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Der Eistobel westallgauerisch Isdobl ist eine Schlucht des Flusses Obere Argen im Westallgau zwischen der Ortschaft Schuttentobel und der Argentobelbrucke welche die Orte Maierhofen und Grunenbach verbindet Auf einer Strecke von etwa drei Kilometern fallt eingerahmt von bis zu 130 Meter hohen Felshangen das Wasser der Oberen Argen in mehreren Stufen Kaskade talwarts und verliert dabei etwa 70 Hohenmeter Seinen Namen hat der Eistobel von den im Winter fruher oft mehrere Monate lang zu Eis erstarrten Wasserfallen Der Eistobel ist Teil des gleichnamigen Naturschutzgebiets und als Geotop ausgewiesen Eistobel im WinterWasserfall im EistobelWechsellagerung von weichen Mergelsteinen und harten Nagelfluhbanken mit Belastungsmarken an den SchichtunterseitenMergelstein Steilwand Nagelfluh Geroll im VordergrundKalktuffbildungen an einem kleinen Bach im Tobel Inhaltsverzeichnis 1 Verlauf 2 Geologie 3 Tourismus 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVerlauf BearbeitenAm Beginn des Eistobels an der Einmundung des Schuttentobelbaches wird die Obere Argen zunachst gestaut und die potentielle Energie des Wassers in einem Laufwasserkraftwerk in elektrische Energie umgewandelt Nach vielen kleinen Wasserfallen und Stromschnellen endet der Eistobel bei der Argentobelbrucke und der Bach fliesst ruhiger weiter Hinter der Brucke endet auch das Naturschutzgebiet Geologie BearbeitenDas Tal des Eistobels erschliesst beispielhaft ein Profil in der aufgerichteten Vorlandmolasse Am Sudeingang der Schlucht sind die altesten Gesteine die Sedimente der Unteren Susswassermolasse USM erschlossen Diese Sandstein Mergelstein Folge ist durch einen hohen Feldspatanteil gekennzeichnet Die feldspatreichen Sande wurden an der Wende vom Oligozan zum Miozan aus dem Bereich der Ostschweiz durch alpenrandparallele Napf und Hornlischuttung in das Allgau transportiert 1 Diese Sonderform der feldspatreichen Molasse wird auch als Granitische Molasse bezeichnet Im weiteren Verlauf des Profils sind grunliche Sandsteine Mergel und Konglomerate aufgeschlossen die im flachmarinen Bereich wahrend des Unteren Miozans abgelagert wurden Die grunliche Farbe ist auf das Auftreten von Glaukonit zuruckzufuhren das sich im Kustenbereich flachmariner Meere bildet Diese Gesteine werden der Oberen Meeresmolasse OMM zugerechnet Eingelagert sind machtige fossilarme Konglomeratbanke die im Talverlauf haufig Steilstufen bilden Stellenweise sind in die Konglomerate massenhaft zerbrochene Austernschalen eingelagert Im Nordteil des Tobels stehen die Konglomerat Mergel Wechselfolgen der Oberen Susswassermolasse OSM an die ab dem Obersten Untermiozan vor ca 18 Millionen Jahren in dieser Gegend abgelagert wurden Die harten Konglomerat Nagelfluh Banke bilden die Steilstufen der zahlreichen Wasserfalle im Tobel Eingelagert zwischen die harten Banke sind dunnere Mergelsteinlagen deren Ausstrichsbereich am Hang durch das Auftreten von kleineren und grosseren Hangrutschungen sowie im Talgrund durch Vernassungszonen mit Moor und Sumpfflachen charakterisiert ist Die Sedimentation der Gesteine der Oberen Susswassermolasse endete vor etwa 9 Millionen Jahren im Tortonium In die Ablagerungen der Oberen Susswassermolasse sind stellenweise gering inkohlte Braunkohlen eingelagert die besonders in wirtschaftlichen Notzeiten abgebaut wurden Aufgrund des geringen Heizwertes und der schwankenden und geringen Machtigkeit des Riedholzer Flozes besitzen diese Braunkohlen heute keine wirtschaftliche Bedeutung mehr 1 Im Zuge der Auffaltung der Alpen sind die unterschiedlichen Gesteine der Schlucht nach ihrer Ablagerung verstellt worden Der Sudrand der ansonsten ungefalteten Vorlandmolasse den der Eistobel anschneidet weist eine Aufbiegung der Gesteinsschichten zu den Alpen hin auf Daher sind die Molasse Schichten im Suden des Eistobels noch mit etwa 40 nach Nordwesten hin geneigt wahrend am nordlichen Ende der Schlucht die Schichten flacher mit etwa 15 einfallen Zu den jungsten Ablagerungen zahlen Kalktuffbildungen die sich an Bachlaufen bilden die an den Hangen uber die Konglomeratbanke sturzen Hier erfolgt mit Hilfe von Moosen eine Ausfallung von Kalk aus kalkgesattigten Bachwassern nbsp Strudellocher im BachbettIm Bachbett sind zahlreiche fluviatile Erosionsformen wie Strudellocher Strudelkessel und Gumpen zu beobachten Der Eistobel entstand am Ende der letzten Eiszeit vor rund 15 000 Jahren als sich im Tal bei Ebratshofen ein Schmelzwassersee bildete Der See entwasserte uber eine Abflussrinne im Bereich des heutigen Tobels Durch erosive Prozesse vertiefte sich die Schlucht zunehmend Die Anlage der Abflussrinne erfolgte vermutlich schon fruher im Mittelpleistozan vor rund 380 000 Jahren 2 Das Geotop Molasseprofil Eistobel NNE von Grunenbach ist vom Bayerischen Landesamt fur Umwelt als geowissenschaftlich besonders wertvolles Geotop Geotop Nr 776R001 mit einer Eignung als besonderes wissenschaftliches Referenzobjekt eingestuft worden 3 Im Jahr 2009 wurde das Molasseprofil im Eistobel zu den 100 Schonsten Geotopen Bayerns gewahlt 4 Tourismus Bearbeiten nbsp Wanderwege durch den Tobel vorbei an den Nagelfluh SteilwandenEin Wanderweg folgt der gesamten Lange der Schlucht Die Wanderung durch den Eistobel ist bei Familien beliebt und mit der notigen Vorsicht auch mit kleinen Kindern ab etwa vier Jahren machbar Im Winter bleibt der Weg durch die Schlucht geschlossen Am Nordeingang zur Schlucht befindet sich ein kleines Informationszentrum in dem sich die Besucher uber die Entstehung des Tobels informieren konnen Am Weg sind durch Informationstafeln unter anderem folgende Stationen ausgewiesen Erste Wasserfalle Grosser Wasserfall 18 Meter tief fallt das Wasser der Oberen Argen hinab in eine tiefe Gumpe Zwinger der Fluss zwangt sich hier durch machtige Felsblocke hindurch Hohe Wand Wasserfall am Eissteg Stausee und grosse Nagelfluhwand hier ragt eine rund 50 Meter hohe senkrechte Nagelfluh Wand aus der zu einem See aufgestauten Argen empor Siehe auch BearbeitenListe der Wasserfalle in DeutschlandLiteratur BearbeitenFordergemeinschaft Eistobel e V Eistobel Westallgauer Wasserwege In Natur erleben Allgau Westallgau Weiler 2012 12 S K Lemcke Das Bayerische Alpenvorland vor der Eiszeit In Geologie von Bayern Band 1 Schweizerbart Stuttgart 1988 175 S Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Eistobel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Eistobel als Teil der Westallgauer Wasserwege Eistobel im Geopark AllgauEinzelnachweise Bearbeiten a b Herbert Scholz Bau und Werden der Allgauer Landschaft 3 Auflage Schweizerbart Stuttgart 2016 ISBN 978 3 510 65333 1 S 158 ff Molasseprofil Eistobel In Bayerns schonste Geotope Bayerisches Landesamt fur Umwelt abgerufen am 15 August 2016 Geotopdatenblatt Molasseprofil Eistobel ENE von Grunenbach PDF In Geotopkataster Bayern Bayerisches Landesamt fur Umwelt abgerufen am 12 August 2016 100 schonste Geotope Bayern Informationstafel Eistobel Nicht mehr online verfugbar Bayerisches Landesamt fur Umwelt 2009 archiviert vom Original am 12 August 2016 abgerufen am 12 August 2016 47 630555555556 10 036944444444 Koordinaten 47 37 50 N 10 2 13 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eistobel amp oldid 226440306