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Bengalische Tempel stellen eine wenig bekannte Sonderform des Hindu Tempels dar Sie stammen zumeist aus dem 17 bis 19 Jahrhundert und befinden sich hauptsachlich im heutigen indischen Bundesstaat Westbengalen Einige wenige jedoch oft ruinierte Bauten befinden sich auch auf dem Gebiet des heutigen Bangladesch Bishnupur Nandalal Tempel 17 Jh mit Turm ratna uber der Cella garbhagriha und dreigeteilten Portalen auf allen vier Seiten die Aussenwande sind mit figurlichen und ornamentalen Terracotta Reliefplatten dekoriert Die Ecken des leicht gekrummten Daches hangen herab Inhaltsverzeichnis 1 Materialien 2 Weihe 3 Geschichte 4 Architektur 5 Bilder 6 Bauschmuck 7 Deul Tempel 8 Neue Tempel 9 Literatur 10 WeblinksMaterialien Bearbeiten nbsp Antpur landlicher Tempel mandir mit StrohdachBengalen besteht in weiten Teilen aus dem fruchtbaren Schwemmland des Ganges Hugli und des Brahmaputra sowie einer ganzen Reihe von Nebenflussen deren grosster die Meghna ist Natursteinvorkommen sind nahezu unbekannt und so wurden Wohnhauser auf dem Lande bis weit ins 20 Jahrhundert hinein fast ausschliesslich aus manchmal lehmverputzten Asten oder seltener aus luftgetrockneten Lehmziegeln errichtet die Dacher bestanden aus Stroh oder Schilf Bereits fruh verstand man sich in Bengalen auch auf das Brennen von Lehmerde so dass bereits die Tempelbauten des 5 6 Jahrhunderts bzw die schwer zu datierenden Deul Tempel aus Ziegelsteinen errichtet wurden Bei den Tempeln des 17 bis 19 Jahrhunderts wurden regelmassig figurliche und dekorative Terrakotta Reliefplatten appliziert Die meisten stadtischen Wohnhauser wurden in dieser Zeit ebenfalls aus Ziegelsteinen erbaut und anschliessend verputzt Weihe BearbeitenObwohl sich auch in Bengalen fruhe buddhistische und jainistische Spuren finden sind doch die meisten Tempel den Hindu Gottheiten Shiva Vishnu Kali und Durga bzw ihren lokal und regional verehrten Manifestationen geweiht weshalb viele Tempel andere Namen tragen Auch der Gott Krishna und seine Geliebte Radha geniessen in den hinduistischen Teilen Bengalens grosse Popularitat Geschichte BearbeitenDer zur Gruppe der sogenannten Gupta Tempel gehorende fruheste bekannte Tempelbau Bengalens ist der inschriftlich auf das Jahr 448 n Chr datierte Ziegelsteintempel mandir von Balgram Distrikt Dinajpur Bangladesh der der Vaishnava Sekte zugeordnet werden kann von ihm sind jedoch nur noch Ruinenreste erhalten Etwa gleichzeitig sind die beiden ebenfalls weitgehend zerstorten Tempel von Mahasthan Gokul Distrikt Bogra Bangladesh die aufgrund gefundener Figurenreste sehr wahrscheinlich dem Buddhismus zuzuordnen sind Beide Tempel haben einen quadratischen Grundriss mit einer ebenfalls quadratischen Cella garbhagriha die von einem auf Stutzen ruhenden und ehemals uberdachten Umgang pradakshinapatha umschlossen waren Moglicherweise vom 9 bis 11 Jahrhundert vielleicht aber auch erst sehr viel spater entstanden im Suden Westbengalens mehrere Tempelbauten die ganz eindeutig von der Architektur Odishas beeinflusst sind die vielleicht bedeutendsten unter ihnen sind die turmartigen Tempel deul von Satdeulia und Raidighi Jatar Deul aber auch der Ichai Ghosh Tempel ist bemerkenswert Nach der Ankunft des gegenuber dem als heidnisch und gotzenverehrerisch eingestuften Hinduismus ausserst restriktiv eingestellten Islam im Norden Indiens wurden viele altere Tempel zerstort und kaum noch neue Bauten errichtet Im fruhen 17 Jahrhundert begann man jedoch die in religiosen Angelegenheiten zeitweise tolerante Haltung des Mogul Herrschers Jahangirs reg 1605 1627 sowie politische und militarische Schwachen des Mogulreichs und die grosse Entfernung zu den Hofen von Lahore Agra oder Aurangabad ausnutzend verstarkt mit dem Neubau von Tempeln die innerhalb der Hindu Tempel einen vollig eigenstandigen architektonischen Typus darstellen Hier sind an vorderster Stelle die Tempel in Bishnupur der alten Hauptstadt der Malla Dynastie sowie die Tempelbezirke von Antpur Kalna und Maluti zu nennen aber auch die Tempelanlagen von Puthia in Bangladesch verdienen besondere Erwahnung Architektur Bearbeiten nbsp Bishnupur Radhamadhab Temple mit Torhalle 1739 nbsp Bishnupur Rasmancha Temple 1600 Fruhe Tempel des 16 Jahrhunderts sind nur noch selten erhalten sie bestanden nur aus einer ebenerdigen umgangslosen und nicht von einem Turm uberhohten Cella garbhagriha mit quadratischem Grundriss vgl Tempelanlagen von Puthia Charakteristische Merkmale der spateren Tempel bengalischen Typs sind die Beibehaltung des quadratischen Grundrisses jetzt allerdings mit einer starkeren inneren und ausseren Gliederung und der bogenformig gewolbten Dacher mit ihren herunterhangenden Ecken Bengalische Dacher Alle Tempel stehen nun auf zwei bis annahernd funf Meter hohen Plattformen jagatis die das Regenwasser vom Bauwerk ableiten und dieses gleichzeitig real wie symbolisch uber andere Bauten emporheben Hinter den vier meist dreibogigen Schein Portalen denen ein Triumphbogenschema zugrunde liegt befindet sich die ebenfalls quadratische Cella garbhagriha die von einem komplett in den Tempelbau integrierten Umgang pradakshinapatha umschlossen ist Das Dach wird in der Regel von einem ekaratna oder funf pancharatna meist runden tambourartigen Turmen uberhoht die sich in ihrer Gestalt deutlich von den turmartigen Aufbauten shikharas nordindischer Tempel des Nagara Stils unterscheiden Vom 17 bis 19 Jahrhundert entstehen neun bis dreizehnturmige Tempelbauten aber auch einige wenige mit flachen Dachern Eine ganz aussergewohnliche Architektur bietet dagegen der turmlose um 1600 entstandene Rasmancha Tempel in Bishnupur Der gewaltige etwa die sechzehnfache Grundflache eines normalen bengalischen Tempels einnehmende quadratische Baukorper wird von einem pyramidenartigen Aufbau uberhoht Das Dach des auf jeder Seite durch zehn Arkaden nach aussen geoffneten Umgangs besteht hingegen aus mehreren aneinander gereihten kleineren Dachern des bengalischen Typs Charakteristisch fur bengalische Tempel ist auch das vollstandige Fehlen von Vorhallen mandapas von Fenstern jalis oder von Balkonen jharokhas Schmuckelemente wie amalakas und kalashas sind ebenfalls nur selten anzutreffen Vereinzelt kommen auch Torbauten toranas vor die jedoch eher das Aussehen von kleineren Gebauden haben Bilder Bearbeiten nbsp Puthia Bangladesch Jagannatha Tempel 16 Jh nbsp Bishnupur Shyam Ray Tempel 1643 nbsp Bishnupur Jor Bangla Tempel 1655 nbsp Bishnupur Kalachand Tempel 1656 nbsp Bishnupur Lalji Tempel 1658 nbsp Bansberia Ananta Basudeba Tempel 1679 nbsp Bishnupur Radhyashyam Tempel um 1758 nbsp Antpur Radhagovindjiu Tempel 1786 nbsp Kalna Siddheswari Kali Tempel 18 Jh nbsp Kalna Lalji Tempel 1739 nbsp Puthia Shiva Tempel 19 Jh nbsp Bansberia Hansheshwari Tempel 19 Jh Bauschmuck BearbeitenDie nur wenig gegliederte Aussenhaut der meisten Tempel ist in Felder unterteilt Diese sind entweder dekorlos oder enthalten in Einzelfallen Terrakotta Reliefs in denen Gotter und Damonen aber auch geometrische und vegetabilische Dekormotive oder Szenen des hofischen aber auch des landlich bauerlichen Lebens zu sehen sind Die Darstellungen des Flote spielenden und von Tanzerinnen umgebenen Gottes Krishna am Shyamrai Tempel oder eines Schilf Bootes mit sitzenden Ruderern und stehenden Musikanten vina Spieler am Jor Bangla Tempel in Bishnupur sind besonders hervorzuheben bemerkenswert ist das weit aufgerissene Drachenmaul am Bug des Schiffes nbsp Bishnupur Terrakotta Relief am Shyamrai Tempel Krishna und Tanzerinnen nbsp Bishnupur Terrakotta Reliefs am Jor Bangla Tempel nbsp Bishnupur Terrakotta Reliefs am Jor Bangla Tempel nbsp Antpur Terrakotta Reliefs mit Gotterfiguren am Radhagovindjiu Tempel nbsp Kalna Terrakotta Figuren am Lalji Tempel nbsp Jiaganj Azimganj Terrakotta Relief am Ganesvar TempelDeul Tempel BearbeitenDie ebenfalls aus Ziegelsteinen erbauten Deul Tempel oder Turmtempel bilden eine Untergruppe mit eigenstandigen Traditionen die sich auf architektonische Anregungen aus Odisha zuruckfuhren lassen Charakteristisch fur diese Gruppe sind der beinahe senkrecht aufragende hohe Turm oberhalb der Cella garbhagriha sowie das vollige Fehlen weiterer Bauteile mandapas Gliederungselemente sind auf ein Minimum beschrankt und skulpturaler Schmuck fehlt vollig Die allesamt hypothetischen Datierungen fur diese Tempel reichen vom 8 bis zum 18 Jahrhundert wobei die islamisch dominierte Periode 13 bis 16 Jahrhundert als Bauzeit von vornherein weitgehend ausscheidet nbsp Tempel beim Dorf Para Purulia District nbsp Panchanana Temple beim Dorf Barakar Bardhaman District nbsp Jatar Deul Tempel South 24 Pardanas District nbsp Ichai Ghosh Tempel Bardhaman District nbsp Pratapeswar Tempel Kalna nbsp Siddheshwara Tempel Bahulara Bankura District nbsp Jora Deul Tempel Baidyapur Bardhaman District ca 1550 Neue Tempel BearbeitenWahrend im uberwiegend muslimischen Bangladesh keine Hindu Tempel mehr errichtet werden stehen im uberwiegend hinduistischen Westbengalen mehrere Tempel aus neuerer Zeit darunter der verputzte und in Gelb und Rottonen bemalte neunturmige Dakshineshwar Tempel 1847 1855 bei Kalkutta der Hangseshwari Tempel in Bansberia der beruhmte Kalighat Tempel 19 Jahrhundert in Kalkutta der der Ramakrishna Sekte zuzuordnende Belur Math Tempel in Haora Weihe 1938 und der Birla Tempel in Kalkutta 1970 1996 Literatur BearbeitenSudeshna Guha amp Dr Abir Bandyopadhyay Terracotta Temples of Bengal A Culmination of Pre existing Architectural Styles In The Chitrolekha Journal on Art and Design S 46 59 2017 Priyanka Mangaonkar Temples of Bengal Material Style and Technological Evolution Michael W Meister u a Hrsg Encyclopaedia of Indian Temple Architecture North India Foundations of North Indian Style Princeton University Press Princeton 1988 S 19ff ISBN 0 691 04053 2 George Michell Hrsg Brick Temples of Bengal from the Archives of David McCutchion Princeton University Press New Jersey 1983 George Michell Der Hindu Tempel Baukunst einer Weltreligion DuMont Koln 1991 S 190 ff ISBN 3 7701 2770 6Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hindu temples in West Bengal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Bengalische Tempel Fotos Infos englisch Tempel in West Bengalen Foto Liste englisch Bishnupur Tempel Fotos Kurzinfos Wikipedia englisch Bengalische Architektur Bishnupur Tempel Fotos Kurzinfos Tempel in West Bengalen Foto Infos ASI englisch Tempel im Purulia District Fotos Infos englisch Bengalische Tempel Fotos Malancha Dakshin Kali Tempel Foto Infos Memento vom 2 Februar 2015 im Internet Archive englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bengalische Tempel amp oldid 232965609