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Anatomie der menschlichen Destruktivitat original The Anatomy of Human Destructiveness ist der Titel eines anthropologischen und sozialpsychologischen Werkes uber Ursachen menschlicher Gewalttatigkeit das Erich Fromm 1973 in den USA veroffentlichte 1974 erschien die deutsche Ubersetzung Im Vorwort bezeichnet Fromm die Untersuchung als ersten Band einer umfassenden Arbeit uber die psychoanalytische Theorie 1 Demnach begann er bereits uber sechs Jahre zuvor also 1967 mit der Niederschrift und bezog zahlreiche Kenntnisse aus anderen Gebieten Neurophysiologie Tierpsychologie Palaontologie Anthropologie in die Betrachtung mit ein Im Buch werden unter anderem Heinrich Himmler Adolf Hitler und Josef Stalin analysiert Um Adolf Hitler besser verstehen zu konnen verwendete Fromm Erkenntnisse aus personlichen Gesprachen mit Albert Speer 2 3 Die Anatomie der menschlichen Destruktivitat ist das umfangreichste Werk aller Schriften Fromms 4 und von grossem Detailreichtum gepragt Trotz der Tatsache dass es sich um eine wissenschaftliche Forschungsarbeit handelt 5 ist sie wie andere Schriften des Autors allgemeinverstandlich geschrieben 6 Mit diesem Buch wurde Fromm in Deutschland wieder starker bekannt 7 Erich Fromm Zeichnung von Arty wohl 1973 Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 1 1 Einleitung 1 2 Terminologie 1 3 Gegen andere Aggressionstheorien 1 4 Auseinandersetzung mit psychologischen Experimenten 1 4 1 Milgram Experiment 1 4 2 Stanford Prison Experiment 1 4 3 Zusammenfassung 1 5 Interdisziplinare Untersuchung 1 5 1 Neurophysiologie 1 5 2 Tierforschung 1 5 3 Palaontologie 1 5 4 Anthropologie 1 5 5 Analyse dreissig primitiver Stamme 1 6 Ursachen des Krieges 1 7 Die Natur des Menschen 1 8 Spontane Destruktivitat 1 9 Bosartige Aggression 1 9 1 Sadismus 1 9 2 Nekrophilie 1 9 3 Adolf Hitler 1 10 Epilog 2 Ausgaben 3 Rezeption 4 Kritik 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenEinleitung Bearbeiten In der Einleitung heisst es Die standig zunehmende Gewalttatigkeit und Destruktivitat auf der ganzen Welt lenkte die Aufmerksamkeit der Fachwelt wie der breiten Offentlichkeit auf die theoretische Erforschung des Wesens und der Ursachen der Aggression Fromm bekennt sich dort zu einem soziobiologischen Standpunkt funf Jahre bevor Edward O Wilson und Richard Dawkins den Begriff Soziobiologie popularisierten Fromm meint damit nicht primar die Genetik sondern seinen Versuch das Wesen des Menschen und seiner Leidenschaften aus seinen anatomischen neurologischen und physiologischen Grundlagen sowie aus seinen anthropologisch belegbaren Lebensbedingungen abzuleiten Fromm beginnt mit dem Hinweis dass das Buch der erste Band einer umfassenden Arbeit uber die psychoanalytische Theorie ist 8 Er merkt an dass er mit dem Schreiben des Buches vor uber sechs Jahren also um 1967 begann und schnell an die Grenzen seines eigenen Fachgebietes der Psychoanalyse stiess So mussten Erkenntnisse aus benachbarten Wissenschaftsgebieten wie z B der Neurophysiologie der Tierpsychologie der Palaontologie und der Anthropologie berucksichtigt werden um die menschliche Destruktivitat angemessen behandeln zu konnen 9 Er musste seine eigene Theorie anhand der anderen Erkenntnisse entwickeln und uberprufen Laut Vorwort existierte damals noch keine Theorie die uber die Ergebnisse der Aggressionsforschung auf all diesen Gebieten berichtete oder Zusammenhange herstellte oder sie auch nur auf einem Spezialgebiet zusammenfassend behandelte 10 Die wissenschaftliche Arbeit ist daher stark interdisziplinar gepragt In der Arbeit werden zwei Themen behandelt eine Untersuchung der Aggression von Mensch und Tier eine bestimmte Weiterentwicklung der freudschen Psychoanalyse Neopsychoanalyse 11 Das Buch gliedert sich in drei Hauptteile mit Anhang 12 Erster Teil Instinktivismus Behaviorismus Psychoanalyse Zweiter Teil Befunde die gegen die Thesen der Instinkt und Triebforscher sprechen Dritter Teil Die verschiedenen Arten der Aggression und Destruktivitat und ihre jeweiligen Voraussetzungen Epilog Uber die Zwiespaltigkeit der Hoffnung Anhang Freuds Aggressions und DestruktionstheorieTerminologie Bearbeiten Gleich zu Beginn macht Fromm darauf aufmerksam dass der Begriff Aggression oft zu vieldeutig verwendet wird So werden verschiedenste Phanomene welche seitens ihrer zugrunde liegenden Ursachen nichts miteinander zu tun haben mit demselben Begriff in Zusammenhang gebracht 13 Um das Phanomen der Aggression besser verstehen zu konnen bedient er sich daher einer exakteren Aufteilung des Aggressionsbegriffes 14 konstruktive Akte Im Sinne der lateinischen Wortherkunft ad gradi sich auf etwas zu bewegen zum Beispiel Durchsetzungsvermogen Selbstuberwindung beim Spiel usw 15 Akte die beschutzen sollen z B Notwehr bei empfundener Lebensgefahr Akte die auf die Zerstorung selbst aus sindDie letzten beiden Aggressionarten sind Hauptgegenstand der Untersuchung gutartige Aggression defensive Aggression zur blossen Verteidigung biologisch notwendig auch als biologisch adaptiv bezeichnet dient dem Leben rational gibt es bei Mensch und Tier bosartige Aggression im Buch mit Destruktivitat Grausamkeit und als biologisch nichtadaptiv bezeichnet irrational nur beim Menschen moglichAn spaterer Stelle wird eine zusatzliche Begrundung fur diese Unterteilung genannt Die Unterscheidung zwischen der biologisch adaptiven und der biologisch nichtadaptiven Aggression sollte uns dabei behilflich sein eine Begriffsverwirrung zu klaren die in der gesamten Diskussion uber die menschliche Aggression festzustellen ist Diejenigen die die Haufigkeit und Intensitat der menschlichen Aggression damit erklaren dass sie auf einen angeborenen Wesenszug der menschlichen Natur zuruckzufuhren sei zwingen hierdurch oft ihre Gegner die nicht bereit sind alle Hoffnung auf eine friedlichere Welt fahren zu lassen das Ausmass der menschlichen Destruktivitat und Grausamkeit zu bagatellisieren So sehen sich diese Anwalte der Hoffnung oft in die Defensive gedrangt und genotigt eine ubertrieben optimistische Auffassung vom Menschen zu vertreten Wenn man zwischen defensiver und bosartiger Aggression unterscheidet hat man das nicht notig Anatomie der menschlichen Destruktivitat Dritter Teil 16 Auf Spezialfalle der Aggression z B von Raubtieren oder bei Kannibalismus und dergleichen geht der Autor im spateren Verlauf ausfuhrlicher ein Ebenso wird die Pseudoaggression untersucht darunter versteht Fromm aggressive Akte die Schaden anrichten konnen ohne dass eine Absicht dazu besteht Dazu werden die Selbstbehauptung und Geschicklichkeitsubungen gezahlt 17 Fromm betont ausdrucklich dass er sich im Gegensatz zur behavioristischen Theorie mit den aggressiven Impulsen befasst ohne Rucksicht darauf ob sie sich in einem aggressiven Verhalten aussern oder nicht 18 Analog dazu ist seine Ansicht zum Krieg die Faktoren die einen Krieg wahrscheinlicher machen sind hier von Interesse 19 Gegen andere Aggressionstheorien Bearbeiten Fromms Werk wendet sich gegen die Aggressionstheorie von Konrad Lorenz gegen Sigmund Freuds Theorie vom Todestrieb und gegen die Theorie der Behavioristen namentlich B F Skinners Aggression werde reflexartig erlernt wenn und weil sie Erfolg bringe Er referiert diese Theorien grob und ziemlich selektiv der Aggressionstheorie von Freud jedoch widmet er einen vierzigseitigen Anhang Auseinandersetzung mit psychologischen Experimenten Bearbeiten Fromm setzt sich innerhalb seiner wissenschaftlichen Untersuchungen auch mit bekannten Experimenten anderer Psychologen auseinander 20 Milgram Experiment Bearbeiten Hauptartikel Milgram Experiment Das Milgram Experiment Behavioral Study of Obedience an der Yale University aus den 1960er Jahren beinhaltete das Konformitatsverhalten von Versuchspersonen Zusammengefasst verabreichten die Versuchspersonen dort als Lehrer einem Schuler in Wahrheit unechte Elektroschocks So traten bei den Probanden den Lehrern massive somatische Stresssymptome schwitzen zittern stottern auf 21 Fromm zitiert auch aus dem Bericht Stanley Milgrams dass manche der Versuchspersonen bizarr e Verhaltensweisen wie nervose s Lachen und Lacheln in vereinzelt extremen Auspragungen an den Tag legten als ob es ihnen Spass gemacht hatte ihr Opfer zu schocken Im Anschluss leugneten Milgrams Bericht zufolge diese Teilnehmer einen moglichen sadistischen Hintergrund ihres unangemessenen Verhaltens 22 23 Fromm interpretiert das Experiment neben einer Kritik an der Methodik so Das wichtigste Ergebnis aus Milgrams Untersuchung durfte ein Resultat sein auf das er selbst nicht besonders hinwies das Vorhandensein eines Gewissens bei den meisten Versuchspersonen und ihr Schmerz daruber dass der Gehorsam sie zwang gegen ihr Gewissen zu handeln Wahrend man das Experiment daher als neuen Beweis dafur interpretieren kann wie leicht der Mensch zu entmenschlichen ist weisen die Reaktionen der Versuchspersonen eher auf das Gegenteil hin auf das Vorhandensein starker innerer Krafte die ein grausames Verhalten unertraglich finden Fromm uber das Milgram Experiment 24 Fromm ist der Ansicht dass sich Menschen im Allgemeinen ungern bewusst ihren Konflikten stellen und Letztere ins Unbewusste hinausschieben Dies fuhre zu verstarktem Stress neurotischen Symptomen oder Schuldgefuhlen aus falschen Grunden 25 Kritisiert wird auch das Setting des Experimentes So war der die Versuchsperson anfeuernde Wissenschaftler im Kontext seiner gesellschaftlichen Stellung eine besondere Person daher sei es fur den Durchschnittsburger schwer zu glauben dass das was die Wissenschaft befiehlt falsch oder unmoralisch sein konnte Der hochgradige Gehorsam der Versuchsteilnehmer sei unter anderem dadurch erklarbar 26 Den Ungehorsam des recht hohen Anteils von uber einem Drittel der Versuchspersonen sieht der Autor angesichts der anderen Reaktionen als erstaunlicher und ermutigend an 27 Da das Verhalten auch Ruckschlusse auf die Personlichkeitsstruktur zulasst hinterfragt Fromm die Genauigkeit der Beobachtungen Leider gibt uns der Autor keine genauen Daten uber die Anzahl der Versuchspersonen die wahrend des ganzen Experiments ruhig blieben Fur ein Verstandnis menschlichen Verhaltens ware es hochst interessant mehr uber sie zu erfahren Offenbar spurten sie kaum oder nur wenig Widerstreben gegen die grausamen Handlungen Die nachste Frage lautet warum dies so war Fromm uber das Milgram Experiment 28 Im Anschluss wird Psychopathie und ein bosartiger Charakter dahinter vermutet 29 Abschliessend bemerkt Fromm dass Milgrams Experiment gut den Unterschied zwischen den bewussten und den unbewussten Aspekten des Verhaltens veranschauliche 30 Stanford Prison Experiment Bearbeiten Hauptartikel Stanford Prison Experiment Weiter wird auf das Stanford Prison Experiment Philip Zimbardos eingegangen Dieses hatte ebenfalls Konformitatsverhalten und Aggression des Menschen als Gegenstand Mit in Wartern und Haftlingen aufgeteilten Probanden wurde eine Gefangnissituation nachgestellt Im Verlauf des Experimentes eskalierte die Situation bekanntlich was die Forscher zum vorzeitigen Abbruch zwang 31 Fromm legt nun das Ergebnis des Experimentes so aus Wenn trotz der Gesamtatmosphare dieses Scheingefangnisses die nach dem Konzept des Experiments entwurdigend und demutigend sein sollte was die Warter offenbar sofort begriffen zwei Drittel der Warter keine sadistischen Handlungen zu ihrem personlichen Vergnugen begingen so scheint mir das Experiment eher zu beweisen dass man die Leute nicht so leicht nur mit Hilfe einer geeigneten Situation in Sadisten verwandeln kann Fromm uber das Stanford Prison Experiment 32 Wichtig sei der im Experiment unbeachtet gebliebene Unterschied ob man sich entsprechend den sadistischen Vorschriften verhalt oder ob man zu anderen Leuten grausam sein mochte und daran Gefallen findet 33 Trotz dass vor Beginn des Experimentes alle Versuchspersonen auf sadistische Neigungen offiziell negativ uberpruft wurden stellt Fromm fest dass derartige Charakterzuge grosstenteils unbewusst sind und mit den damals verwendeten konventionellen Tests nur sehr schlecht aufzudecken sind Er weist hier auf eine fruhere Studie des Frankfurter Instituts fur Sozialforschung hin welche einen ahnlichen Forschungsgegenstand hatte jedoch bei der Aufdeckung unbewusster Motive erfolgreicher gewesen sei siehe hierzu Arbeiter und Angestellten Erhebung 34 Weiterhin kritisiert er wieder das kunstliche Setting und einige fur die Versuchspersonen verwirrenden Tatsachen wie z B ihre anfangliche Gefangennahme durch die echte Polizei ohne Angabe von Grunden Verwirrungen der Probanden seien in Kauf genommen worden obwohl diese den Ablauf und die Ergebnisse des Experimentes verzerrten 35 Im Rahmen der anschliessenden Diskussion uber die Praxis wird unter anderem anhand eines KZ Erfahrungsberichtes von Bruno Bettelheim darauf hingewiesen dass die Wertebegriffe und Uberzeugungen der Gefangenen tatsachlich einen entscheidenden Unterschied in ihrer Reaktion auf die Bedingungen des Konzentrationslagers die fur alle gleich waren bewirkten In diesem Bericht stellte sich heraus dass die politischen und religiosen Haftlinge auf die dortige unmenschliche Situation vollig anders reagierten als die u npolitische n dem Mittelstand angehorende n Haftlinge 36 Zusammenfassung Bearbeiten Allgemein kritisiert Fromm an psychologischen Experimenten vor allem das Ubersehen subtiler scheinbar unwichtiger Signale welche auf Motive hinter dem Verhalten hinweisen konnen Ebenso wirke das in vitro Setting vieler Versuche verzerrend Ausserdem weist er darauf hin dass zum Beispiel bezuglich Konformitat und Aggression genug Wissensmaterial aus der Realitat in vivo vorhanden sei Er listet einige Methoden und Verbesserungsvorschlage auf um zu einem Verstandnis des Charakters in seinen tieferen Schichten zu kommen 37 Des Weiteren erinnert er an eine Warnung Robert Oppenheimers zur Beziehung der Psychologie zu den fruheren Methoden der Naturwissenschaften 38 39 Interdisziplinare Untersuchung Bearbeiten Im zweiten Teil des Buches setzt sich Fromm kritisch mit den Thesen der Instinkt und Triebforscher auseinander Dazu nutzt er die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Neurophysiologie dem Tierversuch der Palaontologie und der Anthropologie Fromm versucht zu beweisen dass dem Menschen kein spontaner sich selbst antreibender Aggressionstrieb angeboren sei 40 Neurophysiologie Bearbeiten So wird betont dass die Psychologie und Neurophysiologie in erganzender Beziehung zueinander stunden Der damalige Stand beider Wissenschaften wird kurz dargestellt 41 Es muss beachtet werden das Gehirn immer als Ganzes zu betrachten Fur sehr viele Sachverhalte gebe es keine einzelnen zustandigen Nervenzentren 42 vgl Phrenologie Das Denkorgan sei als duales System organisiert Aktivierung und Hemmung halten sich in einem gewissen fliessenden Gleichgewicht Offene Wut und Gewalttatigkeit konnen durch Storungen dieses Gleichgewichtes auftreten 43 Fromm akzeptiert ausserdem dass die Storung gewisser Hirnteile z B durch Krankheiten oder Experimente das Gehirn ebenso aus dem Gleichgewicht bringen und Aggression auslosen oder hemmen konne Dazu nennt er unter anderem die Stimulation des Nucleus caudatus eines Stiers durch J M R Delgado Weitere Forscher wie W R Hess und J Olds werden ebenso genannt 44 Im Verlauf der Untersuchung liefert Fromm eine allgemeine Definition der defensiven gutartigen Aggression bei Tieren und Menschen Wenn man die neurophysiologische und psychologische Literatur uber die tierische und die menschliche Aggression uberblickt scheint der Schluss unumganglich dass das aggressive Verhalten eine Reaktion auf jede Art der Lebensbedrohung ist oder wie ich lieber in einem allgemeineren Sinn sagen mochte der vitalen Interessen eines Lebewesens als Individuum und als Mitglied seiner Art Anatomie der menschlichen Destruktivitat Die Defensivfunktion der Aggression 45 Zu dieser defensiven Aggression die er daraufhin als biologisch angepasst attributiert gehoren sowohl Angriff als auch Flucht Beide seien in den Lebewesen neurophysiologisch gleichwertig integriert Fromm stellt die Vermutung auf dass der Fluchtinstinkt beim Menschen in Kriegssituationen gedampft werden musse damit die Soldaten nicht desertierten 46 Er vermutet Tatsachlich durfte vom biologischen Standpunkt aus die Flucht der Selbsterhaltung dienlicher sein als der Kampf 47 nbsp Ein Lowe als typischer Stellvertreter der Ordnung der RaubtiereDie Aggression von Raubtieren sei eine gesonderte Kategorie deren Besonderheit Fromm nach kurzer Untersuchung u a mit Erkenntnissen von Lorenz derartig zusammenfasst Das Raubtier zeigt keine Wut und sein Verhalten ist nicht mit dem Kampfverhalten zu verwechseln sondern es ist zielgerecht genau ausgerichtet und die Spannung endet mit dem Erreichen des Zieles der Erlangung der Nahrung Der Raubtierinstinkt ist kein defensiver Instinkt wie er allen Tieren gemeinsam ist sondern er bezieht sich auf den Nahrungserwerb und ist bestimmten Tierarten eigen die morphologisch fur diese Aufgabe ausgerustet sind Fromm uber die Raubtieraggression 48 Tierforschung Bearbeiten nbsp Gorillas wurde fruher oft Gewalttatigkeit nachgesagtDer Autor befasst sich mit dem Verhalten der Tiere mit Augenmerk auf Aggression Dabei wird wieder eine genauere Betrachtung eingefuhrt 49 Aggression der Raubtiere im vorigen Abschnitt behandelt Aggression gegen Tiere der eigenen Art intraspezifisch Es gebe im Tierreich sehr wohl viele Drohgebarden und Zankereien Jedoch bei den meisten Saugetieren insbesondere den Primaten stecke keine Totungsabsicht oder Blutrunstigkeit dahinter Nur bei vergleichsweise wenigen Tierarten sei diese Aggression zerstorerisch z B Ratten Siehe hierzu auch Kommentkampf Aggression gegen Tiere anderer Arten interspezifisch Tritt nach den Erkenntnissen der Tierforscher in der Regel nur zur Notwehr bei Unmoglichkeit der Flucht auf Tiere verhalten sich dem Autor zufolge in Gefangenschaft zum Teil vollig anders als in ihrem naturlichen Habitat 50 So seien bei bestimmten Affenarten in Zoos ausserst aggressive Verhaltensweisen zutage getreten und der ganzen Tierart wurde diese Gewaltbereitschaft unterstellt Erst Beobachtungen in freier Natur brachte die Klischees zu Fall Beispielhaft dafur seien die Mantelpaviane aus dem Londoner Zoo und besonders Rhesusaffen Macaca mulata angefuhrt Aggressiv wurden Tiere laut den Tierforschern 51 bei Einengung ihres Bewegungsspielraumes und bei Destabilisierung ihrer Sozialstruktur Beispielsweise wurden manche Tiere dann zu Raserei und allen moglichen unnaturlichen Verhaltensweisen veranlasst 52 53 Dies gelte selbst dann wenn die Tiere gut oder etwas schlechter gefuttert wurden 54 nbsp Eine Menschenmasse zur VeranschaulichungFromm beschaftigt sich anschliessend mit einer Ubertragung der Erkenntnisse auf den Menschen 55 So sei eine hohe Bevolkerungsdichte an sich nicht dramatisch erst Uberbevolkerung in Verbindung mit ihrem Mangel an echten sozialen Bindungen sei problematisch Der von Durkheim gepragte Anomie Begriff taucht ebenso auf 56 Diese Beispiele zeigen dass nicht grosse Bevolkerungsdichte als solche fur die Aggression verantwortlich ist sondern vielmehr die sozialen psychologischen kulturellen und okonomischen Bedingungen die mit ihr Hand in Hand gehen Offensichtlich verursacht die Uberbevolkerung das heisst Bevolkerungsdichte verbunden mit Armut Stress und Aggression Anatomie der menschlichen Destruktivitat Menschliche Aggression und Uberbevolkerung 57 In freier Natur komme Gewalt bei den Primaten die den Menschen am nachsten stehen Menschenaffen nur vereinzelt vor Gewaltgeladene Hackordnungen seien trotz gewisser Hierarchien nicht vorhanden Fromm stutzt sich hierbei auf die Beobachtungen von Forschern wie Jane Goodall oder Adriaan Kortlandt 58 Fromm zeigt anhand der Erkenntnisse verschiedener Tierforscher auf dass die Hauptnahrung der Menschenaffen wie Schimpansen nach Goodall hauptsachlich aus Pflanzenkost mit gelegentlich em effektiv selten em Fleischkonsum bestehe Dies mache sie aber noch nicht zu Fleischfressern und ganz gewiss nicht zu Raubtieren 59 Ausserdem wird die populare Auffassung des Territorialverhaltens mithilfe der Tierforschung kritisiert Falls dieses Verhalten bei einer Art vorhanden sei wurden sich oft sogar die Territorien derselben Tierart uberschneiden Auch der Hierarchiebegriff bei Menschenaffen wird diskutiert Fur menschliche Kriege sei eine Begrundung durch Territorialverhalten zweifelhaft 60 Nach Fromm spricht einiges dafur dass der Mensch eine Totungshemmung besitzt und der Akt des Totens ein Schuldgefuhl nach sich zieht Mittels bestimmter Techniken z B dem Gegner die Menschlichkeit abzusprechen konne die Totungshemmung gelockert werden 61 Palaontologie Bearbeiten nbsp Auch Vorfahren des Menschen wie der Australopithecus werden diskutiert Hier symbolisch der Schadel eines Australopithecus africanus Mrs Ples In diesem Abschnitt beschaftigt sich Fromm mit den Vorfahren des Menschen 62 Er ist der Uberzeugung dass sich Tiere ihresgleichen mittels ihrer Instinkte einander erkennen konnen Beim Menschen sei die Instinktdetermination aber bei Weitem nicht mehr so stark wie beim Tier Fur ihn bestimmen Sprache Sitten Kleidung und andere Kriterien die mehr geistig als instinktiv wahrgenommen werden wer ein Artgenosse ist und wer nicht und jede Gruppe die irgendwie anders ist wird nicht derselben Gattung Mensch zugerechnet Anatomie der menschlichen Destruktivitat Palaontologie 63 So versuchten Regierungen im Kriegsfall dem Feind die Menschlichkeit abzusprechen um die defensive Aggression hervorzurufen 64 Dann unternimmt der Autor den Versuch mithilfe der Erkenntnisse der Palaontologie hinsichtlich Aggressivitat die menschliche Art von den Raubtieren abzugrenzen 65 Anthropologie Bearbeiten nbsp Symbol fur Jager und Sammler das Bogenschiessen nbsp Eine Gruppe AinuHier liegt das Hauptaugenmerk auf den wissenschaftlichen Untersuchungen anderer Volker und Kulturen Die Menschheit habe nach S L Washburn bisher 99 ihrer Zeit als Jager und Sammler verbracht Gestutzt durch die Untersuchungen anderer Forscher werden primitive Jager und Sammler naher untersucht 66 Zu Beginn des Abschnittes stellt Fromm den auch bei Akademikern popularen Klischees vom grausamen Jager die wissenschaftlichen Erkenntnisse gegenuber 67 Anhand von Beobachtungen existierender primitiver Jager und Sammler werden betont unter Vorbehalt Ruckschlusse auf die Vorzeit gemacht Fromm argumentiert an dieser Stelle dass sich der heutige Mensch neurophysiologisch kaum von den zu untersuchenden prahistorischen Menschen unterscheide aus diesem Grunde konnen die Einflusse auf die Personlichkeit und die soziale Organisation beleuchtet werden 68 Die Jagd sei so die modernen Beobachtungen bei existierenden Jagern nicht in der Destruktivitat und der Lust am Toten verwurzelt An dieser Stelle wird u a Turnbull damit zitiert dass der Akt des Jagens keineswegs in aggressiver Weise vollzogen werde und die ihm bekannten Jager sehr freundliche Menschen seien 69 70 Zahlreiche korperliche psychische und soziale Fahigkeiten wie Kooperation und Teilen des Menschen hatten sich durch diese Lebensweise in der Fruhzeit herausgebildet oder seien dadurch stark gefordert worden Das Jagen sei durch Freude an der Aktivitat dem Wunsch zu Lernen und durch Freude an der Geschicklichkeit motiviert 71 Die Darstellung schliesst weitere Detailerkenntnisse mit ein So sei den primitiven Menschen die Liebe zum Besitz fremd 72 Freigiebigkeit das Fehlen einer Hackordnung im Gegensatz zu milden Formen bei manchen Primaten und das Teilen seien in Jagd und Sammelgesellschaften ublich 73 Fur verschiedene Tatigkeiten gabe es innerhalb der wenn uberhaupt dann nur in Ansatzen vorhandenen Hierarchie situationsabhangig verschiedene Fuhrungspersonen deren Autoritat auf ihren tatsachlichen Kenntnissen und Kompetenzen grundet 74 75 Streitigkeiten wurden in den meisten solcher Sozietaten vorwiegend unblutig geregelt mit Sportwettkampfen oder gar Gesangsduellen 76 77 Die schlimmste Bestrafung sei der Ausschluss aus der Gruppe Mord komme als Strafe nur im Extremfall vor 78 Auch der Begriff Wohlstandsgesellschaft in Bezug auf solche sozialen Gruppen wird angesprochen 79 Die Kunst der Kriegfuhrung habe sich laut den Erkenntnissen erst spat in der menschlichen Evolution entwickelt und sei bei Jagern und Sammlern so nicht vorhanden gewesen 80 Fromm weist darauf hin dass es nach Lewis Mumford keine Hohlenmalereien von Kampfen zwischen Menschengruppen der prahistorischen Jagern gebe 81 82 Dem zitierten Kriegsforscher Quincy Wright zufolge seien primitive Sozietaten am friedlichsten erst mit steigendem Grad der Zivilisierung steige auch die Neigung zum Krieg Je ausgewogener die Gleichgewichte innerhalb einer Sozietat sind umso unwahrscheinlicher werden kriegerische Auseinandersetzungen 83 Im Anschluss erlautert Fromm die weitere Entwicklung der Geschichte mithilfe neuerer wissenschaftlicher Erkenntnisse 84 Es folgt ein Exkurs uber verschiedene Epochen ahnlich wie in der fruheren Schrift Die Furcht vor der Freiheit Im Gegensatz zu dieser blickt Fromm jedoch wesentlich weiter in die Vergangenheit zuruck So kommen mit Fokus auf die Veranderungen die neolithische und die stadtische Revolution vor Zusatzlich wird u a anhand der historischen Ausgrabungsstatte Catal Huyuk 85 und der Enuma Elis 86 die These von einer vormals vorhandenen zentralen Rolle der Mutter aufgestellt 87 88 Analyse dreissig primitiver Stamme Bearbeiten Siehe auch Abschnitt Krieg und Frieden in vorstaatlichen Gesellschaften des Artikels Jager und Sammler Fromm unternahm den Versuch dreissig indigene er sprach von primitive noch existierende Stamme hinsichtlich des Aspekts Aggressivitat versus Friedfertigkeit zu analysieren Er stutzt seine Untersuchungen unter anderem auf die Arbeiten von Ruth Benedict Margaret Mead George P Murdock und Colin Turnbull 89 Fromm geht es ausdrucklich nicht um statistische sondern um qualitative Feststellungen 90 Die Untersuchungen seien nicht selektiv fur oder gegen die Aggression vorgenommen worden 91 Die Sozietaten wurden anhand ihres sozialen Charakters in drei deutlich unterscheidbare Systeme A B und C eingeteilt 92 System Beschreibung und Ethnien nach Fromm heute gebrauchliche Namen in Klammern System A Lebensbejahende Gesellschaften Ideale Sitten und Institutionen seien vor allem auf Erhaltung und dem Wachstum des Lebens in allen seinen Formen ausgerichtet Mann und Frau seien gleichwertig oder zumindest herrsche keine Ausbeutung der Frauen Egoismus trete zugunsten von Kooperation zuruck Die Zugehorigkeit zu dieser Kategorie ist nach Fromm unabhangig vom materiellen Reichtum die Zuni Pueblo Indianer die Berg Arapeshen die Batonga die Aranda Arrernte die Semang die Toda die Polar Eskimos Inughuit und die Mbutu Mbuti Pygmaen System B Nichtdestruktiv aggressive Gesellschaften Ist wie System A nicht destruktiv jedoch kamen Aggressivitat und Krieg gelegentlich vor Die Freundlichkeit und das Zutrauen von System A seien hier nicht so stark ausgepragt die Ostgronland Eskimos Tunumiit die Bachiga die Ojibwa die Ifugao die Manus die Samoaner die Dakota die Maori die Tasmanier die Kazaks Kasachen die Aino Ainu die Krahenindianer Absarokee die Inka und die Hottentotten Khoikhoi System C Destruktive Gesellschaften Diese Gesellschaften hatten eine sehr ausgepragte Struktur welche durch interpersonale Gewalttatigkeit Zerstorungslust Aggression und Grausamkeit durchdrungen sei die Dobu die Kwakiutl die Haida die Azteken die Witoto und die GandaAls weitere analysierte Gesellschaften nennt Fromm unter anderem die Hopi Indianer 93 und die Irokesen Im Anschluss wird stellvertretend je eine Gesellschaft der Systeme A Zuni Indianer B Manus und C Dobu ausfuhrlich beschrieben Fromm schliesst ab mit folgenden Erkenntnissen 94 Die instinktivistische Interpretation des menschlichen Zerstorungstriebs ist nicht haltbar Die Unterschiede zwischen den Gesellschaften seien derart massiv dass Aggressivitat keine angeborene Leidenschaft sein konne Bei Destruktivitat handele es sich nicht um einen isolierten Faktor sondern um den Bestandteil eines Charaktersyndroms Bezuglich vorkommender Destruktivitat z B Menschenopfer und Kannibalismus werden rituelle bzw religiose Motive verantwortlich gemacht und eruiert 95 Ursachen des Krieges Bearbeiten nbsp Grafische Darstellung der Kriegszahlen nach Q WrightDieses fur Fromms Argumentation zentrale Unterkapitel steht genau zwischen seinen Betrachtungen uber die gutartige und uber die bosartige Aggression also die eigentliche Destruktivitat Krieg falle in die Kategorie der instrumentalen Aggression 96 Die geschriebene Geschichte der Menschheit zeigt darin waren sich Freud und Fromm einig dass Kriege wegen realistischen Interessenskonflikten gefuhrt werden und nicht wegen eines angeborenen Triebes 97 Die Babylonier die Griechen und alle Staatsmanner bis in unsere Zeit haben ihre Kriege aus Grunden geplant die sie fur sehr realistisch hielten und sie haben die Pros und Contras sehr sorgfaltig erwogen wenn sie sich bei ihren Berechnungen naturlich auch oft irrten Sie hatten dabei mannigfache Motive Land das sie kultivieren wollten Reichtumer Sklaven Rohstoffe Markte Expansion und Verteidigung Fromm uber die Ursachen des Krieges 98 Dazu kommt dass die einfachen Gesellschaften offensichtlich seltener und weniger destruktiv Krieg gefuhrt haben als die zivilisierten Gesellschaften Krieg und Frieden in vorstaatlichen Gesellschaften Erich Fromm Wurde der Krieg durch angeborene destruktive Impulse verursacht so ware das Gegenteil der Fall H umanitare Tendenzen liessen die Zahl der Kriege im 19 Jahrhundert vorubergehend wieder sinken 99 Fromm zitiert eine Tabelle von Q Wright aus dessen Arbeit A Study of War 1965 Danach fuhrten die europaischen Machte im 16 Jahrhundert 87 Schlachten im 17 Jahrhundert 239 im 18 Jahrhundert 781 im 19 Jahrhundert 651 1900 1940 waren es 892 100 nbsp Einsatz von Massenvernichtungswaffen hier Giftgas im Ersten WeltkriegFromm untersucht auch den Ersten Weltkrieg genauer Auf beiden Seiten gab es wirtschaftliche und machtpolitische Kriegsziele Beide Seiten mussten an das Selbstverteidigungs und Freiheitsgefuhl appellieren um ihre Bevolkerungen zum Kriegseinsatz motivieren zu konnen Laut Fromm war die Regierungspropaganda selbst zu Anfang des Krieges defensiv gefarbt was sich aber spater andern sollte In Deutschland gab es 1914 nur fur einige Monate eine kollektive Kriegsbegeisterung die 1939 beim Ausbruch des Zweiten Weltkriegs vollkommen fehlte 1917 und 1918 gab es in Russland Frankreich und Deutschland massive Meutereien von kriegsmuden Soldaten die in Russland und Deutschland schliesslich sogar zur Revolution fuhrten All das ware unter der Annahme eines angeborenen Kriegs oder Aggressionstriebes vollig unerklarlich 101 Dass etwas wie ein Trieb Ursache des Ersten Weltkrieges sein konne wird vom Autor entschieden abgelehnt Anzunehmen dass es zu diesem Krieg kam weil das franzosische deutsche britische und russische Volk ein Ventil fur seine Aggressionen brauchte ware ein Irrtum und diente nur dazu die Aufmerksamkeit von den Personen und sozialen Bedingungen abzulenken die fur eines der grossten Gemetzel der Weltgeschichte verantwortlich waren Fromm uber die Ursachen des Ersten Weltkrieges 102 Fromm geht auch auf Aspekte ein die den Krieg fur breitere Bevolkerungskreise akzeptabel oder sogar attraktiv machen u a die Ehrfurcht vor der Autoritat die Flucht aus Langeweile und Routine des Alltagslebens gewisse Formen kameradschaftlicher Solidaritat die sich vom taglichen Konkurrenzkampf der Friedenszeiten positiv abheben 103 Dass der Krieg diese positiven Zuge aufweist ist ein trauriger Kommentar zu unserer Zivilisation Fromm uber die Ursachen des Krieges 104 Im Anschluss nennt er Moglichkeiten zur Reduktion der realen Faktoren im sozialen und allgemeinen Sinne welche die defensive Aggression auslosten 105 Die Natur des Menschen Bearbeiten Als Pramisse seines Kapitels uber die bosartige Aggression versucht Fromm einige psychische Eigenschaften zu definieren die den Menschen wesentlich von anderen Primaten unterscheiden Wie aus vorherigen Kapiteln ist die Untersuchung wieder interdisziplinar gepragt Die Darstellung dient als Hintergrund fur seine These dass dazu auch die nur bei Menschen gelegentlich auftretende Lust am Morden und Zerstoren gehore 106 Das Einzigartige beim Menschen ist dass er von Impulsen zu morden und zu qualen getrieben werden kann und dass er dabei Lustgefuhle empfindet Er ist das einzige Lebewesen das zum Morder und Vernichter der eigenen Art werden kann ohne davon einen entsprechenden biologischen oder okonomischen Nutzen zu haben Fromm uber die bosartige Aggression 107 Fromm kommt zu dem Ergebnis dass sich die Entwicklung des Menschen dort von derjenigen der Primaten getrennt habe wo seine Determinierung durch Instinkte ein Minimum und das Wachstum des Gehirns und besonders das des Neokortex ein Maximum erreicht hatte 108 Jedoch Bewusstsein seiner selbst Vernunft und Phantasie haben nach Fromm die Harmonie zerstort welche die tierische Existenz kennzeichn e 109 Er der Mensch ist Teil der Natur ihren physikalischen Gesetzen unterworfen und unfahig sie zu andern und doch transzendiert er die Natur Er ist getrennt von ihr und doch ein Teil von ihr Er ist heimatlos und doch an die Heimat gekettet die er mit allen Kreaturen teilt Der Mensch ist das einzige Lebewesen das sich in der Natur nicht zu Hause fuhlt das sich aus dem Paradies vertrieben fuhlen kann das einzige Lebewesen fur das die eigene Existenz ein Problem ist das es losen muss und dem es nicht entrinnen kann Fromm uber die Natur des Menschen 110 Diese existenzielle n Widerspruche nehmen noch zu wenn der Mensch sich als Individuum und nicht nur als Mitglied eines Stammes erlebt Sie erzeugen bestimmte existenzielle psychische Bedurfnisse die so Fromm alle Menschen gemeinsam haben Da sie bei jedem Menschen anders befriedigt werden entstehen unterschiedliche Charaktere mit unterschiedlichen Leidenschaften 111 Im folgenden Kapitelabschnitt referiert Fromm aus seinem Werk The Sane Society Der moderne Mensch und seine Zukunft 1955 1960 sechs existenzielle Bedurfnisse des Menschen die Quellen von Leidenschaften sein konnen Orientierung und Devotion Verwurzelung Einheit das Bestreben etwas zu bewirken Erregung und Stimulation mit dem Gegenstuck Langeweile und chronische Depression das Streben nach einer Charakterstruktur 112 113 Fromm versucht im selben Abschnitt auch seine Ansichten mit Erkenntnissen anderer wissenschaftlicher Disziplinen zu untermauern Siehe auch Charakter 20 Jahrhundert Charakterstruktur und Sozialcharakter Spontane Destruktivitat Bearbeiten Fromm grenzt spontane Ausbruche von Destruktivitat also spontane Massaker wie sie in vielen modernen Kriegen vorgekommen sind vom destruktiven Charakter ab Erstere sind schlummernde destruktive Impulse die durch plotzliche traumatische Ereignisse mobilisiert werden der destruktive Charakter dagegen ist eine standig stromende Energiequelle Zur spontanen Destruktivitat gehoren Formen wie die rachsuchtige Destruktivitat Blutrache u A nach Fromm sehr unterschiedlich stark in den Kulturen verankert 114 und ekstatische Destruktivitat die sich in tranceartigen Zustanden aussert 115 Bei der rachsuchtigen Destruktivitat wird erwahnt dass bei hohen Entwicklungsstufen wie z B dem buddhistischen oder christlichen Ideal keine Rachewunsche vorherrschten Es gibt auch die chronische Form der Anbetung der Destruktivitat Zu dieser portratiert Fromm den rechtskonservativen Schriftsteller Ernst von Salomon als klinischen Fall des Gotzendienstes an der Zerstorung Auch Erwin Kern der das Attentat auf Rathenau durchfuhrte findet Erwahnung 116 Bosartige Aggression Bearbeiten Fromm unterscheidet zwei Formen des manifesten destruktiven Charakters Sadismus und Nekrophilie Sadismus Bearbeiten Hauptartikel Sadismus Sadismus definiert er als Wunsch einer Person physische oder psychische Schmerzen zuzufugen sie zu demutigen in Ketten zu legen zu unbedingtem Gehorsam zu zwingen Nach Fromm kommen nichtsexuelle Formen des Sadismus viel haufiger vor als sexuelle Sie aussern sich zum Beispiel in der Misshandlung von Kindern Gefangenen Sklaven Kranken vor allem Geisteskranken oder Hunden 117 In einer kurzen Studie portratiert Fromm Josef Stalin als klinischen Fall von nichtsexuellem Sadismus Er zitiert mehrere von Roi Alexandrowitsch Medwedew uberlieferte Falle in denen deutlich wird dass Stalin es bei der Verfolgung und Ermordung von Kommunisten genoss der vollkommen unberechenbare Herr uber Leben Tod und Selbstachtung seiner Untertanen zu sein Er liess zum Beispiel den Bruder des Politburomitglieds Lasar Kaganowitsch verhaften und ergotzte sich daran wie Kaganowitsch ihm gegenuber die Verhaftung seines eigenen Bruders begrusste 118 Als Wesen des Sadismus leitet Fromm aus diesen Beispielen die Leidenschaft nach absoluter Herrschaft uber andere ab Das Musterexemplar eines Sadisten in diesem Sinne ist die Figur des Caligula in Albert Camus gleichnamigem Theaterstuck Fromm schlagt einen Bogen von dieser Leidenschaft zu dem von Freud beschriebenen anal hortenden Charakter und zum burokratischen Charakter Beiden ist gemeinsam dass sie das Unberechenbare und Ungewisse im Leben furchten und deshalb einen starken Drang entwickeln alles Leben ringsum in eine feste Ordnung zu bringen und unter rigider Kontrolle zu halten Fromm ist uberzeugt dass sadistische Neigungen als ein Teil eines Charaktersyndroms zu verstehen sind 119 Der Kern des Sadismus im allgemeinen Sinne wird von ihm wie folgt definiert dass der Kern des Sadismus ist absolute und uneingeschrankte Herrschaft uber ein lebendes Wesen auszuuben ob es sich nun um ein Tier ein Kind einen Mann oder eine Frau handelt Eine solche Kontrolle kann alle moglichen Formen und Grade annehmen Fromm uber das Wesen des Sadismus 120 In einer ausfuhrlichen 28 seitigen Studie portratiert Fromm Heinrich Himmler als klinischen Fall des anal hortenden Sadismus Seine Studie stutzt sich vor allem auf die Himmler Biographie von Bradley F Smith Heinrich Himmler A Nazi in the Making Stanford 1971 die sich auf Himmlers Jugendjahre konzentriert Als Schlusselstelle greift Fromm eine Episode heraus in der der 21 Jahrige die Braut seines alteren Bruders Gebhard Ludwig wegen angeblicher Flirts mit anderen Mannern bespitzeln liess sie seinem personlichen Strafgericht unterzog und schliesslich ihre Verbannung aus der Familie durchsetzte Fromm beschreibt mehrere Parallelfalle bei denen der spatere SS Fuhrer untergebene Offiziere ganz ahnlich behandelt hatte 121 Nekrophilie Bearbeiten Siehe auch Abschnitt Nekrophilie nach Erich Fromm des Artikels Nekrophilie Traditionell versteht man unter Nekrophilie den perversen Drang zu sexuellen Handlungen mit Leichen oder zum Zerstuckeln von Leichen Fromm ubertragt den Begriff auf eine bestimmte Charakterstruktur Der Erste der diese Idee hatte war der spanische Philosoph Miguel de Unamuno der 1936 den Kampfruf der spanischen Faschisten Viva la muerte Es lebe der Tod als nekrophil bezeichnet hat Das Gegenteil von Nekrophilie nennt Fromm Biophilie Liebe zum Lebendigen Fromm stutzt seine Ansichten auf Beobachtungen aus der Kriminologie und der psychoanalytischen Praxis Er beschreibt sechs nekrophile Traume verschiedener Personen darunter einen Traum Albert Speers in dem Hitler mechanisch eine endlose Reihe von Kranzen an Kriegerdenkmalern niederlegt Fromm interpretiert den Traum als Traum eines biophilen Menschen uber einen Nekrophilen Auffallig an Nekrophilen ist nach Fromm eine Vorliebe fur schlechte Geruche ursprunglich fur den Geruch von verfaulendem oder verwesendem Fleisch Die nekrophile Sprache benutzt vorwiegend Worte die sich auf Zerstorung auf Exkremente und Toiletten beziehen Auf Grundlage solcher Beobachtungen haben Fromm und M Maccoby einen interpretativen Fragebogen entwickelt und sind zu dem Ergebnis gekommen dass biophile und nekrophile Tendenzen messbar seien und stark mit politischen und sozialen Einstellungen korrelierten Im Falle eines Uberwiegens der nekrophilen Tendenzen bei einer Person liegt nach Fromm bei dieser dann ein nekrophiler Charakter vor 122 Anknupfend an Lewis Mumford entwickelt Fromm die These dass Nekrophilie in der neueren Zeit oft eng mit einer Vergotterung der Technik einhergehe Als Beleg zitiert er ausfuhrlich aus dem Manifest des Futurismus das der italienische Faschist Filippo Tommaso Marinetti 1909 verfasst hat darin die Zeilen ein aufheulendes Auto ist schoner als die Nike von Samothrake Schonheit gibt es nur noch im Kampf Ein Werk ohne aggressiven Charakter kann kein Meisterwerk sein Wir wollen den Krieg verherrlichen diese einzige Hygiene der Welt den Militarismus den Patriotismus die Vernichtungstat der Anarchisten die schonen Ideen fur die man stirbt und die Verachtung des Weibes Ausschnitte aus dem futuristischem Manifest 123 Im Folgenden stellt Fromm allerlei Bezuge zum Bombenkrieg zum Atomkrieg und zum Bau von Robotern her Er postuliert einen neuen Charaktertyp der kybernetische Charakter bzw monozerebrale Mensch Bei diesem neuen Typus sei die Entfremdung so weit fortgeschritten dass er keine volle affektive Kenntnis seines Tuns mehr habe Alles werde nur noch verstandesmassig monozerebral also mit dem Intellekt wahrgenommen Gefuhle und Affekte waren unlebendig und roh Anhand der Bomberpiloten des Zweiten Weltkrieges wird versucht diese Entwicklung aufzuzeigen 124 Dass ihre Handlungen zur Folge hatten dass viele Tausende und manchmal Hunderttausende getotet verbrannt und verstummelt wurden war ihnen naturlich verstandesmassig klar aber gefuhlsmassig erfassten sie es kaum so paradox es klingen mag es ging sie personlich nichts an Fromm uber die Bomberpiloten des Zweiten Weltkrieges 125 In seiner Hypothese uber den Inzest und den Odipuskomplex versucht Fromm das Phanomen Nekrophilie auf die traditionellen Kategorien von Sigmund Freuds Psychoanalyse zuruckzufuhren Seine These ist Manner die es als Kind nicht geschafft haben eine emotionale oder auch erotische Beziehung zu ihrer Mutter aufzubauen werden im Extremfall autistisch In weniger extremen Fallen konnte daraus eine Wurzel der Nekrophilie werden Sie werden nicht von der lebendigen Mutter oder von der Mutter ahnelnden lebendigen Frauen erotisch angezogen sondern von der Mutter als abstraktem Symbol fur Heimat Blut Rasse usw oder von der Mutter als potenzieller Morderin ihrer Kinder Auf diese Weise kann eventuell eine inzestuose Bindung an Tod und Zerstorung entstehen 126 Abschliessend diskutiert Fromm die Parallelen zwischen seinem Gegensatzpaar Biophilie Nekrophilie und Freuds Gegensatzpaar Lebenstrieb Todestrieb Eros Thanatos Das Gegenteil zur Nekrophilie wird so definiert Die Biophilie ist die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen sie ist der Wunsch das Wachstum zu fordern ob es sich nun um einen Menschen eine Pflanze eine Idee oder eine soziale Gruppe handelt Definition der Biophilie 127 Wahrend der spate Freud Lebens und Todestrieb als gleichrangige Prinzipien betrachtete sieht Fromm die Biophilie als biologisch normalen Impuls die Nekrophilie dagegen als psychopathologisches Phanomen als Folge eines gehemmten Wachstums einer seelischen Verkruppelung Bei den meisten Menschen sind nach Fromms Auffassung sowohl biophile als auch nekrophile Tendenzen vorhanden wobei erstere in der Regel uberwiegen Er regt an die Verteilung von Charakterstrukturen z B von biophilen und nekrophilen Tendenzen in der Bevolkerung mit ahnlichen Methoden zu erforschen wie sie die Meinungsforschung anwendet 128 Adolf Hitler Bearbeiten Das wohl bekannteste Kapitel von Fromms Werk ist die Studie Adolf Hitler ein klinischer Fall von Nekrophilie Fromm stutzte sich dabei auf folgende Werke uber Hitlers Kindheit und Jugend schwerpunktmassig auf das erste Bradley F Smith Adolf Hitler His Family Childhood and Youth Stanford 1967 Werner Maser Adolf Hitler Legende Mythos Wirklichkeit Munchen 1971 August Kubizek Adolf Hitler mein Jugendfreund Graz 1953Er fand aber in den Berichten uber Hitlers Kindheit letztlich keine Belege fur das was er in seiner theoretischen Hypothese eine inzestuose Bindung an Tod und Zerstorung genannt hatte Allerdings gibt es zahlreiche Hinweise darauf dass Hitler als Kind und Jugendlicher nie seinen kindlichen Narzissmus uberwunden hat und lieber in einer Fantasiewelt lebte als sich z B fur die Realschule anzustrengen Er scheiterte in der Realschule und interessierte sich noch mit 15 Jahren ausschliesslich fur Kriegsspiele mit anderen meist jungeren Jungen bei denen er den Anfuhrer spielen konnte er entwickelte keine produktiven personlichen Interessen Seiner Leidenschaft fur Karl May Romane hat er noch als Reichskanzler gefront Sein Scheitern in der Realschule wie auch spater bei der Aufnahmeprufung der Wiener Kunstakademie lastete Hitler ausschliesslich einer ihm angeblich feindlich gesinnten Mitwelt an der er dafur die unversohnlichste Rache schwor Es war ihm unmoglich seinen eigenen Anteil daran vor allem seine Faulheit zu erkennen Er liess sich weiterhin von seiner Mutter finanzieren und lebte als Dandy in den Tag hinein bis das Geld alle war und er in die Obdachlosigkeit abrutschte Erst jetzt in ausserster Not bequemte er sich zu einer Arbeit malte und verkaufte Kunstpostkarten Im Obdachlosenheim entdeckte er sein einziges wirkliches Talent die Demagogie Im weiteren Verlauf dieser biographischen Studie bemuht sich Fromm nachzuweisen dass Hitler nicht nur destruktiv gehandelt hat sondern dass er dabei von einem destruktiven Charakter getrieben war Viele Hinweise darauf fand Fromm in den Erinnerungen Albert Speers in der erwahnten Biographie von Werner Maser im Werk von Percy Ernst Schramm uber Hitler als militarischer Fuhrer 1965 und in Hitlers Tischgesprachen 1965 von H Picker herausgegeben etwa seine haufig geausserten Erwagungen bestimmte Stadte zu zerstoren bis hin zu dem von Speer uberlieferten sog Nero Befehl Weitere Details die Fromm aufzahlt sind Hitlers paranoide Angst vor der Syphilis sein Hass auf Juden als Fremdlinge und seine schon im Januar 1942 ausgesprochene Drohung das deutsche Volk musse verschwinden wenn es nicht bereit sei sich fur seine Selbstbehauptung einzusetzen Ernst Hanfstaengl uberlieferte eine bizarre Szene aus der Zeit um 1925 Er hatte Hitler den Vorschlag gemacht London zu besuchen und dabei auch Konig Heinrich VIII erwahnt Hitler stimmte zu mit dem Hinweis er wolle gerne die Stelle sehen an der zwei Frauen Heinrichs VIII vom Schafott ausgemerzt worden seien Schliesslich die beruchtigte Langweiligkeit und Sterilitat seiner Monologe die er vor Gasten zu halten pflegte Bei alledem war Hitler ein vollendeter Lugner und Schauspieler der es immer wieder verstand seine Destruktivitat vor dem Publikum zu verbergen seine Stimme und sein Auftreten an das jeweilige Publikum anzupassen Fromm untersucht auch andere Aspekte von Hitlers Personlichkeit seinen extremen Narzissmus seine beinahe freundschaftliche Beziehung zu Albert Speer seine Kalte und Mitleidlosigkeit seine Beziehungen zu Frauen sein kaum bekanntes Sexualleben seine grosste Begabung die Fahigkeit andere Menschen zu beeindrucken die angeblich von seinen kalt glitzernden Augen ausging sein schauspielerisches Talent seine echten und gespielten Wutanfalle sein ungewohnliches Gedachtnis sein Konversationstalent seine kulturellen und kunstlerischen Vorlieben schliesslich sein liebenswurdiges hofliches beinahe scheues Auftreten das Fromm als Tarnschicht als Maske wertet Auch die Liebe zu seinen Hunden ordnet Fromm hier ein Fromm diskutiert den offenkundigen Widerspruch zwischen Hitlers Kult der Willenskraft und seiner tatsachlichen Willensschwache sowie seinen mangelhaften Wirklichkeitssinn Fromm zieht das Resumee Hitler war ein Spieler er hat mit dem Leben aller Deutschen ebenso wie mit seinem eigenen Leben gespielt Er habe zwar vermutlich psychotische vielleicht schizophrene Zuge gehabt sei aber wahrscheinlich kein Wahnsinniger gewesen habe also nicht an einer Psychose oder Paranoia gelitten Epilog Bearbeiten In seinem Epilog betont Fromm dass Sadismus und Nekrophilie wie er gezeigt habe nicht angeboren seien also stark reduziert werden konnten wenn die gegenwartigen soziookonomischen Bedingungen durch andere ersetzt wurden die der vollen Entwicklung der echten Bedurfnisse und Fahigkeiten des Menschen gunstig seien Er kritisiert sowohl die Optimisten die an das Dogma vom standigen Fortschritt glaubten als auch die Pessimisten Jeder der die Schlechtigkeit des Menschen beweisen will findet namlich bereitwillig Zustimmung weil er damit einem jeden ein Alibi fur die eigenen Sunden bietet Seine eigene Position definiert er als die eines rationalen Glaubens an die Fahigkeit des Menschen sich aus dem scheinbar verhangnisvollen Netz der Umstande das er selbst geschaffen hat zu befreien Ausgaben BearbeitenErich Fromm The Anatomy of Human Destructiveness Holt Rinehart amp Winston New York 1973 Erich Fromm Anatomie der menschlichen Destruktivitat Deutsche Verlags Anstalt Stuttgart 1974 ISBN 3 421 01686 0 Erich Fromm Anatomie der menschlichen Destruktivitat Rowohlt Reinbek 1977 ISBN 3 499 17052 3 Rezeption BearbeitenDer ausgepragt interdisziplinare Ansatz in Fromms Werk erschwerte seine Rezeption in der wissenschaftlichen Fachliteratur Anders war es bei den ebenfalls interdisziplinar arbeitenden feministischen Forscherinnen Amerikanische Feministinnen wie Mary Daly griffen z B Fromms Konzept der Nekrophilie auf vor allem den behaupteten Zusammenhang zwischen Vergotterung der Technik und Frauenverachtung den Fromm am Beispiel von Marinettis Futuristischem Manifest aufgezeigt hatte 129 Der amerikanische Anthropologe David Shapiro und die amerikanische Biologin Evelyn Fox Keller griffen Fromms Definition des nichtsexuellen Sadismus auf Sadismus so Shapiro sei ein besonderer Ausdruck fur die extreme Verachtung von Schwache und Verletzlichkeit 130 Der deutsche Historiker Wolfgang Ruge zitierte 1990 in seiner Analyse des Stalinismus zustimmend Fromms Stalin Diagnose als klinischen Fall von nichtsexuellem Sadismus unter Verweis auf Stalins Umgang mit Nikolai Bucharin 1938 131 Der britische Historiker Alan Bullock griff 1991 in seiner Doppelbiographie von Hitler und Stalin Fromms These auf beide Diktatoren seien narzisstisch fixiert gewesen 132 Die deutsche Kunsthistorikerin Gerlinde Volland ubertrug in ihrer Kritik an Edmund Burkes Philosophischer Untersuchung uber den Ursprung unserer Ideen vom Erhabenen und Schonen Fromms Sadismustheorie und seine Kategorien Nekrophilie und Biophilie auf Burkes Dualismus des mannlichen Prinzips des Erhabenen und des weiblichen Prinzips des Schonen 133 Kritik BearbeitenDer aus Wien stammende amerikanische Psychologe Friedrich Hacker kritisiert in seinem Werk Aggression Die Brutalisierung unserer Welt Fromms Unterscheidung zwischen gutartiger defensiver und bosartiger sadistischer nekrophiler Aggression und wirft Fromm Schwarz Weiss Malerei vor Das Problem so Hacker seien gerade aggressive Taten die vom Handelnden als konstruktiv vom Betroffenen aber als destruktiv beurteilt wurden Auch bleibe bei Fromm letztlich unklar wie sich biologisch entstandene Instinkte zu den charakterlichen Leidenschaften der Menschen verhielten 134 Siehe auch BearbeitenEthnologische Theorien zur Gewalt AnalcharakterLiteratur BearbeitenErich Fromm Anatomie der menschlichen Destruktivitat Aus dem Englischen von Liselotte und Ernst Mickel Rowohlt Verlag Hamburg 25 Auflage November 2015 ISBN 978 3 499 17052 2 Siegmar Gassert Individuum und Gesellschaft im Reflexionsbezug In Basler Nationalzeitung 21 Dezember 1974 Besprechung als PDF Datei 25 kB 3 Seiten Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Weblinks BearbeitenWinfried Mohr Zur Psychologisierung der Frage von Krieg und Frieden In mondamo de Private Webseite 1 Juli 2006 archiviert vom Original am 9 Januar 2011 abgerufen am 12 Juli 2014 Originaltext vermutlich von 2003 Einzelnachweise Bearbeiten Fromm Rowohlt 2015 S 9 ff Vorwort Fromm Rowohlt 2015 S 11 Vorwort Ich danke Albert Speer der mundlich und schriftlich viel zur Bereicherung meines Bildes von Hitler beitrug Im Kapitel uber Hitler finden sich Fussnoten mit A Speer personliche Mitteilung Rainer Funk Erich Fromm Liebe zum Leben Eine Bildbiographie Deutsche Verlags Anstalt GmbH Stuttgart ISBN 3 421 05279 4 Kapitel 7 S 161 Albert Speer mit dem sich Fromm wiederholt traf und Gesprache uber Hitler fuhrte Erich Fromm und Rainer Funk Erich Fromm Gesamtausgabe Band I Analytische Sozialpsychologie Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1999 ISBN 3 421 05280 8 Fundstelle Einleitung des Herausgebers Zu Leben und Werk Erich Fromms Seite XXXIII Fromm Rowohlt 2015 S 9 ff Vorwort insbes S 12 Diese Forschungsarbeit wurde zum Teil unterstutzt vom des National Institute of Mental Health E Fromm und R Funk Erich Fromm Gesamtausgabe Band I Seite XLI Dort Das Englisch Fromms ist leicht zu lesen und unkompliziert in Grammatik und Stil E Fromm und R Funk Erich Fromm Gesamtausgabe Band I Seite XXXIII Fromm Rowohlt 2015 S 9 Vorwort E Fromm Anatomie der menschlichen Destruktivitat Vorwort S 9 Fromm Rowohlt 2015 S 9 Vorwort Fromm Rowohlt 2015 S 23 Einleitung Die Instinkte und die menschlichen Leidenschaften Der Ausdruck Psychoanalyse wird hier jedoch nicht im Sinn der klassischen Freudschen Theorie gebraucht sondern im Sinn einer bestimmten Weiterentwicklung E Fromm Anatomie der menschlichen Destruktivitat Inhaltsverzeichnis S 3 ff Fromm Rowohlt 2015 S 13 f Terminologie Fromm Rowohlt 2015 S 13 ff Terminologie Fromm Rowohlt 2015 S 210 ff Die Pseudoaggression insbes zur Etymologie ad gradi S 212 Aggression als Selbstbehauptung Fromm Rowohlt 2015 S 210 Dritter Teil Die verschiedenen Arten der Aggression und Destruktivitat und ihre jeweiligen Voraussetzungen 9 Die gutartige Aggression Fromm Rowohlt 2015 S 210 ff Die Pseudoaggression Fromm Rowohlt 2015 S 210 Dritter Teil Die verschiedenen Arten der Aggression und Destruktivitat und ihre jeweiligen Voraussetzungen 9 Die gutartige Aggression im Original kursiv Fromm Rowohlt 2015 S 240 Dritter Teil Uber die Ursachen des Krieges Fromm Rowohlt 2015 S 64 88 Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 67 ff Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 69 Uber psychologische Experimente Fromm gibt folgende Studie an Milgram S 1963 Behavioral Study of Obedience Jour Abn Soc Psychol 67 371 378 Quelle in E Fromm Anatomie der menschlichen Destruktivitat Bibliographie S 544 Fromm Rowohlt 2015 S 69 Fromm zitiert dabei aus dem Forschungsbericht Milgrams dass b ei vierzehn der vierzig Versuchspersonen dieses nervose Lachen und Lacheln deutlich zu beobachten gewesen sei Drei Personen zeigten regelrechte unbeherrschbare Lachanfalle in einem Fall sei das unangemessen e und unbeherrscht e Verhalten so heftig und konvulsiv gewesen dass die Forscher das Experiment unterbrechen mussten Fromm Rowohlt 2015 S 72 Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 71 Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 71 Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 71 Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 72 Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 72 Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 72 Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 72 ff Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 78 Uber psychologische Experimente im Original kursiv Fromm Rowohlt 2015 S 78 Uber psychologische Experimente im Original kursiv E Fromm Anatomie der menschlichen Destruktivitat Uber psychologische Experimente S 66 f als Fussnote Die besagte Untersuchung im Jahre 1932 fand an der Universitat Frankfurt statt und wurde laut Fussnote Mitte der dreissiger Jahre abgeschlossen Vergleiche hierbei die Studien uber Autoritat und Familie und die Arbeiter und Angestellten Erhebung Fromm Rowohlt 2015 S 77 ff Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 82 ff Uber psychologische Experimente Fromm Rowohlt 2015 S 64 ff Uber psychologische Experimente wortliches Zitat auf S 66 Fromm Rowohlt 2015 S 65 Uber psychologische Experimente Fussnote Vgl J Robert Oppenheimers Vortrag 1955 und ahnliche Ausserungen namhafter Naturwissenschaftler Fromm Rowohlt 2015 S 65 dort wird als Quelle genannt Oppenheimer J R 1955 Address at the 63rd Annual Meeting of the American Psych Assoc 4 Sept 1955 S 545 Fromm Rowohlt 2015 Zweiter Teil Befunde die gegen die Thesen der Instinkt und Triebforscher sprechen 5 Neurophysiologie S 109 ff Fromm Rowohlt 2015 S 109 ff Die Beziehung zwischen Psychologie und Neurophysiologie Fromm Rowohlt 2015 S 112 ff Befunde die gegen die Thesen der Instinkt und Triebforscher sprechen 5 Neurophysiologie Fromm Rowohlt 2015 S 113 ff Das Gehirn als Grundlage fur aggressives Verhalten Fromm Rowohlt 2015 S 114 Das Gehirn als Grundlage fur aggressives Verhalten im Original kursiv Fromm Rowohlt 2015 S 116 Die Defensivfunktion der Aggression im Original kursiv Fromm Rowohlt 2015 S 117 Die Defensivfunktin der Aggression Fromm Rowohlt 2015 S 117 Der Flucht Instinkt Fromm Rowohlt 2015 S 119 Das Verhalten von Raubtieren und die Aggression Fromm Rowohlt 2015 S 122 ff 6 Das Verhalten der Tiere Fromm Rowohlt 2015 S 123 Die Aggression in Gefangenschaft Fromm Rowohlt 2015 S 123 ff Die Aggression in Gefangenschaft Fromm Rowohlt 2015 S 125 Die Aggression in Gefangenschaft Fromm zitiert hier Paul Leyhausen uber Katzen Bibliographie S 542 Leyhausen P 1956 Verhaltensstudien an Katzen Beih z Ztsch f Tierpsychologie Fromm Rowohlt 2015 S 125 Die Aggression in Gefangenschaft Fromm Rowohlt 2015 S 125 Menschliche Aggression und Uberbevolkerung Fromm Rowohlt 2015 S 127 ff Menschliche Aggression und Uberbevolkerung Fromm Rowohlt 2015 S 129 Menschliche Aggression und Uberbevolkerung Fromm Rowohlt 2015 S 130 ff Die Aggression in der freien Natur Fromm Rowohlt 2015 S 134 f Die Aggression in der freien Natur Fromm Rowohlt 2015 S 135 ff Territorialismus und Dominanz Fromm Rowohlt 2015 S 141 ff Besitzt der Mensch eine Hemmung zu toten Fromm Rowohlt 2015 S 144 ff 7 Palaontologie Ist der Mensch eine Art Fromm Rowohlt 2015 S 144 Ist der Mensch eine Art Fromm Rowohlt 2015 S 143 Besitzt der Mensch eine Hemmung zu toten Fromm Rowohlt 2015 S 145 ff Ist der Mensch ein Raubtier Fromm Rowohlt 2015 S 149 ff 8 Anthropologie Der Mensch als Jager der anthropologische Adam Fromm Rowohlt 2015 S 149 ff Der Mensch als Jager der anthropologische Adam Fromm Rowohlt 2015 S 156 ff Die Aggression und die primitiven Jager Fromm Rowohlt 2015 S 158 Die Aggression und die primitiven Jager Fromm weist an derselben Stelle S 158 darauf hin dass kein Diskussionsteilnehmer Turnbull widersprochen hat Fromm Rowohlt 2015 S 154 ff Die Aggression und die primitiven Jager Fromm Rowohlt 2015 Die Aggression und die primitiven Jager S 160 Fromm Rowohlt 2015 S 159 ff Die Aggression und die primitiven Jager Fromm Rowohlt 2015 S 159 ff Die Aggression und die primitiven Jager In seinen Schriften nennt Fromm dies rationale Autoritat Fromm Rowohlt 2015 S 163 f Gesangsduelle zur Beilegung von Groll und Streitigkeiten unter Eskimos Fromm zitiert hier E R Service Vgl Bibliographie auf S 547 Service E R 1966 The Hunters Eaglewood Cliffs N J Prentice Hall Fromm Rowohlt 2015 S 163 ff Die Aggression und die primitiven Jager Fromm Rowohlt 2015 S 165 f Primitive Jager die Wohlstandsgesellschaft Enthalt Argumente von Marshall Sahlins Fromm Rowohlt 2015 S 167 ff Die Kriegfuhrung der Primitiven Fromm Rowohlt 2015 S 157 Die Aggression und die primitiven Jager An derselben Stelle auf S 157 nennt Fromm als zweite Quelle einen personlichen Hinweis des Palaoanthropologen Helmuth de Terra bzgl des Fehlens von Kampfdarstellungen in prahistorischen Hohlenmalereien von Jagern Fromm Rowohlt 2015 S 170 f Die Kriegfuhrung der Primitiven Fromm Rowohlt 2015 S 173 ff beginnend mit dem Abschnitt Die neolithische Revolution Fromm Rowohlt 2015 ein Beispiel zum Matriarchat unter Die neolithische Revolution S 177 ff die zentrale Rolle der Mutter in der sozialen Struktur und Religion Fromm Rowohlt 2015 S 187 f Die stadtische Revolution Fromm ist sich der Provokation des Begriffes matriarchalisch bewusst und weist in einer Fussnote auf S 178 auf das Alternativkonzept Matrizentrismus hin Fromm weist im Verlauf seiner Darstellung S 180 ff auf das Werk Das Mutterrecht von Johann Jakob Bachofen hin Fromm Rowohlt 2015 S 191 ff Analyse von dreissig primitiven Stammen Fromm Rowohlt 2015 S 193 Hinweis im letzten Absatz der Beschreibung von System C Fromm Rowohlt 2015 S 190 Die Aggressivitat in primitiven Kulturen Fromm Rowohlt 2015 S 191 ff Analyse von dreissig primitiven Stammen Fromm Rowohlt 2015 S 191 Fussnote 38 Die Hopis habe ich nicht klassifiziert da ihre Gesellschaftsstruktur mir zu widerspruchsvoll erscheint um eine Klassifizierung zu erlauben Fromm Rowohlt 2015 S 202 ff Hinweise auf Destruktivitat und Grausamkeit Fromm Rowohlt 2015 S 203 ff Hinweise auf Destruktivitat und Grausamkeit Fromm Rowohlt 2015 S 236 Uber die Ursachen des Krieges Fromm Rowohlt 2015 S 236 ff Uber die Ursachen des Krieges Fromm Rowohlt 2015 S 237 Uber die Ursachen des Krieges Fromm Rowohlt 2015 S 237 Uber die Ursachen des Krieges Fromm Rowohlt 2015 S 242 Uber die Ursachen des Krieges Fromm Rowohlt 2015 S 238 ff Uber die Ursachen des Krieges Fromm Rowohlt 2015 S 238 Uber die Ursachen des Krieges Fromm Rowohlt 2015 S 240 f Uber die Ursachen des Krieges Fromm Rowohlt 2015 S 241 Uber die Ursachen des Krieges Fromm Rowohlt 2015 S 243 f Die Bedingungen fur eine Reduzierung der defensiven Aggression Fromm Rowohlt 2015 S 245 ff Die bosartige Aggression Pramissen Vorbemerkungen Fromm Rowohlt 2015 S 245 Vorbemerkungen Fromm Rowohlt 2015 S 251 f Die Natur des Menschen Fromm Rowohlt 2015 S 253 Die Natur des Menschen Fromm Rowohlt 2015 S 253 Die Natur des Menschen Fromm Rowohlt 2015 S 253 ff Die Natur des Menschen Fromm Rowohlt 2015 S 259 ff Die existenziellen Bedurfnisse des Menschen und die verschiedenen in seinem Charakter verwurzelten Leidenschaften Der Autor weist in einer Fussnote zur Uberschrift darauf hin dass d as Material zu den folgenden Seiten sich an die Diskussion des gleichen Themas in s einem Buche The Sane Society anschliesst Fromm Rowohlt 2015 S 306 ff Rachsuchtige Destruktivitat Fromm Rowohlt 2015 S 310 ff Ekstatische Destruktivitat Fromm Rowohlt 2015 S 312 ff Die Anbetung der Destruktivitat Fromm Rowohlt 2015 S 316 ff Der destruktive Charakter Sadismus Fromm Rowohlt 2015 S 322 ff Jossif Stalin Fromm Rowohlt 2015 S 325 ff Das Wesen des Sadismus Fromm Rowohlt 2015 S 326 Das Wesen des Sadismus Fromm Rowohlt 2015 S 338 ff Heinrich Himmler Fromm Rowohlt 2015 S 366 ff Die Bosartige Aggression Die Nekrophilie Fromm Rowohlt 2015 S 387 f Manifest des Futurismus Fromm Rowohlt 2015 S 384 ff Nekrophilie und die Vergotterung der Technik Fromm Rowohlt 2015 S 389 f Nekrophilie und die Vergotterung der Technik Fromm Rowohlt 2015 S 403 ff Hypothese uber den Inzest und den Odipuskomplex Fromm Rowohlt 2015 S 411 Die Beziehung von zur Biophilie und Nekrophilie Fromm Rowohlt 2015 S 411 ff Die Beziehung von zur Biophilie und Nekrophilie Mary Daly Gyn Okologie Eine Meta Ethik des radikalen Feminismus 5 Auflage Verlag Frauenoffensive Munchen 1991 ISBN 3 88104 215 6 S 83 original Gyn ecology David Shapiro Autonomy and Rigid Character 9 Auflage Basic Books New York 1997 ISBN 0 465 00567 5 Evelyn Fox Keller Liebe Macht und Erkenntnis Mannliche oder weibliche Wissenschaft Hanser Munchen 1986 ISBN 3 446 14652 0 S 110 original Reflections on gender and science Wolfgang Ruge Stalinismus Eine Sackgasse im Labyrinth der Geschichte Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1990 ISBN 3 326 00630 6 S 99 Alan Bullock Hitler und Stalin Parallele Leben Siedler Berlin 1991 ISBN 3 88680 370 8 S 26 27 original Hitler amp Stalin Gerlinde Volland Mannermacht und Frauenopfer Sexualitat und Gewalt bei Goya Reimer Berlin 1993 ISBN 3 496 01105 X S 24 25 und 29 ff Friedrich Hacker Aggression Die Brutalisierung unserer Welt Aktualisierte Neuauflage Econ Dusseldorf 1985 ISBN 3 430 13737 3 S 115 ff Erstveroffentlichung 1971 Normdaten Werk GND 1088026818 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anatomie der menschlichen Destruktivitat amp oldid 231155285