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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Cipollino Begriffsklarung aufgefuhrt Cipollino ist die Bezeichnung fur karbonatische Naturwerksteine mit charakteristisch streifig welliger Textur Schale aus dem italienischen Cipollino ApuanoSaulen aus Karystischen Marmor in Rom Tempel von Antoninus und Faustina Inhaltsverzeichnis 1 Begriffserklarung 2 Etymologie Namensvarianten 3 Geschichte 4 Materialbeispiele 5 Petrographie mineralogische Zusammensetzung 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksBegriffserklarung BearbeitenDas Hauptmerkmal einzelner Marmor und Kalksteinarten sind charakteristische band und wellenformig auftretende Strukturen durch eingelagerte Minerale hauptsachlich in Gruntonen In diesem Fall spricht man von Cipollin Marmor Der russische Petrograph Franz Loewinson Lessing beschreibt diese Gesteinsgruppe in seinem Petrographischen Lexikon von 1893 so Cipollin an oft lagenweise angeordnetem Glimmer und Talk reiche Kalksteine oft durch Schieferstructur sich dem Kalkglimmerschiefer nahernd Im Rahmen der modernen petrographischen Nomenklatur wird der Begriff als veraltet angesehen obwohl er im geowissenschaftlichen Sprachgebrauch vereinzelt auftritt In diesem Sinne bezeichnet man ein an Chloritanteilen oder anderen Blattsilikaten reiches Metakarbonatgestein als Cipollin 1 Etymologie Namensvarianten Bearbeiten nbsp Marmor aus Saillon Marbre Cipolin de SaillonDer Begriff leitet sich vom italienischen Wort cipolla fur Zwiebel ab lat cepă Gemeint ist damit ein bestimmtes Erscheinungsbild jener Dekorationsgesteine die sinngemass als Zwiebelmarmor bezeichnet werden konnen da sie Ahnlichkeiten mit dem Schichtenaufbau einer Zwiebel haben Die Verwendung dieses Terminus ist sehr alt und auch heute weit verbreitet obwohl er keiner petrographischen Nomenklatur entspricht Im Altertum gab es keine wissenschaftlichen bzw gesteinskundlichen Unterscheidungsmerkmale nach unserem heutigen Verstandnis Aus diesem Grund wurden Klassifizierungen vorwiegend nach optischen Merkmalen getroffen Wegen seiner treffenden Abgrenzung zu anderen Dekorationsgesteinen ist er in vielen Sprachen in Verwendung Ausgehend vom italienischen Wort cipollino finden sich Entsprechungen in anderen Sprachen z B franz cipolin span cipolino engl cipolino poln cipolino russ chipolinoVereinzelt ist im modernen internationalen Natursteinhandel die Schreibweise Cippolino anzutreffen In die wissenschaftliche Literatur fand der Begriff durch Alexandre Brongniart 1813 und Louis Cordier 1868 Eingang 2 3 Geschichte BearbeitenDie alteste und damit namenpragende Verwendung scheint nach den verfugbaren Quellen der marmore carysticum zu sein Es handelt sich dabei um einen Marmor von der Sudspitze der griechischen Insel Euboa Die antiken Abbaustellen befinden sich nordostlich oberhalb der Stadt Karystos an den Auslaufern des Ochi Gebirges weiterhin etwa 10 km nordwestlich von Karystos bei der Stadt Marmari Marmarion und nahe der Stadt Styra Von Mamarion sollen die in der Antike begehrtesten Stucke gekommen sein Diesen ungewohnlich schonen Marmor liessen romische Auftraggeber nach Italien transportieren um ihn fur dekorative Zwecke also Saulen Fussboden und Wandverkleidungen reprasentativ in Rom z B Forum Romanum zu verwenden Ein besonders herausragendes Anwendungsbeispiel sind die Saulen des Tempels von Antoninus und Faustina Man findet ihn beruhmt durch seine Anwendungen in Rom als Dekorationsgestein auch in anderen Orten des romischen Imperiums Die weiss hellgrau grunliche Banderung bei Wellenstrukturen von teilweise zwiebelschaligem Muster begrundet seinen geologisch unspezifischen Namen In der Folge ubertrug sich dieser Name auch auf andere optisch ahnliche strukturierte und meist grun getonte Gesteine nbsp Cipollinomarmor aus der Region Styra Euboa nbsp Cipollinomarmor aus der Region Styra Euboa nbsp Wandverkleidung mit Cipollinomarmor am Looshaus in Wien nbsp sakrales Kreuz von Knossos datiert auf 1600 v Chr nbsp Roter Cipollino Rosso LuanaMaterialbeispiele BearbeitenVerde Cipollino Stouraitikon Green of Styra Ein Marmor von Euboa nahe der Stadt Styra Anwendungsbeispiele Wien Osterreich Fassadenverkleidung vom Loos Haus Michaelerplatz 3 Dresden Deutschland Katholische Hofkirche TaufbeckenCipollino VersiliaEin hellgruner Marmor mit feiner dunkler Streifenstruktur Der Abbauort liegt bei Stazzema in den Apuanischen Alpen Cipollino ApuanoEin Marmor mit kraftiger dunkelgruner dunner Streifenstruktur die mit weissen Calcitanteilen wechsellagernd ein attraktives Bild gibt Der Calcit tritt teilweise knotenformig auf Der Abbauort liegt bei Stazzema in den Apuanischen Alpen Grand Antique de Cipolin Grand Antique de Saillon Marbre cipolin de Saillon Ein Marmor aus dem Schweizer Kanton Wallis Die ehemalige Abbaustelle befindet sich oberhalb der Stadt Saillon Der Name suggeriert eine sehr alte Anwendung was aber nicht zutrifft Wegen der grossen optischen Ahnlichkeit zum antiken Marmor von Karystos wurde vom abbauenden Betrieb im 19 Jahrhundert ein verkaufsfordernder Name gewahlt Um das Jahr 1900 galt dieses Material als der teuerste Naturwerkstein Die sehr ungunstigen Abbaubedingungen verursachten einen hohen Preis und waren auch eine Ursache dass der Steinbruchsbetrieb nach dem Ersten Weltkrieg zum Stillstand kam Spater gab es nur noch sporadische Gewinnungsarbeiten Anwendungsbeispiele Vevey Schweiz einige Ladenverkleidungen in der Altstadt Bern Schweiz Architekturteile im Bundeshaus Paris Frankreich Saulen im Hauptfoyer der Opera Garnier Saillon Schweiz Altar der Kirche Aachen Aachener Dom Marmorplattenverkleidung im Oktogon Anfang 20 JahrhundertCipollino Verde MandolatoMit dieser Bezeichnung wurde ein exklusives Dekorationsgestein aus den franzosischen Pyrenaen in Italien gehandelt In Frankreich ist er unter seinem einheimischen Namen Campan Vert bekannt Der Abbau ist seit langerer Zeit eingestellt Hierbei handelt es sich um kein gestreiftes Material Die Struktur ist knotenartig und etwas lang gestreckt Richtungsgefuge Anwendungsbeispiel Montreux Schweiz Casino vom Palace Hotel als Teil der AussenverkleidungVerde LuanaLebhaft gebanderter Silikatmarmor aus den Apuanischen Alpen bei Vagli di Sopra Vereinzelt werden andersfarbige Natursteine wegen ihrer strukturahnlichen Merkmalen auch mit dem Begriff Cipollino in Verbindung gebracht Cipollino DoratoEin Naturwerkstein mit einer dem Cipollino Apuano ahnlichen Struktur aber ohne Gruntone Stattdessen sind die Bander und Adern von kraftig goldgelber Farbe Der Abbau wird in der italienischen Region Cuneo betrieben Cipollino S oder Cipollino ZebraEin Naturwerkstein aus der Tschechischen Republik der zeitweilig unter diesem Begriff im Handel vor 1945 zu erhalten war Der Abbau erfolgte im Altvatergebirge bei Bad Lindewiese Cipollino RossoDieses Dekorationsgestein wurde im Altertum in Bruchen der turkischen Region Mugla gewonnen Cipollino NeroAus der Zeit romischer Exploration und Steingewinnung auf der griechischen Insel Euboa stammt dieser Dekorationsgestein der sich vereinzelt in antiken romischen Bauten wiederfindet Seine Struktur entspricht jener des Verde Cipollino er besitzt aber ausschliesslich schwarze graue und weissliche Farbtone Petrographie mineralogische Zusammensetzung BearbeitenAus petrographischer Sicht verbergen sich hinter dem Begriff gruner Cipollino hauptsachlich zwei Gesteinsgruppen Ophicalcite KnollenkalkeManche Cipollinosorten werden auch als Silikatmarmor eingeordnet In beiden Fallen ist als Hauptbestandteil Calcit vertreten Die grunen farbgebenden Bestandteile differieren von Sorte zu Sorte und konnen Serpentinmineralien Diopsid Chlorit Amphibole oder Fuchsit sein Als weiterer akzessorischer mineralischer Bestandteil findet sich haufig Quarz Die Entstehung von grunlichen banderformigen Strukturen im Kalkstein ist mit Kontaktmetamorphose bzw Einregelungen fremder Mineralien und in anderen Fallen auch mit metasomatischen Prozessen zu erklaren In Cipollinen anderer Farbung sind hauptsachlich Eisenverbindungen gelb rot sowie Graphit schwarz fur den Farbton bestimmend Der Ubergang zwischen Kalksteinen und metamorphen Gesteinen wie Marmoren ist im Fall der Cipolline fliessend Da der Begriff traditionell uberkommen ist lasst er sich petrographisch nicht eindeutig fassen Die Verwendung dieser Bezeichnung folgt keiner einheitlichen Definition und war in der Anwendungsgeschichte von in Frage kommenden Dekorationsgesteinen verschiedenen Einflussen unterlegen Literatur BearbeitenReinhard J Blum Lithurgik oder Mineralien und Felsarten nach ihrer Anwendung in okonomischer artistischer und technischer Hinsicht systematisch abgehandelt Stuttgart E Schweizerbart s Verlagshandlung 1840 Douglas Fettes Jacqueline Desmons Hrsg Metamorphic Rocks A Classification and Glossary of Terms Cambridge University Press Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 86810 5 Richard G Lepsius Griechische Marmorstudien o O 1890 F Loewinson Lessing Petrographisches Lexikon Repertorium der petrographischen Termini und Benennungen Jurjew Dorpat 1893 Friedrich Muller INSK kompakt Ulm Ebner Verlag 2002 Monica T Price Decorative stone the complete sourcebook London Thames amp Hudson 2007 ISBN 978 0 500 51341 5 Friedrich Teller Der geologische Aufbau der Insel Euboa In Geologische Studien in den Kustenlandern des griechischen Archipels Wien 1880 Einzelnachweise Bearbeiten Douglas Fettes Jacqueline Desmons Hrsg 2007 S 139 Douglas Fettes Jacqueline Desmons Hrsg 2007 S 50 Charles d Orbigny Description des roches composant l ecorce terrestre et des terrains cristallins constituant le sol primitif Paris 1868 S 287Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Cipollino Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Antiker Cipollino in Magdeburg Forum Romanum Rom Tempel des Antoninus und der Faustina Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Cipollino amp oldid 233371650