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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Staupe Begriffsklarung aufgefuhrt Die Staupe ist eine Viruserkrankung die seit Jahrhunderten bei Haushunden bekannt ist Staupe wurde bereits bei folgenden Familien beobachtet Hunde Canidae Katzen Hyanen Marder Kleinbaren Kleine Pandas Baren und Schleichkatzen 1 Auch bei Stinktieren und Robben kann sie auftreten Sie wird nach dem Entdecker ihres Erregers Henri Carre 2 auch als Carresche Krankheit auf Englisch als canine distemper bezeichnet Kennzeichnend fur die Erkrankung sind hohes Fieber und Abgeschlagenheit Je nach befallenem Organsystem konnen Durchfall und Erbrechen oder Atemwegssymptome auftreten Im weiteren Verlauf kann es zu einer Schadigung des Gehirns mit zentralnervosen Erscheinungen kommen An Staupe erkrankter Hund mit eitrigem Nasenausfluss und Hyperkeratose des NasenspiegelsBis zur Einfuhrung der Impfung in den 1960er Jahren war die Staupe in Deutschland eine der verlustreichsten Hundekrankheiten Seit den 1980er Jahren ist aber wieder eine Zunahme der Viruskrankheit zu beobachten die mit der zunehmenden Impfmudigkeit und dem Hundeimport aus Osteuropa zusammenhangt 3 Inhaltsverzeichnis 1 Erreger 2 Pathogenese 3 Krankheitsverlauf 4 Diagnose 5 Behandlung 6 Prophylaxe 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseErreger BearbeitenDie Krankheit wird durch das Canine Staupevirus CDV Canine Distemper Virus ausgelost Der Erreger ist ein Morbillivirus aus der Familie der Paramyxoviridae Es ist eng verwandt mit dem Masernvirus des Menschen dem bovinen Rinderpestvirus und dem Seehund Staupevirus welches fur das massenhafte Seehundesterben 1988 in der Nordsee verantwortlich war Ausserhalb des lebenden Organismus bleibt der Erreger nur wenige Tage infektios Wahrend er gegenuber Trocknung und Kalte recht resistent ist wird er von allen gangigen Desinfektionsmitteln sehr schnell inaktiviert Pathogenese Bearbeiten nbsp Histologisches Praparat aus der Lunge eines Afrikanischen Wildhundes mit Staupe A Verlegte Bronchiole mit umgebendem lymphozytarem Infiltrat B Detailaufnahme mit erkennbaren Einschlusskorperchen durch Einlagerung von Virusproteinen HE Farbung Von der Erkrankung sind vor allem junge Hunde im Alterszeitraum von acht Wochen bis sechs Monaten betroffen Die Inkubationszeit betragt in der Regel zwischen drei und sieben Tagen Nachdem das Virus uber die Maul oder Nasenschleimhaut aufgenommen wurde vermehrt es sich zunachst in den Mandeln oder den Bronchiallymphknoten Vier Tage nach der Infektion kommt es zur Viramie in deren Folge vor allem Gewebe des Abwehrsystems wie Milz Thymus Knochenmark Lymphknoten oder Kupffer Sternzellen besiedelt werden Kann der Korper innerhalb der ersten neun Tage ausreichend Antikorper bilden bilden sich im Allgemeinen keine Krankheitssymptome aus Unterbleibt die Bildung von Antikorpern befallt der Erreger neben dem Verdauungs und dem Nervensystem auch den Atmungsapparat und den Urogenitaltrakt Da ab diesem Zeitpunkt alle Sekrete und Exkrete des Hundes Virusmaterial enthalten kann sich die Krankheit in der Population weiterverbreiten Krankheitsverlauf Bearbeiten source source source source source source source Junger Wolf mit Staupe im fortgeschrittenen Stadium geborgen Anfang 2013 aus den Abruzzen trotz symptomatischer Behandlung gestorben Der Wolf hatte neben anderen Symptomen blutigen Durchfall 4 Abhangig von den befallenen Organen werden unterschiedliche Verlaufsformen beobachtet die jedoch auch kombiniert auftreten konnen Allen gemeinsam ist das Auftreten hohen Fiebers welches bis auf 41 C ansteigen kann sowie Appetitlosigkeit und Apathie Magen Darm Trakt Erkrankungen dieses Organsystems sind die haufigsten und ersten Anzeichen einer Staupeinfektion sie aussern sich in akuten Durchfallen und heftigem Erbrechen Atmungsapparat Staupe aussert sich in diesem Organsystem mit Niesen Husten Atemnot Nasenausfluss Backenblasen Giemen und verscharften Atemgerauschen Hinzu konnen noch Bindehautentzundungen kommen Bleibt es bei diesen beiden Formen nimmt die Krankheit einen vergleichsweise milden Verlauf und hat nach zwei bis vier Wochen haufig eine Erholung zur Folge Wird jedoch das Nervensystem betroffen ist die Prognose wesentlich ungunstiger und endet haufig mit dem Tod des Tieres Nervensystem die Krankheit ist gekennzeichnet durch Veranderungen im Bereich der Augen Sehnervschadigungen Veranderungen der Netzhaut des Ruckenmarks fuhrt zu Paresen und Ataxie daneben kommt es zu Anzeichen einer Gehirnerkrankung Kopfschiefhaltung Ausfall von Hirnnerven Nystagmus Hypermetrie epileptiforme Anfalle Depression Blindheit und rhythmisches Muskelzittern Staupetick Mit schweren Verlaufsformen verbunden sind Hyperkeratosen im Bereich der Ballen und des Nasenspiegels die sogenannte Hard pad disease Hartballenkrankheit Sie ist als prognostisch ungunstiges Zeichen zu werten Da die Viren auch die fur die Zahnbildung zustandigen Zellen Adamantoblasten befallen tritt nach einer im Welpenalter uberstandenen Infektion nicht selten ein Staupegebiss auf welches durch ausgedehnte Defekte des Zahnschmelzes der Hunde gekennzeichnet ist Als Spatfolge einer Staupeinfektion kann es bei alteren Hunden selten zu einer chronisch fortschreitenden Entzundung des Gehirns Enzephalitis kommen man spricht dabei von Old Dog Encephalitis ODE In solchen Hunden kann das Staupevirus aus nicht naher erforschten Grunden dauerhaft im Hirn persistieren und verursacht sich progressiv verschlimmernde neurologische Symptome Viren werden dabei keine ausgeschieden so dass solche Hunde fur Artgenossen nicht ansteckend sind 5 Bei Nerzen Frettchen und Waschbaren verlauft die Infektion in der Regel todlich Der Athiopische Wolf ist in seiner Existenz durch die Staupe bedroht Obwohl die Art keine naturlichen Feinde hat sind die Bestande durch die Staupe massiv bedroht Streunende Hunde ubertragen diese Krankheit leicht auf die Rudel Diagnose BearbeitenDie Diagnose der Staupeerkrankung ist ausserordentlich schwierig Ein klinischer Verdacht kann bei entsprechenden Symptomen und einer fehlenden oder unvollstandigen Grundimmunisierung geaussert werden Serologische Untersuchungen sind bei geimpften Tieren ohne Bedeutung da nicht zwischen Antikorpern einer Infektion oder Impfung unterschieden werden kann Ein direkter Virusnachweis im Blut kann in der Spatphase der Infektion negativ ausfallen wenn die viramische Phase bereits voruber ist Am sichersten kann die Diagnose am lebenden Tier durch einen Nachweis der Virus RNA mittels RT PCR im Blut und Liquor cerebrospinalis gestellt werden 6 Da die Viruslast wahrend einer Infektion deutlich hoher ist als nach einer Impfung lasst sich mit einer quantitativen RT PCR auch bei geimpften Hunden eine Infektion nachweisen lediglich im Anfangsstadium einer Infektion konnen falsch positive Befunde auftreten 3 Bei Spatformen nach uberstandener epithelialer Manifestation sind der Virusnachweis im Urin oder im Hirnwasser am sinnvollsten zur Diagnosesicherung 7 Bei toten Tieren kann die Diagnose anhand einer Vakuolisierung das ist die Bildung von Vakuolen im Neuropil sowie durch den Nachweis eosinophiler Einschlusskorperchen im Zellkern intranuklear von Gliazellen oder in den Epithelzellen des Verdauungs Atmungs oder Harntrakts gestellt werden 3 Behandlung BearbeitenDie Behandlung kann nur symptomatisch erfolgen die Verabreichung von Virostatika ist nicht etabliert Ublicherweise werden Antibiotika zur Bekampfung bakterieller Sekundarinfektionen sowie hustenstillende und schleimlosende Mittel verabreicht Bei Durchfall mit Dehydratation ist eine Flussigkeitsgabe sinnvoll Bei schweren neurologischen Ausfallen sollte eine Einschlaferung in Betracht gezogen werden Prophylaxe BearbeitenImpfungen sind die wichtigste Prophylaxe gerade weil die Erkrankung in den letzten Jahren wieder vermehrt aufgetreten ist Daher sollten Hunde mittels einer Grundimmunisierung und anschliessenden Wiederauffrischungsimpfungen geschutzt werden Weil Hundewelpen oft noch sehr lange uber einen Schutz durch maternale Antikorper verfugen kann der richtige Zeitpunkt fur den Beginn einer Grundimmunisierung variieren Die Standige Impfkommission vet empfiehlt jedoch fur junge Hunde eine Erstimpfung im Alter von acht Wochen vier Wochen spater die Zweitimpfung und mit 16 Wochen die dritte Vakzination sowie eine Wiederauffrischung nach 15 Monaten Ab dem zweiten Lebensjahr ist eine Wiederauffrischung im dreijahrlichen Rhythmus ausreichend Sollte ein Welpe erst nach zwolf Lebenswochen erstmals geimpft werden reichen zwei Impfungen im Abstand von drei bis vier Wochen sowie eine Auffrischung nach einem weiteren Jahr zur Grundimmunisierung 8 Es gibt inzwischen auch Impfstoffe z B Nobivac SHP bei denen eine Impfung im Alter ab 12 Wochen fur die Grundimmunisierung ausreichend ist und dann alle drei Jahre wiederholt wird Eine Sonderform ist die nach einer Impfung auftretende postvakzinale Staupeenzephalitis Hier kommt es drei Tage bis drei Wochen nach einer Impfung zum Ausbruch der Krankheit Betroffen sind vor allem Tiere bis zu einem Alter von sechs Monaten Ursachen sind eine zum Zeitpunkt der Impfung bereits bestehende latente Staupeinfektion eine erhohte Infektanfalligkeit oder selten auch eine ungenugende Abschwachung des Impfstoffs 3 Frettchen konnen ab der zehnten Lebenswoche gegen Staupe geimpft werden Hier gilt eine Impfung im jahrlichen Rhythmus als ausreichend 9 Im Umgang mit erkrankten Tieren ist strikte Hygiene erforderlich um eine Verbreitung der Viren zu vermeiden Zur Therapie wird die Behandlung mit Serumantikorpern und Interferonen eingesetzt gegen die Begleit und Folgeerkrankungen sind Infusionen und die Verabreichung von Antibiotika angezeigt In Fallen in denen ein Wurf einem hohen Infektionsdruck ausgesetzt ist ist es moglich die Welpen schon ab dem Alter von sechs Wochen mit humanem Masernimpfstoff zu impfen Aufgrund der engen Verwandtschaft von Staupe und Masernviren bietet diese Impfung einen Schutz vor einer klinischen Staupeerkrankung Durch die geringfugig verschiedenen Antigene wird der Impfstoff nicht in nennenswerter Weise von den zu diesem Zeitpunkt noch vorhandenen maternalen Antikorpern inaktiviert und stimuliert so die Ausbildung einer Immunantwort die klinisch auch gegen das Staupevirus wirksam ist 10 Auch die experimentelle Infektion von Hunden mit Masernviren fuhrt zur Ausbildung einer Immunitat gegen Staupe 11 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Staupe Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Staupegebiss bei einem Hund Hyperkeratose des Nasenspiegels durch Staupe bei einem Hund Memento vom 30 Oktober 2010 im Internet Archive Hard Pad Disease bei einem NerzEinzelnachweise Bearbeiten Sharon L Deem Lucy H Spelman Rebecca A Yates u a Canine distemper in terrestrial carnivores a review In Journal of Zoo and Wildlife Medicine 31 2000 S 441 451 doi 10 1638 1042 7260 2000 031 0441 CDITCA 2 0 CO 2 H Carre Sur la maladie des jeunes chiens In Comptes rendus de l academie des sciences III 1905 140 S 689 690 und 1489 1491 a b c d Nadine Hagendorf et al Impfmudigkeit und Nachweishurden Herausforderungen bei der Staupe In kleintier konkret 18 2015 Heft 4 S 2 7 doi 10 1055 s 0035 1550140 Daria Di Sabatino Alessio Lorusso Cristina E Di Francesco Leonardo Gentile Vincenza Di Pirro Anna Lucia Bellacicco Armando Giovannini Gabriella Di Francesco Giuseppe Marruchella Fulvio Marsilio Giovanni Savini Sergios Orestis Kolokotronis Arctic Lineage Canine Distemper Virus as a Cause of Death in Apennine Wolves Canis lupus in Italy In PLoS ONE 9 2014 S e82356 doi 10 1371 journal pone 0082356 The Merck Veterinary Manual Canine Distemper Andreas Moritz u a Beurteilung diagnostischer Moglichkeiten bei der Staupevirusinfektion des Hundes In Kleintierpraxis 43 1998 S 153 172 T B Saito et al Detection of canine distemper virus by reverse transcription polymerase chain reaction in the urine of dogs with clinical signs of distemper encephalitis In Res Vet Science 80 116 119 2006 Impfempfehlung der Standigen Impfkommission vet fur Hunde Impfempfehlung der Standigen Impfkommission vet fur Frettchen W S Chalmers W Baxendale A comparison of canine distemper vaccine and measles vaccine for the prevention of canine distemper in young puppies In Vet Rec 135 1994 S 349 353 PMID 7846822 R A Moura J Warren Subclinical infection of dogs by canine adapted measles virus evidenced by their subsequent immunity to canine distemper virus In J Bacteriol 82 1961 S 702 705 PMID 14476677 PMC 279238 freier Volltext Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Normdaten Sachbegriff GND 4349365 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Staupe amp oldid 232515486