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Die Dobrudscha rumanisch Dobrogea bulgarisch Dobrudzha Dobrudza turkisch Dobruca auch Trans Danubien ist eine historische Landschaft in Sudosteuropa zwischen dem Unterlauf der Donau und dem Schwarzen Meer Die Landschaft bildet das Grenzgebiet zwischen Sudostrumanien und Nordostbulgarien Das Gebiet der Dobrudscha heute in Bulgarien gelb in Rumanien orangeDie Dobrudscha ist der nordostliche Zipfel der Balkanhalbinsel und umfasst eine Flache von 23 262 Quadratkilometer mit ca 1 328 860 Einwohnern 971 643 in Rumanien und 357 217 in Bulgarien Der rumanische Flachenanteil betragt 15 570 Quadratkilometer Die Dobrudscha ist im Țuțuiatul Greci im Nordwesten 467 Meter hoch sudlich der Senke Cernavodă Constanța ist sie eine lossbedeckte fruchtbare Steppentafel die bis zu 200 Meter hoch aufragt Die grossten Stadte sind Constanța und Tulcea in Rumanien und Dobritsch und Silistra in Bulgarien Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 1 1 Norddobrudscha 1 2 Suddobrudscha 2 Geschichte 3 Wappen 4 Wirtschaft 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDie Dobrudscha ist politisch in die rumanische Norddobrudscha und in die bulgarische Suddobrudscha geteilt nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Grenze zwischen nordlicher und sudlicher Dobrudscha nach dem Berliner Vertrag 1878 Norddobrudscha Bearbeiten Die Norddobrudscha rumanisch Dobrogea de Nord bulgarisch Severna Dobrudzha ist heute ein Gebiet in Sudost Rumanien und der einzige Zugang des Landes zum Schwarzen Meer Das Gebiet ist 15 570 Quadratkilometer 6 5 der Flache Rumaniens gross und hat eine Bevolkerung von 973 811 Einwohnern Die Norddobrudscha ist ein flacher Kustenstreifen mit vielen Sumpfgebieten im nordlichen Teil und den Limanen Seen der Donau Weiter im Landesinneren ist das Gebiet leicht hugelig und bewaldet und bildet das Dobrudscha Hochland Podișul Dobrogei Die Norddobrudscha umfasst zwei rumanische Verwaltungskreise Kreis Constanța 7071 km Kreis Tulcea 8499 km Suddobrudscha Bearbeiten nbsp Ein Sonnenblumenfeld in der Suddobrudscha bei SchablaDie Suddobrudscha bulgarisch Yuzhna Dobrudzha rumanisch Cadrilater oder Dobrogea de Sud ist heute ein Gebiet in Nordost Bulgarien Die Suddobrudscha hat eine Flache von 7692 Quadratkilometern 6 8 der Flache Bulgariens und eine Bevolkerungszahl von 358 000 Der westliche Teil der Suddobrudscha ist hugelig der ostliche Teil ist eben und trocken Die Suddobrudscha umfasst drei bulgarische Verwaltungsbezirke Oblast Dobritsch 4692 km mit seiner grossten Stadt Dobritsch liegt mit allen seinen Gemeinden in der Dobrudscha Oblast Silistra 2878 km mit seiner grossten Stadt Silistra liegt vorwiegend in der Dobrudscha die Gemeinde Aksakowo 122 km der Oblast Warna Im Mittel liegt die Suddobrudscha 230 m uber dem Meeresspiegel Die Kuste am Schwarzen Meer ist auf weiten Strecken Steilufer Typisch und einmalig ist der Wechsel von Feuchtgebieten und Steppengebieten Geschichte Bearbeiten nbsp Grossere antike Ortschaften in Scythia Minor nbsp Karte des Despotats Dobrudscha nbsp Historische Grenzverlaufe in der DobrudschaDie alteste jungsteinzeitliche Kultur der Region ist die Hamangia Kultur Wegen des Dekors der Keramik wird sie von einigen Archaologen fur eine Seitenlinie der Cardial oder Impressokultur gehalten Ihre Nachfolgerin war die Gumelnitza Kultur Im 1 Jahrtausend v Chr lebte das Reitervolk der Skythen im Gebiet der heutigen Dobrudscha weswegen es auch Klein Skythien genannt wurde Bis etwa 500 v Chr beherrschten die Perser das Land Etwa 650 v Chr entstanden in dem Gebiet die ersten griechischen Kolonien Es wurden befestigte Stadte wie Tomis heute Constanța Callatis heute Mangalia und Histria erbaut Anschliessend gehorte das Gebiet dem Dakerreich von Burebista 280 v Chr fielen die Kelten in das Gebiet ein 46 n Chr eroberten die Romer das Gebiet Ovid wurde nach Tomis heute Constanța verbannt und hielten es bis 387 n Chr Danach kamen die Goten bis die Avaren das Land 587 n Chr ausplunderten Im 6 7 Jahrhundert fielen die Slawen ein Durch Einfalle von Steppenvolkern wurden die einst bluhenden Siedlungen vernichtet 679 wurden dort das Erste Bulgarische Reich und dessen Hauptstadt Pliska gegrundet Die Kriegszuge der Petschenegen im ersten Drittel des 9 Jahrhunderts verwusteten und entvolkerten grosse Teile der landlichen Gebiete der Dobrudscha 971 fiel das Gebiet an das Byzantinische Reich dem es rund 200 Jahre lang angehorte 1186 wurde die byzantinische Herrschaft abgeschuttelt es entstand das Zweite Bulgarische Reich Im 13 Jahrhundert litt das Gebiet stark unter den Expansionsversuchen der Tataren und Sklavenuberfallen der Genuesen Angesichts der schwindenden Zentralmacht in Tarnowo begrundete der Bojare Balik im 14 Jahrhundert ein weitgehend unabhangiges bulgarisches Teilreich das nach seiner Hauptstadt benannte Despotat Karwuna Den spateren Namen Dobrudscha erhielt es moglicherweise nach Baliks Bruder und Nachfolger Dobrotiza Durch die Niederlage der von Konig Sigismund angefuhrten Kreuzritter gegen die Turken in der Schlacht von Nikopolis fiel Bulgarien bis 1396 an das Osmanische Reich In der Dobrudscha setzten sich die Osmanen erst ab 1417 1 2 3 4 dauerhaft durch und organisierten das Gebiet administrativ als Sandschak von Tulcea Das Osmanische Reich siedelte Turken und Tataren in dem entvolkerten Gebiet an siehe Islam in Rumanien In den sechs Russisch Turkischen Kriegen zwischen 1768 und 1878 darunter der Russisch Turkische Krieg 1806 1812 und der Krimkrieg 1853 1856 kam es auch auf dem Gebiet der Dobrudscha zu Kampfhandlungen Ab 1878 Berliner Vertrag kam der deutlich grossere nordliche Teil zu Rumanien Rumanien begann eine staatliche Kolonisation in der Dobrudscha wahrend der bis 1885 viele Turken das Land verliessen Die Hauptstadt wurde von Tulcea nach Constanța verlegt Mit Constanța besass Rumanien nun einen eisfreien Schwarzmeerhafen der zugig ausgebaut wurde Der bulgarische Sudteil wurde 1913 infolge des Zweiten Balkankrieges durch Rumanien im Friedensvertrag von Bukarest annektiert im Mai 1918 vorubergehend wieder an Bulgarien abgetreten und kam Ende 1918 im Vertrag von Neuilly sur Seine erneut an Rumanien 1940 wurde er im Vertrag von Craiova aber wieder an Bulgarien abgetreten Im 19 Jahrhundert wanderten deutsche Kolonisten in mehreren Wellen in das bevolkerungsarme Gebiet der Dobrudscha ein Die ersten Siedler kamen zwischen 1841 und 1856 aus dem russischen Zarenreich Es handelte sich hauptsachlich um deutsche Bauernfamilien aus den benachbarten Gouvernements Bessarabien und Cherson Im Laufe der einhundertjahrigen Siedlungsgeschichte dieser Kolonisten bildete sich die Volksgruppe der Dobrudschadeutschen Vor 1940 lebte ein buntes Volkergemisch aus Rumanen Bulgaren Turken Tataren Lipowanern Xoraxane Roma 5 Griechen und Deutschen zusammen Wahrend der Zwischenkriegszeit waren besonders in der Suddobrudscha Tschetas der Komitadschi von der Inneren Dobrudschaner Revolutionaren Organisation aktiv Aus bulgarischer Sicht waren es Freiheitskampfer aus rumanischer Sicht Banditen Seit 2004 ist die Landschaft Namensgeber fur den Dobrudscha Gletscher auf der Livingston Insel in der Antarktis nbsp Ethnische Karte der Donaumundung aus 1861 siehe Legende auf vollstandiger Karte nbsp Die 1913 festgelegte Grenze zwischen Rumanien und Bulgarien nbsp Ethnien in der rumanischen Dobrudscha um 1903 in einer rumanischen Darstellung nbsp Ethnografische Karte der Dobrudscha in einer franzosischen Darstellung aus dem Jahr 1918Wappen BearbeitenWappenbeschreibung Das Wappen der Dobrudscha besteht aus zwei goldenen Delphinen auf blauem Grund die sich gegenuberstehen Es symbolisiert die Landschaft am Meer Es findet sich auch im Wappen von Rumanien Das Wappen ist relativ jung und entstand nach dem Berliner Kongress 1878 Dabei wurde Rumanien die Dobrudscha zugesprochen was in einem rumanischen Gesetz von 1880 weiter ausgefuhrt wurde Wirtschaft BearbeitenAngebaut werden vor allem Weizen Gerste Mais Sonnenblumen Gemuse und Wein Wichtige Seebader sind Goldstrand Baltschik Mamaia Eforie Sud Eforie Nord Mangalia Costinești Vama Veche Hochseehafen gibt es in Constanța und Warna Auch die Windenergie spielt zunehmend eine grosse Rolle So entstehen in der Dobrudscha aufgrund hoher durchschnittlicher Windgeschwindigkeiten eine Vielzahl von Windparks darunter der mit 240 Windkraftanlagen und 600 MW installierter Leistung grosste Onshore Windpark Europas 6 Siehe auch Bearbeiten nbsp Portal Dobrudscha Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Dobrudscha Liste der historischen Regionen in Rumanien und der Republik MoldauLiteratur BearbeitenKurt Floericke Die Dobrudscha und ihre Bewohner In Reclams Universum 34 1918 S 411 414 Wilfried Heller Josef Sallanz Hrsg Die Dobrudscha Ein neuer Grenzraum der Europaischen Union Soziookonomische ethnische politisch geographische und okologische Probleme Sudosteuropa Studien 76 Verlag Otto Sagner Munchen Berlin 2009 ISBN 978 3 86688 068 9 enthalt Klaus Roth Die Dobrudscha und die bulgarisch rumanischen Nachbarschaftsbeziehungen S 189 198 Thede Kahl Josef Sallanz Die Dobrudscha In Thede Kahl Michael Metzeltin Mihai Răzvan Ungureanu Hrsg Rumanien Raum und Bevolkerung Geschichte und Geschichtsbilder Kultur Gesellschaft und Politik heute Wirtschaft Recht Historische Regionen 2 Band 2 Auflage LIT Verlag Wien Berlin 2008 ISBN 978 3 8258 0069 7 S 857 879 Josef Sallanz Hrsg Die Dobrudscha Ethnische Minderheiten Kulturlandschaft Transformation Ergebnisse eines Gelandekurses des Instituts fur Geographie der Universitat Potsdam im Sudosten Rumaniens Praxis Kultur und Sozialgeographie 35 2 Auflage Universitatsverlag Potsdam 2005 ISBN 3 937786 76 7 Volltext hier abrufbar Josef Sallanz Bedeutungswandel von Ethnizitat unter dem Einfluss von Globalisierung Die rumanische Dobrudscha als Beispiel Potsdamer Geographische Forschungen 26 Universitatsverlag Potsdam 2007 ISBN 978 3 939469 81 0 Josef Sallanz Dobrudscha Deutsche Siedler zwischen Donau und Schwarzem Meer Potsdamer Bibliothek ostliches Europa Potsdam 2020 ISBN 978 3 936168 73 0 Andrea Schmidt Rosler Dobrudscha In Michael Weithmann Hrsg Der ruhelose Balkan Die Konfliktregionen Sudosteuropas Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1993 ISBN 3 423 04612 0 S 94 107 Andrea Schmidt Rosler Rumanien nach dem Ersten Weltkrieg Die Grenzziehung in der Dobrudscha und im Banat und die Folgeprobleme Europaische Hochschulschriften Reihe 3 Geschichte und ihre Hilfswissenschaften 622 Peter Lang Verlag Frankfurt am Main 1994 ISBN 3 631 47612 4 Paul Traeger Die Deutschen in der Dobrudscha Stuttgart 1922 Nachdruck 2012 ISBN 978 3 7357 9155 9 Deutsche Etappen Verwaltung im 1 Weltkrieg Bilder aus der Dobrudscha 1916 1918 Constanza 1918 Nachdruck 2018 ISBN 978 3 7460 9099 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Dobruja Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gebietsbeschreibung durch Karpatenwilli Aktuelle Informationen zu ehemals Deutschen Siedlungen Dobrudscha im Online Lexikon zur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa der Carl von Ossietzky Universitat Oldenburg und des Bundesinstitut fur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen EuropaEinzelnachweise Bearbeiten Wolfgang Kessler Ost und sudostdeutsche Heimatbucher und Ortsmonographien nach 1945 S 285 Arbeitsgemeinschaft Ostdeutscher Familienforscher Wegweiser fur Forschungen nach Vorfahren aus den ostdeutschen und sudetendeutschen Gebieten sowie aus den deutschen Siedlungsraumen in Mittel Ost und Sudosteuropa S 128 Sudosteuropa Mitteilungen Band 48 Ausgaben 4 6 S 102 Romania Ministerul Afacerilor Străine Die Dobrudscha S 30 https scholarlypublications universiteitleiden nl access item 3A2721940 view Auf den Feldern der Dobrudscha gedeiht die Windkraft In vdi Nachrichten 16 Dezember 2011 Abgerufen am 16 Dezember 2011 Normdaten Geografikum GND 4012571 3 lobid OGND AKS LCCN n82150359 VIAF 315144288 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dobrudscha amp oldid 237408295