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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Raubtier aufgefuhrt Die Raubtiere Carnivora sind eine Ordnung der Saugetiere Mammalia zu der die Hundeartigen Caniformia und die Katzenartigen Feliformia gehoren RaubtiereSudchinesischer Tiger mit BeuteSystematikKlasse Saugetiere Mammalia Unterklasse Hohere Saugetiere Eutheria Uberordnung Laurasiatheriaohne Rang Scrotiferaohne Rang FeraeOrdnung RaubtiereWissenschaftlicher NameCarnivoraBowdich 1821 1 UberfamilienHundeartige Caniformia Katzenartige Feliformia Als Pradatoren die sich uberwiegend von Wirbeltieren ernahren sind die Raubtiere mit 16 rezenten Familien und uber 280 Arten in 128 Gattungen nahezu weltweit verbreitet 2 Die wissenschaftliche Bezeichnung Carnivora bedeutet Fleischfresser sie setzt sich aus den lateinischen Begriffen caro Genitiv carnis fur Fleisch und vorare fur verschlingen zusammen Es sind aber nicht alle nur Fleischfresser so sind etwa die Baren Ursidae opportunistische Allesfresser und einige Arten sind uberwiegend Pflanzenfresser darunter der Grosse Panda Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 1 1 Allgemeines 1 2 Kiefer und Gebiss 1 3 Gliedmassen 1 4 Organe 2 Verbreitungsgebiet und Lebensraume 3 Lebensweise 3 1 Sozialverhalten 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung 4 Systematik 4 1 Aussere Systematik 4 2 Innere Systematik 4 2 1 Grobsystematik 4 2 2 Systematik auf Familienebene 5 Stammesgeschichte 5 1 Aufspaltung in Katzen und Hundeartige 5 2 Entwicklung der Katzenartigen 5 3 Entwicklung der Hundeartigen 6 Ausgestorbene Fleischfresser anderer Saugetiergruppen 7 Bedeutung Geschichte Kultur 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Walrosse gehoren zu den grossten RaubtierenAllgemeines Bearbeiten Die Vertreter der Raubtiere sind sowohl hinsichtlich ihrer ausserlichen Attribute als auch ihrer Habitate sehr verschiedenartig Diese Vielfalt wird sichtbar im Vergleich zwischen dem kleinsten Raubtier der Erde dem Mauswiesel dessen Weibchen nicht einmal 50 g wiegen und dem grossten Raubtier der Erde dem Sudlichen Seeelefanten dessen Bullen bis zu 6 5 Meter lang und mehr als 3 5 Tonnen schwer werden konnen 3 Kiefer und Gebiss Bearbeiten nbsp Schadel eines Rotfuchses Der obere Reisszahn befindet sich im Bild ca uber der 20 cm MarkierungDas Gebiss der landbewohnenden Raubtierfamilien baut auf folgender Zahnformel auf Incisivi Schneidezahne 3 3 Canini Eckzahne 1 1 Pramolare Vorbackenzahne 4 4 Molare Backenzahne 3 3 Je nach Raubtierart sind die Auspragungen unterschiedlich wobei die Eckzahne die so genannten Fangzahne nicht Reisszahne s u in der Regel extrem verlangert sind Fast alle Arten besitzen je sechs kleine Schneidezahne im Ober und Unterkiefer Die wenigen Ausnahmen sind der Lippenbar der in jeder Oberkieferhalfte nur zwei Schneidezahne besitzt um durch die entstandene Lucke Insekten aufsaugen zu konnen und der Seeotter der im Unterkiefer insgesamt nur vier Schneidezahne tragt Alle Landraubtiere tragen daruber hinaus ein charakteristisches Gebissmerkmal die sogenannte P4 M1 Brechschere die sich jeweils aus zwei scharfen Reisszahnen zusammensetzt und hervorragend geeignet ist um Fleisch zu zerschneiden In jeder Kieferhalfte bilden zwei Reisszahne eine solche Funktionseinheit Der obere Reisszahn ist der letzte Vorbackenzahn im Oberkiefer Pramolar 4 P4 der untere ist der erste Backenzahn Molar 1 M1 im Unterkiefer Bei Hyanen sind sie besonders kraftig und eignen sich sogar zum Aufbrechen grosser Knochen bei Allesfressern wie Baren und Kleinbaren sind sie weniger ausgepragt Die restlichen Backenzahne der Raubtiere sind im Gegensatz zu den auffalligen Reisszahnen in der Regel eher klein Die Zahl der Backenzahne ist bei einigen Gruppen reduziert so beispielsweise bei den Katzen Das Gebiss der Robben unterscheidet sich deutlich von dem der landlebenden Raubtiere Es ist darauf spezialisiert schlupfrige Fische festzuhalten und besteht aus einem oder zwei Paaren unterer Schneidezahne oft relativ unauffalligen Eckzahnen und 12 bis 24 kegelformigen homodonten gleichartigen Backenzahnen Extreme Abwandlungen sind die Stosszahne Hauer des Walrosses oder die modifizierten Backenzahne der Krabbenfresser Charakteristisch fur Raubtierschadel sind ausladende Jochbogen eine grosse Schlafengrube als Ursprung fur den kraftigen zum Zubeissen wichtigen Schlafenmuskel sowie die Verbindung von Augenhohle und Schlafenfenster Der Unterkiefer ist so im Oberkiefer verankert dass er nur auf und abwarts bewegt werden kann Seitwartsbewegungen wie etwa beim Kauen sind nicht moglich Gliedmassen Bearbeiten nbsp Robben wie dieser Kalifornische Seelowe haben stark abgewandelte GliedmassenRaubtiere besitzen vier oder funf Zehen an jedem Fuss Der Daumen kann den anderen Zehen nicht gegenubergestellt werden und ist bei einigen Arten zuruckgebildet oder reduziert Die Handwurzelknochen sind in der Regel verwachsen wodurch das Handgelenk gefestigt wird Das Schlusselbein ist sowohl bei Robben als auch bei den anderen Gruppen reduziert oder ganz verschwunden Es dient bei anderen Saugern dazu Seitwartsbewegungen der Gliedmassen zu ermoglichen Raubtiere die vor allem darauf ausgerichtet sind Beute zu verfolgen bewegen ihre Beine jedoch hauptsachlich vor und zuruck Einige Raubtiere wie Katzen und Hunde gehen auf den Zehen wahrend andere wie die Baren Sohlenganger sind Bei einigen etwa Katzen und Schleichkatzen findet man als Besonderheit einziehbare Krallen Die Gliedmassen der Robben sind stark modifiziert und zu Flossen umgebildet bei denen die Zehen durch Schwimmhaute verbunden sind Organe Bearbeiten Wegen der meist geringen Spezialisierung bei der Nahrungsaufnahme ist wie das Gebiss auch der Verdauungstrakt im Vergleich zu vielen Pflanzenfressern recht ursprunglich und bietet dadurch eine hohere Anpassungsfahigkeit Er besteht aus dem Magen und einem relativ kurzen Darm Weibliche Raubtiere verfugen uber eine zweihornige Gebarmutter Sie haben bauchstandige Milchdrusen Mannliche Raubtiere mit Ausnahme der Hyanen haben einen Penisknochen Baculum die Hoden liegen aussen Das relativ grosse Gehirn ist stark gefurcht Verbreitungsgebiet und Lebensraume BearbeitenMit etwa 270 Arten sind die Raubtiere eine der artenreicheren Ordnungen der Saugetiere Sie kommen auf allen Kontinenten vor wobei sie in der Antarktis nur an den Kusten anzutreffen sind Mit Ausnahme von Ohrenrobbenkolonien an der Sudkuste war Australien fruher raubtierfrei in historischer Zeit wurde jedoch der australische Dingo und in der Neuzeit Rotfuchs und Hauskatze durch den Menschen eingefuhrt Alle Familien der Katzenartigen sind mit Ausnahme der Katzen selbst die auch in Nord und Sudamerika vorkommen naturlicherweise auf die alte Welt beschrankt Zwei Familien der Katzenartigen die Madagassischen Raubtiere und die Pardelroller haben recht kleine Verbreitungsgebiete und kommen ausschliesslich auf Madagaskar beziehungsweise in Zentralafrika vor Die ubrigen drei Hyanen Mangusten und Schleichkatzen sind jeweils in Afrika Asien und in Randgebieten in Europa verbreitet Unter den Hundeartigen sind die Hunde Baren und Marder fast weltweit verbreitet und fehlen ursprunglich nur in Australien und der Antarktis Die Baren sind in Afrika allerdings mit dem Atlasbaren im Holozan ausgestorben Die Skunks sind in Sudostasien und Amerika verbreitet die Katzenbaren mit einer Art auf Asien beschrankt und die Kleinbaren leben ausschliesslich in Amerika In drei Familien bewohnen die Wasserraubtiere die Kustengewasser aller Kontinente sowie einige wenige Susswasserseen Die Lebensraume der Raubtiere sind vielseitig und es gibt nur wenige Habitate die sie nicht bevolkern So findet man sie vom Packeisgurtel bis in tropische Regenwalder und von Kustenmeeren bis in trockene Wusten Lebensweise BearbeitenSozialverhalten Bearbeiten Die Bandbreite des Sozialverhaltens ist nicht nur unter den Raubtieren an sich gross sondern variiert auch deutlich innerhalb der einzelnen Tiergruppen Oft steht die Gesellschaftsform in engem Zusammenhang mit der Jagdweise und Ernahrung der jeweiligen Art So leben einige Arten in Rudeln Wolfe Lowen oder Kolonien Seelowen andere als Einzelganger Leopard Braunbar oder in Familiengruppen Schakale Ernahrung Bearbeiten nbsp Der Grosse Panda ernahrt sich in erster Linie von Bambus nbsp Otter mit Jungtier beim FressenDie meisten Raubtiere sind Fleischfresser Ihren Fleischbedarf decken sie durch Jagd oder das Fressen von Aas Ein grosser Teil der Carnivora ist jedoch omnivor also allesfressend das heisst sie nehmen neben Fleisch auch andere Nahrung wie Beeren oder Graser zu sich Viele kleinere Raubtiere wie Mangusten aber auch einige grossere Arten wie Loffelhund Erdwolf und Lippenbar ernahren sich zu grossen Teilen von Wirbellosen vornehmlich Insekten Einige Raubtierarten darunter der Grosse Panda der Pardelroller oder der Wickelbar sind sogar vorrangig oder fast ausschliesslich Pflanzenfresser Dennoch findet man zahlreiche hochspezialisierte Beutegreifer innerhalb dieser Ordnung Die Art und Weise wie Raubtiere ihre Opfer erlegen ist sehr vielseitig Einige Arten etwa die Wildhunde hetzen ihre Beute bis zur Erschopfung andere schleichen sich nah an ihre Beute heran und uberraschen sie mit einem schnellen Angriff so beispielsweise die Katzen Marder sind fahig schnell kletternden Eichhornchen in Baumen nachzustellen Wiesel verfolgen Nagetiere in ihre Gange und Robben jagen Fische Grosse Robben wie Seeelefanten erreichen dabei Tiefen von uber 1000 Metern Einige Raubtiere sind in der Lage Tiere zu erlegen die um einiges grosser sind als sie selbst Zum Beispiel konnen Tiger Gaure grosse Rinder aus Sudostasien erlegen und das Hermelin kann ein Kaninchen toten das ein Vielfaches seines Korpergewichtes wiegt Einige Arten setzen vor allem auf Gruppenjagd wahrend andere im Alleingang jagen Fortpflanzung Bearbeiten Die meisten Raubtierarten werfen etwa einmal pro Jahr kleinere Arten auch mehrmals Bei grossen Arten wie den Grosskatzen und Baren vergehen meist zwei bis drei Jahre zwischen zwei Wurfen Die Tragzeit schwankt zwischen 50 und 115 Tagen Die Jungen kommen in der Regel klein blind und unfahig zum eigenstandigen Uberleben zur Welt Bei einigen Marderartigen und Baren tritt eine verzogerte Entwicklung des Embryos auf Dieser als Keimruhe bezeichnete Mechanismus verlangert die Tragzeit und stellt sicher dass die Jungen zu einer moglichst gunstigen Jahreszeit geboren werden Systematik BearbeitenAussere Systematik Bearbeiten Die Raubtiere werden heute aufgrund molekulargenetischer Befunde zur grossen Saugerlinie der Laurasiatheria gezahlt zu denen auch die Insektenfresser Fledertiere Unpaarhufer Cetartiodactyla Wale und Paarhufer und Schuppentiere gehoren Innerhalb der Laurasiatheria werden die Raubtiere heute meist zusammen mit den Schuppentieren und den ausgestorbenen Hyaenodonta und Oxyaenodonta in eine gesonderte Gruppe die Ferae gestellt Deren Schwestergruppe waren nach dieser Auffassung die Unpaarhufer Ein mogliches Kladogramm der Laurasiatheria sieht folgendermassen aus 4 Laurasiatheria Scrotifera Fledertiere Chiroptera Fereuungulata Cetartiodactyla Paarhufer und Wale Zooamata Unpaarhufer Perissodactyla Ferae Schuppentiere Pholidota Raubtiere Carnivora Insektenfresser Eulipotyphla Wahrend die Ferae heute als relativ sicher angesehen werden gibt es bzgl der Systematik innerhalb der Laurasiatheria noch regelmassige Diskussionen Innerhalb der Ferae werden die Raubtiere und ihre ausgestorbene Verwandtschaft Miacidae und Viverravidae in der Regel zu dem hoheren Taxon der Carnivoramorpha vereint wahrend die unmittelbar engere Verwandtschaft der Raubtiere die Bezeichnung Carnivoraformes haufig unter Ausschluss der Miacidae die als paraphyletisch aufzufassen sind tragt Andere rauberisch lebende Gruppen der Ferae wie die ausgestorbenen Hyaenodonta und Oxyaenodonta standen ursprunglich innerhalb der Creodonta die als Schwestergruppe der Raubtiere galten Heute werden die Creodonta ebenfalls als in sich nicht geschlossene Gruppe gewertet Phylogenetische Studien aus dem Jahr 2018 implizieren dass die Carnivoramorpha moglicherweise ebenfalls paraphyletisch sind da sie die Viverravidae ausschliessen die Oxyaenodonta aber basal in die Carnivoraformes einsortieren 5 Innere Systematik Bearbeiten Grobsystematik Bearbeiten nbsp Lowin Panthera leo Die klassische Einteilung der Raubtiere sah zwei Unterordnungen vor die Landraubtiere und die Wasserraubtiere letztere waren dabei die Robben erstere alle landbewohnenden Raubtiere Nach heutigem Stand ist diese Unterteilung uberholt da Robben sich aus hundeartigen Raubtieren entwickelten und daher diesen zuzuordnen sind Diese Zugehorigkeit basiert sowohl auf morphologischen als auch auf molekulargenetischen Untersuchungen Demnach spalteten sich die fruhen Raubtiere nicht zuerst in Land und Wasserraubtiere auf sondern in Hundeartige Canoidea und Katzenartige Feloidea Schon lange unterscheidet man diese zwei Stammlinien wobei fruher allerdings die Robben nicht zu den Hundeartigen gerechnet wurden Unbestritten ist heute dass die drei Familien der Robben ein monophyletisches Taxon sind also alle auf einen gemeinsamen Vorfahren zuruckgehen Auch die Monophylie der traditionell unterschiedenen Landraubtier Familien bestatigte sich grosstenteils Dies gilt insbesondere fur Hunde Baren Hyanen und Katzen Die anderen herkommlichen Familien die Marderartigen Kleinbaren Schleichkatzen und Mangusten haben noch immer Gultigkeit mussten jedoch teilweise etwas umstrukturiert werden um den neuen taxonomischen Befunden gerecht zu werden So bilden die Skunks zusammen mit den Stinkdachsen Sudostasiens eine eigene Familie der Kleine Panda ist in einer eigenen Familie Ailuridae abgetrennt und die Madagassischen Raubtiere bilden ein monophyletisches Taxon Der Pardelroller und die Linsangs stellen nach molekulargenetischen Untersuchungen ebenfalls jeweils eigenstandige Familien dar nbsp Fleckenskunk Spilogale gracilis nbsp Der Binturong zahlt zu den SchleichkatzenHundeartige Caniformia Hunde Canidae mit Wolfen Fuchsen und Schakalen Baren Ursidae Walrosse Odobenidae Ohrenrobben Otariidae Hundsrobben Phocidae Kleine Pandas Ailuridae Skunks oder Stinktiere Mephitidae Kleinbaren Procyonidae Marder Mustelidae Katzenartige Feliformia Pardelroller Nandiniidae Katzen Felidae Linsangs Prionodontidae Schleichkatzen Viverridae Hyanen Hyaenidae Mangusten Herpestidae Madagassische Raubtiere Eupleridae Systematik auf Familienebene Bearbeiten nbsp Das Nordamerikanische Katzenfrett ein Vertreter der KleinbarenDie genaueren verwandtschaftlichen Verhaltnisse der Raubtierfamilien untereinander konnten jungst durch molekulargenetische Analysen etwas aufgehellt werden Als sicher gilt heute dass innerhalb der Hundeartigen die Caniden Hunde allen anderen heutigen Gruppen die als Arctoidea zusammengefasst werden gegenuberstehen Die Arctoidea selbst gliedern sich in die drei Hauptkladen Baren Robben und Musteloidea Marderverwandte Zu letzteren zahlen die Katzenbaren Skunks Kleinbaren und Marder Zu den Katzenbaren gehoren als einzige rezente Gruppe nur die Kleinen Pandas Der Grosse Panda hingegen wird heute den Grossbaren Ursidae zugeteilt 6 Unklar bleibt unter den Hundeartigen die Stellung der ausgestorbenen Amphicyonidae Innerhalb der Katzenartigen stellten sich uberraschend die Pardelroller die gegenwartig mit nur einer Art in Zentralafrika vertreten sind als eigene Familie heraus die allen anderen uberlebenden Familien aus dem Katzenzweig gegenuberstehen Des Weiteren bilden alle Madagassischen Raubtiere eine monophyletische Gruppe die nahe mit den Mangusten verwandt ist Die Schwestergruppe dieser beiden Gruppen durften die Hyanen sein Bei den Katzenartigen waren demnach drei Hauptlinien zu unterscheiden 1 der Pardelroller 2 eine Gruppe die sich aus Schleichkatzen Hyanen Mangusten und Madagassischen Raubtieren zusammensetzt und 3 die Katzen und die Linsangs 6 Innere Systematik der Raubtiere 6 Carnivora Katzenartige Feliformia Pardelroller Nandiniidae Viverroidea Schleichkatzen Viverridae Hyanen Hyaenidae Mangusten Herpestidae Madagassische Raubtiere Eupleridae Feloidea Linsangs Prionodontidae Katzen Felidae Hundeartige Caniformia Cynoidea Hunde Canidae Actoidea Baren Ursidae Robben Pinnipedia Hundsrobben Phocidae Walrosse Odobenidae Ohrenrobben Otariidae Marderverwandte Musteloidea Skunks Mephitidae Kleine Pandas Ailuridae Kleinbaren Procyonidae Marder Mustelidae Vorlage Klade Wartung StyleUngeklart ist auch die genaue Stellung der ausgestorbenen Amphicyonidae Barbourofelidae Nimravidae sowie der hyanenahnlichen Stenoplesictidae und Percrocutidae Die kleinen den heutigen Mardern oder Wieseln ahnelnden Miacidae und Viverravidae stehen ausserhalb der Raubtier Kronengruppe Die Miacidae bilden zusammen mit den Carnivora das Taxon Carnivoraformes die Viverravidae zusammen mit den Carnivoraformes das Taxon Carnivoramorpha 6 Stammesgeschichte BearbeitenAufspaltung in Katzen und Hundeartige Bearbeiten Nach der herkommlichen Meinung hatten sich die Raubtiere schon im fruhen Palaozan in die beiden grossen Raubtier Stammlinien die Katzenartigen Feliformia und die Hundeartigen Caniformia aufgespalten Als alteste Gruppe der ersteren galt bisher die ausgestorbene Familie Viverravidae die bereits im Palaozan nachgewiesen ist Einer ihrer Vertreter war beispielsweise die zierliche baumlebende Gattung Protictis Als fruheste Gruppe der Hundeartigen wurden meist die Miacidae angesehen die etwa ab dem spaten Palaozan auftreten Ursprunglich wurden die Miaciden sogar als Vorlaufer aller Raubtiere angesehen Ihre Pfoten waren flexibel was auf Kletterfahigkeiten hinweist und sie besassen ein vollstandiges Gebiss mit 44 Zahnen Auch das Scherengebiss Brechschere war bereits entwickelt Neuere Studien weisen allerdings darauf hin dass die Miaciden und Viverraviden nicht die direkten Vorfahren der beiden Raubtierlinien sind sondern sogar ganz ausserhalb der Carnivora anzusiedeln sind Die Miaciden scheinen nicht einmal eine monophyletische Gruppe zu sein Viverraviden und Miaciden werden aber auch nach diesen Befunden mit den Raubtieren zu einem Taxon den Carnivoramorpha zusammengefasst Diesen Ergebnissen zufolge hatten sich die beiden Hauptlinien der Carnivora erst vor etwa 43 Millionen Jahren auseinanderentwickelt Entwicklung der Katzenartigen Bearbeiten nbsp Wie alle Mangusten gehort die Zwergmanguste zu den KatzenartigenEine der altesten Familien aus dem Katzenzweig sind die Nimravidae die sehr stark an Katzen Felidae erinnern aber als separate Familie angesehen werden Sie traten erstmals im spaten Eozan Nordamerikas und Eurasiens auf Eine weitere Familie die Barbourofelidae wurden ursprunglich als Unterfamilie der Nimravidae angesehen doch gelten sie heute als eigene Familie Die Barbourofelidae starben erst im spaten Miozan mit der nordamerikanischen Gattung Barbourofelis aus Der erste Vertreter der Katzen selbst war Proailurus aus dem Oligozan und Miozan Europas Er war etwa so gross wie ein Ozelot Im Miozan wanderten die Katzen erstmals nach Nordamerika ein und verdrangten schnell die dort lebenden Nimraviden Im Pliozan wanderten sie auch nach Sudamerika ein Die anderen Familien der Katzenartigen blieben abgesehen von einer nordamerikanischen Hyanengattung des Pliozans auf die Alte Welt beschrankt und erreichten nie den amerikanischen Kontinent Entwicklung der Hundeartigen Bearbeiten Die zweite Linie der Raubtiere sind die Hundeartigen Ihre namensgebende Familie die Hunde Canidae ist entwicklungsgeschichtlich vor allem in Nordamerika vertreten und war ursprunglich auf diesen Kontinent beschrankt Die Gattung Hesperocyon aus dem mittleren Eozan war der erste bekannte Vertreter dieser Familie Die Hunde erreichten Europa im Miozan Afrika Asien und Sudamerika nicht vor dem Pliozan Auch die zweite Familie die Baren tauchte zuerst in Nordamerika auf und erreichte Eurasien und Afrika im Miozan Im Gegensatz zu den heutigen Formen war der erste Bar noch ziemlich klein Parictis aus dem spaten Eozan hatte einen nur 7 cm langen Schadel Die anderen Familien der Hundeartigen zu denen neben den heute noch existierenden auch die ausgestorbene Familie der Amphicyonidae gehorte sind spatestens ab dem fruhen Oligozan sowohl in Nordamerika als auch in der Alten Welt nachweisbar Sudamerika erreichten die Hundeartigen genau wie die Katzen erst im Pliozan nach der Entstehung der mittelamerikanischen Landbrucke Lediglich die Kleinbaren sind schon ab dem spaten Miozan auf diesem Kontinent nachgewiesen Die Robben die innerhalb der Hundeartigen zur Gruppe der Arctoidea zahlen sind erst aus dem Oligozan bekannt Enaliarctos etwa hatte bereits Flossen und lebte im spaten Oligozan Kaliforniens Die Backenzahne dieser fruhen Gattung waren noch kaum modifizierte Reisszahne wie sie fur Landraubtiere typisch sind Vertreter die den drei Robbenfamilien zugeordnet werden konnen sind aus dem Miozan bekannt Ohrenrobben und Walrosse waren damals an den Kusten des Nordpazifik verbreitet wahrend die Hundsrobben im Nordatlantik lebten Ausgestorbene Fleischfresser anderer Saugetiergruppen Bearbeiten nbsp Um 1920 entstandene Lebendrekonstruktion des Creodonten Hyaenodon Die Creodonten waren Fleischfresser aber keine Carnivora Bevor sich die Carnivora zu den Gipfelraubern entwickelten wurde diese Nische von zwei anderen Saugerordnungen ausgefullt die bereits vor langer Zeit ausstarben Die ersten waren die Mesonychia fleischfressende Huftiere die im Palaozan und Eozan verbreitet waren Sie brachten die ersten grossen Fleischfresser unter den hoheren Saugetieren hervor Weitere Gruppen rauberischer Saugetiere waren die Hyaenodonta und die Oxyaenodonta die ursprunglich als Creodonten zusammengefasst wurden Im fruhen Palaogen waren die eigentlichen Raubtiere noch verhaltnismassig klein die Creodonten jedoch waren mit einer beachtlichen Formenfulle grosser Fleischfresser vertreten Ebenso wie die Carnivora hatten die Creodonten ein Brechscherengebiss entwickelt Die Brechscheren von Raubtieren und Creodonten bestanden jedoch jeweils aus unterschiedlichen Backenzahnen ein Beleg dafur dass beide Gruppen sich unabhangig voneinander also konvergent entwickelt haben Auf den Kontinenten Australien und Sudamerika wo lange Zeit keine modernen Raubtiere lebten wurde die Rolle grosserer Fleischfresser ursprunglich von verschiedenen Beuteltierarten ausgefullt In Sudamerika lebten bis in das Pliozan fleischfressende Beuteltiere der Ordnung Sparassodonta zu denen auch die den sabelzahnkatzenahnliche Gattung Thylacosmilus gehorte Mit der Bildung der mittelamerikanischen Landbrucke und dem grossen amerikanischen Faunenaustausch am Ende des Pliozans wanderten Carnivora aus Nordamerika ein und verdrangten ihre sudamerikanischen Konkurrenten Unter den speziellen Bedingungen Australiens konnten sich unter den Beutelsaugern einige mittelgrosse Fleischfresser entwickeln wie etwa die Beutelmarder und der Beutelteufel die zu den Raubbeutlern gehoren Einer anderen Familie der Raubbeutlerartigen gehort der Beutelwolf an der im 20 Jahrhundert verschwand Fleischfresser ausserhalb der Raubbeutlerartigen waren z B die Beutellowen die im Pleistozan ausstarben oder fleischfressende Kanguruarten der Gattung Ekaltadeta die bereits im Obermiozan ausstarben Bedeutung Geschichte Kultur Bearbeiten nbsp WolfSeit Urzeiten sind grosse Raubtiere die Nahrungskonkurrenten des Menschen Viele Raubtiere wurden als Feinde der Nutztiere des Menschen verfolgt und verloren einen Grossteil ihres Lebensraumes durch die Ausbreitung und Konkurrenz des Menschen Auch die Jagd auf Wildtiere verubelte ihnen der Mensch und dezimierte sie aus diesem Grund So wurden Grossraubtiere im Yellowstone Nationalpark selbst nach der Nationalpark Grundung verfolgt der Wolf wurde dabei ausgerottet und erst 1995 wieder angesiedelt Viele Raubtiere wurden oder werden auch wegen ihres Fells zur Herstellung von Kleidung und als Jagdtrophaen bejagt Heute sind etliche Arten vom Aussterben bedroht und besonders die Bestande der grossen Raubtiere sind vielfach bis auf kleine Reliktpopulationen zusammengeschmolzen Stellenweise ist heute allerdings ein Umdenken zu erkennen Vor allem in Europa und Nordamerika scheinen einige Grossraubtiere wieder etwas an verlorenem Boden gutmachen zu konnen So wurden Wolfe im Yellowstone Nationalpark wiedereingefuhrt und in Mitteleuropa etablieren sich zunehmend Baren Wolfe und Luchse Einige anpassungsfahige Arten wie etwa Rotfuchs oder Marder vor allem der Steinmarder dringen immer mehr in menschliche Siedlungen vor und finden selbst in modernen Grossstadten ein Auskommen Besonders die grossen Arten wie Lowe Tiger Bar und Wolf haben mythische Bedeutung erlangt und Eingang in zahlreiche Sagen gefunden Einige Arten vor allem Haushund und Hauskatze werden vom Menschen auch als Haustiere gehalten Verschiedene Marder werden wegen ihres Felles oder im Falle des Frettchens zur Kaninchen und Hasenjagd gezuchtet Mehrere Raubtierarten wie etwa der Rotfuchs konnen gefahrliche Infektionskrankheiten wie beispielsweise die Tollwut ubertragen Literatur BearbeitenD E Wilson D M Reeder Mammal Species of the World Johns Hopkins University Press 2005 ISBN 0 8018 8221 4 David Macdonald Die grosse Enzyklopadie der Saugetiere Konemann Konigswinter 2004 ISBN 3 8331 1006 6 Thomas S Kemp The Origin amp Evolution of Mammals Oxford University Press Oxford 2005 ISBN 0 19 850761 5 Don E Wilson Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 1 Carnivores Lynx Edicions 2009 ISBN 978 84 96553 49 1 John J Flynn u a Molecular Phylogenie of the Carnivora Mammalia Assessing the Impact of Increased Sampling on Resolving Enigmatic Relationships Systematic Biology 54 2 2005 S 317 337 doi 10 1080 10635150590923326 Volltext Gina D Wesley Hunt John J Flynn Phylogeny of the Carnivora Basal Relationships among the Carnivoramorphans and assessment of the position of Miacoidea relative to Carnivora Journal of Systematic Palaeontology 3 1 2005 S 1 28 doi 10 1017 S1477201904001518Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Raubtiere Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Raubtiere Die gefahrlichen Helfer Artikel von Peter Laufmann in Spiegel Online 5 Februar 2012 ursprunglich erschienen in natur kosmos Heft 2 2012 Einzelnachweise Bearbeiten T Edward Bowdich An Analysis of the Natural Classifications of Mammalia for the Use of Students and Travelers Paris 1821 S 33 ff online bei GoogleBooks frei downloadbar Don E Wilson Russell A Mittermeier Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 1 Carnivores Lynx Edicions 2009 ISBN 978 84 96553 49 1 S 46 See Elefanten auf world of animals de Harald Schliemann Carnivora Raubtiere In Wilfried Westheide Reinhard Rieger Spezielle Zoologie Teil 2 Wirbel oder Schadeltiere Spektrum Akademischer Verlag 2004 ISBN 3 8274 0900 4 S 503 Shawn P Zack A skeleton of a Uintan machaeroidine creodont and the phylogeny of carnivorous eutherian mammals Journal of Systematic Palaeontology 2018 doi 10 1080 14772019 2018 1466374 a b c d Alexandre Hassanin Geraldine Veron Anne Ropiquet Bettine Jansen van Vuuren Alexis Lecu Steven M Goodman Jibran Haider Trung Thanh Nguyen Evolutionary history of Carnivora Mammalia Laurasiatheria inferred from mitochondrial genomes PLOS One 16 Februar 2021 doi 10 1371 journal pone 0240770 nbsp Dieser Artikel wurde am 24 Dezember 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4177019 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Raubtiere amp oldid 235006732