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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Ainu Begriffsklarung aufgefuhrt Als Ainu Ainu アィヌ Aynu japanisch アイヌ Ainu russisch Ajny Ayny seltener Aino werden die Ureinwohner des nordlichen Japans Hokkaidō und Teilen Russlands Sachalin Kurilen bezeichnet Genetische und anthropologische Untersuchungen legen nahe sie als direkte Nachfahren der prahistorischen Jōmon Kultur zu betrachten deren Angehorige in einer Kernzeit von 14 000 bis 300 v Chr in ganz Japan lebten Ainu von der Insel Ezo Hokkaidō in traditioneller Tracht aus Die Gartenlaube 1880 Historisches Siedlungsgebiet der Ainu in Nord und OstasienHeute nennen sich die indigenen Ainu selbst Ainu oder Utari Ainu bedeutet Mensch Utari Kamerad in der Ainu Sprache Sie lebten noch bis in die jungere Vergangenheit als traditionelle Jager und Sammler Die wichtigste Nahrungsquelle der Kusten und Flussgruppen waren die funf wichtigsten Arten pazifischer Lachse die mit dem Speer erlegt wurden Die Ainu der Walder und Berge jagten hauptsachlich Sikahirsche und Braunbaren Alle ernahrten sich zudem von den verschiedensten essbaren Pflanzen 1 Wahrend die Ausubung traditioneller Kulte Kunsthandwerk und Materialkultur vor allem aus touristischen Grunden heute gefordert werden unterliegen Jagd Fischfang und Sammeltatigkeiten auch zur ausschliesslichen Subsistenzwirtschaft heute gesetzlichen Verboten Da Japan das Ubereinkommen uber eingeborene und in Stammen lebende Volker in unabhangigen Landern von 1989 nicht ratifiziert hat besteht derzeit keine rechtliche Moglichkeit fur die Ainu diese Tatigkeiten gegebenenfalls zu revitalisieren Stattdessen betreiben sie heute kommerzielle Landwirtschaft und Fischerei oder sind Lohnarbeiter in der Forstwirtschaft im Speditions oder Baugewerbe oder verdingen sich im Tourismus Restaurants und Gasthauser Verkauf von traditionellem Kunsthandwerk beziehungsweise Souvenirs 1 Inhaltsverzeichnis 1 Siedlungsgebiet 2 Herkunft und Verwandtschaften 3 Geschichte 3 1 Politische Anerkennung als indigenes Volk 4 Sprache 5 Gesellschaft 6 Kultur 7 Religion 8 Ainu Volk in den verschiedenen Landern 9 Siehe auch 10 Anime und Manga 11 Literatur 12 Einzelnachweise 13 WeblinksSiedlungsgebiet Bearbeiten nbsp Hauptsiedlungsgebiet der Ainu auf Hokkaidō nach Angaben der Vereinigung der Ainu auf Hokkaidō 1999 Historisches Siedlungsgebiet der Ainu ist Hokkaidō alter Name Ezo Sud Sachalin die Kurilen Inseln und das Gebiet der heutigen Prafektur Aomori Umstritten ist ob Ainu auch auf Kamtschatka an der Amur Mundung und weiteren Gebieten auf Honshu siedelten Einige Forscher vertreten die Ansicht dass die Vorfahren der Ainu eine weite Verbreitung im nordlichen Eurasien hatten bevor sie von den Bevolkerungen Ostasiens langsam verdrangt beziehungsweise assimiliert wurden 2 Historischen Dokumenten zufolge waren sie bis zur fruhen Neuzeit auch noch im nordlichsten Gebiet von Honshu der heutigen Aomori Prafektur ansassig Ortsnamen in den Prafekturen Aomori Akita und Iwate zeigen dass die Sprache fruher dort verbreitet war Am haufigsten sind Namen die auf nai nai und betsu pet enden Ainuworter fur Fluss Heute leben offiziell zwischen 25 000 bis 200 000 Menschen in Japan die sich als Ainu bezeichnen Seit Jahrhunderten findet eine fortschreitende Vermischung mit Japanern statt so dass die Zuordnung vor allem auf Selbstzuschreibung beruht Aufgrund der immer noch existierenden Diskriminierung der Ainu ist anzunehmen dass ihre Zahl tatsachlich deutlich hoher ist In Sud Sachalin und auf den Kurilen soll es seit der Zwangsumsiedlung der Japaner durch die Sowjetunion nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges 1945 keine Ainu mehr geben 3 Herkunft und Verwandtschaften Bearbeiten nbsp Der Japaner Yoda Benzo 1853 1925 Grunder der Stadt Obihiro in Hokkaidō in Ainu Kleidung nbsp Ainu Hauptling um 1937Genetische Untersuchungen haben ergeben dass die Wurzeln der indigenen Urvolker Japans in der Jōmon Zeit liegen 4 Einige Ainu haben eine hellere Hautfarbe eher an Europaer erinnernde Augen ohne die typisch ostasiatische Lidfalte und besitzen eine vergleichsweise starke Korperbehaarung die dunkelbraun oder schwarz ist bekannt sind hier besonders die langen Vollbarte der Manner Einige Anthropologen der veralteten Rassentheorien wie Egon von Eickstedt sahen in ihnen daher Angehorige der europiden Rasse Tatsachlich fand eine Studie von 2015 eine Verwandtschaft derjenigen Gene die die Gesichtsform bestimmen 5 Eine Gleichheit oder Ahnlichkeit von einzelnen Genen oder Gruppen von Genen ist allerdings kein Beweis fur eine Verwandtschaft oder Abstammung 6 Die Mehrheit der Ainu ahnelte aber den anderen Volkern rund um das Ochotskische Meer und den Arktischen Regionen Nordamerikas 7 In jungster Zeit mehren sich die Hinweise auf einen heterogenen Ursprung der Ainu Genetische anthropologische sowie archaologische Daten aus einer Studie von Lee und Hasegawa von der Waseda Universitat weisen auf eine Kombination von einer aus Zentralasien stammenden palaolithischen Bevolkerung mit einer aus Nordostasien stammenden Bevolkerung hin welche beide zu unterschiedlichen Zeiten in das Japan der Jōmon Zeit einwanderten und eine gewisse Zeit weitgehend friedlich nebeneinander lebten Aufgrund unbekannter Ursachen angenommen sind okologische Veranderungen vermischten sich diese beiden weitgehend unterschiedlichen Bevolkerungen und gingen in die historischen Ainu auf Laut Lee und Hasegawa ist der Ursprung der Ainu Sprache einer der beiden Bevolkerungen zuzuordnen Laut ihren linguistischen Daten ist ein Ursprung der Ainu Sprache von nordost asiatischen Jagern und Sammlern plausibler da das Ainu einen grossen Teil an Vokabular mit diversen Sprachen rund um das Ochotskische Meer teile jedoch kann kein eindeutiges Ergebnis erzielt werden Ahnliche Resultate erzielte eine Studie von Schmidt und Seguchi im Japanischen Journal fur Archaologie und Geschichte 8 Die altesten archaologischen Funde werden auf etwa 18 000 v Chr datiert also noch ins Pleistozan Nach der Meinung einiger Historiker ist das in den alten japanischen Quellen erwahnte Volk der Emishi Ezo identisch mit den Ainu Andere sehen eines der beiden Volker als regionale Gruppe der anderen oder beide als getrennte Ethnien Geschichte Bearbeiten nbsp Nachbau einer Behausung in NibutaniUnter massiven japanischen Einfluss gerieten die Ainu im nordlichen Honshu bereits in der Heian Zeit um das Jahr 1000 An der Sudkuste von Hokkaidō damals Ezo wirkten die Japaner erstmals in der Kamakura Zeit 1185 1333 Ihr Einfluss blieb jedoch bis zum Ende des 16 Jahrhunderts auf die Oshima Halbinsel beschrankt 9 10 Das anderte sich im Jahr 1599 als Hokkaidō vom Shogunat als Lehen Matsumae an die gleichnamige Familie vergeben wurde Das Land wurde als wertlos angesehen da es damals noch nicht moglich war in den nordlichen Breiten Reis anzubauen entsprechende Sorten wurden erst in der Meiji Zeit entwickelt Daher beschrankten sich die Matsumae darauf Posten fur den Handel mit Pelzen und Trockenfleisch einzurichten Im 19 Jahrhundert richteten die Matsumae dann auf Ezo Fischereihafen ein und zwangen die ehemaligen Jager und Sammler auf Fischerbooten und in Hafen zu arbeiten 1869 wurde Ezo als Hokkaidō ein Teil Japans und das Land wurde zur Besiedlung durch Japaner freigegeben Es gab Versuche den Ainu Land zu geben und sie zu Bauern zu machen Diese Versuche scheiterten Die traditionelle Ainu Kultur wurde dabei und durch den aufkeimenden japanischen Nationalismus endgultig zerstort Durch Zwangsarbeit Zerstorung ihrer Kultur und fehlgeschlagene Versuche sie als Bauern anzusiedeln endeten viele Ainu in Armut und Alkoholismus Japan setzte auf aggressive Assimilierung Die Ureinwohner mussten japanische Schulen besuchen und japanische Brauche annehmen Ihre traditionellen Tatowierungen Anci Piri der Ainu Bart bei Frauen Kleidung Religion und Opferrituale wurden verboten 11 nbsp Zwei Ainu aus Sachalin 1904Die Ainu auf Sachalin und den Kurilen konnten ihre Kultur etwas langer frei von fremden Einflussen halten Gegen Ende des 19 Jahrhunderts waren die auf den Nordkurilen lebenden Ainu zur russisch orthodoxen Kirche ubergetreten und sprachen auch Russisch Nachdem die Inseln an Japan gefallen waren wurde der grosste Teil per Zwangsumsiedlung nach Shikotan naher an die japanischen Inseln herangeholt wo sie durch schlechte Lebensbedingungen dezimiert an ihrem christlichen Glauben festhielten und eigenstandig eine Kirche errichteten Ein Teil wanderte nach Kamtschatka aus Als die Sowjetarmee gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die sudlichen Kurilen inklusive Shikotan einnahm emigrierten die restlichen Ainu nach Hokkaidō Die Kurilen Ainu gelten heute als ausgestorben Die letzte bekannte Kurilen Ainu Frau starb 1972 und wurde kirchlich beerdigt Erst in den 1970er Jahren gab es erste staatlich gestutzte Rekonstruktionsversuche auch aus dem Motiv heraus den Tourismus zu fordern Nachdem in Japan lange Zeit die Sprachregelung herrschte dass Japan schlichtweg keine Minderheiten habe sind die Ainu heute eine anerkannte Minderheit Einige Ainu haben Hokkaidō verlassen und siedeln in anderen Teilen Japans wo sie nicht mehr als Minderheit erkannt werden und daher keine Statusnachteile erleiden Bis heute halt sich aber ein unterschwelliger Rassismus in der japanischen Gesellschaft zum einen weil die Ainu im Allgemeinen starker behaart sind als Japaner und daher als primitiv wahrgenommen werden zum anderen weil die Ainu meist zu den armeren Schichten gehoren Hierdurch halten sich viele Vorurteile Die Bemuhungen zur Bewahrung und Forderung der Ainu Kultur tragen nur langsam Fruchte und werden von vielen auch als unzureichend empfunden So sprechen beispielsweise heute viele Ainu die Sprache ihrer Vorfahren nur gebrochen oder gar nicht Politische Anerkennung als indigenes Volk Bearbeiten Im Juni 2008 beschloss das japanische Parlament eine Resolution in der die Ainu erstmals als kulturell eigenstandiges indigenes Volk anerkannt wurden Die Resolution enthielt keine konkreten Massnahmen zur Forderung der Ainu forderte aber die Einrichtung eines Expertengremiums das die Regierung in politischen Fragen die die Ainu betreffen beraten sollte unter Verweis auf die 2007 verabschiedete Deklaration uber die Rechte indigener Volker der Vereinten Nationen 12 13 Am 26 April 2019 verabschiedete das japanische Parlament ein Gesetz das die Ainu offiziell als indigenes Volk Japans anerkannte und das die Regierung verpflichtete die Ainu Kultur zu unterstutzen und zu fordern Das Gesetz trat am 24 Mai 2019 in Kraft 14 15 Sprache Bearbeiten Hauptartikel Ainu Sprache Die isolierte Ainu Sprache die keine bekannten linguistischen Verwandtschaften mit anderen Sprachen besitzt wird heute kaum noch verwendet Im Alltag sprechen fast alle Ainu Japanisch Innerhalb der Ainusprache gibt es vier wichtige Dialekte den Hokkaidōdialekt den Sachalindialekt den Kurilendialekt und den Kamtschatkadialekt Die Existenz eines Ainudialekts in der heutigen Amur Region wird von einigen Historikern vertreten 16 Es gibt eine ainusprachige Zeitung die Ainu Times Gesellschaft Bearbeiten nbsp Japanische Ainu aus dem Jahr 1904 nbsp Ainu von der Insel Ezo Hokkaidō wahrend eines Hochzeitrituals Auf den Kurilen konnten die Ainu ihre traditionelle Lebensweise am starksten bewahren ohne den jahrhundertelangen japanischen Einfluss Daher gaben die Sitten der ausgestorbenen Kurilen Ainu die besten Beispiele fur die ursprungliche Ainukultur Die Tatigkeiten und das spirituelle Leben sowie die Genealogie sind bei den Ainu nach Geschlecht verschieden Die Manner jagen und fischen die Frauen sind Sammlerinnen und Bauerinnen Bei den Ainu rechnen sich die Frauen nach der weiblichen Linie die Manner dagegen nach der mannlichen Linie Nur jeweils in diesen Linien wirkt das in matriarchalen Gesellschaften ubliche verwandtschaftliche Hilfssystem was einen starken Zusammenhalt der Frauen einerseits und der Manner andererseits mit sich bringt Hierbei gilt in der Mutterlinie strikte Exogamie nicht aber in der Vaterlinie Die Frauen tragen Gurtel unter der Kleidung als Zeichen ihrer sippenmassigen Verbundenheit und ein Mann darf keine Frau heiraten die den gleichen Gurtel wie seine Mutter tragt Das hervortretende mannliche Familienmitglied ist der Onkel mutterlicherseits Oheim Der Sozialpsychologe Erich Fromm analysierte im Rahmen seiner Arbeit Anatomie der menschlichen Destruktivitat anhand ethnographischer Aufzeichnungen 30 vorstaatliche Volker auf ihre Gewaltbereitschaft hin darunter auch die Ainu Er ordnete sie abschliessend den Nichtdestruktiv aggressiven Gesellschaften zu deren Kulturen durch einen Gemeinschaftssinn mit ausgepragter Individualitat Status Erfolg Rivalitat eine zielgerichtete Kindererziehung reglementierte Umgangsformen Vorrechte fur die Manner und vor allem mannliche Aggressionsneigung jedoch ohne destruktive Tendenzen Zerstorungswut Grausamkeit Mordgier u a gekennzeichnet sind siehe auch Krieg und Frieden in vorstaatlichen Gesellschaften 17 Im Gegensatz zu vielen anderen nomadisch lebenden Jagern und Sammlern hatten die Ainu eine komplexe Kultur da sie aufgrund der kleinraumigen Okologie und der reichhaltigen Ressourcen von der Kuste bis ins Gebirge weitgehend sesshaft leben konnten 1 Es gibt auch einige Hinweise auf eine einfache Form der Landwirtschaft 18 Im Jahreslauf wechselten sich die wildbeuterischen Aktivitaten je nach dem regelmassigen Wechsel des Wild Fisch Angebotes ab Manner und Frauen hatten bei der Subsistenz fest zugeteilte Aufgaben Jagen Fischen Herstellung von Werkzeugen Waffen und Opfergegenstanden sowie Handel mit Russen oder Japanern war Aufgabe der Manner die Frauen sammelten Nahrungs und Medizinpflanzen bereiteten das Essen betrieben etwas Gartenbau und fertigten die Kleidung Gehandelt wurden etwa uberzahlige Fische Barenleber Seehundhaute und Adlerfedern gegen Reis Zucker Sake und Lackschnitzereien 1 Kultur BearbeitenAlte Ainumanner trugen anders als die Japaner wallende Barte Die Frauen weisen den Ainu Bart auf eine Tatowierung Sie leben in einer klar getrennten Zweigeschlechtergesellschaft praktizieren Ahnenkult und im Fall der japanischen Ainu ubten sie das Kriegshandwerk gegenuber den sie verdrangenden Yamato Japanern aus was ihrer Kultur aber nicht eigentumlich ist und ihre soziale Struktur ein Stuck patriarchalisierte nbsp Der Ainu Musiker Oki Kano mit dem traditionellen Instrument Tonkori Die beiden beliebtesten traditionellen Musikinstrumente der Ainu sind die funfsaitige Schalenzither tonkori und die Bambusrahmenmaultrommel mukkuri 19 Bei Ritualen wird die einfellige Rahmentrommel kaco als Schamanentrommel verwendet Die meiste Instrumentalmusik soll Tierstimmen nachahmen Als Tierruf diente fruher das ungewohnliche Blasinstrument ippaki ni das als Membranopipe klassifiziert wird Die bedeutendsten Stile der Vokalmusik sind upopo Sitzlied bei dem die Teilnehmer im Kreis sitzen und in einem vielstimmigen kakophonen Gesamtklang Vogelstimmen nachahmen und rimse Tanzlied ein Tanz bei dem die Teilnehmer fruher mit den Fussen stampften um bose Geister zu vertreiben Neben dieser in Gruppen aufgefuhrten Musik gibt es den individuellen epischen Gesangsstil yayshama bei dem jede Melodie einem bestimmten Stamm zugeordnet werden kann 20 Seit 2012 finden kulturelle Veranstaltungen und Zusammenarbeit zwischen den Ainu und den Samen Finnlands statt 21 Religion Bearbeiten nbsp Sachalin Ainu bei einem WaldschreinDie Ainureligion ist eine animistische sowie polytheistische Religion mit einer Vielzahl an verschiedenen Geistwesen und Gottern Zentrale Bedeutung haben die Konzepte von Ramat Geist Seele Kamuy Gottheit Geistwesen und Inau Opfergabe Gebet bzw Hingabe 22 Die Entwicklung des ursprunglichen Glaubens der Ainu ist ein Paradebeispiel fur die Wandlungsfahigkeit ethnischer Religionen sowie ihre Funktion als ideologisches Manifest der jeweiligen Gesellschaftsstrukturen Vor dem Jahr 1000 bildeten sie eine vorstaatliche landwirtschaftlich gepragte Ranggesellschaft deren hierarchische Strukturen sich in einem polytheistischen Pantheon widerspiegelten Bei der Verdrangung auf die klimatisch rauere Insel Hokkaido anderte sich ihre Subsistenzweise zu Jagd Fischfang und Sammlerei Dementsprechend wandelte sich ihr Glaube zu einem typisch jagerischen Animismus der Allbeseeltheit 10 Jede naturliche Erscheinung und viele Gegenstande von der Sonne dem Mond dem Donner dem Wind dem Wasser und dem Feuer bis hin zu Tieren Anlagen und Werkzeugen galten als von Gottern bzw Geistwesen sogenannten Kamuy beseelt Dazu gehorten der Hauswachter der Gott des Feuers des Fensters des Herds u v m Der traditionelle Ainu glaubt dass jede Erscheinung ein verkleideter Gott sein kann entweder mit guten oder mit schlechten Eigenschaften Laut dem Missionar John Batchelor seien die Kamuy in der Religion der Ainu dabei Vermittler eines allmachtigen 23 und ewigen Schopfergottes Kotan kar kamuy der uber das gesamte Universum herrsche und diesem gegenuber unabhangig von ihrer Macht untergeordnet und verantwortlich 24 daher existieren Annahmen dass die Religion der Ainu ursprunglich monotheistisch gewesen sei 25 Norbert Richard Adami kritisiert die Monotheismus These allerdings und ist der Auffassung dass die bereits bei Batchelor in diese Richtung weisenden Ansichten durch die aus seinem Glauben resultierende verengte und manchmal missdeutende Wahrnehmungsweise an Wert verlieren wurden 26 Durch Opfergaben oder zeremonielle Tanze versuchte man die guten Gotter zu erfreuen oder die schlechten zu verscheuchen Eine besonders wichtige Handlung war das Zurucksenden der Gotter in die Geisterwelt Wenn ein Tier getotet und gegessen wurde ein Gegenstand defekt war oder Dinge durch Verbrennen zu Asche geworden waren so mussten die darin wohnenden Gotter von den Menschen zuruckgesandt werden 27 Spirituell gab es fruher eine klare Zweiteilung der Geschlechter Die Manner ubten die mit Jagd und Fischfang verbundenen Rituale aus wahrend schamanische Rituale bei den Frauen lagen nbsp Barenopfer der Ainu japanisches Rollbild ca 1870 Zentrale Bedeutung in der Ainu Kultur hat seit jeher der Barenkult ein zentrales Ritual des klassischen Schamanismus zu dem auch die Religion der Ainu gerechnet wird Die mannlichen oder weiblichen Schamanen Tusu Kur dienten der Gemeinschaft als Heiler und Ritualleiter etwa fur das zentrale Barenopfer 28 Zudem bewahrten sie das Brauchtum und hier vor allem die Tabuvorschriften Bei Heilungen und dem Wahrsagen sowie der Traumdeutung verwendeten sie die Trance Im Unterschied zu den sibirischen Schamanen war der Ainu Schamane aber kein eigentlicher Vermittler zwischen der diesseitigen und jenseitigen Welt konnte jedoch bose Geister vertreiben und kannte die Geisterwelt Die Ainu Schamanen Sachalins besassen jedoch noch erweiterte Fahigkeiten etwa jagdmagische sowie die Verbindung mit Hilfsgeistern 29 Der Kontakt zur Geisterwelt wurde gemeinhin uber die Feuergottin Ape huci kamuy hergestellt Dazu benutzten sie keine Tempel sondern heilige Platze im Freien und insbesondere den Herd im Zentrum des Hauses Batchelor zufolge bestehe in den Jenseitsvorstellungen der Ainu der Glaube daran dass Kotan kar kamuy nach dem Tod eines Menschen uber Ape huci kamuy einem Wachhund die Entscheidung mitteile ob der Verstorbene gemass seiner irdischen Taten in den Himmel oder in die Holle komme 30 Sollte der Verstorbene nachdem er dies von jenem Wachhund erfahren habe seine Sunden leugnen erscheine ihm Ape huci kamuy die ihm sein ganzes Leben zur Gegendarstellung zeige 30 Tatsachlich kommt der Glaube an eine Holle in der mundlichen Uberlieferung der Ainu jedoch nicht vor 31 Stattdessen besteht der Glaube daran dass die Seele des Verstorbenen Ramat nach dem Tod selbst zu einem Kamuy werde 31 Ebenfalls existiert die Ansicht dass die Seele eines Sunders Selbstmorders Mordopfers oder Menschen der einen besonders qualvollen Tod starb zu einem Geist beziehungsweise eine Art Damon werde welcher die Lebenden heimsuche Tukap 31 um jene Erfullung zu finden welche ihr im Leben verwehrt geblieben war 32 Infolge des Ethnozids durch die Japaner wird die traditionelle Religion heute kaum noch praktiziert 33 Die traditionelle Verehrung der Baren besteht fort praktiziert jedoch hauptsachlich als Touristenattraktion 11 Zudem uberdauerten die rituellen Tanze die heute wieder verstarkt gepflegt werden allerdings nicht mehr primar vor einem religiosen Hintergrund 27 Ainu Volk in den verschiedenen Landern BearbeitenLand AnzahlJapan 25 000 200 000Russland bis 1 000 geschatzt Siehe auch BearbeitenEzo Volk UiltaAnime und Manga BearbeitenAuch in den japanischen Literaturrichtungen Anime und Manga gibt es einige Reihen die sich in konstruktiver Art den Ainu annahern Zu ihnen gehort Golden Kamuy eine Manga Serie die zwischen 2014 und 2022 erschien und von dem Soldaten Saichi Sugimoto 杉元 佐一 Veteran des Russisch Japanischen Krieges handelt der sich gemeinsam mit der jungen Ainu Asirpa auf die Suche nach einem Goldschatz begibt 2018 wurde das Manga auch als Anime umgesetzt Literatur BearbeitenChristopher Keiichi Schmidt Der Weg zum neuen Ainu Gesetz Teil 1 In Zeitschrift fur Japanisches Recht Journal of Japanese Law No 52 2021 S 163 222 Teil 2 In ebenda No 54 2022 S 233 281 Takeshi Kimura The Beginning of a Long Journey Maintaining and Reviving the Ancestral Religion among the Ainu in Japan In Greg Johnson Siv Ellen Kraft Hrsg Handbook of Indigenous Religion s Brill Handbooks on Contemporary Religion Band 15 Brill Leiden 2017 ISBN 978 90 04 34671 0 S 309 323 Richard M Siddle Race Resistance and the Ainu of Japan Routledge London 2014 ISBN 978 1 138 00688 1 Michael Knuppel Ainu und Altaisch eine Randbemerkung PDF 157 kB Archive Memento vom 7 November 2013 auf WebCite Nachrichten der Gesellschaft fur Natur und Volkerkunde Ostasiens NOAG Universitat Hamburg Jg 78 Heft 183 184 2008 S 181 186 Mark Hudson Agriculture and Language Change in the Japanese Islands In Peter Bellwood Colin Renfrew Examining the Farming Language Dispersal Hypothesis McDonald Institute for 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