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Die pakistanische Provinz Belutschistan bildet den ostlichen Teil der Region Belutschistan Der westliche Teil gehort zum Iran Die Hauptstadt der Provinz ist Quetta بلوچستانProvinz BelutschistanSymboleFlaggeFlagge WappenWappenBasisdatenStaat PakistanHauptstadt QuettaFlache 347 190 km Einwohner 14 894 402 2023 Dichte 43 Einwohner pro km ISO 3166 2 PK BAWebauftritt balochistan gov pk29 66 Koordinaten 29 N 66 O Belutschistan ist mit einer Flache von 347 190 km die grosste Provinz Pakistans Diese Flache entspricht in etwa der Flache Deutschlands Allerdings ist Belutschistan mit ca 14 9 Mio Einwohnern 2023 zugleich die am geringsten besiedelte Provinz des Landes Grosse Teile der Provinz bestehen aus Wusten Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Bevolkerung 2 1 Bevolkerungsentwicklung 3 Verwaltungsgliederung 4 Wirtschaft 5 Geschichte 5 1 Antike bis Neuzeit 5 2 Kolonialzeit 5 3 Unabhangigkeit seit 1947 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenBelutschistan grenzt an die Provinzen Chaibar Pachtunchwa engl Khyber Pakhtunkhwa ehemals Stammesgebiete unter Bundesverwaltung Punjab und Sindh sowie an das Arabische Meer Iran und Afghanistan im Uhrzeigersinn beginnend im Nordosten Die Provinz lasst sich in drei naturliche Grossraume gliedern Im Westen hat es Anteil an der abflusslosen inneriranischen Beckenlandschaft der Zentralbereich wird durch den Gebirgsfacher gekennzeichnet der sich von der Virgation Auseinandertreten von Gebirgsfalten des Ararat bis zu den Pamiren erstreckt im Osten und Sudosten schliessen sich die Tieflandsbuchten des Industieflandes mit ausgedehnten Schwemmlandebenen an Die Wustenbecken sind durch weite salzbedeckte Endseen und ausgedehnte Flugsand und Dunenfelder gepragt Vorherrschend sind mineralisierte und tonige Boden mit geringem Grundwasservorkommen Klimatisch ist dieser Raum praktisch frostfrei die Jahresmitteltemperaturen haben ihr Minimum im Januar 11 C und ihr Maximum im Juli 35 9 C Das Hochland verfugt uber ein deutlich kuhleres Klima Im zentralen Teil des Gebietes kann es zwischen November und Februar zu Schneefallen und zahlreichen Frosttagen kommen Der uberwiegende Teil des Hochlandes ist allerdings arm an Niederschlagen Lediglich im nordostlichen Teil kann es durch den Monsun zu hoheren Sommerniederschlagen kommen Dort sind die Temperaturschwankungen relativ gemassigt Der sudliche Teil zeichnet sich dagegen durch deutlich hohere Temperaturen aus Im Westen des zentralen Hochlandes gibt es einige Oasen Die Tieflandsbucht von Kachhi Sibi verfugt uber weite aus lehmartigen und sandigen Boden aufgebaute Terrassen Die Sommer sind von hohen Temperaturen mit hoher Luftfeuchtigkeit gepragt Die Winter sind dagegen warmgemassigt Die Tieflandsbucht von Las Bela ist in morphologischer und hydrologischer Hinsicht der von Kachhi Sibi ahnlich die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit sind aber niedriger Der Kustenstreifen von Mekran am Arabischen Meer verfugt dagegen uber hohe Luftfeuchtigkeit in Verbindung mit sehr geringen Niederschlagen Die Boden sind sandig und mineralisiert Der hochste Gipfel der Region ist der Loe Nekan Bevolkerung Bearbeiten nbsp Stark vereinfachte Karte der ethnischen Verhaltnisse in Pakistan und den angrenzenden Gebieten Irans und Afghanistans aus dem Jahr 1980 Hindko und Saraiki werden hier nicht als eigene Sprachen betrachtet und Brahui ganz vernachlassigt Sprachen in der Provinz Belutschistan 2011Sprache ProzentBelutschisch 35 45 Paschtunisch 35 34 Brahui 17 12 Sindhi 4 56 Saraiki 2 65 Panjabi 1 13 Urdu 0 81 Hindko 0 28 Kashmiri 0 14 Andere 2 47 Verteilung der Sprachen Volkszahlung 2017 1 Die Grenzen Belutschistans wurden im 19 Jahrhundert durch die britische Kolonialmacht ohne Berucksichtigung der Verbreitung der ethnischen Gruppen gezogen Auch bei der Einrichtung der Provinz Belutschistan im unabhangigen Pakistan im Jahr 1970 wurde auf die alten kolonialen Grenzen zuruckgegriffen und keine an ethnisch sprachlichen Kriterien orientierte Neueinteilung versucht So wohnt heute eine Vielzahl von ethnischen Gruppen in diesem Gebiet wobei die Belutschen die Brahui und die Paschtunen die grossten ethnischen Bevolkerungsgruppen stellen Zusammen machen sie etwa 80 der Bevolkerung aus Bei der Volkszahlung 2017 verteilten sich die Sprecherzahlen wie folgt Sprachen in der Provinz Belutschistan nach der Volkszahlung 2017 1 Sprache Sprecherzahl in ProzentBelutschisch 4 377 825 35 49Paschtunisch 4 359 533 35 34Brahui 2 112 295 17 12Sindhi 562 309 4 56Saraiki 326 656 2 65Panjabi 139 207 1 13Urdu 100 528 0 81Hindko 34 301 0 28Kashmiri 17 803 0 14Andere Sprachen 304 672 2 47Gesamt 12 335 129 100 00Die jeweiligen Siedlungsgebiete der Paschtunen und der Belutschen gehen weit uber das Gebiet der Provinz Belutschistan hinaus So wohnen Belutschen auch in der iranischen Provinz Belutschistan und in Teilen des Sindhs und des Punjabs Das uberwiegend von Paschtunen besiedelte Gebiet erstreckt sich vom Suden Afghanistans uber die Provinz Khyber Pakhtunkhwa bis in den Norden Belutschistans In Belutschistan stellen sie nordlich der Linie Quetta Barchan die grosste Gruppe der Bevolkerung Durch die grosse Zahl an Paschtunen die als Fluchtlinge nach 1979 aus Afghanistan gekommen sind hat ihr politisches Gewicht zugenommen Die willkurliche Grenzziehung durch ethnische Gruppen hindurch ist bis heute von vielen nicht akzeptiert worden und hat immer wieder zur Forderung nach einem Grossbelutschistan gefuhrt Zwischen dem 15 August 1947 und dem 28 Marz 1948 bestand unter dem Khan von Kalat ein unabhangiges Belutschistan das aber unter dem Druck der pakistanischen Fuhrer Pakistan eingegliedert wurde Einen ausfuhrlichen Uberblick uber die Grossbelutschistanfrage liefert das Buch The Problem of Greater Baluchistan von Inayatullah Baloch 1987 Der Khan von Kalat war jedoch kein Belutsche sondern ein Stammesmitglied der Brahui die schon vor der britischen Herrschaft in einem Subreich unter den paschtunischen Ghilzai das gesamte sudliche Belutschistan beherrschten Deren Siedlungsgebiet liegt praktisch ganzlich innerhalb dieser Provinz und erstreckt sich sudlich der Linie Nushki Quetta Sibi bis zur Kuste des Arabischen Meeres Das Wohlstands und Bildungsniveau in der abgelegenen und schwer zuganglichen Provinz gilt als unterdurchschnittlich Die Alphabetisierungsrate in den Jahren 2014 15 bei der Bevolkerung ab 10 Jahren lag bei 44 Frauen 25 Manner 61 und war damit die niedrigste unter den vier Provinzen von Pakistan 2 Bevolkerungsentwicklung Bearbeiten Zensusbevolkerung von Belutschistan seit der ersten Volkszahlung im Jahr 1951 3 Zensusjahr Einwohnerzahl1951 1 167 1671961 1 353 4841972 2 428 6781981 4 332 3761998 6 565 8852017 12 335 1292023 14 894 402Verwaltungsgliederung Bearbeiten nbsp Distrikteinteilung im Jahr 1973 nbsp Die 34 Distrikte der Provinz Belutschistan im Jahr 2021 Siehe auch Verwaltungsgliederung Pakistans Nach Aufgabe des Einheitsstaatskonzepts One Unit und Einrichtung der Provinz Belutschistan am 1 Juli 1970 war diese zunachst in neun Distrikte eingeteilt Quetta Pishin Sibi Loralai Zhob Chagai Kalat Makran oder Mekran Kharan und Lasbela 4 In den folgenden Jahrzehnten kamen neue Distrikte hinzu Im Jahr 2016 war die Provinz Belutschistan in 32 Distrikte aufgeteilt Im Jahr 2017 gab die belutschische Provinzregierung die Einrichtung zweier neuer Distrikte bekannt Duki aus Teilen von Loralei und Surab aus Teilen von Kalat Ob die Distrikteinrichtung vollstandig erfolgt ist ist derzeit 2021 unklar Die Art und Weise der Distrikteinrichtung wurde in der pakistanischen Presse zum Teil als rein politisch motiviert kritisiert Duki war die Heimat von Yaqoob Nasar eines hohen Funktionars der Muslim League N und aus Surab stammte der damalige Chief Minister von Belutschistan Sanaullah Zehri Kurz nach der Ankundigung wurde bekanntgegeben dass Surab in Shaheed Skindarabad nach dem verstorbenen Sohn des Chief Ministers umbenannt werden solle 5 Am 30 Juni 2021 wurde die Bildung eines weiteren Distrikts Chaman aus der Stadt Chaman und dem Tehsil Saddar Chaman des Distrikts Qila Abdullah bekanntgegeben 6 Im Jahr 2021 gab es 34 Distrikte Die Distrikte sind weiter in Tehsils unterteilt Die Nummerierung der folgenden Tabelle entspricht der der nebenstehenden Karte 7 8 9 Nr Distrikt Flache in km 2017 Bevolkerung1961 1972 1981 1998 20171 Awaran 0 29 510 31 893 51 918 110 353 118 173 121 6802 Barkhan 00 3 514 29 756 44 704 61 686 103 545 171 5563 Chagai 0 44 748 21 414 34 034 63 713 104 534 226 0084 Chaman A 1 5 Dera Bugti 0 10 160 32 049 52 718 103 821 181 310 312 6036 Duki A 1 7 Gwadar 0 12 637 49 661 90 820 112 385 185 498 263 5148 Harnai A 2 00 2 492 97 0179 Jafarabad 00 1 643 101 647 179 981 265 342 432 817 513 81310 Jhal Magsi 00 3 615 53 031 75 261 68 092 109 941 149 22511 Kalat 00 8 416 30 821 71 746 209 149 237 834 412 23212 Kech bis 1996 Turbat 0 22 539 70 326 147 978 379 467 413 204 909 11613 Kachhi bis 2008 Bolan 00 5 682 93 858 123 720 200 863 255 480 237 03014 Kharan 0 14 958 38 845 76 800 128 040 206 909 156 15215 Khuzdar 0 35 380 71 214 146 207 276 449 417 466 802 20716 Kohlu 00 7 610 28 101 55 497 71 269 99 846 214 35017 Lasbela 0 15 153 82 997 125 263 188 139 312 695 574 292 Lehri aufgelost 2018 A 3 118 04618 Loralai 00 8 018 46 065 84 366 204 055 250 147 397 40019 Mastung 00 3 308 33 718 74 690 130 207 160 546 266 46120 Musakhel 00 5 728 24 320 38 547 91 174 134 056 167 01721 Nasirabad 00 3 387 21 458 43 893 129 112 245 894 490 53822 Nushki 00 5 797 19 849 31 261 56 742 98 030 178 79623 Panjgur 0 16 891 27 228 56 820 160 750 234 051 316 38524 Pishin 00 6 218 61 512 135 939 208 007 376 728 736 48125 Quetta 00 3 447 142 137 252 577 383 403 764 040 2 275 69926 Qilla Abdullah 00 4 894 63 818 113 215 170 590 360 724 757 57827 Qilla Saifullah 00 6 831 37 577 72 086 148 362 193 553 342 81428 Sherani A 4 00 4 310 153 11629 Sibi 00 7 121 74 227 111 046 134 742 212 974 135 57230 Sohbatpur A 5 0 0 0 802 200 53831 Surab A 1 32 Washuk A 6 0 33 093 176 20633 Zhob bis 1976 Fort Sandeman 0 15 987 50 109 99 903 213 285 275 142 310 54434 Ziarat 00 3 301 15 853 37 688 63 179 80 748 160 422Provinz Belutschistan 347 190 1 353 484 2 428 678 4 332 376 6 565 885 12 344 408 a b c Distrikt wurde erst nach dem Jahr 2017 gebildet Der Distrikt Harnai wurde 2007 aus Teilen von Sibi gebildet Der Distrikt Lehri wurde 2013 aus Teilen von Sibi und Kachhi gebildet 2018 wieder aufgelost und in Sibi eingegliedert Der Distrikt Harnai wurde 2006 aus Teilen von Zhob gebildet Der Distrikt Sobatpur wurde 2013 aus Teilen von Jafarabat gebildet Der Distrikt Washuk wurde 2005 aus Teilen von Kharan gebildet Wirtschaft BearbeitenIn der inneriranischen Beckenlandschaft besteht nur in wenigen Raumen Moglichkeit zum Bewasserungsfeldbau Ein intensiver Regenfeldbau ist durch die geringen und stark variierenden Niederschlagsereignisse nicht moglich Die bescheidenen Weidebedingungen stellen in weiten Teilen die einzige Wirtschaftsgrundlage dar doch sind die Tierhalter zu einer mobilen Lebens und Wirtschaftsweise gezwungen Im zentralen Gebirgsland ist durch die Nutzung von Karezen unterirdischen Bewasserungskanalen ein intensiver Acker und Obstbau moglich daneben findet auch die Wanderviehwirtschaft gunstige Bedingungen Im Winter wird diese Region aber von vielen Bewohnern angesichts der niedrigen Temperaturen verlassen da es an Heizmaterial mangelt Der Nordosten des zentralen Gebirgslandes eignet sich aufgrund der relativ gemassigten Temperaturen und der grosseren Grundwasserreserven am besten fur eine stationare Lebensweise In den Oasen im westlichen Teil werden Datteln Zitrusfruchte und Bananen angebaut Der sudwestliche Teil des Gebirgslands ist dagegen nur von geringer wirtschaftlicher Bedeutung Hier werden lediglich die Weideflachen fur eine mobile Viehhaltung genutzt Die Boden der Tieflandsbucht von Kachhi Sibi konnten eigentlich gut durch den Ackerbau benutzt werden allerdings mangelt es aufgrund der geringen Niederschlage an Wasser Es ist nur im Herbst moglich eine Aussaat auszubringen wenn aus den die Bucht umgebenden Gebirgen Flutwasser ins Tal kommt Die wie in allen Teilen Belutschistan sparliche Weide gestattet eine ganzjahrige Nutzung wird aber bevorzugt nur im Winterhalbjahr genutzt da im Sommer hohe Temperaturen mit hoher Luftfeuchtigkeit Mensch und Tier zu schaffen machen Im Winter ziehen die warmgemassigten Temperaturen aber die Herden aus dem Gebirgsfacher an Es kann auch zu Sommerniederschlagen kommen die das Weideangebot begunstigen Die Bucht von Las Belas stellt einen ganzjahrig nutzbaren Raum dar der wahrend des Winters auch die Aufgabe eines Erganzungsraumes fur die Gebirgsbevolkerung erfullt Der Kustenstreifen von Mekran verfugt dagegen nur uber eine sehr geringe Vegetationsdecke und bietet keinerlei Moglichkeiten fur eine agrarische Nutzung Auch aufgrund der ungunstigen klimatischen Bedingungen ist eine wirtschaftliche Nutzung dieses Teils sehr schwierig Beim Ort Sui im Tehsil Dera Bugti befindet sich eines der grossten Erdgasfelder des Landes 10 In den letzten Jahren ruckt der Ausbau des Hafens Gwadar immer starker in den Blickpunkt der Weltoffentlichkeit zumal die Arbeiten von der Volksrepublik China finanziert werden Gwadar sollte im ersten Jahrzehnt des 21 Jahrhunderts mit einer Pipeline verbunden werden die bis in den Westen von China reiche um die dortige Energieversorgung sicherzustellen Der Hafen liegt strategisch gunstig in der Nahe des Persischen Golfs sodass auch uber einen Aussenposten der chinesischen Marine verhandelt wird Es wurde mit der ersten Gaslieferungen der Iran Pakistan Indien Pipeline bis Dezember 2014 gerechnet 11 doch der Termin ist nach wie vor ungeklart Geschichte BearbeitenAntike bis Neuzeit Bearbeiten Das Gebiet der pakistanischen Provinz Belutschistan erfullte in einer fruhgeschichtlichen Periode eine Bruckenfunktion zwischen der mesopotamischen Kultur und der Induskultur Zu dieser Zeit wurden hier Reis und Hirse angebaut Die vor allem in den Bergen herrschende Kultur war die Kulli Kultur deren Bevolkerung teilweise in Stadten lebte und uber aufwendige Bewasserungsanlagen verfugte Uberbevolkerung und die daraus resultierenden Desertifikationsmechanismen fuhrten jedoch bald zu einem Ruckgang der Ernteertrage und damit zum Ende dieser Kultur um 2000 v Chr Danach folgte eine Zwischenzeit in der die Gegend anscheinend unbewohnt war Um 500 v Chr liessen sich wieder Menschen in dieser Gegend nieder von denen aber abgesehen von deren bunter Keramik wenig bekannt ist 12 Aus schriftlichen Quellen kann erschlossen werden dass die Landschaft in dieser Zeit unter der Herrschaft diverser Grossreiche stand In der Antike hiess der sudliche Teil der Provinz Gedrosia Erst durch die arabische Ostwanderung im 7 Jahrhundert tauchen Berichte uber Orte im heutigen Belutschistan auf Anfang des 8 Jahrhunderts wurde der gesamte Sudteil von den Arabern erobert Die Araber bauten Strassen und Wasserleitungen In der Zeit der Ghaznaviden 10 und 11 Jahrhundert und der anschliessenden Ghoriden Herrschaft 12 und 13 Jahrhundert wanderten Belutschen und Brahui Stamme ein welche die Araber absorbierten Die Paschtunen besiedelten schon im 7 Jahrhundert den Norden Belutschistans der im fruhen 13 Jahrhundert in die Einflusssphare des von Dschingis Khan begrundeten mongolischen Grossreiches kam Anfang des 14 Jahrhunderts geriet das Gebiet des heutigen Belutschistans unter die Herrschaft der Moguln Doch in der zweiten Halfte des 15 Jahrhunderts konnten die Belutschen unter der Fuhrung Mir Chakars die Mogulenherrschaft abschutteln und das erste und einzige Belutschenreich grunden Es umfasste das pakistanische und das iranische Belutschistan Sudafghanistan Sindh und das Punjab bis sudlich von Multan Dieses Reich das die heutige Verbreitung der Belutschen in diesen Gebieten zur Folge hat zerfiel nach dem Tod von Mir Chakar Danach geriet dieser Landstrich nacheinander unter die Macht der Safawiden 1559 1595 der Moguln 1595 1638 und wiederum der Safawiden 1638 1708 Zwischen 1708 und 1879 war das Land mit kleinen Zwischenperioden unter Kontrolle der paschtunischen Ghilzai In dieser Zeit konnten die Paschtunen ihre wirtschaftliche Stellung ausbauen wahrend die Brahui im Suden gegenuber den Belutschen die Oberhand gewannen Auch unterstutzt durch Nadir Schah von Persien errichteten sie 1766 ein Khanat und damit ein zweites Reich in diesem Gebiet des allerdings nur ein Subreich des Ghilzaireiches war Dieses endete 1839 mit der Ermordung des Herrschers durch die Briten Kolonialzeit Bearbeiten Die Ghilzai Periode endete mit dem Vertrag von Gandamak 1879 indem die Briten ihre Machtstellung endgultig etablierten und Belutschistan in ihr Kolonialreich einverleibten Damit ubernahm erstmals eine der indigenen Bevolkerung in kultureller wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht vollkommen fremde und militarisch klar uberlegene Gruppe die Macht Bis dahin hatten sich die Fremdherrschaften kaum Spuren in Belutschistan und bei seinen Bewohnern hinterlassen dieses anderte sich mit dem Beginn der britischen Kolonialzeit Die Briten verfolgten mit der Eingliederung Belutschistans und der Nordwestgrenzprovinz in ihr Kolonialreich Britisch Indien das Ziel die wirtschaftlichen Kernraume hier Pundschab und Sind gegenuber den turbulent frontiers mit breiten befriedeten Randzonen abzusichern In Westen und Nordwesten spielten auch imperiale Interessen eine Rolle da man eine Ausdehnung Russlands nach Suden verhindern wollte Dieses gelang im Zweiten Anglo Afghanischen Krieg 1878 1880 in dem man Afghanistan als abhangigen Pufferstaat etablierte In Belutschistan wurde nur die Region um Quetta der Korridor der Eisenbahnlinie Karatschi Quetta und die Grenzregion entlang der Durand Linie zu Afghanistan direkt verwaltet der gesamte strategisch uninteressante Suden und der Sudosten von Sibi wurde durch das indirect rule in Abhangigkeit gehalten Die Vorgehensweise in dieser Region hatte Modellcharakter fur alle von den Briten kontrollierten Stammesgebiete im Commonwealth Der grosste Teil dieser Gebiete unterstand dem Khan von Kalat mit den Provinzen Kachhi Sarawan Jhalawan Las Bela und Makran Die Belutschen Stamme der Marri und Bugti pflegten direkte Beziehungen zu den Briten Belutschistan wurde allein unter strategischen Gesichtspunkten verwaltet die Briten interessierten sich nicht fur die durch ihre Politik ausgelosten Veranderungen des komplexen raumlichen Nutzungsmuster mit den weitreichenden sozialen und okologischen Konsequenzen Teile Belutschistans waren bereits seit 1876 Teil des selbstregierten britischen Protektorats Kalat Die britische Regierung stimmte der Einrichtung eines freien Staates Belutschistan zu dem auch die Stammesgegenden der Marri und Bugti angehoren sollten Das britische Protektorat endete mit der Unabhangigkeit Britisch Indiens Unabhangigkeit seit 1947 Bearbeiten Nach der Teilung Indiens 1947 in einen Muslim Staat Pakistan und das restliche Indien kamen die mehrheitlich muslimischen Gebiete die unter direkter britischer Herrschaft standen automatisch direkt zu dem neuen Staat Pakistan Der grosste Teil Belutschistans stand jedoch nur indirekt unter britischer Kontrolle und unter Herrschaft einheimischer Fursten Diese schlossen sich im Laufe des Jahres 1948 teilweise nicht ganz freiwillig sondern unter erheblichem militarischen Druck dem pakistanischen Staatsverband an Innerhalb Pakistans wurde dann aus vier Furstenstaaten Kalat Kharan Las Bela und Makran 1952 als grossere Verwaltungseinheit die Baluchistan States Union gebildet Diese wurde nach Inkrafttreten der neuen Verfassung 1956 die die Vorrechte der ehemaligen Fursten bei der Verwaltung weitgehend beseitigte aufgelost und in die neue Provinz Belutschistan eingegliedert Pakistan legte viel Wert auf die Kontrolle seiner Grenzen und schrankte die grossen saisonalen Wanderungsbewegungen der afghanischen Nomaden nach Pakistan ein Gegenuber den einheimischen Stammen wurde die indirect rule beibehalten bis 1960 das Basic Democracy System eingefuhrt wurde Die Bewohner wurden weitgehend sich selbst uberlassen ein Abbau der in vielen Bereichen vorhandenen Disparitaten innerhalb Pakistans wurde nicht vorangetrieben In den Jahren 1958 1969 und 1973 1977 kam es zu weiteren kriegerischen Auseinandersetzungen 13 Die Balochistan Police wurde 1963 gegrundet Das internationale Desinteresse anderte sich schlagartig mit der Intervention der Sowjetunion in Afghanistan 1979 Belutsch Separatisten wurden von der Sowjetunion unterstutzt um Pakistan zu destabilisieren dessen Fluchtlingslager als Zentren des afghanischen Widerstandes galten Seitdem wurden einige Entwicklungsprojekte gestartet und Aktionsplane aufgestellt z B der Action Plan for Employment and Manpower Development in Balochistan 1991 Im Mai 1998 wurden von Pakistan in der nordwestlichen Region mehrere unterirdische Nukleartests durchgefuhrt Diese waren eine Antwort auf die zweiten indischen Atomtests 14 Rebellen forderten auch weiterhin die Unabhangigkeit Belutschistans 2004 brach der heftigste Konflikt aus 2006 wurde der Rebellenfuhrer Nawab Akbar Bugti von pakistanischen Sicherheitskraften getotet Im Verlauf der Jahre reagierten die Separatisten immer brutaler Es wurden nicht nur Gasleitungen gesprengt sondern auch Entwicklungshelfer Diplomaten und Journalisten entfuhrt und getotet Es werden zunehmend Ubergriffe auf Zuwanderer aus anderen pakistanischen Provinzen gemeldet die teilweise schon in vierter Generation hier leben 15 Grundsatzlich lasst sich sagen die Zivilgesellschaft ist schwach ausgepragt staatliche Repressionen sind allgegenwartig und Menschenrechtsverletzungen an der Tagesordnung 16 Auf der anderen Seite wird auch die pakistanische Armee von Menschenrechtsaktivisten beschuldigt einen schmutzigen Krieg zu fuhren und vielfach unliebsame Personen rechtswidrig einfach verschwinden zu lassen Pakistanische und internationale Journalisten haben nur eingeschrankt die Moglichkeit vor Ort an Informationen aus erster Hand zu kommen Die freie und kritische Berichterstattung uber die Armee ist pakistanischen Journalisten nur sehr eingeschrankt moglich 17 2010 wurde die Baloch Republican Army verboten In Belutschistan wurden in den 2010er Jahren zahlreiche Hazara durch sunnitische Fanatiker ermordet die die schiitischen Hazara als Haretiker bezeichnen und ihnen absprechen Muslime zu sein Auch Ahmadis wurden als angebliche Haretiker ermordet 18 Literatur BearbeitenManzoor Ahmed Akhtar Baloch Political Economy of Balochistan Pakistan A Critival Review In European Scientific Journal Band 11 Nr 14 Mai 2015 ISSN 1857 7881 S 274 293 eujournal org Mir Khuda Bakhsh Bijarani Marri Baloch The Balochis through Centuries Quetta 1964 OCLC 977020564 Inayatullah Baloch The Problem of Greater Baluchistan A Study of Baluch Nationalism Beitrage zur Sudasienforschung Band 116 Steiner Verlag Wiesbaden Stuttgart 1987 ISBN 3 515 04999 1 Zugl Heidelberg Univ Diss 1986 Syed Abdul Quddus The Tribal Beluchistan Ferozsons Lahore 1990 ISBN 969 0 10047 5 Fred Scholz Belutschistan Pakistan Eine sozialgeographische Studie des Wandel in einem Nomadenland seit Beginn der Kolonialzeit Gottinger Geographische Abhandlungen Band 63 Goltze Gottingen 1974 DNB 750229837 Zugleich Gottingen Univ Philos Fak Habil Schr Fred Scholz Transformation bergnomadischer Gruppen in mobile Gelegenheitsarbeiter Eine Fallstudie aus Nord Belutschistan Pakistan In Erdkunde Band 46 Nr 1 1992 S 14 25 doi 10 3112 erdkunde 1992 01 02 Boris Wilke Governance und Gewalt Eine Untersuchung zur Krise des Regierens in Pakistan am Fall Belutschistan SFB Governance Working Paper Series Nr 22 Hrsg von der DFG Sonderforschungsbereich 700 Governance in Raumen begrenzter Staatlichkeit Neue Formen des Regierens November 2009 sfb governance de PDF 714 kB Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Belutschistan Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Belutschistan Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Offizielle Website der Provinz Conflict in Balochistan HRCP fact finding missions December 2005 January 2006 PDF 1 2 MB Nicht mehr online verfugbar In worldsindhi org Human Rights Commission of Pakistan HRCP archiviert vom Original am 28 Juli 2011 abgerufen am 28 November 2021 englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b Final Results of Census 2017 gt Table 11 Population by mother tongue sex and rural urban Pakistan Bureau of Statistics Pakistanisches Statistikamt abgerufen am 14 Dezember 2021 englisch Pakistan Bureau of Statistics 2016 Pakistan Social and Living Standards Measurement Survey 2014 15 PDF 9 7 MB In pbs gov pk Government of Pakistan Marz 2016 abgerufen am 29 Juni 2019 englisch Pakistan Provinzen und Grossstadte Einwohnerzahlen Karten Grafiken Wetter und Web Informationen In citypopulation de Abgerufen am 28 Juli 2018 Baluchistan A District Profile In Middle East Research and Information Project Inc MERIP Hrsg Pakistan Forum Band 3 Nr 8 9 Juni 1973 S 2 3 29 JSTOR 2569086 englisch Adnan Aamir Balochistan 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Oktober 2015 abgerufen am 9 August 2016 englisch Hina Jilani Jeder weiss wer die Morder sind In Amnesty Journal Jg 2018 Heft April Mai ISSN 2199 4587 S 22 23 hier S 49 amnesty de Verwaltungsgliederung Pakistans Provinzen Belutschistan Khyber Pakhtunkhwa Punjab SindhTerritorien Hauptstadtterritorium Islamabad Capital Territory Asad Jammu und Kaschmir Gilgit BaltistanDistrikte von Belutschistan Awaran Barkhan Chagai Chaman Dera Bugti Duki Gwadar Harnai Jafarabad Jhal Magsi Kachhi Kalat Kech Kharan Khuzdar Kohlu Lasbela Loralai Mastung Musakhel Nasirabad Nushki Panjgur Pishin Quetta Qilla Abdullah Qilla Saifullah Sherani Sibi Sohbatpur Surab Washuk Zhob ZiaratEhemalige Distrikte Lehri Normdaten Geografikum GND 4541525 0 lobid OGND AKS VIAF 234773693 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Belutschistan Pakistan amp oldid 237676891