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Der Beutelwolf Thylacinus cynocephalus auch Tasmanischer Wolf Beuteltiger Tasmanischer Tiger oder in der Sprache der Aborigines Kaparunina genannt war das grosste rauberisch lebende Beuteltier das nach der Quartaren Aussterbewelle auf dem australischen Kontinent lebte Das letzte bekannte Exemplar Endling starb 1936 im Zoo von Hobart auf Tasmanien BeutelwolfBeutelwolfe im National Zoo in Washington D C um 1904 SystematikUnterklasse Beuteltiere Marsupialia Uberordnung AustralidelphiaOrdnung Raubbeutlerartige Dasyuromorphia Familie ThylacinidaeGattung ThylacinusArt BeutelwolfWissenschaftlicher Name der GattungThylacinusHarris 1808Wissenschaftlicher Name der ArtThylacinus cynocephalusHarris 1808 source source source source source Historische Filmaufnahmen des Beutelwolfs im Zoo von Hobart in Tasmanien Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Allgemeines 1 2 Konvergenzen 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Nahrung 3 2 Fortpflanzung 4 Beutelwolf und Mensch 4 1 Zeit vor den Europaern 4 2 Ausrottung 4 3 Beutelwolfe in Zoos 4 4 Schutzmassnahmen 4 5 Gegenwartiger Stand 5 Genom 6 Systematik 7 Beutelwolf Praparate in Museen 8 Sonstiges 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseBeschreibung BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Beutelwolfe erreichten eine Kopfrumpflange von 85 bis 130 Zentimetern eine Schwanzlange von 38 bis 65 Zentimetern und eine Schulterhohe von rund 60 Zentimetern Das Gewicht variierte von 15 bis 30 Kilogramm wobei weibliche Tiere mit durchschnittlich 13 7 Kilogramm deutlich leichter waren als mannliche mit im Mittel 19 7 Kilogramm 1 Ihr Fell war kurz und rau grau oder gelbgrau gefarbt Auffallig waren die 13 bis 19 schwarzbraunen Querstreifen am hinteren Teil des Korpers und an der Schwanzwurzel denen er auch seinen Namen Beuteltiger verdankt und die der Tarnung dienten Im Gesicht hatte er weisse Zeichnungen um die Augen und Ohren Der Beutelwolf wies im Korperbau verbluffende Ahnlichkeiten mit einigen Raubtieren aus der Familie der Hunde Canidae auf und stellt so ein Paradebeispiel fur konvergente Evolution dar Der Schadel war etwas breiter gebaut die Zahnformel lautete 4 3 1 1 3 3 4 4 x2 insgesamt also 46 Zahne Zahnformel der Hunde 3 3 1 1 4 4 2 3 x2 42 Ahnlich wie bei Hunden waren die Eckzahne lang und die Backenzahne scharf Bemerkenswert ist dass die Tiere ihren Unterkiefer sehr weit aufklappen konnten nach manchen Angaben bis zu 90 Grad Die Gliedmassen waren eher kurz die Beine endeten jeweils in funf Zehen Die Tiere waren Zehenganger und erreichten wohl eine Geschwindigkeit von bis zu 40 km h Konvergenzen Bearbeiten nbsp Vergleich der Schadel von Beutelwolf und Wolf aus dem Museum WiesbadenNicht nur dem Namen nach gibt es Ahnlichkeiten zwischen Wolf und Beutelwolf Obwohl die Vorfahren beider Tiere sich stammesgeschichtlich sehr fruh in der Kreidezeit teilten entwickelte sich in der Gruppe der Beuteltiere und der Hoheren Saugetiere jeweils ein Raubtier mit verbluffenden Ubereinstimmungen Generell uberwiegen beim Vergleich deutlich die Ahnlichkeiten in Ausbildung und Proportionen so dass man in diesem Fall von einem Paradebeispiel fur Konvergenz sprechen kann Beide besitzen ein Raubtiergebiss mit sehr kleinen Schneidezahnen und grossen gebogenen Eckzahnen Die Vorbackenzahne sind einhockrig und die Backenzahne besitzen mehrere Hocker Die Zahnformeln lauten fur den Beutelwolf 4 1 3 4 3 1 3 4 46 fur den Wolf 3 1 4 2 3 1 4 2 40 Vergleicht man die Schadel dieser Tiere fallt nicht nur Ungeubten die Unterscheidung sehr schwer Nebenstehende Abbildung zeigt den Schadel von Beutelwolf rote Markierung und Wolf grune Markierung in verschiedenen Ansichten Die deutlichsten Unterschiede im Vergleich zum Wolf sind in der Seitenansicht die Schadelbasisflache knickt im Profil starker zum Nasenrucken hin ab der Stirnbereich ist voluminoser der Jochbogen reicht weiter nach hinten und erweitert sich dort der Unterkiefer ist etwas schmaler in der Aufsicht Insbesondere der Vorderschadel ist schmaler geformt deutlicher ist der aufgewolbte Stirnbereich erkennbar das Hinterhaupt wirkt im Vergleich abgestutzt Der Hirnschadel des Wolfs ist proportional wesentlich grosser als der des Beutelwolfs bei der Betrachtung der Schadelunterseite im Bereich des Hinterrandes des Gaumens finden sich zwei Offnungen die sog Gaumenfenster Merkmal ursprunglicher Saugetiere am Hinterrand der Jochbogen fallen die sehr kleinen Gehorblasen auf bei der Betrachtung von schrag hinten auf das Hinterhaupt die Winkelfortsatze am Unterkiefer sind wie bei fast allen Beuteltieren nach innen gebogen Verbreitung und Lebensraum BearbeitenZur Zeit der Ankunft der Europaer in Australien lebte der Beutelwolf vermutlich nur noch in Tasmanien Auf dem australischen Festland und auf Neuguinea verschwand er bereits vorher Sein ursprunglicher Lebensraum waren offene Waldgebiete und Graslander in den letzten Jahrzehnten seiner Existenz wurde er aber durch den Menschen in dichte Walder abgedrangt Lebensweise Bearbeiten nbsp Jungtier im Zoo von Hobart 1928Beutelwolfe waren in der Regel nachtaktiv konnten aber beim Sonnenbaden beobachtet werden Uber die Jagdtechnik gibt es unterschiedliche Berichte Nach manchen Berichten verfolgte er seine Beute bis sie ermudet war und er sie uberwaltigen konnte nach anderen Berichten schlich er sich an seine Opfer an und uberrumpelte sie Dabei half ihm sein kraftiger Kiefer einem Bericht zufolge zermalmte er den Schadel eines Hundes mit einem einzigen Biss Neuere Forschungen eines Teams um Marie Attard von der Universitat von New South Wales in Sydney mit Computermodellen und Gebissvergleichen mit anderen Raubtieren widerlegen das aber und bescheinigen dem Beutelwolf eher geringe Bisskrafte Den Analysen zufolge scheint der Beutelwolf vor allem kleinere Tiere wie etwa Wallabys und Beuteldachse erlegt zu haben Selbst Schafe seien demzufolge als Beute zu gross gewesen der Vernichtungsfeldzug gegen den Beutelwolf als angeblichen Schafkiller war nach heutigen Fakten ungerechtfertigt Auf alle Falle war er kein allzu schneller sondern ein ausdauernder Laufer Manchmal richtete er sich auch kanguruartig auf seine Hinterbeine auf wobei der Schwanz als Stutze diente Er lebte vorwiegend allein manchmal jagte er aber auch in Paaren oder kleinen Gruppen Zu den bekannten Lauten zahlten ein dumpfes Bellen wahrend der Jagd ein Knurren wenn er verargert war und ein Jaulen das vermutlich der Kommunikation mit Artgenossen diente Generell wurden Beutelwolfe als eher scheue und im Vergleich zum Beutelteufel als eher wenig aggressive Tiere beschrieben Es existieren sehr wenige Berichte uber Angriffe auf Menschen auch Tiere in Gefangenschaft sollen sich sehr zahm benommen haben Nahrung Bearbeiten nbsp Illustration aus Cassell s Natural History 1854 Beutelwolf attackiert SchnabeltierMan vermutet dass Beutelwolfe vorwiegend von Saugetieren wie Australischen Nasenbeutlern 2 3 Possums 2 3 Wallabys und anderen kleinen Kangurus lebten daneben nahmen sie auch andere Saugetiere darunter Wildkaninchen und eventuell auch Ameisenigel und Vogel zu sich In welchem Ausmass er nach Ankunft der Europaer Schafe und andere Weidetiere jagte ist umstritten da viele dem Beutelwolf zugeschriebene Risse von Schafen tatsachlich auf verwilderte Hunde zuruckgingen Zudem nehmen Forscher der Universitat von New South Wales die eine Simulation mit einem 3D Modell vom Kiefer des Beutelwolfs durchfuhrten an dass er zu schwach war um Schafe zu reissen 3 Fortpflanzung Bearbeiten Weibliche Beutelwolfe hatten einen nach hinten geoffneten Beutel der vier Zitzen enthielt Die meisten Jungtiere kamen wahrend des Sommers der Sudhalbkugel Dezember bis Marz zur Welt die Wurfgrosse betrug zwei bis vier Junge Nach drei Monaten verliessen die Jungtiere den Beutel blieben aber bei der Mutter bis sie knapp ein Jahr alt waren Die Lebenserwartung wird auf maximal zwolf bis vierzehn Jahre geschatzt Beutelwolf und Mensch Bearbeiten nbsp Zeichnung eines Beutelwolfes an der Ubirr Felsformation Zeit vor den Europaern Bearbeiten Als die ersten Menschen den australischen Kontinent besiedelten waren Beutelwolfe in weiten Teilen Australiens und Neuguineas verbreitet wovon auch Felszeichnungen der Aborigines Zeugnis ablegen Aus unbekannten Grunden starben Beutelwolfe jedoch auf Neuguinea und dem australischen Festland aus die jungsten Fossilfunde vom Festland aus dem Northern Territory datieren auf 3000 v Chr Oft wird vermutet dass der Dingo der vor 5 000 Jahren von Austronesiern in Australien eingefuhrt wurde 4 den Beutelwolf durch Erhohung des Konkurrenzdrucks verdrangt habe Gestutzt wird diese These durch die Tatsache dass der Beutelwolf auf Tasmanien wo Dingos nie auftauchten bis ins 20 Jahrhundert uberlebte Eine weitere Theorie zieht in Betracht dass das Aussterben durch eine Zunahme der menschlichen Bevolkerung verursacht wurde Es gibt Hinweise auf dramatische Veranderungen der menschlichen Population in vielen Gebieten Australiens welche aber nie Tasmanien erreichten Diese Veranderungen beinhalteten eine Vielfalt an Neuerungen von Jagdwerkzeugen Populationsanstieg und Sesshaftwerdung in mehreren Gebieten eine Intensivierung der Nutzung von Ressourcen und eine Besiedlung neuer Gebiete bis in die Wusten hinein So zeigen Funde dass vor ca 3000 Jahren praktisch alle Hauptgebiete des australischen Kontinents von Menschen genutzt wurden Einerseits konnte das Aussterben durch direkten Jagddruck bewirkt worden sein Felszeichnungen aus Nordaustralien zeigen wie Beutelwolfe als Beute weggetragen wurden Dieser Ansatz wird durch Grabfunde mit Schmuck aus Beutelwolfzahnen sowie die Tatsache unterstutzt dass Ureinwohner Tasmaniens Beutelwolfe gejagt und gegessen haben Andererseits konnte es zur Verringerung vieler Beutearten und somit zur Verdrangung des Beutelwolfs gekommen sein Ein Beispiel sei mit dem Pfuhlhuhn genannt Da das Verbreitungsgebiet des Pfuhlhuhns womoglich schon vor der Ankunft der Dingos auf dem australischen Kontinent stark geschrumpft war konnte die Intensivierung der Jagd zusatzlich zum Aussterben des Beutelwolfs gefuhrt haben Folglich konnte damit erklart werden weshalb der Tasmanische Teufel auf dem Festland soviel langer als der Beutelwolf uberleben konnte da der Tasmanische Teufel aufgrund seiner geringeren Grosse weniger grosse Beute gebraucht hatte und daher wesentlich weniger anfallig auf den erhohten Konkurrenzdruck gewesen ware Die Intensivierung die Ankunft des Dingos und das Aussterben des Beutelwolfs fallen ebenso mit einer Klimaveranderung hin zu kurzzeitig trockenerem Klima zusammen Eine Klimaveranderung wird aber nicht als Hauptgrund fur das Aussterben angesehen da die Trockenheit verhaltnismassig mild war und Tasmanien ebenso beeinflusste Es ist aber auch moglich dass diese Veranderung die Auswirkungen der Intensivierung und des Dingos noch beschleunigte Wahrscheinlich ist auch dass die Auswirkungen der Intensivierung und des Dingos miteinander verbunden waren und der Dingo einer der Grunde fur die Intensivierung war neue Jagdwerkzeuge tauchten bereits vorher auf Inwieweit das aber zusammenhangt ist nicht klar da man nicht weiss wie schnell die Dingos wilde Populationen gebildet hatten bzw wie stark sie an die Ureinwohner gebunden waren 5 Wann dieses Aussterben letztlich wirklich stattfand ist umstritten es gibt Behauptungen wonach eine kleine Population im nordlichen Australien bis nach der Ankunft der Europaer uberlebt haben konnte Gelegentlich gibt es Behauptungen uber Sichtungen auf dem Festland dafur gibt es jedoch keine Belege Ausrottung Bearbeiten nbsp Bestandsruckgang des Beutelwolfs dokumentiert anhand der getoteten und gefangenen Tiere In Tasmanien wo es nie Dingos gab war die Art jedoch noch zu Beginn des 19 Jahrhunderts weit verbreitet und haufig Nach Einfuhrung von Schafen auf der Insel bekam der Beutelwolf den Ruf eines blutrunstigen Jagers obwohl in Wirklichkeit die meisten Schafe von verwilderten Haushunden getotet wurden 1830 setzte die Regierung ein Kopfgeld von einem Pfund auf jeden erlegten Beutelwolf aus 3 In den 1860er Jahren war die Art auf die unzuganglicheren Bergregionen im Sudwesten der Insel beschrankt die Jagd mit Fallen und Hunden ging jedoch unvermindert weiter Um das Jahr 1910 galt die Art als selten Zoos auf der ganzen Welt machten sich auf die Suche nach diesen Tieren Obwohl die Art in verschiedenen Tiergarten gehalten wurde kam es in ihrer Haltungsgeschichte nur zu einem einzigen Wurf in Gefangenschaft der fiel 1899 im Zoo von Melbourne 6 Die letzte bekannte Totung eines Tieres in der Natur war im Jahr 1930 das bis heute letzte bekannte Exemplar ein Tier namens Benjamin das bis 2022 nach unterschiedlichen Beurteilungen fur ein Mannchen 7 oder ein Weibchen 6 gehalten wurde starb in der Nacht vom 6 auf den 7 September 1936 im inzwischen geschlossenen Beaumaris Zoo von Hobart in Tasmanien Es war am 19 Februar 1924 mit einem weiteren Beutelwolf der bereits am 14 April 1930 starb in den Zoo gekommen Benjamin der mit 12 Jahren und 4 Monaten am langsten in menschlicher Obhut lebende Beutelwolf wurde nach seinem Tod prapariert und man nahm bis vor kurzem an dass sie sich in der Art Gallery des Museums in Hobart befinden wurden 2022 stellte sich diese Auffassung aber als Irrtum heraus Nachdem ein Fell und ein Skelett die in einem Schrank des Museums aufbewahrt wurden dem letzten bekannten Beutelwolf zugeordnet werden konnten stellte man fest dass das Tier weiblich war Damit war die Benjamin Theorie widerlegt 8 Es gibt auch Vermutungen dass das Aussterben des Beutelwolfs durch eine Krankheit gefordert wurde Hinweise darauf sind ein plotzlicher Ruckgang der geschossenen Tiere um 1906 ein zeitgleiches Aussterben uber Tasmanien verteilt und Augenzeugen die von einer der Hundestaupe ahnlichen Erkrankung sprachen Wie bei den anderen Vermutungen bleibt der Beweis fur eine Epizootie als Ursache des Aussterbens auch hier aus neuere Modelluntersuchungen kommen zum Schluss dass ein derartiges Ereignis fur sich alleine wohl nicht fur das Aussterben verantwortlich gewesen sein kann 9 DNA Untersuchungen an Museumspraparaten lieferten Hinweise darauf dass die auf Tasmanien lebende Population stark ingezuchtet war so dass auch der Mangel an genetischer Diversitat mit zum Aussterben beigetragen haben konnte 10 Beutelwolfe in Zoos Bearbeiten Beutelwolfe besassen keinen hohen Schauwert beim Publikum lediglich wahrend der Futterung Paarung Aufzucht von Jungtieren oder bei seltsamem Verhalten wie dem Wutgahnen das meist nicht als Drohgebarde verstanden wurde erhielten sie Aufmerksamkeit Zwischen 1850 und 1936 lebten nachweislich 68 Beutelwolfe in Zoos 18 von ihnen wurden wahrend dieser Zeit in andere Zoos exportiert Bestatigte Haltungen 1 Ort Zeitraum ExemplareLondon 1850 1931 20Hobart Beaumaris 1910 1936 ca 16Melbourne 1864 1931 ca 15Adelaide 1886 1903 ca 8Washington 1902 1909 5Bestatigte Haltungen 2 Ort Zeitraum ExemplareBerlin 1864 1908 4Sydney 1885 1924 2Koln 1903 1910 2Paris 1886 1891 2Antwerpen 1912 1914 1Unbestatigte Haltungen Ort Zeitraum ExemplareHobart Wilmot 1843 1846 3Launceston 1879 1900 3 Schutzmassnahmen Bearbeiten Die Schutzmassnahmen die zum Erhalt der Art ergriffen wurden kamen zu spat 1936 wurden Beutelwolfe gesetzlich geschutzt kurz bevor der letzte bekannte Beutelwolf in Gefangenschaft starb Mehrere Expeditionen in den nachfolgenden Jahrzehnten fanden keine Anhaltspunkte mehr die auf ein Uberleben der Art hindeuten konnten 1966 errichtete die tasmanische Regierung ein 647 000 Hektar grosses Schutzgebiet im Sudwesten der Insel fur den Fall dass sich manche Tiere noch in Ruckzugsgebieten halten konnten Gegenwartiger Stand Bearbeiten nbsp Praparierter Beutelwolf im Natural History Museum at Tring England Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist der Beutelwolf ausgestorben Dennoch wird immer wieder von Sichtungen lebender Tiere aus Tasmanien berichtet eindeutige Fotografien oder Videoaufzeichnungen davon existieren jedoch nicht Im Marz 2017 sorgten zwei voneinander unabhangige angebliche Sichtungen auf der Kap York Halbinsel im Norden Queenslands fur Aufsehen 11 Am 22 Marz 2005 setzte die australische Zeitschrift The Bulletin eine Belohnung von umgerechnet 750 000 Euro fur den Beweis eines lebenden und unverletzten Tieres aus Ein Forscherteam der University of Tasmania wertete 2022 mehr als 1200 Berichte von Sichtungen des Beutelwolfs nach ihrer Plausibilitat aus und kam zu dem Ergebnis dass Beutelwolfe vielleicht bis in die 1960er und mit geringerer Wahrscheinlichkeit bis in die 1980er Jahre uberlebt hatten die Chance fur ein Weiterleben bis in die Gegenwart halt es aber fur fast aussichtslos 12 13 Genom BearbeitenIm Jahr 2000 begannen Wissenschaftler mit der Erforschung der DNA des Tieres auch um die ausgestorbene Art vielleicht erneut zuchten zu konnen 14 Funf Jahre spater gaben sie den Versuch auf Das vorliegende Genmaterial sei zu sehr zerstort um es zu rekonstruieren Die Forscher hatten unter anderem mit der DNA eines Fotus experimentiert der 1886 in Alkohol eingelegt worden war Bereits drei Monate spater teilte Mike Archer von der University of New South Wales allerdings mit dass das Projekt von einer anderen Gruppe weitergefuhrt wird 15 Im Jahr 2007 wollten australische Zoologen vom Australian Centre for Ancient DNA der University of Adelaide mit der DNA Analyse von Kotproben beginnen die wahrend der 1950er und 1960er Jahre gesammelt wurden und vom Beutelwolf stammen konnten Das konnte helfen die Frage zu klaren ob der Beutelwolf in freier Wildbahn moglicherweise erheblich langer uberlebt hat als bisher angenommen 2008 gelang es Forschern der University of Melbourne und der University of Texas das aus in Ethanol konserviertem Gewebe isolierte Gen Col2A1 enhancer des Beutelwolfs in eine transgene Maus einzuschleusen wo es in den Knorpelzellen der Maus die Funktion des orthologen Mausgens erfullen konnte 16 17 2009 sequenzierte eine andere Gruppe aus Proben von zwei Museumsexponaten das mitochondriale Genom des Beutelwolfs 18 2017 gelang einer Gruppe australischer Wissenschaftler unter Leitung von Andrew J Pask von der Universitat Melbourne die vermutlich vollstandige Entschlusselung des Genoms des Beutelwolfes Zu diesem Zweck extrahierten sie die DNA eines zum Zeitpunkt seines Todes noch im Beutel befindlichen Jungtiers das 1909 im Museum Victoria in Australien in Alkohol eingelegt worden war Dabei erhielten sie DNA Fragmente von 300 bis 600 Basenpaaren die isoliert und sequenziert wurden Durch Vergleich der uberlappenden Sequenzen erhielten sie eine Gesamtsequenz von 188 Giga Basenpaaren Diese wurde mit den Datenbanken fur mikrobielle und fungale DNA Sequenzen verglichen Nach Abzug dieser Verunreinigungen blieb eine Gesamtfrequenz von 155 Giga Basenpaaren ubrig die vermutlich dem einigermassen vollstandigen Genom des Beutelwolfs entspricht Unterstutzt wird diese Annahme durch den Vergleich des Sequenzumfangs des Genoms noch lebender Beuteltierarten wie dem Beutelteufel Sarcophilus harrisii mit dem der Beutelwolf Thylacinus cynocephalus rund 89 3 des Genoms gemein hat 19 Die Genomanalyse beantwortet auch die phylogenetische Stellung des Beutelwolfs der wie der Numbat zu den basalen Dasyuromorphia gehort Mit dem Beutelteufel der zu den Dasyuridae gehort ist der Beutelwolf nur entfernt verwandt 19 2022 begann unter Leitung von George M Church ein neuer Versuch den Beutelwolf mit Hilfe der Gentechnik ruckzuzuchten 20 21 22 Systematik Bearbeiten nbsp Rechter Oberkiefer von Thylacinus potensDer Beutelwolf war der einzige uberlebende Vertreter der Familie der Beutelwolfe Thylacinidae die zur Ordnung der Raubbeutlerartigen Dasyuromorphia gerechnet wird Die Familie selbst ist seit dem Oligozan belegt und mit zahlreichen ausgestorbenen Gattungen bekannt Es folgt eine kurze Auswahl von Arten Badjcinus turnbulli aus dem unteren Oligozan durfte in Gestalt und Lebensweise den heutigen Beutelmardern entsprochen haben Er war rund 25 Zentimeter lang Nimbacinus dicksoni lebte im unteren Oligozan und dem Miozan und erreichte eine Kopfrumpflange von rund 50 Zentimetern Fossile Uberreste wurden in Riversleigh Queensland und im Nordterritorium gefunden Thylacinus potens lebte vor rund acht Millionen Jahren im spaten Miozan Mit 150 Zentimetern Lange und 40 Kilogramm Gewicht war die Art etwas grosser als der spatere Beutelwolf und unterschied sich auch durch den kurzeren breiteren Kopf Beutelwolf Praparate in Museen Bearbeiten nbsp Praparat im Naturhistorischen Museum in WienDie International Thylacine Specimen Database fuhrt Buch uber alle weltweit erhaltenen Praparate von Thylacinus cynocephalus Die meisten Praparate befinden sich wegen ihres schlechten Erhaltungszustands oder der wenig lebensnahen Ausfuhrung lediglich in Magazinen Exemplare die gut erhalten sind haben heute einen hohen Schauwert bei den Besuchern Zu besichtigen gibt es Beutelwolfpraparate in Offentlich prasentierte Beutelwolfpraparate Land Ort InstitutionDeutschland Alfeld Leine Tiermuseum in Alfeld Leine Deutschland Berlin Museum fur Naturkunde Berlin Deutschland Bremen Ubersee Museum BremenBelgien Brussel Institut Royal des Sciences NaturellesDeutschland Darmstadt Hessisches Landesmuseum DarmstadtDeutschland Frankfurt am Main Naturmuseum und Forschungsinstitut SenckenbergSchweiz Genf Museum d histoire naturelle de la Ville de GeneveDeutschland Halle an der Saale Zoologisches Museum der Martin Luther Universitat Halle WittenbergDeutschland Heidelberg Zoologisches Museum der Ruprecht Karls Universitat HeidelbergNiederlande Leiden NaturalisDeutschland Mainz Naturhistorisches Museum MainzDeutschland Munchen Zoologische StaatssammlungDeutschland Munster Landesmuseum fur Naturkunde und Zoologisches Museum der Universitat Munster WestfalenSchweiz Neuenburg Musee d Historie Naturelle NeuenburgDeutschland Stuttgart Staatliches Museum fur Naturkunde StuttgartDeutschland Tubingen Zoologisches Institut der Eberhard Karls Universitat TubingenOsterreich Wien Naturhistorisches Museum WienSchweiz Zurich Zoologisches Museum der Universitat ZurichWeitere Praparate werden in Frankreich Italien England Russland Australien und den USA ausgestellt Sonstiges BearbeitenDer 2008 veroffentlichte australische Horrorthriller Dying Breed greift den Mythos des ausgestorben geglaubten Beutelwolfs auf 23 Im australischen Filmdrama The Hunter von 2011 das auf dem gleichnamigen Roman von Julia Leigh Sleeping Beauty basiert soll ein Jager ein angeblich gesichtetes letztes Exemplar des Tasmanischen Tigers ausfindig machen damit es geklont werden kann 24 Literatur BearbeitenHeinz Moeller Der Beutelwolf Thylacinus cynocephalus Westarp Wissenschaften Magdeburg 1997 ISBN 3 89432 869 X Die Neue Brehm Bucherei Bd 642 Ronald M Nowak Walker s mammals of the world 6 Auflage Johns Hopkins University Press Baltimore 1999 ISBN 0 8018 5789 9 englisch Ronald Strahan Mammals of Australia Smithsonian Books Washington DC 1996 ISBN 1 56098 673 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Beutelwolf Album mit Bildern Videos und Audiodateien Thylacinus cynocephalus in der Roten Liste gefahrdeter Arten der IUCN 2016 Eingestellt von Burbidge A A amp Woinarski J 2012 Abgerufen am 19 Juni 2021 Der Beutelwolf des Naturhistorischen Museums Mainz The Thylacine Museum Zahlreiche Informationen englisch The International Thylacine Specimen Database englisch Imaging the Thylacine Ausstellung der University of Tasmania Film von 1935 neueste entdeckte Filmaufnahme National Film and Sound Archive of Australia NFSA vom 20 Mai 2020 englisch Einzelnachweise Bearbeiten Douglass S Rovinsky Alistair R Evans Damir G Martin Justin W Adams Did the thylacine violate the costs of carnivory Body mass and sexual dimorphism of an iconic Australian marsupial In Proceedings of the Royal Society B 287 2020 S 20201537 doi 10 1098 rspb 2020 1537 a b Selina Bryan Tasmanian tiger was no sheep killer a b c d Selina Bryan Tassie tiger not so menacing after all Peter Savolainen Thomas Leitner Alan N Wilton Elizabeth Matisoo Smith Joakim Lundeberg A detailed picture of the origin of the Australian dingo obtained from the study of mitochondrial DNA In Proceedings of the National Academy of Sciences 101 Nr 33 2004 S 12387 12390 C N Johnson S Wroe Causes of extinction of vertebrates during the Holocene of mainland Australia arrival of the dingo or human impact In The Holocene Bd 13 Nr 6 2003 S 941 948 Zusammenfassung a b Robert Paddle The Last Tasmanian Tiger The History and Extinction of the Thylacine Cambridge University Press 2002 ISBN 0 521 53154 3 S 199 231 Stephen R Sleightholme Confirmation of the gender of the last captive Thylacine Zoologist 35 4 2011 S 953 956 Lost remains of last known Tasmanian tiger found at museum solving zoological mystery Adam Langenberg ABC News 5 Dezember 2022 T A Prowse C N Johnson R C Lacy C J Bradshaw J P Pollak M J Watts B W Brook No need for disease testing extinction hypotheses for the thylacine using multi species metamodels In The Journal of animal ecology elektronische Veroffentlichung vor dem Druck 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