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Als Kraggewolbe Kragsteingewolbe oder falsches Gewolbe wird eine Vorform des echten Gewolbes als oberer Abschluss eines Raumes bezeichnet Parallel dazu gibt es schon seit fruhester Zeit Kragkuppeln Kragsteinkuppeln oder falsche Kuppeln Kraggewolbe einer Kammer der Roten Pyramide von Dahschur Agypten um 2650 v Chr Inhaltsverzeichnis 1 Bautechnik 2 Beispiele 2 1 Westeuropa 2 2 Europaisches Mittelmeer 2 3 Nordafrika 2 4 Asien 2 5 Mittelamerika 3 Literatur 4 WeblinksBautechnik Bearbeiten Kraggewolbe oder kuppeln basieren auf dem Kragbogen Waagerechte Mauersteine bilden auskragend also aufeinander zugeschoben eine Treppenform die sich nach oben bis zu einem meist grosseren Schlussstein ohne stabilisierende Funktion verjungt Diese Verjungung kann langlich oder kreisformig erfolgen je nachdem ob es sich um quadratische rechteckige oder runde Raume handelt Anders als beim echten Gewolbe das sich wie ein Bogen selbst stabilisiert muss ein Kraggewolbe durch vertikalen Druck auf die Aussenseiten der Gewolbesteine gesichert werden Kraggewolbe sind daher oft steil und massiv Beispiele Bearbeiten nbsp Kragkuppel uber dem Hauptraum im jungsteinzeitlichen Passage Tomb von Newgrange Irland um 3150 v Chr Der deutsche Gelehrte Gerhard Rohlfs erforschte mehr als 30 Jahre rurale Kraggewolbebauten aus Trockenmauerwerk in Europa 1957 veroffentlichte er das Ergebnis in dem Buch Primitive Kuppelbauten in Europa Die Baugeschichte unterscheidet hier zwischen linearen Kraggewolben Kragbogen und Kragkuppeln die sich durch die Form und Neigung der Steine unterscheiden und erst mit der Nutzung von Ziegel und schliesslich der Erfindung des Betons durch die Romer abgelost wurden Westeuropa Bearbeiten Die altesten erhaltenen Beispiele fur Bauten mit Kraggewolbe bieten die tholosartigen Kammern im Cairn von Barnenez in der Bretagne 4500 4000 v Chr Wie alt diese Art Bauten in Westeuropa sein konnen erkennt man am Cairn Er Mane bei Carnac Auch die Megalithanlagen des Newgrange Typs in Irland Wales und Schottland sind Beispiele dieser Technik etwa 3150 v Chr In irischen und schottischen Souterrains wurde zum Teil auch die Kragsteintechnik eingesetzt Dies deutet darauf hin dass die Technik in der westeuropaischen Megalithkultur entstand und sich von Norden nach Suden verbreitete Im Nordosten und in Mitteleuropa wurde schon sehr fruh viel mit Holz gearbeitet wodurch jeder Nachweis bisher fehlt Es ist jedoch zu vermuten dass man infolge von Kulturkontakten schon fruh Kenntnisse davon hatte Europaisches Mittelmeer Bearbeiten nbsp Kragkuppel in der Nuraghe Arrubiu Sardinien um 1500 v Chr nbsp Schatzhaus des Atreus in Mykene mit Kragsteinkuppel Die altesten Mittelmeerbauten mit linearen Kragstein Dachkonstruktionen sind vermutlich die maltesischen Tempel von Tarxien die zwischen 3000 und 2500 v Chr errichtet wurden Kraggewolbe finden sich des Weiteren in iberischen Kuppelgrabern Los Millares und sardischen Gigantengrabern Die Navetas der Balearen und die sardischen Nuraghen ca 1800 500 v Chr sind die letzten kulturpragenden Anlagen bei denen die Kraggewolbetechnik zum Teil mit Megalithen eingesetzt wurde Etwas junger sind die Kuppelgraber auf Kreta oder im Schatzhaus des Atreus das um 1250 v Chr in Mykene errichtet wurde Aus derselben Zeitperiode konnten die zyprischen Tholoi von Chirokitia sein die nicht erhalten geblieben sind Wahrscheinlich erreichten diese Kenntnisse durch die minoische und mykenische Expansion wahrend der Eisenzeit auch den Westen von Anatolien und die Mittelmeerkuste der Levante Die technische Weiterentwicklung dieser Kragsteinbogen sind Konusgewolbe Rundbogen und Steinkuppeln die wahrend der Romerzeit entstanden was dann um 128 n Chr in die damals grosste freitragende Kuppel des romischen Pantheon mundete Uber die Romer kamen diese modernen Rundbogen und Kuppelgewolbe auch in den Orient und wurden dort ein Stilelement typisch islamischer Bauten nbsp Kraggewolbe in einem Landhaus auf Gozo die horizontalen Abschlusssteine werden von Holzbalken gestutztNordafrika Bearbeiten Die Technik des Bauens mit linearen Kragsteinen Konstruktionen findet man bei den agyptischen Pyramiden z B in der Knickpyramide des Pharaos Snofru ca 2600 v Chr und in der Grossen Galerie der Cheops Pyramide neben gleichzeitigen Giebeldach Konstruktionen Asien Bearbeiten nbsp Scheinkuppel uber dem Eingang zur Quwwat ul Islam Moschee in Delhi um 1200 nbsp Mount Abu Rajasthan Kragsteinkuppel in den Dilwara Tempeln 13 Jh Die vorislamische Architektur Asiens kennt keine echten Gewolbe oder Kuppeln auch die Tempelbauten der indischen oder hinterindischen Architektur sind vorzugsweise flach gedeckt Erst die Pyramidendacher und Shikhara Turme einiger indischer Tempel Naresar zeigen das allmahliche Aufkommen von steinernen Kragkonstruktionen die jedoch zunachst im Innern der Tempel nicht sichtbar wurden Die Verbreitung hangt offenbar mit der vedischen Religion und ihrer Tempelbauten zusammen Daruber wurde diese mit dem aufkommenden Buddhismus in andere Regionen Fernasiens verbreitet Erst vergleichsweise spat etwa ab dem 7 8 Jahrhundert wurden in Indien und anderen Regionen Sudasiens Angkor falsche Gewolbe oder falsche Kuppeln in Kragtechnik auch im Innern der Bauwerke sichtbar Wie lange die Hindu Handwerker selbst unter islamischer Herrschaft an der traditionellen Kragsteintechnik festhielten zeigen die Portalbogen und die Kragsteinkuppel uber dem Eingang der Quwwat ul Islam Moschee im Qutb Komplex in Delhi Einige Kragsteinkuppeln in spateren Hindu Khajuraho oder Jain Tempeln Mount Abu Ranakpur gehoren zu den unubertroffenen Meisterwerken ihrer Art nbsp Ranakpur Rajasthan Kragkuppel im Adinath Tempel 15 Jh Mittelamerika Bearbeiten Das Kraggewolbe ist auch ein typisches Stilelement der Maya Architektur und ein Beispiel fur ein gestrecktes also rechteckiges falsches Gewolbe Die Innenwand des Gewolbes wurde vielfach von nahezu unbehauenen langen Steinen oder Steinplatten gebildet die auf der Innenseite verputzt wurden nur in der klassischen Zeit ca 600 900 n Chr wurden die Steine des falschen Gewolbes in einigen Fallen Uxmal Kabah Labna glatt behauen Durch Auffullen mit Geroll wirkt durch dessen Gewicht eine Kraft auf den ruckwartigen Teil der Kragsteine wodurch diese in Position gehalten werden Auf diese Weise konnten die Maya Gewolbe bis maximal etwa 6 Meter Breite und beliebiger Lange bauen Dies wurde dadurch erkauft dass die Decken der Raume steil und die Dachkonstruktionen sehr schwer und sehr hoch wurden Andere Kulturen Mesoamerikas kannten derartige Konstruktionen nicht und auf dem gesamten amerikanischen Kontinent blieb das Prinzip der echten Gewolbe bis zum Eintreffen der Europaer unbekannt nbsp Maya Gewolbe im Innern des Tempels der 7 Puppen in Dzibilchaltun um 600 n Chr nbsp Bogenlaibung eines Maya Gewolbes in Uxmal Yucatan um 800 Literatur BearbeitenRenate Lobbecke Kragkuppelbauten Verlag der Buchhandlung Konig Koln 2012 ISBN 978 3 86335 100 7 Weblinks BearbeitenAngkor Fotos von Kraggewolben Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kraggewolbe amp oldid 230908576