bezeichnet man ein Tal dessen Talflanken auffallend ungleich unsymmetrisch geneigt sind Spezielle Talformen BearbeitenDie hier aufgefuhrten Talformen entstehen bei bestimmten Lagerungsverhaltnissen der Gesteine bei tektonischen Aktivitaten oder unter besonderen Klimabedingungen Engtal Bearbeiten Ein Engtal bzw eine Talenge ist der Uberbegriff fur einen Talungsabschnitt mit einem sehr schmalen Talboden Der Querschnitt ist V formig oder steil U formig Das Gewasser hat von Natur aus praktisch keine Bewegungsfreiheit im Talgrund Im verkehrstechnischen Sinne spricht man von Talpass in Ortsnamen findet sich auch der Ausdruck Klause Schlucht Bearbeiten Eine Schlucht ist ein enger steiler Taleinschnitt meist in einem Gebirge Die Talbegrenzung besteht aus Wanden oder steilen Hangen Schluchten entstehen durch Einschneiden selbst kleinerer Wasserlaufe in standfestes massiges Gestein Bevorzugt bildet sie sich in Tiefengesteinen wie Granit Die Tiefenerosion uberwiegt die Denudation stark Canyon Bearbeiten Ein Canyon entsteht durch tiefes Einschneiden eines Flusses in ein Plateau mit horizontal lagernden Gesteinsschichten Die Gesteine besitzen eine unterschiedliche Widerstandigkeit gegenuber der Abtragung Die Hange eines Canyons sind daher treppenartig gestuft und abwechselnd steil und deutlich flacher Es wirkt sowohl Tiefenerosion als auch Denudation vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen Grand Canyon Durchbruchstaler Bearbeiten Durchbruchstaler durchschneiden ein Gebirge Antezedente Durchbruchstaler entstehen durch Einschneiden eines Flusses in das durch tektonische Hebung aus einer Ebene entstehende Gebirge Dabei kann ein Fluss seine im Flachland erworbenen Maander tief ins entstehende Gebirge einschneiden Zwangsmaander Epigenetische Durchbruchstaler entstehen auch ohne Tektonik wenn ein Fluss bei der Erosion in die Tiefe auf einen Hartling trifft und ihn dann erosiv angreift Wadis und Trockentaler Bearbeiten Ein Wadi ist ein Trockental in Wustengebieten das nur nach starken Regenfallen vorubergehend Wasser fuhrt Es gibt aber auch in heute feuchten Klimaten Trockentaler wenn die Bedingungen die zur Entstehung des Tales gefuhrt haben nicht mehr gegeben sind Ein Beispiel dafur sind die zahlreichen Trockentaler in Norddeutschland oder die Trockentaler in Karstgebieten wie der Schwabischen und der Frankischen Alb Diese entstanden als im Eiszeitalter das Niederschlagswasser aufgrund des damals vorhandenen Dauerfrostbodens nicht versickern konnte und zum oberirdischen Abfluss gezwungen war Talahnliche Formen BearbeitenAls talahnliche Formen werden Hohlformen bezeichnet die mehr oder weniger grosse Ahnlichkeiten mit Talern aufweisen aber abweichende Entstehungsbedingungen haben Trogtaler und Fjorde Bearbeiten TrogtalTrogtaler sind durch Gletschereis uberpragte Taler und daher keine Taler im Sinne der oben genannten Definition Man kann sie als Gerinnebett eines Gletschers bezeichnen Fjorde sind ertrunkene Trogtaler Urstromtaler Bearbeiten Urstromtaler eigentlich breite Sohlentaler die das Schmelzwasser der eiszeitlichen Inlandeisvorstosse parallel zum Eisrand abfuhrten haben aufgrund spaterer Uberpragung heute nur noch eingeschrankt die Eigenschaften eines Tales Vor allem das gleichsinnige Gefalle ist heute meist nicht mehr vorhanden Glaziale Rinnen und Forden Bearbeiten Glaziale Rinnen entstanden unter dem Gletscher durch Schmelzwassererosion Ihre heutige Form beruht stark auf der Form der Toteisblocke die die Rinne einst ausfullten Sie besitzen daher in den meisten Fallen kein gleichsinniges Gefalle Forden sind ertrunkene glaziale Rinnen Ria Bearbeiten Eine Ria ist eine tief in das Festland eindringende Meeresbucht die durch Uberflutung eines ehemaligen Flusstals entstanden ist Generelle Talentwicklung BearbeitenVor allem im Oberlauf der Flusse schneidet sich das aufgrund des grossen Gefalles schnell fliessende Wasser erosiv stark in das Gestein ein und fuhrt zur Ausbildung eines Tobels oder einer Klamm Je nach Beschaffenheit des Gesteins folgt darauf flussabwarts ein Kerbtal oder eine Schlucht Diese sind vor allem in den Hochgebirgen zu finden Die Tiefenerosion ist dabei so stark dass die Verwitterung der Hange und deren Abtragung nicht folgen konnen Die Felswande der Klammen werden dadurch nahezu senkrecht und nur so breit wie ihr Flussbett Die maximale Tiefe einer Klamm ist durch die kritische Hohe der Felswande bestimmt Wird diese uberschritten kommt es aufgrund der Instabilitat zu Felssturzen und Rutschungen Die Hange werden zuruckverlagert und die senkrechten Talhange verflachen Dies hat eine intensive seitliche Erosion der Hange zur Folge Hat das Tal uberwiegend eine V Form spricht man von einem Kerbtal Die Ruckverlagerung wird durch einen starken Materialabtrag auf den Hangen charakterisiert der mit der Tiefenerosion des Flusses standhalt Je flacher die Talhange werden desto diskontinuierlicher stellt sich die Denudation dar Kommt es anfangs in einer tiefen Klamm noch regelmassig zu Felssturzen tritt die Seitenerosion spater nur noch bei entsprechenden meteorologischen Ereignissen ein Diese Denudationen sind dann durch Rutschen oder Gleiten sowie in Form von Muren und anderen Fliessungen zu beobachten Kerbsohlentaler zeichnen sich durch eine geringere Tiefenerosion und eine geringe aber vorhandene Seitenerosion aus Der Ubergang vom Kerbtal zum Sohlental ist fliessend Durch die Erosion an den Hangen ist das Gewasser gezwungen das abgetragene Material zu bewegen Ist das Gefalle im Tal geringer fangt das Gewasser an zu maandrieren Am Prallhang trifft es dann haufig auf den Hang des Tals und greift diesen intensiv an Ablagerungen von Material finden gleichzeitig am Gleithang statt wodurch sich die Sohle des Tals verbreitert Das eingekerbte Gebirge wird mit der Zeit vollstandig erodiert und dabei eingeebnet der Hohenunterschied zwischen Talsohle und Berggipfeln nimmt wieder ab In dem immer flacher werdenden Gelande wird das Kerbsohlental zu einem breiteren Sohlental Der Grund fur die Reduzierung des Hohenunterschieds zwischen Talsohle und Bergen muss dabei nicht durch Erosion bedingt sein Sie kann auch durch Tektonik begrundet sein Literatur BearbeitenFritz Machatschek Hans Graul Carl Rathjens Geomorphologie 10 neubearbeitete und erweiterte Auflage Teubner Stuttgart 1973 ISBN 3 519 13400 4 Herbert Louis Klaus Fischer Mitarbeiter Allgemeine Geomorphologie 4 erweiterte Auflage de Gruyter Berlin New York NY 1979 ISBN 3 11 007103 7 zwei Bande Textteil u gesonderter Bilderteil Wolfgang Panzer Geomorphologie Die Formen der Erdoberflache 8 neubearbeitete Auflage Westermann Braunschweig 2003 ISBN 978 3 14 160294 4 Berthold Bauer und Hans Fischer Exogene Morphodynamik Abtragung Verwitterung Tal und Flachenbildung In Herbert Wilhelmy Hrsg Geomorphologie in Stichworten 6 uberarbeitete Auflage Band 2 Borntraeger Stuttgart 2002 ISBN 3 443 03113 7 Siehe auch BearbeitenTalkessel Thal Ortsname Weblinks Bearbeiten Wiktionary Tal Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Commons Valleys Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fluvialgeomorphologie Exogene Prozesse bei TalernNormdaten Sachbegriff GND 4184374 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tal amp oldid 228234904