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Lobodon ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zur antarktischen Insel siehe Lobodon Island Der Krabbenfresser Lobodon carcinophaga ist eine in sudpolaren Gewassern verbreitete Robbe die nach ihrer ungewohnlichen Ernahrungsweise benannt ist KrabbenfresserKrabbenfresserSystematikOrdnung Raubtiere Carnivora Unterordnung Hundeartige Caniformia ohne Rang Robben Pinnipedia Familie Hundsrobben Phocidae Gattung LobodonArt KrabbenfresserWissenschaftlicher Name der GattungLobodonJ E Gray 1844Wissenschaftlicher Name der ArtLobodon carcinophaga Hombron amp Jacquinot 1842 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung 3 Lebensweise 3 1 Ernahrung 3 2 Verhalten 3 3 Fortpflanzung und Entwicklung 4 Okologie 5 Taxonomie und Systematik 6 Population 7 Verhaltnis zum Menschen 8 Einzelnachweise 9 Literatur 10 WeblinksMerkmale BearbeitenKrabbenfresser haben eine schlanke stromlinienformige Gestalt mit deutlich sichtbarem Hals Hieran sind sie schon aus der Entfernung von vielen anderen Robbenarten der Antarktis zu unterscheiden Die Farbe des Krabbenfressers wechselt mit den Jahreszeiten Im Sommerfell Januar Februar ist er silbergrau gefarbt In den folgenden Monaten verblasst die Farbe immer mehr und wird zu einem cremefarbenen Gelbton Braune Fellpartien ziehen sich uber Rucken Flanken und Flossen Die genaue Musterung und Farbung ist bei jedem Individuum unterschiedlich Die Flossen sind immer die dunkelsten Teile des Korpers In der Regel sind Mannchen aber etwas heller als Weibchen da dies aber nur eine statistische Auswertung ist ist sie zur Unterscheidung der Geschlechter nicht nutzbar Diese Robbe ist etwa 220 bis 245 cm lang und mit 170 bis 230 kg Gewicht verhaltnismassig leicht Mannchen sind im Schnitt 5 cm kleiner und 8 kg leichter als Weibchen Der grosste je gemessene Krabbenfresser war ein Weibchen von 277 cm Lange Das Gebiss des Krabbenfressers ist der Ernahrungsweise angepasst und weicht von allen anderen Robbengebissen ab Die Zahne haben rohrenformige Aussparungen auf ihrer Oberflache Wenn die Robbe das Maul schliesst passen die Zahne des Ober und Unterkiefers genau zwischeneinander und nur durch die Aussparungen kann weiter Wasser hindurch dringen Die grosste Lucke zwischen den Zahnen betragt dann 2 6 mm Dieses Gebiss dient als Filter fur planktonische Nahrung siehe unten An den Vorderflossen tragen Krabbenfresser scharfe Krallen wahrend die Krallen der Hinterflossen zu verhornten Stummeln reduziert sind Verbreitung Bearbeiten nbsp VerbreitungsgebietDer Krabbenfresser ist eine antarktische Robbe Im Sommer lebt er in den Gewassern des Sudpolarmeers und besiedelt den Rand des Packeises Im Winter wandert der Krabbenfresser weit umher und gelangt dann auch an die Kusten Patagoniens und verschiedener subantarktischer Inseln Noch weiter nordlich gesehene Krabbenfresser sind vor allem Jungtiere die von den Stromungen abgetrieben wurden Solche Irrgaste wurden an den Kusten Australiens Neuseelands Sudafrikas und Sudamerikas gesehen Der nordlichste Ort an dem je ein Krabbenfresser gesehen wurde liegt bei Rio de Janeiro Lebensweise BearbeitenErnahrung Bearbeiten nbsp Schadel und Gebiss des KrabbenfressersAls einzige Robbe hat sich der Krabbenfresser an eine spezialisierte Ernahrung von Tieren des Planktons angepasst Dabei bildet der Antarktische Krill Euphausia superba die mit Abstand wichtigste Beute Er macht mehr als 90 Prozent der gesamten Nahrung aus Der Krabbenfresser frisst den Krill indem er mit geoffnetem Maul Wasser aufnimmt und dies dann durch das Filtersystem seines Gebisses wieder hinauspresst Der Krill bleibt in den Zahnen hangen und wird geschluckt Auf die gleiche Weise werden auch gelegentlich kleine Fische mit einer Korperlange von maximal 10 cm erbeutet Als von Krabbenfressern erbeutete Tiere nachgewiesen wurden neben dem Krill der Gattung Euphausia der Antarktische Silberfisch Krokodileisfische Kalmare Flohkrebse und Schwebegarnelen Um die leicht verfugbare Nahrung zu finden muss der Krabbenfresser nicht sonderlich tief tauchen seine Tauchgange fuhren ihn daher meistens in Tiefen unter 10 m selten bis zu 50 m Allerdings wurde auch eine maximale Tauchtiefe von 528 m nachgewiesen Normalerweise bleiben Krabbenfresser drei bis sechs Minuten unter Wasser gefolgt von einem halb bis einminutigen Aufenthalt an der Oberflache Die maximal gemessene Tauchdauer betrug elf Minuten Im Schnitt bleiben Krabbenfresser sechzehn Stunden im Wasser ehe sie sich zum Ausruhen auf das Eis begeben Verhalten Bearbeiten Geschlechtsreife Krabbenfresser leben einzelgangerisch oder in kleinen Gruppen Diese Gruppen finden sich immer nur temporar ohne dass Bindungen zwischen den Mitgliedern bestehen Beim Ruhen bestehen die Gruppen aus zwei bis funf Robben im Wasser findet man bis zu 30 Krabbenfresser nebeneinander schwimmend In Ausnahmefallen konnen die Gruppengrossen funfzig ruhend bzw funfhundert schwimmend erreichen Ein besonderer Fall sind nicht geschlechtsreife Jungrobben die sich zu besonders grossen Gruppen von funfzig bis tausend Tieren auf dem Festeis versammeln Da sie mit ihren Zahnen keine Eislocher offen halten konnen verwenden sie manchmal die Eislocher der ganzjahrig in der Antarktis lebenden Weddellrobben Ungewohnlich viele junge Krabbenfresser verlieren die Orientierung und wandern landeinwarts So wurden junge Krabbenfresser schon bis zu 113 km vom Meer entfernt und sogar 1100 m uber dem Meeresspiegel angetroffen Diese Robben sterben auf ihren aussichtslosen Wanderungen und ihre mumifizierten Kadaver findet man recht haufig im antarktischen Eis Fortpflanzung und Entwicklung Bearbeiten Die Weibchen werfen ihr einziges Junges nach einer Tragzeit von 11 Monaten eigentliche Tragzeit 260 Tage plus 80 Tage Keimruhe zwischen September und Oktober auf dem antarktischen Eis Die Aufzucht des Jungtiers findet meistens auf einer Eisscholle und nur sehr selten auf Festeis statt Es kommt immer ein Junges zur Welt dass Zwillingsgeburten moglich sind weiss man durch das Auffinden von Zwillingsfoten in freier Wildbahn wurden aber noch keine Krabbenfresser mit zwei Jungen beobachtet Die Jungen haben ein hellbraunes Lanugohaar das zwei Wochen nach der Geburt ersetzt wird Mutter und Jungtier befinden sich in Gesellschaft eines Mannchens das mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht der Vater ist aber dennoch das Weibchen und seinen Nachwuchs hartnackig gegen eindringende andere Mannchen und auch gegen Seeleoparden und Menschen verteidigt Dabei beisst das Mannchen den Eindringling in den Kopf und Nackenbereich und versucht ihn am Vordringen in die Mitte der Eisscholle zu hindern Gleichzeitig erlaubt das Weibchen dem beschutzenden Mannchen keine Annaherung unter 2 m solange es das Junge saugt Wahrend das Junge gesaugt wird nimmt das Muttertier keine Nahrung auf und zehrt nur von den Fettreserven Das Junge wird 14 bis 21 Tage gesaugt und verfunffacht in dieser Zeit sein Gewicht Insgesamt gibt das Weibchen 90 Liter Milch aus seinen zwei Zitzen an das Junge und verliert taglich etwa 5 6 kg Gewicht Die Dicke des Blubber verringert sich von anfangs 6 7 auf 4 cm Das Mannchen nimmt in dieser Zeit weniger Nahrung als ublich auf verzichtet aber in der Regel nicht ganz auf die Nahrungssuche Die Aufopferung des Mannchens das nicht einmal der Vater des Jungtiers ist liegt darin begrundet dass es sich mit dem Weibchen paaren darf sobald das Jungtier selbstandig ist Das Paar bleibt dann weitere zwei Wochen zusammen ehe es sich trennt Ein Jahr darauf wird das Weibchen das Junge von diesem Mannchen zur Welt bringen und sich dann wiederum von einem anderen Mannchen verteidigen lassen Krabbenfresser werden mit drei bis sechs Jahren geschlechtsreif und haben eine bisher festgestellte maximale Lebenserwartung von 39 Jahren Okologie Bearbeiten nbsp Angriff von SchwertwalenDer wichtigste naturliche Feind des Krabbenfressers ist der Seeleopard Rund 80 Prozent aller Krabbenfresser tragen Narben von Wunden die nachweislich von Seeleoparden zugefugt wurden Vor allem junge Krabbenfresser werden attackiert Die hohe Gefahrdung liegt darin begrundet dass die Seeleoparden auf die Eisschollen kommen und die Jungtiere dort erbeuten Nur 20 Prozent der jungen Krabbenfresser uberleben ihr erstes Jahr und ein hoher Anteil der Todesfalle durfte auf Seeleoparden zuruckgehen Ein weiterer Feind ist der Schwertwal der Krabbenfresser vor allem im Wasser verfolgt aber auch Eisschollen zum Kentern bringt um dort ruhende Robben zu fressen Seltener fallen Krabbenfresser Haien zum Opfer Im Jahre 1955 kam es zu einem Massensterben von Krabbenfressern durch einen unbekannten Virus dessen Symptome der Staupe ahnelten Taxonomie und Systematik BearbeitenPhylogenetische Systematik der Hundsrobben nach Higdon et al 2007 1 Hundsrobben andere Hundsrobben Monchsrobben Monachus Krabbenfresser Lobodon carcinophaga Ross Robbe Ommatophoca rossii Seeleopard Hydrurga leptonyx Weddellrobbe Leptonychotes weddellii Nordlicher See Elefant Mirounga angustirostris Sudlicher See Elefant Mirounga leonina Vorlage Klade Wartung StyleDer Krabbenfresser wurde bereits 1842 von Jacques Bernard Hombron und Honore Jacquinot unter dem wissenschaftlichen Namen Phoca carcinophaga ohne eine Angabe der Terra Typica erstmals wissenschaftlich beschrieben 1853 erganzten Hombron und Jacquinot die geographische Angabe um die Angabe auf Eis um den Sudpol zwischen den Sudlichen Sandwichinseln und Powell Island sur les glaces du Pole Sud entre les iles Sandwich et les iles Powels a 150 lieuesde distance de cune de ces iles 2 Der Artname Epitheton wird haufig in der mannlichen Form carcinophagus angegeben entsprechend den Richtlinien der International Commission on Zoological Nomenclature ICZN sollte er jedoch weiblich bleiben 2 Der Krabbenfresser ist die einzige Art der damit monotypischen Gattung Auf der Basis von molekularbiologischen Ergebnissen aus dem Jahr 2007 wird die Art als basalster Vertreter der als Lobodontini zusammengefassten Artengruppe aus Krabbenfresser Ross Robbe Ommatophoca rossii Seeleopard Hydrurga leptonyx und Weddellrobbe Leptonychotes weddellii betrachtet die See Elefanten werden bei dieser Betrachtung als Schwestergruppe der Lobodontini betrachtet 1 Population Bearbeiten nbsp Krabbenfresser vor Fish IslandVon keiner anderen Robbe gibt es so viele Individuen wie vom Krabbenfresser Man schatzt den Gesamtbestand auf 30 Millionen Tiere das bedeutet etwa jede zweite Robbe auf der Welt ist ein Krabbenfresser Die Populationsdichte liegt bei 0 5 bis 5 Individuen je Quadratkilometer wobei sie am Rand des Packeisgurtels am hochsten ist Es wird angenommen dass diese Robbe in den letzten Jahrzehnten immer haufiger geworden ist da jedes Jahr mehr Krill zur Verfugung steht Die durch den Walfang verursachten Bestandseinbruche der Krill fressenden Bartenwale scheinen in einem direkten Zusammenhang mit dem Populationswachstum der Krabbenfresser zu stehen da hierdurch ein wichtiger Nahrungskonkurrent der Robben weggefallen ist Verhaltnis zum Menschen BearbeitenDie alteste Illustration eines Krabbenfressers stammt von Pawel Michailow der als Illustrator 1819 bis 1821 die russische Antarktis Expedition von Fabian Gottlieb von Bellingshausen begleitete Allerdings wurde dem Tier hier kein Name gegeben Dies geschah erst auf der franzosischen Expedition von Jules Dumont d Urville 1837 1840 auf der die Naturforscher Jacques Bernard Hombron und Honore Jacquinot diese Robbe beschrieben und ihr den Namen Phoca carcinophaga gaben Der Artname carcinophaga bedeutet krabbenfressend Schon 1844 stellte John Edward Gray den Krabbenfresser in eine eigene Gattung Lobodon von lobus Lappen Zipfel und odont Zahn 3 Krabbenfresser wurden nie wie andere Robben im grossen Stil ausgebeutet Zum einen macht es ihr Lebensraum im antarktischen Packeis schwer an sie heranzukommen Da sie ihre Jungen auf leichten und dunnen Eisschollen grossziehen konnen Robbenjager nicht wie bei den arktischen Sattelrobben an sie herantreten und sie erschlagen Ein weiterer Grund sind die haufigen Narben durch Seeleopardangriffe die den Wert der Haute und Felle verringern In Zoos werden Krabbenfresser selten gehalten da eine fast ausschliesslich aus Krill bestehende Nahrung kaum zur Verfugung gestellt werden kann Vereinzelt ist es allerdings gelungen Krabbenfresser in Gefangenschaft an Fischnahrung zu gewohnen Sie fressen dann auch Arten wie Makrelen und Sardinen die sie in freier Wildbahn nie aufnehmen wurden mussen aber zunachst zwangsernahrt werden bevor sie die neue Nahrung annehmen Einzelnachweise Bearbeiten a b Jeff W Higdon Olaf R P Bininda Emonds Robin M D Beck Steven H Ferguson Phylogeny and divergence of the pinnipeds Carnivora Mammalia assessed using a multigene dataset BMC Evolutionary Biology 7 2007 doi 10 1186 1471 2148 7 216 a b Brent S Stewart Crabeater Seal Lobodon carcinophaga In Don E Wilson Russell A Mittermeier Handbook of the Mammals of the World 4 Sea Mammals Lynx Edicions Barcelona 2014 S 174 ISBN 978 84 96553 93 4 Conder amp Strahan Hrsg Dictionary of Australian and New Guinean Mammals CSIRO PUBLISHING 2007 ISBN 978 0 643 10006 0 S 68 Lobodon carcinophagus Literatur BearbeitenRonald M Nowak Walker s Mammals of the World 6th Edition Johns Hopkins University Press Baltimore 1999 ISBN 0 8018 5789 9 Peter J Adam Lobodon carcinophaga Mammalian Species Nr 772 2005 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Krabbenfresser Album mit Bildern Videos und Audiodateien Lobodon carcinophaga in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2006 Eingestellt von Seal Specialist Group 1996 Abgerufen am 12 Mai 2006 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Krabbenfresser amp oldid 235281612