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Ein Konglomerat lateinisch conglomerare zusammenballen ist in der Geologie ein grobkorniges klastisches Sedimentgestein das aus mindestens 50 gerundeten Komponenten Kies oder Geroll besteht die durch eine feinkornige Matrix verkittet sind Sind die Bestandteile eckig spricht man hingegen von einer Brekzie oder auch Breccie Polymiktes Konglomerat klastengestutzt Woodton Formation Perm New South Wales Australien Fur solche bunten Konglomerate existiert im englischen Sprachraum auch die Bezeichnung Puddingstone Puddingstein Konglomerat in Aspendos Turkei Inhaltsverzeichnis 1 Alternativbezeichnungen 2 Eigenschaften 3 Vorkommen 3 1 Allgemein 3 2 Vorkommen in Mitteleuropa 3 2 1 Juranagelfluh 4 Besondere Vorkommen 5 Weblinks 6 FussnotenAlternativbezeichnungen BearbeitenKonglomerate werden teilweise auch als Nagelfluh siehe unten und historisch als Pudding oder Wurststein bezeichnet 1 2 Der Begriff Wurststein leitete sich von der Ahnlichkeit der Textur des Anschliffs eines Konglomerats mit der Textur einer angeschnittenen Blutwurst ab grobere Fleisch und Speckstucke in einer dichten optisch homogenen Grundmasse 3 Den gleichen Hintergrund hat die Bezeichnung Puddingstein Sie ist aus dem Englischen entlehnt und bezieht sich auf die Ahnlichkeit zum britischen Pudding 4 vgl insbesondere Blutpudding Eigenschaften BearbeitenKonglomerate entstehen entweder aus Ablagerungen von Flussen hoher Transportleistung oder sie bilden sich an Erosionskusten Strandkonglomerate Nach der diagenetischen Verfestigung dieser Gerolle entstehen Konglomerate Die Einzelkorner der Konglomerate konnen aus allen moglichen Gesteinsarten bestehen die im Herkunftsgebiet vorhanden sind angereichert haben sich aber vor allem widerstandsfahige Gesteine z B Quarzite Die Korngrosse ubersteigt 2 mm Einzelkorner sind in einem feineren ausgeharteten Bindemittel meist Quarz oder Calcit eingebettet Im Alpenvorland ist das Bindemittel Kalziumkarbonat bei Konglomeraten und Brekzien weit verbreitet aber auch Dolomit oder kieselige Bindemittel treten auf mit kieseligem Bindemittel gebundene Quarze Quarzkonglomerat z B im Geotop Blockstrom Kaser Steinstuben 5 bei Triftern Vorkommen BearbeitenAllgemein Bearbeiten Konglomerate sind weltweit verbreitet Man trifft sie prinzipiell in den gleichen Situationen wie Sandsteine an Auf Grund der hohen Transportenergie die fur die Ablagerung von Gerollen notig ist sind sie aber deutlich seltener als Sandsteine Auch treten Konglomerate in relativ ruhigen Ablagerungsgebieten z B im Meer bei grosserer Entfernung von der Kuste oder in den Tieflandern der Kontinente nicht auf Ihr Vorkommen in marinen Ablagerungen ist daher ein Indiz fur Kustennahe auf Festlandern ein Beleg fur Gebirgsbildungsphasen Fur Aufsehen sorgte der Nachweis von Konglomeraten auf dem Mars durch Aufnahmen von Curiosity da man annimmt dadurch den fluviatilen Transport der enthaltenen Gerolle nachweisen zu konnen 6 7 Vorkommen in Mitteleuropa Bearbeiten Konglomerate findet man am gesamten Alpenrand sowie an den Flussen des Alpenvorlandes u a in Deutschland auch in der Nord Eifel Nideggen Trias im Thuringer Wald Eisenach Perm im Harz im Kellerwald und im Umfeld der Schwabischen Alb Das Holzer Konglomerat ist ein ausserst hartes Vorkommen im saarlandischen Karbon Die im nordlichen Alpenvorland vorkommenden geologisch jungen Konglomerate werden als Nagelfluh bezeichnet z B in den Allgauer Nagelfluh Schichtkammen im Landkreis Oberallgau in den St Galler Voralpen vor allem im unteren Toggenburg im Toss und Napfbergland an Rossberg Bergsturz von Goldau und Rigi Sie gehoren geologisch meist zur Molasse es sind jedoch auch jungere Nagelfluh Vorkommen bekannt Teufelskeller bei Baden Ganz junge Nagelfluhformationen sind auch aus den Schotterflachen der Eiszeiten z B der Gunz Kaltzeit entstanden vor allem im Bereich der Endmoranen dort wurde dieser Nagelfluh als einziger naturlicher Stein neben Kalktuff bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts abgebaut und verwendet eine Bestandsaufnahme fur den Landkreis Altotting Bayern siehe unten Nagelfluh scherzhaft auch als Herrgottsbeton bezeichnet erinnert an schlecht sortierten bzw geruttelten Waschbeton In einer verbackenen Masse sind massig gut abgerundete Gesteinsbrocken eingeschlossen bei kurzem Flusstransport oder grossen Massen bis 50 cm auch mitunter kantig In der Schweiz wird harte Nagelfluh spasseshalber auch Appenzeller Granit genannt Die relativ harten Ablagerungen sind oft steilstufig fluh schweizerisch fur steilwandig Im Verwitterungsprozess stehen die Gerolle als Nagelkopfe aus dem Bindemittel meistens ein mergeliges bis sandiges Kalkstein Sediment heraus 8 In einigen geologischen Zonen der Osterreichischen Zentralalpen sind Konglomerate hohen Alters aufgeschlossen etwa der Konglomeratgneis am Ostrand des Tauernfensters an der penninisch austroalpinen Deckengrenze 9 In den Westalpen finden sich permische Konglomerate in den Verrucano Schichten Ein wichtiger Aufschluss der von Horace Benedict de Saussure beschrieben wurde liegt in der Nahe der franzosischen Ortschaft Vallorcine 10 nbsp Nagelfluh am Hochhaderich dem westlichsten Gipfel der Hochgratkette nbsp Konglomerat am Speer in den Schweizer Voralpen nbsp Grauwackekonglomerat aus dem Harz nbsp Konglomeratblock in China Yiling nbsp Kreuz aus bearbeitetem Konglomerat der Nagelfluh nbsp Konglomeratische Rinnenablagerung in einer Rotliegend Abfolge Perm des Saar Nahe Beckens nbsp Verkleidung aus Nagelfluh an der Pfarrkirche St Josef in Altotting 1964 1967 vermutlich aus einem Steinbruch im Bereich des Hechenbergs sudostlich von Altotting nbsp Stark bemooster Aufschluss der Jungeren Juranagelfluh schlecht sortiert wohl gerundet Tengener Rinne Hegaualb Schwabische Alb nbsp Nagelfluh Bohrkern Schweiz nbsp Calcitisches Konglomerat aus Bulgarien Anschliff Juranagelfluh Bearbeiten Im mittleren Sudwestdeutschland schutteten wasserreiche Urflusse Juranagelfluh genannte Sedimente darunter auch Konglomerate deren Gerolle vom Schwarzwald bzw von der damals noch weiter nach Nordwesten reichenden Albtafel und deren nordlichen Vorland stammen Diese Urflusse mundeten in die Graupensandrinne am Nordrand des Molassebeckens und spater in die entstehende Urdonau Ober oligozane Altere Juranagelfluh Gerolle sind nur am Nordrand des Hegaus erhalten Die im Ober Miozan geschutteten Jungeren Juranagelfluhe sind zwischen dem Kanton Schaffhausen vor allem aber im deutschen Hegau und der ostlichen Schwabischen Alb nordlich und sudlich der heutigen Oberen Donau nachgewiesen und auf geologischen Karten eingetragen 11 12 13 14 nbsp Die Meteorakloster in Griechenland gebaut auf und aus KonglomeratgesteinBesondere Vorkommen BearbeitenSpeer Berg Europas hochster Nagelfluh BergWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Konglomerat Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Konglomerat Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen BUND Naturschutz Bayern Nagelfluhsteinbruche im Landkreis AltottingFussnoten Bearbeiten Oeconomische Encyclopadie 1773 1858 von Johann Georg Krunitz Puddingstein Reinhard Blum Lithurgik oder Mineralien und Felsarten nach ihrer Anwendung in okonomischer artistischer und technischer Hinsicht systematisch abgehandelt E Schweizerbart s Verlagshandlung Stuttgart 1840 S 180 Gottlieb Tobias Wilhelm Unterhaltungen aus der Naturgeschichte des Mineralreichs 2ter Band Unterhaltungen aus der Naturgeschichte Band 27 Martin Engelbrecht Augsburg 1828 BHL S 330 Torsten Purle Konglomerat steine und minerale de Blockstrom Kaser Steinstuben jpl nasa gov Aufnahmen vom Mars R M E Williams u a Martian Fluvial Conglomerates at Gale Crater In Science Band 340 Nr 6136 2013 S 1068 1072 J Eberle u a Deutschlands Suden vom Erdmittelalter zur Gegenwart Heidelberg 2007 S 39 Z B auf der Baukarlscharte im Gasteinertal In Anton Ernst Lafenthaler Gastein im Bild Geologie 5 April 2006 Ludwig Milch Beitrage zur Kenntnis des Verrucano Erster Teil Leipzig 1892 S 4 5 A Schreiner Die Juranagelfluh im Hegau In Jahreshefte des Geologischen Landesamtes Freiburg Breisgau 1965 W Ufrecht Ein plombiertes Hohlenruinenstadium auf der Kuppenalb zwischen Fehla und Lauchert Zollernalbkreis Schwabische Alb In Laichinger Hohlenfreund 2009 S 53f J Eberle B Eitel D Blumel P Wittmann Deutschlands Suden vom Erdmittelalter zur Gegenwart Heidelberg 2007 S 47 E Villinger Eine geologische Bilderbuchlandschaft In W Rosendahl B Junker A Megerle J Vogt Hrsg Wanderungen in die Erdgeschichte Band 18 Schwabische Alb 2 Auflage Munchen 2008 S 15 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konglomerat Gestein amp oldid 237662979