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Megasthenes altgriechisch Megas8enhs Megasthenes um 350 v Chr um 290 v Chr war ein antiker griechischer Diplomat Geschichtsschreiber und Geograph Er reiste als Gesandter ins indische Pataliputra an den Hof Konig Chandraguptas des ersten Herrschers des Maurya Reichs und verfasste unter dem Titel Indika ein beruhmtes historisch ethnographisches Werk uber Indien das aber nur fragmentarisch erhalten ist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ausgaben 4 Literatur 5 AnmerkungenLeben BearbeitenMegasthenes wurde wahrscheinlich im griechischen Kleinasien geboren Dem Geschichtsschreiber Arrian zufolge lebte er einige Zeit im Gebiet des seleukidischen Teilreichs Gedrosien Arachosien Megasthenes der mit Sibyrtios dem Satrapen Arachosiens zusammen war und oft behauptet zu Sandrokottos dem Konig der Inder gekommen zu sein 1 Moglicherweise hatte Megasthenes am Alexanderzug teilgenommen und damals bereits das westliche Indien bereist Da Arrian zudem berichtet Megasthenes habe auch Konig Poros besucht 2 ist ein fruherer Gesandtschaftsaufenthalt nicht vollig auszuschliessen 3 Arrian lebte zwar uber 300 Jahre nach Megasthenes hatte aber noch Zugriff auf dessen Geschichtswerk Sibyrtios mit dem Megasthenes in Verbindung stand spielte in der Zeit unmittelbar nach dem Tod Alexanders des Grossen eine nicht unwichtige Rolle 4 Zu einem nicht exakt bestimmbaren Zeitpunkt vielleicht auch mehrmals reiste Megasthenes als Gesandter an den Hof des indischen Konigs Sandrokottos Chandragupta Maurya in Pataliputra Die Forschung geht in der Regel davon aus dass Megasthenes im Auftrag des Seleukidenherrschers Seleukos I Nikator unterwegs war Wenn dies zutrifft ist die Gesandtschaft nicht vor 305 v Chr zu datieren denn in diesem Jahr kam es zu einem friedlichen Ausgleich zwischen Seleukos und Sandrokottos Welche Rolle Megasthenes in den diplomatischen Beziehungen zwischen dem Seleukiden und dem Maurya Reich spielte ist jedoch nicht genau zu bestimmen Nach einer anderen Deutung der Quellen wird vermutet dass Megasthenes nicht in Seleukos sondern in Sibyrtios Auftrag nach Indien reiste und dass dies bereits kurz nach Alexanders Tod geschehen sei 5 Uber das spatere Leben des Megasthenes ist nichts bekannt Die diplomatischen Beziehungen zwischen den Seleukiden und den Mauryas blieben aber offenbar bestehen Ein gewisser Daimachos scheint als Nachfolger des Megasthenes Gesandter am Mauryahof gewesen zu sein Werk BearbeitenMegasthenes sammelte wahrend seiner Gesandtschaft Material uber Indien das den Griechen als ein halbmythisches Wunderland erschien Megasthenes hat seine Memoiren spater in einem wohl vierbandigen Werk mit dem Titel Indika veroffentlicht das in ionischem Griechisch verfasst war Er war einer der sehr wenigen Griechen die Indien zumindest teilweise in seinen ostlichen Teilen aus eigener Anschauung kennengelernt haben Seine Indika basierten hauptsachlich auf Informationen die er selbst aus eigenen Beobachtungen Erkundungen und aus Gesprachen mit Einheimischen darunter brahmanischen Priestern bezogen hatte nur zu einem geringen Teil basierten sie auf alteren griechischen Berichten uber Indien die oft romanhafte Zuge aufwiesen Herodot Onesikritos und Ktesias von Knidos Megasthenes war zwar nicht der einzige Grieche der nach dem Alexanderzug uber Indien schrieb bekannt sind etwa die faktisch vollstandig verlorenen Aufzeichnungen des Daimachos dem Nachfolger des Megasthenes als Gesandter am Mauryahof und eines gewissen Dionysios Das Werk des Megasthenes war aber anscheinend am umfangreichsten und wurde relativ haufig von spateren Autoren benutzt Diodor der bereits erwahnte Geschichtsschreiber Arrian und Strabon allerdings nur indirekt uber Eratosthenes haben es offenbar herangezogen Im ersten Buch der Indika wurden Geographie Flora Fauna und Ethnographie Indiens behandelt Dies umfasste auch eine Beschreibung der Flusssysteme des Indus und Ganges einem 118 Namen umfassenden Volkerkatalog Beschreibungen des Himalayas und Sri Lankas Das zweite Buch widmete sich der Beschreibung der lokalen Sitten auch erstmals bei griechischen Autoren des indischen Kastensystems und schliesslich des Beamtenwesens Diese Darstellung war auf das am mittleren Ganges gelegene Maurya Reich konzentriert in dessen Hauptstadt Pataliputra Megasthenes wahrend seiner Gesandtschaft lebte Im dritten Buch beschaftigte er sich mit den indischen gesellschaftlichen Verhaltnissen und der indischen Philosophie Im vierten Buch schliesslich wurden Archaologie Mythen und Geschichte Indiens bis in die Gegenwart geschildert 6 Megasthenes scheint einiges wertvolles Material gesammelt zu haben manche Fehler sind auch auf Missverstandnisse zuruckzufuhren Er berichtete nicht immer aus eigener Anschauung da er sich vor allem am Konigshof aufhielt sondern stutzte sich auch auf Informationen aus einheimischen indischen Quellen die nicht immer zuverlassig waren Einige spezifisch griechische Vorstellungen sind deutlich in das Indienbild des Megasthenes eingeflossen Dazu gehoren z B Ausfuhrungen uber das indische Beamtenwesen Fragment 31 Eine offenbar wichtige Rolle spielte der Mythos des indischen Zugs des Dionysos Die Entwicklung der indischen Religion fuhrte Megasthenes auf Dionysos zuruck der aus dem Westen kommend das Land mit seinen Truppen erobert die Menschen zivilisiert und wegen dieser Leistungen schliesslich Unsterblichkeit erlangt habe Fragment 4 und 12 Zweiter Kulturbringer sei Herakles gewesen Fragment 4 und 13 Megasthenes uberlieferte auch traditionell in der griechischen Indien Beschreibung verwendete klischeehafte Erzahlungen so von den Einaugigen erweitert sie sogar um die Mundlosen Des Weiteren verklarte er teilweise die indische Gesellschaft an verschiedenen Stellen so ruhmte er ihre angebliche Ehrlichkeit Wahrheitsliebe Gerechtigkeit Einfachheit Enthaltsamkeit etc Fragment 32 und leugnete die Existenz von Sklaven Fragment 4 16 und 32 Eine Idealisierung fremder Lander war in der griechischen Geschichtsschreibung allerdings nicht ungewohnlich wie das Beispiel Herodot und Hekataios von Abdera hinsichtlich Agypten zeigt 7 Legendenmaterial in den Indika stammte offenbar zu einem erheblichen Teil auch aus indischen Quellen das Megasthenes recht unkritisch ubernahm und wiedergab Andere eher unglaubwurdige Erzahlungen entsprachen durchaus dem Kanon griechischer Vorstellungen hinsichtlich Indien wie die Schilderungen zu Dionysos der eher als mythischer Konig denn als Gott erscheint Stadte grundete und das Land zivilisiert habe Megasthenes bringt aber auch viele wertvolle und historisch zutreffende Informationen aus erster Hand so dass er keineswegs als Lugenautor bezeichnet werden kann Dennoch wurde er bereits in der Antike teils sehr kritisch beurteilt obwohl er offenbar als Hauptquelle zur indischen Geschichte diente Neben dem nicht immer zuverlassigen Quellenmaterial das Megasthenes zur Verfugung stand ist allerdings zu berucksichtigen dass uns seine Schilderung nur in sehr knappen Zusammenfassungen spaterer Autoren vorliegen es ist diesbezuglich auch nicht immer klar wie genau diese Verfasser verfahren sind 8 Die Fragmente des Geschichtswerks sind jedenfalls die wichtigste Quelle fur die indische Geschichte um 300 v Chr und werden auch von Indologen noch oft herangezogen Sie sind zugleich eine wichtige Quelle hinsichtlich des griechischen Indienbilds das durch den Alexanderzug und die folgende Entwicklung erheblich erweitert wurde 9 Ausgaben BearbeitenFelix Jacoby Hrsg Die Fragmente der griechischen Historiker Teil 3 C Brill Leiden 1958 S 603 639 Nr 715 Duane W Roller Megasthenes In Brill s New Jacoby Nr 715 neue Edition mit englischer Ubersetzung neuem Kommentar und weiteren Literaturhinweisen Literatur BearbeitenUbersichtsdarstellungen Jose Maria Camacho Rojo Pedro Pablo Fuentes Gonzalez Megasthene In Richard Goulet Hrsg Dictionnaire des philosophes antiques Band 4 CNRS Editions Paris 2005 ISBN 2 271 06386 8 S 367 380 Otto Stein Megasthenes 2 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band XV 1 Stuttgart 1931 Sp 230 326 teilweise uberholte aber ausfuhrliche und grundlegende Darstellung Untersuchungen Albert Brian Bosworth The historical setting of Megasthenes Indica In Classical Philology 91 1996 S 113 127 Albert Brian Bosworth Arrian Megasthenes and the Making of Myth In Juan Antonio Lopez Ferez Hrsg Mitos en la literatura griega helenistica e imperial Madrid 2003 S 299 320 Klaus Karttunen India and the Hellenistic world Finnish Oriental Society Helsinki 1997 Richard Stoneman The Greek Experience of India From Alexander to the Indo Greeks Princeton University Press Princeton Oxford 2019 ISBN 978 0 691 15403 9 S 129 285 Josef Wiesehofer Horst Brinkhaus Reinhold Bichler Hrsg Megasthenes und seine Zeit Megasthenes and His Time Harrassowitz Verlag Wiesbaden 2016 Anmerkungen Bearbeiten Arrian Anabasis 5 6 Die Fragmente der griechischen Historiker 715 Testimonium 2a Ubersetzung nach Wilhelm Capelle Arrian Indike 5 3 Vgl Waldemar Heckel Who s Who in the Age of Alexander the Great Prosopography of Alexander s Empire Oxford 2006 S 159 Siehe zur Person Waldemar Heckel Who s Who in the Age of Alexander the Great Prosopography of Alexander s Empire Oxford 2006 S 248f Vgl dazu Duane W Roller Biographical Essay In Brill s New Jacoby Nr 715 Vgl als Uberblick Otto Lendle Einfuhrung in die griechische Geschichtsschreibung Von Hekataios bis Zosimos Darmstadt 1992 S 272f Vgl Artikel Megasthenes In The Oxford Classical Dictionary 4 Aufl Oxford 2012 S 925 Vgl allgemein John Duncan Martin Derrett Megasthenes In Der Kleine Pauly Bd 3 1969 Sp 1150 1154 Ausgewogene Beurteilung auch im Artikel Megasthenes In The Oxford Classical Dictionary 4 Auflage Oxford 2012 S 925 Normdaten Person GND 102398771 lobid OGND AKS LCCN n82154900 VIAF 132649401 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME MegasthenesKURZBESCHREIBUNG griechischer Geschichtsschreiber der AntikeGEBURTSDATUM um 350 v Chr STERBEDATUM um 290 v Chr Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Megasthenes amp oldid 230185686