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Dieser Artikel behandelt den Begriff des Subjekts innerhalb der Psychosomatik Zum Begriff des Subjekts in der Philosophie siehe Subjekt Philosophie Unter Subjekt wird in der Psychosomatik ein Ganzheitlichkeit vermittelnder Grundbegriff verstanden Er will den Facettenreichtum umfassen der sich aus den mit ihm verbundenen begrifflichen Gegensatzpaaren ergibt Es sei hier nur verwiesen auf die Gegensatzpaare von Subjekt und Objekt Subjekt und Umwelt oder auf die gegensatzliche physiomorphe Betrachtungsweise einerseits wie sie der Physiologie und Anatomie zu eigen sind bzw auf die antrophmorphe Betrachtungsweise andererseits wie sie in Philosophie und Anthropologie ublich ist Zum einen kennzeichnet der psychosomatische Begriff des Subjekts den Begriffswandel von der antiken Philosophie zur heutigen Bedeutung Zum anderen verdeutlicht er eine Bedeutungsspannung Extension der Betrachtung und Unterscheidung von Gesundheit und Krankheit die den antiken und den aktuellen Wortgebrauch umfasst 1 Nach allgemeiner Auffassung handelt es sich bei der zeitgenossischen Definition von Subjekt um ein mit Bewusstsein ausgestattetes erkennendes und handelndes Ich 2 bzw um einen geistig und korperlich tatigen Menschen 3 oder um ein eigenstandiges Gebilde mit spontaner Aktivitat 1 Die Wortherkunft des Begriffs Subjekt aus der Philosophie des Altertums belegt allerdings dass der heute eingetretene Bedeutungswandel die ursprungliche Auffassung des Sinnes von hypokeimenon in der griechischen Antike verkurzt was einer zunehmenden Subjektivierung von Sachverhalten geschuldet ist Die umgangssprachliche Bedeutung von Subjekt tragt dieser alteren Wortbedeutung noch am ehesten Rechnung Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Einheit und Unterscheidung von Subjekt und Objekt 3 Spaltung von Subjekt und Objekt in der Krankheit 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDie Wortherkunft aus der griechischen Philosophie liefert zur Frage der Bedeutungsspannung erste Ausgangspunkte zum Thema Gesundheit und Krankheit Zwar stammt der Begriff Subjekt mittelbar aus der lateinischen Sprache stellt aber dort nur eine Ubersetzung aus der griechischen Bedeutung von ὺpokeimenon hypokeimenon dar an die sich der lateinische Begriff Subjekt inhaltlich anlehnt Damit bedeutet Subjekt so viel wie das Daruntergeworfene Eine solche rein formale Ableitung ware jedoch unvollstandig wenn man nicht den vollen Bedeutungsumfang betrachtet den das Wort in der griechischen Sprache annimmt Nach Benseler bedeutet ὺpokeimenon das einer Aussage oder Erorterung Zugrundeliegende dessen Voraussetzung auch so viel wie Ort der Handlung eines Dramas gilt als stoischer Terminus eines Substrats bzw eines Wahrnehmungsobjekts als Gegenstand der Behandlung oder Besprechung vgl auch ὺpo8esis grammatisch als Satzgegenstand 4 Nach Schischkoff hat Aristoteles den Begriff auch im Sinne von Substanz gebraucht die er zu den Kategorien zahlte 2 Bereits die Spannweite der Bedeutung bei dem griechischen Wort ὺpokeimenon lasst also aus heutiger Sicht an ein sog Urwort denken weil es gegensatzliche Bedeutungen in sich schliesst Solche Gegensatze wurden bereits in der lateinischen Rezeption des Begriffes formuliert namlich in der dort ublichen Unterscheidung zwischen Subjekt und Objekt Objekt bedeutet in der lateinischen Sprache das Entgegengeworfene Dem Subjekt wird das Objekt sozusagen entgegengeworfen 1 Es erscheint sowohl aufschlussreich was diese bis heute beibehaltene Unterscheidung in der lateinischen Sprache besagt als auch was die ursprungliche Einheit der Bedeutungen von Subjekt und Objekt zum Ausdruck bringt In der franzosischen Sprache ist die rein begriffliche Unterscheidung bis heute noch immer ambivalent In der Bedeutung etwa von le sujet de conversation Thema der Unterhaltung z B klingt diese Ambivalenz bis heute an weil hier die rein gegenstandliche Bedeutung von Subjekt im Sinne des Entgegengeworfenen bzw des zu Objektivierenden vielfach noch bis heute in paradoxer Weise nachklingt Freud hat diesen Doppelsinn bzw diese Form von Ambivalenz des franzosischen Wortes sujet in einem seiner Beispiele des Witzes beschrieben 5 Einheit und Unterscheidung von Subjekt und Objekt Bearbeiten nbsp Funktionskreis als Regelkreis auf der vegetativen StufeDer Sinn einer Einheit von Subjekt und Objekt ergibt sich nach Thure von Uexkull im Motivationszusammenhang einer Handlung Die Umwelt eines Menschen ist namlich meist nicht eindeutig vorgegeben Ihre Bedeutung wechselt je nach seinen unterschiedlichen Bedurfnissen und inneren Antrieben Ein Stuhl kann beispielsweise im Falle der Gefahr zu einer Verteidigungswaffe werden Objekte stellen jedoch in der Regel Handlungsanweisungen dar Stuhl bedeutet normalerweise sitzen Bett liegen usw Diese urtumliche Beziehung kommt auch bei Patienten zum Ausdruck die an einer Aphasie mit Wortfindungsstorung leiden Sie bezeichnen beispielsweise eine Tasse umschreibend als Trinkding 1 Die Unterscheidung von Subjekt und Objekt wird durch die rein wissenschaftliche und begriffliche Trennung von Innen und Aussenwelt notwendig Sie ist eine rein philosophisch begriffliche oder auch rein physikalische Unterscheidung Der Begriff Molekul etwa stellt eher eine Handlungsanweisung fur einen Physiker dar der alles Subjektive ausklammert 1 Auch wenn die begriffliche Unterscheidung von Subjekt und Objekt rein abstrakt und philosophisch begrundbar erscheint so enthalt doch auch jeder Begriff eine Handlungsanweisung auf die bereits die Begriffsherkunft von greifen hinweist 6 Hier ist an die haufige Kombination von Aphasien mit Lahmungen der Hand auf der Seite der sprachdominanten Hemisphare zu verweisen d h in der Regel auf eine Kombination mit einer Rechtsseitenlahmung der Hand Es handelt sich dann um Hirnschadigungen der linken Fronto Temporo Parietalregion 7 Spaltung von Subjekt und Objekt in der Krankheit Bearbeiten nbsp Wahrscheinliche pathogenetische Wechselbeziehungen bei funktionellen Syndromen d h ohne Beteiligung organischer Integrationsstufen Modell nach Thure von Uexkull Krankheit wird etwa dann bewusst wenn sie sich in Form subjektiver Beeintrachtigungen zeigt Dann werden Klagen laut wie etwa Ich kann nicht schlucken gehen oder horen Oft handelt es sich dann um sogenannte Ausdruckskrankheiten in denen das Ich bestimmten Emotionen unterliegt Im Falle von Bereitstellungskrankheiten werden die Klagen jedoch meist in anderer Form geaussert Sie beziehen sich nicht auf das Ich sondern auf die Organe Es wird dann etwa davon gesprochen mein Herz klopft oder mein Magen druckt oder meine Leber schmerzt Vor Staunen kann uns die Spucke wegbleiben Hier unterliegt der Korper seelischen Emotionen die den Zusammenhang aus den normalen Lebensbezugen spalten Da es sich in beiden Fallen nicht um fassbare korperliche Veranderungen und Lasionen handelt spricht Thure von Uexkull von einer Spaltung des Integrationsraums Das Subjekt oder aber der Korper wird den Einflussen seelischer Emotionen unterworfen Die Vermeidung von Krankheit zielt auf eine Wahrnehmung dieser Einflusse ab und auf bewusste Unterstutzung der Weisheit des Korpers zur Wiederherstellung des Integrationsraums der nicht nur durch korperliche sondern vielfach durch psychosoziale Gegebenheiten gepragt ist 1 Weblinks BearbeitenInternationale Zeitschrift fur Philosophie und Psychosomatik IZPP Themenheft 2 2011 Subjekt und ObjektEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f Uexkull Thure von Grundfragen der psychosomatischen Medizin Rowohlt Taschenbuch Reinbek bei Hamburg 1963 a zu Stw Notwendigkeit einer Abgrenzung von der Philosophie S 7 11 b zu Stw Definition S 230 f c zu Stw Wortherkunft S 102 d zu Stw Einheit von Subjekt und Objekt S 102 ff zu Stw Funktionskreis S 259 f e zu Stw Ausklammern aller Subjektivitat S 104 f zu Stw Spaltung der Subjekt Objekt Beziehung S 154 157 229 f a b Schischkoff Georgi Hrsg Philosophisches Worterbuch Alfred Kroner Stuttgart 141982 ISBN 3 520 01321 5 a b zu Lexikon Stw Subjekt S 675 Karl Heinz Hillmann Worterbuch der Soziologie Kroners Taschenausgabe Band 410 4 uberarbeitete und erganzte Auflage Kroner Stuttgart 1994 ISBN 3 520 41004 4 Lexikon Stw Subjekt S 849 Benseler Gustav Eduard et al Griechisch Deutsches Schulworterbuch B G Teubner Leipzig 131911 S 945 Freud Sigmund Der Witz und seine Beziehung zum Unbewussten 1905 Gesammelte Werke Band VI S Fischer Verlag Frankfurt M 31953 Stellenhinweis hier aus der Taschenbuchausgabe der Fischerbucherei Frankfurt M 1963 zu Stw Le roi n est pas sujet S 29 Drosdowski Gunther Etymologie Herkunftsworterbuch der deutschen Sprache Die Geschichte der deutschen Worter und der Fremdworter von ihrem Ursprung bis zur Gegenwart Dudenverlag Band 7 Mannheim 2 1997 ISBN 3 411 20907 0 Lexikon Stw Begriff S 70 Poeck Klaus Neurologie Springer Berlin 81992 ISBN 3 540 53810 0 zu Stw Lateralisierung bei Aphasien S 134 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Subjekt Psychosomatik amp oldid 223417268