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40 640165 27 632274 Koordinaten 40 38 24 6 N 27 37 56 2 O Byzantinisches Saulenkapitell in der Hagia Sophia Istanbul Trajanstempel in Pergamon mit Saulen aus Prokonnesischem Marmor gestreifte Saulen Muqarnas uber dem Haupteingang der Suleymaniye Moschee 16 Jh IstanbulAusschnitt einer geologischen Karte mit der Insel Marmara nach dem Kenntnisstand von 1870 gezeichnet von Ferdinand von Hochstetter Relief am so genannten Grossen Ludovisischen Schlachtsarkophag in RomRekonstruktion vom Theodosius Triumphbogen in IstanbulSaulenfragment des Theodosius Triumphbogens in IstanbulDerProkonnesische Marmor oder Marmara Marmor ist ein hochwertiger Marmor der seit uber 2 000 Jahren auf der turkischen Insel Marmara griechischer Name Prokonnesos abgebaut wird Er tritt in den Farbabstufungen uni schneeweiss bis hellgrau auf der vorwiegend kunstlerisch fur Statuen verwendet wird und weiss mit grauer Banderung die durch die attraktive Maserung hauptsachlich kunstgewerblich und architektonisch verwendet wird Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Geologie Entstehung Eigenschaften 3 Geschichte Anwendungsformen 3 1 Sammlungen auf der Insel Marmara 4 Sorten und konkurrierende Marmore 5 Verwendung 5 1 Berlin 5 2 Istanbul 5 3 Pergamon 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksVorkommen BearbeitenDie Insel Marmara befindet sich im gleichnamigen Marmarameer zwischen Agais und Bosporus Sie gehort zur turkischen Provinz Balikesir Die Steinbruche liegen hauptsachlich bei dem Hafenort Saraylar Weitere sind uber die Nordhalfte der Insel verteilt Das relevante Areal erstreckt sich uber eine Flache von vierzig Quadratkilometern Geologie Entstehung Eigenschaften BearbeitenDie Hauptlagerstatte dieses kristallinen Marmors liegt im nordlichen Teil der Insel In der sudlichen Inselhalfte treten andere Marmore auf die keinem Abbau unterliegen und hauptsachlich dem Erdek Komplex eine regionalgeologische Formation angehoren Die Marmorlagerstatten der Insel werden durch einen west ostlich verlaufenden Zug von Granodioriten Gundogdu Komplex durchschnitten Ferner begleiten sie in den Kontaktzonen metamorphe Gesteine wie glimmerhaltige geschieferte Gneise und Orthogneise Im Norden d h in Teilen der Uferzone liegen auf den Marmoren foliierte Sandsteine und geschichtete Kalksteine Kalkschiefer begleitet von einzelnen Quarz und Feldspateinlagerungen auf Nahe der Uferzone fallt die Lagerstatte mit einer Neigung von 30 bis 35 ein Deren Neigung verstarkt sich in sudlicher Richtung und erreicht in der Kontaktzone mit den Granodioriten maximal 50 In ihrer horizontalen Ausdehnung erreicht die Lagerstatte eine Breite von 2 5 bis 3 5 Kilometern und in der vertikalen soll sie eine Machtigkeit von etwa 300 Metern besitzen In linsenformiger Form treten isolierte Dolomiteinlagerungen auf Die Entstehung dieser Lagerstatten wird in die Zeit von Trias bis oberes Palaozoikum eingeordnet also vor etwa 251 Millionen Jahren Weil eine vollstandige Metamorphose stattgefunden hat fehlen die fur eine genauere Altersbestimmung notwendigen fossilen Bestandteile Der Prokonnesische Marmor ist ein mittelkorniges kristallines Karbonatgestein das eine weisse Grundfarbe besitzt In unterschiedlicher Verteilung sind parallele graue Bander vorhanden Manche graue Strukturen werden in der Literatur als blaugrau beschrieben Diese Banderungen werden durch feinverteilten Graphit organogenes Material Eisenoxide und sulfide andere submikroskopische Einschlusse sowie sonstige Faktoren erzeugt die dafur sorgen dass die Lichtdurchlassigkeit an den Korngrenzen gestort ist Seine typische Zusammensetzung ist aus folgenden Analysewerten erkennbar in Masse Prozenten CaO 55 25 MgO 0 72 SiO2 0 01 Fe2O3 lt 0 15 Karbonatrest ca 43 0 1 Eine weissgraue Sorte ohne Banderstrukturen ist die seit der Antike fur Statuen beliebte Sorte Durch die Bearbeitung nimmt er eine gute Politur an Viele antike Bauteile und Fragmente beweisen seine hervorragende Wetterbestandigkeit Sein Porositatswert betragt 0 2 Prozent Geschichte Anwendungsformen BearbeitenDer Beginn von Steinbruchsarbeiten auf Marmara lasst sich nicht genau datieren Die ersten Gewinnungsaktivitaten sind fur das 1 Jahrhundert n Chr uberliefert Sichere Angaben gibt der romische Schriftsteller Vitruv dass der Marmor bereits im 4 Jahrhundert v Chr beim Bau des Palastes von Mausolos in Halikarnassos Verwendung fand Ebenso sollen bereits die Milesier diesen Rohstoff verbaut haben Fur Pergamon konnte die fruhe Verwendung von prokonnesischen Marmoren bereits fur den Fries des Demetertempels 281 263 v Chr den Tempel am Oberen Markt Geison unter Attalos I 3 Jhd v Chr und den Pergamonaltar Telephosfries und Grosser Fries 170 v Chr nachgewiesen werden 2 Die antike Verwendung des Prokonnesischen Marmors war ebenso umfangreich wie bei vergleichbaren anderen Marmoren aus dem Mittelmeerraum Dazu zahlen Architekturteile Statuen Brunnenbecken Kapitelle Saulen Sarkophage und Wandreliefs in vielen Teilen des Romischen Imperiums Auf Marmara sind viele antike Saulenfragmente erhalten die entweder bei der Bearbeitung zerbrachen oder aus anderen Grunden nicht an ihren Bestimmungsort gelangten Eine Inventaraufnahme dieser Fragmente erbrachte dass typischerweise Saulenrohlinge mit einem Durchmesser zwischen 40 und 90 Zentimeter hergestellt wurden Von dem kleinen Hafenort Saraylar gelangten seit der Spatantike viele fertige Marmorprodukte und Halbfabrikate mit Schiffen zu nahen und entfernten Orten des Romischen Imperiums In Istanbul fanden Archaologen halbfertige Saulen aus diesem Marmor Das belegt die arbeitsteilige Verbreitung dieses Steins Im Mittelalter fuhrte die Bedeutung dieser Steinbruche dazu dass zuerst die ganze Insel Marmara genannt wurde spater auch das umgebende Meer als Marmarameer bezeichnet wurde Auch in osmanischer Zeit wurde Prokonnesischer Marmor abgebaut und fand bei vielen Bauten innen wie aussen Verwendung Es sind Saulen Kapitelle ganze Manabir und Mihrabs in den Moscheen aus diesem prachtigen eleganten Stein hergestellt worden Seit dem spaten 19 Jahrhundert begann man ihn fur Grabsteine Badausstattungen und Bodenplatten in Konstantinopel zu verwenden Im 20 und 21 Jahrhundert findet durch verschiedene Unternehmen ein weltweiter Export statt Die Geschichte des Marmorabbaus und seiner Verarbeitung erstreckt sich kontinuierlich uber die griechische romische byzantinische osmanische und neuzeitlich turkische Kulturepoche Eine solche kontinuierliche transkulturelle Akzeptanz mit bedeutenden architektonischen und kunstlerischen Praferenzen konnen nur wenige Natursteine im Mittelmeerraum aufweisen In diesem Sinne besitzt der Prokonnesische Marmor eine ungewohnliche Position unter den Marmoren Sammlungen auf der Insel Marmara Bearbeiten Ein kleines Freilichtmuseum Marmara Muzesi im Hafenort Saraylar zeigt auf der Insel gesammelte Anwendungen des Marmors aus alten Epochen durch Fragmente der romischen und byzantinischen Epoche Unvollendete Architekturteile die zum Teil noch mit Steinmetzmarken versehen sind veranschaulichen die Arbeitstechniken Im Umfeld mehrerer aktiver Steinbruche gibt es jeweils ein Freigelande das alte und moderne Arbeiten aus der jeweiligen Abbaustelle zeigt Diese Areale muten wie ein Marmorgarten an Sorten und konkurrierende Marmore BearbeitenHeute ist der Marmor unter der Handelsbezeichnung Marmara und mit weiteren Namen international verfugbar Es wird im Wesentlichen nach den groben Sortierungen weiss hellgrau und gestreift unterschieden Als konkurrierende Marmore konnen alle hellen mittelkornigen Marmore aus dem Mittelmeerraum angesehen werden Verwendung BearbeitenBerlin Bearbeiten Pergamonaltar 3 Istanbul Bearbeiten Hagia Sophia zahlreiche Architekturteile u a Byzantinische Kapitelle Sultan Ahmed Moschee Theodosius Forum Reste des Triumphbogens Suleymaniye Moschee Topkapi PalastPergamon Bearbeiten Demetertempel Fries Pergamonaltar Grosser Fries und Telephosfries Trajan Tempel Saulen der Nordhalle Siehe auch BearbeitenCarrara MarmorEinzelnachweise Bearbeiten Naturel Stones of Turkey turkishtime sectors undatiert ca 2000 Thomas Cramer Multivariate Herkunftsanalyse von Marmor 2004 S 188 Kai Michel Der Kampf der Gotter gegen den Rost In Zeit online 12 2003 Literatur BearbeitenN Asgari Observations on two types of quarry items from Proconnesus column shafts and column bases In Marc Waelkens Norman Herz Luc Moens Ancient stones Quarrying Trade an Provenance Acta archaeologica lovaniensia 4 Leuven 1992 ISBN 90 6186 494 1 S 73 80 Gabriele Borghini Hrsg Marmi antichi Edizioni de Luca Roma 2001 ISBN 88 8016 181 4 Thomas Cramer Multivariate Herkunftsanalyse von Marmor auf petrographischer und geochemischer Basis Das Beispiel kleinasiatischer archaischer hellenistischer und romischer Marmorobjekte der Berliner Antikensammlung und ihre Zuordnung zu mediterranen und anatolischen Marmorlagerstatten Dissertation FG Lagerstattenforschung Berlin 2004 DNB 972710817 Norman Herz Stable isotope applications to problems of classical Greek an Roman marbles provenance authenticity and assembly of artifacts In Entretiens d archeologie et d histoire Les marbres blancs de Pyrenees Saint Bertrand de Comminges 1995 ISBN 2 9502446 7 X Ferdinand von Hochstetter Geologische Ubersichtskarte des ostlichen Theiles der Europaischen Turkei Massstab 1 1 000 000 Lith Anst F Koke Wien 1870 Gercek Sarac Marmara Adasi ve Kapidagi Yarimadasinin Stratigrafisi In T P J D Bulteni C7 s 33 49 Aralik 1995 Weblinks Bearbeitenprivate Seite uber die Marmarainsel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prokonnesischer Marmor amp oldid 235059853