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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Tobel Begriffsklarung aufgefuhrt Ein Tobel das oder der ist in den oberdeutschen Dialekten ein enges Tal bis hin zu einer Schlucht 1 2 3 in der Fachsprache der Geomorphologie ein trichterformiges Tal mit engem Ausgang Regional wird auch die alternative Schreibweise Dobel verwendet Das sieben Kilometer lange Welschtobel bei ArosaGrosswalsertal durchtobelte Tobellandschaft mit Seewaldsee seltsam am Grat liegend Inhaltsverzeichnis 1 Wortherkunft 2 Entstehung und geomorphologische Phanomene 3 Beispiele grosserer Tobel 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseWortherkunft BearbeitenDas Wort Tobel ist romanischen Ursprungs und kommt im sudostlichen alemannischen 1 2 sowie im sudwestlichen bairisch osterreichischen Sprachraum vor Der Schweizer Flurnamenforscher Paul Zinsli leitet in seinem Buch Ortsnamen das Wort von vulgarlateinisch tubale aus lateinisch tubus Rohre ab Die alemannischen Einwanderer haben das Gattungswort damit von der ansassigen romanischen Bevolkerung als Lehnwort ubernommen 4 Die Ubernahme aus einer vorgangig dort gesprochenen Sprache zeigt sich auch darin dass der Begriff Tobel in so unterschiedlichen Mundarten wie dem ostlichen Hochalemannisch dem Mittelalemannischen dem ostlichen Hochstalemannisch und den westlichsten sudbairischen Dialekten bekannt ist Auf Ratoromanisch wird der Tobel auch als Tavon bezeichnet woher sich der Name Montafon fur eine grosse Talschaft in Vorarlberg ableitet Das Gattungswort Tobel oder Dobel wird haufig im westlichen Alpenvorland verwendet insbesondere in der ostlichen und inneren Schweiz ostlicher Kanton Aargau Kanton Zurich Ostschweiz und Zentralschweiz 1 im sudlichen Schwarzwald im nordlichen Vorland der Schwabischen Alb 5 in Oberschwaben im Allgau in Vorarlberg im westlichen Tirol und vereinzelt in Sudtirol Sehr zahlreich kommt das Wort auch in Orts und Flurnamen vor 6 Entstehung und geomorphologische Phanomene Bearbeiten nbsp Der Holltobel am Ausgang des Dietersbachtals Allgau Als geomorphologischer Fachbegriff wurde das Wort um 1850 von Adolf Schaubach eingefuhrt 7 Hiernach ist das der Tobel die Landform eines mehr oder minder sanften Hochtals im Gebirge mit einem Durchbruchstalchen eines Sturzbaches Durch das grossere Einzugsgebiet und das starke Gefalle des Gewassers und den damit verbundenen Gerolltransport unterscheidet sich ein Tobel von anderen Schluchtformen etwa der Klus Tobelbildung ist typisch fur Einschaltungen von weicheren weniger erosions resistenten meist tonreicheren Gesteinsschichten oder intervallen in mehr oder weniger steilgestellten sedimentaren Abfolgen In dem weicheren Material entstehen zunachst Runsen die ein Gebirgsbach als Wegsamkeit nutzt der die Runse zu einem scharfen Einschnitt vertieft Tobel finden sich daher beispielsweise in den Nordalpen vornehmlich in der Molassezone und Flyschzone zwischen Hochrhein und Donau Manche Tobel gehen auch auf plotzliche Schmelzwasserbache aus eiszeitlichen Gletschern zuruck Dabei stellt der Tobel selbst keine primar glazialmorphologische Form da ist also meist nicht eiszeitlich uberpragt sondern postglazial oder periglazial eisfrei gewesen In kompakterem Material bildet sich stattdessen als Gletschererosion das Kar aus ebenfalls ein trichterformiges Tal das sich aber entweder abflusslos endorheisch mit Karsee darstellt oder in Wasserfallen uberlauft Im Kalkgestein bilden sich stattdessen Dolinen und ahnliche Talformen Der Durchbruch des Tobels ist typischerweise V formig ausgebildet wobei die gegenuberliegenden Flanken je nach Gesteinsharte unterschiedliche Neigungen haben konnen kann sich aber auch bis zur Klamm eintiefen Erodiert der Tobelbach den Tobel ruckschreitend durch entstehen Canyons mit daruberliegenden sanften Hangschultern Umgekehrt kann ein durchbrechendes Kar oder Trogtal ebenfalls tobelartige Talformen ausbilden Beispiele grosserer Tobel Bearbeiten nbsp Tobel auf der Eggenthaler Strasse Bozener Neujahrsentschuldigungskarte von 1863 Gustav Seelos Landesbibliothek Dr Friedrich Tessmann nbsp Blick vom Ganahlskopf 2314 m in das ausserst wilde Radonatobel dessen Ausgang an der Brucke der Arlbergbahn auf etwa 1000 m Meereshohe liegtRadona Schmied Glong Stelzis und Holltobel bei Dalaas Vorarlberg Grubser Tobel und Galgentobel in Bludenz Vorarlberg Eggental Tobel bei Bozen Sudtirol Eistobel an der Oberen Argen Westallgau Faltenbachtobel bei Oberstdorf Allgau Gallenkircher Tobel im Aargau Schweizer Jura Grosses Walsertal Vorarlberg Hodinger Tobel und Spetzgarter Tobel bei Uberlingen am Bodensee Lengatzer Tobel bei Hergatz Westallgau Reinbach Tobel bei Sand in Taufers Sudtirol Schmalegger Tobel und Schussentobel bei Ravensburg Welschtobel bei Arosa GraubundenSiehe auch Bearbeiten nbsp Im Radonatobel Frische Felssturze sind hier normal Den Familiennamen Tobler der ein zu Tobel gebildeter Herkunftsname ist Gletschermuhle mancherorts auch als Tobel bezeichnet Klamm Schlucht Canyon KlusLiteratur BearbeitenSchweizerisches Idiotikon Band XII Spalten 116 122 Artikel Tobel Digitalisat Vorarlbergisches Worterbuch mit Einschluss des Furstentums Liechtenstein Bearbeitet von Leo Jutz 2 Bande Wien 1960 1965 Paul Zinsli Grund und Grat Die Bergwelt im Spiegel der schweizerdeutschen Alpenmundarten Bern 1946 S 85 ff Paul Zinsli Ortsnamen Siedlungs und Flurnamen der deutschen Schweiz Huber Frauenfeld 1971 2 Auflage 1975 Weblinks Bearbeitenortsnamen ch Eingabe Tobel Tobel und Wasserfalle im Allgau und in TirolEinzelnachweise Bearbeiten a b c Schweizerisches Idiotikon Band XII Spalten 116 122 Artikel Tobel Digitalisat a b Vorarlbergisches Worterbuch mit Einschluss des Furstentums Liechtenstein Bearbeitet von Leo Jutz 2 Bande Wien 1960 1965 ortsnamen ch Eingabe Tobel Paul Zinsli Ortsnamen Siedlungs und Flurnamen der deutschen Schweiz Huber Frauenfeld 1971 2 Auflage 1975 nachweisbar in der Wanderkarte des Schwabischen Albvereins e V Kirchheim Teck Massstab 1 25 000 Ausgabe 2017 Kartografie LGL Baden Wurttemberg Fur die Schweiz siehe im Schweizerischen Idiotikon die Anmerkung zum Artikel Tobel Band XII Spalten 120 122 sowie in ortsnamen ch Eingabe Tobel Tobel ein alemannischer Name in der Schweiz ganz gewohnlich und daher auch in diesem Gebiete Paznaun Anm zu Hause bezeichnet ein trichterformiges Thal mit engem Ausgang Adolph Schaubach Handbuch fur Reisende durch Nordtirol Vorarlberg Oberbaiern In Die deutschen Alpen ein Handbuch fur Reisende durch Tyrol Osterreich Steyermark Illyrien Oberbayern und anstossenden Gebiete 2 Auflage Band II F Frommann Jena 1866 Das Thal der Sanna S 70 Anm 1 Volltext in der Google Buchsuche Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tobel amp oldid 231501966