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Adolf Ellegard Jensen 1 Januar 1899 in Kiel 20 Mai 1965 in Mammolshain Taunus war einer der bedeutendsten deutschen Volkerkundler der Nachkriegszeit Er war ab 1945 Direktor des Museums fur Volkerkunde in Frankfurt am Main sowie von 1946 bis zu seinem Tod Professor fur Volkerkunde an der Goethe Universitat Frankfurt und Direktor des Frobenius Instituts Jensen fuhrte die von Leo Frobenius begrundete Kulturmorphologie fort Von 1947 bis 1954 war er Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft fur Volkerkunde Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schaffen 3 Veroffentlichungen Auswahl 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSein Studium der Physik in Kiel und Bonn schloss Jensen 1922 mit einer Dissertation uber Max Planck und Ernst Mach ab Ein Jahr spater machte er die Bekanntschaft von Leo Frobenius dessen treu ergebener Schuler er wurde Als Mitglied des von Frobenius gegrundeten Instituts fur Kulturmorphologie heute Frobenius Institut unternahm er Forschungsreisen nach Sudafrika Libyen Sudathiopien und Seram mindestens eine Reise unternahm er 1934 zusammen mit dem Kunstler Alf Bayrle Jensen hatte 1932 seine Habilitationsschrift eingereicht die aber nach der Machtergreifung der Nazis aus formalen Grunden erst einmal nicht anerkannt wurde Erst ein Widerspruch der Fakultat fuhrte dazu dass im Wintersemester 1933 34 das Verfahren abgeschlossen und Jensen zum Privatdozenten ernannt werden konnte obwohl es weiterhin Vorbehalte gegen ihn seitens der NS Dozentenschaft gab und auch seine Ehe mit einer judischstammigen Frau die als Mischling zweiten Grades eingestuft war ihm negativ angekreidet wurde 1 1936 wurde Jensen trotz der Auseinandersetzungen um seine Habilitation von dem NS Oberburgermeister Friedrich Krebs als Kustos zum stadtischen Beamten auf Lebenszeit ernannt Zwei Jahre spater im August 1938 ubernahm er nach dem Tod von Frobenius kommissarisch die Leitung des Stadtischen Volkermuseums 2 Stadt und Universitat waren sich einig dass Jensen zugleich auch Leiter des Kulturmorphologischen Instituts werden solle Fur die Institutsleitung sollte Jensen auf Wunsch der Fakultat eine Dozentenstelle auf Lebenszeit verliehen werden 1 Dieser Plan stiess sowohl bei Heinrich Guthmann dem Frankfurter Fuhrer des Nationalsozialistischen Deutschen Dozentenbundes als auch bei Gauleiter Jakob Sprenger auf heftigen Widerspruch Insbesondere Guthmann der zwar nicht gegen Jensens Verbleib als Kustos des Volkermuseums vorging wollte auf alle Falle dessen Ernennung zum Staatsbeamten verhindern Fur ihn bestand die Gefahr dass dann kurz oder lang ein Antrag auf Ernennung zum Leiter des Instituts erfolgt Herr Dr Jensen ist aus einem Institut hervorgegangen dessen gegnerische Einstellung zum Nationalsozialismus in weiten Kreisen bekannt ist Der Ton der damals herrschte ist heute noch unverandert Jedenfalls kann bezuglich Jensen von einer aktiven Mitarbeit an dem Aufbau des Dritten Reichs nicht gesprochen werden 3 In die Angelegenheit wurde schliesslich auch noch Martin Bormann eingeschaltet der Jensens Ernennung ebenfalls ablehnte und dies mit dessen dem Nationalsozialismus vollkommen wesensfremd er Einstellung und seiner Ehe mit einem Mischling II Grades begrundete Zugleich war Jensens Lehrbefugnis zum Ende des Monats Juli 1940 aufgehoben worden 1 Jensen der seit 1939 bereits Soldat war 4 versuchte mehrfach gegen diese Entscheidungen zu intervenieren allerdings ohne Erfolg Ihm wurde sogar in Aussicht gestellt dass auch nach einem erfolgreichen Ende des Krieges nicht mit Entscheidungen zu seinen Gunsten zu rechnen sei Er selber bat dann darum die Frage der Institutsleitung wahrend des Krieges ruhen zu lassen Nach Hammersteins Recherchen scheint dem auch entsprochen worden zu sein aber es wurde weiter Material gegen Jensen gesammelt und im Februar 1942 auf Guthmanns Veranlassung ein Gutachten uber Jensen und das Kulturmorphologische Institut bei Hans Plischke in Auftrag gegeben Darin hiess es dann dass es unmoglich sei das Institut im Sinne von Frobenius weiterbestehen zu lassen weshalb ein neuer Geist und eine andere wissenschaftliche Grundhaltung erforderlich seien 1 Jensen selber wurde mit einigen abfalligen Bemerkungen abgetan doch fur Guthmann reichte es um triumphierend feststellen zu konnen Es sind also nicht nur die Ehe von Jensen und seine unmogliche politische Auffassung sondern vor allem auch seine unerwunschte Einstellung in wissenschaftlichen Fragen welche ihn fur das hiesige Institut untragbar erscheinen lassen 5 Nach der Ruckkehr aus der Kriegsgefangenschaft wurde Jensen im September 1945 zum Direktor des stadtischen Volkerkundemuseums ernannt 1946 wurde er an der Frankfurter Universitat erster Ordinarius fur Volkerkunde und zugleich Leiter des Frobenius Instituts In Personalunion hatte er diese Amter bis zu seinem Tod inne Jensen grundete zusammen mit dem Hamburger Ethnologen Professor Franz Termer die Deutsche Gesellschaft fur Volkerkunde DGV nach dem Zweiten Weltkrieg 1947 54 fungierte er als deren Vorsitzender Seine Tochter Ellinor Jensen arbeitete als Schauspielerin Schaffen BearbeitenJensen gilt neben Frobenius als der bedeutendste Vertreter der Kulturmorphologie Im Mittelpunkt seines theoretischen Werkes steht die Abfolge von Ergriffenheit Ausdruck und Anwendung die er an den religiosen Hervorbringungen indigener Volker darzustellen versucht Er kritisierte damit vor allem den Evolutionismus und andere Theorien in der Ethnologie Von ihm wurde der Begriff Dema Gottheiten den er aus der Sprache der Marind anim in Neuguinea entnahm in die Ethnologie eingefuhrt Daneben hat er durch seine Ethnographien vor allem uber Sudathiopien und die Molukkeninsel Seram wichtige Beitrage geleistet In den 1950er Jahren trugen Jensen und Hermann Baumann eine inhaltliche Auseinandersetzung aus Wahrend Jensen die Altpflanzer als Vorganger der Bauernkulturen betrachtete waren fur Baumann die altpflanzerische Grabstockkulturen nicht die Vorganger sondern die Ableger von Pflugkulturen Bei Jensen studierten die Ethnologen Adolf Friedrich Mainz Helmut Straube Munchen Meinhard Schuster Basel Barbara Frank Munchen Horst Nachtigall Marburg Wolfgang Rudolph Berlin Peter Snoy Heidelberg und Eike Haberland Frankfurt Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenBeschneidung und Reifezeremonien bei Naturvolkern Strecker amp Schroder Stuttgart 1933 Studien zur Kulturkunde Band 1 DNB 580278735 Habilitationsschrift Nachdruck Johnson New York NY London 1968 DNB 457097094 Im Lande des Gada Wanderungen zwischen Volkstrummern Sudabessiniens Strecker amp Schroder Stuttgart 1936 Hainuwele Volkserzahlungen von der Molukken Insel Ceram Klostermann Frankfurt 1939 Ergebnisse der Frobenius Expedition 1937 38 in die Molukken und nach Hollandisch Neu Guinea Band 1 Die drei Strome Zuge aus dem geistigen und religiosen Leben der Wemale einem Primitiv Volk in den Molukken Harrassowitz Leipzig 1948 Ergebnisse der Frobenius Expedition 1937 38 in die Molukken und nach Hollandisch Neu Guinea Band 2 Das religiose Weltbild einer fruhen Kultur Schroder Stuttgart 1948 Uberarbeitete Neuauflage Die getotete Gottheit Weltbild einer fruhen Kultur Kohlhammer Stuttgart 1966 Gab es eine mutterrechtliche Kultur In Studium Generale Band 3 1950 S 418 433 Mythos und Kult bei Naturvolkern Religionswissenschaftliche Betrachtungen Steiner Wiesbaden 1951 NA 1960 1991 als Herausgeber Altvolker Sud Athiopiens Kohlhammer Stuttgart 1959 mit Rhotert H und Frobenius L Verlauf und Ergebnisse der 12 Deutschen Inner Afrikanischen Forschungs Expedition DIAFE 1934 35 unter Fuhrung von Leo Frobenius Strecker amp Schroder Stuttgart 1938 Die getotete Gottheit Weltbild ener fruhen Kultur Stuttgart u a 1966 Literatur BearbeitenHans Fuchs Die Religions und Kulturtheorie Ad E Jensens und ihre geistesgeschichtlichen Wurzeln unter besonderer Berucksichtigung des Opferrituals Eine geistesgeschichtliche Studie Shaker Aachen 1999 ISBN 3 8265 4824 8 Dissertation Universitat Bayreuth 1998 Karl Heinz Kohl Editha Platte Hrsg Gestalter und Gestalten 100 Jahre Ethnologie in Frankfurt am Main Nexus Basel Switzerland Band 73 Stroemfeld Frankfurt am Main Basel 2006 ISBN 3 86109 173 9 Notker Hammerstein Der Streit um Frobenius Nachfolge In Notker Hammerstein Die Johann Wolfgang Goethe Universitat Frankfurt am Main Band I Von der Stiftungsuniversitat zur staatlichen Hochschule 1914 bis 1950 Alfred Metzner Verlag Frankfurt am Main 1989 ISBN 3 472 00107 0 S 524 529 Helmut Straube Jensen Adolf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 10 Duncker amp Humblot Berlin 1974 ISBN 3 428 00191 5 S 406 f Digitalisat Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Adolf Ellegard Jensen im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Notker Hammerstein Der Streit um Frobenius Nachfolge Zur Geschichte Des Weltkulturen Museums Nach den Akten des Universitats Archivs zitiert bei Notker Hammerstein Der Streit um Frobenius Nachfolge S 526 Notker Hammerstein Der Streit um Frobenius Nachfolge S 526 In den Daten zu Leben und Werk von Ad E Jensen in Eike Haberland Meinhard Schuster und Helmut Straube Festschrift fur Ad E Jensen Teil 1 Klaus Renner Verlag Munchen 1964 S IX heisst es uber den Teilnehmer am Ersten Weltkrieg Am Zweiten Weltkrieg nachm Ad E Jensen mit Ausnahme von zwei Jahren zivilberuflicher Tatigkeit 1941 43 wiederum im Felde teil Nach Ruckkehr aus der Gefangenschaft im September 1945 Zitiert nach Notker Hammerstein Der Streit um Frobenius Nachfolge S 528Normdaten Person GND 118712063 lobid OGND AKS LCCN n91068770 NDL 00444663 VIAF 8182268 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jensen Adolf EllegardALTERNATIVNAMEN Jensen Adolf E KURZBESCHREIBUNG deutscher EthnologeGEBURTSDATUM 1 Januar 1899GEBURTSORT KielSTERBEDATUM 20 Mai 1965STERBEORT Mammolshain Taunus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adolf Ellegard Jensen amp oldid 235702684