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Die altaischen Sprachen auch Altaisprachen genannt sind eine Gruppe aus etwa 60 in Eurasien verbreiteten Sprachen mit rund 200 bis 210 Millionen Sprechern annahernd 220 bis 230 Mio inklusive Zweitsprechern Zuerst 1844 von Matthias Alexander Castren im Rahmen der ural altaischen Hypothese als Sprachfamilie beschrieben wurde sie bis in die 1960er weithin als solche akzeptiert mittlerweile wird sie aber meist als blosser Sprachbund betrachtet der aus mehreren nicht miteinander verwandten kleineren Familien besteht 1 2 3 4 Die Bezeichnung geht auf das zentralasiatische Altai Gebirge zuruck das fruher als Urheimat dieser Sprachen angenommen wurde Die altaische Sprachfamilie besteht laut ihren Befurwortern aus zumindest drei untergliederten Sprachfamilien den Turksprachen den mongolischen und den tungusischen Sprachen 5 Diese drei Sprachfamilien besitzen lexikalische morphologische phonetische und typologische Gemeinsamkeiten die von einigen Wissenschaftlern als Beweis fur ihre genetische Einheit und somit Ruckfuhrbarkeit auf eine gemeinsame Vorgangersprache Protosprache angesehen werden Die Mehrheit der Forscher sieht jedoch diese Gemeinsamkeiten lediglich als Folge von lexikalen und strukturellen Entlehnungen an die durch langzeitige areale Kontakte zwischen diesen Sprachgruppen entstanden sind Eine Mehrheit der Befurworter der altaischen Hypothese rechnet auch Koreanisch die Japanisch Ryukyu Sprachen und die Ainu Sprache zum Altaischen Diese erweiterte Version des Altaischen nennt man Makro Altaisch Die fruhere Vorstellung einer speziellen uralisch altaischen Sprachverwandtschaft gilt heute als uberholt diskutiert werden jedoch Hypothesen einer Verwandtschaft der altaischen Sprachen mit mehreren anderen nordeurasischen Sprachfamilien darunter auch die uralischen Sprachen und einigen isolierten Sprachen siehe dazu die Artikel Eurasiatisch und Nostratisch Der Nachweis einer sprachgenetischen Beziehung wird jedoch durch diverse Faktoren erschwert Nicht nur in der Beziehung des Japanischen zu den anderen altaischen Sprachgruppen sondern auch hinsichtlich der Zusammengehorigkeit der tungusischen mongolischen und turkischen Sprachen als Mitglieder der altaischen Sprachfamilie herrscht kein Konsens 6 Die altaische Sprachfamilie Blau Turksprachen grun Mongolisch rot Tungusisch Gelb Koreanisch Violett Japanisch Dunkelrot Ainu Karte der altaischen und uralischen SprachenInhaltsverzeichnis 1 Die altaischen Sprachen und ihre Verbreitung 2 Die grossten altaischen Sprachen 3 Typologische Merkmale der altaischen Sprachen 4 Die Struktur der altaischen Sprachfamilien 4 1 Die Turksprachen 4 2 Die mongolischen Sprachen 4 3 Die tungusischen Sprachen 4 4 Koreanisch und Japanisch Ryukyu 5 Die Geschichte der Klassifikation der altaischen Sprachen 5 1 Strahlenberg Rask und Schott 5 2 Aufgabe der genetischen Einheit des Altaischen 5 3 Erweiterung zum Makro Altaischen Ramstedt Poppe u a 5 4 Das Altaische im Rahmen des Nostratischen und Eurasiatischen 6 Altaisch genetische Einheit oder nicht 6 1 Altaische Wortgleichungen 6 2 Makro altaische Wortgleichungen 6 3 Parallelen der Nominalmorphologie 6 4 Personalpronomen 6 5 Rekonstruierte Phonologie 6 6 Altaische Lautgesetze 6 7 Lautentsprechungen 6 8 Fazit 7 Altaistik 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseDie altaischen Sprachen und ihre Verbreitung BearbeitenDie Gruppe der altaischen Sprachen im engeren Sinne insgesamt etwa 60 Sprachen mit 275 Millionen Sprechern besteht aus drei klar definierten Sprachfamilien sehr unterschiedlicher Grosse Mongolische Sprachen 14 Sprachen 7 5 Mio Sprecher Tungusische Sprachen 12 Sprachen 75 000 Sprecher Turksprachen 41 Sprachen 180 bis 200 Mio SprecherDie Turksprachen werden in einem breiten teilweise von anderen Sprachgruppen unterbrochenen Streifen gesprochen der von Sudosteuropa uber die Turkei Aserbaidschan Iran die zentralasiatischen Staaten Turkmenistan Usbekistan Kasachstan Kirgisistan und Westchina nach Sibirien reicht Die mongolischen Sprachen sind hauptsachlich im ostlich angrenzenden Gebiet im russischen Burjatien der Mongolei und der chinesischen Inneren Mongolei verbreitet das Tungusische schliesst sich in versprengten kleinen Gruppen weiter nordostlich in Nordchina und Ostsibirien an Die Turksprachen und mongolischen Sprachen sind jeweils Familien eng verwandter Sprachen so dass eine Binnengliederung schwierig ist Das Tungusische weist eine grossere Variationsbreite auf ohne dass die genetische Zusammengehorigkeit zweifelhaft ware Wesentlich problematischer ist wie nachfolgend ausfuhrlich dargestellt wird die Frage der genetischen Einheit der drei Gruppen als altaische Sprachfamilie Shiro Hattori 1964 7 ordnete das Ainu einem Makro Altaisch oder Altaischen im weiteren Sinne zu das ausser dem Turkischen Mongolischen und Tungusischen auch das Japanische Koreanische und eben das Ainu enthielte Roy Andrew Miller 1971 8 9 ordnet die japanische Sprache und die koreanische Sprache auch zum altaischen Hieraus ergabe sich die Struktur einer hypothetischen makro altaischen Sprachfamilie Die grossten altaischen Sprachen BearbeitenDie wichtigsten Turksprachen sind Turkisch mit 70 bis 80 Mio Sprechern die mit Abstand sprecherreichste altaische Sprache Aserbaidschanisch 30 Mio Usbekisch 24 Mio Kasachisch 11 Mio Uigurisch 8 Mio Turkmenisch 6 8 Mio Kirgisisch 3 7 Mio Tatarisch 1 6 Mio Kaschkai 1 5 Mio Ausser dem Tatarischen Uigurischen und Kaschkai sind die genannten Sprachen die Nationalsprachen ihrer jeweiligen Staaten die bis auf die Turkei erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion entstanden sind Die einzige mongolische Sprache die mehr als eine Million Sprecher hat ist Mongolisch Chalcha mit 6 Mio Sprechern das gleichzeitig die Nationalsprache der Mongolei ist und nach Sprecherzahl bereits 80 aller Sprecher mongolischer Sprachen ausmacht Grossere mongolische Sprachen sind noch das Burjatische 400 000 Oiratische 350 000 und das Santa 250 000 Siehe Artikel Mongolische Sprachen Die tungusische Familie weist nur noch kleine Sprachen auf die fast alle stark gefahrdet sind Fruher hatte das heute nahezu ausgestorbene Mandschu eine weite Verbreitung in Nordostchina der Mandschurei Im 17 Jahrhundert wurde China von den Mandschu die aus den schon einmal eine Dynastie bildenden Dschurdschen Jin Dynastie hervorgingen erobert Das Mandschu wurde neben dem Chinesischen offizielle Staatssprache des kaiserlichen China verlor aber trotz ihrer hohen Stellung am Hof bereits vor der Revolution von 1911 immer mehr an Prestige Sprecherzahl und geographischer Verbreitung Siehe auch Tungusische Sprachen Typologische Merkmale der altaischen Sprachen BearbeitenTypologisch weisen die drei Hauptgruppen der altaischen Sprachen Koreanisch Japanisch und Ainu sollen hier nicht betrachtet werden grosse Gemeinsamkeiten auf Einige wichtige Charakteristika sind Einfache Phoneminventare einfache Silbenstruktur meist KV kaum Konsonantencluster Vokalharmonie die auf verschiedenen Vokaloppositionen beruhen kann vorne hinten gerundet ungerundet hoch tief Beispiele aus dem Turkischen 1 elma lar Apfel aber ders ler Lektionen 2 ev de im Haus aber orman da im Wald 3 isci lik Kunstfertigkeit 4 pazar lik Geschaftstuchtigkeit 5 cogun luk Mehrheit 6 olumsuz luk Unsterblichkeit In 1 und 2 gleicht sich der Vokal des Pluralsuffixes ler oder lar und des Lokativsuffixes de oder da dem Stammvokal in der Artikulationsstelle hinten vorn an Zu 3 6 Das Suffix lik keit besitzt vier Varianten die sich sowohl der Artikulationsstelle des Stammvokals hinten vorn als auch seiner Rundung anpassen Die Vokalharmonie ist in nahezu allen altaischen Sprachen erhalten teilweise allerdings nur in den gesprochenen Varianten wahrend sie nicht mehr im Schriftbild deutlich wird z B im Usbekischen Eine durchgehend agglutinative Wortbildung und Flexion und zwar nahezu ausschliesslich durch Suffixe Dies kann wie das folgende selbsterklarende Beispiel aus dem Kasachischen zeigt zu sehr langen und komplexen Bildungen fuhren allerdings werden im Normalfall selten mehr als drei bis vier Suffixe verwendet Jedes Morphem hat eine spezifische Bedeutung und grammatische Funktion und ist abgesehen von den Erfordernissen der Vokalharmonie unveranderlich Ein Beispiel aus dem Kasachischen einer Turksprache jaz schreiben jaz u das Schreiben jaz u si der Schreiber jaz u si lar die Schreiber jaz u si lar im meine Schreiber jaz u si lar im iz unsere Schreiber jaz u si lar im iz da zu unseren Schreibern gehorig jaz u si lar im iz da gi das zu unseren Schreibern gehorende jaz u si lar im iz da gi lar die zu unseren Schreibern gehorenden Dinge jaz u si lar im iz da gi lar dan von den zu unseren Schreibern gehorenden Dingen Die agglutinative Flexion der Nomina und vor allem der Verben ist sehr komplex aber auch ausserst regelmassig Adjektive werden dagegen kaum gebeugt sie zeigen auch keine Kongruenz mit ihrem Bestimmungswort dem sie vorausgehen Quantifizierer werden meist nachgestellt Es gibt keine Artikel Ersatz fur den unbestimmten Artikel ist oft das Zahlwort eins Es gibt kein grammatisches Geschlecht sogar fur er und sie fem sg gibt es keine unterschiedlichen Pronomina Postpositionen werden gegenuber Prapositionen bevorzugt Relativsatze werden durch Partizipial und Gerundivkonstruktionen ersetzt vgl im obigen Beispiel die Anwendung des Suffixes gi Das Verbum steht am Satzende die normale Satzfolge ist SOV Subjekt Objekt Verb Bei den Wortarten werden im Wesentlichen nur zwei Gruppen namlich Nomina und Verben unterschieden Innerhalb dieser Gruppen herrscht Variabilitat z B kann das mongolische Wort dundaa sowohl als Substantiv Mitte als auch als Adjektiv zentral Adverb oder Postposition in der Mitte von fungieren Die altaischen Sprachen im engeren Sinne unterscheiden sich von anderen ostasiatischen Sprachen durch zwei wesentliche Eigenschaften es gibt keine besonderen honorifizierenden Formen und keine nennenswerte Auspragung einer spezifischen Frauensprache wie z B im Japanischen siehe dazu die Artikel Japanische Hoflichkeitssprache und Geschlechtsunterschiede im gesprochenen Japanisch Weitere Charakteristika und Beispiele sind innerhalb der Beschreibungen der einzelnen Sprachfamilien zu finden Diese typologischen Ubereinstimmungen genugen nach heute allgemeiner Ansicht in der Fachwelt nicht zur Begrundung der genetischen Einheit der altaischen Sprachen Spezifische Frauensprache und Honorativa wie im Koreanischen und Japanischen sind zudem auch bei anderen Sprachen wie Thai und Indonesisch stark hierarchisch gegliederter und traditionell gepragter sesshafter Gesellschaften zu finden das heisst ein kulturelles Phanomen und kein Zeichen sprachlicher Verwandtschaft Ausserdem finden sich gleiche typologische Merkmale in den uralischen und verschiedenen palaosibirischen Sprachen Die Struktur der altaischen Sprachfamilien BearbeitenDieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der Diskussionsseite angegeben sein Bitte hilf mit ihn zu verbessern und entferne anschliessend diese Markierung Nach den aktuellen Forschungsergebnissen ergeben sich fur die drei Sprachfamilien die die Gruppe der altaischen Sprachen bilden folgende Klassifikationen zu Sprecherzahlen Dialekten und anderen Details siehe den unten angegebenen Weblink zur Klassifikation Die Turksprachen Bearbeiten Hauptartikel Turksprachen Turksprachen Oghur Bolgarisch Bolgarisch Tschuwaschisch Chasarisch Turksprachen ieS Kiptschak Nordwest Zentral Gruppe Krimtatarisch Kumykisch Karatschai Balkarisch Karaimisch Tatarisch Baschkirisch Kumanisch Kasachisch Kirgisisch Karakalpakisch Nogaisch Oghus Sudwest Gruppe Turkisch Aserbaidschanisch Gagausisch Turkmenisch Chorasan Turkisch Kaschkai Aynallu Sonkor Afsharisch Salarisch Uighur Sudost Gruppe Tschagataisch Altturkisch Usbekisch Uigurisch Yugur Sary Uigur Ainu Aynu Ili Turkisch Sibirisch Nordost Gruppe Jakutisch Dolganisch Chakassisch Tuwinisch Tofalarisch Altaisch Tschulymisch Arghu ChaladschDie mongolischen Sprachen Bearbeiten Hauptartikel Mongolische Sprachen Mongolisch Nordost Mongolisch Daur Dagur Chitan Nord Mongolisch Burjatisch Chamnigan Zentral Mongolisch Mongolisch Ordos Oiratisch Kalmuckisch Sud Zentral Mongolisch Shira Yughur Sudost Mongolisch Mongghul Huzhu Mongghul Mangghuer Minhe Mangghuer Bonan Bao an Paoan Paongan Santa Dongxiang Tungxiang Tung Sudwest Mongolisch Mogholi Moghol Die tungusischen Sprachen Bearbeiten Hauptartikel Tungusische Sprachen Tungusisch Nord Tungusisch Ewenisch Lamut Ewenkisch Solon Orotschonisch Negidalisch Sudost Tungusisch Nanai Gold Hezhe Ultscha Orok Ulta Udihe Orotsch Sudwest Tungusisch Mandschurisch Mandschurisch Xibe Sibe Xibo Juchen Jurchen Nuchen James Marshall Unger vermutet dass die tungusischen Sprachen mit dem Koreanischen und dem Japanischen verwandt sind jedoch nicht mit dem Rest der altaischen Sprachen Koreanisch und Japanisch Ryukyu Bearbeiten Hauptartikel Koreanische Sprache und Japanisch Ryukyu Da auch das Koreanische und das Japanische von manchen Forschern zum Altaischen gerechnet werden folgt hier die Struktur der kleinen Sprachfamilie Japanisch Ryukyu 126 Mio Sprecher Das Koreanische ist eine Einzelsprache mit 78 Mio Sprechern ohne nahere Verwandte Seitdem Riley 2003 Ubereinstimmungen zwischen dem Koreanischen Goguryeo und Altjapanisch nachwies bekraftigen manche Forscher wieder die alte Hypothese dass Koreanisch und Japanisch miteinander verwandt seien allerdings bei unbekannter zeitlicher Tiefe der gemeinsamen Protosprache und bei ungeklarter Verwandtschaft mit den eigentlichen altaischen Sprachen Im Jahr 2016 wurden erneut Hinweise auf eine Verwandtschaft zwischen Koreanischen und Japanischen behauptet 10 Allerdings ist die angebliche Verwandtschaft zwischen Koreanisch und Japanisch weiterhin umstritten und die Ahnlichkeiten werden im Allgemeinen auf Kontakt zuruckgefuhrt 11 Der Linguist Alexander Vovin beurteilt daruber noch hinausgehende Versuche das Japanische mit den altaischen Sprachen in Verbindung zu bringen als abwegig und wissenschaftlich wertlos 11 Koreanisch Koreanisch Dialekte Hamgyeong Pyeongan Zentral Chungcheong Gyeongsang Jeolla Jeju mit den Vorstufen des heutigen Koreanischen im textlich belegten altkoreanischen Goguryeo Baekje und Silla sowie dem Mittelkoreanischen Japanisch Ryukyu Japanisch Japanisch Ryukyu Sprachen Okinawa Amami Amami Dialekte Amami Oshima Kikai Toku no shima Okinawa Dialekte Shuri Kunigami Oki no erabu Yoron Sakishima Miyako Yaeyama YonaguniEinige Forscher gehen von einer einzigen Sprache Japanisch aus die Ryukyu Sprachen stellen dann nur aberrante Dialekte des Japanischen dar Eine 2015 durchgefuhrte Analyse durch das Automated Similarity Judgment Program ergab Hinweise dass die Japanisch Ryukyu Sprachen mit der Ainu Sprache und mit den austroasiatischen Sprachen verwandt sein konnten aber keine Verwandtschaft zu dem Altaischen Turkisch Mongolisch bestehe 12 Die Verwandtschaft mit der Ainu Sprache ist umstritten da Ainu jahrhundertelang unter dem Einfluss des Japanischen stand 13 Die Geschichte der Klassifikation der altaischen Sprachen BearbeitenDie Klassifikation der altaischen Sprachen besitzt eine lange und wechselvolle Geschichte Das Erstaunliche dabei ist dass das 19 Jahrhundert einen eher breiten Ansatz verfolgte viele Sprachgruppen wurden dem Altaischen zugeordnet wahrend sich im 20 Jahrhundert dieser Ansatz zusehends verengte um dann mit den eurasischen Makrofamilien Nostratisch Eurasiatisch und Makro Altaisch wieder ins andere Extrem zu fallen Fur die Untergruppierungen der historischen Klassifikationsansatze werden der leichteren Vergleichbarkeit halber die modernen Bezeichnungen verwendet Die Kurzbezeichnung Turkisch meint im ganzen Abschnitt die Sprachfamilie aller Turksprachen Strahlenberg Rask und Schott Bearbeiten Nachdem bereits im 17 Jh einige Grammatiken altaischer Sprachen erschienen legte Philip Johan von Strahlenberg 1730 eine erste Klassifikation des Tatarischen vor das ausser den heute altaisch genannten Sprachgruppen Turkisch Mongolisch und Tungusisch auch das Uralische und Kaukasische umfasste Das Mandschu gliederte er falschlich dem mongolischen und nicht dem tungusischen Zweig an Strahlenberg 1730 Tatarisch Finno Ugrisch Samojedisch Turkisch Mongolisch Mandschu Tungusisch KaukasischDieser Ansatz wurde im 19 Jh teilweise noch erweitert aber auch schon in die heute von der Mehrheit der Forscher vertretene Richtung verengt Ein sehr breiter Ansatz stammt von Rasmus Christian Rask 1834 dessen skythische Familie an die nostratischen oder eurasiatischen Hypothesen der letzten Jahre erinnert Dabei wird das Mandschu korrekt zum Tungusischen gestellt und die Einheit des Finnisch Ugrischen und Samojedischen als Uralisch erkannt Rask 1834 Skythisch Turkisch Mongolisch Tungusisch Uralisch Eskimo Tschuktscho Kamtschadalisch Kaukasisch BaskischDer bereits umfassende Ansatz von Rask wurde von M Muller 1855 ubertroffen der auch Thai Tibetisch Drawidisch und Malaiisch hinzufugt und damit alle Bestrebungen heutiger Nostratiker und Eurasiatiker ubertrifft Im Gegensatz zu Rask reduziert die Klassifikation von Wilhelm Schott 1849 das Altaische auf die heute altaisch und uralisch genannten Gruppen Seine Bedeutung liegt insbesondere darin die strengen Anspruche der jungen Indogermanistik teilweise auf die altaischen Sprachen ubertragen zu haben Dies bedeutete vor allem die Erkenntnis dass blosse typologische Gemeinsamkeiten nicht zur Begrundung genetischer Verwandtschaft von Sprachen herangezogen werden durfen sondern dass man sich dabei auf lexikalisches und morphologisches Material stutzen muss Das Kaukasische wird ebenso wie die anderen exotischen Gruppen Rasks als Bestandteil der altaischen Familie aufgegeben Ubrig bleiben die heute altaisch und uralisch genannten Sprachgruppen die Schott tschudisch bzw tatarisch nennt Damit erreicht Schott einen Standpunkt der bis in die Mitte des 20 Jahrhunderts weithin akzeptiert wurde ural altaische Sprachfamilie Schott 1849 Ural Altaisch Tschudisch Finno Ugrisch Samojedisch Tatarisch Turkisch Mongolisch TungusischAufgabe der genetischen Einheit des Altaischen Bearbeiten Im Folgenden ergeben sich zwei Tendenzen Verengung und Erweiterung der altaischen Sprachgruppe Die zunachst von fast allen Forschern auf Grund typologischer Gemeinsamkeiten vertretene uralisch altaische Einheit wurde aufgegeben Sie findet heute keine wissenschaftlichen Anhanger mehr ist aber immer noch in der popularen Literatur verbreitet In der Folge wird die genetische Einheit Turkisch Mongolisch Tungusisch in Frage gestellt oder sogar aufgegeben und diese drei Familien werden als genetisch separate Gruppen aufgefasst G Clauson 1956 G Doerfer 1963 Die unbestreitbaren Gemeinsamkeiten dieser drei Sprachfamilien werden von Clauson und Doerfer ausschliesslich typologisch oder als Folge von teilweise sehr fruhen Sprachkontakten und Entlehnungen interpretiert dagegen ausserst entschieden R A Miller 1991 Erweiterung zum Makro Altaischen Ramstedt Poppe u a Bearbeiten Von anderen Forschern werden hingegen dem eigentlichen Altaischen noch weitere Einzelsprachen hinzugefugt namlich Koreanisch 78 Mio Sprecher Japanisch 126 Mio Sprecher 4 Sprachen mit den Ryukyu Sprachen Ainu fast ausgestorben gesprochen auf Hokkaido und Sachalin So entstehen verschiedene Formen des Makro Altaischen die unterschiedlich klassifiziert werden Ramstedt 1957 betrachtet zusatzlich zum Turkischen Mongolischen und Tungusischen deren genetische Einheit er als erwiesen ansieht das Koreanische als einen vierten unabhangigen Zweig der altaischen Familie Ramstedt 1957 Altaisch Turkisch Mongolisch Tungusisch KoreanischPoppe 1965 geht von einer Zweiteilung in eine eigentliche altaische Gruppe und dem Koreanischen als gleichrangiger Zweig aus Im eigentlichen Altaischen stellt er das Mongolisch Tungusische als eine enger verwandte Gruppe den Turksprachen gegenuber die er wie viele andere in das eigentliche Turkische und das Tschuwaschische aufspaltet Poppe 1965 Altaisch Altaisch i e S Turkisch Mongolisch Tungusisch KoreanischMiller 1971 nimmt das Japanische hinzu Street 1962 und Patrie 1982 auch noch das Ainu Wahrend Street und Patrie die eigentliche altaische Gruppe gegen eine Einheit Koreanisch Japanisch Ainu setzen sieht Miller eine westliche Gruppe Turkisch Tschuwaschisch und eine ostliche aus Mongolisch Tungusisch Koreanisch und Japanisch wobei er das Tungusische enger zum Koreanisch Japanischen stellt Street 1962 Patrie 1982 Nordasiatisch Altaisch Tungusisch Mongolisch Turkisch Koreanisch Japanisch Ainu Koreanisch Japanisch Koreanisch Japanisch Ryukyu AinuMiller 1971 Altaisch West Altaisch Tschuwaschisch Turkisch Ost Altaisch Mongolisch Tunguso Koreanisch Japanisch Tungusisch Koreanisch Japanisch Koreanisch Japanisch RyukyuDas Altaische im Rahmen des Nostratischen und Eurasiatischen Bearbeiten Die makro altaischen Tendenzen finden ihre extreme Auspragung in der nostratischen und eurasiatischen Hypothese die das Altaische insgesamt oder einige seiner Komponenten als Zweige der nostratischen bzw eurasiatischen Makrofamilie ansieht Hier als Beispiel die eurasiatische Makrofamilie Greenbergs und die Position der altaischen Sprachen innerhalb dieser Makrofamilie makro altaische Gruppe in Halbfett Greenberg 2000 Eurasiatisch Etruskisch Indogermanisch Uralisch Jukagirisch Altaisch Turkisch Mongolisch Tungusisch Koreanisch Japanisch Ainu Koreanisch Japanisch Ryukyu Ainu Giljakisch Nivchisch Tschuktscho Kamtschadalisch Eskimo AleutischInnerhalb der nostratischen Hypothese nehmen die altaischen Sprachen eine ahnliche Position wie im Eurasiatischen ein siehe Artikel Nostratisch Da die eurasiatische und nostratische Makrofamilie bisher nur sehr geringe Akzeptanz in der Fachwelt gefunden haben ist auch die Frage der Einordnung der altaischen Sprachen hypothetisch Altaisch genetische Einheit oder nicht BearbeitenEtliche Forscher gehen heute trotz weiterbestehender Zweifel ihrer Kritiker aufgrund lexikalischer morphologischer syntaktischer und phonetischer Gemeinsamkeiten von der genetischen Einheit der Turksprachen des Mongolischen und Tungusischen als altaische Sprachfamilie aus Entsprechend gibt es unter diesen Wissenschaftlern verschiedene Bestrebungen zur Rekonstruktion der gemeinsamen Protosprache Die Hinzunahme des Koreanischen findet dabei einige aber nicht durchgehende Unterstutzung Deutlich geringer ist die Zustimmung zum Japanischen als Mitglied der altaischen Familie Dies gilt noch mehr beim Ainu obwohl einzelne Arbeiten durchaus interessante Ansatze enthalten Es sollte aber nicht ubersehen werden dass eine nach wie vor grosse Gruppe von Forschern die genetische Einheit des Turkisch Mongolisch Tungusischen fur bisher unbewiesen grundsatzlich unbeweisbar oder gar fur definitiv widerlegt halten Zwei Szenarien der sprachlichen Entwicklung stehen sich daher im Wesentlichen gegenuber Szenario I Es gab wirklich einst eine gemeinsame altaische Ursprache die in den zentralasiatischen Steppen im Bereich des Altai Gebirges gesprochen wurde Bereits dort fand vor vielleicht 4000 3000 Jahren die Aufspaltung in eine westliche turkische zentrale mongolische und ostliche tungusische Gruppe statt Bereits vorher durfte sich eine ostliche Gruppe in Richtung Mandschurei ausgebreitet haben Dort bildete sich dann das altkoreanische Goguryeo und nach Ubersetzen auf die japanischen Inseln die Yayoi Kultur als Mischung zwischen den Einwanderern und der fruheren nicht altaischen Jōmon Kultur Doch neueste Erkenntnisse zeigen dass sich der Ursprung des Koreanischen Volkes im sud chinesischen Raum befand und nur geringe Einflusse aus Sibirien und Zentralasien in Richtung Korea stattfanden 14 Szenario II Konvergenz durch Kontakt und Austausch Die turkischen mongolischen und tungusischen Gruppen und eventuell auch das Koreanische und Japanische entwickelten sich aus verschiedenen Protosprachen in relativ enger geographischer Nachbarschaft so dass uber einen langeren ungestorten Zeitraum Vokabular wechselseitig entlehnt wurde und sich auch Gemeinsamkeiten in der Phonologie und Morphologie entwickelten vgl die Thesen von Dixon 1997 uber Konvergenz von Sprachen in langen Phasen ungestorten Gleichgewichts Aus dem zentralasiatischen Gebiet breiteten sich die altaischen Gruppen in vielen Wanderungswellen bis in ihre heutigen Wohnsitze aus Dies wird unterstutzt durch die rekonstruierten Ursprachen So zeigen das Urturkische das Urmongolische und das Urtungusische nahezu keine Ubereinstimmungen aber die heutigen Sprachen ahneln einander Aus dieser Beobachtung ziehen Linguisten weltweit den Schluss dass wenn die altaische Sprachfamilie existieren sollte diese nur ein Sprachbund ist und somit keinerlei genetische Verbindungen zwischen den Sprachen bestehen 15 Eine linguistische Analyse aus dem Jahr 2015 ergab dass die Mongolische Sprache mit den Tungusischen Sprachen aber auch mit den Turksprachen verwandt sein konnte es aber keine genetische Verwandtschaft zu den Japanisch Ryukyu Sprachen aufweise Das Koreanische wurde in dieser Analyse nicht mit eingerechnet Gerhard Jager glaubt aber dass das Koreanische weder mit den Altaischen Sprachen noch mit dem Japanischen verwandt ist 16 Altaische Wortgleichungen Bearbeiten Es gibt keine uberwaltigende Fulle uberzeugender Wortgleichungen die Komponenten aus allen funf potentiellen Zweigen des Altaischen enthalten Viel zahlreicher sind zweiseitige turksprachig mongolische mongolisch tungusische koreanisch tungusische oder koreanisch japanische Parallelen Dennoch lassen sich durch den Vergleich der rekonstruierten Protoformen aus dem Bereich der Korperteile einige interessante altaische Parallelen finden Nach S Starostin Altaic Etymological Dictionary Schreibweise vereinfacht Turksprachige mongolische und tungusische Proto Formen Korperteile Bedeutung Proto Turksprach Proto Mongolisch Proto TungusischBrust gokur koko u kukunSchulter jagyr dajira dagaSchlusselbein egin egem emugeEingeweide kurg sak kurkag xurkeHand Arm kary gar Handgelenk bilek begelej bilenKopf tum tom tum nuZunge lecken so r soru soriFerse topyk tojig topugMakro altaische Wortgleichungen Bearbeiten Die nachste Zusammenstellung erweitert das Spektrum auf einen grosseren Ausschnitt des Grundwortschatzes Zusatzlich zu den turksprachlichen mongolischen und tungusischen Formen werden auch koreanische und japanische herangezogen Allerdings beziehen sich die Wortgleichungen nicht mehr nur auf Einzelbegriffe sondern auf teilweise recht weite Bedeutungsfelder Die Darstellung umfasst fur jeden Begriff bzw jedes Bedeutungsfeld in der ersten Zeile die rekonstruierten Protoformen der funf Protosprachen beim Koreanischen und Japanischen die altesten belegten Formen ausserdem die hypothetische altaische Protoform In einer zweiten Zeile wird dann ein konkretes Beispiel aus einer Einzelsprache angefuhrt Turkisch fur die Turksprachen Chalcha fur die mongolische Familie eine tungusische Einzelsprache Mandschu oder Ewenki und neuere Formen des Koreanischen und Japanischen Da an den Wortgleichungen dieser Tabelle vieles interpretierbar ist zum Beispiel die Rekonstruktion der Protoformen die Breite des Bedeutungsfeldes kann man sie trotz der Fulle an Daten nicht unmittelbar als einen Beweis der genetischen Einheit der makro altaischen Sprachgruppe bzw des Altaischen i w S betrachten Viele Parallelen konnten auch auf Sprachkontakte und Entlehnungen zuruckzufuhren sein Auf der anderen Seite zeigt dieses Material das man um ein Vielfaches erweitern konnte dass eine genetische Einheit wenigstens des Altaischen im engeren Sinne auch nicht einfach von der Hand zu weisen ist Bedeutungsfeld Proto Turksprach Proto Mongolisch Proto Tungusisch Alt Koreanisch Alt Japanisch Proto AltaischTurkisch Chalcha Tungus Einzelspr Koreanisch Japanisch Brust Herz saugen gokur kokon kukun kokai kekere kokegogus xox oxo kogaŋi kokoro Rippe Brust bokana bogoni boka baki bokabagir bogino boqson waki Schulter Widerrist jagir dajira daga dagVyagri dajr dagana Schlusselbein egin egem emuge egemVegin egem emuge Eingeweide Bauch kurg sak kurkag xurke kurei kurgokursak xurxag xuike kurgi Armbeuge Bein Flugel Flosse kajnat kai kene kanai kenakanat xa a kenete kane Hand Arm kari gar kata garakar uza gar kata Handgelenk Handschuh bilek begelej bilen bilibilek belij bilen Kopf Haupt Chef tum tom tumŋu tum tumutum sek tumlaj tuŋun tsumuri Kehle boguŕ bagalzur bukse pukum bokubogaz bagalzur buxe fukum Zunge Sprache kele kele xilŋu kialidil xele ileŋu Ferse topik tojig topVg tu m pu toputopuk tojg tobga tumpu Rinde Haut Blatt kapuk kawda xabda kaph kapa kapakabuk xudas xabdata kaphar kawa Blut Gesundheit schon rot sag sajin segu sa o segusag sajn seŋi sanap Nerv Sehne Ader siŋir sire siur siŋrirsinir sirge siwi Traum traumend dul tolge tolkin tulkedus dalgin tolog tolgin alte Frau eme eme emV amh mia emeebe em emi le am me su Vogelart torgaj turagu turaki tark teri toroturgay turagu turaki tark M tori Laus Nisse sirke sirke sire siramu siajrisirke sirx sirikte shirami Staub Schnee Rauch buruk burgi bureki boruburuk burgi buraki Regen Schnee Nebel sigurga sig sigure sig ursaganak surga sigan shigure Sommer Fruhling jaj nazir nac natsu nazVyay la nazir nac Sand Staub Wuste kum kumaki kume kiumekum xumag kumi Erde Staub Teer toŕ tor tur tiri toretoz tortog tur tiri Stein dial cilagu zola torh tiolitas culu zolo tol Netz Netzwerk tor towr turku tarachi turi tobrutor tor tur ku tar aki tsuri saure Milch Ayran ajran ajirag ajara ajiraayran ajrag ajara Salz bitter duŕ dabusu zujar cjer tura ciobertuz davs zusu cel tsura vollenden genug but moci mute mota muta mutibut AT mocis mute modu muta beissen nagen gemur kemeli kemki kam kemakemir ximle kemki kam erreichen betreten gir kur xur kiuregir is xure xuru flechten weben or or or er oreor mek ormog ol or fett sein semir semzi semesi seme semiz sems semsu lang spat uŕun urtu xur ora iuŕouzun urt irekte ora schwach krank Diener Krieger alp alban alba arpha apar alpaalp alba alba aphi aware eins gesamt bir buri piri biuribir buri pir oso wer kem ka ken ka xia ka ka ka j kim xen ai ja ka ka ich wir be bi min bi mun ba biben bi bi wa Vereinfachte phonetische Darstellung der Proto Formen und einzelsprachlichen Beispiele Die einzelsprachlichen Beispiele sind fur die Turksprachen in der Regel aus dem Turkischen und fur das Mongolische aus dem Chalcha genommen Die tungusischen Beispiele stammen meist aus dem Manchu oder Evenki Quelle S Starostin A V Dybo O A Mudrak Altaische Etymologie Internet Datenbank 2005 Parallelen der Nominalmorphologie Bearbeiten Da die Grammatik weniger einfach als das Lexikon von einer anderen Sprache entlehnt werden kann ist erstere ein starker Hinweis auf eine genetische Verwandtschaft Starostin u a 2003 rekonstruierten die folgenden Ubereinstimmungen zwischen Kasus und Numerus Suffixe des Makro Altaischen aus Blazek 2006 KasusProto Altaisch Proto Turkspr Altturkisch Proto Mongolisch Klassisches Mongolisch Proto Tungusisch Proto Koreanisch Mittelkoreanisch Proto Japanisch AltjapanischNominativ 0 0 0 0 0 0Akkusativ be ba be wo Partitiv ga ʁ ɯʁ g ig ʁ Akkusativ ga ga Possessiv Genitiv nʲV ŋ n ŋi nʲ no Dativ Lokativ du da ta da te de Lokativ Ablativ da Dativ Lokativ du Attributiv du Dativ daː Lokativ tu Attributiv Lokative Dativ Instrumental nV n ɯn in Instrumental ni Dativ Lokativ Dativ Direktiv kʰV qa ke Dativ kiː Direktiv Komitativ Lokativ lV li lɯʁ laː Lokativ liː Prolativ luʁa Komitativ ro Instrumental Lativ Komitativ Aquativ t ʃʰa t ʃa t ʃe Aquativ t ʃa Ablativ t ʃa t ʃaʁa Terminativ to Komitativ Allativ gV ʁaru gery Direktiv ʁa a giː Allativ ei Direktiv rV ʁaru gery ru ro Lativ Instrumental Ablativ d ʒV ja a Terminaler Dativ d ʒi ju Ablativ Singulativ nV n n NumerusDual rʲV rʲ Plural fur gepaarte Objekte r Plural re Plural fur gepaarte Objekte Plural tʰ t d ta te tan ten tɯr tati Plural s s sal Plural l lar nar l sal ra V symbolisiert einen unbestimmten Vokal Suffixe die fur das Proto Turkische Proto Mongolische Proto Koreanische oder Proto Japanische rekonstruiert wurden die aber nicht aus dem Altturkischen Klassischen Mongolischen Mittelkoreanischen oder Altjapanischen uberliefert sind wurden mit einem Stern gekennzeichnet Personalpronomen Bearbeiten Personalpronomen werden deutlich weniger haufig entlehnt als andere Worter einer anderen Sprache Dies gilt insbesondere fur ein ganzes System von Personalpronomen Nachfolgend werden basierend auf Starostin u a 2003 und Blazek 2006 die Personalpronomen des Proto Altaischen in der IPA Schreibweise dargestellt Bedeutung von V und Stern wie oben wobei sich weitgehende Entsprechungen zeigen fur Entsprechungen mit anderen Sprachen siehe Beitrag zu Eurasiatisch Proto Altaisch Proto Turkspr Proto Mongolisch Klassisches Mongolisch Proto Tungusisch Proto Koreanisch Mittelkoreanisch Proto Japanisch ich bi be bi bi ba mir oblique mine men min min ich ŋa nad m Oblique na a du si und oder tʰi se t ʃi si si dir oblique sin und oder tʰin sen t ʃin du na ŋ ne na wir ba birʲ ba bue uri ba uns oblique myn man myn ihr pl sV und oder tʰV s ta suː euch oblique sVn sun Das durchgehende Muster ist ein Labial in der 1 Person und ein Dental in der 2 Person Dieses Muster tritt allerdings auch bei den nostratischen und eurasiatischen Sprachen in grossem Umfang auf und hat somit fur das Altaische keine besonders starke Aussagekraft Rekonstruierte Phonologie Bearbeiten Basierend auf den untenstehenden Relationen zwischen den einzelnen Proto Sprachen wird fur Makro Altaisch das folgende Phonem Inventar angenommen nach Blazek 2006 und Starostin u a 2003 mit Umschrift in das IPA System IPA Konsonanten Bilabial Alveolar oder Dental Alveolopalatal Postalveolar Palatal Velar Plosiv aspiriert pʰ tʰ kʰ stimmlos p t k stimmhaft b d g Affrikate aspiriert t ʃʰ stimmlos t ʃ stimmhaft d ʒ Frikativ stimmlos s ʃ stimmhaft z Nasal m n nʲ ŋ Vibrant r rʲ Approximant l lʲ j Dieses Phonem kommt nur am Wortbeginn vor Diese Phoneme kommen nur im Wortinnern vorVokale vorne hintenungerundet gerundetgeschlossen i y u Mitte e o o halboffen ae offen a Nicht klar ist ob ae o y Monophthonge wie hier gezeigt angenommen ae œ o ʏ y oder Diphthonge i a i ɑ i ɔ i o i ʊ i u sind beides wird gleich vokalisiert In jedem Fall kommen sie jeweils nur in der ersten Wortsilbe vor Altaische Lautgesetze Bearbeiten Ein besonders deutlicher Hinweis oder sogar Nachweis der genetischen Einheit ist die Existenz von Lautgesetzen die die Sprachfamilien miteinander verbinden Poppe 1960 geht z B von folgenden Serien fur das Turkische und Mongolische aus Proto Altaisch Turkisch Tschuwasch Mittel Mongol Mongolisch Sonst p gt O h O Monguor f r gt z r r In Worten Proto altaisches anlautendes p verschwindet im Proto Turkischen und wird im Proto Mongolischen zu h im modernen Mongolischen verschwindet es ebenso Nur im Monguor wird es zu f Proto altaisches innervokalisches r wird Proto turkisch zu z allerdings im aberranten turkischen Tschuwaschischen und im Mongolischen bleibt r erhalten In dem turkisch mongolischen Wort fur lang greifen diese Lautgesetze ineinander und bilden eine uberzeugende etymologische Relation Mittel Mongol hurtu Mongol urtu Monguor fudur Alt Turkisch uzun Tschuwaschisch voromPoppe 1973 antwortet ironisch denen z B dem Turkologen Doerfer die auch eine solche Gleichung lediglich fur ein Resultat von Entlehnungen vom Turkischen ins Mongolische halten nach R A Miller 1991 Die Wurzel ist also mong ur turk uz wo r und z regelrechte Entsprechungen sind Wenn dies eine Entlehnung aus den Turksprachen ist so mussen die Mongolen nur die Wurzel uz entlehnt haben z in r verwandelt und ausserdem ein prothetisches p angesetzt haben vgl Monguor fudur was gewiss ganz absurd ist Lautentsprechungen Bearbeiten Falls eine Proto Makro Altaische Sprache einst tatsachlich existiert haben sollte musste es moglich sein regelmassige Lautentsprechungen zwischen dieser Protosprache und ihren Nachfolgesprachen zu rekonstruieren dadurch wurde es z B moglich zwischen urverwandten und entlehnten Wortern einfacher zu unterscheiden Die letzte und bisher erfolgreichste Version basierend auf Blazek 2006 und Starostin u a 2003 wird nachstehend im IPA System dargestellt Wenn ein Proto Altaisches Phonem sich je nach Stellung in einem Wort Anfang Inneres oder Ende unterscheidet ist der Spezialfall oder alle Falle mit einem Hyphen markiert z B Proto Altaisches pʰ verschwindet markiert 0 oder wird zu j zu Beginn und zu p sonst wo in einem turkischen Wort Konsonanten Proto Altaisch Proto Turkspr Proto Mongolisch Proto Tungusisch Proto Koreanisch Proto Japanisch pʰ 0 j p h j b h b p p p tʰ t d t t t ʃ d t t t kʰ k k k g 4 g x k x k h k p b b h b p b p p t d t t t ʃ d d ʒ 5 t t r t d t k k k g 6 k g k g g k h 0 k k b b b h b 7 b b p b p w b 8 p 9 d j d d d ʒ d t r d t t j g g g h g 4 g g k h 0 k k 010 t ʃʰ t ʃ t ʃ t ʃ t ʃ t t ʃ d t ʃ d d ʒ t ʃ s d ʒ s t ʃ t s d ʒ j d ʒ d ʒ t ʃ d j s s s s s h s s ʃ s t ʃ 11 s s t ʃ 11 s ʃ s s z j s s s s m b m m m m m n j n n n n n nʲ j nʲ d ʒ j n nʲ n nʲ m n m ŋ 0 j ŋ 0 j g 12 n 13 ŋ n m h ŋ n ŋ 0 0 n m 5 m n r r r r r r t 14 rʲ rʲ r r r r t l j l n l l l n r n r lʲ j lʲ d d ʒ l l n r n s j j j h j j 0 j 0 Monguor hat f hier stattdessen Kaiser amp Shevoroshkin 1988 es ist daher sehr wahrscheinlich dass Proto Mongolisch auch f hatte das dann h wurde und dann verschwand in allen Nachfolgesprachen ausser Monguor Tabgac und Chitan zwei von Starostin u a 2003 nicht berucksichtigte seit mehr als 1000 Jahren ausgestorbene mongolische Sprachen hatten selbst noch p an dieser Stelle Blazek 2006 Dies erfolgte bei nachstem Konsonant im Wort lʲ rʲ or r Vor i 4 Bei nachstem Konsonanten im Wort h 5 Gefolgt von ae o y 6 Bei nachstem Konsonanten im Wort r 7 Bei vorangehendem Konsonanten r rʲ l or lʲ oder bei nachstem Konsonanten g 8 Bei nachstem Vokal a e oder gefolgt von j 9 Gefolgt von i und dann einem weiteren Vokal oder von j 10 Bei einem vorangehenden Vokal mit vorangehendem i 11 Gefolgt von a 12 Gefolgt von u 13 Gefolgt von by a o or e 14 Gefolgt von i or u VokaleWie oben ausgefuhrt ist die Vokalharmonie in den altaischen Sprachen weitverbreitet Die meisten Turksprachen sowie die mongolischen und einige tungusische Sprachen besitzen sie das Koreanische verliert sie derzeit langsam fur das Altjapanische kann Vokalharmonie rekonstruiert werden Vokalharmonie ist auch typisch bei den benachbarten uralischen Sprachen und wurde daher fruher als Argument fur die sogenannte Ural Altaische Hypothese verwendet die inzwischen aufgegeben wurde Trotzdem rekonstruieren Starostin u a 2003 Proto Altaisch als Sprache ohne Vokalharmonie und betrachten sie in jeder Tochtersprache als Angleichung des Vokals in der ersten Silbe an den Vokal der letzten Silbe die dann gewohnlich verloren ging Die nachfolgende Tabelle entstammt Blazek 2006 Proto Altaisch Proto Turkspr Proto Mongolisch Proto Tungusisch Mittelkoreanisch Proto Japanischerste S letzte S erste Silbe a a a a a a e a a e a ɯ a i a a e e a i e a a e a a e i i a o o ja aj a i e a a o a a u a a o u a a e o u u e a a e a e e a e a e e e ja e ja e a e i ɯ e e i e ja e i e i ɯ a e i e o a e a e y o e a o u e a e u e a e a o e o u a u i a ɯ i i i a e a i e e e i i i ɯ i i i i i e i i i i o ɯ i i o u ɯ i e i u ɯ i i i i ɯ u o a o o u o u a e a o e o o o y o o u ɯ o u e o i o o o o u o u u o o o u o u a e e o u o o u o u a o u u u a u o a o u o u a e a u e y o u y u a e ua a u i y u y o u o u ɯ u u o u o u o u o u ɯ e u u u o u o u o u u ae a ia ja e a ia i a a ae e ia ja i a e i i e je e ae i ia ja e i e ia i a e je i ae o ia ja a e o u a o u a ae u e a a o u o u o u e je u o a ia ja a a o u o u o u a a o e e a e o o u o u je e u o i ia ja a i e o o u o u a i o o o u o y o u i i e je e a o u u o e i u ia i a u je u y a ɯ o u i o u a e a y e y o i 4 o y o u y u a e ja je o u u e y i y o o y o u i u ɯ i o u i y o u o o u y a e ja je o u u e y u ɯ i o u y o o u o u i ɯ u Bei vorangehendem bilabialem Konsonanten Bei vorangehendem oder folgendem bilabialen Konsonanten Bei vorangehendem Frikativ s ʃ x 4 bei folgendem Vibranten l oder lʲ Fazit Bearbeiten Es ist nicht ausgeschlossen dass die makro altaischen Sprachen eine genetische Einheit bilden Die Wahrscheinlichkeit einer Einheit des Altaischen im engeren Sinne also Turksprachen Mongolisch Tungusisch ist deutlich hoher als die Wahrscheinlichkeit der makro altaischen Variante Es kann aber letztlich auch nicht ausgeschlossen werden dass alle gezeigten Parallelen auf Kontaktphanomene und Entlehnungen zuruckgehen Klar ist aber auch dass nach dem heutigen Kenntnisstand eine Aussage der Art es gibt mit Sicherheit keine genetische Einheit der altaischen Sprachen nicht haltbar ist Vielleicht fuhren kunftige Forschungsresultate zu eindeutigeren Ergebnissen So konnte bis heute nur rund ein Drittel der beiden Varianten der Kitan Schrift entziffert werden wobei die verwendeten Zeichen eben nicht nur Logogramme sondern auch Morpheme wiedergeben und damit direkte Ruckschlusse auf die damals verwendete altmongolische Sprache vor dem 12 Jahrhundert erlauben Die Mongolei und Mandschurei sind heute zudem archaologisch noch nicht so gut erforscht dass weitere bedeutende Textfunde mit Ruckschlussen auf die fruher dort gesprochenen mongolischen und tungusischen Sprachen ausgeschlossen werden konnen die sich dann mit den altesten turkischen Texten vergleichen lassen Aufschlussreich ware in diesem Zusammenhang auch die intensivere Bearbeitung der konservativen Kleinsprachen der drei Sprachfamilien und nicht nur hauptsachlich der nach Zahl ihrer Sprecher bedeutendsten Sprachen das vermehrte Heranziehen fruhester Schriftquellen aller 5 Hauptgruppen und die Ausarbeitung einer vergleichenden altaischen Morphologie des Verbums analog zu den bereits vorhandenen Rekonstruktionen der Kasus des Nomens Ob eine Behandlung des Makro Altaischen im Rahmen der Makrofamilien Eurasiatisch und Nostratisch mehr Klarheit in dieses Problem bringen kann ist umstritten da diese Makrofamilien ihrerseits nicht auf gesicherten Fundamenten stehen Altaistik BearbeitenAltaistik ist als Oberbegriff der Wissenschaftsdisziplinen die sich mit den entsprechenden Sprachen Volkern Geschichte n und Kulturen beschaftigen bis heute in der wissenschaftlichen Welt in Gebrauch Ein Grund dafur ist die Tradition und die Struktur von Lehr und Forschungseinrichtungen Daruber hinaus sind jenseits der in Frage gestellten sprachgenetischen Verwandtschaft viele andere historische und kulturelle Gemeinsamkeiten zu betrachten Auch die Erforschung des zumindest existierenden altaischen Sprachbundes der die Turksprachen und mongolischen und tungusischen Sprachen umfasst vielleicht auch das Koreanische und Japanische macht eine Altaistik auch in Zukunft als Fach und Forschungsgebiet sinnvoll und wertvoll Sie konnte auch zusammen mit der Uralistik und Indogermanistik den Kern einer Forschungsrichtung darstellen die sich mit der aktuellen Thematik der eurasischen Makrofamilien Eurasiatisch und Nostratisch befasst Literatur BearbeitenR A Miller Languages and history Japanese Korean and Altaic Inst for Comparative Research in Human Culture 1996 ISBN 974 8299 69 4 Barbara E Riley Aspects of the Genetic Relationship of the Korean and Japanese Languages Ph D Thesis University of Hawaii 2003 OCLC 370470728 Martine Irma Robbeets Is Japanese Related to Korean Tungusic Mongolic and Turkic Harrassowitz Wiesbaden 2005 ISBN 3 447 05247 3 S A Starostin A Dybo O Mudrak Etymological Dictionary of the Altaic Languages Brill Academic Publishers June 2003 ISBN 90 04 13153 1 Charles Haguenauer Nouvelles recherches comparees sur le japonais et les langues altaiques L Asiatheque Paris 1987 G Ramstedt Einfuhrung in die altaische Sprachwissenschaft 3 Bande Helsinki 1952 1957 Ernst Kausen Die Sprachfamilien der Welt Teil 1 Europa und Asien Buske Hamburg 2013 ISBN 978 3 87548 655 1 Weblinks BearbeitenJens Rickmeyer Japanisch und der altaische Sprachtyp eine Synopsis struktureller Entsprechungen PDF 553 kB Vaclav Blazek Current Progress in Altaic Etymology Added January 30 2006 PDF 568 kB Datensammlung altaischer Wurzeln des Grundwortschatzes Societas Uralo Altaica e V Einzelnachweise Bearbeiten While Altaic is repeated in encyclopedias and handbooks most specialists in these languages no longer believe that the three traditional supposed Altaic groups Turkic Mongolian and Tungusic are related Lyle Campbell amp Mauricio J Mixco A Glossary of Historical Linguistics 2007 University of Utah Press pg 7 When cognates proved not to be valid Altaic was abandoned and the received view now is that Turkic Mongolian and Tungusic are unrelated Johanna Nichols Linguistic Diversity in Space and Time 1992 Chicago pg 4 Careful examination indicates that the established families Turkic Mongolian and Tungusic form a linguistic area called Altaic Sufficient criteria have not been given that would justify talking of a genetic relationship here R M W Dixon The Rise and Fall of Languages 1997 Cambridge pg 32 T his selection of features does not provide good evidence for common descent and we can observe convergence rather than divergence between Turkic and Mongolic languages a pattern than is easily explainable by borrowing and diffusion rather than common descent Asya Pereltsvaig Languages of the World An Introduction 2012 Cambridge has a good discussion of the Altaic hypothesis pp 211 216 zuweilen als transeurasischen makro altaischen Gruppierung zusammengefasst Martine Robbeets Hirse und Bohnen Sprache und Gene Die Herkunft und Verbreitung der transeurasischen Sprachen Forschungsbericht 2015 Max Planck Institut fur Menschheitsgeschichte 1 U Meltem Buyukmavi Rezension zu Martine Irma Robbeets Is Japanese Related to Korean Tungusic Mongolic and Turkic Turcologica Band 64 In Oriens Extremus 46 Jg Harrassowitz Verlag 2007 S 306 310 Shiro Hattori Dictionary of Ainu Dialects アイヌ語方言辞典 Ainu go Hōgen Jiten 1964 Theodora Bynon Review of Japanese and the Other Altaic Languages In Bulletin of the School of Oriental and African Studies University of London Band 36 Nr 1 1973 S 181 184 JSTOR 613156 Languages and history Japanese Korean and Altaic Roy Andrew Miller National Library Abgerufen am 23 August 2018 Francis Ratte Alexander Takenobu Proto Korean Japanese A New Reconstruction of the Common Origin of the Japanese and Korean Languages 2016 ohiolink edu abgerufen am 4 September 2018 a b Alexander Vovin Origins of the Japanese Language In Oxford Research Encyclopedia of Linguistics Oxford University Press September 2017 abgerufen am 29 November 2019 englisch Gerhard Jager Support for linguistic macrofamilies from weighted sequence alignment In Proceedings of the National Academy of Sciences 112 2015 S 12752 doi 10 1073 pnas 1500331112 Nicolas Tranter The Languages of Japan and Korea Routledge 2012 ISBN 978 1 136 44658 0 google co uk abgerufen am 23 Juli 2018 Korean Culture and Information Service KOCIS Researchers discover Korean genetic roots in 7 700 year old skull Korea net The official website of the Republic of Korea Abgerufen am 18 Marz 2017 The Altaic family controversy Languages Of The World In Languages Of The World 16 Februar 2011 languagesoftheworld info abgerufen am 18 Marz 2017 Gerhard Jager Support for linguistic macrofamilies from weighted sequence alignment In Proceedings of the National Academy of Sciences 112 2015 S 12752 Dieser Artikel wurde am 10 April 2006 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4120111 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Altaische Sprachen amp oldid 226491972