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Das Endhirn oder Telencephalon altgriechisch telos telos deutsch Ende und ἐgkefalos enkephalos deutsch Gehirn ist ein Teil des Gehirns und damit des Zentralnervensystems Er geht aus dem vorderen Bereich des Vorderhirns hervor und entwickelt sich bei Saugetieren wie dem Menschen zum grossten der funf Hirnabschnitte Stadienschema der Embryogenese des Gehirns von Wirbeltieren Aus dem vorderen Anteil des Neuralrohrs entstehen zunachst drei Hirnblaschen Prosencephalon Mesencephalon und Rhombencephalon linke Bildhalfte Anschliessend differenziert sich das Prosencephalon in Telencephalon und Diencephalon Mit fortschreitendem Wachstum uberlagert das Endhirn spater Zwischenhirn und Mittelhirn Andere gebrauchliche Namen fur diesen Hirnabschnitt sind auch Grosshirn und Cerebrum von lateinisch cerebrum Gehirn Hirn Cerebrum bezeichnet fachsprachlich jedoch auch das Gehirn insgesamt 1 2 Schnitt in der Frontalebene durch beide Grosshirnhemispharen ihre Ventrikel und den Balken Corpus callosum von der weissen Substantia alba zu unterscheiden ist die graue Substantia grisea aussen als Rinde Cortex cerebri und innen als basale Kerne Nuclei basales mit Nucleus lentiformis sichtbar Inhaltsverzeichnis 1 Anatomie 1 1 Anordnung Grauer und Weisser Substanz in Hemispharen 1 1 1 Verbindungen beider Grosshirnhalften Commissurae 1 1 2 Basale Kerne Nuclei basales 1 1 3 Hirnlappen Lobi 1 2 Entwicklungsgeschichtliche Einteilung 1 2 1 Palaocortex 1 2 2 Archicortex 1 2 3 Neocortex 2 EinzelnachweiseAnatomie BearbeitenAnordnung Grauer und Weisser Substanz in Hemispharen Bearbeiten Hauptartikel Grosshirnrinde und Marklager Aus dem unpaaren Hirnblaschen des Endhirns entwickelt sich ein Paar ungefahr halbkugelformiger Gebilde die Hemispharenblaschen die je zur Grosshirnhemisphare Hemisphaerium cerebri einer Seite werden Neben der unpaaren medianen Gewebebrucke Lamina terminalis entstehen beide Hemispharen miteinander verbindende Querbahnen die Kommissursysteme des Endhirns wie der breite Balken Corpus callosum Linke und rechte Hemisphare werden durch eine tiefe Langsfurche Fissura longitudinalis cerebri geschieden und umschliessen je einen Seitenventrikel als inneren Liquorraum Jede der Hemispharen enthalt innen gelegene Kerngebiete als Basalganglien Nuclei basales die aus dem ventralen bauchseitigen Telencephalon entstehen Diese werden umhullt vom aussen liegenden Hirnmantel Pallium der aus dem dorsalen ruckenseitigen Telencephalon hervorgeht Die Oberflache des Palliums besteht als Rinde des Endhirns oder Grosshirnrinde Cortex cerebri ahnlich wie die Kleinhirnrinde Cortex cerebelli aus Grauer Substanz mit Nervenzellkorpern in mehreren Schichten Darunter liegt als sogenanntes Marklager aus Weisser Substanz ein dichtes Geflecht von Nervenfasern deren Nervenzellfortsatze vielfaltige Verbindungen schaffen Als Assoziationsfasern verbinden sie unterschiedliche Areale des Cortex cerebri der Hemisphare gleicher Seite untereinander als Kommissurfasern mit solchen der Gegenseite und als Fasern von Projektionsbahnen stellen sie auf oder absteigend Verbindungen von und zu verschiedenen anderen Regionen des Gehirns bzw des zentralen Nervensystems dar nbsp Schemazeichnung der rechten Grosshirnhalfte von medial nbsp Schnitt in der Sagittalebene durch die linke GrosshirnhemisphareVerbindungen beider Grosshirnhalften Commissurae Bearbeiten Die beiden Hemispharen sind durch Fasersysteme gegenseitig miteinander verbunden die als Kommissuren Commissurae die Medianebene queren von diesen drei ist der Balken am faserreichsten Corpus callosum auch Balken genannt Commissura anterior bzw rostralis Commissura fornicisBasale Kerne Nuclei basales Bearbeiten Die aus dem ventralen Telencephalon hervorgehenden subkortikalen Kerne werden auch als basale Kerne oder Nuclei basales bezeichnet bzw als Basalganglien Sie liegen an der Basis des Endhirns seitlich und bauchseitig eines Seitenventrikels und schliessen an Bereiche des Thalamus des Zwischenhirns Infolge der hindurchziehenden Fasern von und zur Grosshirnrinde hat ein Teil der Kerne ein gestreiftes Aussehen weshalb diese auch als Corpus striatum Streifenkorper bezeichnet werden Hirnlappen Lobi Bearbeiten Hauptartikel Lateralisation des Gehirns Die Grosshirnrinde einer Hemisphare lasst sich jederseits in funf oder sechs Hirnlappen Lobi cerebri einteilen Vier davon liegen an der Oberflache siehe Abbildung rechts der Insellappen wird vom Operculum verdeckt und auch der Limbische Cortex von einigen Fachleuten als sechster Hirnlappen Lobus limbicus 3 aufgefasst liegt in der Tiefe nbsp Einteilung der Grosshirnrinde in Hirnlappen Stirn Frontallappen Lobus frontalis gelb Scheitel Parietallappen Lobus parietalis rot Hinterhaupts Okzipitallappen Lobus occipitalis blau Schlafen Temporallappen Lobus temporalis grun Insellappen Insula oder Lobus insularis verdecktBei genauerer Betrachtung zeigen die einzelnen Furchen Sulci Singular Sulcus und Windungen Gyri Singular Gyrus der verschiedenen Hirnlappen keine exakte Symmetrie im Vergleich von linker und rechter Seite der Grosshirnhemispharen eines Individuums Einige dieser neuroanatomischen Ungleichheiten der im Prinzip bilateral symmetrisch aufgebauten Halften hangen auch damit zusammen dass einige der cerebralen Funktionen bevorzugt in einer der beiden Grosshirnhalften ausgefuhrt werden Diese prozedural unterschiedliche Aufteilung wird auch als Lateralisation bezeichnet Der oberflachliche Teil der Hemispharen beziehungsweise ihr Pallium Hirnmantel ist bis auf wenige epithelial bleibende Wandbezirke ausgebildet als nur wenige Millimeter dicke Hirnrinde der Cortex cerebri Das Gewebe dieses Cortex des Grosshirns oft wird der Ausdruck Pallium synonym verwendet zeigt allerdings histologisch nicht uberall den gleichen Aufbau Weite Bereiche der Rinde sind recht ahnlich aus sechs unterschiedlich starken Schichten Laminae aufgebaut Von diesem sogenannten Isocortex verschieden ist der aus zwei oder drei Schichten anders aufgebaute Allocortex Auch unter entwicklungsgeschichtlichen Gesichtspunkten ist der Cortex cerebri nicht einheitlich und kann so in die Anteile von Palao Archi und Neocortex bzw pallium unterschieden werden Entwicklungsgeschichtliche Einteilung Bearbeiten Wie beim Gehirn als ganzem so bietet sich auch beim Telencephalon eine Unterscheidung seiner Anteile unter phylogenetischer oder embryogenetischer Perspektive an Palaocortex Bearbeiten Der Palaocortex bzw das Palaeopallium oder Palaopallium besitzt mit einem primitiven zweischichtigen Aufbau den urtumlichsten Typ einer Hirnrinde einem Althirn entsprechend Es handelt sich hierbei um einen entwicklungsgeschichtlichen Begriff Der Palaocortex liegt am vorderen unteren Teil der Hemispharen Als Grenze zum Neocortex gilt der Sulcus rhinalis lateralis nbsp Schema einer Hirnansicht von basal Hirnlappen der Hemispharen farbig dargestellt ahnlich wie in Abbildung oben Beim Menschen wird der Riechkolben Bulbus olfactorius grau im Sulcus olfactorius liegend vom Stirnlappen uberragt Tractus Trigonum Striae olf und Substantia perforata anterior liegen im grau eingefarbten Bereich noch vor dem Chiasma opticum Der Riechkolben Bulbus olfactorius erhalt uber die Nn olfactorii unmittelbar Afferenzen des Geruchssinnes von den Riechzellen und stellt somit ein primares Riechgebiet dar Mitsamt der anschliessenden zentralen Bahn und den sekundaren olfaktorischen Projektionsgebieten des Palaocortex wird deshalb auch zusammenfassend vom Riechhirn oder Rhinencephalon gesprochen Hierzu zahlenals primare Gebiete Bulbus olfactorius Riechkolben mit Pedunculus olfactorius Riechstiel und folgendem Tractus olfactorius Riechbahn der sich zum Trigonum olfactorium Riechdreieck verbreitert und dann in die Striae olfactoriae lateralis et medialis aufzweigt zwischen denenals sekundare Gebiete die Substantia perforata anterior jederseits mit dem Tuberculum olfactorium liegt weitere Projektionen erreichen auch Gyrus ambiens und Gyrus semilunaris im Lobus piriformis auf der medialen Seite des Schlafenlappens als Anteile des PalaocortexDer Palaocortex wird wegen seiner histologischen Eigentumlichkeiten dem Allocortex zugerechnet mit anderem Aufbau als der Isocortex Archicortex Bearbeiten Der Archicortex oft synonym Archipallium kann entwicklungsgeschichtlich als ein Stadium zwischen Palaocortex und Neocortex angesehen werden Ein uber olfaktorische Projektionsgebiete hinausgehender Teil der Hirnrinde tritt andeutungsweise erstmals bei Reptilien auf und ist histologisch deutlich vom jungeren Neocortex zu unterscheiden Mit der spateren Entwicklung des Neocortex wird der Archikortex in seiner Ausdehnung reduziert und auf die Innenseite des Temporallappens verdrangt Der Archicortex besteht aus Hippocampus Gyrus dentatus und Fimbria fornicis und gehort auch zum limbischen System dem eine Schlusselrolle in der Verarbeitung emotionaler Inhalte zugeschrieben wird Diese Formationen des Archicortex gehoren zum sogenannten Randbogen Durch die Kommissurenbahnen des Corpus callosum als Formation des Neocortex wird dieser Randbogen in einen inneren und ausseren Bogen unterteilt Zum ausseren Randbogen zahlt auch der Gyrus cinguli und das Indusium griseum Letzteres stellt topographisch eine Fortsetzung des Gyrus dentatus dar 4 Histologisch gehoren auch die meisten Areale des Archicortex zum Allocortex der Gyrus cinguli des ausseren Bogens allerdings zeigt schon den vielschichtigen Aufbau des Isocortex Neocortex Bearbeiten Hauptartikel Neocortex Der Neocortex oft synonym Neopallium ist der entwicklungsgeschichtlich jungste und am meisten differenzierte Teil des Gehirns Unter Neocortex kann man rund neun Zehntel der Grosshirnrinde Cortex cerebri verstehen Beide Bezeichnungen sind aber nicht identisch siehe dazu auch die methodische Differenzierung der verschiedenen Begriffe und die histologische Zugehorigkeit des Neocortex zum Isocortex Einzelnachweise Bearbeiten Die Bezeichnung Grosshirn kann fur humananatomische Begriffe unterschiedlichen Umfangs stehen siehe dazu auch Grosshirn im Lexikon der Neurowissenschaften auf spektrum de Die aktuelle Terminologia Anatomica TA gibt die Bezeichnungen Telencephalon und Cerebrum als Synonyme an siehe S 124 A 14 1 09 001 siehe dazu auch die Anmerkung in der aktuellen Terminologia Anatomica S 126 A 14 1 09 230 Otto Grosser et al Grundriss der Entwicklungsgeschichte des Menschen Springer Berlin 1966 Seite 84 f Normdaten Sachbegriff GND 4121188 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Endhirn amp oldid 234996574