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Der Wunsiedler Marmor ist eine Gruppe von metamorphen Karbonatgesteinen die als Naturwerkstein hauptsachlich bei Wunsiedel in mehreren Steinbruchen gewonnen wurden und werden Dieser oberfrankische Calcitmarmor hat in seiner Region und daruber hinaus besonders in Bayern Verbreitung gefunden Er tritt in einem nordlichen um Wunsiedel und einem sudlichen um Marktredwitz und Arzberg Band auf Wunsiedler Marmor von Holenbrunn Inhaltsverzeichnis 1 Lagerstatte 2 Petrographie 3 Geschichte 4 Anwendungen 4 1 Anwendungsbeispiele 5 Literatur 6 Weblinks 6 1 EinzelnachweiseLagerstatte BearbeitenDie Lagerstatte der Karbonatgesteine von Wunsiedel besteht hauptsachlich aus Kalksilikatfels und Marmor Sie beginnt als nordlichste Struktureinheit mit einem Kalksilikatzug im Westen in der Erhebung zwischen dem Zinnbach und dem Glasbach in der Gemeinde Trostau streicht in nordostliche Richtung nordlich an Wunsiedel vorbei und endet sudwestlich des Dorfes Schonlind Sie ist von einigen quer laufenden Storungszonen begleitet Dort wurde kein Werkstein abgebaut Parallel dazu und etwa 1000 Meter sudlich erstreckt sich der schmale nordliche Marmorzug als langliches Band Er beginnt unter der Ortschaft Trostau verlauft weiter unter dem sudlichen Siedlungsareal von Wunsiedel bis zum Ortsteil Holenbrunn Dort versetzt eine Storung die Marmorlagerstatte etwa 500 Meter in nordliche Richtung und streicht ab Gopfersgrun in zwei Zugen weiter nach Nordost Kurz vor Thiersheim verengt sich der Lagerstattenzug zu einem einzigen Streifen der bei Kothigenbibersbach an der Oberflache endet Das sudliche Band ist weniger stark ausgepragt von Dechantsees kommend erstreckt es sich unter Marktredwitz bis nach Arzberg Dort ist uberwiegend grauer feinstkorniger Marmor vertreten Allgemein handelt es sich um aufgefaltete Marmorschichten aus dem Prakambrium die einen Teil der Arzberger Serie bilden Diese Schichten fallen steil ein und sind von zahlreichen Verwerfungen unterbrochen 1 2 Abbaustellen gab es in Trostau Wunsiedel Holenbrunn Sinatengrun Stemmas Thiersheim bei Hohenberg an der Eger und bei Dechantsees und Neusorg Petrographie BearbeitenDer Wunsiedler Marmor ist in seinem Gefuge mittel bis grobkornig kristallin Seine Farbe ist weiss bis hellgrau er kann aber auch gelbe und leuchtend orange seltener dunkelbraune Zonen aufweisen Im Gesamtbild wirkt er kornig mitunter farblich ungleichmassig verteilt und zeigt parallele graue Streifungen In der Hauptmasse handelt es sich um einen calcitischen Marmor Dolomitgestein tritt sekundar in den Aufschlussen von Sinatengrun und Gopfersgrun auf 3 Die gelben und braunen Tonungen resultieren aus geringen Anteilen von Mineralen des Limonitkomplexes Geringe Hamatitanteile erzeugen einen kraftigen orangefarbenen Ton Als weitere akzessorische Bestandteile treten Muskovit und Zirkon auf In den Steinbruchen von Sinatengrun sowie bei Thiersheim und Hohenberg an der Eger kommen als weitere Mineralbestandteile Olivin Serpentin Chlorit Antigorit und Forsterit vor Der Marmor geht dort in Ophicalcit uber In den Nordbereichen der Lagerstatte haben die Kristalle eine durchschnittliche Grosse von 5 Millimetern Vereinzelt treten Aggregate bis 2 cm auf In dem sudlichen Band liegt sie dagegen bei 0 2 Millimeter 4 Die Calcitkristalle treten idiomorph bis xenomorph auf 5 Geschichte BearbeitenDurch die relative Kalkarmut der oberfrankischen Landschaften waren die Marmorvorkommen um Wunsiedel bereits im Mittelalter als Kalkgewinnungsort bekannt und gefragt Es sind Kalkbruche aus dem 14 Jahrhundert bekannt die neben Baukalk auch das Baumaterial fur die Stadtmauer von Wunsiedel lieferten Typische kunsthandwerkliche Anwendungen sind Schlusssteine Gedenktafeln Grabsteine Epitaphien und Votivtafeln sowie andere kunstlerische Werke Besonders vom 16 bis zur Mitte des 18 Jahrhunderts fand er fur diese Zwecke Anwendung Als 1724 in Bayreuth ein Zuchthaus errichtet wurde nahm dort mit Gefangenen als billige Arbeitskrafte eine Manufaktur zur Werksteinbearbeitung die Arbeit auf Dabei wurde neben anderen Gesteinen aus der Region der Wunsiedler Marmor in grossem Umfang verarbeitet Diese Praxis war zu jener Zeit nicht unublich auch im Gefangnis auf Schloss Diez wurden unter ahnlichen Umstanden Lahnmarmore bearbeitet In den 1890er Jahren entwickelte sich in der Region sehr stark die industrielle Kalkverarbeitung Es wurden Kalkmehle und Splitte fur unterschiedliche Verwendungszwecke in anderen Industrien produziert Die Steinmetzbearbeitung trat gegenuber diesen Entwicklungen zuruck weil die grobkristallinen Sorten sich nicht sehr gut zur handwerklich kunstlerischen Bearbeitung eignen Lediglich die kleinkristallinen Varietaten mit Dolomitanteilen lassen eine gute Steinmetzbearbeitung zu Zuletzt wurde nur noch bei Holenbrunn ein heller Marmor gefordert der als Werkstein und fur Gartenbauzwecke Anwendung fand Der Steinbruch ist inzwischen stillgelegt Anwendungen Bearbeiten nbsp Epitaph an der Aussenfassade der Gottesackerkirche von Weissenstadt aus Wunsiedler MarmorDas Gestein wurde im Handel uberwiegend als Wunsiedler Marmor bezeichnet Nur untergeordnet traten im 20 Jahrhundert zeitweilig andere Handelsbezeichnungen wie Deutschweiss und Deutschgrun auf 6 Die Bestimmung von Objekten aus weissem Marmor beispielsweise auf Munchner Friedhofen ist schwierig weil nach Bayern auch sehr haufig Laaser Marmor und Sterzinger Marmor eingefuhrt wurde Durch die oberflachennahe Verwitterung an ungeschutzten Objekten sind mitunter signifikante Feinstrukturen nicht oder nur sehr schwer erkennbar Ein Unterscheidung wird dadurch sehr erschwert In moderner Zeit wurde das Gestein fur Massivbauteile Denkmale Wand und Bodenverkleidungen sowie fur Gartenarchitektur und Ziersplitte nachgefragt Anwendungsbeispiele Bearbeiten Wunsiedel Europadenkmal 2004 7 Denkmal Die Geburt Wunsiedels vor der Fichtelgebirgshalle 8 Friedhof Grabplatten Stadthalle Bodenbelag Hofgestaltung der Grund und Hauptschule Erweiterungsbau Pflaster im Hof des Fichtelgebirgsmuseums 9 Buste von Friedrich Muller in der Fachschule fur Steinbearbeitung und im Hof des Fichtelgebirgsmuseums 10 Brunnen Mutter Erde 11 Bad Alexandersbad Buste Konigin Luise 12 und Markgraf Alexander 13 Fuchsmuhl Wallfahrtskirche Mariahilf Bodenbelag Hohenberg an der Eger Figur am Carolinenbrunnen 14 Weissenstadt Epitaphe an der Aussenfassade der GottesackerkircheLiteratur BearbeitenF Eder U Emmert G v Horstig G Stettner Geologische Ubersichtskarte 1 200 000 CC 6334 Bayreuth Hannover Bundesanstalt fur Geowissenschaften und Rohstoffe 1981 Carl Gabert Alexander Steuer Karl Weiss Die nutzbaren Gesteinsvorkommen Deutschlands Berlin Union Dt Verlagsgesellschaft 1915 Dietmar Herrmann Vom Bergbau im Fichtelgebirge Teil 2 Beitrage zur Geschichts und Landeskunde des Fichtelgebirges 12 1990 Wunsiedel Buchhandlung Kohler 1990 Dietmar Herrmann Enthullung der Buste Friedrich Mullers In Der Siebenstern 2010 S 262 Adolf Arndt Ferdinand Henrich Heinrich Laubmann et al Die nutzbaren Mineralien Gesteine und Erden Bayerns I Bd Frankenwald Fichtelgebirge und Bayerischer Wald Bayerisches Oberbergamt Geologische Landesuntersuchung Hrsg Munchen Oldenbourg und Piloty amp Loehle 1924 Friedrich Muller Bayerns steinreiche Ecke Hof Ackermann Verlag 1990 ISBN 3 8112 0845 4 Otto M Reis Die Gesteine der Munchner Bauten und Denkmaler Veroffentlichungen der Gesellschaft fur Bayerische Landeskunde e V Munchen Munchen 1935 Dietmar Herrmann Wunsiedler Marmor in Unterwappenost In Der Siebenstern 2011 S 185Weblinks BearbeitenDietmar Herrmann Wunsiedler Marmor auf www bayern fichtelgebirge de private Website LfU Marmorbruch Unterwappenost Schautafel am Steinbruch auf www lfu bayern deEinzelnachweise Bearbeiten Friedrich Muller Bayerns steinreiche Ecke S 32 Eder Emmert Horstig Stettner Geol Ubersichtskarte 1 200 000 CC 6334 Bayreuth Wilhelm Dienemann Otto Burre Die nutzbaren Gesteine Deutschlands und ihre Lagerstatten mit Ausnahme der Kohlen Erze und Salze II Bd Feste Gesteine Stuttgart Ferdinand Enke 1929 S 348 Friedrich Muller Bayerns steinreiche Ecke S 35 Wolf Dieter Grimm Bildatlas wichtiger Denkmalgesteine der Bundesrepublik Deutschland hrsg vom Bayerischen Landesamt fur Denkmalpflege Lipp Verlag Munchen 1990 Gesteins Nr 199 Deutsch Rot Kalkstein Friedrich Muller Bayerns steinreiche Ecke S 39 Dietmar Herrmann Europa Denkmal 2004 auf www bayern fichtelgebirge de Die Geburt Wunsiedels Webprasenz des Fichtelgebirgsmuseums auf www fichtelgebirgsmuseum de Buste Friedrich Muller Dietmar Herrmann Erwin Hornauer Brunnen Mutter Erde auf www bayern fichtelgebirge de Konigin Luise Buste Markgraf Alexander Buste Mineralbrunnen im Fichtelgebirge Nordostbayern Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wunsiedler Marmor amp oldid 229816859