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Das Romische Statut des Internationalen Strafgerichtshofs in der Schweiz und Liechtenstein Romer Statut des Internationalen Strafgerichtshofs oft auch nur als Rom Statut bezeichnet ist die vertragliche Grundlage des Internationalen Strafgerichtshofs IStGH mit Sitz in Den Haag Romisches Statut desInternationalen StrafgerichtshofsKurztitel Romisches StatutTitel engl Rome Statute of theInternational Criminal CourtDatum 17 Juli 1998Inkrafttreten 1 Juli 2002Fundstelle Chapter XVIII 10 UNTC engl Text Fundstelle deutsch BGBl 2000 II S 1393BGBl III Nr 180 2002SR 0 312 1Vertragstyp MultinationalRechtsmaterie Volkerstrafrecht Internationale JustizUnterzeichnung 139Ratifikation 124 Stand 11 Juli 2016 Deutschland Ratifikation 11 Dez 2000 Liechtenstein Ratifikation 2 Okt 2001 Osterreich Ratifikation 28 Dez 2000 Schweiz Ratifikation 12 Okt 2001 Bitte beachte den Hinweis zur geltenden Vertragsfassung Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Vertragsstaaten 3 Inhalt 4 Versammlung der Vertragsstaaten und Weiterentwicklung des Statuts 4 1 Versammlung der Vertragsstaaten 4 2 Anderungen des Statuts 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Bemuhungen zur Errichtung eines internationalen Strafgerichtshofs reichen bis in die Zwischenkriegszeit zuruck Nach dem Ersten Weltkrieg und vor dem Hintergrund der Versailler Friedensverhandlungen wollten die Alliierten und mit ihnen verbundete Machte Verfahren gegen einzelne Deutsche fuhren die bei der Kriegfuhrung des Deutschen Reiches eine tragende Rolle gespielt hatten Dieses Vorhaben scheiterte zwar doch in der Folge formierten sich international Volkerstrafrechtler um mit je nach ihrer Herkunft unterschiedlichem Antrieb die Grundung eines internationalen Strafgerichtshofs zu forcieren der Versuch dieser Gruppe scheiterte im Jahre 1937 mit der internationalen Ablehnung einer entsprechenden Initiative des Volkerbundes Charakteristisch fur die fruheren Bemuhungen um einen transnationalen Strafgerichtshof war die Tatsache dass der Schutz staatlicher Strukturen und deren Souveranitat gegenuber ausserstaatlicher Aggression den Vorrang vor dem Schutz des Einzelnen vor dem eigenen Staat hatte In diesem Sinne ging es auch in den Nurnberger Prozessen von 1945 um die Bestrafung der Mitwirkung an Angriffskriegen und um Kriegsverbrechen also um Verbrechen im zwischenstaatlichen Bereich Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurden nur verfolgt wenn sie sich in Zusammenhang mit einem Angriffskrieg oder mit Kriegsverbrechen bringen liessen Vor dem Hintergrund des Kalten Krieges scheiterten Versuche zur Installierung eines Strafgerichtshofes am Widerstand insbesondere der USA und der Sowjetunion nicht zuletzt weil sie furchteten dass eigenes Verhalten Gegenstand eines internationalen Straftribunals werden konnte In den siebziger Jahren dann wurde die Menschenrechtsbewegung zu einem wichtigen Akteur internationaler Beziehungen Es kam zu einem Wiedererstarken der volkerstrafrechtlichen Idee Die Menschenrechtsbewegung lenkte die offentliche Aufmerksamkeit zudem intensiver auf Menschenrechtsverletzungen die jenseits von Kriegen von Regierungen an der eigenen Bevolkerung begangen wurden Die Amnestiepolitik ehemals diktatorisch regierter Staaten wie u a Argentinien Uruguay oder Portugal gegenuber ehemaligen Regierungsvertretern die eine juristische Verfolgung ihrer Verbrechen unmoglich machte sorgte dafur dass sich die Menschenrechtsbewegung seit Ende der achtziger Jahre verstarkt bemuhte innenpolitische Hurden bei der Ahndung von Menschenrechtsverletzungen zu uberwinden Nach dem Ende des Kalten Krieges entdeckten auch Regierungen das Volkerstrafrecht fur sich darunter auch die USA die das Romische Statut dennoch bis heute nicht ratifiziert haben 1 Das Romische Statut geht ausserdem zuruck auf zahlreiche Resolutionen der Generalversammlung der Vereinten Nationen die zu einer Kodifizierung von Prinzipien uber die Bestrafung von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit aufriefen sowie auf verschiedene Vorarbeiten der Volkerrechtskommission Im Juni und Juli 1998 fand in Rom eine Staatenkonferenz statt die das dort ausgearbeitete Statut am 17 Juli 1998 annahm 2 Es konnte sodann bis zum 31 Dezember 2000 unterzeichnet werden eine Moglichkeit von der insgesamt 139 Staaten Gebrauch machten Seitdem war bzw ist noch immer ein Beitritt moglich Nach seinem Art 126 tritt das Statut am ersten Tag des Monats in Kraft der auf den sechzigsten Tag nach Hinterlegung der sechzigsten Ratifikations bzw Beitrittsurkunde beim Generalsekretar der Vereinten Nationen folgt Diese Bedingung war erfullt als am 11 April 2002 zehn Staaten gleichzeitig ihre Ratifikationsurkunden hinterlegten sodass das Statut am 1 Juli 2002 in Kraft treten konnte Vertragsstaaten Bearbeiten nbsp Grun MitgliedstaatenGelb Unterzeichnet aber nicht ratifiziertViolett Ehemalige Mitgliedstaaten ausgetreten Orange Unterzeichnet aber Unterschrift zuruckgezogenRot Weder unterzeichnet noch beigetreten123 Staaten sind dem Rom Statut zum Internationalen Strafgerichtshof IStGH beigetreten Es handelt sich dabei um 34 afrikanische 28 sud zentral und nordamerikanische Staaten 11 asiatische 41 europaische und 8 ozeanische Staaten 31 Staaten unterzeichneten das Statut ratifizierten es aber nicht Von den 5 standigen Mitgliedern des UN Sicherheitsrates ratifizierten die USA Russland und die Volksrepublik China das Statut nicht 3 Die US Regierung unterzeichnete im Jahr 2000 das Statut des IStGH Prasident Bill Clinton argumentierte aber zugleich dass er das Rom Statut nicht ratifizieren wolle solange den USA keine ausreichende Moglichkeit geboten wurde den Internationalen Strafgerichtshof und dessen Funktionsweise uber einen langeren Zeitraum zu uberprufen 4 2002 erklarte die US Regierung die volkerrechtlich unubliche aber zulassige Rucknahme der Unterzeichnung und setzte zudem am 2 August 2002 den American Service Members Protection Act zum Schutz von US Burgern vor dem IStGH in Kraft Israel schloss sich dem Verhalten der USA an und nahm seine Unterzeichnung ebenfalls nachtraglich zuruck Von den 193 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sind damit 121 dem Statut beigetreten die Cookinseln sind kein UN Mitgliedstaat die palastinensischen Autonomiegebiete sind Staat mit Beobachterstatus 31 haben es unterzeichnet aber nicht ratifiziert und 41 haben das Statut nicht unterzeichnet Inhalt BearbeitenDas IStGH Statut legt Funktion und Struktur des Gerichts sowie die Regeln fur seine Rechtsprechung fest das sich mit den schlimmsten Verbrechen von Individuen beschaftigen soll Insbesondere begrundet es eine Gerichtsbarkeit fur die strafrechtliche Verfolgung von Volkermord Verbrechen gegen die Menschlichkeit Kriegsverbrechen sowie das Verbrechen der Aggression Die Zustandigkeit des Gerichtshofes ist weiterhin auf Verbrechen beschrankt die auf dem Territorium eines Vertragsstaates oder durch einen Staatsangehorigen eines Vertragsstaates sowie zeitlich nach Inkrafttreten des Statuts begangen wurden Dies gilt jedoch nur unter der Bedingung dass die zustandige nationale Strafgerichtsbarkeit keine Ermittlungen durchfuhrt oder angemessene Ermittlungen durchgefuhrt hat oder nicht willens oder in der Lage ist eine angemessene Strafverfolgung durchzufuhren Einen Sonderfall stellt eine Uberweisung eines Falls an den IStGH durch den Sicherheitsrat der UN dar In solch einem Fall ist weder das Territorialitatsprinzip noch das Personalitatsprinzip fur die Zustandigkeit des IStGHs notwendig Umstritten zwischen Volkerrechtlern ist ob bei einer Uberweisung des Sicherheitsrates auch die Untatigkeit nationaler Gerichte notwendig ist Das IStGH Statut das der IStGH Richter Hans Peter Kaul als den wichtigsten internationalen Vertrag neben der UNO Charta einstuft 3 legt ausserdem die fur das Gericht geltenden allgemeinen Grundsatze des Strafrechts fest wie Nulla poena sine lege Ruckwirkungsverbot individuelle strafrechtliche Verantwortlichkeit Unerheblichkeit der amtlichen Eigenschaft Versammlung der Vertragsstaaten und Weiterentwicklung des Statuts BearbeitenVersammlung der Vertragsstaaten Bearbeiten Der IStGH wird institutionell von der Versammlung der Vertragsstaaten des Rom Statuts uberwacht Sie trifft sich jahrlich einmal am Sitz des IstGH oder der UN Jeder Vertragsstaat hat einen stimmberechtigten Vertreter Staaten die das Rom Statut oder die Schlussakte unterzeichnet haben konnen als Beobachter an der Versammlung teilnehmen Die Versammlung hat insbesondere die Verwaltungsaufsicht uber das Prasidium den Anklager und den Kanzler des IStGH sie beschliesst das Budget des IStGH und gibt Empfehlungen ab Sie wahlt den Anklager und die 18 Richter des Gerichtshofes Sie ist auch zustandig fur den Erlass der Prozessordnung Die erste Tagung fand im September 2002 in New York statt Die 1 Uberprufungskonferenz des Romischen Statuts tagte vom 31 Mai bis 11 Juni 2010 in Kampala Uganda 5 Die 12 Versammlung vom 20 bis 28 November 2013 in Den Haag 6 stand unter massivem politischen Druck der afrikanischen Vertragsstaaten Sie erzwangen in der Prozessordnung des IStGH eine Ausnahme von der Anwesenheitspflicht des Angeklagten Angeklagte die ausserordentliche offentliche Verpflichtungen auf hochster nationaler Ebene wahrnehmen durfen sich neu durch einen Anwalt vertreten lassen 7 Anderungen des Statuts Bearbeiten Anderungen des Statuts richten sich nach den in den Artikeln 121 und 122 vorgesehenen Verfahren Eine Anderung muss von einem Vertragsstaat wiederum ratifiziert werden damit sie fur ihn in Kraft tritt Zwei Anderungen des Romischen Statuts wurden an der 1 Uberprufungskonferenz in Kampala von den Vertragsstaaten einstimmig angenommen Es handelt sich dabei um die am 10 Juni 2010 angenommenen Anderungen des Artikels 8 und um die am 11 Juni 2010 angenommenen Anderungen in Bezug auf das Verbrechen der Aggression 8 Literatur BearbeitenOtto Triffterer Hrsg Commentary on the Rome Statute of the International Criminal Court Observers Notes Article by Article 2 Auflage C H Beck u a Munchen u a 2008 ISBN 978 3 406 57841 0 Weblinks BearbeitenWebsite des Internationalen Strafgerichtshofes englisch und franzosisch Deutsche Ubersetzung des Romischen Statuts 9 Commentary on the Law of the International Criminal Court Gesetzeskommentar zum IStGH Statut englisch Grafik Ratifizierung Unterzeichnung und Ablehnung des Romischen Statuts Okt 2013 aus Zahlen und Fakten Globalisierung auf bpb de Grafik Der Internationale Strafgerichtshof Aufbau und Arbeitsweise aus Innerstaatliche Konflikte Online Dossier Bundeszentrale fur politische Bildung Hannah Lea Pfeiffer Das Rom Statut in Quellen zur Geschichte der Menschenrechte herausgegeben vom Arbeitskreis Menschenrechte im 20 Jahrhundert Mai 2015 abgerufen am 11 Januar 2017 Einzelnachweise Bearbeiten Hannah Lea Pfeiffer Das Rom Statut In Quellen zur Geschichte der Menschenrechte Arbeitskreis Menschenrechte im 20 Jahrhundert Mai 2015 abgerufen am 11 Januar 2017 Meret Baumann Wie am Stadtrand von Den Haag ein Weltgericht entstand In Neue Zurcher Zeitung Internationale Ausgabe Samstag 30 Juni 2012 Nr 150 S 9 a b B eat A mmann Ein Produkt globaler Offentlichkeit In Neue Zurcher Zeitung Internationale Ausgabe Samstag 30 Juni 2012 Nr 150 S 9 BBC News WORLD Clinton s statement on war crimes court In news bbc co uk 31 Dezember 2000 abgerufen am 28 Februar 2015 Webseite ICC Review Conference of the Rome Statute Memento vom 5 November 2013 im Internet Archive Webseite ICC englisch Twelfth session of the Assembly of States Parties Memento vom 1 Dezember 2013 im Internet Archive Niklaus Nuspliger Konflikt zwischen Kenya und dem ICC NZZ Online 29 November 2013 abgerufen am 30 November 2013 Gesetzentwurf Drucksache 17 10925 vom 15 Oktober 2012 Abgerufen am 21 Februar 2014 Romisches Statut des Internationalen Strafgerichtshofs Abgerufen am 19 Juli 2023 Bitte den Hinweis zu Rechtsthemen beachten Normdaten Werk GND 4579681 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Romisches Statut des Internationalen Strafgerichtshofs amp oldid 236113923