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Der Lippenbar Melursus ursinus ist eine Raubtierart aus der Familie der Baren Ursidae Er weist im Bau der Schnauze einige Anpassungen an eine vorwiegend aus Insekten bestehende Nahrung auf und ist in Sudasien beheimatet LippenbarLippenbarSystematikOrdnung Raubtiere Carnivora Unterordnung Hundeartige Caniformia Familie Baren Ursidae Unterfamilie UrsinaeGattung MelursusArt LippenbarWissenschaftlicher Name der GattungMelursusMeyer 1793Wissenschaftlicher Name der ArtMelursus ursinus Shaw 1791 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitungsgebiet und Lebensraum 3 Lebensweise 4 Nahrung 5 Fortpflanzung 6 Lippenbaren und Menschen 7 Systematik 8 Beruhmte Lippenbaren 9 Film 10 Weblinks 11 Literatur 12 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenLippenbaren sehen ausserlich den Kragenbaren ahnlich sind aber mit diesen nicht nahe verwandt Sie weisen insbesondere im Gesicht einige Merkmale auf die sie von allen anderen Baren unterscheiden Die unbehaarten Lippen sind verlangert sehr beweglich und konnen ausgefahren werden Ebenfalls verlangert ist die schmale Zunge die weit herausgestreckt werden kann Die Nasenlocher konnen bei Bedarf geschlossen werden Dies sind alles Anpassungen an die Ernahrungsgewohnheiten Auch die Zahne sind einzigartig innerhalb der Baren das innerste Paar der oberen Schneidezahne fehlt wodurch eine Lucke entsteht die Backenzahne sind aussergewohnlich breit und flach Das Fell der Lippenbaren ist lang und zottelig am langsten sind die Haare im Nackenbereich Es ist meist schwarz gefarbt und oft mit braunen oder grauen Haaren durchsetzt es gibt aber auch rotbraune Exemplare Auf der Brust haben sie eine helle meist weiss oder gelb gefarbte Zeichnung in Form eines Y oder V Eine Unterwolle besitzt der Lippenbar als Tier tropischer Klimate nicht Die Fusse sind gross und tragen ausserordentlich lange sichelformige Krallen Sie erinnern an die Krallen eines Faultiers und haben diesem Baren neben den fehlenden Schneidezahnen und dem zotteligen Fell im Englischen den Namen Sloth Bear Faultierbar eingebracht Die Fusssohlen sind unbehaart 1 Lippenbaren erreichen eine Kopf Rumpf Lange von 140 bis 180 Zentimetern und eine Schulterhohe von 61 bis 91 Zentimetern Der Schwanz ist wie bei allen Baren ein Stummel von 10 bis 12 Zentimeter Lange Weibchen erreichen ein Gewicht von 55 bis 95 Kilogramm wahrend Mannchen deutlich schwerer sind und zwischen 80 und 145 Kilogramm wiegen Verbreitungsgebiet und Lebensraum Bearbeiten nbsp Verbreitungsgebiet des Lippenbaren grun rezent schwarz historischLippenbaren leben in Indien und Sri Lanka sowie vereinzelt in Bangladesch Bhutan und Nepal Sie bewohnen eine Vielzahl von Lebensraumen zwischen tropischen Feuchtwaldern und Graslandern finden sich aber am haufigsten in feuchten Graslandern und feuchten und trockenen Laubwaldern Im Gebirge steigen sie selten bis in Hohenlagen von uber 1500 m empor In den Waldern der Westghats in Indien findet man sie allerdings auch bis etwa 2000 m uber dem Meeresspiegel In Sri Lanka bevorzugen Lippenbaren Monsunwalder unterhalb von 300 m 1 nbsp Lippenbarweibchen mit ihren Jungen auf dem RuckenLebensweise BearbeitenDie Tiere konnen zu jeder Tageszeit aktiv sein meist jedoch in der Nacht Tagsuber verbergen sie sich in Hohlen oder in dichter Vegetation Im Gegensatz zu vielen anderen Baren halten sie keine Winterruhe fallen aber wahrend der Regenzeit in eine Phase verhaltnismassiger Inaktivitat Lippenbaren leben wie alle Baren einzelgangerisch Ihre Streifgebiete konnen sich jedoch zum Teil erheblich uberlappen 1 Lippenbaren sind die einzige Barenart die ihren Nachwuchs ofters auf dem Rucken tragen 2 Nahrung Bearbeiten nbsp Lippenbaren verfugen uber lange GrabklauenLippenbaren sind spezialisiert auf Insektennahrung wobei Termiten den Hauptbestandteil ausmachen u a Odontotermes obesus 2 Um an ihre Beute zu gelangen reissen sie den Termitenhugel mit den kraftigen Krallen auf blasen den Staub weg und stecken die Schnauze hinein Durch kraftiges Einziehen der Luft saugen sie ahnlich einem Staubsauger ihre Beutetiere heraus Auch die lange Zunge hilft ihnen beim Auflecken ihrer Nahrung Daneben fressen Lippenbaren auch andere Insekten wie Ameisen und Bienen ausserdem stehen Fruchte Bluten und Honig bisweilen auch Aas auf ihrem Speiseplan 2 sehr selten kleine bis mittelgrosse Wirbeltiere Um ihrer Nahrung habhaft zu werden steigen sie auch in Baume hinauf Fruchte machen zu bestimmten Jahreszeiten zwischen 40 und 70 der Gesamtnahrung aus wahrend in fruchtarmen Perioden der Anteil der Insekten auf bis zu 95 ansteigen kann In stark beeintrachtigten Lebensraumen gehen Lippenbaren haufig an Feldfruchte 1 Fortpflanzung BearbeitenIn Indien erfolgt die Paarung hauptsachlich in den Monaten Mai bis Juli wahrend sie in Sri Lanka das ganze Jahr uber stattfinden kann Um sich fortzupflanzen finden sich die sonst einzelgangerischen Tiere zu Paaren zusammen Sie bleiben fur ein paar Tage beieinander und paaren sich in dieser Zeit haufig was als sehr laut beschrieben wird Zwischen Fortpflanzung und Geburt vergehen rund sechs bis sieben Monate vermutlich kommt es aber bei ihnen wie bei anderen Baren auch zu einer verzogerten Einnistung der befruchteten Eizelle in den Uterus der Mutter Die ein bis zwei selten drei Jungtiere kommen in einer Erdhohle zur Welt Sie sind blind und hilflos die Augen offnen sich nach rund drei Wochen Nach vier bis funf weiteren Wochen verlassen sie erstmals den Geburtsbau oft sieht man sie auf dem Rucken der Mutter reiten Sie bleiben bei ihr bis sie zwei oder drei Jahre alt und ausgewachsen sind Im Zoo gehaltene Lippenbaren erreichten Hochstalter zwischen 27 und 32 Jahren 3 Lippenbaren und Menschen Bearbeiten nbsp Lippenbar als Tanzbar abgerichtetObwohl Lippenbaren eher scheue Tiere sind gelten sie manchmal als aggressiv Das ruhrt daher dass sie aufgrund ihres sehr schlechten Gesichts und Gehorsinnes einen naher kommenden Menschen erst im letzten Moment bemerken und dann erschrocken reagieren Zur Verteidigung bringen sie dann vor allem ihre langen Krallen zum Einsatz Manchmal verwusten sie auch Plantagen und werden deswegen verfolgt Ein weiterer Grund fur die Bejagung ist die Verwendung ihrer Korperteile als Nahrung oder zu medizinischen Zwecken Der Gallenflussigkeit werden ahnliche heilende Krafte zugeschrieben wie der des Kragenbaren Die Tiere werden in einigen Regionen Indiens auch als Jungtiere lebend gefangen um sie spater als Tanzbaren einsetzen zu konnen Hauptbedrohung ist aber heute die Zerstorung ihres Lebensraums durch Waldrodungen durch die Einebnung von Termitenhugeln werden sie zusatzlich ihrer Nahrung beraubt Nach der Weltnaturschutzunion IUCN wird der Lippenbar seit 1990 in der Roten Liste gefahrdeter Arten in Gefahrdungskategorie VU als gefahrdet hohes Risiko des Aussterbens in der Natur in unmittelbarer Zukunft eingestuft 4 In Bangladesch gilt er seit 2013 als ausgestorben 5 Die Gesamtpopulation der Lippenbaren wird auf rund 7 000 bis 10 000 Tiere geschatzt Die hochsten Bestandsschatzungen gehen von 20 000 Tieren aus Etwa ein Drittel bis die Halfte der indischen Populationen leben heute in geschutzten Gebieten wo die Tiere vor Nachstellungen und Lebensraumzerstorung relativ sicher sind In Sri Lanka ist etwa die Halfte der Lebensraume geschutzt 1 nbsp Ein Lippenbar im Yala Nationalpark in Sri LankaSystematik Bearbeiten nbsp LippenbarDer Lippenbar wird manchmal in einer eigenen Gattung Melursus eingeordnet dann wieder in der Gattung Ursus 4 Molekulargenetische Analysen sprechen fur die Einordnung in Ursus 6 zudem gibt es fortpflanzungsfahige Nachkommen bei Kreuzungen zwischen Lippenbaren und Braunbaren Allerdings hielten Wilson und Reeder 1993 die anatomischen Unterschiede zwischen Melursus und Ursus fur gravierend genug die Eigenstandigkeit des Lippenbaren fortzufuhren Aufgrund seiner Zahnlucke wurde der Lippenbar 1791 durch George Shaw der Gattung der Dreifinger Faultiere Bradypus zugeordnet 4 Es werden zwei Unterarten des Lippenbaren unterschieden Melursus ursinus ursinus auf dem Indischen Subkontinent und Melursus ursinus inornatus auf Sri Lanka Die Form aus Sri Lanka ist dabei etwas kleiner und zeichnet sich durch ein weniger zotteliges Fell aus 1 4 Beruhmte Lippenbaren BearbeitenDer Hindi Name des Baren bhalu inspirierte Rudyard Kipling zu dem Charakter Baloo in seinem Buch Das Dschungelbuch 7 Film BearbeitenOliver Goetzl Ivo Norenberg Held aus dem Dschungelbuch der Lippenbar Film Dokumentation einer dreijahrigen Studie im Bundesstaat Karnataka Indien 45 min Dtld 2012 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Lippenbar Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Melursus ursinus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2009 Eingestellt von Garshelis D L Ratnayeke S amp Chauhan N P S IUCN SSC Bear Specialist Group 2008 Abgerufen am 23 Januar 2010 Literatur BearbeitenRonald M Nowak Walker s mammals of the world 6 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore 1999 ISBN 0 8018 5789 9 englisch Don E Wilson DeeAnn M Reeder Mammal Species of the World A Taxonomic and Geographic Reference Smithsonian Institution Washington 1993 ISBN 1 56098 217 9 S J O Brien The molecular evolution of bears In Ian Stirling Bears Majestic Creatures of the Wild Rodale Emmaus 1993 ISBN 0 87596 552 0 Garshelis D L 2009 Family Ursidae Bears 448 497 In Wilson D E Mittermeier R A Hrsg Handbook of the Mammals of the World Volume 1 Carnivores Lynx Edicions 2009 ISBN 978 84 96553 49 1Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Garshelis 2009 S 489 a b c Andrew Laurie John Seidensticker Behavioural ecology of the sloth bear Melursus ursinus In Journal of Zoology Band 182 Nr 2 1977 S 187 204 doi 10 1111 j 1469 7998 1977 tb04155 x Richard Weigl Longevity of Mammals in Captivity from the Living Collections of the World Kleine Senckenberg Reihe 48 Stuttgart 2005 ISBN 3 510 61379 1 a b c d N Dharaiya H S Bargali T Sharp Melursus ursinus sloth bear In The IUCN Red List of Threatened Species 2016 Artikel e T13143A45033815 doi 10 2305 IUCN UK 2016 3 RLTS T13143A45033815 en M A Islam M Uddin M A Aziz S B Muzaffar S Chakma S U Chowdhury G W Chowdhury M A Rashid S Mohsanin I Jahan S Saif M B Hossain D Chakma M Kamruzzaman R Akter Status of bears in Bangladesh going going gone In Ursus Band 24 2013 S 83 90 S J O Brien The molecular evolution of bears In Ian Stirling Bears Majestic Creatures of the Wild Rodale Emmaus 1993 ISBN 0 87596 552 0 Artikel Sloth bear bei WAZA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lippenbar amp oldid 238609166