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Emotionstheorien sind Ansatze zur Erklarung was Emotionen sind wodurch sie verursacht werden und wie sie sich auf das Verhalten von Lebewesen auswirken Inhaltsverzeichnis 1 Kategorisierung der Emotionen 2 Dimensionale Klassifikation von Emotionen 3 Kategoriale Klassifikation von Emotionen 4 Zwei Komponenten Theorie Schachter amp Singer 4 1 Subsystem Theorie Scherer 5 Kognitive Bewertungstheorien 5 1 Kognitive Bewertungstheorien laut Scherer 5 2 Kognitive Emotionstheorie von Arnold 5 3 Gegenentwurf von Zajonc 5 4 Kognitive Bewertungstheorie nach Roseman 5 5 Rolle der Bewertungstheorie 6 Literatur 7 Siehe auch 8 EinzelnachweiseKategorisierung der Emotionen BearbeitenEs gibt verschiedene Arten Emotionen zu kategorisieren Klassifikation anhand des Inhaltes der Emotionen Emotionen haben 1 eine Ausrichtung die sich in Kategorien beschreiben lasst sogenannte Basis Emotionen Verachtung Ekel Arger Angst Traurigkeit Scham Schuld Freude Uberraschung Interesse etc Prominente Vertreter dieser Vorstellung sind Darwin 1872 und Paul Ekman amp Friesen 1970 Zudem haben sie 2 eine Auspragung die sich dimensional beschreiben lasst z B leichter Arger bis hin zu rasender Wut Prominente Vertreter sind Wilhelm Wundt 19 Jahrhundert Russell 1980er Jahre aktuell z B Green amp Salovey 1 Klassifikation anhand der Annahmen uber die Natur von Emotionen Verhaltenstheorien bzw behavioristische Theorien definieren Emotionen als beobachtbare Verhaltensweisen die durch bestimmte Vorkommnisse Reize ausgelost werden Mentalistische Emotionstheorien sehen Emotionen als psychische Zustande und Syndromtheorien verstehen Emotionen als Syndrome aus Verhalten und psychischen Zustanden Klassifikation anhand der zentralen Fragestellungen der Theorien Evolutionspsychologische Emotionstheorien befassen sich mit der evolutionaren Entwicklung und Bedeutung von Emotionen im Gegensatz zu Lernpsychologischen Emotionstheorien die sich damit beschaftigen inwieweit und auf welche Weise Emotionen erlernt werden Kognitive Emotionstheorien hingegen stellen dar wie Emotionen von der Interpretation eines Ereignisses verursacht werden wahrend Neuro und psychophysiologische Theorien erklaren was im Korper und besonders im Gehirn passiert wenn ein Lebewesen Emotionen zeigt Dimensionale Klassifikation von Emotionen BearbeitenEs wird angenommen dass die Emotion das Resultat einer mehr oder minder starken Auspragung auf mehreren bestimmten Dimensionen ist Es besteht jedoch Uneinigkeit daruber welche Dimensionen dies sind Wilhelm Wundt nahm etwa die folgenden drei Dimensionen an 2 Spannung Losung Lust Unlust Erregung BeruhigungIn der Psychophysiologie wird weitgehend davon ausgegangen dass Emotion sich im Kern aus zwei orthogonalen Dimensionen zusammensetzt 3 4 Arousal ruhig erregt Valenz positiv angenehm negativ unangenehmIm Selbstbericht hingegen finden sich Hinweise darauf dass sich zwei uberlappende Dimensionen erfassen lassen 5 6 Intensitat von Angenehmheit keine hoch Intensitat von Unangenehmheit keine hochKategoriale Klassifikation von Emotionen BearbeitenVerfechter dieser Theorie gehen davon aus dass sich die Emotionen aus bestehenden Basisemotionen zusammensetzen Das sind Emotionen die nicht weiter auf andere Emotionen zuruckgefuhrt werden konnen bzw Emotionen aus denen sich alle anderen komplexeren Emotionen zusammensetzen Lothar Schmidt Atzert fuhrte dazu eine Untersuchung durch bei der Versuchspersonen Listen mit Begriffen von emotionaler Bedeutung dargeboten wurden Die Aufgabe bestand darin die subjektiv wahrgenommene Ahnlichkeit der einzelnen Begriffe einzuschatzen Dann wurden diese Begriffe je nach eingeschatzter Ahnlichkeit zu Gruppen subsumiert und als Basisemotionen deklariert Robert Plutchik extrahierte schliesslich acht Basisemotionen die jeweils noch in ihrer Intensitat verschieden stark ausgepragt sein konnten und ringformig angeordnet wurden In dem Ring wurden die Emotionen so angeordnet dass ahnliche Emotionen dabei moglichst nah beieinander lagen und unahnliche Emotionen weit voneinander entfernt waren Emotionen die sich aus zwei in diesem Ring direkt benachbarten Emotionen zusammensetzten bezeichnete Plutchik als primare Dyaden auch Primaremotionen genannt solche die aus einer Zusammensetzung von Emotionen entstanden bei denen eine Emotion dazwischen lag als sekundare Dyaden und solche bei denen zwei Emotionen dazwischen lagen als tertiare Dyaden die beiden letzteren Typen werden auch als Sekundaremotionen bezeichnet Hierbei waren die tertiaren Dyaden komplexere Emotionen als die sekundaren Dyaden welche wiederum komplexer als primare Dyaden waren welche wiederum komplexer als die Basisemotionen waren Emotionen die sich aus Emotionen aus gegenuberliegenden Bereichen zusammensetzten waren schliesslich so verschieden dass sich ihre Wirkung wieder aufhob Diese acht Basisemotionen sind Furcht Panik Zorn Wut Freude Ekstase Traurigkeit Kummer Akzeptanz Vertrauen Ekel Abscheu Uberraschung Erstaunen Neugierde ErwartungSie haben sich nach Plutchik aus evolutionaren Kontexten entwickelt Insbesondere war mit jeder Emotion auch ein Handlungsimpuls verkettet bei Furcht etwa eine Fluchttendenz Paul Ekman der ein Facial Action Coding System zur Emotionserkennung anhand von Gesichtsausdrucken entwickelte hat sieben Basisemotionen empirisch nachgewiesen 7 Freude Wut Ekel Furcht Verachtung Traurigkeit und Uberraschung Zum Grundgefuhl zahlen weiterhin Liebe Hass und Vertrauen 8 Nach Carroll E Izard existieren zehn Formen von Emotionen die in jeder Kultur vorkommen Interesse Leid Widerwillen Aversion Freude Zorn Uberraschung Schamgefuhl Furcht Verachtung und Schuldgefuhl 9 Altere Theorien teilen Emotionen in vier Hauptgruppen ein Angst und Verzweiflung Arger und Wut Freude Trauer Weitere Formen sind Enttauschung Mitleid Sympathie Neid Stolz und Verliebtheit Die Theorie der Basisemotionen stiess haufig auf Kritik da von unterschiedlichen Forschern nicht immer die gleichen Basisemotionen insbesondere noch nicht einmal die gleiche Anzahl von Basisemotionen gefunden werden konnte So nahm man an dass eine solche empirische Breite in den Ergebnissen nicht auf ein fundamentales Konstrukt wie das der Basisemotionen zuruckgefuhrt werden kann Ein weiterer Kritikpunkt ist dass die Benennung der Basisemotionen vielleicht durchaus verschieden sein kann jedoch das was die einzelnen Forscher konkret darunter verstanden wohl dasselbe sein konnte Dennoch andert dies nichts an der Tatsache dass diese Basisemotionen tatsachlich bestehen konnen wenngleich stichhaltige empirische Belege dafur bisher fehlen Vgl 10 basale Affektdimension Artikel AffektOrtony Clore und Collins entwickelten 1988 eine Struktur der Emotionen welche sie unter dem Titel der valenzierten Emotionen bewertete Emotionen in ihrem Werk The Cognitive Structure of Emotions veroffentlichten Sie benannten drei Kategorien die dann wieder jeweils unterteilt wurden Die erste Kategorie dieser Struktur sind die Konsequenzen eines Ereignisses daruber kann das Individuum sich freuen oder nicht freuen Hierbei ist es wichtig ob es sich um Konsequenzen fur das Individuum selbst handelt hier wurde es Hoffnung Angst oder Freude Leid empfinden oder ob es sich um Konsequenzen fur eine andere Person handelt hier wurde es die Konsequenzen als wunschenswert oder nicht wunschenswert bezeichnen Die zweite Kategorie betrifft die Handlungen eines Agenten die das Individuum entweder ablehnt oder befurwortet Dreht es sich dabei um eine eigene Handlung des Individuums so empfindet es Stolz oder Scham Bewertet es die Handlung einer anderen Person so empfindet es Bewunderung oder Tadel Die dritte Kategorie beinhaltet die Bewertung eines Objektes dieses empfindet das Individuum als attraktiv oder nicht Ortony Clore und Collins postulierten dass die Intensitat einer emotionalen Empfindung durch diese drei Intensitatsvariablen freuen nicht freuen ablehnen befurworten und mogen nicht mogen gesteuert wird Durch diese Strukturierung wird deutlich dass es laut Ortony et al drei Hauptgruppen von Gefuhlen gibt Die ereignisfundierten Gefuhle welche durch die Erwartbarkeit des Ereignisses beeinflusst werden die akteursfundierten Gefuhle und die objektfundierten Gefuhle Diese drei Hauptgruppen konnen untereinander verknupft sein und somit laut Ortony u a eines der 22 Hauptgefuhle hervorrufen von denen sich die anderen emotionalen Zustande ableiten lassen Zwei Komponenten Theorie Schachter amp Singer BearbeitenStanley Schachter und Jerome E Singer entwickelten 1964 die Zwei Faktoren Theorie der Emotion 10 Nach dieser Theorie ist emotionales Erleben das Resultat eines Wahrnehmungsprozesses Ausgehend von der Wahrnehmung einer physiologischen Erregung wird eine angemessene Erklarung dafur gesucht Kausalattribution wobei situationsbedingte Informationen berucksichtigt werden d h die gleiche physiologische Erregung kann in unterschiedlichen Situationen zum Erleben unterschiedlicher Emotionen fuhren Subsystem Theorie Scherer Bearbeiten Klaus R Scherer entwickelte die Theorie der Subsysteme 11 Dies soll bedeuten dass an emotionalen Prozessen funf Subsysteme beteiligt sind die jeweils funktional definiert sind Es existiert ein informationsverarbeitendes Subsystem welches den Reiz durch Wahrnehmung Gedachtnis und oder Vorhersage evaluiert Das unterstutzende Subsystem reguliert den internen Zustand durch Kontrolle von neuroendokrinen somatischen und autonomen Zustanden Die Auswahl zwischen zwei konkurrierenden Motiven und die Vorbereitung dieser Motive trifft ein leitendes Subsystem Motorische Ausdrucke und ein sichtbares Verhalten werden durch das handelnde Subsystem ermoglicht Das informationsverarbeitende Subsystem basiert hingegen auf den Einschatzungen die getroffen werden Ebenso schrieb Scherer in seiner gemeinsamen Arbeit mit Leventhal 12 der Informationsverarbeitung drei Ebenen zu die schematische Ebene die sensomotorische Ebene die begriffliche Ebene Welche Ebene letztendlich genutzt wird hangt von dem Reprasentationsmedium ab Kognitive Bewertungstheorien BearbeitenDie psychologische Forschung legt nahe dass das menschliche Verhalten aus automatisierten schnellen und emotionalen Einschatzungen hervorgerufen wird Kognitive Bewertungstheorien auch Einschatzungstheorie 13 engl appraisal theory erklaren Emotionen als Resultat der Interpretation und der Erklarung der Begebenheit falls keine physiologische Erregung beteiligt ist 14 Vertreter der kognitiven Bewertungstheorien sind Magda Arnold 1960 Richard Lazarus 1966 Andrew Ortony Clore und Collins 1988 Die emotionale Reaktion auf ein Ereignis hangt vor allem davon ab ob wir von ihm eine positive oder negative Wirkung erwarten und wie bei Schachter welche Ursache wir dem Ereignis zuschreiben 15 In den letzten 15 Jahren konzentrierte sich die Emotionsforschung mehr und mehr auf die kognitive Ebene der Emotionsentstehung und man wandte sich von der physiologischen Ebene ab Man entwickelte die Idee der Bewertungstheorien eine Ubersetzung des englischen Fachbegriffs appraisal theory welche auf Magda Arnold zuruckgeht und versuchte damit die Entstehung von Emotionen zu erklaren Man nimmt an dass Emotionen in ihrer Starke Qualitat Art und Weise von der Interpretation einer spezifischen Interpretation des einzelnen Individuums abhangen und gebildet werden In der formalen psychologischen und philosophischen Sprache wird eine Emotion als eine Wunschbarkeit D eines Ereignisses e fur eine Person p zu einem bestimmten Zeitpunkt t D e p t benannt Je nachdem wie das Ergebnis dieser Gleichung ausfallt wird die Intensitat der Emotion eingestuft Man kam zu dem Entschluss dass unterschiedliche Emotionen durch unterschiedliche Einschatzungen entstehen und dass verschiedene Einschatzungskomponenten welche aus qualitativen und quantitativen Einschatzungsdimensionen bestehen das Einschatzungsmuster ergeben Es wurden zu den Bestandteilen der Bewertungen Postulate festgelegt welche besagen dass es Strukturannahmen Annahmen zu der Anzahl Identitaten der einschatzungsrelevanten Einschatzungsdimensionen Prozessannahmen Annahmen zur Beschaffenheit der Einschatzungsprozesse und Annahmen zur Relation von Emotion und Kognition gibt Die Struktur der Bewertungstheorien hangt immer davon ab ob eine Situation ist sie erwunscht oder unerwunscht ein Objekt erscheint es attraktiv oder nicht oder die Konsequenzen sind sie erfreulich oder nicht Fur wen ergeben sich die Konsequenzen eines Ereignisses bewertet werden Auch gibt es unterschiedliche Arten von Einschatzungen Valenz Wahrscheinlichkeit Ursachlichkeit oder Fairness Die Frage nach der Entstehung der Einschatzungen dem Prozess der Entstehung wurde immer wieder gestellt Es ist geklart dass es sich bei den Einschatzungen um kognitive Prozesse handelt die mit der Verarbeitung von Prozessen zusammenhangen Doch dazu gehoren drei Teilaufgaben die fur den Einschatzungsprozess notig sind 1 die Erfassung des Reprasentationsmediums in dem das Objekt das eingeschatzt wird vorhanden ist 2 die Verarbeitung des Symbols Objekts 3 die Beziehung zwischen den unterschiedlichen Einschatzungsprozessen sprich die Klarung der Frage inwieweit die Einschatzungsprozesse in den kognitiven Prozess mit eingebunden sindStets ist noch die Frage zu klaren ob die Prozesse sequentiell oder parallel ablaufen Diese Frage ist allerdings in der Forschung bis heute nicht geklart Kognitive Bewertungstheorien laut Scherer Bearbeiten Bewertungstheorien der Emotion gehen davon aus dass Emotionen von spezifischen Situationsbewertungen hervorgerufen werden Entscheidend dabei ist dass unser Denken und Fuhlen eng miteinander verbunden sind und unsere individuellen kognitiven Einschatzungen einer Situation unsere Emotionen beeinflussen Bewertungstheorien der Emotion helfen somit zu verstehen warum Menschen mit unterschiedlichen Emotionen auf ahnliche Situationen reagieren Ein Beispiel dafur sind Emotionen vor wichtigen Prufungen Manche Personen bewerten eine anstehende Prufung als bedrohliches Ereignis uber das sie keine Kontrolle haben und bei dem sie voraussichtlich scheitern werden Prufungsangst ist die Folge Andere Personen bewerten eine solche Prufung als Herausforderung in der sie sich beweisen konnen Diese Personen werden wahrscheinlich eher eine positive Anspannung erleben Bewertungstheorien konnen somit zwischen Personen in ihren emotionalen Reaktionen auf eine identische Situation auch uber Kulturen hinweg erklaren Klaus R Scherer fokussierte sich in seiner Forschung speziell auf die Entstehung der unterschiedlichen Emotionen Er wollte erforschen wie und warum die Muster entstehen Dazu entwickelte er den SEC Stimulus Evaluation Check bei dem geklart werden sollte 1 inwieweit theoretische Vorhersagen Thesen sich empirisch beweisen lassen 2 die Menge der Bewertungstheorien sollte reduziert und ihre Aussagen verbessert werden 3 es sollten verschiedene Kulturkreise auf Ubereinstimmungen und Unterschiede hin untersucht werden Nach Scherer kann jede Emotion auf Grundlage der so genannten Stimulus Evaluation Checks also der Bewertungsdimensionen bestimmt werden Er entschied sich zur Untersuchung von sieben Gefuhlen von denen sich laut Scherer alle anderen Emotionen ableiten liessen Diese waren Freude Ekel Angst Arger Trauer Scham und Schuld Mittels Fragebogen welche er in 37 Landern 1984 1992 an den Universitaten an die Studenten ausgeben liess wollte er die Emotionsentstehung rekonstruieren Die Probanden wurden aufgefordert sich in eine Situation zuruckzuversetzen in der sie eine der bestimmten sieben Emotionen empfanden und sollten dann dazu diese Fragen beantworten eine subjektive Gefuhlsbeschreibung korperliche Auswirkungen oder sonstige aussere Anzeichen einschatzen ob die Situation zu erwarten war einschatzen ob sie wunschenswert war schatzen ob die Emotion gerechtfertigt war benennen was der Ausloser der Emotion war benennen ob man die Situation unter Kontrolle hatte einschatzen ob die Emotion moralisch vertretbar war erklaren wie die Person sich selbst in dieser Situation wahrgenommen hat Weiter erfasste Scherer das Alter das Geschlecht das Studienfach die Religion und die Sprache der Probanden sowie zusatzlich das Herkunftsland die Ausbildung und den Beruf der Eltern Fur diese Variablen fand er jedoch keine signifikanten Effekte Die Ergebnisse dieser Untersuchung belegten dass Menschen unterschiedlich auf Ereignisse reagieren je nachdem ob es sich dabei um ein Objekt eine Handlung eines Agenten oder um Konsequenzen eines Ereignisses handelt Klaus Scherer konnte in dieser landerubergreifenden Studie beispielsweise zeigen dass ein hohes Mass an Vorhersagbarkeit einer Situation eher zu Freude fuhrt wahrend Angst in unerwarteten Situationen entsteht Er untersuchte auch den Effekt verschiedener Emotionen auf das Selbstwertgefuhl und zeigte dass Scham und Schuld sowie Traurigkeit einen negativen Effekt auf das Selbstwertgefuhl haben wahrend Freude das Selbstwertgefuhl steigert Generell konnte gezeigt werden dass Emotionen zwar universelle psychologische Phanomene sind aber auch kulturelle Eigenheiten aufweisen Die Existenz von Bewertungsprozessen kann jedoch als universell betrachtet werden Im Vergleich der verschiedenen Lander konnte Scherer deutlich machen dass emotionsspezifische Bewertungsprofile uber geopolitische Kulturen hinweg hoch korrelieren es jedoch auch konsistente Unterschiede gibt Abschliessend machte Scherer deutlich dass die Ausdifferenzierung von Emotionen ein schneller automatischer und weitgehend unbewusster Prozess ist Durch diese Untersuchung wurde die Idee einer starken kognitiven Komponente der Emotion unterstutzt Scherers Studie ist aber auch mit einigen Schwierigkeiten behaftet Beispielsweise waren die theoretisch postulierten Bewertungsdimensionen nicht immer ganz eindeutig umgesetzt es gab teilweise Mangel bei den Ubersetzungen der Fragebogen und die Teilnehmer waren uberwiegend Studenten grosser Stadt Universitaten so dass die Stichprobe sehr homogen und nicht reprasentativ war Kognitive Emotionstheorie von Arnold Bearbeiten Emotionen entstehen aufgrund zweier Kognitionen der faktischen Kognition Uberzeugung dass ein Sachverhalt vorliegt oder vorliegen wird und der evaluativen Kognition Bewertung eines Sachverhalts in positiv negativ Der Glaube dass ein Sachverhalt vorliegt oder bevorsteht veranlasst das Individuum den Sachverhalt anhand seiner Wunsche zu bewerten Somit werden Sachverhalte positiv bewertet wenn sie den Wunschen entsprechen oder forderlich sind wohingegen Sachverhalte negativ bewertet werden wenn sie entgegen den Wunschen stehen Die Emotion selbst besteht im Erleben eines an das Emotionsobjekt annahernden oder meidenden Handlungsimpulses welcher durch die Einschatzung verursacht wird Arnold fand dass emotionsrelevante Einschatzungen auf mindestens 3 Faktoren variieren Bewertung positiv negativ Anwesenheit Abwesenheit ist ein Sachverhalt gegenwartig und sicher vorhanden oder liegt er in der Zukunft und ist unsicher Bewaltigbarkeit leicht schwer gar nicht zu bewaltigen bei zukunftigen Ereignissen eingeschatzte Fahigkeiten einen positiven Sachverhalt herzustellen bzw einen negativen Sachverhalt zu vermeiden bei gegenwartigen Ereignissen eingeschatzte Fahigkeiten einen positiven Sachverhalt beizubehalten bzw einen negativen Sachverhalt zu beenden oder sich anzupassenBeispieleSachverhalt ist anwesend er ist positiv leicht beizubehalten Freude Sachverhalt ist anwesend er ist negativ nicht zu bewaltigen Traurigkeit Zukunftiger Sachverhalt positiv mit Anstrengung herbeizufuhren Hoffnung Zukunftiger Sachverhalt negativ nicht sicher verhinderbar Furcht Gegenwartiger Sachverhalt negativ nur mit Anstrengung beseitigbar ArgerGegenentwurf von Zajonc Bearbeiten Eine alternative Sicht nach Robert Zajonc schlagt vor dass entgegen der Ansicht von Richard Lazarus nicht Kognitionen sondern Emotionen die Basis fur Bewertungen von Ursachen bilden Das bedeutet dass wir nicht aufgrund von Ursachenzuschreibungen bestimmte Emotionen entwickeln sondern dass uns Emotionen dazu veranlassen fur Ereignisse gewisse Grunde anzunehmen Dieser Effekt soll sich schon bei subliminalen Reizen zeigen also Reizen unterhalb der bewussten Wahrnehmungsschwelle In einer Studie von Yang und Tong der nationalen Universitat von Singapur 16 wurden den Probanden subliminal argerliche beziehungsweise traurige Gesichter dargeboten Bei den darauffolgenden Bewertungen negativer nicht jedoch bei der Bewertung positiver Ereignisse attribuierten die Personen die ein Priming mittels argerlicher Gesichter erhielten die Ursache der Ereignisse eher auf andere Personen Personen die hingegen durch traurige Gesichter geprimt wurden sahen tendenziell situative Faktoren als Ursache an Dabei berichteten die Personen von keinen bewussten Stimmungsveranderungen Man konnte dies als Hinweis darauf interpretieren dass die Bewertungen von Situationen nicht immer individuell ablaufen da es moglicherweise automatische und oder soziale Prozesse gibt ausgelost durch die Emotionen anderer Personen die aktiviert werden wenn Personen Urteile treffen Die Implikationen die diese Befunde auf unseren Alltag haben gilt es noch zu erforschen Kognitive Bewertungstheorie nach Roseman Bearbeiten Emotionen entstehen unter anderem durch das Zusammenspiel zweier kognitiver Bewertungen 17 Je nachdem ob eine Situation als motiv konsistent d h mit den eigenen Zielen vereinbar oder als motiv inkonsistent d h mit den eigenen Zielen unvereinbar wahrgenommen wird entsteht eine positive oder negative Emotion Diese wird weiterhin durch die Art des motivationalen Zustands beeinflusst sein Appetitive Motivation Aversive Motivation Eine Rolle spielt ebenfalls die Wahrscheinlichkeit des Ausgangs der Situation in der die Emotion erlebt wird Sicher Unsicher nbsp Ausschnitt aus der Kognitiven Bewertungstheorie nach Roseman 17 Verschiedene Kombinationen dieser Bewertungen fuhren zu unterschiedlichen Emotionen 17 Bei einer Studie von Roseman und Evdokas in der sowohl der motivationale Zustand als auch die Ausgangswahrscheinlichkeit der Situation manipuliert wurden konnte nachgewiesen werden dass Personen Freude bei appetitiven Zustanden empfinden Erleichterung verspuren wenn ein aversiver Zustand definitiv verhindert wurde Hoffnung empfinden wenn sie denken dass ein appetitiver Zustand wahrscheinlich erreicht wird Nicht belegt werden konnte das Empfinden von Hoffnung bei der Vermeidung eines aversiven Zustandes Auch wurde der vom Modell postulierte Unterschied in der empfundenen Freude zwischen bei der appetitiv unsicheren und der appetitiv sicheren Bedingung nicht beobachtet 17 Rolle der Bewertungstheorie Bearbeiten Zum aktuellen Zeitpunkt gibt es in der Emotionsforschung keine wirkliche Alternative zu der Bewertungstheorie sie ist zum zentralen Erklarungsmuster in der Psychologie auf dem Gebiet der Emotionen geworden Sie dominiert die gesamte Forschung da sie auf mehrere Fragen eine Erklarung bietet Sie bietet eine Erklarung fur die unterschiedlichen Emotionen stellt eine Beziehung zwischen dem Individuum und der Emotion her sowie zwischen Emotion und Stimmung Dies fuhrte zur allgemeinen Akzeptanz der Bewertungstheorie unter den Emotionsforschern Sie bietet ein Gerust von Erklarungen und Antworten auf Fragen die in einem koharenten System stehen und auf das nun in der Zukunft in der Forschung aufgebaut werden kann Literatur BearbeitenA Ortony G L Clore A Collins The Cognitive Structure of Emotions Cambridge University Press Cambridge 1988 U Schimmack S L Crites The origin and structure of affect In D Albarracin B T Johnson M P Zanna Hrsg The Handbook of Attitudes Lawrence Erlbaum Associates Mahwah 2005 Dominik Perler Transformationen der Gefuhle Philosophische Emotionstheorien 1270 1670 S Fischer Verlag Frankfurt am Main 2011 ISBN 978 3 10 061211 3 R Reisezein Einschatzungstheorische Ansatze In J Otto H A Euler H Mandl Hrsg Emotionspsychologie Ein Handbuch Psychologie Verlag Union Weinheim 2000 K R Scherer Profiles of emotion antecedent appraisal Testing theoretical predicitions across cultures In Cognition amp Emotion Bd 11 Nr 2 1997 K R Scherer A Shorr T Johnstone Hrsg Appraisal processes in emotion theory methods research Oxford University Press Canary NC 2001 Gesine Lenore Schiewer Studienbuch Emotionsforschung Theorie Anwendungsfelder Perspektiven WBG Darmstadt 2014 Frans de Waal Moral als Ergebnis der Evolution In Primaten und Philosophen 2006 Siehe auch BearbeitenEkel Emotionsarbeit Emotional Territories William James James Lange Theorie Walter Cannon Cannon Bard Theorie Paul Ekman Emotionserkennung Affektenlehre AffektpoetikEinzelnachweise Bearbeiten Emotion Memento vom 13 Juni 2007 im Internet Archive W Wundt Grundzuge der physiologischen Psychologie Engelmann Leipzig 1874 S 800f P Lang M Bradley Emotion and the motivational brain In Biological Psychology Band 84 Nr 3 2010 doi 10 1016 j biopsycho 2009 10 007 C D Wilson Mendenhall L F Barrett L W Barsalou Neural Evidence that human emotions share core affective properties In 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