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Das Strafrecht bezeichnet in der deutschen Rechtsordnung das Rechtsgebiet das bestimmte menschliche Rechtshandlungen aktives Tun Dulden Unterlassen bei bestehender Rechtspflicht als von der Norm abweichendes Verhalten unter staatliche Strafe stellt Das Strafrecht ist ein Teil des offentlichen Rechts der sich im Lauf der Geschichte hinsichtlich seiner Methode und der ihm zugerechneten Rechtsnormen verselbstandigt hat Fur rechtswidrig und schuldhaft begangene Taten sieht das Strafrecht Sanktionen vor die uber die Geldstrafe zur Freiheitsstrafe reichen Fehlt trotz Erfullung des Unrechtstatbestandes die Schuld sieht das Gericht zwar von der Strafe ab kann aber eine Massregel der Besserung und Sicherung verhangen Zum Strafrecht gehoren alle Rechtsnormen die die Voraussetzungen fur das materielle Strafrecht insbesondere geregelt im Strafgesetzbuch StGB und das Strafverfahrensrecht insbesondere die Strafprozessordnung StPO regeln Nach diesen Regeln sind Strafen oder Massregeln zu verhangen und zu vollziehen Strafvollzugsrecht Fur jugendliche und heranwachsende Straftater gelten dieselben Regeln hinsichtlich der Voraussetzungen der Strafbarkeit Das Jugendstrafrecht nach dem Jugendgerichtsgesetz sieht aber aus erzieherischen Grunden andere Sanktionen als fur Erwachsene vor Beides tragt den Besonderheiten abweichenden Verhaltens in diesem Alter und der Verantwortung der staatlichen Gemeinschaft fur junge Menschen Rechnung Auch fur Soldaten gelten besondere Regeln auf sie wird das Wehrstrafgesetz angewendet Inhaltsverzeichnis 1 Rechtsquellen 1 1 Materielles Strafrecht 1 2 Formelles Strafrecht 2 Geschichte 3 Ziel und Zweck 4 Zentrale Grundsatze 4 1 Keine Strafe ohne Gesetz 4 2 Verbot der Doppelbestrafung 4 3 Keine Strafe ohne Schuld 4 4 Im Zweifel fur den Angeklagten 5 Materielles Strafrecht 5 1 Grundlegendes 5 1 1 Straftatbestand 5 1 2 Rechtswidrigkeit 5 1 3 Schuld 5 1 4 Rechtsfolge 5 2 Das Strafgesetzbuch StGB 5 2 1 Allgemeiner Teil 5 2 1 1 Rechtsfolgen 5 2 1 1 1 Hauptstrafen 5 2 1 1 2 Nebenstrafe 5 2 1 1 3 Massregeln der Besserung und Sicherung 5 2 1 2 Verjahrung 5 2 2 Besonderer Teil 5 3 Nebenstrafrecht 6 Formelles Strafrecht 6 1 Strafprozessrecht 6 1 1 Die Strafprozessordnung StPO 6 1 1 1 Vollstreckungsverfahren 6 1 1 2 Weitere Regelungen des Strafprozessrechts 6 2 Strafvollzugsrecht 7 Internationale Dimensionen des Strafrechts 7 1 Strafanwendungsrecht 7 2 Volkerstrafrecht und EU Strafrecht 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseRechtsquellen BearbeitenIm Strafrecht lassen sich materielles und formelles Strafrecht unterscheiden Materielles Strafrecht Bearbeiten Hauptartikel Strafgesetzbuch Deutschland und Nebenstrafrecht Munchener Kommentar des StGBDas Strafrecht im engeren Sinn regelt was als strafbar gilt und welche Rechtsfolgen Verstosse gegen Strafnormen haben Es ist im Kern im Strafgesetzbuch StGB geregelt Daneben enthalten eine Vielzahl weiterer Gesetze eigene Straftatbestande zu diesem Nebenstrafrecht gehoren Gesetze wie das Betaubungsmittelgesetz das Waffengesetz oder das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb Das Recht der Ordnungswidrigkeiten gehort zwar zum Strafrecht im weiteren Sinn weil es den Methoden des Strafrechts folgt und im Verfahren ahnlich ist Wer eine Ordnungswidrigkeit begangen hat hat sich damit aber noch nicht strafbar gemacht Ordnungswidrigkeiten werden meist mit Bussgeldern geahndet die durch einen Katalog pauschal festgesetzt sein konnen Die Uberfuhrung von Straftatbestanden in das Ordnungswidrigkeitenrecht dient vielfach der Entkriminalisierung von Massendelikten Formelles Strafrecht Bearbeiten Hauptartikel Strafprozessrecht Deutschland und Strafvollzugsrecht Deutschland Das formelle Strafrecht regelt wie die Durchsetzung des materiellen Strafrechts erfolgt Das Verfahren ist im Strafprozessrecht hauptsachlich in der Strafprozessordnung StPO dem Gerichtsverfassungsgesetz GVG und dem Jugendgerichtsgesetz JGG geregelt Einzelne Regelungen finden sich daruber hinaus im Strafgesetzbuch im Einfuhrungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz im Grundgesetz und in der Europaischen Menschenrechtskonvention Straftaten konnen neben strafrechtlichen Folgen auch zivilrechtliche Anspruche eines Geschadigten nach dem Deliktsrecht begrunden Alternativ zu einer gesonderten Durchsetzung in einem regularen Zivilprozess kommt dafur unter bestimmten Bedingungen eine Durchsetzung im Adhasionsverfahren zusammen mit der Ermittlung der Strafbarkeit im Strafprozess in Betracht Das Strafvollzugsrecht regelt wie freiheitsentziehende Massnahmen umgesetzt werden Fur Erwachsene regelt das Strafvollzugsgesetz StVollzG auf Bundesebene wie die konkret ausgeurteilte Freiheitsstrafe oder Massregel praktisch umgesetzt wird z B Bildungsmoglichkeiten wahrend der Haft oder den offenen und geschlossener Vollzug ferner sind auch einzelne Regelungen zum Vollzug der Untersuchungshaft enthalten Den Vollzug der Untersuchungshaft und der Jugendstrafvollzug ist durch eigene Gesetze auf Landerebene geregelt Geschichte Bearbeiten Anselm von Feuerbach Schopfer des Strafgesetzbuches fur das Konigreich Bayern von 1813Das heute in Deutschland geltende Strafrecht geht weitgehend auf das 19 Jahrhundert zuruck Zwar galt die Peinliche Halsgerichtsordnung Karls V seit 1532 als subsidiares Recht im Heiligen Romischen Reich den weitaus grosseren Einfluss auf die Entwicklung zum heutigen Strafrecht hatte jedoch Feuerbachs Strafgesetzbuch fur das Konigreich Bayern von 1813 Wesentlich durch dieses beeinflusst entstand ab 1826 das Strafgesetzbuch fur die Preussischen Staaten das 1851 in Kraft trat und Grundlage fur das Strafgesetzbuch des Norddeutschen Bundes 1869 war Letzteres wurde mit wenigen Anderungen 1871 zum Reichsstrafgesetzbuch erweitert das mit Anderungen bis heute als Strafgesetzbuch fortgilt 1 Ziel und Zweck BearbeitenDer Zweck des Strafrechts ist seit langem umstritten die Diskussion daruber schwankt zwischen unterdruckenden oder vergeltenden repressiven und vorbeugenden also praventiven Ansatzen in Bezug auf die Wirkung von Strafnormen Einig ist man sich aber daruber dass das Strafrecht Menschen davon abhalten soll die Rechtsguter von anderen oder der Allgemeinheit zu verletzen die von einem Strafgesetz geschutzt werden Strafrecht knupft an die Verletzung von geschutzten Rechtsgutern an Dabei sollte der gesetzgeberische Einsatz von Strafrecht wegen des verfassungsrechtlichen Verhaltnismassigkeitsprinzips immer nur ultima ratio letztes Mittel sein Das heisst dass die Verletzung von Rechtsgutern nur dann mit Strafe bedroht werden sollte wenn Sanktionsmoglichkeiten des Zivil und Verwaltungsrechts nicht mehr ausreichen um einen wirksamen Rechtsguterschutz herbeizufuhren Deshalb hat das Strafrecht immer nur fragmentarischen Charakter Es erfasst nicht luckenlos jedes moralisch verwerfbare Verhalten oder gar die Gesamtheit sozialer und gesellschaftlicher Verflechtungen sondern stellt lediglich einzelne vom Gesetzgeber als besonders sozialschadlich erachtete Verhaltensweisen unter Strafe Hauptziel des Strafrechts ist nach heute herrschender Ansicht nicht Gerechtigkeit in der Rechtsgesellschaft herbeizufuhren sondern den Rechtsfrieden aufrechtzuerhalten Dazu wirkt es sowohl praventiv als auch repressiv auf Tater und Gesellschaft ein Um die Reduzierung des Opfers auf ein reines Objekt des Strafrechts zu vermeiden sieht das Verfahrensrecht eine Beteiligung als Nebenklager bei hochstpersonlichen Rechtsgutern vor z B bei Korperverletzungsdelikten und Vergewaltigung Als Rechtsfolge ist der Tater Opfer Ausgleich bekannt Zentrale Grundsatze BearbeitenKeine Strafe ohne Gesetz Bearbeiten Hauptartikel Nulla poena sine lege Das materielle Strafrecht wird vom Grundsatz Keine Strafe ohne Gesetz nulla poena sine lege gepragt mit ihm beginnt in 1 das Strafgesetzbuch und er geniesst Verfassungsrang vgl im gleichlautenden Art 103 Abs 2 des Grundgesetzes Einzelauspragungen des Grundsatzes sind das Bestimmtheitsgebot nach welchem der Wortlaut des Gesetzes hinreichend genau bestimmt sein und das Ruckwirkungsverbot nach welchem die Strafbarkeitsvorschrift zur Tatzeit als Gesetz Gultigkeit gehabt haben muss Weiter auch das Analogieverbot nach welchem das Heranziehen von Analogien zum Nachteil des Beschuldigten verboten sind Gultigkeit hat auch das Verbot von Gewohnheitsrecht nach welchem die Richter gehindert sind Gewohnheitsrecht zur Strafbegrundung anzuwenden Verbot der Doppelbestrafung Bearbeiten Hauptartikel Ne bis in idem Der Grundsatz Ne bis in idem deutsch nicht zweimal in derselben Sache hat durch die Stellung in Art 103 Abs 3 Grundgesetz ebenfalls Verfassungsrang Fur den Bereich des Strafrechts gilt demnach dass eine angeklagte prozessuale Tat durch ein rechtskraftiges Urteil grundsatzlich endgultig rechtlich bewertet ist Der Tatvorwurf das heisst der der Anklage zugrundeliegende Sachverhalt ist damit fur weitere Prozesse nicht mehr verwertbar es liegt insofern ein Strafklageverbrauch vor So kann ein Tater der rechtskraftig wegen eines Totschlags verurteilt wurde nicht nach Abschluss des Verfahrens noch einmal wegen Mordes an derselben Person verurteilt werden wenn die Mordmerkmale spater erst festgestellt werden Der Grundsatz gilt allerdings immer nur in Bezug auf eine konkrete Tat Er bedeutet nicht dass beispielsweise ein Bankrauber nicht verurteilt werden kann wenn er dieselbe Bank spater ein weiteres Mal uberfallt oder dass ein wegen einer Tat unschuldig Verurteilter einen Freischuss bekommt die Tat dann nachtraglich zu begehen Dies ware dann eine andere Tat nicht die fur die er verurteilt wurde Im Ordnungswidrigkeitenrecht ist der Abschluss eines Bussgeldverfahrens ein Verfolgungshindernis fur ein erneutes Verfahren fur dieselbe Tat Keine Strafe ohne Schuld Bearbeiten Hauptartikel Nulla poena sine culpa Im Zweifel fur den Angeklagten Bearbeiten Hauptartikel In dubio pro reo und WahlfeststellungMaterielles Strafrecht BearbeitenGrundlegendes Bearbeiten Wie das materielle Strafrecht anzuwenden ist ergibt sich insbesondere aus den Regelungen des Allgemeinen Teils des Strafgesetzbuchs Straftatbestand Bearbeiten Im Tatbestand als Bestandsaufnahme einer Tat werden die Kriterien Tatbestandsmerkmale der Strafnorm mit dem Geschehen abgeglichen um feststellen zu konnen ob uberhaupt ein strafbares Verhalten vorliegt Liegen alle gesetzlichen Merkmale der Strafnorm vor ist der Tatbestand erfullt Bei den Tatbestandsmerkmalen konnen objektive von subjektiven unterschieden werden Objektive Tatbestandsmerkmale beschreiben die fur die Aussenwelt wahrnehmbaren Erscheinungsformen der Tatbestandsverwirklichung also die Umstande die das aussere Erscheinungsbild der Tat bestimmen so z B das Tatobjekt z B die fremde bewegliche Sache beim Diebstahl und daneben auch Kausalitat und objektive Zurechenbarkeit Unterschiede der fur die Tat relevanten Tatbestandsmerkmale ergeben sich dabei einmal aus den einzelnen Strafnormen z B Wegnahme beim Diebstahl oder Heimtucke beim Mord und daneben auch aus den verschiedenen Deliktstypen So ist neben dem Tun als Begehungsdelikt auch das Nicht Tun als Unterlassungsdelikt gleichermassen strafbar sofern eine Pflicht zum Handeln besteht Erfolgsdelikte setzen im Gegensatz zu den Gefahrdungsdelikten voraus dass eine Folge der sogenannte Erfolg eingetreten ist z B Tod bei den Totungsdelikten Subjektive Tatbestandsmerkmale beschreiben innere Merkmale welche beim Tater vorliegen mussen insbesondere der Vorsatz Bei einzelnen Delikten kommen weitere besondere subjektive Merkmale hinzu wie die Bereicherungsabsicht beim Betrug oder die Zueignungsabsicht beim Diebstahl Siehe auch Handlungslehre Strafrecht und Vorsatz Recht Rechtswidrigkeit Bearbeiten Hauptartikel Rechtswidrigkeit Nur Taten die rechtswidrig sind stellen Unrecht dar und konnen bestraft werden Rechtswidrig ist normalerweise jede Handlung die einen strafrechtlichen Tatbestand erfullt und fur die kein Rechtfertigungsgrund wie zum Beispiel die Notwehr vorliegt Wenn ein Verhalten alle Tatbestandsmerkmale erfullt ist grundsatzlich davon auszugehen dass es rechtswidrig ist Allerdings existieren eine Reihe von Konstellationen in welchen das Verhalten gerechtfertigt werden kann Das ist der Fall wenn ein Tater in Notwehr oder im Notstand handelt Neben dem konnen aber auch bestimmte Rechte der Rechtswidrigkeit des Verhaltens entgegenstehen wie etwa das Festnahmerecht oder das Recht zur Selbsthilfe Auch durch Einverstandnis oder Einwilligung des Betroffenen kann die Rechtswidrigkeit entfallen Schuld Bearbeiten Hauptartikel Schuld Strafrecht Die rechtswidrige Handlung muss dem Tater personlich vorwerfbar sein er muss schuldhaft gehandelt haben um sich strafbar zu machen Nach dem strafrechtlichen Schuldprinzip kann fur eine Tat nur bestraft werden wen Schuld trifft Allgemeine Voraussetzung dafur ist die Schuldfahigkeit Jedoch kann auch der prinzipiell schuldfahige Tater durch Entschuldigungsgrunde entschuldigt werden wenn im individuellen Fall das Verhalten z B wegen einer Gefahrenlage oder auch wegen eines nicht vermeidbaren Irrtums nicht vorwerfbar ist Rechtsfolge Bearbeiten Wenn die drei Bedingungen Tatbestandsmassigkeit Rechtswidrigkeit Schuld erfullt sind kann als Rechtsfolge eine Strafe ausgesprochen werden Fur Tater die beispielsweise wegen einer psychischen Erkrankung schuldunfahig sind kommen stattdessen nur Massregeln der Besserung und Sicherung in Betracht Das Strafgesetzbuch StGB Bearbeiten Hauptartikel Strafgesetzbuch Deutschland Das Strafgesetzbuch besteht aus einem Allgemeinen und einem Besonderen Teil welche sich in einzelne Abschnitte untergliedern Allgemeiner Teil Bearbeiten Hauptartikel Liste der Abschnitte des Allgemeinen Teils des Strafgesetzbuchs Der Allgemeine Teil 1 bis 79b StGB umfasst funf Abschnitte und normiert Regeln die grundsatzlich fur alle Delikte gelten beispielsweise Rechtfertigungsgrunde Versuch Verjahrung und Beteiligungsformen Gesetzgebungstechnisch ist das StGB hierbei mittels der Klammertechnik strukturiert Der Allgemeine Teil gilt ublicherweise auch fur die Straftatbestande des Nebenstrafrechts sofern die jeweiligen Nebengesetze nicht ausdrucklich hiervon abweichende Vorschriften enthalten Rechtsfolgen Bearbeiten Hauptartikel Strafe und Massregel der Besserung und Sicherung Ziel und Zweck der Strafe bzw des Strafrechts spielen eine wichtige Rolle bei der Auswahl der Rechtsfolgen und insbesondere ihrer Hohe Strafzumessung siehe 46 StGB Das Strafrecht Deutschlands stellt hinsichtlich der Strafbarkeit dem Ob die Tat in den Vordergrund fur die Rechtsfolge das Wie sind neben anderen Gesichtspunkten auch die Taterpersonlichkeit und die Auswirkungen auf die Gesellschaft zu berucksichtigen siehe 46 und 62 StGB Das Strafrecht Deutschlands kennt grundsatzlich zwei Arten von Rechtsfolgen Zweispurigkeit Die von einer Schuld abhangigen Haupt und Nebenstrafen und die schuldunabhangigen Massregeln 2 Es gibt allerdings einige strafrechtliche Rechtsfolgen bei denen eine Zuordnung zu diesen beiden Kategorien nicht ganz eindeutig ist zum Beispiel Unbrauchbarmachung Verfall und Einziehung 2 Daher ist es sinnvoll die weiteren Rechtsfolgen Nebenstrafen und Nebenfolgen gemeinsam zu behandeln Als dritte Spur werden teilweise der Tater Opfer Ausgleich 46a StGB und die Hilfe zur Aufklarung oder Verhinderung von schweren Straftaten 46b StGB bezeichnet 3 Hauptstrafen Bearbeiten Hauptartikel Geldstrafe Deutschland Freiheitsstrafe Deutschland und Strafzumessung Deutschland Eindeutig strafenden Charakter haben die Hauptstrafen namlich Freiheitsstrafe und Geldstrafe Zur Festsetzung wird im Wege der Strafzumessung zunachst als Strafrahmen die Untergrenze Mindestmass und die Obergrenze Hochstmass fur die Tat en aufgespannt Diese ergeben sich fur jedes strafrechtliche Delikt Raub Diebstahl Meineid usw aus dem Tatbestand der entsprechenden Strafnorm z B ist fur Raub in 249 Abs 1 eine Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahr angedroht Die Auswahl der konkreten Strafe innerhalb des Strafrahmens folgt dann als weiterer Schritt in der Strafzumessung im engeren Sinne Hier werden nach Massgabe von 46 StGB der Umfang des gesamten durch die Tat verwirklichten vorwerfbaren Unrechts 4 5 als auch die Lebensumstande des Taters berucksichtigt Der Inhalt der Freiheitsstrafe besteht darin die Fortbewegungsfreiheit des Gefangenen einzuschranken da gerade dieses Bedurfnis vom Menschen als besonders wesentlich angesehen und eine Einschrankung dementsprechend als schweres Ubel empfunden wird Nach der allgemeinen Regel in 38 StGB darf die Freiheitsstrafe hochstens 15 Jahre betragen Hochstmass da es sich um eine nicht lebenslange also um eine zeitige Freiheitsstrafe handelt Der Sinn der Geldstrafe besteht im zwangsweisen Verzicht auf Konsum Dem liegt die Annahme zugrunde dass dem Konsum in der heutigen Gesellschaft ein hoher Stellenwert beikommt und ein Verzicht dementsprechend seitens des Taters als Ubelszufugung empfunden wird Um eine gerecht strafende Wirkung bei allen Einkommensschichten zu gewahrleisten wird dabei in Deutschland auf das System der Tagessatze zuruckgegriffen welches dem konkreten Einkommensverhaltniss des Taters Rechnung tragt Siehe auch Strafrahmen Nebenstrafe Bearbeiten Hauptartikel Fahrverbot Deutschland Das Fahrverbot steht in 44 StGB im Strafgesetzbuch im Abschnitt Nebenstrafe Massregeln der Besserung und Sicherung Bearbeiten Hauptartikel Massregel der Besserung und Sicherung Unabhangig von der individuellen Schuld des Taters konnen die Massregeln der Besserung und Sicherung angeordnet werden Ein Uberblick der moglichen Massregeln findet sich in 61 StGB Moglich sind danach die freiheitsentziehenden Massregeln Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus oder in einer Entziehungsanstalt sogenannter Massregelvollzug oder die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung sowie die nichtfreiheitsentziehenden Massregeln Fuhrungsaufsicht Entziehung der Fahrerlaubnis oder Berufsverbot Massregeln werden im Gegensatz zur Strafe nicht durch den Schuldgrundsatz begrenzt sondern dienen allein der Pravention 6 Sie finden nach 62 StGB aber zumindest im Grundsatz der Verhaltnismassigkeit eine Grenze Verjahrung Bearbeiten Hauptartikel Verjahrung Deutschland Strafrecht Verfolgungsverjahrung und Vollstreckungsverjahrung Im Strafrecht einschliesslich des Rechts der Ordnungswidrigkeiten unterscheidet man zwischen Verfolgungsverjahrung und Vollstreckungsverjahrung Besonderer Teil Bearbeiten Hauptartikel Liste der Tatbestande des deutschen Strafgesetzbuches Der Besondere Teil des Strafgesetzbuchs normiert das spezifische unter Strafe gestellte Verhalten Diese so genannten Delikte oder Straftatbestande stehen im zweiten Teil des Strafgesetzbuchs 80 ff StGB sowie in einzelnen Normen in anderen themenspezifischen Gesetzen dem so genannten Nebenstrafrecht Die einzelnen Straftatbestande sind in 30 Abschnitte untergliedert welche die einzelnen Delikte in Kategorien wie etwa Straftaten gegen das Leben Insolvenzstraftaten oder Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung auffuhren Die Abschnitte lassen sich auch in ubergeordneten Deliktsgruppen wie Vermogensdelikten oder Ehrdelikten erfassen Nebenstrafrecht Bearbeiten Hauptartikel Nebenstrafrecht Zum Nebenstrafrecht werden alle Strafnormen gerechnet die nicht im Strafgesetzbuch Kernstrafrecht sondern in anderen Rechtsnormen Gesetze aber auch strafbewehrte Rechtsverordnungen enthalten sind Dabei handelt es sich zum einen um spezielle Rechtsgebiete die an sich keine Verbindung zum Strafrecht haben und nur einzelne strafrechtliche Tatbestande beinhalten welche im direkten Zusammenhang mit der Materie stehen So ist z B der Betrieb einer Apotheke ohne Erlaubnis oder Genehmigung nach 23 Apothekengesetz strafbar Zum anderen existieren Nebengesetze die eine besondere Annexmaterie des Strafrechts behandeln wie etwa das Gewaltschutzgesetz welches den Schutz vor Gewalt im privaten und hauslichen Umfeld bezweckt Formelles Strafrecht BearbeitenStrafprozessrecht Bearbeiten Hauptartikel Strafprozessrecht Deutschland Das Strafprozessrecht regelt das Verfahren fur die Durchsetzung des materiellen Strafrechts Die Strafprozessordnung StPO Bearbeiten Hauptartikel Strafprozessordnung Deutschland Vollstreckungsverfahren Bearbeiten Hauptartikel Strafvollstreckungsrecht Deutschland Weitere Regelungen des Strafprozessrechts Bearbeiten Einzelne Regelungen finden sich daruber hinaus im Strafgesetzbuch z B 77 ff StGB im Einfuhrungsgesetz zum Gerichtsverfassungsgesetz z B 23 ff EGGVG im Grundgesetz z B Art 103 f GG und in der Europaischen Menschenrechtskonvention insbesondere Art 6 ERMK Strafvollzugsrecht Bearbeiten Das Strafvollzugsrecht regelt wie freiheitsentziehende Massnahmen umgesetzt werden Das Strafvollzugsgesetz regelt fur Erwachsene als Bundesgesetz wie die konkret ausgeurteilte Freiheitsstrafe oder freiheitsentziehende Massregel praktisch umgesetzt wird z B Bildungsmoglichkeiten wahrend der Haft oder den offenen und geschlossenen Vollzug ferner sind auch Regelungen zum Vollzug der Untersuchungshaft enthalten Den Vollzug der Untersuchungshaft und der Jugendstrafvollzug ist durch eigene Gesetze auf Landerebene geregelt Internationale Dimensionen des Strafrechts Bearbeiten Hauptartikel Strafanwendungsrecht Deutschland Strafrecht Europaische Union und Volkerstrafrecht Taten die im Ausland begangen wurden unterfallen nur ausnahmsweise dem deutschen Strafrecht Schutzprinzip Weltrechtsprinzip Verbrechen gegen das Volkerrecht sind seit 2002 im Volkerstrafgesetzbuch geregelt Strafanwendungsrecht Bearbeiten Das deutsche Strafrecht gilt grundsatzlich nur fur Inlandstaten 3 StGB es folgt damit dem sogenannten Territorialprinzip oder Gebietsgrundsatz 7 Auf die Staatsangehorigkeit des Taters oder des Opfers kommt es nicht an Das Territorialitatsprinzip wird durch das sogenannte Flaggenprinzip in 3 StGB auf an Bord die deutsche Flagge fuhrender Schiffe und Luftfahrzeuge begangene Taten erweitert Den Tatort bestimmt 9 StGB dahin gehend dass jeder Ort an dem der Tater gehandelt hat hatte handeln mussen oder an dem der Taterfolg eingetreten ist oder hatte eintreten mussen Tatort ist Ubiquitatsprinzip 8 Auch der Tatort einer Teilnahme ist Tatort Taterfolg kann auch der Eintritt einer objektiven Bedingung der Strafbarkeit oder ein Gefahrdungserfolg sein 9 Bedeutung erlangt das Ubiquitatsprinzip insbesondere bei Internetdelikten 10 5 StGB erweitert den Anwendungsbereich des deutschen Strafrechts fur bestimmte Delikte auf im Ausland begangene Taten wenn sie sich auf inlandische Rechtsguter beziehen zum Beispiel Staatsschutzdelikte Schutzprinzip 11 Noch weiter geht 6 StGB der nach dem sogenannten Weltrechtsgrundsatz bestimmte Auslandstaten grundsatzlich unter Strafe stellt zum Beispiel schweren Menschenhandel oder Geldfalschung 12 Schliesslich gilt nach 7 StGB das deutsche Strafrecht bei allen Taten die im Ausland gegen einen Deutschen passives Personalitatsprinzip Abs 1 oder von einem Deutschen aktives Personalitatsprinzip Abs 2 begangen werden wenn die Tat auch am Tatort unter Strafe steht Der Anwendungsbereich des deutschen Strafrechts ist daruber hinaus durch spezielle Gesetze zur Umsetzung internationaler Vertrage auf bestimmte internationale Amtstrager erweitert 13 Volkerstrafrecht und EU Strafrecht Bearbeiten Deutschland ist Unterzeichnerstaat des Statuts von Rom und hat seine Verpflichtungen aus diesem volkerstrafrechtlichen Vertrag durch die Schaffung des Volkerstrafgesetzbuchs erfullt Danach konnen die Delikte des Volkerstrafrechts wie Volkermord Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen sowohl vor deutschen Gerichten als auch vor dem Internationalen Strafgerichtshof zur Anklage gebracht werden letzteres jedoch nur wenn Deutschland nicht fahig ist die Strafverfolgung selbst zu betreiben so genannte Komplementaritat 14 Des Weiteren setzt das Strafgesetzbuch eine Reihe weiterer volkerrechtlicher Vertrage auf dem Gebiet des Strafrechts um Schliesslich hat auch das Strafrecht der Europaischen Union durch EU Richtlinien und Rahmenbeschlusse massgeblichen Einfluss auf das deutsche Strafrecht ausgeubt so zum Beispiel bei den Delikten betreffend Korruption und Menschenhandel Das deutsche Strafrecht ist vor diesem Hintergrund europarechtskonform und im Einklang mit der Europaischen Menschenrechtskonvention auszulegen 14 Literatur BearbeitenGeschichte Eberhard Schmidt Einfuhrung in die Geschichte der deutschen Strafrechtspflege 3 Auflage 1965 Werner Schubert Die Quellen zum Strafgesetzbuch von 1870 71 In Goltdammer s Archiv fur Strafrecht 1982 S 191 218 Zeitschriften Goltdammer s Archiv fur Strafrecht ISSN 0017 1956 Neue Zeitschrift fur Strafrecht ISSN 0720 1753 Der Strafverteidiger ISSN 0720 1605 Zeitschrift fur die gesamte Strafrechtswissenschaft ISSN 0084 5310 HRRS ISSN 1865 6277 Onlinezeitschrift fur hochstrichterliche Rechtsprechung zum Strafrecht Entscheidungen des Bundesgerichtshofs des EGMR und weiterer Gerichte deutsches Recht Monatsschrift fur Kriminologie und Strafrechtsreform ISSN 0026 9301 Neue Kriminalpolitik ISSN 0934 9200Weblinks Bearbeiten Commons Strafrecht Deutschland Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Joecks StGB Einl C Historische Entwicklung In Munchener Kommentar zum Strafgesetzbuch 2 Auflage Bd 1 Munchen 2011 Einleitung Rn 77 Thomas Vormbaum Einfuhrung in die moderne Strafrechtsgeschichte 2 Auflage Berlin Heidelberg 2011 S 78 ff a b Karl Lackner in Lackner Kuhl StGB 28 Auflage 2014 Vorbemerkung zum 3 Abschnitt Rechtsfolgen der Tat Vor 44 ff Rn 1 Bernd von Heintschel Heinegg in Beck scher Online Kommentar StGB Hrsg von Heintschel Heinegg BeckOK StGB Stand 10 November 2014 Edition 25 38 Rn 1 Karl Lackner in Lackner Kuhl StGB 28 Auflage 2014 46 Rn 23 das abstufbare gesamte verschuldete Unrecht Bernd von Heintschel Heinegg in Beck scher Online Kommentar StGB Hrsg von Heintschel Heinegg BeckOK StGB Stand 10 November 2014 Edition 25 46 Rn 2 das Mass der Vorwerfbarkeit bei der Verwirklichung des tatbestandsmassigen Unrechts Karl Lackner in Lackner Kuhl StGB 28 Auflage 2014 61 Rn 1 Lackner Kuhl 27 Auflage 3 Rn 1 Lackner Kuhl 27 Auflage 9 Rn 1 Lackner Kuhl 27 Auflage 9 Rn 2 Lackner Kuhl 27 Auflage 3 Rn 5 Lackner Kuhl 27 Auflage 5 Rn 1 3 Lackner Kuhl 27 Auflage 6 Rn 1 Lackner Kuhl 27 Auflage Anh V a b Lackner Kuhl 27 Auflage Vor 1 Rn 18 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Strafrecht Deutschland amp oldid 236097050