www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel fur das Grossbulgarische Reich das im 7 Jahrhundert existierte Fur das politische Konzept des 19 Jahrhunderts siehe Bulgarisches Grossreich Das Grossbulgarische Reich bulgarisch Velika Blgariya Welika Bolgaria von mittelgriechisch ἣ palaia megalh Boylgaria i palea megali Boulgaria das alte grosse Bulgarien war das Steppenreich der wahrscheinlich turkstammigen 1 Ur Bulgaren in der Wissenschaft als Proto Bulgaren teilweise auch als Hunno Bulgaren bezeichnet in Sudrussland und dem Nordkaukasus Im Gegensatz zu den spateren bulgarischen Grossreichen 1 2 und 3 Bulgarenreich erstreckte es sich nicht auf die Balkanhalbinsel sondern lag nordlich des Schwarzen und Asowschen Meeres Der Name des Reiches stammt von byzantinischen Gelehrten Hauptstadt des Reiches war die Hafenstadt Phanagoria Das Grossbulgarische Reich 632 645 Das Grossbulgarische Reich vor 650 und das spatere Donaubulgarische Reich um 900 Die vom 7 bis zum 13 Jahrhundert ebenfalls im Gebiet des heutigen Russland ansassigen Wolgabulgaren waren der an der Wolga verbliebene Teil der Protobulgaren nach der Zerschlagung des Grossbulgarischen Reiches Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft der Bulgaren 2 Grossbulgarisches Reich 3 Aufspaltung 4 Siehe auch 5 Anmerkungen 6 Literatur 7 WeblinksHerkunft der Bulgaren Bearbeiten Hauptartikel Protobulgaren Die Forschung ist sich uber die Herkunft der Bulgaren nicht einig und viele Aspekte sind bis heute umstritten 2 Die beiden zurzeit vorherrschenden Thesen gehen von einer turkischen oder von einer indo iranischen Herkunft aus Vor allem in Westeuropa werden sie uberwiegend als ein Turkvolk eingeordnet Nach uberwiegender Auffassung sollen die Wolgabulgaren aus den Stammen der Onoguren hervorgegangen sein dies ist aber letztlich unsicher zu denen sich noch andere turkstammige Volkerschaften wie die Sabiren und die Vorfahren der Chasaren freiwillig anschlossen bzw von ihnen unterworfen wurden Sie sprachen zu jener Zeit eine der sogenannten oghurischen Sprachen waren also als Oghuren aufzufassen Ihr ethnisches Geprage anderte sich jedoch als sie weitere Volkerschaften unterwarfen wie z B Slawen und Finno Ugren Als Alternativbezeichnung fur die Wolgabulgaren liegt uns auch aus der uberwiegend turkvolkischen Turkologie Tork Bolgar tatarisch Turk Bolgar bzw Turk Bulgar vor Diese Bezeichnung stammt vom altturkischen Turuk Bolqar Turuk Bulkha ab und hatte die Bedeutung vermischte Turuk Das weist eindeutig darauf hin dass schon die Vorfahren der Wolgabulgaren ein ausgesprochenes Mischvolk darstellten Doch heute wird Turuk Bolqar vielfach mit Turk Bulgaren oder Turk Bulgaren ubersetzt Dieses hat zwar eine gewisse Berechtigung doch diese Ubersetzung kam erst im Zuge des Panturkismus des 19 Jahrhunderts bei den Tataren Russlands auf Die Hunnen waren nach 454 weitgehend aus Ungarn in die Schwarzmeer Steppe abgezogen Legendenhaft ausgeschmuckten Berichten in den Quellen zufolge sollen die Kutriguren und Utiguren von den Resten der Hunnen abstammen was aber unsicher ist 3 Um 550 kam es zu Kampfen zwischen ihnen vorangetrieben von ostromischer Seite sie wurden schliesslich von den Awaren besiegt Diese Gruppen vermischten sich allmahlich mit bereits benachbarten wie auch neu ankommenden turkischen und ersten slawischen Stammesgruppen so dass sich das Volk der Protobulgaren bildete Grossbulgarisches Reich BearbeitenEnde des 6 Jahrhunderts bildeten sie unter Orchan das so genannte Grossbulgarische Reich im Bereich der Flusse Don und Wolga mit der Hauptstadt Phanagoria das im Westen von Awaren und im Osten von den Westturken Tardus bevormundet wurde Orchan hatte als Onogur Hunne noch einen traditionell geschorenen Kopf wird jedoch heute als der erste Furst jener Protobulgaren betrachtet Ihre alteste Herrscherliste fuhrt jedoch weit zuruck und fuhrt Attilas Sohn Ernak als Begrunder Sein Nachfolger war sein Neffe Kubrat Dulo zu dessen Zeit ca 626 der Druck der Chasaren zunahm die sich mit dem Tod des Khan Tung Sche hu 630 Ziebil langsam von den Westturken ablosten Kubrat hielt sich in seiner Jugend einige Zeit als Geisel oder Gast in Konstantinopel auf so dass ihm gern byzantinische zivilisierte Sitten nachgesagt werden Zumindest galt er als Freund des damaligen byzantinischen Kaisers und soll Johannes von Nikiu zufolge in seiner Kindheit als Christ getauft worden sein 4 Die Existenz dieses sogenannten Grossbulgarischen Reiches wird in der Forschung mehrheitlich akzeptiert wenngleich einige Gelehrte aufgrund der schlechten Quellenlage mehrere Punkte anzweifeln und vor zu pauschalen Urteilen warnen 5 Aufspaltung Bearbeiten nbsp Die Wanderung der bulgarischen StammeMit dem Tod Kubrats 668 aus der Dulo Dynastie folgte der Niedergang des Grossbulgarenreiches Mit dessen Auflosung in Sudrussland erfolgte die Abwanderung der bulgarischen Stamme unter der Fuhrung der funf Sohne Kubrats Ein Teil unter Kubrats altestem Sohn Khan Batbajan bzw Vatbajan blieb am unteren Verlauf der Wolga und unterwarf sich den Chasaren Seine Gruppe die Schwarzen Bulgaren Khara Bulkhar Qara Bolqar wurden noch eine Weile in russischen Inschriften erwahnt und verschwanden dann aus der Geschichte Nachfahren dieser Bulgaren sind die im Norden des Kaukasus lebenden Balkaren Ein Teil unter dem zweitaltesten Sohn Khan Kotrag wanderte nach Norden und grundete in der Folge an der mittleren Wolga ein Bulgarisches Reich in arabischen Quellen spricht man von den Weissen Bulgaren Akh Bulkhar Aq Bolqar das zunachst noch von den Chasaren abhangig war Zur Hauptstadt wurde die wichtige Handelsmetropole Bolgar am Zusammenfluss von Wolga und Kama Zur Unterscheidung von anderen bulgarischen Stammen spricht man hier von Wolgabulgaren Wolgabulgarien nahm unter Khan Alamusch Almush Almas Almis reg 895 925 um 922 den Islam an vgl Ibn Fadlan und entwickelte sich bald zu einer bedeutenden Handelsmacht die insbesondere den Fernhandel Luxusprodukte zwischen der Kiewer Rus und den islamischen Landern im Suden vermittelte Diplomatische Beziehungen reichten unter Ibrahim reg 1006 1025 um 1024 bis Chorasan Man betrieb in dem dicht besiedelten Land erfolgreich Ackerbau und grundete mehrere Stadte wie Bolgar beim heutigen Kasan die Moscheen Karawansereien und offentliche Bauten besassen Zahlreiche Dorfer und kleine Festungen werden verzeichnet Schon im 12 Jahrhundert kam es zu mehreren militarischen Konflikten mit russischen Fursten die den Bestand des Reiches bedrohten Im Jahr 1236 wurde das Reich der Wolgabulgaren von der Goldenen Horde zerstort kurz bevor diese die Rus unter ihre Herrschaft brachte Das Volk der Tschuwaschen sieht sich bis heute als Nachfolger eines Teils der Wolga Bulgaren ein anderer Teil verschmolz mit den Kasan Tataren die sich noch bis ins spate 19 Jahrhundert als Bolgarlari Bolgaren bzw Bulgaren und nicht als Tatarlar Tataren bezeichneten Kuwer Kuber und Alzek die beiden jungsten Sohne Kubrats zogen mit ihren Reitern und kleineren Stammesverbanden nach Pannonien Ungarn weiter wo sie sich mit den ubrigen Bulgaren unter avarischer Herrschaft vereinten Nach einer misslungenen Revolte gegen die Awaren trennten sich ihre Wege Khan Alzek zog weiter westlich uberquerte die Alpen und zog durch Nord nach Suditalien Dort bekam Alzek schliesslich die Erlaubnis sich im Herzogtum Benevent niederzulassen Der Historiker Paulus Diaconus berichtet dass dort Khan Alzek von dem langobardischen Konig Grimoald empfangen wurde Alzek wurde die Region Molise zugesprochen unter der Voraussetzung dass er auf seinen Titel dux und Herrschaftsanspruch verzichtet da Grimoald selbst dux von Benevent war Noch heute tragen in ganz Italien Berge Regionen Dorfer Flusse und Familien bulgarische Namen oder die Bezeichnung Bulgaren bulg Bulgari Beispiele dafur sind der italienische Hersteller von Luxusartikeln Bulgari Bartolomeo Bulgarini Kardinal Pietro Bulgaro der Name del Bulgaro oder die Gemeinden Bulgarograsso und Celle di Bulgheria Khan Kuwer zog um 680 Richtung Suden mit Teilen der Sermesianoi Nachfahren der romischen Provinzialbevolkerung auf dem Balkan erreichte Makedonien und errichtete in der Landschaft Pelagonien ein Khaganat Die Bezeichnung dieses Reiches als Westbulgarisches Reich ist jedoch umstritten Das Khaganat ging im Donaubulgarischen Reich auf nbsp Die bulgarischen Reiche um 800 n Chr Ein weiterer Teil unter dem dritten Sohn Asparuch oder Isperich 641 702 wanderte auf den Balkan aus und grundete 678 das heutige Bulgarien bzw das Erste Bulgarische Reich Slawische Stammesgruppen schlossen sich Asparuch an als seine Bulgaren gegen 680 die Donau uberschritten Es kam zu Kampfen mit dem Heer und der Flotte des byzantinischen Kaisers Konstantin IV im sumpfigen Donaudelta Sie endeten mit einem Erfolg der Bulgaren so dass sich das Byzantinische Reich zu jahrlichen Tributzahlungen gezwungen sah Asparuch selbst fiel 700 01 in einem Gefecht mit den Chasaren Die Macht des protobulgarischen Reiches erreichte unter dem Khan Krum um 811 einen Hohepunkt als dieser aus dem Haupt des byzantinischen Kaisers Nikephoros I eine Trinkschale machte und beinahe Konstantinopel eroberte Krums Sohn Omurtag schloss Ende 815 oder Anfang 816 einen auf 30 Jahre befristeten Friedensvertrag mit dem byzantinischen Kaiser Leon V ab und leitete eine Phase der Annaherung Bulgariens an Byzanz ein Als Verbundeter Kaiser Michaels II hatte er entscheidenden Anteil an der Vernichtung des Usurpators Thomas Im 9 Jahrhundert traten die Donaubulgaren zum orthodoxen Christentum uber Die hunnischen und turkischen Volksgruppen vermischten sich mit den slawischen so dass z B die slawische Schrift und der altturkische Tierkreiskalender nebeneinander bestanden Das Volk der Bulgaren in arabischen Quellen spricht man von den Blauen Bulgaren Khokh Bulkhar Qoq Bolqar entstand Siehe auch BearbeitenGeschichte Bulgariens Liste der Herrscher von BulgarienAnmerkungen Bearbeiten I Dujcev Bulgarien Artikel in Lexikon des Mittelalters Stuttgart Weimar 2000 Harald Haarmann Protobulgaren in Lexikon der untergegangenen Volker Munchen 2005 S 225 Zur umstrittenen Herkunft der Bulgaren siehe den Uberblick bei Daniel Ziemann Vom Wandervolk zur Grossmacht die Entstehung Bulgariens im fruhen Mittelalter Koln u a 2007 S 32ff Vgl Daniel Ziemann Vom Wandervolk zur Grossmacht die Entstehung Bulgariens im fruhen Mittelalter Koln u a 2007 S 95ff Johannes von Nikiu 120 47 Daniel Ziemann Vom Wandervolk zur Grossmacht die Entstehung Bulgariens im fruhen Mittelalter Koln u a 2007 S 145 halt dies zumindest fur moglich Daniel Ziemann Vom Wandervolk zur Grossmacht die Entstehung Bulgariens im fruhen Mittelalter Koln u a 2007 S 142ff zusammenfassend S 160 Literatur BearbeitenThe New Cambridge Medieval History Bd 2 Cambridge 1995 S 915ff ausfuhrliche Bibliographie zum Thema Bulgaren und Slawen Veselin Besevliev Die protobulgarische Periode der bulgarischen Geschichte Verlag Adolf M Hakkert Amsterdam 1981 ISBN 90 256 0882 5 Daniel Ziemann Vom Wandervolk zur Grossmacht die Entstehung Bulgariens im fruhen Mittelalter Bohlau Koln u a 2007 fachwissen Besprechung Weblinks BearbeitenDie Protobulgaren am Schwarzen Meer engl Wolgabulgaren engl Chronologie der Stamme am Schwaren Meer engl Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grossbulgarisches Reich amp oldid 236830579