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Gefahrdungskategorie ist ein Begriff im Natur und Artenschutz Arten die auf einer Roten Liste gefahrdeter Arten eingetragen sind werden einzeln nach dem Grad ihrer Gefahrdung aufgrund von Expertengutachten in diese Kategorien eingestuft 2 Arten konnen lokal zu den bedrohten Arten gehoren ohne global in eine entsprechende Gefahrdungskategorie der IUCN eingestuft zu sein und einen entsprechenden gesetzlichen Schutz zu geniessen Beispiel Schneehase 1 Wilde GlockenblumeDer Gefahrdungsgrad von Arten und ihren Lebensraumen ist etwa umgekehrt proportional zum Erhaltungszustand Wenn ein geringer Gefahrdungsgrad oder keine Gefahrdung besteht befinden sich die Population und der Lebensraum im gunstigen Erhaltungszustand Einstufung in eine hohe Gefahrdungskategorie deutet auf einen sehr schlechten Erhaltungszustand hin Die jeweilige Einstufung in eine Gefahrdungskategorie hat in den Mitgliedsstaaten der EU keine rechtliche Wirkung die Bewertung des Erhaltungszustands nach der Definition der EU FFH Richtlinie hingegen schon Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliches 2 Schutzgebiete 3 Gefahrdungsgrad in den Roten Listen 3 1 IUCN 3 2 Schweiz 3 3 Deutschland 4 Funktion der Gefahrdungskategorien 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichtliches BearbeitenSeit der zweiten Ausgabe des Red Data Book der IUCN von 1966 wurde der Gefahrdungsgrad einzelner Arten durch deren Einordnung in verschiedene Gefahrdungskategorien dargestellt Die ersten nationalen oder regionalen Roten Listen verwendeten meist eigene Kategorien wodurch die Vergleichbarkeit weder zwischen verschiedenen Staaten oder Regionen noch zwischen verschiedenen taxonomischen Gruppen gegeben war Mittlerweile wurde vielerorts eine Vereinheitlichung der Gefahrdungskategorien herbeigefuhrt so werden die Kategorien der IUCN in vielen nationalen Roten Listen verwendet und die Roten Listen Deutschlands und der deutschen Bundeslander verwenden ein einheitliches Kategoriensystem Das langfristige Beibehalten einmal eingefuhrter Kategorien vereinfacht den Vergleich ermittelter Gefahrdungsgrade uber lange Zeitraume Schutzgebiete BearbeitenZur Einstufung von Schutzgebieten in Natur und Landschaftsschutz gibt es ein eigenes Kategoriensystem das IUCN Protected Areas Categories System Hauptartikel IUCN KategorieGefahrdungsgrad in den Roten Listen BearbeitenIn den Roten Listen gefahrdeter Arten oder Lebensraume wird die Gefahrdungssituation in mehreren Stufen zwischen ungefahrdet und ausgestorben angegeben IUCN Bearbeiten nbsp Gefahrdungskategorien englische und deutsche BezeichnungenDie Roten Listen der IUCN basieren auf der wissenschaftlichen Beurteilung durch Experten fur die jeweiligen Artengruppen Hierbei wird mit Hilfe quantitativer Kriterien die Wahrscheinlichkeit dass eine Art oder ein untergeordnetes Taxon wie zum Beispiel eine Unterart in naher Zukunft aussterben wird beurteilt Die Einstufung erfolgte zunachst rein qualitativ Seit 1994 ist ein formalisiertes Bewertungsverfahren eingefuhrt worden dessen Fortschreibung die Version 3 1 aus dem Jahr 2001 allen neueren Bewertungen zugrunde liegt In einigen Gruppen beruht die gegenwartige Einstufung aber noch auf den alteren Kriterien von 1994 wenn die betreffenden Arten noch nicht wieder einer erneuten Bewertung unterzogen wurden 3 Hierzu wird die Gefahrdung nach mindestens einem der folgenden Kriterien bewertet 4 Die Populationsentwicklung uber die letzten drei Generationen oder die letzten zehn Jahre je nachdem welcher Wert langer ist Die Grosse des Verbreitungsgebiets der Art in Kombination mit der Frage ob der Bestand der Art rucklaufig ist die Population stark fragmentiert ist und oder stark schwankt Die absolute Populationsgrosse der Art in Kombination mit einem kontinuierlichen Ruckgang Bei sehr kleinen Populationen auch ausschliesslich die Populationsgrosse Eine quantitative Gefahrdungsanalyse Je nach Auspragung dieser Kriterien wird der Gefahrdungsgrad basierend auf Schwellenwerten ermittelt So fuhrt zum Beispiel eine geringere Grosse der Population ein kleineres Verbreitungsgebietes oder ein starkerer Ruckgang der Populationsgrosse zur Einordnung einer beurteilten Art in eine hohere Gefahrdungskategorie Dabei reicht jeweils eines der Kriterien aus oder Verknupfung Erfullt eine Art die Grenzwerte mehrerer Kriterien so wird dasjenige herangezogen nach dem die Art die hochste Gefahrdungskategorie hat nbsp Die Gefahrdungskategorien der IUCN seit 2001 EX Extinct nach dem Jahr 1500 5 ausgestorben EW Extinct in the Wild in der Natur ausgestorben RE Regionally Extinct regional ausgestorben CR Critically Endangered vom Aussterben bedroht EN Endangered stark gefahrdet VU Vulnerable gefahrdet NT Near Threatened potenziell gefahrdet LC Least Concern nicht gefahrdet DD Data Deficient ungenugende Datengrundlage NE Not Evaluated nicht beurteilt Die IUCN verwendet die nebenstehenden Kategorien die auch in den nationalen Roten Listen der Schweiz skandinavischer Staaten der USA und weiterer Lander angewendet werden 4 6 Bei ungefahr 5 Prozent aller beschriebenen Arten wurde bisher der Gefahrdungsstatus von der IUCN ermittelt Besonders gut untersucht sind Wirbeltiere vor allem Vogel Saugetiere Amphibien und Knorpelfische aber auch Zikaden Koniferen und Hummer Sehr schlecht untersucht sind bislang die Pilze von denen nur 160 Arten beurteilt wurden Stand 2019 Es gibt also Artgruppen in der Roten Liste welche deutlich unterreprasentiert sind 7 Die Kategorien vom Aussterben bedroht critically endangered stark gefahrdet endangered und gefahrdet vulnerable konnen zusammengefasst werden um die Zahl der gefahrdeten Arten anzugeben threatened 4 EX ausgestorben es gibt auf der Welt kein lebendes Individuum mehr EW in der Natur ausgestorben es gibt lediglich Individuen in Kultur in Gefangenschaft oder in eingeburgerten Populationen ausserhalb des naturlichen Verbreitungsgebietes RE regional ausgestorben in nationalen und regionalen Roten Listen die Entsprechung von in der Natur ausgestorben CR vom Aussterben bedroht extrem hohes Risiko des Aussterbens in der Natur in unmittelbarer Zukunft EN stark gefahrdet sehr hohes Risiko des Aussterbens in der Natur in unmittelbarer Zukunft VU gefahrdet hohes Risiko des Aussterbens in der Natur in unmittelbarer Zukunft NT potenziell gefahrdet die Beurteilung fuhrte nicht zur Einstufung in die Kategorien vom Aussterben bedroht stark gefahrdet oder gefahrdet die Schwellenwerte wurden jedoch nur knapp unterschritten oder werden wahrscheinlich in naher Zukunft uberschritten LC nicht gefahrdet die Beurteilung fuhrte nicht zur Einstufung in die Kategorien vom Aussterben bedroht stark gefahrdet gefahrdet oder potenziell gefahrdet DD ungenugende Datengrundlage die vorhandenen Informationen reichen nicht fur eine Beurteilung des Aussterberisikos aus NE nicht beurteilt die Art existiert es wurde jedoch keine Beurteilung durchgefuhrtDie von der Weltnaturschutzunion IUCN festgelegten Gefahrdungskategorien kommen immer mehr auch in nationalen Roten Listen zur Anwendung In regionalen oder alteren Roten Listen sind jedoch sehr haufig noch andere Bezeichnungen zu finden Gefahrdungskategorien die in Roten Listen der IUCN Deutschlands und den alteren Ausgaben der Schweiz genutzt werden 8 9 10 Gefahrdungskategorie IUCN Deutschland Schweiz Bedeutung Kurzform Ausgestorben verschollen ausgerottetExtinct EX 0 0 Auf der Welt gibt es kein bekanntes lebendes Individuum mehr In der Natur ausgestorbenExtinct in the Wild EW Es gibt nur noch lebende Exemplare in Gefangenschaft z B in zoologischen Garten oder in Kultur z B in botanischen Garten oder in eingeburgerten Populationen ausserhalb des naturlichen Verbreitungsgebiets der Art Regional ausgestorbenRegionally Extinct RE Die Art ist in einer nationalen oder regionalen Roten Liste als EX oder EW eingetragen Vom Aussterben bedrohtCritically Endangered CR 1 1 Das Risiko dass die Art in nachster Zukunft aussterben wird ist extrem hoch Stark gefahrdetEndangered EN 2 2 Das Risiko dass die Art in nachster Zukunft aussterben wird ist sehr hoch Gefahrdet verletzlichVulnerable VU 3 3 Das Risiko dass die Art in nachster Zukunft aussterben wird ist hoch Potenziell gefahrdetNear Threatened NT V 4 oder R 4 Die Schwellenwerte zu den Gefahrdungsstufen wurden nur knapp unterschritten und oder werden wahrscheinlich in naher Zukunft uberschritten Nicht gefahrdetLeast Concern LC n Die Art wurde nicht in einer der Kategorien NT bis EX eingeordnet und gilt aktuell als nicht gefahrdet Ungenugende DatenlageData Deficient DD D Die vorliegenden Informationen zu der Art reichen nicht aus um eine Einstufung vorzunehmen Nicht bewertetNot Evaluated NE 4b oder Die Art existiert im beurteilten Gebiet sie wurde aber nicht bewertet Schweiz Bearbeiten In der Schweiz als Unterzeichnerstaat der Berner Konvention ausserhalb der EU haben die Eintrage in die Kategorien der IUCN direkte Wirkung auf die Verpflichtung den Arten einen entsprechenden Schutzstatus zu geben Deutschland Bearbeiten In Deutschland gilt die Bewertung des Erhaltungszustands nach der Definition der EU FFH Richtlinie Das Bundesamt fur Naturschutz hat seine eigenen Gefahrdungskategorien geschaffen Die Gefahrdung von Arten wird durch die Einstufung in die eigenen Rote Liste Kategorien wiedergegeben nbsp Kategorisierung des BfN zur Erstellung einer Roten Liste fur Gebiete in Deutschland 9 0 ausgestorben oder verschollen 1 vom Aussterben bedroht 2 stark gefahrdet 3 gefahrdet G Gefahrdung unbekannten Ausmasses R extrem selten V Vorwarnliste noch ungefahrdet verschiedene Faktoren konnten eine Gefahrdung in den nachsten zehn Jahren herbeifuhren ungefahrdet 9 D Daten unzureichend nicht bewertet 9 Die Listen geben die Gefahrdungssituation in Deutschland bzw dem betreffenden Bundesland wieder Von Bedeutung ist dies insbesondere fur die Kategorie 0 Diese bedeutet hier dass die Art in der entsprechenden Region ausgestorben ist Da es in Deutschland nur extrem wenige endemische Arten gibt existieren in der Regel andernorts noch weitere Populationen Es handelt sich also im Gegensatz zur Kategorie des IUCN um ein nur lokales Aussterben Davon abweichend wird in alteren Ausgaben der nationalen Roten Listen oder jenen der Bundeslander ein Status angegeben 4 potenziell gefahrdet nur bei Roten Listen der Lander soll kunftig durch R ersetzt werden vorkommend indigen oder archaophytisch und ungefahrdet n Neophyt im jeweiligen Bundesland nach 1492 neu eingeburgerte Art u unbestandige Art im jeweiligen Bundesland nicht fest eingeburgert eventuell zu erwarten aber bislang nicht nachgewiesen im jeweiligen Gebiet nicht vorkommendFunktion der Gefahrdungskategorien Bearbeiten nbsp Regelwerk des Artenschutzes dargestellt als Regelkreis nach dem Modell von Bernhard HassensteinDie Gefahrdungskatergorien sind eine Orientierungshilfe fur das Regelwerk des Artenschutzes Im gunstigsten Falle bewirkt diese Orientierung dass Populationen erforderlichenfalls durch geeignete Landschaftspflege Wildtiermanagement und Hege den gunstigen Erhaltungszustand erreichen und dass nicht gefahrdete Populationen die sich so stark vermehren dass sie andere Arten dezimieren im Hinblick auf die zu schutzende Artenvielfalt sinnvoll reguliert werden konnen siehe negative Ruckkopplung Nach Artikel 22 der FFH Richtlinie mussen die EU Mitgliedsstaaten die Zweckdienlichkeit einer Wiederansiedlung von heimischen Arten des Anhangs IV prufen Wiederansiedlung erfolgt erst nach entsprechender Konsultierung der betroffenen Bevolkerungskreise Nach Artikel 17 der FFH Richtlinie mussen die Mitgliedsstaaten der EU nur alle sechs Jahre einen Bericht uber erfolgte Erhaltungsmassnahmen und die Auswirkungen auf den Erhaltungszustand der im Anhang II gefuhrten sogenannten Prioritaren Arten erstellen Dadurch erfolgen Umstufungen in eine andere Gefahrdungskategorie mit einer erheblichen Zeitverzogerung Allerdings stehen im Artikel 16 Grunde aus denen die Mitgliedsstaaten Ausnahmen hiervon machen konnen bzw aufgrund ihrer jeweiligen Verfassung dazu verpflichtet sind 11 Literatur BearbeitenIUCN Species Survival Commission SSC IUCN Red List categories and criteria version 3 1 first edition Hrsg IUCN 2001 ISBN 978 2 8317 0633 7 englisch Kapitel 2 mit einer Darstellung der Gefahrdungskategorien ist in deutschsprachiger Ubersetzung online als PDF abrufbar IUCN Species Survival Commission SSC IUCN Red List categories and criteria version 3 1 second edition Hrsg IUCN 2012 ISBN 978 2 8317 1435 6 englisch Gerhard Ludwig Heiko Haupt Horst Gruttke Margret Binot Hafke Methodische Anleitung zur Erstellung Roter Listen gefahrdeter Tiere Pflanzen und Pilze Bundesamt fur Naturschutz Hrsg BfN Skripten Nr 191 Bonn Bad Godesberg 2006 bfn de PDF 1 9 MB Kapitel 2 3 beschreibt die in Deutschland verwendeten Rote Liste Kategorien Gregor Klaus Francis Cordillot Irene Kunzle Gefahrdete Arten und Lebensraume in der Schweiz Synthese Rote Listen Bundesamt fur Umwelt Hrsg Umwelt Zustand Bern 2023 admin ch PDF 3 1 MB Kapitel 1 beschreibt die in der Schweiz verwendeten Gefahrdungskategorien fur Rote Listen Weblinks BearbeitenGuidelines for Using the IUCN Red List Categories and Criteria Version 15 1 PDF 2 0 MB IUCN Juli 2022 abgerufen am 13 August 2023 englisch The IUCN Red List Guiding Conservation for 50 years auf YouTube englisch Einzelnachweise Bearbeiten IUCN Leptus timidus Least Concern Klaus Peter Zulka Erich Eder Methoden der Bewertung beim Einstufungsprozess The IUCN Red List Categories and Criteria International Union for Conservation of Nature and Natural Resources a b c International Union for Conservation of Nature and Natural Resources Hrsg IUCN Red List Categories and Criteria Version 3 1 Second edition IUCN Gland Schweiz und Cambridge 2012 PDF abgerufen am 15 Dezember 2013 Klassifizierungsstandards der IUCN Francis Cordillot und Gregor Klaus Gefahrdete Arten in der Schweiz Synthese Rote Listen Stand 2010 Bundesamt fur Umwelt BAFU Bern 2011 Anhang 1 The IUCN Red List of Threatened Species Abgerufen am 22 August 2019 International Union for Conservation of Nature and Natural Resources 2012 IUCN Red List Categories and Criteria Version 3 1 Second edition 38 pp PDF a b c d Gerhard Ludwig Heiko Haupt Horst Gruttke Margret Binot Hafke Methodik der Gefahrdungsanalyse fur Rote Listen In Heiko Haupt Hrsg Rote Liste gefahrdeter Tiere Pflanzen und Pilze Deutschlands Naturschutz und Biologische Vielfalt Band 70 Nr 1 Band 1 Wirbeltiere Bundesamt fur Naturschutz Bonn 2009 ISBN 978 3 7843 5033 2 S 23 71 archive org PDF Cordillot F amp Klaus G 2011 Gefahrdete Arten in der Schweiz Synthese Rote Listen Stand 2010 Bundesamt fur Umwelt BAFU Bern 111 pp Memento des Originals vom 11 Juli 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bafu admin ch PDF Richtlinie 92 43 EWG des Rates vom 21 Mai 1992 zur Erhaltung der naturlichen Lebensraume sowie der wildlebenden Tiere und Pflanzen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gefahrdungskategorie Naturschutz amp oldid 236384485