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Urstromtaler nennt man breite Talniederungen in Mitteleuropa die in den Eiszeiten beziehungsweise in den einzelnen Stadien einer Eiszeit am Rande des skandinavischen Inlandeises oder der alpinen Vergletscherung gebildet wurden und durch das mehr oder weniger eisrandparallele Abfliessen der Schmelzwasser entstanden sind Sie zahlen zur Glazialen Serie Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Aufbau 2 Urstromtaler in Mitteleuropa 3 Besonderheiten bei Urstromtalern 4 Literatur 5 EinzelnachweiseEntstehung und Aufbau Bearbeiten nbsp Schnitt durch ein UrstromtalWichtig bei der Entstehung der Urstromtaler ist die allgemeine von Suden nach Norden gerichtete Abwartsneigung der Landschaft im norddeutschen Tiefland und in Polen Das von Skandinavien kommende Inlandeis stiess gegen ein ansteigendes Gelande vor Die Schmelzwasser konnten nur eine kurze Strecke auf den Sandern nach Suden fliessen und suchten sich dann einen Weg parallel zum Eisrand in Richtung Nordseebecken Das Gebiet der Nordsee war damals aufgrund des deutlich niedrigeren Meeresspiegels trockenes Gelande Als Bestandteil der glazialen Serie verzahnen sich Urstromtaler an ihrem nordlichen Rand uber weite Strecken mit Sanderflachen uber die dem Urstromtal Schmelzwasser zugefuhrt wurde Urstromtaler sind relativ einheitlich aus Sanden und Kiesen aufgebaut die Korngrosse kann aber stark schwanken Vor allem in den oberen Abschnitten der Urstromtalsedimente dominieren feinere Sande Die Machtigkeit der Urstromtalsedimente schwankt ebenfalls stark liegt aber meistens weit uber zehn Meter Urstromtaler besitzen eine ausgedehnte tischebene Talsohle die zwischen 1 km und 20 km breit ist Die Talhange hingegen sind nur wenige bis wenige dutzend Meter hoch Die Sohle und die Rander eines Urstromtales konnen durch jungere Prozesse insbesondere durch das Austauen von Toteisblocken oder das Aufwehen von Dunen stark verandert werden In der Nacheiszeit sind viele Urstromtaler aufgrund ihrer tiefen Lage und des damit verbundenen hohen Grundwasserstandes vermoort Urstromtaler in Mitteleuropa Bearbeiten nbsp Saale und Weichselzeitliche Urstromtaler Mitteleuropas 1 In Mitteleuropa finden sich mehrere Urstromtaler aus verschiedenen Perioden Breslau Magdeburg Bremer Urstromtal verlauft durch das sudliche Polen und Deutschland entstand in der Saaleeiszeit Glogau Baruther Urstromtal verlauft nordlich des Breslau Magdeburg Bremer Urstromtals durch das sudliche Polen und Deutschland entstand in der Weichseleiszeit Warschau Berliner Urstromtal verlauft durch das zentrale Polen und Deutschland entstand in der Weichseleiszeit Thorn Eberswalder Urstromtal verlauft durch das nordliche Polen und Deutschland entstand in der Weichseleiszeit Als Elbe Urstromtal wird das Elbtal ab der Hohe von Genthin bis zur Elbmundung bei Cuxhaven bezeichnet Die Schmelzwasser der drei vorgenannten weichselzeitlichen Urstromtaler flossen nacheinander durch dieses Tal in Richtung Nordseebecken Mecklenburgisch Vorpommersches Grenztal verlauft nordlich des Thorn Eberswalder Urstromtales durch das nordliche Polen und die Taler von Unterer Peene Trebel und Recknitz bis nach Ribnitz Damgarten 2 Umstritten ist die Bezeichnung Rheinurstromtal fur das Rheintal von Dusseldorf bis zur Mundung in die Nordsee Der Rhein diente zwar als Abfluss der Schmelzwasser wahrend der Saaleeiszeit Die Anlage des Tales ist deutlich alter und durch junge Tektonik entstanden In alpinen Vereisungsgebieten wurden die Schotter Terrassen im Urstromtal der Donau im Laufe von Jahrhunderten bei extremen Hochwasser Ereignissen durch Verlagerungen des Flussbettes vielfaltig umgestaltet 3 Ihre grossen Zuflusse aus den Alpen verlaufen in weiten Teilen noch in deren Urstromtalern und bilden die typischen Terrassen Teilabschnitte der Haupttaler haben zum Teil eigene Namen erhalten Das Lausitzer Urstromtal und das Aller Urstromtal sind Abschnitte des Breslau Magdeburg Bremer Urstromtales Baruther Berliner und Eberswalder Urstromtal sind gelaufige Kurzbezeichnungen fur die betreffenden Urstromtalabschnitte in Brandenburg Zusatzlich zu den grossen Haupttalern existieren zahlreiche kleinere Urstromtalungen Ihr Erscheinungsbild gleicht zunachst den grossen Urstromtalern Sie sind aber wesentlich kurzer und es fehlt der Bezug zu einem Sander und einer Endmorane Besonderheiten bei Urstromtalern BearbeitenUrstromtaler durfen nicht mit den glazialen Rinnen Tunneltal verwechselt werden Letztere entstanden unter und nicht vor dem Eis Ausserdem verlaufen die meisten glazialen Rinnen von Nord nach Sud Die Hauptrichtung der Urstromtaler ist von Ost nach West gerichtet Urstromtaler werden nur abschnittsweise von Flussen durchflossen da die meisten auf kurzerem Wege das Meer erreichen konnen wie im Falle von Oder und Weichsel Die linienhaften Senken der Urstromtaler zwischen den Flussen wurden wegen ihres geringen Gefalles fur den Kanalbau genutzt so zum Beispiel fur den Elbe Havel Kanal oder den Oder Havel Kanal Da die Abdachung der Landschaft in Nordamerika und auf der Russischen Tafel nach Suden gerichtet ist kam es dort wahrend des Eiszeitalters nicht zur Ausbildung von Urstromtalern Der Mississippi River und seine Nebenflusse haben die Schmelzwasser des nordamerikanischen Inlandeises abgefuhrt In Osteuropa flossen die Schmelzwasser uber die Flussgebiete von Dnepr Don und Wolga ab Urstromtaler ob sandig oder vermoort stellten im Mittelalter erhebliche Verkehrshindernisse dar Daher bundelten sich die Handelswege an Engstellen an denen man das Tal vergleichsweise gut uberqueren konnte Die Engstellen waren ein bevorzugter Ort fur Stadtgrundungen und Burganlagen Beispiele in Brandenburg sind Berlin Furstenwalde Luckenwalde und Baruth Mark sowie in Niedersachsen Vorsfelde und das Schloss Wolfsburg Literatur BearbeitenHerbert Liedtke Die nordischen Vereisungen in Mitteleuropa Forschungen zur deutschen Landeskunde 204 2 erweiterte Auflage Zentralausschuss fur Deutsche Landeskunde Trier 1981 ISBN 3 88143 020 2 Herbert Liedtke Joachim Marcinek Hrsg Physische Geographie Deutschlands 3 uberarbeitete und erweiterte Auflage Klett Perthes Gotha u a 2002 ISBN 3 623 00860 5 Fuhrer zur Geologie von Berlin und Brandenburg Nr 2 Johannes H Schroeder Hrsg Bad Freienwalde Parsteiner See 2 verbesserte Auflage Selbstverlag Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e V Berlin 1994 ISBN 3 928651 03 X Fuhrer zur Geologie von Berlin und Brandenburg Nr 5 Johannes H Schroeder Hrsg Nordwestlicher Barnim Eberswalder Urstromtal Naturpark Barnim Selbstverlag Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e V Berlin 2004 ISBN 3 928651 06 4 Fuhrer zur Geologie von Berlin und Brandenburg Nr 9 Johannes H Schroeder Fritz Brose Hrsg Oderbruch Markische Schweiz Ostlicher Barnim Selbstverlag Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg e V Berlin 2003 ISBN 3 928651 11 0 Einzelnachweise Bearbeiten Die Urstromtaler Norddeutschlands die Endmoranen und Fundorte der Glacialschrammen Felix Wahnschaffe in Meyers Grosses Konversations Lexikon Band 14 Leipzig 1908 Landschaftssteckbrief 72400 Mecklenburgisch Vorpommersches Grenztal Recknitz Trebel Peene und Tollenseniederung Bundesamt fur Naturschutz 2012 Auf bfn de Historische Entwicklung der Donau Wasserwirtschaftsamt Bayern abgerufen am 21 April 2016Normdaten Sachbegriff GND 4824461 2 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urstromtal amp oldid 225302805