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Ein Trogtal oder U Tal ist eine grosse Talform stark reliefierter durch Gletscher uberformter Gebirge Sie ist gekennzeichnet durch ein im unteren Bereich typisches U formiges Querprofil Trogtal mit See im Nordfjord Norwegen Inhaltsverzeichnis 1 Formenschatz 2 Entstehung 3 Ahnliche Formen 4 Kulturlandschaftliche Bedeutung 5 Verbreitung von Trogtalern 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFormenschatz Bearbeiten nbsp Das Yosemite Valley ist ein typisches Trogtal Blick vom Aussichtspunkt Tunnel view auf El Capitan Half Dome und den Bridalveil FallDer untere U formig profilierte Talbereich eines Trogtals wurde durch Gletscherstrome und die von ihnen mitgefuhrten Gesteinsfragmente ausgeschurft und mitunter vollstandig ausgefullt Je nach Entfernung zum Gebirgskamm geschah dies im bisherigen Verlauf des gegenwartigen Eiszeitalters mehr oder weniger oft In Hochgebirgen wie den Alpen ist dieser Talbereich mit seinen teils extrem steilen Hangen und breitem Talboden eingesenkt in ein zumeist deutlich weniger steiles Tal mit V formigem Querschnitt Dadurch entsteht an der Talflanke am oberen Rand des U formigen Teils ein charakteristischer Profilknick Er wird Trogrand oder Trogkante genannt und die oberhalb oft vorhandene Verflachung Trogschulter Da deren Oberflache anders als in den schrofigen Hangpartien daruber geglattet sein kann wird die Trogschulter auch Schliffbord genannt Auch dessen oberer Rand kann sehr ausgepragt sein und wird dann als Schliffkehle bezeichnet Fur das Langsprofil ist typisch dass das Gefalle der Talsohle unausgeglichen ist und der Talzug sogar durch Riegel unterteilt sein kann zwischen denen sich von Seen erfullte Wannen erstrecken konnen oder ebene von Lockersedimenten gebildete Talboden Im Hochgebirge beginnen glazial geformte Taler oft mit muldenformigen Hochtalern die bergseitig von Karwanden eingerahmt sein konnen Das steilwandige Trogtal beginnt oft erst unterhalb davon mit einer deutlichen Gefallestufe diese kann sehr markant sein wenn dort mehrere Hochtaler zusammentreffen Konfluenzstufe Seitentaler von Trogtalern konnen entweder hochgelegene einstige Firnmulden sein oder ebenfalls Trogform zeigen und munden meist als Hangetaler Entstehung Bearbeiten nbsp Animation des EntstehungsprozessesDie meisten Trogtaler stellen lediglich Uberformungen zuvor fluvial angelegter Taler dar Ihre Oberflachenformung ergibt sich aus der Wechselbeziehung der unterschiedlich wirkenden Erosionskrafte im Verlaufe eines Eisstroms und der jeweiligen Widerstandsfahigkeit des Gesteinsuntergrundes Da ein Gletscher das transportierte Gesteinsmaterial nicht wie ein Gebirgsbach hauptsachlich an der Sohle transportiert und immer wieder ablagert sondern uber den gesamten Eiskorper verteilt meist bis zum Ende mit sich fuhrt neigt ein Eisstrom auch nicht dazu ein ausgeglichenes Langsprofil auszubilden Stufen im Langsprofil beispielsweise ausgelost durch querende widerstandsfahigere Gesteine bewirken eine verstarkte Tiefenerosion an der Stufenbasis die an diesen Stellen haufig zu ubertieften Talbecken fuhrt Die Erosionskraft eines Gletschers ist besonders dort stark wo die Druckverhaltnisse im zunehmend verfestigten Firnschnee schliesslich zu wechselndem Tauen und Wiedergefrieren Regelation an der Eisbasis fuhren und damit zu besonders wirksamen Erosionsvorgangen wie der Detraktion Aber auch das an der Gletscherbasis unter Druck abstromende Schmelzwasser entwickelt eine starke Erosionskraft Ab diesem Bereich setzt oft unvermittelt eine vermehrte Tiefenerosion des Gletscherstroms ein wovon nach Abtauen des Gletschers ein zuweilen abrupter Talschluss des Trogtals zeugt Dass auch eine allseitige Seitenerosion wirksam ist zeigen die mitunter leicht uberhangenden Trogwande Ein zweiter Schwerpunkt des erosiven Geschehens ist der Gletscherrand Am Gletscherbeginn konnen sehr steile Ruckwande der Kare eisfrei sein und dann an der Obergrenze des Firnes durch verstarkte Frostverwitterung an der so genannten Schwarz Weiss Grenze weiter versteilt werden Auf den Trogschultern geht die Glattung teils auf den Abschliff fruherer hoherer Gletscherstande zuruck die Schliffkehle ist dann auch dort gebildet durch den vermehrten Frostwechsel an der Grenze von Gletscher und Fels teils auf Erosionsformen von Schmelzwasserrinnen die einen Eisstrom begleiten konnen die Schliffkehle ist dann eher Ergebnis der Seitenerosion solcher Flankengerinne Bei mittelgebirgshaften Reliefformen tritt eine Trogschulter seltener in Erscheinung zumal sie oft ubergeht in umgebende wellige teils durch einstige Plateauvergletscherung uberformte Hochflachen Nach dem Abschmelzen des Talgletschers behalten nur die Trogtaler in besonders standfesten Gesteinen ihre Form bei normalerweise setzen bei den ihres Widerlagers aus Gletschereis beraubten Hangen und Talwanden Rutschungen unterschiedlicher Grosse und Geschwindigkeit ein Sie reichen von allmahlichen Sackungen und Hangrutschungen die den breiten Talboden zunehmend einengen bis zu Bergsturzen die ihn vollstandig verschutten konnen Auch die an den Talhangen abgelagerten Seitenmoranen werden instabil und bilden Schutthange die die ursprungliche Trogform des Tales weiter verwischen Die Talstufen werden durch die Bache zunachst in Wasserfallen uberwunden dann aber oft klammartig zerschnitten Beispiel Aareschlucht Dahinter liegende Seebecken konnen auch auf diese Weise trocken fallen nicht nur durch die von den Einmundungen von Zuflussen ausgehende Auffullung mit Schottern Ahnliche Formen BearbeitenGelegentlich werden hoch gelegene Talterrassen wie die Inntalterrassen oder auch Kames mit Trogschultern verwechselt Ebenso wenig stellen die oberen Kanten fluvialer Erosionstaler die spater in die Talboden gestufter Trogtaler eingeschnitten wurden Trogschultern dar Werden solche Kerbtaler spater partiell wieder mit Sedimenten verfullt sind sie ebenfalls nicht als Trogtaler sondern eher als Kastentaler anzusprechen Kulturlandschaftliche Bedeutung Bearbeiten nbsp Das Lauterbrunnental mit ausgepragten TrogschulternTypisch ausgepragte Trogtaler sind trotz ihrer Breite und streckenweisen Gefallearmut nur von eingeschrankter Siedlungs und Verkehrsgunst Der Talboden ist mit Flussschotter aufgefullt und oft versumpft Die maandrierenden Flusse treten weitraumig uber die Ufer Die Sumpfe sind heute meist trockengelegt und die Flusse begradigt Vor allem aber sind die untersten Tallagen durch Kaltluftseen frostgefahrdet Nicht zu steile hohere Lagen mit Eignung fur Siedlung und Landwirtschaft stellen zumeist die Schwemm und Gerollfacher einmundender Bache dar Bei einigen tief liegenden Trogtalern wie dem Lauterbrunnental haben sich die Trogschultern als die geeigneteren Siedlungsraume erwiesen Eine grossere Verkehrsbedeutung haben tiefe alpine Trogtaler im Zusammenhang mit dem Eisenbahn und Fernstrassenbau erhalten Durch sie ergeben sich recht nahe beieinander liegende tief liegende Basispunkte fur Tunnelbauten durch die Hauptkamme des Gebirges Zuvor stellten die Talstufen und die von engen Schluchten zerschnittenen Riegel im Verlauf vieler Trogtaler schwerer wiegende Verkehrshindernisse dar als manche durch Gletschertransfluenzen erniedrigte Gebirgspasse Bekannte Beispiele sind die Viamala oder die Schollenen Grosse Bedeutung fur die alpine Besiedelung haben jedoch die weniger steilen und typischen Trogtaler die weitgehend von Talschottern verfullt sind Zusammen mit den inneralpinen Langstalern stellen sie ein Netz besiedelbarer Talraume mit gunstigen klimatischen Verhaltnissen dar Verbreitung von Trogtalern Bearbeiten nbsp Trogtal im Leh Tal Ladakh Himalaya nbsp Trogschluss des Gosautals mit Hinterem Gosausee Gosaulacke und Vorderem Gosausee Dachsteingebirge Osterreich nbsp Das Dobri do im Orjen ist das grosste Trogtal im mediterranen Raum nbsp Eglinton Valley in der Region Southland auf der Sudinsel Neuseelands ist ein TrogtalTrogtaler sind weltweit fur Gebirge mit rezenter oder fruherer Vergletscherung typisch Der Erhaltungsgrad ihres typischen Formenschatzes ist jedoch abhangig vom Alter der letzten glazialen Uberpragung und der Intensitat der seitherigen Abtragung fluviale Zerschneidung Frostschuttbildung Beispiele fur Trogtaler sind neben den Fjordkusten Nord und Sudamerikas Norwegens und Neuseelands das Yosemite Tal in Kalifornien das Ordesa Tal in den Pyrenaen oder das Lauterbrunnental in den Alpen In den Dinariden wurden Trogtaler erstmal in Studien des Geographen Jovan Cvijic aus dem Prokletije berichtet Hier ist es das obere Lim Tal das mit 24 km Lange den grossten Trog der Balkanhalbinsel bildet Auch der Durmitor ist im Skrka Tal ein ca 10 km langes Trogtal entwickelt Ein besonderem Interesse haben die Trogtaler im Mediterranen Orjen erweckt Sie wurden dort erstmals 1899 durch Albrecht Penck von der Ostseite des Gebirges im Reovacki do beschrieben 1 Alfred Grund fand dann wenige Jahre darauf auf der Westseite des Orjen im Dobri do Tal den grossten Trog in einem Karstgebirge des Mittelmeeres 2 Diese Troge wurden nicht wie damals beschrieben zur Wurm Eiszeit gebildet viel mehr entstammen sie alteren Vereisungen im Mittelmeer die in die Epoche des Mittleren Pleistozan datiert werden 3 Die gute Erhaltung dieser ca 350 000 Jahre alten Troge ist durch die Wasserlosigkeit des Mediterranen Karstes bedingt selbst die Endmoranen wurden hier nacheiszeitlich nicht mehr durch fluviale Erosion abgetragen So erreichen die doppelten Moranenwalle am Ausgang des Dobri do uber 100 m relativer Hohe Beispiele weiterer Trogtaler in den Alpen Engadin oberes Ennstal zwischen Radstadt und Admont oberes Murtal zwischen Sankt Michael im Lungau und Bruck an der Mur Haupttaler des Glarnerlandes Kanton Glarus Konigssee Tal Munstertal als Beispiel fur ein von Sackungs und Schuttmassen nahezu verschuttetes Trogtal StubaitalBeispiele von Trogtaler in den Dinariden Dobri do im Orjen mit 9 km Lange ist es das langste Trogtal im Mediterranen Raum Ropojani im Prokletije Skrka im Durmitor Oberes Lim Tal bei PlavLiteratur BearbeitenFrank Ahnert Einfuhrung in die Geomorphologie 3 Aufl 477 S Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2003 ISBN 3 8001 2813 6 Herbert Louis und Klaus Fischer Allgemeine Geomorphologie 4 erneuerte und erweiterte Aufl Walter de Gruyter Verlag Berlin und New York 1979 ISBN 3 11 007103 7Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Trogtaler Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Albrecht Penck 1900 Die Eiszeit auf der Balkanhalbinsel In Globus LXXVIII 9 S 161 Braunschweig Sawicki L R 1913 Die eiszeitliche Vergletscherung des Orjen in Suddalmatien In Zt f Gletscherkunde IV 341 355 Phil D Hughes Jamie C Woodward J C P C van Calsteren L E Thomas Kathryn R Adamson 2010 Pleistocene ice caps on the coastal mountains of the Adriatic Sea Quaternary Science Reviews 2010 29 27 28 3690 3708 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trogtal amp oldid 234690938