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Dieser Artikel befasst sich mit der Schlucht in Graubunden Zu anderen Bedeutungen siehe Via Mala Viamala oder Via Mala Latein ratoromanisch veia mala ubersetzt schlechter Weg bezeichnet einen fruher beruchtigten rund acht Kilometer langen Wegabschnitt entlang des Hinterrheins zwischen Thusis und Zillis Reischen im Schweizer Kanton Graubunden Die tief eingegrabene Schlucht bildet das schwierigste Hindernis im Verlauf der Unteren Strasse von Chur zu den Alpenpassen Splugen und San Bernardino Die engste Stelle der Via Mala SchluchtStrudellochDie Via Mala auf einer Zeichnung von J W Goethe 1 Juni 1788Blick in die Via Mala nach Suden Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Der romische Weg 1 2 Der Viamalabrief von 1473 1 3 Neuzeitliche Ausbauten 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDer romische Weg Bearbeiten Wie Forschungen von Armon Planta zeigen fuhrte bereits zur Romerzeit ein Weg durch die Viamala Unklar ist ob er mit Wagen befahren werden konnte Felszeichnungen aus der Bronzezeit auf Carschenna sowie bronze und eisenzeitliche Funde im Schams im Suden und Domleschg im Norden weisen bereits damals also schon ab etwa 1500 v Chr auf einen Saumpfad uber die Alpen Splugen und San Bernardino durch diese Gegend Fur den Zugang zur Schlucht von Norden her gab es zwei Moglichkeiten linksseitig von Masein uber Rongellen oder rechtsseitig von Sils im Domleschg uber Burg Hohenratien und die Kirche St Albin Letztere Variante war wohl in romischer Zeit beliebter wurde aber um 1300 durch Rufen unpassierbar und erst 1666 nochmals erstellt was wegen der Konkurrenz fur die Seite Thusis zum kurzzeitigen Ausschluss des Schams aus dem Grauen Bund fuhrte 1 Beide Wege trafen sich am Nesselboden dem nordlichen Eingang zur Viamala welche die Romer linksseitig mit mehreren aus dem Fels gehauenen Halbgalerien bezwingen konnten Vermutlich im Bereich unterhalb der heutigen Autostrassenbrucke bei der heutigen Brucke des Wanderweges Punt da Suransuns leitete eine holzerne Brucke den Verkehr wieder auf die rechte Rheinseite und uber Reischen nach Zillis Der Viamalabrief von 1473 Bearbeiten Im Mittelalter verlagerte sich der Fernverkehr vom Splugenpass mehr und mehr auf die konkurrierende vom einflussreichen Churer Bischof geforderte Obere Strasse uber den Septimerpass Der schlecht unterhaltene Weg am Hinterrhein verfiel zusehends weshalb Schlucht und Weg seit dem 13 Jahrhundert Viamala genannt wurden 1473 beschlossen die Gemeinden Thusis Masein und Cazis die richstrass und den waeg entzwuschend Tusis und Schams so man nempt Fyamala zuo howen uffzuorichten und ze machen Bei diesem mutigen Vorhaben fanden die Heinzenberger durch die anderen Porten Transportgenossenschaften entlang der Unteren Strasse Unterstutzung Anstatt der alten Holzbrucke erstellte man etwa anderthalb Kilometer weiter sudlich die machtige steinerne Punt da Tgiern Das romische Wegstuck wurde saniert und anschliessend bis zur neuen Brucke ein kuhner Weg teils aus dem Fels gehauen teils auf Holzstegen uber den schwindelerregenden Abgrund gefuhrt Der Bischof konnte nicht verhindern dass die ausgebaute Splugenroute zur wichtigsten Bundner Transitverbindung avancierte seine Macht war geschwunden und die Gerichtsgemeinden entwickelten sich in den Drei Bunden zum Souveran Neben Saumerkarawanen Handelsreisenden Diplomaten und fruhen Touristen passierte auch der Lindauer Bote ein von der Stadt Lindau organisierter Kurierdienst auf seinem Weg nach Mailand die Viamala Neuzeitliche Ausbauten Bearbeiten nbsp Die Via Mala in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts Darstellung von Johann Ludwig Bleuler nbsp Touristische Erschliessung der SchluchtIn den Jahren 1738 1739 erstellte der Davoser Baumeister Christian Wildener zwei Brucken mit denen der exponierteste Abschnitt des romischen Viamala Weges rechtsseitig umgangen werden konnte eine davon hat sich bis heute erhalten Bis zum Jahre 1818 bestand das Transportwesen in Graubunden aus sogenannten Porten einzelnen Transportverbanden zwischen denen sich obligatorische Umladestationen befanden 2 Dieses System war sehr umstandlich weshalb bereits im Jahre 1805 die ersten Vorschlage zum Ausbau des Bundner Strassennetzes gemacht wurden Eine Kunststrasse uber den San Bernardino hatte den Gutertransport vereinfacht Die Porten waren jedoch gegen den Bau der Kunststrasse 3 und die Vorschlage stiessen auch auf viel Widerstand seitens der Agrarier 4 Die Konkurrenz anderer Passe machte sich immer starker bemerkbar 5 Sardinien Piemont unterstutzte den Bau der neuen Passstrasse Osterreich war dagegen stimmte aber 1818 dennoch zum Bau zu 6 Die Finanzierung der anfallenden Kosten des Strassenbaus erfolgte vor allem durch den Churer Speditionsstand Sardinien und den Kanton Graubunden 7 Unter der Leitung und Planung von Giulio Pocobelli und mit Hilfe des Ingenieurs Richard La Nicca begann 1818 der Bau der Kunststrasse Als ein Grund fur den Bau der Kunststrasse wird die Hungersnot 1816 angegeben dies ist jedoch umstritten Obwohl sie in vielen historischen Darstellungen erwahnt wird sagt Jurg Simonett ehemaliger Leiter des Ratischen Museums in Chur dass er keine zeitgenossische Quelle gefunden hat welche die Hungersnot als Ursache fur den Strassenbau nachweist 8 Ab 1821 war die neue Strasse erstmals befahrbar und um 1823 wurde sie vollendet 9 Erst ab 1834 herrschte dann endgultig freie Konkurrenz im Fuhrwesen als die Porten abgeschafft wurden 10 Dies fuhrte dazu dass Guter schneller und kostengunstiger transportiert werden konnten Die ausgebauten Passstrassen forderten nicht nur den Handel sondern auch den Tourismus in Graubunden Die Bernhardinstrasse fuhrt in der nordlichen Zufahrt mit Tunnel und Galerien durch das Verloren Loch 11 und eliminiert so die Gegensteigung uber die Rongeller Hohe Die drei vorhandenen Brucken wurden weiterhin benutzt dazwischen eine neue Trasse aus dem Fels gesprengt Ein verheerendes Hochwasser zerstorte 1834 die Strasse im Bereich der Punt da Tgiern Die Brucke selbst hielt stand war aber danach nutzlos und wurde dem Verfall preisgegeben Als Ersatz baute man 1836 nordlich davon die Rania Brucke Der Strassenverlauf von 1836 entspricht der heutigen Kantonsstrasse abgesehen von einem neuen Tunnel beim A13 Anschluss und den zwei Brucken die 1935 38 die Aufgabe der dem Autoverkehr nicht mehr gewachsenen Wildener Brucken ubernahmen die eine Brucke blieb bestehen und ist fur Fussganger zuganglich Zwischen den beiden Brucken wird an einem Parkplatz mit Kiosk die Schlucht durch eine Treppe mit 321 Stufen erschlossen so dass Besucher die enge Stelle und den Strudel besichtigen konnen Wahrend des Zweiten Weltkriegs wurde in der Schlucht die Sperrstelle Via Mala erstellt Die 1967 eroffnete Autostrasse A13 umfahrt den engsten Abschnitt in einem 742 Meter langen Tunnel und uberquert den sudlichen Teil der Viamala auf einer von Christian Menn entworfenen grossen Bogenbrucke mit einer Stutzweite von 86 Metern 12 Das bereits 1958 neu gebaute Teilstuck zwischen Thusis und Rongellen wurde 1996 durch den 2171 Meter langen Crapteig Tunnel ersetzt Im selben Jahr wurde der historische rechtsrheinische Weg die Veia Traversina durch den Bau des Traversinerstegs erneuert 13 Diese Brucke wurde wie zuvor auch schon der romische Weg im Jahre 1999 von Steinschlag zerstort Die 2005 erstellte neue Hangebrucke ist langer und zugleich eine Treppe Eine weitere Fussgangerbrucke im sudlichen Teil der Schlucht ermoglicht die ganze Passage durch die Viamala zu Fuss 14 Auf Fruhjahr 2014 wurde die touristische Infrastruktur des Besucherzentrums erneuert Ein neuer Shop mit Besucher Terrasse und eine neue WC Anlage wurden errichtet und die Treppenanlage saniert das Umbauvorhaben mit einem Kostenrahmen von 1 4 Millionen CHF konnte am 21 Juni 2014 offiziell eroffnet werden 15 Eine kleine Ausstellung etwas weiter oberhalb bei der alten Brucke informiert uber die Geschichte der Schlucht und die Landschaft Die Verkehrsgeschichte der Viamala wird Besuchern in Fuhrungen und nachtlichen Shows prasentiert 16 Literatur BearbeitenArmon Planta Verkehrswege im alten Ratien Band 4 Verlag Bundner Monatsblatt Chur 1990 ISBN 3 905241 06 4 Friedrich Pieth Bundnergeschichte 2 Auflage Verlag F Schuler Chur 1982 ISBN 3 85894 002 X Thomas Riedi Viamala Texte und Bilder zur Natur und Geschichte der grossten Schlucht im Kanton Graubunden Verlag Buch und Offsetdruck Bischofberger Chur 1992 ISBN 3 905174 07 3 Jurg Simonett Viamala In Historisches Lexikon der Schweiz 2013 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Viamala Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikivoyage Viamala Reisefuhrer Viamala auf der Plattform ETHoramaEinzelnachweise Bearbeiten Historische Betrachtung der Routen Jurg Simonett Verkehrserneuerung und Verkehrsverlagerung in Graubunden Terra Grischa Buchverlag Chur 1986 Arne Hegland Unterwegs auf Bundner Kunststrassen Bulletin IVS 99 2 Heimatbuch Thusis Viamala herausgegeben vom Verkehrsverein Thusis 1973 Jurg Simonett Verkehrserneuerung und Verkehrsverlagerung in Graubunden Terra Grischa Buchverlag Chur 1986 Leza Dosch Kunst und Landschaft in Graubunden Verlag Scheidegger amp Spiess AG Zurich 2011 Arne Hegland Unterwegs auf Bundner Kunststrassen Bulletin IVS 99 2 Bundner Tagblatt Die vergessene Katastrophe Mo 21 November 2016 Arne Hegland Unterwegs auf Bundner Kunststrassen Bulletin IVS 99 2 Heimatbuch Thusis Viamala herausgegeben vom Verkehrsverein Thusis 1973 Verlorenes Loch auf ETHorama Leonardo Fernandez Troyano Bridge Engineering A Global Perspective Colegio de Ingenieros de Caminos Canales y Puentes Thomas Telford 2003 ISBN 0 7277 3215 3 S 331 Fussgangerbrucke I 1996 99 Wandern Schweiz Kulturhistorischer Wanderweg Via Spluga Memento des Originals vom 12 Marz 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www graubuenden ch Neue Aera in der Viamala Schlucht Gasteinformation Viamala abgerufen am 19 November 2015 Fuhrungen amp Aktivitaten In Viamala Abgerufen am 25 Mai 2015 46 665922222222 9 4491472222222 Koordinaten 46 39 57 3 N 9 26 56 9 O CH1903 753848 170270 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Viamala amp oldid 237134199