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Das Reich der Wolgabulgaren war ein Reich der turksprachigen Protobulgaren und kristallisierte sich im 7 10 Jahrhundert im Bereich von Wolga und Kama heraus und existierte bis zum 13 Jahrhundert 1236 Es war ein Nachfolgestaat des Grossbulgarischen Reiches stieg zu einer bedeutenden Handelsmacht im Norden auf und ging im Mongolensturm zugrunde Sein kulturelles Erbe setzte sich in der Goldenen Horde und im Khanat Kasan fort Turm der Teufelsburg aus der Zeit der Wolgabulgaren mit Blick auf Jelabuga Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Beschreibung durch Ibn Fadlan 3 Stammesgliederung 4 Religion 5 Weblinks und Quellen 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Die Auswanderungen proto bulgarischer Stamme nach der Zerstorung des Grossbulgarischen Reiches violett durch die Chasaren gruner Pfeil 1 4 Fluchtbewegungen in Richtung Balkan 5 Flucht der Bulgaren unter Kotrag an die obere Wolga und Kama Der Staat wurde von Khan Kotrag gegrundet der aus dem Grossbulgarischen Reich stammte und zweitaltester Sohn von Khan Kubrat war Khan Kotrag gehorte der bulgarischen Herrschaftsdynastie Dulo an Als das Grossbulgarische Reich unter Khan Batbajan sich um 640 den Chasaren unterwerfen musste wanderte ein Teil der Bulgaren unter Kotrag nach Norden und grundete in der Folgezeit am Zusammenfluss von Wolga und Kama das Reich der Weissen Bulgaren Akh Bulkhar Aq Bolqar Als Hauptstadt wurde die Stadt Bolgar gegrundet Das Reich war wie das der verwandten Schwarzen Bulgaren Khara Bulkhar Qara Bolqar in der sudrussischen Steppe von den Chasaren abhangig Obgleich sich schon der Khan Shilki Regierungszeit 855 882 Vater von Almush von dieser Vormundschaft zu befreien suchte wurden die Wolgabulgaren wahrscheinlich erst mit der Zerstorung des Chasarenreiches durch die Kiewer Rus und Petschenegen um 966 unabhangig Das Bulgarenreich an der Wolga stutzte sich zum grossen Teil auf turkischstammige Gruppierungen wobei Namen wie Suar Suwar werden mit den Sabiren in Zusammenhang gebracht Barsil auch Barsula moglicherweise Barselt Esegel Isgil Asghil Baranjar Balanjar moglicherweise Fluchtlinge von den Chasaren erwahnt werden Eine Vermischung mit iranischen oder alanischen Elementen war zumindest teilweise gegeben Der Staat stellte sich lange Zeit als besseres Stammesbundnis dar Noch im 10 Jahrhundert hatten z B die Suars laut Ibn Fadlan einen eigenen Anfuhrer Wirgh bzw Vuyrigh Buyruq und ein eigenes Machtzentrum das mit dem Herrscherklan in Konkurrenz stand Auch die Esegel Isgil hatten eine Sonderstellung die sich durch ein Heiratsbundnis mit dem Herrscherhaus ausdruckte Als eng benachbarte bzw teils abhangige Stammesgruppen werden die Burtassen Tscheremissen Mordwinen und Baschkiren erwahnt so dass im Laufe der Zeit auch finno ugrische Einflusse pragend wurden nbsp Das Reich der Wolgabulgaren grau im Osten benachbarte finno ugrische und turkische Stammesverbande und die russischen Furstentumer bunt kurz vor der Eroberung im Mongolensturm Wolgabulgarien nahm unter Khan Alamusch Almush Almas Almis Almysch Regierungszeit 895 925 um 922 den Islam an Damals reiste Ibn Fadlan als Gesandter des Kalifen Al Muktadir zu Alamusch Der Khan versprach die Anerkennung der Oberhoheit Bagdads Verlesen einer Chutba zu Ehren des Kalifen im Austausch gegen Islamkundige und Baumeister siehe Islam in Russland Nach der Annahme des Islam entwickelte sich Wolgabulgarien innerhalb weniger Jahrzehnte zu einer Handelsmacht und vermittelte uber die Faktoreien islamischer Kaufleute an der Wolga den Fernhandel Luxusprodukte zwischen der Kiewer Rus und den islamischen Landern im Suden Der Staat war im Gegensatz zu seinen Nachbarn im Suden nicht militarisch expansiv man beschrankte sich auf Ackerbau Handel und die Tribute von den benachbarten finno ugrischen Stammen Die Wolgabulgaren betrieben in ihrem dicht besiedelten Land erfolgreich Ackerbau und grundeten mehrere Stadte wie Bolgar Bilar zweite Hauptstadt Suar Suwar Qasan Kashan Cukataw Juketaw Asli Oshel Tuxcin Tukhchin Ibrahim Bryakhimov und Taw Ile welche Moscheen Karawansereien und offentliche Bauten besassen Zahlreiche Dorfer und kleine Festungen werden verzeichnet Zumindest im 10 Jahrhundert verliess man im Sommer noch die Holzhauser und wohnte im Zelt Die einflussreichsten Nachbarn waren nach der Zerstorung des Chasarenreiches die Petschenegen und die Kiewer Rus Ab Mitte des 11 Jahrhunderts wurden die Petschenegen am Unterlauf der Wolga und Schwarzmeer von den Kiptschaken auch Kumanen Polowzer ersetzt Diplomatische Beziehungen zu Handelszwecken wurden 1006 zur Rus aufgenommen und reichten unter Ibrahim Regierungszeit 1006 1025 um 1024 bis Chorasan Schon im 12 Jahrhundert brachen ernsthafte Konflikte mit den russischen Fursten aus wenn etwa die Russen bulgarische Handler ausplunderten und misshandelten worauf diese ihre Armee losschickten So kam es 1117 zu einem Heirats Bundnis zwischen Juri Dolgoruki Regierungszeit 1125 1157 und dem Kiptschakenkhan Ayepa das die Bulgaren mit der Vergiftung Ayepas und anderer Prinzen neutralisierten Seit Andrei Bogoljubski Regierungszeit 1157 1174 drangen die Russen wiederholt ins Land vor und bedrohten den Bestand des Staates Ein solcher Krieg fand zur Zeit des Khans Gabdulla Chelbir Regierungszeit 1178 1225 1219 20 statt und kurz darauf kamen die Mongolen die das Gebiet aber nur auf ihrem Ruckmarsch von der Kalka 1223 ausplunderten Trotzdem war der Untergang des Wolgabulgaren Staates mit der fortschreitenden Organisation des Mongolenreiches nur noch eine Frage der Zeit Im Spatherbst des Jahres 1236 kam Batu Khan ein Teil seines sich im Wolgaraum sammelnden Heeres zerstorte Bolgar ein Jahr bevor es sich gegen die nordostliche Rus wandte Mit diesem Blutbad endete das Wolgabulgarenreich die unterworfenen Uberlebenden wurden zur Heeresfolge an der Seite der Mongolen gezwungen Zur Zeit der Goldenen Horde erholte sich das Land wieder wurde zu einem Siedlungsgebiet der mongolischen Aristokratie und stellte noch bis ins fruhe 14 Jahrhundert ein wichtiges okonomisches Zentrum ihres Reiches dar Das Volk der Tschuwaschen sieht sich als Nachfolger eines Teils der Wolga Bulgaren ein anderer Teil verschmolz mit den mongolischen Eroberern und den mit ihnen kampfenden Kiptschaken zu den Kasan Tataren die sich noch bis ins spate 19 Jahrhundert als Bolgar Bulgaren und nicht als Tatar Tataren bezeichneten Beschreibung durch Ibn Fadlan BearbeitenDer arabische Reisende Ibn Fadlan der an einer Gesandtschaft 922 nach Bolgar zu den Wolgabulgaren teilnahm hinterliess eine detaillierte Beschreibung des Reiches der Wolgabulgaren seines Herrscherhofes seiner gesellschaftlichen und religiosen Verhaltnisse und Stammesverbande Darin bezeichnet er deren Herrscher Almysch Sohn des Salkay als Konig der Saqaliba ein arabischer Begriff der auf den griechischen Namen fur Slawen zuruckgeht Die Ausdrucke Konig der Slawen und Konig der Bulgaren fallen abwechselnd in Ibn Fadlans Berichten Im Reich der Wolgabulgaren im 7 13 Jahrhundert lebten damals aber noch keine slawischen Stammesverbande sondern nur die turksprachigen Stamme der Wolgabulgaren und autochthone finno ugrische Stamme 1 Der Name Almysch und die Namen vieler anderer uberlieferter Herrscher und Teilstamme sind deutlich turksprachiger Herkunft 2 Der Umstand wird heute allgemein so erklart dass Ibn Fadlan wie auch mehrere andere arabische Autoren dieser Zeit die Bezeichnung Saqaliba nicht als eindeutigen linguistischen Begriff sondern als geographische Sammelbezeichnung fur Bewohner Ostmittel Sudost und Osteuropas verwendeten 3 Stammesgliederung BearbeitenDie russischen Chronisten unterscheiden verschiedene bolgarische Stamme Die Wolga Bolgaren die silbernen oder nukratischen an der Kama lebenden Timtjusen die Tscheremschanischen am Fluss Tchsermitschan und Chwalissischen 4 Religion BearbeitenNach der Konversion Yaltawar Almysch s zum Islam 922 blieben bei den slawischen und bulgarischen Bevolkerungsteilen dennoch altturkische Sitten und Brauche des Tengrismus erhalten und wurden Teil der neuen bolgarisch islamischen Kultur 5 6 Weblinks und Quellen Bearbeiten nbsp Commons Wolgabulgarien Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Wolgabulgaren engl Literatur BearbeitenGert Rispling Wolgabulgaren In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 34 Walter de Gruyter Berlin New York 2007 ISBN 978 3 11 018389 4 S 210 f Einzelnachweise Bearbeiten Magyar Tudomanyos Akademia Acta ethnographica Band 2 1951 S 118 Andras Rona Tas Hungarians and Europe in the early Middle Ages Central European University Press 1999 Seite 225 al Saḳaliba in Encyclopaedia of Islam New Edition Bd 8 Leiden 1995 S 872 881 Konstantin Nikolaevich Bestuzhev Ri u min Geschichte Russlands E Behre 1874 S 58 John Anthony McGuckin The encyclopedia of Eastern Orthodox Christianity Band 1 John Wiley and Sons 2011 Seite 79 Hans Ferdinand Helmolt Weltgeschichte bd Ost und Nordeuropa Bibliographisches Institut Leipzig 1921 Seite 100Volzhskie monety Bunt Emelyana Pugacheva 1773 1775 godov Istoriya Suvaro Bulgary Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolgabulgaren amp oldid 229094489