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Nasir ud din Muhammad Humayun persisch نصیر الدین محمد همایون DMG Naṣiru d Din Muḥammad Humayun geboren am 6 Marz 1508 in Kabul gestorben am 26 Januar 1556 in Delhi war der zweite Herrscher des Grossmogulreiches von Indien und regierte von 1530 bis 1540 sowie von 1555 bis 1556 HumayunHumayun gelang es nicht das von seinem Vater Babur eroberte Reich zu konsolidieren Er besass als Herrscher und Feldherr nicht die Fahigkeiten um sich in einem nicht fest gefugten Reich gegen seine inneren und ausseren Widersacher durchzusetzen Eine schwerwiegende Niederlage gegen Sher Shah zwang ihn zur Flucht aus Indien und fuhrte zur Unterbrechung der Mogulherrschaft durch die kurzlebige Sur Dynastie Zuflucht und Hilfe fand er am persischen Hof und erst die unter Sher Shahs Nachfolgern ausbrechenden Machtkampfe ermoglichten ihm schliesslich die Ruckkehr nach Indien Inhaltsverzeichnis 1 Jugend und Thronfolge 2 Erste Regierungsphase 3 Das Interregnum der Sur Dynastie 4 Exil und Restauration 5 Hinterlassenschaft 6 Siehe auch 7 Literatur 8 WeblinksJugend und Thronfolge BearbeitenHumayun sammelte wie fur einen Moguln ublich fruh militarische Erfahrungen In einem Gefecht zeigte er personlichen Mut und kommandierte in den Schlachten seines Vaters bei Panipat und Khanua den rechten Flugel der Mogularmee Anschliessend entsandte Babur seinen neunzehnjahrigen Sohn als Statthalter nach Badakhshan Sehr zum Unwillen seines Vaters kehrte er ohne Erlaubnis an den Hof in der Hauptstadt Agra zuruck womoglich hatte er von einer seine Nachfolge bedrohenden Intrige erfahren Babur verzieh Humayun Die bereits feststehende Nachfolgeregelung blieb unangetastet Humayun war der Thronerbe und erhielt den indischen Reichsteil Sein Bruder Kamran sollte Afghanistan erhalten Die zwei anderen Bruder Askari und Hindal mussten sich mit kleineren Lehen begnugen Vier Tage nach Baburs Tod am 26 Dezember 1530 bestieg Humayun den Thron Erste Regierungsphase BearbeitenDer neue Herrscher war selbst nach den damaligen Vorstellungen ubermassig aberglaubisch Er ordnete das Hofleben nach dem Laufe der Planeten mitunter entgegen allen praktischen Notwendigkeiten und eine Verwaltungsreform sah vor Abteilungen entsprechend den vier aristoteleschen Elementen einzurichten Humayun war gebildet und interessierte sich neben Astrologie auch fur Naturwissenschaften betrieb diese aber zu wenig ernsthaft um konkrete Ergebnisse zu erzielen 1531 fuhrte Humayun erfolgreich einen Feldzug gegen Mahmud Lodhi in Bihar Er war der Bruder des von Humayuns Vater besiegten letzten Sultans von Delhi Dies durfte weniger seinen militarischen Fahigkeiten als der dank Feldartillerie und Musketieren uberlegenen Mogularmee geschuldet gewesen sein In Bihar zwang Humayun auch den Kriegsherrn Sher Khan seine Oberherrschaft anzuerkennen Sher Khan sah noch nicht den Zeitpunkt gekommen sich gegen die Moguln aufzulehnen Nominell fur Humayun herrschend machte sich Sher Khan aber daran seine Position in Bihar zu starken nbsp NordindienIn der Folge zeigte sich die unter den Moguln herrschende Neigung zur Rebellion Humayun musste einen Aufstand zweier Cousins niederschlagen und sah sich mit einer Forderung seines aus Kabul naherkommenden Bruders Kamran nach einem grosseren Erbteil konfrontiert Humayun gab der Forderung charakteristischerweise nach Die Unruhen unter den Moguln versuchte Bahadur Schah von Gujarat fur sich zu nutzen Humayun begann 1534 gegen ihn einen zweijahrigen Feldzug in dessen Verlauf er Ahmadabad und Mandu in Malwa eroberte Bahadur fand Unterschlupf beim portugiesischen Vizekonig In Mandu gab sich Humayun nicht zum letzten Mal einer Neigung zu Mussiggang und ubermassigem Alkohol und Opiumgenuss hin Erst als sein in Ahmadabad als Statthalter zuruckgelassener Bruder Askari unerlaubt nach Agra zuruckkehrte verliess auch Humayun Mandu Die Abwesenheit der Moguln ermoglichte Bahadur Shah die Wiedereroberung Gujarats allerdings wurde er kurz darauf 1536 ermordet Humayun hatte nun zwei Jahre lang Krieg gefuhrt und am Ende alle Eroberungen wieder verloren Humayuns Abwesenheit nutzte Sher Khan um Bengalen zu erobern und wurde mit dem Besitz dieser reichen Provinz zu einer Gefahr fur die Moguln Der langsame Vormarsch der Mogularmee im Jahre 1537 ermoglichte es Sher Khan sich geordnet nach Bihar zuruckzuziehen Im Rucken Humayuns besetzte Sher Khan die Passe zwischen Bihar und Bengalen und schloss ihn so ein Humayun blieb auch in Bengalens Hauptstadt Gaur lange untatig Den unvermeidlichen Ruckzug trat er erst an als der Monsun einsetzte und sein Heer weiter schwachte und demoralisierte Bei Chausa fing Sher Khan der mittlerweile den Titel Shah angenommen hatte Humayun ab Humayuns Abwesenheit nutzte Hindal zu einer Rebellion die zwar von Kamran unterdruckt wurde der aber seinerseits nichts unternahm um Humayun zur Hilfe zu eilen Der Grossmogul sah sich gezwungen mit seinem Feind in Verhandlungen einzutreten Sher Shah ging zum Schein darauf ein griff aber am 25 Juni 1539 das Lager Humayuns uberraschend an Die Niederlage war vollstandig und nur in hochster Not konnte Humayun uber den Ganges entkommen Zuruck in Agra liess Humayun gegenuber seinen unbotmassigen Brudern ein weiteres Mal Milde walten Humayun sammelte zwar ein neues Heer aber er konnte weder Moral noch Kampfkraft wiederherstellen Zudem schloss sich Kamran dem Feldzug gegen den gemeinsamen Feind nicht an Bei Kannauj trafen die Kontrahenten aufeinander Wahrend der damals ublichen wochenlangen gegenseitigen Belauerung wurde Humayuns Heer durch Desertationen stark dezimiert Am 17 Mai 1540 kam es zur Schlacht und desastrosen Niederlage Humayun floh uber Agra und Delhi bis nach Lahore Als Sher Shah den unentschlossenen Grossmogul dort erreichte flohen die Moguln vorubergehend aus Indien Das Interregnum der Sur Dynastie BearbeitenSher Shah machte sich tatkraftig daran seine Herrschaft zu sichern und die Verwaltung des Reiches zu reformieren Er beschrankte die Macht der Statthalter durch die Trennung von ziviler und militarischer Verwaltung reorganisierte die Entlohnung von Beamten und Soldaten das Munzwesen und die Steuereintreibung Seine Gerechtigkeit war sprichwortlich Er wandte konsequent ohne Ansehen der Person islamisches Recht an und liess die durch sein Heer in Mitleidenschaft gezogenen Bauern entschadigen Er unterstutzte die Armen und liess Strassen Forts und Karawanenserails bauen Der hart arbeitende neue Herrscher starb 1545 nach einem Feldzug gegen Maldev von Marwar bei der Belagerung von Kalinjar Die von Sher Shah vorgenommenen Reformen legten den Grundstein fur die spater unter Akbar I eingefuhrte Verwaltung des Mogulreiches Die Emire wahlten seinen jungeren Sohn Jalal als Nachfolger der den Namen Islam Shah annahm Dieser suchte den Ausgleich mit seinem alteren Bruder Adil Khan ohne damit die Bedrohung seiner Herrschaft durch ihn endgultig beenden zu konnen Zu grosseren Eroberungen kam es unter Islam Shah nicht Er legte wie sein Vater sein Augenmerk auf die effiziente Verwaltung des Reiches Er starb 1554 durch eine Krankheit Sein Sohn Firuz Khan wurde bald durch einen Vetter Islam Shahs Mubariz Khan gesturzt Unter dem Namen Adil Shah regierte dieser von Bihar aus Anders als seine Vorganger hatte er wenig Interesse an den Regierungsgeschaften er uberliess sie einem Hindu namens Hemu Das Reich der Sur Dynastie zerfiel in kurzester Zeit Sikandar im Punjab sowie andere Reichsteile in Bengalen machten sich selbstandig daruber hinaus auch die Hauptstadt Delhi Exil und Restauration BearbeitenHumayun begann unterdessen eine dreijahrige ziellose Odyssee in deren Verlauf seine Gefolgschaft bis auf eine Handvoll Leute zusammenschrumpfte und mancherlei Harten ausgesetzt war Zunachst suchte er zusammen mit Hindal Zuflucht in dem von seinem Verwandten Shah Husain Mirza regiertem Sindh Er heiratete dort Hamida die Mutter seines spateren Thronerben Akbar der 1542 in Umarkot zur Welt kam Humayun hatte auf Vorschlag seines Bruders die unbestimmte Absicht Gujarat zu erobern aber der ihm nur nominell untergebene Shah Husain versagte ihm die Unterstutzung Auf Einladung Maldevs von Marwar durchquerte Humayun die Wuste Rajasthans kehrte aber noch vor seiner Ankunft auf Grund einer Warnung wieder um In Umarkot gelang es ihm dank einer Leihe seines Gefolgsmanns Tardi Beg unter den dortigen Rajputen Krieger anzuwerben ohne daraus Nutzen ziehen zu konnen Sie verliessen ihn bald wieder Als sein ehemaliger General Biram Khan nach seiner Flucht aus Sher Shahs Gefangenschaft zu ihm stiess liess sich Humayun im Juni 1543 dazu bewegen nach Afghanistan zu ziehen Auch dort fand er keine Sicherheit Auf dem Weg nach Kandahar wurde Humayuns Lager auf Geheiss Kamrans von Askari Soldaten uberfallen Humayun konnte entkommen aber sein Sohn Akbar gelangte in dessen Hande und wurde getrennt von seinem Vater in Kandahar und spater dann in Kabul grossgezogen Humayun floh nun weiter nach Persien Nach fast drei Jahren des Herumirrens uberschritt der Grossmogul im Januar 1544 die Grenze Nachdem Humayun die politische Buhne verlassen hatte erklarte sich Kamran zum Shah der Moguln nbsp Humayuns Grabmal in DelhiDie persischen Safawiden hatten bereits Humayuns Vater im Kampf gegen die Usbeken unterstutzt und Shah Tahmasp I empfing dessen Sohn nicht wie einen Fluchtling sondern wie einen Ebenburtigen Die Reise durch Persien zum Schah geriet zum Ausflug auf dem Humayun allen lang entbehrten Luxus geniessen konnte Der Grossmogul wurde vom Schah ein Jahr lang grosszugig bewirtet Allerdings fand sich unter Humayuns dahingeschwundenem Schatz noch ein beachtliches Gastgeschenk es spricht einiges dafur dass es sich bei dem uberreichten Edelstein um den beruhmten Koh i Noor handelte der die Auslagen des Shahs mehr als ausgeglichen haben durfte Tahmasp versuchte mit Hilfe des Fluchtlings seinen Einfluss nach Osten hin auszuweiten Er drangte Humayun mit zweifelhaftem Erfolg dazu die schiitische Glaubenslehre anzunehmen und stellte Humayun gegen das Versprechen Kandahar zu erhalten eine beachtliche Streitmacht zur Verfugung Gemachlich kehrte der Grossmogul 1545 nach Afghanistan zuruck Ohne Muhe gelang im September die Einnahme Kandahars und da sich das Blatt offenbar gewendet hatte begannen die Moguln zu Humayun uberzulaufen Kabul fiel im November widerstandslos Der geflohene Kamran konnte gefangen genommen werden aber ein weiteres Mal kam es zur Versohnung Und ein weiteres Mal lehnte sich Kamran gegen seinen Bruder auf Der zogerliche und nachsichtige Humayun verlor zwei weitere Male Kabul bis seine Gefolgsleute ihn dazu drangten die Gefahr endgultig zu beseitigen Der 1553 erneut gefangengenommene Kamran wurde geblendet und begann eine Pilgerfahrt nach Mekka auf der er verstarb Humayuns Ruckkehr nach Indien im Jahre 1554 wurde dadurch begunstigt dass sich Sikandar gerade auf einem Feldzug gegen Ibrahim von Delhi befand so dass im Punjab kein Widerstand geleistet wurde Bairam Khan gelang es bei Sirhind den mit einer weit uberlegenen Armee eilig zuruckkehrenden Sikandar zu schlagen Delhi fiel 1555 ohne Kampf an Humayun zuruck Humayun konnte nun mittlerweile ohne ernsthafte Konkurrenten die Ruckeroberung seinen fahigen Generalen uberlassen und beschaftigte sich in Delhi mit Planen fur eine Verwaltungsreform und astronomischen Beobachtungen Am 24 Januar 1556 sturzte er unglucklich von einer Treppe und starb zwei Tage spater Der erst dreizehnjahrige Akbar trat unter der Regentschaft Bairam Khans die Nachfolge an Hinterlassenschaft BearbeitenHumayuns kultivierte Lethargie exzentrischer Aberglaube und Milde gegenuber seinen Brudern lassen ihn als freundlichen aber unfahigen Herrscher erscheinen Doch muss beachtet werden dass unter den Moguln der Kampf um die Macht nach einer Art Ehrenkodex ablief Auch seine Vorganger und Nachfolger begegneten familiarer Insubordination mit Nachsicht Es war Humayuns Pech dass seine sonstigen Charaktereigenschaften mit dem Auftauchen eines durchtriebenen und fahigen Gegners zusammenfielen und die Notwendigkeit ein Territorialreich zusammenzuhalten mehr Harte verlangte Seine ihm gunstig gestimmten Biographen und vielleicht auch er selbst rechtfertigten seine Handlungsweise stets mit dem von seinem Vater entgegengenommenen Gebot nicht gegen seine Bruder vorzugehen Durch Humayuns Aufenthalt in Persien wurde die hofische Kultur der Grossmoguln noch starker persisch beeinflusst Bei seiner Ruckkehr befanden sich unter seinem Gefolge auch zwei persische Maler die die spatere Mogulschule stark beeinflussten Nach seinem Tod wurde das Humayun Mausoleum in Delhi errichtet Es gilt als erstes reprasentatives Bauwerk der Mogul Architektur und ist von einem persischen Architekten gebaut worden Siehe auch BearbeitenGeschichte IndiensLiteratur BearbeitenAbraham Eraly The Mughal Throne The saga of India s great emperors Phoenix Books London 2004 ISBN 0 75381 758 6 Heinrich G Franz Hrsg Das Alte Indien Geschichte und Kultur des indischen Subkontinents Bertelsmann Verlag Munchen 1990 ISBN 3 572 00852 2 Bamber Gascoigne Die Grossmoguln Glanz und Grosse mohammedanischer Fursten in Indien Prisma Verlag Gutersloh 1987 ISBN 3 570 09930 X Stephan Conermann Das Mogulreich Geschichte und Kultur des muslimischen Indien Munchen 2006 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Humayun s Tomb Delhi Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Humayun Biografie Infos Links Encyclopaedia Britannica englisch Humayun Biografie Bild Infos englisch VorgangerAmtNachfolgerBaburGrossmogul von Indien 1530 1540Sher ShahAdil ShahGrossmogul von Indien 1555 1556Akbar I Normdaten Person GND 121823423 lobid OGND AKS LCCN n50034146 VIAF 11090963 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME HumayunALTERNATIVNAMEN Humayun Nasir ud din MuhammadKURZBESCHREIBUNG Grossmogul von IndienGEBURTSDATUM 6 Marz 1508GEBURTSORT KabulSTERBEDATUM 26 Januar 1556STERBEORT Delhi Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Humayun amp oldid 230224032