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Die bolgarische oder protobulgarische Sprache war die Sprache der Protobulgaren Es wird angenommen dass Bolgarisch die Sprache zumindest der fuhrenden Schicht des Grossbulgarischen Reiches des 6 und 7 Jahrhunderts war und dann durch Migrationen einerseits in den Donauraum und auf den Balkan andererseits an die mittlere Wolga gelangte wo sie sich bei den Wolgabulgaren erhielt BolgarischZeitraum bis zum 14 JahrhundertEhemals gesprochen in zunachst in der Steppe nordlich und nordostlich des Schwarzen Meeres spater sudlich der unteren Donau und an der mittleren WolgaLinguistischeKlassifikation Turksprachen OghurischBolgarisch dd dd SprachcodesISO 639 3 xboAus der Zeit des Grossbulgarisches Reiches sind jedoch keine direkten Sprachzeugnisse erhalten Die Zeugnisse fur die Sprache der Donaubulgaren sind grosstenteils in ihrer Deutung umstritten lediglich fur die Sprache der Wolgabulgaren liegt aus einer erheblich spateren Zeit dem 13 14 Jahrhundert eine ausreichende Zahl von Sprachzeugnissen vor deren Deutung allgemein akzeptiert ist Aufgrund dieser spaten wolgabolgarischen Sprachzeugnisse und eines begrenzten Teils der Sprachzeugnisse der Donaubulgaren wird das Bolgarische dem oghurischen Zweig der Turksprachen zugerechnet zu dem als einzige heute noch gesprochene Sprache auch das Tschuwaschische gehort 1 Inwiefern neben der auf diesem Wege teilweise rekonstruierbaren Sprache bei den Protobulgaren noch andere Sprachformen im Gebrauch waren und wenn ja welche lasst sich auf der vorhandenen Quellengrundlage nicht abschliessend klaren Inhaltsverzeichnis 1 Sprachreste und Sprache der Donaubulgaren 2 Wolgabolgarisch 3 Literatur 4 EinzelnachweiseSprachreste und Sprache der Donaubulgaren BearbeitenDie Donaubulgaren das heisst diejenigen Protobulgaren die unter Fuhrung Asparuchs das Erste Bulgarische Reich auf dem Balkan begrundeten haben eine grosse Zahl von Inschriften hinterlassen vor allem im Nordosten des heutigen Bulgariens aber auch in anderen Teiles ihres Reiches Diese sogenannten protobulgarischen Inschriften sind jedoch grosstenteils in griechischer Sprache abgefasst und deshalb nur Quellen fur protobulgarische Namen Titel sowie einzelne weitere Worter 2 Es existieren zwei Inschriften die in griechischer Schrift vermutlich in protobulgarischer Sprache verfasst sind deren Lesung und Deutung ist jedoch umstritten 3 Daruber hinaus existieren Inschriften in der einheimischen Bolgarischen Schrift die gewohnlich den Protobulgaren zugeschrieben werden Diese Inschriften bestehen meist nur aus einzelnen Zeichen oder Zeichengruppen Wortern lediglich in Murfatlar in der Norddobrudscha wurden ganze Texte gefunden die jedoch bisher nicht in einer allgemein akzeptierten Form entziffert worden sind 4 Ein weiteres Sprachzeugnis fur die Sprache der Donaubulgaren sind die protobulgarischen chronologischen Ausdrucke in der sogenannten Bulgarischen Furstenliste die in slawischer Sprache in drei Handschriften eines als Ellinskij letopisec bekannten russischen Sammelwerkes uberliefert jedoch zweifellos bulgarischen Ursprungs ist 5 Uber die Einzelheiten des dahinterstehenden Kalendersystems herrscht zwar keine Einigkeit die jeweils aus zwei Wortern bestehenden Ausdrucke werden aber allgemein als Verbindungen jeweils eines Tiernamens der Teil eines in China und bei vielen zentralasiatischen Volkern verbreiteten Zwolftierzyklus ist und einer Ordinalzahl gedeutet 6 Dass es sich bei diesen Wortverbindungen tatsachlich um Datierungen in protobulgarischer Sprache handelt ergibt sich aus einer in griechischer Sprache verfassten Bauinschrift des bulgarischen Herrschers Omurtag die nahe dem Ort Catalar Car Krumovo gefunden worden ist Diese ist am Ende explizit doppelt datiert einmal auf griechisch mit einer Datierung nach dem byzantinischen Kalender und einmal auf bulgarisch mit einer Wortgruppe die in fast derselben Form auch in der bulgarischen Furstenliste auftritt 7 Allein aufgrund der in den protobulgarischen Inschriften in der bulgarischen Furstenliste oder indirekt in Berichten fremder Herkunft erhaltenen Personennamen und Titel ist eine linguistische Klassifikation der Sprache der Donaubulgaren nicht moglich 8 Diese enthalten neben turksprachlichen auf jeden Fall auch Elemente iranischer Herkunft 9 Die in den chronologischen Ausdrucken der bulgarischen Furstenliste enthaltenen Tiernamen und Ordinalzahlen deuten jedoch auf eine Verwandtschaft der zugrundeliegenden Sprache mit der Sprache der wolgabolgarischen Inschriften und dem modernen Tschuwaschischen 10 In Bulgarien starb die protobulgarische Sprache vermutlich spatestens im 12 Jahrhundert aus 11 und wurde von der Sprache der slawischen Bevolkerungsmehrheit ersetzt Der Sprachwechsel durfte jedoch schon erheblich fruher begonnen haben da bereits Ende des 9 Jahrhunderts unter Zar Simeon das slawische Altbulgarische zur Sprache der Kirche und des offentlichen Lebens geworden war 12 Lehnworter aus dem Donaubolgarischen haben sich in den slawischen Sprachformen erhalten die an seine Stelle getreten sind und sind sowohl im Altbulgarischen als auch im heutigen Bulgarischen belegt z B urva bulg urva Abgrund Steilhang tojaga bulg toyaga Stock Stab turkeiturkisch degnek korem bulg korem Bauch turkeiturkisch karin kon bulg kon Pferd etc Wolgabolgarisch BearbeitenDie Wolgabulgaren haben im 10 Jahrhundert mit der Annahme des Islam auch die arabische Schrift ubernommen Aus der Zeit vom 10 Jahrhundert bis zur mongolischen Eroberung ihres Gebietes im 13 Jahrhundert sind jedoch keine einheimischen Schriftzeugnisse erhalten geblieben 13 Erhalten ist das Wolgabolgarische lediglich in den sogenannten wolgabolgarischen Grabinschriften aus dem 13 14 Jahrhundert die in arabischer Schrift geschrieben sind und eine Mischung aus arabischen Formeln und wolgabolgarischen Wortern enthalten Auf deren Grundlage lasst sich das Wolgabolgarische demselben Zweig der Turksprachen wie das moderne Tschuwaschische zuordnen 14 Die Sprache hat einige Worter aus dem Kiptschakischen ubernommen Nach der Eingliederung des Gebietes der Wolgabulgaren in den Ulus Jochi die sogenannte Goldene Horde wurde das Wolgabolgarische bei einem grossen Teil der Bevolkerung durch kiptschakische Varietaten verdrangt aus denen das heutige Tatarische entstanden ist 15 Eine Fortsetzung der wolgabolgarischen Sprache bildet das moderne Tschuwaschische 16 Dieses hat sich vermutlich in einem nicht islamisierten Randgebiet des wolgabulgarischen Reiches erhalten dessen Bevolkerung ursprunglich Varietaten des finnopermischen Zweiges des Finno Ugrischen gesprochen dann jedoch die Sprache der Wolgabulgaren ubernommen hatte 17 Literatur BearbeitenJohannes Benzing Das Hunnische Donaubolgarische und Wolgabolgarische in Philologiae Turcicae Fundamenta Bd I Ed Jean Deny Kaare Gronbech et al Wiesbaden Steiner 1959 S 685 695 Veselin Besevliev Hrsg Die protobulgarischen Inschriften Berlin Akademie Verlag 1963 Berliner byzantinistische Arbeiten 23 Veselin Besevliev Die protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte Amsterdam Hakkert 1981 Peter B Golden An introduction to the history of the Turkic peoples ethnogenesis and state formation in medieval and early modern Eurasia and the Middle East Wiesbaden Harrassowitz 1992 Turcologica 9 Harald Haarmann Wolgabulgarisch In Milos Okuka Gerald Krenn Hrsg Lexikon der Sprachen des europaischen Ostens Wieser Enzyklopadie des europaischen Ostens Band 10 Wieser Verlag Klagenfurt Celovec 2002 ISBN 3 85129 510 2 S 835 836 aau at PDF 105 kB O A Mudrak Zametki o yazyke i kulture dunajskih bulgar PDF 359 kB in Aspekty komparativistiki 1 Moskva izd RGGU 2005 S 83 106 Omeljan Pritsak Die bulgarische Furstenliste und die Sprache der Protobulgaren Wiesbaden Harrassowitz 1955 Ural Altaische Bibliothek 1 Rudiger Schmitt Iranica Protobulgarica Asparuch und Konsorten im Lichte der Iranischen Onomastik in Balkansko ezikoznanie Linguistique balkanique XXVIII 1985 l S 13 38 Einzelnachweise Bearbeiten Peter B Golden An introduction to the history of the Turkic peoples ethnogenesis and state formation in medieval and early modern Eurasia and the Middle East Wiesbaden Harrassowitz 1992 Turcologica 9 S 95 97 Veselin Besevliev Hrsg Die protobulgarischen Inschriften Berlin Akademie Verlag 1963 Berliner byzantinistische Arbeiten 23 Veselin Besevliev Die protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte Amsterdam Hakkert 1981 S 438 458 Veselin Besevliev Hrsg Die protobulgarischen Inschriften S 238 244 Nr 52 53 Veselin Besevliev Die protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte S 315 316 455 Veselin Besevliev Die protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte S 430 437 Veselin Besevliev Hrsg Die protobulgarischen Inschriften Berlin Akademie Verlag 1963 S 306 323 Nr 79 Veselin Besevliev Die protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte S 481 497 Omeljan Pritsak Die bulgarische Furstenliste und die Sprache der Protobulgaren Wiesbaden Harrassowitz 1955 Ural Altaische Bibliothek 1 Veselin Besevliev Hrsg Die protobulgarischen Inschriften S 306 323 Veselin Besevliev Die protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte S 420 421 Omeljan Pritsak Die bulgarische Furstenliste und die Sprache der Protobulgaren O A Mudrak Zametki o yazyke i kulture dunajskih bulgar PDF 359 kB in Aspekty komparativistiki 1 Moskva izd RGGU 2005 S 83 106 89 105 dagegen jedoch Johannes Benzing Das Hunnische Donaubolgarische und Wolgabolgarische in Philologiae Turcicae Fundamenta Bd I Ed Jean Deny Kaare Gronbech et al Wiesbaden Steiner 1959 S 685 695 688 689 Veselin Besevliev Hrsg Die protobulgarischen Inschriften S 260 277 Nr 56 Veselin Besevliev Die protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte S 447 448 Veselin Besevliev Die protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte S 321 324 Veselin Besevliev Die protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte S 321 324 Rudiger Schmitt Iranica Protobulgarica Asparuch und Konsorten im Lichte der Iranischen Onomastik in Balkansko ezikoznanie Linguistique balkanique XXVIII 1985 l S 13 38 Omeljan Pritsak Die bulgarische Furstenliste und die Sprache der Protobulgaren S 42 46 51 61 71 75 78 Veselin Besevliev Hrsg Die protobulgarischen Inschriften S 306 323 O A Mudrak Zametki o yazyke i kulture dunajskih bulgar in Aspekty komparativistiki 1 S 83 106 97 98 Veselin Besevliev Die protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte S 327 Georg Holzer Altkirchenslawisch In Milos Okuka Gerald Krenn Hrsg Lexikon der Sprachen des europaischen Ostens Wieser Enzyklopadie des europaischen Ostens Band 10 Wieser Verlag Klagenfurt Celovec 2002 ISBN 3 85129 510 2 S 187 202 190 aau at PDF 393 kB Harald Haarmann Wolgabulgarisch In Milos Okuka Gerald Krenn Hrsg Lexikon der Sprachen des europaischen Ostens Wieser Enzyklopadie des europaischen Ostens Band 10 Wieser Verlag Klagenfurt Celovec 2002 ISBN 3 85129 510 2 S 835 836 aau at PDF 105 kB Johannes Benzing Das Hunnische Donaubolgarische und Wolgabolgarische in Philologiae Turcicae Fundamenta Bd I Ed Jean Deny Kaare Gronbech et al Wiesbaden Steiner 1959 S 685 695 691 695 Peter B Golden An introduction to the history of the Turkic peoples S 393 394 Peter B Golden An introduction to the history of the Turkic peoples S 396 397 Harald Haarmann Wolgabulgarisch in Lexikon der Sprachen des europaischen Ostens S 835 836 Peter B Golden An introduction to the history of the Turkic peoples S 396 397 Vgl auch Ekrem Causevic Tschuwaschisch In Milos Okuka Gerald Krenn Hrsg Lexikon der Sprachen des europaischen Ostens Wieser Enzyklopadie des europaischen Ostens Band 10 Wieser Verlag Klagenfurt Celovec 2002 ISBN 3 85129 510 2 S 811 815 aau at PDF 209 kB Normdaten Sachbegriff GND 7544430 6 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Bolgarische Sprache amp oldid 220133440