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Als Stimmung bezeichnet man in der Psychologie eine Form des angenehmen oder unangenehmen Fuhlens die den Hintergrund menschlichen Erlebens bildet Die Stimmung hangt neben anderem von der biologischen Gesamtverfassung des Individuums und seiner Befindlichkeit ab Nahe Beziehungen gibt es auch zwischen Antrieb und Stimmung 1 Veraltete Begriffe zur Beschreibung von Stimmungen sind auch Bezeichnungen wie Gemut oder Gemutsbewegung Gemutsverfassung 2 Von Stimmung oder Gemut ist allerdings in der neueren Psychologie kaum noch die Rede Typische Kennzeichen von Stimmungen 3 1 langer anhaltender emotionalen Zustand der im Hintergrund mitschwingt verglichen mit Emotionen von geringerer Intensitat Objektbezug oder Ausloser ist nicht immer zwingend erkennbar kein klares Ende oder Beginn eher diffus immer mit positivem oder negativem Wert behaftetInhaltsverzeichnis 1 Definition 2 In Psychologie und Medizin 3 In der Psychosomatik 4 In der Philosophie 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseDefinition BearbeitenIm Lexikon der Psychologie wird Stimmung wie folgt definiert Langer andauernder Gefuhlszustand an dem die Gefuhlsqualitat und die Veranlagung zur Ausgeglichenheit oder Schwankungen dieser Qualitat unterschieden werden 4 In Meyers Kleinem Lexikon Psychologie 5 werden zwei Begriffe von Stimmung unterschieden Im Gegensatz zum Affekt langer andauernde Gefuhlslage die dem Handeln und v a dem Erleben eine bestimmte Gefuhlstonung beimischt In der Verhaltensforschung Bereitschaft auf Grund der inneren Trieblage ein bestimmtes Verhalten durch entsprechenden Schlusselreiz auslosen zu lassen In Gruppen kann durch St ubertragung diese Handlungsbereitschaft gesteigert werden Stimmungen unterscheiden sich von Gefuhlen Emotionen und Affekten dadurch dass sie als zeitlich langer ausgedehnt erlebt werden Stimmungsstabilitat 5 allerdings auch gewissen situationsbezogenen Schwankungen unterworfen sind 6 7 Bei psychischen Erkrankungen oder Arteriosklerose des Gehirns kann es zu sehr starken unmotivierten Stimmungsschwankungen kommen 5 Stimmungen spielen eine wichtige Rolle in der Motivation 8 Erfahrungen erscheinen als durch Stimmungen eingefarbt Bei truber Stimmung beispielsweise wirkt die Welt grau in grau Sie bezeichnen auch eine korperlich psychische Gesamtverfassung Sie konnen neben ihrem Angenehm oder Unangenehmsein noch zahlreiche verschiedene Qualitaten besitzen beispielsweise 6 7 freudvolle Stimmung optimistische Stimmung melancholische Stimmung bedrohliche Stimmung In Psychologie und Medizin BearbeitenViele Tatigkeiten des menschlichen Lebens konnen bewusst oder unbewusst als Strategien verstanden werden Stimmungen zu verandern vgl Emotionale Intelligenz so auch Daniel Goleman in Emotionale Intelligenz dt 1996 Alles vom Lesen eines Romans oder vom Fernsehen bis zu den Aktivitaten und Freuden fur die wir uns entscheiden kann als ein Bemuhen aufgefasst werden zu erreichen dass wir uns besser fuhlen Stimmungen konnen auch Lernprozesse entscheidend initiieren und beeinflussen Aus diesem Grund sollten Lehrende bei ihren Bemuhungen fur eine angenehme bzw forderliche Stimmung sorgen soweit es in ihrer Macht steht Erfahrene Padagogen wissen wovon die Rede ist 9 Schliesslich ist die Vermittlung von Erfolgserlebnissen durch den Erziehenden oder mithilfe des Lernerfolgs selbst wahrend und nach Lernprozessen ein bedeutender Versuch die Stimmung positiv zu beeinflussen die die Lernprozesse produktiv begleitet und damit optimiert Andererseits konnen Stimmungen wie Angst Trauer und solche die mit der Verarbeitung personlicher Probleme verbunden sind Lernprozesse behindern Wenn sich solche Stimmungen mehren oder wenn diese uberhandnehmen werden Lernprozesse beeintrachtigt Auch die Planung von Interaktionen in sozialen Situationen kann beeintrachtigt sein Interaktionen sind dann sozial unangemessen und von ungunstigen Absichten gesteuert Sie wirken u U deplatziert und unwirksam Unter solchen Gesichtspunkten konnte auch Willenskraft und Ichstarke eine Rolle spielen ein Aspekt der Kontrolle und Planung von Stimmungen im Zusammenhang mit Lebens und Lernplanung 10 Extreme Stimmungsschwankungen wie bei der Bipolaren Storung konnen auf eine psychische Erkrankung hindeuten In der Psychiatrie lassen sich Stimmungen erfolgreich durch Psychotherapie und Psychopharmaka beeinflussen Aber auch korperliche Erkrankungen konnen die Stimmungslage entscheidend beeinflussen so z B die Aussichten auf Heilung oder die Schwere der Erkrankung In der Psychosomatik BearbeitenDas Modell der Stimmung als Grundbegriff der Psychosomatik bezieht sich nach Thure von Uexkull auf das Subjekt schliesst damit psychologische oder physiologische Voraussetzungen in sich ein ist aber von diesen Voraussetzungen nicht einseitig determiniert Damit stelle es sich als dritter Weg neben Psychologie und Physiologie dar Dieses Modell habe sich vor allem als nutzlich erwiesen zum Verstandnis der Bereitstellungskrankheiten Stimmungen tragen wesentlich zur Entwicklung von wichtigen festen oder jeweils situationsbedingt neu festzulegenden Verhaltensweisen bei und somit von psychologisch bedingten und physiologisch wirksamen Einstellungen 8 Thure von Uexkull 1908 2004 hat sich mit der biologischen Seite von Stimmungen befasst Er kam zu der Uberzeugung dass Stimmungen funktionelle Zustande darstellen in denen ein Organismus oder eine Mehrzahl von Organismen auf ein bestimmtes Verhalten abgestimmt eingestimmt oder bereitgestellt ist Er bezog sich dabei auch auf Arbeiten seines Vaters Jakob Johann von Uexkull 1864 1944 Dieser hatte bei Organismen die kein Nervensystem besitzen wie etwa Seeigeln oder bei Verbanden von Lebewesen wie etwa Dohlenschwarmen entsprechende Abstimmungsmechanismen untersucht 8 Auf menschliche Verhaltnisse ubertragen weist Thure von Uexkull anhand verschiedener Fallbeispiele nach dass Stimmungen Vorbedingung sind zur Entwicklung bewusster Handlungsmotive Wo diese energetischen Ablaufe nicht gewahrleistet sind d h wenn wesentliche innere oder aussere Hemmungen entgegenstehen konnen sich Ausdruckskrankheiten oder Bereitstellungskrankheiten entwickeln 8 In der Philosophie BearbeitenEin philosophischer Ansatz zur Interpretation von Stimmungen bzw Gestimmtheit findet sich im Denken des deutschen Philosophen Martin Heidegger unter anderem in dessen Hauptwerk Sein und Zeit 1927 Stimmungen sind wechselhaften Einflussen unterworfen Eine disharmonische Storung der Gefuhlslage bzw der Gestimmtheit wird als Verstimmung bezeichnet Heidegger bezeichnete diese Gestimmtheit auch als Befindlichkeit siehe den Vorspann dieses Artikels 11 Siehe auch BearbeitenBefindlichkeitsskala Emotionalitat Gefuhl als Information Theorie Grundgefuhl Lust RekonvaleszenzEinzelnachweise Bearbeiten a b Christian Muller Hrsg Lexikon der Psychiatrie Gesammelte Abhandlungen der gebrauchlichsten psychopathologischen Begriffe Springer Verlag 1973 ISBN 978 3 642 96154 0 S 389 Bsp Das schlagt mir aufs Gemut vgl den Eintrag aufs Gemuet schlagen in Udos Lexikon fur Redensarten Redewendungen idiomatische Ausdrucke feste Wortverbindungen Pschyrembel klinisches Worterbuch Verlag De Gruyter 267 Auflage 2017 ISBN 978 3 11 049497 6 Stichwort Stimmung online Wilhelm Karl Arnold Hans Jurgen Eysenck Richard Meili Lexikon der Psychologie Herder Verlag Freiburg Basel Wien 1972 3 Bande S 471 Bd 3 a b c Eberle Gerhard Meyers kleines Lexikon Psychologie Bibliogr Inst Mannheim 1986 ISBN 3 411 02652 9 S 368 a b Uwe Henrik Peters Worterbuch der Psychiatrie und medizinischen Psychologie Urban amp Schwarzenberg Munchen 31984 Lexikon Stw Stimmung Seite 538 a b Wilhelm Karl Arnold et al Hrsg Lexikon der Psychologie Bechtermunz Augsburg 1996 ISBN 3 86047 508 8 Spalte 2221 a b c d Thure von Uexkull Grundfragen der psychosomatischen Medizin Rowohlt Taschenbuch Reinbek bei Hamburg 1963 a zu Stw Motivation Seite 195 b zu Stw Biologie Kap V Die Weisheit des Korpers und ihre Grenzen Abs 6 Emotion Stimmung und Bereitstellung Seite 173 f c zu Stw Ubertragung der biologischen Forschungsergebnisse auf menschliche Verhaltnisse Kap V wie vorstehend Abs 10 Fallbeispiele Seite 194 d zu Stw Stimmung als Modell Kap V wie vorstehend Abs 11 Nosolog Unterscheidungen Seite 195 Kap VII Psychosomatik und Modelle der Nachrichtentechnik Seiten 244 267 270 f Annemarie und Reinhard Tausch Erziehungspsychologie Hogrefe Verlag Gottingen D H Rost Handworterbuch Padagogische Psychologie Verlag Beltz PVU Weinheim Siehe Aufmerksamkeitsprozesse Siehe D H Rost Soziales Lernen Georgi Schischkoff Hrsg Philosophisches Worterbuch Alfred Kroner Stuttgart 141982 ISBN 3 520 01321 5 S 669 zu Wb Lemma Stimmung Normdaten Sachbegriff GND 4140941 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Stimmung Psychologie amp oldid 218844909