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Die Kuher waren zwischen 1550 und etwa 1900 eine Berufsgattung der Alpwirtschaft in der Schweiz mit nomadisierender Lebensweise Sie waren vor allem im Napfgebiet und im westlichen Voralpenraum verbreitet mit dem bernischen Emmental als Zentrum Auch im Greyerzerland und im angrenzenden Pays d Enhaut gelebt gelangte das Kuherwesen von dort im 18 Jahrhundert durch ausgewanderte Kuher in den Waadtlander und Neuenburger Jura Im franzosischen Sprachraum wurde ein Kuher als vacher bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Lebensweise 3 Hochblute und Niedergang 4 Literatur 5 WeblinksEntwicklung BearbeitenDie Wurzeln des Kuherwesens liegen teils in herrschaftlichen Milchwirtschaftsbetrieben den Schweighofen teils in der genossenschaftlichen oder privaten Alpwirtschaft der einheimischen Talbauern Als mit der Umstellung auf die exportorientierte Produktion von Fettkase im 16 Jahrhundert die Alpkaserei sich zu lohnen begann stiegen die vermehrt kultivierten Kuhalpen im Wert Anders als die Korporationsalpen im Alpenraum waren im Emmental Greyerzerland sowie im Pays d Enhaut die privaten Alpen uber Alprechte kauflich Das Patriziat der Stadte Bern und Freiburg erwarb solche Alpen ab dem 16 Jahrhundert als Geldanlage so dass beispielsweise im Raum Schangnau Rothenbach im 18 Jahrhundert drei Viertel aller Alprechte bei Berner Patriziern lagen Die fur den Alpbetrieb benotigten Fachleute der Milchverarbeitung die Kuher rekrutierten sich aus einheimischen Bauernsohnen die nach Ubernahme des vaterlichen Hofs durch den jungsten Bruder Minorat bar ausgekauft wurden Der Kuher zwar ohne eigene Alp oder Talhof doch gleichwohl bemittelt wurde im 17 Jahrhundert Pachter der Kuhherde und der Alp Er verkaufte die Milchprodukte auf eigene Rechnung und zahlte dem Patrizier Zins fur die Pacht und das Winterquartier in dessen Talhof Lebensweise BearbeitenDas sichere Angebot an Alppachten bewog die Kuher im 18 Jahrhundert Besitzer der Kuhherde und im Unterschied zum angestellten Senn vollends zum Unternehmer zu werden Wahrend der Alpzeit von Mai bis Michelstag 29 September zu Saint Denis 9 Oktober oder zum Gallustag 16 Oktober pachteten sie eine Herrenalp seltener eine private oder genossenschaftliche Bauernalp Fur das Winterhalbjahr suchten sie fur sich und ihre Herden von 40 bis 100 Kuhen Unterkunft im Tal Viele Hofe im Mittelland waren mit Kuherstuben oder Kuherstockli sowie mit zusatzlichen Stallen ausgerustet Der Kuher bezahlte in Geld und Naturalien Butter Kase Kalber fur Unterkunft Nahrung Brennholz und Heu Die steigende Nachfrage nach Heu beschleunigte im Tal die Umstellung von Getreide auf Grasbau Kuher mit Grossherden waren im Winter zu ofterem Umziehen oder zum Aufteilen der Herde auf verschiedene Hofe genotigt Hofe in Stadtnahe waren bevorzugte Winterquartiere da sich Milchprodukte in der Stadt vermarkten liessen Leihevertrage um Alpen fur eine oder mehrere Saisons regelten die Nutzung und den Alpunterhalt Schwenden Saubern Dungen Mahen Zaunen durch den Kuher und seine Gehilfen ferner die Unterhaltsarbeiten an Alpgebauden Hutte Stall Speicher am Sennereigerat Kasekessel lade presse usw an Brunnentrogen und Wasserleitungen Der Pachtzins in Geld berechnete sich nach der Anzahl der Kuhrechte und der Bonitat der Alp sowie nach den vorjahrigen Kasepreisen Hinzu kamen Naturalleistungen Kase Butter Ziger an den Alpbesitzer Die Kasemilch Schotte Molke gehorte dem Kuher zur Schweinemast Hochblute und Niedergang BearbeitenDas 18 Jahrhundert war die Blutezeit des Kuherwesens Zwischen Tal und Alpgebiet gut eingespielt war es abgesehen von Jahren mit Preiseinbruchen beim Kase der eintraglichste Landwirtschaftszweig und fur alle vier Glieder im System Kuher Alpbesitzer Talbauern Kasehandler gewinnbringend Bei steigenden Kasepreisen kletterten die Pachtzinsen um fast das Zweieinhalbfache Das Geschaft war risikobehaftet und konnte dem Kuher Vermogen oder Ruin eintragen Zur reichen Folklore des Kuherstandes gehorten Alpaufzug Schwingen Alphornblasen und Kuhreihen In den 1830er Jahren setzte der rasante Verfall des Kuherwesens ein als die billiger produzierenden Talkasereien die Kuher ihrer Existenz beraubten Die Kuher wurden zu Talkasern Ackerbauern oder Viehzuchtern im Tal oder auf ganzjahrig betriebenen Alphofen Ende des 19 Jahrhunderts war die Umstellung abgeschlossen Literatur BearbeitenRudolf Ramseyer Das altbernische Kuherwesen Verlag Paul Haupt Bern 1961 Fritz Hausler Das Emmental im Staate Bern bis 1798 Stampfli Verlag Bern 1968 S 76 88 Weblinks BearbeitenAnne Marie Dubler Kuherwesen In Historisches Lexikon der Schweiz nbsp Diese Fassung des Artikels basiert auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz HLS der gemass den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4 0 International CC BY SA 4 0 steht Sollte der Artikel so weit uberarbeitet und ausgebaut worden sein dass er sich erheblich vom HLS Artikel unterscheidet wird dieser Baustein entfernt Der 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