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Der Mantelpavian Papio hamadryas ist eine Primatenart aus der Gattung der Paviane innerhalb der Familie der Meerkatzenverwandten Cercopithecidae Er lebt im nordostlichen Afrika und auf der Arabischen Halbinsel und unterscheidet sich im Sozialverhalten deutlich von den anderen Pavianarten MantelpavianMantelpavian Weibchen links Mannchen rechts Jungtier unten SystematikUberfamilie Geschwanzte Altweltaffen Cercopithecoidea Familie Meerkatzenverwandte Cercopithecidae Unterfamilie Backentaschenaffen Cercopithecinae Tribus Pavianartige Papionini Gattung Paviane Papio Art MantelpavianWissenschaftlicher NamePapio hamadryas Linnaeus 1758 Mannchen links und rechts werden deutlich grosser und unterscheiden sich auch in der Fellfarbung vom Weibchen Mitte FellpflegeWeibchen mit Jungtier im Awash National Park in Athiopien Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 4 Ernahrung 5 Fortpflanzung 6 Mantelpavian und Menschen 7 Literatur 8 Einzelnachweise 9 WeblinksMerkmale BearbeitenMantelpaviane erreichen eine Kopfrumpflange von 61 bis 76 Zentimeter und eine Schwanzlange von 38 bis 61 Zentimetern Mit rund 21 Kilogramm sind die Mannchen doppelt so schwer wie die Weibchen die nur rund 9 Kilogramm erreichen Neben dem bei allen Pavianarten vorkommenden eklatanten Grossenunterschied zwischen den Geschlechtern unterscheiden sie sich auch in der Fellfarbung Mannchen sind silberweiss gefarbt und haben eine ausgepragte Schultermahne Den Weibchen hingegen fehlt diese und sie sind braun Die Schnauze ist langgestreckt und unbehaart sie ist bei Mannchen rosa und bei Weibchen dumpfer braunlicher gefarbt Die unbehaarten Sitzschwielen sind bei beiden Geschlechtern rosa Verbreitung und Lebensraum Bearbeiten nbsp Verbreitungskarte des MantelpavianMantelpaviane sind die am weitesten nordlich lebende Pavianart ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich entlang der Westkuste des Roten Meeres von Agypten wo sie heute allerdings ausgestorben sind uber den Sudan bis Eritrea Athiopien und Somalia Auch auf der Arabischen Halbinsel kommen sie vor wobei lange Zeit ungeklart war ob diese Population vom Menschen eingefuhrt wurde oder nicht Der Schweizer Primatologe Hans Kummer glaubte dass die Tiere in der Antike von agyptischen Seefahrern auf die Arabische Halbinsel gebracht worden sind 1 Winney und Kollegen sowie Kopp und Mitarbeiter kamen dagegen zu dem Ergebnis dass sich die Mantelpaviane der Arabische Halbinsel von ihren afrikanischen Artgenossen genetisch so stark unterscheiden dass die Besiedlung der Arabische Halbinsel im spaten Pleistozan vor 12 000 bis 130 000 Jahren erfolgt sein muss Sie erfolgte uber Landbrucken im Bab al Mandab die in der Zeit der maximalen Vereisung wahrend der letzten Eiszeit freigelegt wurden 2 3 Bis etwa 1500 kamen Mantelpaviane auch weiter nordlich bis nach Agypten vor 4 Mantelpaviane leben in Halbwusten Savannen und Felsgebieten sie benotigen jedoch Trinkmoglichkeiten Lebensweise BearbeitenMantelpaviane sind tagaktiv und halten sich vorwiegend am Boden auf wo sie sich auf allen vieren fortbewegen In der Nacht ziehen sie sich in Klippen oder Felsen zuruck Sie leben in Haremsgruppen zusammen die sich aus einem Mannchen und mehreren Weibchen durchschnittlich sieben gelegentlich auch mehr als 15 zusammensetzen Das Mannchen fuhrt und bewacht seine Weibchen und achtet darauf sie immer in seiner Nahe zu haben Bei dieser Form verlassen beide Geschlechter ihre Geburtsgruppe meist noch vor Eintreten der Geschlechtsreife Offene Kampfe zwischen Mannchen um die Vorherrschaft einer etablierten Haremsgruppe kommen vor sind aber fur Mannchen nicht die einzige Moglichkeit zu Weibchen zu kommen Mannchen ohne Harem folgen manchmal einer Gruppe und versuchen einzelne Weibchen wegzulocken Eine andere Moglichkeit besteht darin dass Mannchen sich halbwuchsige Weibchen suchen die eben erst ihre Geburtsgruppe verlassen haben Sie kummern sich um sie pflegen ihr Fell versorgen sie mit Nahrung und paaren sich mit ihnen sobald sie geschlechtsreif geworden sind Mehrere Gruppen schliessen sich manchmal zu grosseren Verbanden zusammen Konflikte zwischen Gruppen innerhalb eines Verbandes zum Beispiel um Schlafplatze Wasserlocher oder Nahrung werden durch aggressive Kampfe der Mannchen gelost Als hochgradig soziale Tiere konnen Mantelpaviane auf vielfache Weise miteinander kommunizieren etwa durch ihre Korperhaltung und den Gesichtsausdruck aber auch durch Laute und direkten Korperkontakt Ernahrung BearbeitenMantelpaviane sind Allesfresser die an ihren relativ trockenen Lebensraum angepasst sind Bei der Nahrungssuche sind sie nicht wahlerisch Von Fruchten und Krautern uber Wurzeln bis Insekten Vogeleiern und Wirbeltieren kann alles auf ihrem Speiseplan stehen Wie alle Paviane kommen sie mit relativ niederwertiger Nahrung aus und konnen etwa eine Zeitlang nur von Grasern leben Fortpflanzung Bearbeiten nbsp JungtierDie Paarung kann das ganze Jahr uber erfolgen Das Mannchen wacht eifersuchtig uber seine Weibchen es beisst oder jagt sie sogar wenn sie sich anderen Mannchen annahern Dennoch kommt es gelegentlich zum Fremdgehen beispielsweise wenn alleinstehende Mannchen auf Partnerinnensuche einer Gruppe folgen Bei solchen Gelegenheiten kommt es oft zu aggressiven Kampfen unter den Mannchen dennoch gelingt es manchen immer wieder anderen ein Weibchen abspenstig zu machen Nach einer rund 172 tagigen Tragzeit bringt das Weibchen in der Regel ein einzelnes Jungtier zur Welt Dieses wiegt 600 bis 900 Gramm und ist zunachst schwarz gefarbt Nach 6 bis 15 Monaten wird es entwohnt die Geschlechtsreife tritt mit 5 bis 7 Jahren ein Das Hochstalter eines Tieres in menschlicher Obhut betrug 37 Jahre Mantelpavian und Menschen Bearbeiten nbsp Der altagyptische Gott Thot in Paviangestalt Statue im Pariser LouvreMantelpaviane galten im Alten Agypten als heilige Tiere Der Gott Thot wurde manchmal in Paviangestalt dargestellt Thot war unter anderem der Gott der Wissenschaft und des Mondes Paviane wurden dementsprechend beim Unterrichten von Schreiberschulern dargestellt Auch im agyptischen Totenbuch werden sie erwahnt sie sitzen am Bug der Totenbarke und der Tote wendet sich an sie und bittet um Gerechtigkeit Maat fur sich im Totenreich Paviane genossen Schutz und wurden nach ihrem Tod sogar mumifiziert Beispiele dafur fanden sich in den Tiergrabern im Tal der Konige Graber KV50 KV52 Weitere paviangestaltige Gottheiten waren Babi der verantwortlich war fur die sexuelle Fahigkeit im Jenseits und als Pavian mit erigiertem Glied dargestellt wurde und der Horussohn Hapi der als Beschutzer der Lungen der Toten fungierte Das Art Epitheton im wissenschaftlichen Namen bezieht sich auf die Hamadryaden eine Gruppe von Baumgeistern in der Griechischen Mythologie Carl von Linne benannte viele Tiere nach mythologischen Themen ohne dass ein spezieller Bezug vorhanden sein musste 5 Heute sind sie mancherorts wie etwa in Agypten verschwunden In Saudi Arabien haben sie sich an die Menschen angepasst sie leben in den Stadten und suchen in Mulltonnen nach Nahrung Andernorts werden sie verfolgt da sie Felder verwusten Da ihre naturlichen Feinde Leoparden und Lowen oder Hyanen in ihrem Verbreitungsgebiet nahezu ausgerottet worden sind stellt heute der Verlust ihres Lebensraumes durch Umwandlung in Acker und Weideland die Hauptbedrohung fur die Mantelpaviane dar Sie wurden auf der Roten Liste von der IUCN International Union for Conservation of Nature 2008 als nicht gefahrdet least concern gelistet Literatur BearbeitenThomas Geissmann Vergleichende Primatologie Springer Verlag Berlin u a 2003 ISBN 3 540 43645 6 Ronald M Nowak Walker s Mammals of the World 6th edition Johns Hopkins University Press Baltimore MD 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Einzelnachweise Bearbeiten Hans Kummer In Quest of the Sacred Baboon A Scientist s Journey Princeton Legacy Library 1995 doi 10 2307 j ctt1m322x5 Bruce J Winney Robert L Hammond William Macasero Benito Flores Ahmed Boug Veronique Biquand Sylvain Biquand Michael W Bruford Crossing the Red Sea phylogeography of the hamadryas baboon Papio hamadryas hamadryas Molecular Ecology 2004 Sep 13 9 2819 27 doi 10 1111 j 1365 294X 2004 02288 x Gisela H Kopp Christian Roos Thomas M Butynski Derek E Wildman Abdulaziz N Alagaili Linn F Groeneveld u Dietmar Zinner Out of Africa but how and when The case of hamadryas baboons Papio hamadryas Journal of Human Evolution Band 76 November 2014 S 154 164 doi 10 1016 j jhevol 2014 08 003 Volltext bei Researchgate Dale J Osborn The Mammals of Ancient Egypt Aris amp Phillips 1998 ISBN 978 0 85668 510 1 Beolens Watkins amp Grayson 2009 Hamadryas In The Eponym Dictionary of Mammals S 175Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Mantelpavian Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Informationen bei Animal Diversity Web Papio hamadryas in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Primate Specialist Group 1996 Abgerufen am 11 Mai 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mantelpavian amp oldid 227804310