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Die Graupensandrinne ist ein Palao Flusstal das im hoheren Unter 18 17 mya oder fruhen Mittel Miozan 14 5 mya am Nordrand der alpinen Vorlandsenke bestand Sie erhielt ihren Namen nach dem Basiskonglomerat dem Graupensand enthalt Kleingerolle in der Grosse von Graupen das erosionsdiskordant Schichten der Oberen Meeresmolasse und Unteren Susswassermolasse teilweise auch direkt Jura Kalken auflagert Die Rinne verlauft von Nordost nach Sudwest annahernd entlang des Sudrands des Schwabisch Frankischen Jura Graupensand Grobsand und Graupen Inhaltsverzeichnis 1 Erforschungsgeschichte 2 Geologie 2 1 Allgemeines 2 2 Lithostratigraphie 2 3 Biostratigraphie 2 4 Deutung der Rinnenfullung 2 5 Kontroverse zum Alter der Graupensandrinnenfullung 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksErforschungsgeschichte BearbeitenDie Prasenz einer miozanen Erosionsrinne am Nordrand des Molassetroges wurde erstmals 1925 erkannt Die ersten Publikationen grundlegender Gesamtdarstellungen stammen von den Geologen August Moos 1925 und Helmut Kiderlen 1931 Haus 1951 differenzierte erstmals zwischen einer erweiterten und der eigentlichen Rinne Die Feldforschungen konzentrierten sich auf Aufschlusse am Nord west rand der Rinne im Ulmer Raum und im Hegau Bodenseegebiet wo die Sande und Kiese gewerblich abgebaut wurden oder noch werden Aus einigen wissenschaftlichen Bohrungen konnten in jungerer Zeit weitere Erkenntnisse gewonnen werden Geologie BearbeitenAllgemeines Bearbeiten nbsp Obere Donau und Schwabische Alb heute nbsp Miozane Graupensandrinne am Nordrand des Molassebeckens nbsp Geologischer Schnitt durch den Hegau mit der Graupensandrinne nbsp Graupensande uberlagert von Austernnagelfluh der OMM auflassige Sandgrube Riedern nbsp Fossile Zahne Haie Sauger und Krokodile aus dem Graupensand von Riedern nbsp Viviparus suevicus WENZ 1919 Durchmesser 1 9 cm Miozan Suss Brackwassermolasse Unterkirchberg bei UlmDie Graupensandrinne ist eine pradanubische Entwasserungsrinne am Nordrand der nordalpinen Molasse Sie wurde noch im Miozan im Zuge einer letzten schwachen Transgression des Molassemeeres Obere Brackwassermolasse OBM und durch fluviatile Sedimente Obere Susswassermolasse OSM wieder aufgefullt und ist daher heute morphologisch nicht mehr wahrnehmbar Ihre Funktion als Entwasserungsrinne der Alpen des Molassebeckens und der Schwabischen und Frankischen Alb ubernahm schliesslich die sich seit rund acht Millionen Jahren entwickelnde Urdonau Durch tektonische Hebung des Molassebeckens am Ende des Untermiozans wich das damalige Flachmeer die westliche Paratethys 1 endgultig aus dem heutigen Suddeutschland zuruck bis in das ausserste Ostbayern und nach Westen in das Schweizer Mittelland Im Zuge dieses Meeresruckganges wurde am Nordwestrand des Molassebeckens eine ca 8 13 km breite fluviatile Rinne eingeschnitten uber die weite Teile des heutigen Suddeutschlands entwassert wurden Zu diesen Regionen gehorte der westliche Teil der Bohmischen Masse heute Thuringisch Frankisch Vogtlandisches Schiefergebirge Fichtelgebirge Bayrischer Wald sowie die seinerzeit noch ebenen Gebiete des Schwarzwalder Grundgebirges und die ausgedehnten noch bis weit nach Nordwurttemberg reichenden Jura Flachen Das entsprechende Flusssystem wird als Ur Naab Ur Main Flusssystem bezeichnet Dessen Hauptstrom der aus der Vereinigung von Ur Main und Ur Naab hervorging und dessen Tatigkeit uberhaupt erst fur die Eintiefung der Graupensandrinne verantwortlich ist wird auch Graupensandfluss genannt Die Entwasserung erfolgte nach Sudwesten im Gegensatz zur heutigen Donau die nach Osten entwassert 2 Die Rinne war mindestens 260 km Luftlinie lang und erstreckte sich von Manching bei Ingolstadt uber die Ulmer Gegend bis mindestens Riedern am Sand wo sich seinerzeit die Kuste des Molassemeeres befunden haben durfte Die Hebung des Alpenvorlandes erfolgte in Form einer Verkippung mit starkeren Hebungsbetragen im Norden und Nordwesten und abnehmenden Hebungsbetragen nach Suden und Sudosten hin Entsprechend ist der Nord und Nordwestrand der Rinne 60 80 m maximal bis zu 100 m der Sud und Sudostrand nur bis zu 40 m in die unterlagernden Schichten eingetieft Diese unterschiedlich starke Eintiefung ist heute in Form von Erosionskontakten der Grimmelfinger Schichten mit der Unteren Susswassermolasse USM teilweise sogar Kalksteinen des Weissjura z B bei Engen am Nord und Nordwestrand der Rinne belegt Die allgemeine Schichtenfolge des Molassebeckens weist hier also eine bedeutende Schichtlucke einen Hiatus auf Lithostratigraphie Bearbeiten Die Ablagerungsverhaltnisse in der Graupensandrinne sind komplex 3 Ihre Fullung besteht im Wesentlichen aus zwei Formationen dem uberwiegend kiesigen im Raum Ulm bis zu 20 m machtigen 4 Graupensand an der Basis und den auflagernden meist tonig schluffigen Kirchberger Schichten Im Graupensand finden sich Fragmente von lyditahnlichem Kieselschiefer und uberdurchschnittlich viele Schwerminerale u a Zirkon Rutil Disthen und Turmalin 5 und Buchner et al 1998 erwahnen grosse Mengen von Gesteinsbruchstucken Quarz Granit Gneis Hornstein Gangquarz und Feldspat der Fein und Mittelkorngrosse in ungewohnlich hohem Masse 6 was insgesamt eine Herkunft des Materials aus dem Varistikum nahelegt Die Typlokalitat der Graupensande ist Grimmelfingen am Westrand von Ulm weshalb diese Ablagerungen auch als Grimmelfinger Graupensande Grimmelfinger Schichten oder auch Grimmelfingen Formation bezeichnet werden Fossilien sind in den Grimmelfinger Schichten generell selten Lediglich im Klettgau finden sich darin zahlreiche Reste von Meerestieren und Landwirbeltieren Auch verzahnen sich die Grimmelfinger Schichten dort mit der sogenannten Austernnagelfluh einem marinen Konglomerat das zur OMM gerechnet wird Die Kirchberger Schichten deren Typlokalitat bei Illerkirchberg sudlich von Ulm liegt sind in der Ulmer Gegend tonig mergelig ausgebildet etwa 10 m machtig und enthalten eine charakteristische Brackwasser Mikro und Makrofauna gelegentlich auch Saugetierreste Sie werden als das Ergebnis eines letzten transgressiven Pulses des Molassemeeres gedeutet Im Klettgau uberlagern die Kirchberger Schichten direkt erosiv Ablagerungen der OMM Dies weist darauf hin dass zur Ablagerungszeit der Kirchberger Schichten das eigentliche Tal des Graupensandflusses in diesem Gebiet bereits vom Meer geflutet war Man spricht daher im Zusammenhang mit dieser stratigraphischen Konstellation auch von der erweiterten Graupensandrinne Der Kontakt der Kirchberger Schichten zur auflagernden OSM ist unscharf und oft nur anhand des Aussetzens mariner Fossilien feststellbar 7 Im Raum Ulm ist den beiden Einheiten ein bis zu 13 5 m machtiger feinsandig schluffiger Ubergangshorizont die sogenannten Suevicus Schichten benannt nach einem teilweise massenhaften Auftreten der Brackwasserschnecke Viviparus suevicus zwischengelagert Alle drei Einheiten Grimmelfinger Schichten Suevicus Schichten und Kirchberger Schichten werden auch als Obere Brackwassermolasse OBM bezeichnet Sie stehen in Suddeutschland stratigraphisch zwischen der OMM und der OSM sind aber vermutlich laterale Aquivalente der OMM Biostratigraphie Bearbeiten Fossilien insbesondere Saugerfossilien sind in der Rinnenfullung insgesamt nur selten vorhanden aber haufig genug um eine detaillierte und gut gesicherte zeitliche Einordnung auf Basis der Biostratigraphie neogener Landsaugetiere vornehmen zu konnen Nach Ergebnissen entsprechender Untersuchungen wird die Obere Brackwassermolasse in die Sauger Biozone MN 4 gestellt 8 was einem absoluten Alter von 18 17 Millionen Jahren und damit Ottnangium oberem Untermiozan entspricht Deutung der Rinnenfullung Bearbeiten Die Bezeichnung der Rinnenfullung als Obere Brackwassermolasse beinhaltet bereits die Interpretation der entsprechenden Sedimente als brackische Bildungen Fast alle einschlagigen Autoren sehen in den enthaltenen marinen und brackischen Faunen den Einfluss eines vermutlich in der Schweiz damals noch vorhandenen Molasse Restmeeres Ob der Charakter der Grimmelfinger Schichten astuarin mit tidalen Einflussen gewesen sei oder aber rein fluviatil ist allerdings strittig 9 Kontroverse zum Alter der Graupensandrinnenfullung Bearbeiten Auf biostratigraphischer Basis wird die Fullung der Graupensandrinne auf 18 17 Millionen Jahre datiert siehe oben Mit Funden geschockter Quarze in den Grimmelfinger Schichten stiessen Buchner et al 1996 eine lebhafte Kontroverse unter den Geologen an die sich mit der Erforschung der Graupensandrinne befassten Die Funde stellten zwar nicht die Modelle zur Entstehung und Entwicklung der Graupensandrinne wohl aber die zeitliche Einordnung ihrer Sedimente in Frage Die geschockten Quarze wurden von Buchner et al als Auswurfmaterial des Ries Ereignisses vor 14 5 Millionen Jahren Badenium Mittelmiozan betrachtet und die basale Rinnenfullung entsprechend als gleich alt und damit mindestens 2 5 Millionen Jahre junger als bislang gedacht Die daraufhin entbrannte Debatte 10 fuhrte zu einer Reihe neuer Untersuchungen und Feldforschungen einschliesslich petrographischer Analysen mit modernsten Methoden Der Forderung nach einer prazisen Zeitbestimmung der vermeintlich stosswellenmetamorphen Quarzgerolle durch hochexakte 40Ar 39Ar Isotopdatierung kamen Buchner et al 2003 nach mit dem Ergebnis dass ihre Hypothese zum Alter der Grimmelfinger Schichten bestatigt wurde Bereits 1998 hatten Buchner et al behauptet dass die Grimmelfinger Schichten junger seien als die Kirchberger Schichten Dies wird von anderen Bearbeitern aufgrund eigener Befunde im Feld vehement abgelehnt 11 Die Biostratigraphen blieben dabei dass Entstehung und Hauptschuttungszeit der Graupensandrinne auf 18 17 Millionen Jahre festzulegen sei 12 Die Kontroverse halt an und ist wie folgt zusammengefasst worden Beide Ansichten sind sehr gut abgesichert 13 Einzelnachweise Bearbeiten Die ehemalige Prasenz des Molassemeeres aussert sich heute u a durch eine teilweise erhalten gebliebene und aufgeschlossene bis zu 50 m hohe Klifflinie an der Sudflanke der Schwabischen Alb Sach amp Heizmann 2001 Sach amp Heizmann 2001 S 5 Reichenbacher et al 1998 S 133 Sach amp Heizmann 2001 Buchner 1998 S 405 Sach amp Heizmann 2001 Reichenbacher et al 1998 S 127 Astuarin u a nach Luterbacher 2000 und dies auch im Ulmer Raum Reichenbacher et al 1998 S 132 Gegenteilig Zobelein 1995 Nach ihm sind die marinen Funde aus der OMM umgelagert und die Rinne mundete in eine Urrhone S 85 90f vgl Reichenbacher et al 1998 Buchner 2001 Sach amp Heizmann 2001 Then et al 2002 Baier et al 2002 Buchner et al 2003 Baier 2005 Megerle 2008 Sach amp Heizmann 2001 Baier et al 2002 Baier amp Hofmann 2003 Die Faunen aus der Brackwassermolasse des Ulmer Raumes gehoren eindeutig zur Saugerzone MN 4 Die aufgezeigte stratigraphische Situation lasst sich mit der Argumentation von Buchner Seyfried amp Hirsche 1996 nicht vereinbaren Reichenbacher et al 1998 S 127 Schweigert in Buchner 2001 S 305 Literatur BearbeitenBaier J 2005 Zur biogenen Basislage des Hochstrass Mittlere Schwabische Alb SW Deutschland Diskussion anorganisch geochemischer Untersuchungen Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins Neue Folge 87 Stuttgart 2005 S 361 370 Baier J amp Hofmann F 2003 Goethitpseudomorphosen aus den Kirchberger Schichten des Hochstrass Mittlere Alb SW Deutschland Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins Neue Folge 85 Stuttgart 2002 S 485 492 Baier J Then R amp Hofmann F 2002 Chemisch petrographische Untersuchungen einer kohligen Zwischenlage in den Kirchberger Schichten des Hochstrass Schwabische Alb SW Deutschland Neues Jahrbuch fur Geologie und Palaontologie Abhandlungen 226 1 Stuttgart 2002 S 131 143 Buchner E Seyfried H amp Hische R 1996 Die Graupensande der suddeutschen Brackwassermolasse ein Incised Valley Fill infolge des Ries Impaktes Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 147 Stuttgart 1996 S 169 181 Buchner E Schweigert G Seyfried H 1998 Revision der Stratigraphie der suddeutschen Brackwassermolasse Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 149 H 2 Stuttgart 1998 S 305 320 Buchner E 1998 Die Suddeutsche Brackwassermolasse in der Graupensandrinne und ihre Beziehung zum Ries Impakt Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins Neue Folge 80 Stuttgart 1998 S 399 459 Buchner E Seyfried H Bogaard P V D 2003 40Ar 39Ar laser probe age determination confirms the Ries impact crater as the source of the glass particles in Graupensand sediments Grimmelfingen Formation North Alpine Foreland Basin International Journal of Earth Sciences Geologische Rundschau 92 Heidelberg 2003 S 1 6 Eberle J Eitel B Blumel W D Wittmann P 2007 Deutschlands Suden vom Erdmittelalter zur Gegenwart Heidelberg 2007 Geyer O F amp Gwinner M P 1986 Geologie von Baden Wurttemberg Stuttgart 1986 3 Auflage Geyer O F Gwinner M P Geyer M Nitsch E Simon Th Hrsg 2011 Geologie von Baden Wurttemberg 5 vollig neu bearbeitete Auflage Stuttgart 2011 Geologische Ubersichtskarte 1 50000 Blatt Hegau und westlicher Bodensee Geologisches Landesamt Baden Wurttemberg Freiburg 1992 Haus H A 1951 Zur palaogeographischen Entwicklung des Molassetroges im Bodenseegebiet wahrend des mittleren Miozans Mitt Bl Bad geol Landesanst Freiburg 1950 S 48 66 Kiderlen H 1931 Beitrage zur Stratigraphie und Palaogeographie des suddeutschen Tertiars N Jb Min Geol Pal B66 Stuttgart 1931 S 215 384 Megerle A Vogt J 2008 Sand Kies und Kalk Abbaustatten neu erlebt In Rosendahl W et al Hrsg Wanderungen in der Erdgeschichte 18 Schwabische Alb Munchen 2008 S 24ff Moos A 1925 Beitrage zur Geologie des Tertiars im Gebiet zwischen Ulm a d D und Donauworth Geogr Jahrhundert 37 Munchen 1924 S 167 252 Reichenbacher B et al 16 Mitautoren 1998 Graupensandrinne Ries Impakt Zur Stratigraphie der Grimmelfinger Schichten Kirchberger Schichten und Oberen Susswassermolasse nordliche Vorlandmolasse Suddeutschland Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 149 Stuttgart 1998 S 127 161 Reichenbacher B et al 1998 Lagerungsverhaltnisse von Grimmelfinger Schichten und Kirchberger Schichten Kommentar zur Revision der Stratigraphie der suddeutschen Brackwassermolasse Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft 149 Stuttgart 1998 S 321 326 Sach V J amp Heizmann E P J 2001 Stratigraphie und Saugetierfaunen der Brackwassermolasse in der Umgebung von Ulm Suddeutschland Stuttgarter Beitrage zur Naturkunde Serie B SMNS Stuttgart 2001 Schreiner A 1992 Erlauterungen zur geologischen Ubersichtskarte 1 50000 Blatt Hegau und westlicher Bodensee Geologisches Landesamt Baden Wurttemberg Freiburg 1992 Then R Baier J amp Welsch T 2002 Analytische Untersuchungen zur Entstehung der biogenen Basislage an der Basis der Graupensandrinne des Hochstass Mittlere Alb SW Deutschland Jahresberichte und Mitteilungen des Oberrheinischen Geologischen Vereins Neue Folge 84 Stuttgart 2002 S 355 377 Zobelein H K 1995 Die jungtertiare Graupensandrinne in der Vorlandmolasse Sudwestdeutschlands Documenta naturae 91 Munchen 1995Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Molasse Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Meteoriteneinschlag und Sedimentbildung Volker Sach Es war einmal vor Jahrmillionen die Graupensandrinne Oberschwaben Portal mit Link auf PDF Datei 48 367 9 982 Koordinaten 48 22 N 9 59 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Graupensandrinne amp oldid 201603834