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Ein Affekt ist eine Gemutserregung oder ein Gefuhl das durch aussere Anlasse oder innere psychische Vorgange ausgelost wird Ein Lacheln kann beispielsweise ein Ausdruck fur den Affekt Freude sein Erroten im korperlichen Bereich ist bezeichnend fur den Affekt Scham Da unterschiedliche Gehirnareale aktiv sind kann ein positiver Affekt und ein negativer Affekt gleichzeitig und ahnlich stark auftreten 1 Die Unterscheidung der Begriffe Affekt Emotion Gefuhl Stimmung Gemutsbewegung ist nicht einheitlich und in der wissenschaftlichen Literatur widerspruchlich Haufig werden die Begriffe synonym verwendet 2 Affektiv wird ein Verhalten genannt das uberwiegend von Gemutserregungen und weniger von kognitiven Prozessen bestimmt wird und in Einzelfallen strafrechtliche Relevanz haben kann Inhaltsverzeichnis 1 Begriffsgeschichte 2 Heutige Bedeutung 3 Psychopathologie 4 Psychoanalyse 5 Rechtliche Bezuge 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBegriffsgeschichte BearbeitenDer Begriff Affekt ist aus dem griechischen pathos pa8os Leiden Leidenschaft entstanden 3 Daraus wurde bei der Verschiebung ins Lateinische afficere versehen anregen und bezogen auf Gefuhle in eine versetzen stimmen beeindrucken Schliesslich entwickelte sich affectus Zustand vor allem Leidenschaft Gemutsbewegung Verfassung Im Englischen wird auch von occurring emotion gesprochen wobei betont wird dass es sich um etwas handelt was mit einem passiert 4 5 Der noch in der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts nosologisch wichtige Begriff Affektion verdankt dem gleichen Stamm seine Herkunft 6 In heutigen romanischen Sprachen kann die Bedeutung des Begriffes Affektivitat von den deutschen Bedeutungen und Assoziationen abweichen So versteht man in Sudamerika und Spanien haufig unter dem spanischen Begriff afectividad die zwischenmenschliche Liebesfahigkeit im Sinne von Empathie und Bindungsfahigkeit Platon 427 347 teilt die Affekte in vier Kategorien ein Lust Leid Begierde Furcht Aristoteles 384 322 nennt elf Affekte Begierde Zorn Furcht Mut Neid Freude Liebe Hass Sehnsucht Eifersucht und Mitleid und rechnet daruber hinaus jeden Zustand zu den Affekten der mit Lust oder Unlust verbunden ist 3 Zenon von Kition 333 264 Grunder der Stoa Nach stoischer Auffassung ist Eudamonie Gluck seligkeit nur dann zu erreichen wenn kein Affekt die Seelenruhe stort Ein Affekt ist ein ubersteuerter Trieb das stoische Ideal ist die Apathie die Freiheit von solchen Affekten Es wird zwischen vier Grundarten von Affekten unterschieden Lust Unlust Begierde Furcht Entscheidend fur die Apathie ist die Erkenntnis dass alle ausseren Guter keinen Wert fur die Gluckseligkeit haben Der Affekt entsteht wenn die Vernunft dem Trieb einen falschen Zweck setzt und das Scheitern beklagt 7 Rene Descartes 1596 1650 beschreibt in seinem Werk Traite des passions de l ame Paris 1649 sechs Grundformen von Affekten die zu zahlreichen Zwischenformen miteinander kombiniert werden konnen Freude joie Hass haine Liebe amour Trauer tristesse Verlangen desir Bewunderung admiration Baruch de Spinoza 1632 1677 unterscheidet in seiner Ethica ordine geometrico demonstrata Ethik nach geometrischer Methode dargelegt 1677 nur drei Hauptaffekte aus denen er alle anderen ableitet Begierde Freude Traurigkeit Christian Wolff 1679 1754 unterteilt in seinem Werk Psychologia empirica 1732 die Affekte in zwei Klassen lustbetonte und unlustbetonte Affekte affecti iucundi affecti molesti Kant 1724 1804 schied zuerst Affekt und Leidenschaft deutlich den Affekt muss der Mensch zahmen die Leidenschaft beherrschen jenes macht ihn zum Meister dieses zum Herrn uber sich selbst 3 Charles Darwin 1809 1882 hat an sehr vielen Einzelbeispielen und aus zahlreichen Quellen Ausdrucksformen der Gemutsverfassung wie charakteristische Bewegungen Gebarden Laute vegetative Erscheinungen usw bei Menschen und Tieren detailliert beschrieben und diesen assoziierte Affekte strong emotion excited sensation und andere Gemutsbewegungen zugeschrieben Er entwickelte die Theorie dass diese Ausdrucksmuster ursprunglich als nutzliche Gewohnheiten erworben schliesslich vererbt werden Actions which were at first voluntary soon became habitual and at last hereditary and may then be performed even in opposition to the will und sich durch Selektion erhalten haben 8 Die Geburt seines Sohnes hatte Darwin inspiriert sich verstarkt fur den Ausdruck von Affekten und Gefuhlen bei Menschen und Saugetieren zu interessieren Hintergrund war fur den Begrunder der Evolutionstheorie durch den Nachweis der Universalitat emotionaler Ausdrucksweisen auch deren genetische Bedingtheit zu beweisen Eugen Bleuler 1857 1939 benutzte den Begriff der Affektivitat um die Gesamtheit des Gefuhls und Gemutslebens zu bezeichnen Paul Ekman 1934 fand in umfangreichen empirischen Studien Beweise fur die von Darwin behauptete erbliche Bedingtheit zahlreicher emotionaler Ausdrucksformen darunter die von ihm unterschiedenen 7 Basisemotionen Frohlichkeit Wut Ekel Furcht Verachtung Traurigkeit und Uberraschung die kulturubergreifend bei allen Menschen in gleicher Weise erkannt und ausgedruckt werden Diese von ihm als elementar beschriebenen Gesichtsausdrucke sind nicht kulturell erlernt sondern genetisch bedingt Von Wilhelm Wundt 1832 1920 ist der Affekt erstmals nach Qualitat Starke Dauer und der zu seiner Zeit messbaren physiologischen Wirkung klassifiziert worden Nach seinem Klassifikations Konzept waren sthenische Affekte durch die Anspannung des Korpers gepragt asthenische Affekte durch Erschlaffung Als sthenische Affekte werden Zustande wie Wut Zorn Eifer gezahlt wahrend die asthenischen Affekte Angst Furcht oder Schrecken sind 9 Heutige Bedeutung BearbeitenAffektivitat ist ein Oberbegriff fur die ganze Sphare der Phanomene die mit einer Veranderung des subjektiven Befindens und Erlebens einhergehen und auf Denken und Verhalten und Physiologie einwirken Er umfasst damit Affekte Stimmungen Emotionen und Triebhaftigkeit 2 10 Semantisch gesehen ist der Begriff Affektivitat eher im wissenschaftlichen und medizinischen Sprachgebrauch angesiedelt wahrend der Begriff Emotionalitat eher die Charaktereigenschaft eines Menschen meint uber lebhafte Gefuhle zu verfugen Der Begriff Affekt wird oft auch als Gegenpol zum Begriff Kognition verwendet das Herz gegen den Verstand bzw Gefuhl vs Rationalitat Die Forschung geht jedoch mittlerweile davon aus dass sowohl Kognitionen affektive Zustande hervorrufen 11 als auch umgekehrt affektive Zustande kognitive Prozesse wie Entscheidungen oder Urteile beeinflussen 12 Eine enge Definition des Affekts beschreibt diesen als starke Gefuhls und Gemutsbewegung mit geringer Latenz und energisierender Dynamik Motivation einhergehend mit eingeengter Wahrnehmung Aufmerksamkeitsverzerrungen und Tunnelblick ggf einer Uberforderung der Willenskontrolle und starker Ausdruckskraft Dazu kommt eine Beteiligung des motorischen und vegetativen Nervensystems sowie eine Beteiligung des Systems der sog Botenstoffe und der Hormone Vereinfacht gesagt handelt es sich um ein psychosomatisches Ereignis mit kommunikativen motivationalen und kognitiven Folgen 13 Positiver Affekt geht beispielsweise mit verstarktem Lacheln Annaherungsverhalten und heuristischer Informationsverarbeitung einher negativer Affekt mit missbilligendem Gesichtsausdruck Vermeidungsverhalten und systematischer Informationsverarbeitung In der Medizinischen Psychologie wird ein Affekt als ein komplexes angeborenes Reaktionsmuster auf Reize aufgefasst Ausloser des Affekts konnen dabei funktionelle aussere Wahrnehmungsreize oder eine Kognition sein Psychopathologie BearbeitenOb ein Affekt an sich uber seine genetische Veranlagung hinaus durch irgendeine Einwirkung des Lebens mit Ausnahme von Hirnlasionen und Vergiftungen im krankhaften Sinne verandert werden kann ist Gegenstand der Forschung und verschiedener Anschauungen Eine Alternative ware dass es stattdessen der Verarbeitungsprozess des Affektes zu einer Emotion hin ist der von einer solchen Einwirkung betroffen wird und fur den pathologischen Befund letztlich verantwortlich ist Es konnen deshalb nur beispielhaft einige psychopathologische Symptome aufgefuhrt werden die etwas mit Affekten oder dem Ausdruck von Gefuhlen zu tun haben Symptom ErklarungVerminderte affektive Resonanz Die mimischen gestischen und paraverbalen Ausdrucksmerkmale werden nur schwach deutlich und Betroffene reagieren nur schwach oder gar nicht z B auf Anteilnahme oder Zuspruch siehe z B Depression Inadaquater Affekt Parathymie Es besteht zwischen den Ausdrucksmerkmalen und dem dahinterliegenden Gefuhlszustand ein Widerspruch Affektlabilitat Grossere und rasche Wechsel zwischen den Ausdrucksmerkmalen Affektinkontinenz Dies ist eine unwillkurliche stereotype nicht modulierte Affektausserung und zwar auf beliebige Arten von Gemutsbewegungen die der Betroffene auch trotz grossen Peinlichkeitsempfindens nicht an seine augenblickliche Situation anpassen kann z B Weinen oder Lachen Es handelt sich um ein Symptom einer Hirnlasion oder vorubergehenden Hirnfunktionsstorung und kann z B als Folge eines Schlaganfalls einer Alzheimer Krankheit oder einer Vergiftung durch Drogen exogene Psychose vorkommen 14 Affektintoleranz Die Unfahigkeit einen stimulierten Affekt lange genug auszuhalten bis dieser mit Abklingen seiner Brisanz durch kognitive Interpretationsprozesse die unbewusst sein konnen s u zu einer ausbalancierten Emotion und einer Veranderung der interpersonellen Beziehungseinstellung im psychosozialen System gefunden hat Affektverflachung Mangelnde Bandbreite von Emotionen in Wahrnehmung Erleben und Ausdruck Die Verarmung der Gemutserregungen Affekte aussert sich in einer verminderten Fahigkeit emotional mitzumachen Die Betroffenen reagieren gemutsmassig nur eingeschrankt auf normalerweise bewegende Ereignisse erscheinen durch Erfreuliches wie Unerfreuliches wenig beruhrt Die normale Schwingungsfahigkeit zwischen verschiedenen affektiven Zustanden Freude Neugier Trauer Wut Stolz geht verloren Psychoanalyse BearbeitenIm Sprachgebrauch der klassischen Psychoanalyse hat ein Trieb eine Affekt und eine Vorstellungsdimension Durch ein Trauma oder einen unertraglichen inneren Konflikt kann die Vorstellung durch Verdrangung oder andere Abwehrmechanismen unbewusst werden und dadurch den Ursachenzusammenhang unkenntlich machen Der Affekt kann aber nicht verdrangt werden sondern besteht als Affektbetrag quasi herrenlos weiter 15 und kann dann in Form korperlicher Symptome Konversion im Bereich des Ausdrucks Ausdruckskrankheiten oder in besonderem Verhalten z B Zwangsneurose seine Entlastung finden primarer Krankheitsgewinn In diesem Zusammenhang ist der Begriff Affektisolierung von Bedeutung Es handelt sich dabei ebenfalls um einen Abwehrmechanismus der darauf ausgeht Gefuhl und Erlebnis voneinander zu losen arbeitet im Widerstreit mit der wichtigen Funktion des Ichs die als Aufgabe hat das Chaos alles Erlebten zu einer Einheit zusammenzufassen 16 Das Phanomen besteht darin dass der Ausdruck der Emotion minimiert ist Idiom Poker Face der Affekt aber in meist verheimlichten Fantasie und Verhaltensexzessen oder einer besonderen Tat seine Abfuhr sucht Rainer Krause ein Psychologe und Psychoanalytiker leitet die am Gesichtsausdruck beobachtbaren Affekte aus einem hierarchischen Organisationsschema der Triebe ab Affekte sind seiner Meinung nach die psychischen Reprasentanzen von hierarchisch geordneten zielorientierten Motivationssystemen die uber korperinnere Signale und Reize aus der Aussenwelt aktiviert werden 17 Hierbei orientiert er sich an der Objektbeziehungstheorie von Otto F Kernberg in der Libido und Aggression als ein hierarchisch ubergeordnetes Motivationssystem verstanden werden Die Affekte bilden eine Bruckenfunktion zwischen der Organisation der Triebe und den biologisch gegebenen Instinkten Krause 1998 18 19 20 unterscheidet die Begriffe Affekt Gefuhl Empathie danach welche der folgenden Komponenten beziehungsweise Module beteiligt sind Beim Affekt sei das limbische System beteiligt ohne hohere kognitive Funktionen 18 Beim Gefuhl kame die bewusste Wahrnehmung hinzu Erst bei der Empathie ware die sprachliche Benennung sowie die Zuordnung zu einem Objekt oder zum Selbst moglich 18 Das Affektsystem Krause 1998 1 Expressive Komponente Affekt Gefuhl Empathie2 Physiologische Komponente3 Motivationale Komponente4 Wahrnehmung Bewusstes Erleben des Affektes5 Sprachliche Benennung des Erlebens6 bewusste Wahrnehmung des Affektes als inneres Bild und als spezielle situative Bedeutung der Welt und der ObjektePsychoanalytische Forscher sehen den Affekt hauptsachlich in seiner kommunikativen Funktion und zwar in den unterschiedlichen psychoanalytischen Theorien folgendermassen In der Objektbeziehungstheorie gelten Affekte als Bindeglied der Beziehung In einer Person zeigen sich die vergangenen Beziehungserfahrungen als Erinnerungsspuren zwischen sich selbst und dem Objekt also einer wichtigen Bezugsperson Nach dieser Anschauung spielt sich eine Beziehung also zwischen einer Selbstreprasentanz der Vorstellung von der eigenen Person oder des eigenen Selbst und einer Objektreprasentanz der Vorstellung von einer vertrauten Person ab Der Affekt gilt als Bindeglied zwischen den Reprasentanzen das von der Sauglingszeit an eine Beziehung motiviert und regelt In der Selbstpsychologie gelten fruhe Prozesse der Regulation zwischen Kind und Bezugsperson als entscheidende Faktoren fur die Selbstentwicklung Hierbei hat der affektive Austausch zwischen Kind und Bezugsperson grosse Auswirkungen auf die Selbstentwicklung Dabei kann das Kind durch den affektiven Austausch mit seiner Mutter beruhigt werden wobei der Affektausdruck als Trager der Kommunikation zu betrachten ist Martin Dornes zufolge ist zu sagen dass die Mutter und das Kleinkind ein affektives Kommunikationssystem bilden wobei das Kind allmahlich erlernt seine Affekte selber zu regulieren 21 17 22 In dem von J Merten und Rainer Krause entwickelten psychometrischen Instrument Differentielle Affekt Skala D A S werden folgende zehn basale Emotionsdimensionen zugrunde gelegt Interesse Freude Uberraschung Trauer Wut Ekel Verachtung Angst Scham Schuld 23 vgl 8 Basisemotionen im Artikel Emotionstheorien und s o Paul Ekman Ein Affekt allein klingt bald ab mit zunehmender Ausgeglichenheit sofern er nicht auf gegensatzliche Krafte trifft Diese konnen von gleichzeitig auftretenden Affekten mit kontrarer Tendenz herruhren oder von der Umwelt mit der sich die Person in einem Austausch befindet Die Vehemenz eines solchen Konfliktes drangt das System zu einer Ausbalancierung Dabei werden vorzugsweise gewohnheitsmassige Strategien benutzt und zwar sowohl von der Person als auch von ihrer Umwelt Die Person kann dabei eine Typisierung durch andere erfahren z B Geizhals Angsthase Angeber Hypochonder Gonner Held Hysteriker Choleriker usw Ein Affekt kann sowohl von einem Reiz abhangig oder Ursache z B einer Tat einer oder auch eines anderen Affektes sein Beispielsweise kann der o g Affekt Interesse Ursache fur den Affekt Scham oder Schuld sein Ein Affekt kann nicht vollstandig unbewusst sein Er ist mindestens als positive oder negative erregende Veranderung des subjektiven Befindens sowohl in seiner korperlichen vegetativen Dimension als auch in seiner Ausdrucksdimension fur andere wahrnehmbar Aber die Interpretation eines Affektes siehe auch Mentalisierung 24 die gleichzeitig mit dem Affekt oder sogar vorher oder unmittelbar danach oder sukzessive zum Zuge kommt kann unbewusst oder wenig entwickelt sein Alexithymie 25 Deshalb kann es vorkommen dass jemand beispielsweise seinen Neid durch Gebarde Rot oder Blasswerden und den Kontext fur andere erkennbar macht ohne dass ihm selbst Neid bereits bewusst ist oder uberhaupt je bewusst wird Auch kann es sein dass jemand vor einer Bedrohung davon rennt und seine Angst erst spater bewusst erlebt Rechtliche Bezuge Bearbeiten Hauptartikel Affekttat Affekte werden im Rechtsverkehr gewurdigt wenn die handelnde Person durch sie in ihrer Geschafts Delikts oder Schuldfahigkeit beeintrachtigt ist oder zu einer strafbaren Handlung motiviert wird Grundsatzlich schliesst das Vorhandensein von Affekten die Fahigkeit zur Teilnahme am Rechtsverkehr nicht aus Im deutschen Strafrecht ist der Affekt auf mehreren Ebenen der Deliktsprufung relevant Bereits auf der Ebene der Schuldfahigkeit die Fahigkeit Recht und Unrecht einzusehen und seine Handlungen danach zu steuern kann die Schuld ausgeschlossen werden jedoch erst dann wenn der Affekt die Qualitat einer tiefgreifenden Bewusstseinsstorung erreicht In diesem Fall ist der Affekt nicht der Rechtsgrund fur den Schuldausschluss selbst sondern lediglich seine Ursache Man schliesst also die Schuld wegen der Bewusstseinsstorung und nicht wegen des Affekts aus Vgl 20 des Strafgesetzbuches Deutschlands StGB Auf der Ebene der Schuldausschliessung sind Mankos bei Notwehrhandlungen zu berucksichtigen Werden die Grenzen der Notwehr lediglich im Mass uberschritten sog intensiver Notwehrexzess also etwa vier Abwehrschlage statt der ausreichenden drei so ist ein Schuldausschliessungsgrund gegeben wenn der Exzess durch asthenischen Affekt namentlich Verwirrung Furcht oder Schrecken verursacht wurde 33 StGB Die Exzesshandlung selbst ist aber rechtswidrig und ihrerseits legal abwehrbar Auch begunstigt ein solcher Schuldausschliessungsgrund nur den Affektierten und nicht weitere Tatbeteiligte Diese haften voll Werden die Grenzen der Notwehr hingegen zeitlich uberschritten also eine zur Verteidigung ihrer Art nach nicht erforderliche Abwehr vorgenommen liegt ein so genannter extensiver Notwehrexzess vor der nach herrschender Meinung zur vollen Bestrafung fuhrt da in einem solchen Fall bereits die Voraussetzungen einer Notwehr im Sinne von 32 StGB nicht gegeben sind Beispiel fluchtenden Beleidiger schlagen Auf der Ebene von Strafzumessungs regeln werden vereinzelt sthenische Affekte wie Zorn s o Wilhelm Wundt berucksichtigt Wird beispielsweise der Tater ohne eigene Schuld durch eine ihm oder einem Angehorigen zugefugte Misshandlung oder schwere Beleidigung von dem getoteten Menschen zum Zorn gereizt und hierdurch auf der Stelle zur Tat hingerissen so fuhrt das beim Totschlag zu einem minderschweren Fall des Totschlags im Sinne von 213 StGB Dies bewirkt eine Milderung gegenuber einem Totschlag im Sinne von 212 Abs 1 StGB namlich eine Verschiebung des Strafrahmens auf Freiheitsstrafe von einem Jahr bis zu zehn Jahren statt Freiheitsstrafe nicht unter funf Jahren Siehe auch BearbeitenAffektive Storung Affektregulation Impulsivitat Affektpoetik Affektenlehre der MusikLiteratur BearbeitenRainer Krause Sprache und Affekt Das Stottern und seine Behandlung Kohlhammer Stuttgart Berlin Koln Mainz 1981 ISBN 3 17 005267 5 Rainer Krause Psychodynamik der Emotionsstorungen In Klaus R Scherer Hrsg Enzyklopadie der Psychologie Enzyklopadie der Psychologie Themenbereich C Theorie und Forschung Ser 4 Motivation und Emotion Band 3 Hogrefe Gottingen 1990 ISBN 3 8017 0520 X S 630 705 Rainer Krause Die Modulare Struktur des Emotionssystems Universitats und Landesbibliothek Saarbrucken 2003 researchgate net PDF 176 kB abgerufen am 28 Februar 2018 Jenny Kaiser Die Rolle der Affekte in der neueren analytischen Entwicklungspsychologie In Annette Streeck Fischer Hrsg Die fruhe Entwicklung Psychodynamische Entwicklungspsychologien von Freud bis heute Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2018 ISBN 978 3 525 45138 0 S 208 232 Leon Wurmser Die Maske der Scham Die Psychoanalyse von Schamaffekten und Schamkonflikten 7 Auflage Westarp Verlagsservicegesellschaft Hohenwarsleben 2017 ISBN 978 3 86617 142 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Affekt Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Leon Wurmser uber den Affekt der Scham Urscham und tragischer Teufelskreis auf YouTubeEinzelnachweise Bearbeiten OrganisationsEntwicklung Zeitschrift fur Unternehmensentwicklung und Change Management PDF abgerufen am 4 Juli 2022 a b Affekt In Lexikon der Psychologie Verlag Spektrum der Wissenschaft abgerufen am 7 Juli 2022 a b c Friedrich Kirchner 1907 Worterbuch der philosophischen Grundbegriffe 2012 ISBN 978 3 8496 1763 9 Siehe Eintrage zu Pathos und Affekt Rainer Krause u a Anwendung der Affektforschung auf die psychoanalytisch psychotherapeutische Praxis In Forum der Psychoanalyse 8 1992 S 238 253 academia edu Wahrig Herkunftsworterbuch Affekt auf wissen de Stephan Blancard s arzneiwissenschaftliches Worterbuch Erster Band Georg Philipp Wucherer Wien 1788 S 45 46 Malte Hossenfelder Stoa Epikureismus und Skepsis Beck Munchen 1985 ISBN 3 520 42401 0 Charles Darwin The Expression of Emotions in Man and Animals D Appleton amp Company New York 1899 S 56 120 124 388 411 415 darwin online org uk Wilhelm Wundt Grundriss der Psychologie 15 Auflage Leipzig 1922 S 208 219 books google de Eugen Bleuler Affektivitat 1916 In Lehrbuch der Psychiatrie bearbeitet von Manfred Bleuler 12 Auflage Springer Verlag 1972 S 60f 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