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Das Napfgebiet 1 auch Napfbergland ist ein 800 bis 1406 m u M 2 hohes Hugel und Berggebiet in der Schweiz das nach seinem hochsten Berg dem Napf benannt ist und etwa in der Mitte zwischen den Stadten Bern und Luzern liegt Es ist Teil der Emmentaler Alpen 1 Die Luderenalp im westlichen Teil des Napfberglandes Inhaltsverzeichnis 1 Geographie und Geologie 1 1 Geologie 1 2 Oberflachengestalt 2 Vegetation 3 Kulturlandschaft 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 BelegGeographie und Geologie BearbeitenDas Bergland zeigt einen kreisformigen Grundriss und weist einen Durchmesser von 25 km auf Begrenzt wird das Napfbergland auf seiner nordlichen Seite von einer Talachse die sich im Halbkreis von Sumiswald uber Huttwil und Willisau bis nach Wolhusen zieht Im Sudosten wird das Napfgebiet durch das Entlebuch von den Voralpen getrennt Im Sudwesten bildet das Emmental respektive das Tal der Ilfis eines rechten Seitenflusses der Emme die naturliche Abgrenzung Etwa in der Mitte wird das Napfbergland von Nord nach Sud von einer Kantonsgrenze durchquert der westliche Teil gehort zum Kanton Bern der ostliche Teil zum Kanton Luzern Geologie Bearbeiten Die geologische Geschichte des Napfberglandes steht in engem Zusammenhang mit der Alpenfaltung Nachdem die Hebung der Alpen vor rund 30 Millionen Jahren ihre starkste Phase erlebte verstarkte sich die Erosion des Reliefs deutlich Flusse verfrachteten die Gesteinsgerolle in das nordlich der Alpen gelegene Becken das heutige Schweizer Mittelland und lagerten sie dort ab An denjenigen Stellen wo grosse Flusse das Becken erreichten bildeten sich im Lauf der Zeit ausgedehnte Schwemmkegel die so genannten Nagelfluhfacher Als Nagelfluh bezeichnet man ein Gestein bestehend aus abgerundeten durch Flusse transportierte Gesteinsbrocken unterschiedlicher Grosse Diese Brocken sogenannte Gerolle sind durch ein feinkorniges Bindemittel das die Hohlraume ausfullt miteinander verkittet Die ersten Nagelfluhfacher im Gebiet des Napf entstanden innerhalb des geologischen Zeitraumes Aquitanium unteres Miozan 23 03 bis 20 43 Millionen Jahre und sind hier Teil der Schichtenfolge der Unteren Susswassermolasse bis 22 5 Millionen Jahre im Mittelland In den folgenden Perioden des Miozan entwickelte sich der Napffacher neben dem Hornlifacher zum bedeutendsten Nagelfluhfacher am Nordrand der Schweizer Alpen Das damals ganz anders als heute ausgestaltete Flusssystem lagerte riesige Mengen an Erosionsmaterial am Alpenrand ab Aufgrund grossraumiger tektonischer Senkungen geschah dies vor etwa 22 5 bis 16 3 Millionen Jahren im Bereich eines Flachmeeres weswegen die Ablagerungen als Obere Meeresmolasse bezeichnet werden Danach fuhrten Hebungsvorgange zum Ruckzug des Meeres In der langen Ablagerungsperiode der Oberen Susswassermolasse vor rund 16 3 bis 5 3 Millionen Jahren baute sich der Napffacher weiter massiv auf so dass schliesslich allein fur diesen Zeitraum eine Schichtdicke von ungefahr 1500 m erreicht wurde Gegen Ende der Sedimentationsperiode fuhrte die Verlagerung des Flussnetzes dazu dass der Napffacher seine Funktion als Ablagerungsraum verlor Schon bald entfaltete deshalb die Erosion auch hier ihre Wirkung Aus dieser Entstehungsgeschichte leitet sich die Gesteinszusammensetzung des Napfberglandes ab Der Hauptteil des Gebietes besteht aus Molassenagelfluh der Oberen Susswassermolasse in tieferen Bereichen insbesondere am westlichen Rand der Region treten auch Sedimente der Oberen Meeresmolasse zutage Das Gestein zeigt eine klare Schichtung Ablagerungssequenzen mit groben Nagelfluhkonglomeraten die aus Zeiten erhohter Flussaktivitat und starker Erosion stammen wechseln mit Sandsteinen und mergeligen Schichten ab Die Schichten fallen mit einer Neigung von durchschnittlich 4 bis 8 gegen Nordwesten und Norden ein Die grosseren Gesteinfragmente werden aufgrund ihres Gewichtes zuerst abgelagert wahrend feinere Korngrossen langer vom Wasser transportiert werden Deshalb findet man in demselben Sedimentationshorizont naher am Alpenrand grobere Gesteinsblocke als weiter nordwarts Oberflachengestalt Bearbeiten nbsp Hugellandschaft nordwestlich von Romoos LU Selbst wahrend der Hochstadien der Eiszeiten war das zentrale Gebiet des Napfberglandes nicht eisbedeckt Einzig am Nordhang des Napf bildeten sich jeweils einige kleine Kargletscher Das Fehlen der Eisbedeckung ist die Ursache fur die charakteristische fluviatil gepragte Topographie des Napfgebietes Durch die fortdauernde Wirkung der Erosion entstanden tief in die Schichten eingekerbte Taler Das Zentrum bildet ein mehr oder weniger in West Ost Richtung verlaufender Grat uber Geissgratfluh 1332 m u M Farnli Esel 1383 m u M Hochanzi 1368 m u M Napf 1408 m u M und Hengst 3 1372 m u M inklusive ein ab Hochanzi in Sud Nord Richtung verlaufender Grat uber Ober Scheidegg 1249 m u M und Ahorn 1139 m u M als hochste Punkte des Berglandes Von diesem Zentralgrat laufen radial in alle Richtungen Taler so genannte Graben aus die durch schmale aber hohe Kamme mit oft sehr steilen Hangen voneinander getrennt werden Die Haupttaler erhalten Zufluss von zahlreichen meist kurzen Seitentalern die ebenfalls als tiefe und teilweise unzugangliche Graben ausgebildet sind Solche charakteristische Graben sind der Hornbachgraben der Fankhausgraben und die Fontannentaler Die Hohe der Bergkamme nimmt vom Zentrum gegen aussen nahezu kontinuierlich ab Aufgrund dieser Oberflachengestalt weist das Napfbergland ein sehr dichtes Gewassernetz auf Der sudliche und westliche Teil wird zur Emme entwassert der nordwestliche Teil zur Langete der nordliche Teil mit Luthern und Enziwigger zur Wigger und der ostliche Teil mit den Quellbachen der Fontanne zur Kleinen Emme Vegetation BearbeitenBesonders der Kernraum des Napfberglandes ist von ausgedehnten Waldern bestanden wobei man oberhalb von rund 800 bis 900 m u M Tannen Buchenwalder darunter vorwiegend Buchenwalder findet Bewaldet sind vor allem die teils extrem steilen Hange sowie die abgelegenen tiefen Kerbtaler Auf den Kammen und den etwas weniger stark geneigten Flachen herrschen Wiesen und Weiden vor Weil das Gebiet wahrend der Eiszeiten nicht vergletschert war konnte es als Ruckzugsraum fur die alpine Flora dienen Noch heute sind deswegen im Napfgebiet Reliktpflanzen wie etwa der Alpen Hahnenfuss Ranunculus alpestris der Gegenblattrige Steinbrech Saxifraga oppositifolia der Alpenhelm Bartsia alpina die Silberwurz Dryas octopetala und die Alpen Soldanelle Soldanella alpina anzutreffen Kulturlandschaft Bearbeiten nbsp Emmentaler Bauernhof mit Kornspycher in BarauDas Napfbergland ist wenn man von den Ortschaften in den Talern die das gesamte Gebiet umspannen absieht eine sehr dunn besiedelte Region Die einzigen geschlossenen Ortschaften im Napfgebiet sind Wasen im Emmental Eriswil Ufhusen Luthern Hergiswil bei Willisau Menzberg Romoos Doppleschwand und Trub Ansonsten ist die Region ein typisches Streusiedlungsgebiet mit verschiedenen Weilern die meist in den Talern liegen und zahlreichen Einzelhofen die weit verstreut sowohl in den Talern als auch auf den Kammen Eggen stehen Diese Gehofte sind oftmals sehr abgelegen und nur schwierig zu erreichen Die Bewohner leben von der Graswirtschaft und Viehhaltung sowie von der Forstwirtschaft und Holzverarbeitung Ackerbau gibt es nur in gunstigen Tallagen und in den weniger stark kupierten Bereichen des nordlichen Napfberglandes Bis zum 19 Jahrhundert war das Napfgebiet eine der Hauptregionen des Kuherwesens Die sudlichen Taler des Napfgebietes wurden seit dem 12 Jahrhundert von Monchen aus dem Kloster Trub erschlossen gerodet und urbar gemacht Die eigentliche Besiedlung der Region begann jedoch erst im Spatmittelalter Mit der Zeit entwickelte sich die Kohlerei was zur Folge hatte dass das Gebiet immer mehr gerodet wurde Weil dadurch die stabilisierende Wirkung der Hange durch die Baume wegfiel waren die Taler und die Dorfer des Unterlandes einer erhohten Hochwassergefahr ausgesetzt wobei die Bache jeweils grosse Schuttmengen mit sich fuhrten Erst im 20 Jahrhundert begann man mit der Wiederaufforstung grosser Flachen Im 18 und 19 Jahrhundert wurde besonders in den vom Napf ostwarts zur Kleinen Emme fuhrenden Flussen Gold gewaschen doch die Ausbeute des Napfgoldes 4 erreichte nie grosse Ausmasse Das Napfbergland ist eine sekundare Lagerstatte fur Gold das von den miozanen Flussen aus den Alpen hierher verfrachtet wurde Noch heute kann man im Flusskies Goldflitter finden Das gesamte Napfbergland ist im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung BLN verzeichnet Der sudostliche Teil des Napfgebietes gehort zum UNESCO Biospharenreservat Entlebuch Das Gebiet ist eine beliebte Wanderregion Siehe auch BearbeitenGrenzpfad NapfberglandLiteratur BearbeitenToni P Labhart Geologie der Schweiz Thun 1992 5 Aufl 2001 Molassegliederung S 29 ISBN 3 7225 6760 2 und Geologie der Schweiz 8 Auflage Bern 2009 ISBN 978 3 7225 0116 1 Al Imfeld Wie die Arche Noah auf den Napf kam Kindheitsgeschichten aus dem Luzerner Hinterland Rotpunktverlag Zurich 2011Weblinks Bearbeiten 1 2 Vorlage Toter Link www bafu admin ch Thema Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmaler von nationaler Bedeutung BLN Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Juni 2017 Suche in Webarchiven auf der Website des Bundesamtes fur Umwelt BAFU Napf auf der Website Wanderland Website Landschaftsraume Napfgebiet www napfgebiet ch47 7 9 1408 Koordinaten 47 0 N 7 54 O CH1903 635090 205541Beleg Bearbeiten a b Ernst Hohne Knaurs Lexikon fur Bergfreunde Die Alpen zwischen Matterhorn und Bodensee Droemer Knaur Munchen 1987 ISBN 3 426 26223 1 S 196 Hochster Punkt in Karten der Schweiz SwissTopo Hengst als Ausdruck ungestumer Wildheit bezeichnet in der Alpenwelt ein wilde Bergform Siehe Alfred Helfenstein Das Namensgut des Pilatusgebietes Keller amp Co AG Luzern 1982 ISBN 3 85766 004 X S 24 f Gregor Egloff Hans Hug In Historisches Lexikon der Schweiz abgerufen am 16 Oktober 2022 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Napfgebiet amp oldid 234136710