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Die semitischen Sprachen ISO 639 2 5 Code sem sind ein Zweig der afroasiatischen Sprachfamilie Sie werden heute von ca 260 Millionen Menschen in Vorderasien in Nordafrika und am Horn von Afrika gesprochen Wichtige semitische Sprachen sind Arabisch Hebraisch die neuaramaischen Sprachen eine Reihe von in Athiopien und Eritrea gesprochenen Sprachen wie Amharisch und Tigrinya sowie zahlreiche ausgestorbene Sprachen des Alten Orients wie Akkadisch Zu den semitischen Sprachen zahlt auch das in Europa beheimatete Maltesische Karte der heutigen Verbreitung der afroasiatischen Sprachen Semitisch in OrangeDie Bezeichnung semitisch wurde 1781 von dem Gottinger Philologen August Ludwig von Schlozer geschaffen Sie lehnt sich an die biblische Person Sem an die als Stammvater der Aramaer Assyrer Elamiter Chaldaer und Lyder gilt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Geschichte und geographische Verbreitung 2 1 Altertum 2 2 Gegenwart 3 Klassifikation 3 1 Historische Ansatze 3 2 Klassifikation der semitischen Sprachen 4 Verschriftlichung 5 Beziehungen zu anderen Sprachen 6 Semitische Wortgleichungen 7 Phonologie 7 1 Konsonanten 7 2 Vokale 7 3 Silbenbau 8 Morphologie 8 1 Wurzelflexion 8 2 Nominalmorphologie 8 2 1 Genus und Numerus 8 2 2 Kasusflexion 8 2 3 Status Determination und Indetermination 8 3 Pronominalmorphologie 8 4 Zahlworter 8 5 Verbalmorphologie 8 5 1 Prafixkonjugation 8 5 2 Suffixkonjugation 8 5 3 Abgeleitete Stamme 8 5 4 Nominale Formen 9 Syntax 9 1 Verbalsatze 9 2 Nominalsatze 10 Literatur 10 1 Allgemeines und Grammatik 10 2 Lexikon 11 Weblinks 12 EinzelnachweiseForschungsgeschichte BearbeitenAhnlichkeiten zwischen Hebraisch Aramaisch und Arabisch fielen judischen Grammatikern bereits im Mittelalter auf 2 Als in der Renaissance auch in Europa die Beschaftigung mit orientalischen Sprachen einsetzte verfassten christliche Hebraisten erste Ansatze zu einer vergleichenden Grammatik des Semitischen wobei sie jedoch die unzutreffende Schlussfolgerung zogen dass Aramaisch und Arabisch entartete Mischsprachen seien die aus dem Hebraischen der vermeintlichen Sprache des Paradieses entstanden sind Erst im 18 Jahrhundert begann sich eine neuere Betrachtungsweise durchzusetzen als man erkennen musste dass das Arabische obwohl wesentlich junger als das Hebraische und Aramaische besonders archaische Zuge aufweist Wahrend das Altathiopische bereits seit dem 16 Jahrhundert in Europa bekannt war wurden seit dem 18 Jahrhundert weitere Sprachen entdeckt die als semitisch identifiziert werden konnten die modernen athiosemitischen Sprachen das Akkadische das Altsudarabische epigraphische Zeugnisse antiker Sprachen in Syrien und Palastina und schliesslich auch die modernen arabischen aramaischen und neusudarabischen Dialekte sowie erst 1928 das Ugaritische Besonders die Entdeckung und Erschliessung des Akkadischen hatte fur die Semitistik nachhaltige Folgen da es trotz seines hohen Alters von den damaligen Ansichten uber das Protosemitische stark abweicht Als letzte semitische Sprache wurde 1975 das Eblaitische entdeckt Im 19 Jahrhundert wurden auch die Beziehungen zu anderen Sprachfamilien in Afrika und damit die afroasiatische Sprachfamilie entdeckt wodurch sich fur das Verstandnis des Semitischen neue Perspektiven ergaben Geschichte und geographische Verbreitung Bearbeiten Karte mit der ungefahren historischen Verbreitung der semitischen Sprachen vor der islamischen ExpansionIm Altertum waren die semitischen Sprachen noch im Wesentlichen auf das Gebiet des Vorderen Orients beschrankt Seit dem 1 Jahrtausend v Chr erlebten sie dann eine raumliche Verbreitung auf den afrikanischen Kontinent als in Athiopien und dem heutigen Eritrea semitische Sprachen auftauchten falls dies nicht schon viel fruher geschehen ist und sich das Arabische durch die Islamische Expansion im 7 Jahrhundert n Chr uber ganz Nordafrika und Teile Sudeuropas insbesondere die Iberische Halbinsel verbreitete Heute umfasst das semitische Sprachgebiet Vorderasien das Horn von Afrika Nordafrika und mit der Insel Malta noch einen kleinen Teil Europas Zahlreiche geografische Namen zeugen auf der Iberischen Halbinsel vom arabischen Erbe dieser Region Altertum Bearbeiten In Mesopotamien ist ab dem 3 Jahrtausend v Chr das Akkadische uberliefert Als Sprache der internationalen Korrespondenz wurde es bis nach Agypten benutzt Ein Dialekt des Akkadischen war das in Syrien gesprochene Eblaitische Im Laufe des 1 Jahrtausends v Chr wurde das Akkadische als gesprochene Sprache vom ebenfalls semitischen Aramaischen verdrangt konnte sich aber noch bis in die ersten Jahrhunderte n Chr als Schriftsprache halten Bruchstuckhaft ist das Amurritische uberliefert das nur durch die Personennamen der Amurriter aus der Zeit zwischen 2000 und 1500 v Chr bekannt ist Aus Syrien ist das Ugaritische durch umfangreiche Inschriftenfunde aus der Zeit zwischen 1400 und 1190 v Chr uberliefert In Kanaan sprach man im Altertum die kanaanaischen Sprachen Hierzu gehorte das Hebraische die Sprache der Israeliten und Judaer in der das Alte Testament verfasst ist Als gesprochene Sprache befand es sich seit der Mitte des 1 Jahrtausends v Chr auf dem Ruckzug und starb wahrscheinlich im 2 3 Jahrhundert n Chr aus Doch diente es weiterhin als Sakralsprache des Judentums sowie zur Verstandigung zwischen judischen Gemeinden in aller Welt Im Mittelalter diente es teilweise als Zwischenstufe fur Ubersetzungen aus dem Arabischen in das Lateinische Das Phonizische wurde ursprunglich im heutigen Libanon Tyros Byblos Sidon von den Phoniziern gesprochen und gehort ebenfalls zum Kanaanaischen Durch die phonizische Kolonisation verbreitete sich die Sprache in Form des Punischen nach Nordafrika vor allem Karthago und weiter bis in das heutige Spanien Dort blieb es bis in das 6 Jahrhundert n Chr in Gebrauch Kleinere nur durch wenige Inschriften belegte kanaanaische Sprachen waren Moabitisch Ammonitisch und Edomitisch Die Unterschiede zwischen einzelnen kanaanaischen Sprachen scheinen sehr gering gewesen zu sein sodass gelegentlich von einer einzigen Sprache ausgegangen wird die lediglich zu Dialekten und Soziolekten ausdifferenziert war Das seit dem 10 9 Jahrhundert v Chr belegte Aramaisch war ursprunglich nur in den Stadtkonigreichen Syriens verbreitet Die Sprachform jener Zeit bezeichnet man als Altaramaisch Nachdem die aramaischen Konigreiche im 8 Jahrhundert v Chr von den Assyrern erobert worden waren wurde das Aramaische in Form des Reichsaramaischen zur Verwaltungssprache zunachst im Neuassyrischen Reich sowie spater im Neubabylonischen Reich 610 539 v Chr und im persischen Achamenidenreich 539 333 v Chr Dadurch verbreitete es sich im gesamten Vorderen Orient als Lingua franca Durch die islamische Expansion wurde das Aramaische zuruckgedrangt doch blieb es sowohl fur das Judentum durch die Targum Tradition und vor allem den Palastinischen und den Babylonischen Talmud als auch fur das Christentum etwa durch die Peschitta der Orientalischen Kirchen und als Kirchensprache orientalischer Christen bedeutsam Die Stamme der Arabischen Halbinsel gehorten im Altertum unterschiedlichen Sprachgruppen an 3 Im Norden war das Fruhnordarabische mit mehreren Dialektgruppen verbreitet Es ist seit etwa dem 8 Jahrhundert v Chr schriftlich uberliefert und starb wahrend der Ausbreitung des Islams aus Die antike Sprache Zentralarabiens war eine fruhe Form des heutigen Arabisch Als Sprache des Korans gewann sie mit der Ausbreitung des Islams schnell an Bedeutung und verdrangte auch die antiken Sprachen im heutigen Jemen darunter das Altsudarabische und moglicherweise andere kaum belegte Sprachen wie das Himjarische Spatestens seit dem 1 Jahrtausend v Chr wurden auch im Bereich der heutigen Staaten Athiopien und Eritrea semitische Sprachen gesprochen Bereits in der Antike spalteten sie sich in einen nordlichen und einen sudlichen Zweig Der nordliche Zweig weist in Form des Altathiopischen unter den athiopischen Sprachen die langste Schrifttradition auf Altathiopisch war die Sprache des Aksumitischen Reiches etwa 1 bis 7 Jahrhundert n Chr und spater die Sakralsprache der athiopischen Christen Gegenwart Bearbeiten Heute ist das Arabische mit ca 230 Millionen Sprechern mit Abstand die grosste aller semitischen Sprachen und eine der grossten Sprachen der Welt Ihr Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Mauretanien bis nach Oman In insgesamt 25 Staaten der Arabischen Welt dient es als Amtssprache Die arabischsprachigen Lander befinden sich in einer ausgepragten Diglossie Situation Wahrend die arabische Schriftsprache auf dem klassischen Arabisch des 8 Jahrhunderts beruht dienen als Umgangssprache die regional unterschiedlichen arabischen Dialekte auch Neuarabisch Auch das Maltesische die einzige in Europa beheimatete semitische Sprache geht auf einen arabischen Dialekt zuruck aufgrund der katholisch europaischen Tradition Maltas wird es in lateinischen Buchstaben geschrieben und unterliegt keinen hocharabischen Einflussen mehr Als Sprache des Korans hat das Arabische auch in nicht arabischsprachigen Landern der islamischen Welt Verbreitung erfahren und die autochthonen Sprachen insbesondere im Wortschatz massgeblich gepragt Arabische Lehnworter sind im Turkischen und Persischen allgegenwartig und ahnlich haufig wie die lateinischen in den europaischen Sprachen Heute gibt es migrationsbedingt in zahlreichen Staaten Europas arabischsprachige Minderheiten vor allem in Frankreich den Niederlanden und Belgien Trotz seiner weitaus kleineren Sprecherzahl nimmt das Hebraische durch die Bedeutung die ihm als Jahrtausende lang verwendete judische Kultur und Literatursprache zukommt eine bemerkenswerte Position ein Auch in christlichen Kreisen wurde es als Sprache des Alten Testaments seit dem Mittelalter erforscht und studiert Seit dem 19 Jahrhundert insbesondere im Zuge des Zionismus belebten judische Intellektuelle das Hebraische zu einer alltagstauglichen Umgangssprache Ivrit die 1948 zusammen mit Arabisch Amtssprache des Staates Israel wurde und schon zuvor eine der offiziellen Sprachen des britischen Mandatsgebiets Palastina war Heute wird Hebraisch in Israel von etwa sieben Millionen Menschen als Erstsprache oder weitere Sprache nach Arabisch Russisch Athiopisch o a verwendet nur schatzungsweise die Halfte der Hebraischsprecher in Israel sind Muttersprachler Auch nach der Raumung palastinensischer Gebiete durch Israel ist das Hebraische dort als Verkehrssprache gebrauchlich wenigstens im Kontakt mit Israel In der judischen Diaspora besonders in Westeuropa Nord und Sudamerika wird es als Religionssprache und Sprache des judischen Volkes gepflegt sodass ausserhalb Israels von mehreren zehn oder sogar hunderttausend Personen ausgegangen werden kann die uber kommunikative Kompetenz in dieser Sprache verfugen Syrisch Aramaische Schrift West Syrisch Ost Syrisch sowie Estrangelo Obwohl das Aramaische viel von seiner einstigen Bedeutung verloren hat hat es als gesprochene Sprache bis heute uberlebt etwa in der Sudostturkei Tur Abdin dem Irak und dem Iran Aserbaidschan Insgesamt gibt es uber Vorderasien verstreut ca 500 000 Aramaischsprachige Ihre Zahl durfte durch den von Repression Krieg und Emigration gepragten demografischen Wandel im 20 und zu Beginn des 21 Jahrhunderts nach dem Ersten Weltkrieg Christenverfolgungen unter turkischer Herrschaft der Irakkrieg und seine Folgen etc stark rucklaufig sein Hingegen sind Exilgemeinden in Nord und Westeuropa etwa in Gutersloh Westfalen und Sodertalje Schweden und Nordamerika gewachsen in denen die aramaischen Mundarten als Haus Familien und Gemeindesprache bisher uberleben In Europa sprechen ca 250 000 Assyrer auch bekannt als Aramaer das Syrisch Aramaische Surayt auch bekannt als Turoyo 4 Das Neuwestaramaische wird noch von ca 10 000 Menschen in drei Dorfern in Syrien gesprochen Zu den neuostaramaischen Sprachen gehoren unter anderem Surayt Turoyo schatzungsweise 50 000 Sprecher im Nahen Osten und Neumandaisch In der Regel gehoren die Aramaischsprecher christlichen Kirchen an in denen altere Sprachformen des Aramaischen als Sakralsprache verwendet werden oder wurden Da kein eigenes Bildungssystem besteht das Aramaisch als moderne Hochsprache etablieren und ausbauen konnte sind die meisten modernen Varietaten des Aramaischen schriftlos in Syrien gab es um 2010 eine staatliche Initiative die Mundart des Aramaerdorfes Maalula mit dem heute als hebraisch bekannten Alphabet zu verschriftlichen Die Quadratschrift die heutige hebraische Druckschrift basiert auf einem reichsaramaischen Alphabet das in der Antike die althebraische Schrift ersetzt hat Auch judische Minderheiten etwa die kurdischen Juden haben lokale Formen des Aramaischen als Muttersprache Infolge der Emigration nach Israel in den 1950 60er Jahren und durch die Umstellung auf das Hebraische im israelischen Alltag und Bildungswesen muss angenommen werden dass es nur noch wenige jungere Sprecher judisch aramaischer Dialekte gibt 5 Trotzdem fuhrte der staatliche israelische Rundfunk Kol Israel in seinem Einwandererprogramm noch 2011 eine tagliche Sendung auf Aramaisch ein Im Suden der Arabischen Halbinsel Jemen und Oman spricht man die neusudarabischen Sprachen Diese sind trotz ihres Namens weder mit dem Altsudarabischen noch dem Nord Arabischen naher verwandt sondern bilden einen eigenstandigen Zweig der semitischen Sprachen Die sechs neusudarabischen Sprachen Mehri Dschibbali Harsusi Bathari Hobyot und Soqotri haben insgesamt ca 200 000 Sprecher die grosste Sprache ist Mehri mit 100 000 Sprechern In Athiopien und Eritrea ist eine grossere Zahl semitischer Sprachen vom Zweig der athiosemitischen Sprachen verbreitet die insgesamt von ca 29 Millionen Menschen gesprochen werden Die grosste athiosemitische Sprache und zweitgrosste semitische Sprache uberhaupt ist Amharisch die Nationalsprache Athiopiens die ca 20 Millionen Menschen sprechen Tigrinya ist neben Arabisch Amtssprache in Eritrea und hat etwa sieben Millionen Sprecher Neben diesen werden die verschiedenen Gurage Sprachen im sudlichen Zentralathiopien von ungefahr 1 9 Millionen Menschen gesprochen Ebenfalls in Eritrea verbreitet ist Tigre 0 8 Millionen Sprecher Auch in Israel lebt seit der Massenemigration athiopischer Juden in den 1980er Jahren eine athiopischsprachige Minderheit Als aus der judischen Diaspora importierte Sprache ist sie dort durch die Verwaltungs und Bildungssprache Hebraisch ahnlich bedroht wie Jiddisch Judenspanisch Judisch Aramaisch Russisch Franzosisch u a Klassifikation BearbeitenHistorische Ansatze Bearbeiten Die interne Klassifikation der semitischen Sprachen ist noch nicht abschliessend geklart 6 Die semitischen Sprachen werden in zwei Hauptzweige eingeteilt Ost und Westsemitisch Das Ostsemitische besteht aus dem Akkadischen und dem nah verwandten Eblaitischen Ein Hauptunterschied zwischen diesen beiden Zweigen liegt darin dass die Suffixkonjugation im Ostsemitischen wahrscheinlich im Einklang mit dem Protosemitischen einen Zustand ausdruckt wahrend dieselbe Form im Westsemitischen die Funktion des Perfekts hat Traditionell wurde das Westsemitische vornehmlich nach geografischen Kriterien weiter in die nordwestsemitischen Sprachen Kanaanaisch Aramaisch Ugaritisch und die sudsemitischen Sprachen Arabisch Altsudarabisch Neusudarabisch Athiopisch unterteilt Somit ergabe sich folgende Struktur Semitisch Ostsemitisch Akkadisch Eblaitisch Westsemitisch Nordwestsemitisch Kanaanaisch Aramaisch Ugaritisch Sudsemitisch Arabisch Altsudarabisch Neusudarabisch Athiopisch Eine Chronologie einiger semitischer Sprachen Diese Klassifikation stellte Robert Hetzron ab 1969 durch die Einbeziehung des Konzepts der gemeinsamen Innovation shared innovation erheblich in Frage 7 Eine zentrale Rolle kommt dabei der Stellung des Arabischen zu Tatsachlich hat das Arabische mit den ubrigen traditionell als sudsemitisch zusammengefassten Sprachen drei auffallige Merkmale gemeinsam Das Vorhandensein der inneren Pluralbildung den Lautwandel von ursemitischem p zu f und einen durch Vokaldehnung gebildeten Verbalstamm Arabisch qatala sowie mit t Prafix taqatala Laut Hetzron erfullen diese Gemeinsamkeiten nicht das Kriterium der genetischen Verwandtschaft da der Lautwandel p gt f ein areal feature und die innere Pluralbildung ein ursemitisches Phanomen sei das in den ubrigen Sprachen ersetzt wurde Hingegen teile das Arabische mit dem Nordwestsemitischen einige Innovationen im Verbalsystem Hierzu gehort die Imperfektform yaqtulu wahrend das Athiopische und Neusudarabische eine Form aufweisen die auf das ursemitische yaqattVl zuruckgeht Daher fasst Hetzron das Arabische und Nordwestsemitische zu einem zentralsemitischen Unterzweig zusammen Die Frage der Klassifikation des Arabischen ist bislang nicht eindeutig geklart in der Forschung gewinnt jedoch Hetzrons Gliederung an Zustimmung In jungster Zeit wurden weitere Modifikationen von Hetzrons Modell vorgeschlagen Das Altsudarabische weist offenbar auch eine Imperfektform vom Typ yaqtulu auf und ware somit ebenfalls dem Zentralsemitischen zuzuordnen Zudem wird die Existenz eines sudsemitischen Zweigs ganzlich in Frage gestellt Weil die Imperfektform yaqattVl als gemeinsames Merkmal der beiden verbliebenen Unterzweige keine gemeinsame Innovation sondern eine Konservation darstellt mussten das Neusudarabische und Athiopische als jeweils eigenstandige Unterzweige des Westsemitischen angesehen werden 8 Damit ergabe sich fur die Klassifikation der semitischen Sprachen folgende Struktur Semitisch Ostsemitisch Akkadisch Westsemitisch Zentralsemitisch Nordwestsemitisch Kanaanaisch Aramaisch Ugaritisch Arabisch Altsudarabisch Neusudarabisch AthiosemitischDie Einordnung des Himjarischen ist ungewiss da zu wenige Daten zu seiner Einordnung vorliegen es handelt sich zwar allem Anschein nach um eine semitische Sprache aber sie muss unklassifiziert bleiben und nur zusatzliche Texte konnten diese Situation verbessern Klassifikation der semitischen Sprachen Bearbeiten Ostsemitisch Akkadisch Babylonisch Assyrisch Eblaitisch Mari Kish u a Westsemitisch Zentralsemitisch Nordwestsemitisch Ugaritisch Kanaanaisch Phonizisch Punisch Moabitisch Ammonitisch Edomitisch Hebraisch Biblisches Hebraisch Spates Bibelhebraisch Qumran Hebraisch Samaritanisches Hebraisch Rabbinisches Hebraisch Neuhebraisch Deir Alla Aramaisch Altaramaisch Syrische Stadtstaaten Reichsaramaisch Neuassyrisches Reich Neubabylonisches Reich Achamenidenreich Mittelaramaisch Hatranisch Nabataisch Palmyrenisch Biblisches Mittelaramaisch Klassisches Aramaisch Judisch Palastinisch Samaritanisch Melkitisch Klassisches Syrisch Mandaisch Judisch babylonisch Neuaramaisch Westneuaramaisch Ma alula Bach a Djubb adin Ostneuaramaisch Nordwest Turoyo Mlahso Nordost Assyrisch Neuaramaisch Chaldaisch Neuaramaisch Judisch Neuaramaisch u a Sudost Neumandaisch Nordarabisch Fruhnordarabisch Arabisch Klassisches Arabisch Neuarabische Umgangssprachen Altarabisch Maltesisch Altsudarabisch Sabaisch Minaisch Qatabanisch Hadramitisch Neusudarabisch Soqotri Mehri Harsusi Dschibbali Hobyot Athiosemitisch Nordathiosemitisch Altathiopisch Tigrinya Tigre Dahalik Sudathiosemitisch Transversales Sudathiosemitisch Amharisch Argobba Harari Silt e Zay Wolane Ausseres Sudathiosemitisch Chaha Ezha Gafat Soddo Muher Inor Goggot Masqan Gumer Gyeto Indagan Inar Verschriftlichung Bearbeiten Tontafel mit mesopotamischer Keilschrift Tel Dan Inschrift in phonizischer Schrift 9 Jh v Chr Das Wort Arabisch in arabischer SchriftSemitische Sprachen sind seit dem 3 vorchristlichen Jahrtausend in schriftlicher Form uberliefert Fur das Akkadische wurde seit dem 3 Jahrtausend v Chr die von den Sumerern ubernommene mesopotamische Keilschrift hauptsachlich eine Silbenschrift angewendet Zum Schreiben westsemitischer Sprachen dienten dagegen seit den fruhesten Zeugnissen aus der ersten Halfte des 2 Jahrtausends v Chr alphabetische Schriften Deren Wurzel war vermutlich die protosinaitische Schrift die uber die phonizische Schrift zum Ursprung nicht nur aller semitischen Alphabete sondern auch zahlreicher anderer Alphabetschriften wurde Eine Sonderstellung nahm dabei die ugaritische Schrift ein die formal eine Keilschrift tatsachlich aber ein Konsonantenalphabet war Die alphabetischen Schriften waren ursprunglich reine Konsonantenschriften so dass die meisten Vokale in ausgestorbenen semitischen Sprachen unbekannt bleiben Seit dem 1 Jahrtausend n Chr wurden einige Systeme jedoch zur Vokalbezeichnung erweitert Die athiopische Schrift entwickelte eine sekundare Vokalbezeichnung durch angefugte Kreise und Striche In anderen jungeren Alphabeten wurde eine Vokalbezeichnung durch uber oder untergesetzte Elemente eingefuhrt die im Hebraischen als Nikud Punktierung bezeichnet werden Beziehungen zu anderen Sprachen BearbeitenDas Semitische ist einer der sechs Primarzweige der in Nordafrika und dem Vorderen Orient verbreiteten afroasiatischen Sprachfamilie zu der neben dem Semitischen auch das Agyptische Kuschitische Berberische Omotische und Tschadische gehoren Mit etwa 260 Millionen Sprechern ist es der meistgesprochene Hauptzweig des Afroasiatischen Mit anderen afroasiatischen Sprachfamilien hat es nicht nur einen Teil des Lexikons gemein sondern auch wesentliche strukturelle Eigenschaften wie die Wurzelmorphologie die Verbalkonjugation das Kasussystem das Lautsystem sowie die Personalpronomina Die folgende Tabelle bietet einige Beispiele fur Parallelen mit den anderen Hauptzweigen des Afroasiatischen Grund Bedeutung Arabisch Agyptisch Berberisch Kuschitisch Tschadisch Omotisch Herz lubb jeb Somali laab Mokilko ʔulbo Gollango libʔa Bauch Zunge lisan les Kabylisch iles Bole lisim Dime lits lecken Wasser ma maw Kabylisch aman Bole amma Mocha amiyo regnen dein dich du m ka k Kabylisch k Somali ku Hausa ka zwei ʾiṯn ani sinewwVj Kabylisch sin du m stirbst ta mutu mwt sterben Tuareg te mmut Rendille ta mut Hausa mutu sterben er stirbt ya mutu Tuareg ye mmut Rendille ya mutSemitische Wortgleichungen BearbeitenDer in allen Zweigen des Semitischen zu findende Wortschatz enthalt insbesondere typische Worter des Grundwortschatzes Bezeichnungen fur Verwandtschaftsverhaltnisse Korperteile Tiere Bestandteile der Welt Himmel Wasser sowie wichtige Adjektive gross Farben und Worter aus Religion und Mythologie Die folgende Liste nennt einige Beispiele fur gemeinsemitische Worter Bedeutung Proto Semitisch rekonstruiert Ostsemitisch Zentralsemitisch Athiosemitisch NeusudarabischAkkadisch KlassischesArabisch Hebraisch Altathiopisch Mehri 9 Ohr ʾuḏn uzn um ʾuḏn ʾōzaen ʾezn ḥe yḏenMutter ʾimm umm um ʾumm ʾem ʾemm ʾɛ mHaus bayt bit um bayt bayiṯ bet baytBlut dam dam um dam dam dam dem Eiter funf feminin ḫamis ḫamis ḫams ḥames ḫames ḫaymehHund kalb kalb um kalb kaelaeḇ kalb kawbKonig malik malk um malik maelaeḵ malaka herrschen meleker hort e ya smaʿ i sme ya smaʿ u yi smaʿ ye smaʿ ye hmɛ Kopf raʾs res um raʾs rōs reʾs ḥe rōhTag yawm um um yawm yōm yom ḥe yawm Sonne Phonologie BearbeitenKonsonanten Bearbeiten Das gemein semitische Konsonanteninventar umfasst 29 Phoneme die sich lediglich im Altsudarabischen und einem Teil des Fruhnordarabischen noch in dieser Zahl finden das klassische Arabisch folgt mit 28 erhaltenen konsonantischen Phonemen im Akkadischen sind diese hingegen zu nur noch 17 Lauten zusammengefallen Das semitische Konsonanteninventar teilt einige wesentliche Charakteristika mit anderen Primarzweigen des Afroasiatischen es finden sich durch Glottalisierung oder Pharyngalisierung gebildete emphatische Konsonanten die mit stimmhaften und stimmlosen Konsonanten haufig triadische Gruppen bilden auch die Existenz zweier pharyngaler sowie heute allerdings auf das Neusudarabische beschrankt lateraler Konsonanten ist kennzeichnend Wenngleich die Anzahl und die Entwicklung der protosemitischen Konsonanten gesichert ist wird deren Realisierung diskutiert Die folgende Tabelle stellt eine mogliche neuere Rekonstruktion dar in Klammern steht die auf dem Arabischen und Hebraischen beruhende konventionelle Transkription bilabial dental alveolar palatal velar pharyngal glottalPlosive stimmlos p p t t k k ʔ ʾ emphatisch tˀ ṭ kˀ q stimmhaft b b d d g g Affrikaten stimmlos ᵗs s emphatisch ᵗsˀ ṣ stimmhaft ᵈz z Frikative stimmlos 8 ṯ s s x ḫ ħ ḥ h h emphatisch 8ˀ ẓ stimmhaft d ḏ ɣ ġ ʕ ʿ Laterale stimmlos ɬ s emphatisch ɬˀ ḍ ṣ stimmhaft l l Nasale m m n n Vibranten r r Halbvokale w w y y Vokale Bearbeiten Fur das Proto Semitische werden unumstritten die Vokale a i und u sowie ihre langen Gegenstucke a i u rekonstruiert Dieses System hat sich jedoch nur in sehr wenigen Sprachen wie dem klassischen Arabisch vollstandig erhalten wahrend in den meisten semitischen Sprachen teilweise erhebliche Veranderungen eingetreten sind Diphthonge waren im Proto Semitischen zwar durch die starken Beschrankungen des Silbenbaus unmoglich doch wurden vermutlich wie im klassischen Arabisch Kombinationen aus a und den Halbvokalen w und y als Diphthonge realisiert Vor allem in den modernen semitischen Sprachen werden diese Kombinationen monophthongisiert vergleiche arabisch ʿayn akkadisch inu Auge arabisch yawm hebraisch yōm Tag Silbenbau Bearbeiten In den semitischen Sprachen sind ursprunglich nur Silben der Form Konsonant Vokal CV offene Silbe und Konsonant Vokal Konsonant CVC geschlossene Silbe erlaubt Falls durch Schwund eines Vokales ein Wort gegen diese Gesetze verstosst kann in Tochtersprachen ein Sprossvokal eingefugt werden arabisch ʾuḏn u Ohr hebraisch ʾōzaen Es ist umstritten ob im Proto Semitischen einige Konsonanten auch wie Vokale silbenbildend auftreten konnten etwa in bn Sohn gt arabisch ʾibn akkaddisch bin Morphologie BearbeitenWurzelflexion Bearbeiten Grundlage der Morphologie und des Lexikons ist wie fur das Afroasiatische typisch die aus einer Folge von in der Regel drei Konsonanten den Radikalen bestehende Wurzel die ausschliesslich lexikalische aber keine grammatische Information enthalt Durch die Anfugung weiterer Morpheme konnen hiervon Worter und Wortformen gebildet werden Diese Morpheme die auch als Schema bezeichnet werden konnen Affixe Infixe und insbesondere eine Folge von Vokalen sein sodass die Wurzel fur einen Begriff das Schema dagegen fur ein Wort sowie dessen grammatische Form kennzeichnend ist Dies moge die folgende Auflistung von Formen der Wurzel ktb schreiben im Arabischen illustrieren Wortart Analyse Form UbersetzungVerb 3 Person Singular Maskulinum Perfekt kataba er schrieb 3 Person Singular Maskulinum Imperfekt yaktubu er schreibt Substantiv Verbalnomen kitaba das Schreiben Abgeleitetes Substantiv kitab Buch kutub Bucher kutayyib Broschure maktab Buro maktaba Bibliothek Adjektiv Nisbeadjektiv kitabi schriftlich Partizip aktiv katib schreibend Sekretar Partizip passiv maktub geschrieben Wurzeln die y oder w als Stammkonsonant haben und solche deren letzte beiden Konsonanten identisch sind werden in Einzelsprachen mit gewissen anderen Gruppen als schwache Wurzeln bezeichnet sie weisen bei der Formenbildung diverse Unregelmassigkeiten auf Eine weitere Ausnahme stellen neben Pronomina und diversen Partikeln auch einige zweikonsonantige Substantive dar beispielsweise dam Blut yam Meer Ihre abweichende Struktur ist auf ihr hohes sprachgeschichtliches Alter zuruckzufuhren Nach einer auf das 19 Jahrhundert zuruckgehenden Theorie sind viele oder alle dreikonsonantigen Wurzeln des Semitischen auf ursprunglich zweikonsonantige Formen aufgebaut Als Indizien werden insbesondere die schwachen Wurzeln angefuhrt die ihren Halbvokal in bestimmten Formen verlieren Wurzeln der Form C1C2C2 sowie Wurzeln ahnlicher Bedeutung die zwei Konsonanten gemeinsam haben So finden sich im Hebraischen die Verben qṣṣ abschlagen abschneiden qṣh abschlagen abschneiden qṣb abschneiden qṣp reissen brechen qṣʿ einschneiden qṣr abschneiden die alle mit qṣ beginnen und in ihrer Bedeutung mit schlagen schneiden verwandt sind Zusatzlich hat das Arabische die Verben qṣm zusammen brechen und qṣl abschneiden maqṣala Guillotine Im Bau der Wurzeln finden sich wie im Agyptischen und Berberischen Beschrankungen die das Auftreten ahnlicher und identischer Konsonanten betreffen So sind Wurzeln mit identischem ersten und zweiten Radikal unmoglich daruber hinaus kommen verschiedene Konsonanten die den gleichen Artikulationsort haben nicht gleichzeitig in einer Wurzel vor Nominalmorphologie Bearbeiten Genus und Numerus Bearbeiten Jedes Substantiv gehort einem der beiden Genera Maskulinum oder Femininum an Wahrend das Maskulinum generell unmarkiert ist findet sich als Femininmarker die Endung a t Eine Ausnahme stellen einige unmarkierte Nomina dar die sich dennoch wie feminine Substantive verhalten Dieses Phanomen findet sich insbesondere bei Substantiven mit weiblichem naturlichen Geschlecht ʾimm Mutter und Namen fur Korperteile die doppelt vorkommen ʾuḏn Ohr Fur das Proto Semitische lassen sich die drei Numeri Singular Dual und Plural rekonstruieren Singular und Dual werden durch ihre Kasusendungen gekennzeichnet die Bildung des Plurals ist dagegen wesentlich komplexer Hier lassen sich prinzipiell zwei Bildungsarten unterscheiden der im Sudsemitischen einschliesslich des Altsudarabischen und Arabischen vorherrschende Innere Plural gebrochener Plural und der vor allem in den ubrigen Sprachen auftretende Aussere Plural Der aussere Plural wird vorrangig durch seine von Singular und Dual abweichenden Kasusendungen markiert siehe das Kapitel zu den Kasus wogegen zur Bildung des stets als Singular deklinierten inneren Plurals das Vokalschema des Singulars durch ein anderes Schema ersetzt wird arabisch bayt Haus buyut Hauser raǧul Mann riǧal Manner Eine zweite Bildungsart des maskulinen ausseren Plurals stellt eine Endung an dar vergleiche akkadisch sarr an u Konige neben dem gleichbedeutenden sarr u In vielen Fallen tritt bei der Pluralbildung eine Genuspolaritat auf Dabei wird zu einem maskulinen Singular ein femininer ausserer Plural gebildet akkadisch lisan u m Zunge lisan at u m Zungen Im Akkadischen Arabischen und Ugaritischen findet sich der Dual zur allgemeinen Bezeichnung der Zweizahl In den meisten Sprachen ist er dagegen auf paarweise vorkommende Dinge beschrankt beispielsweise Korperteile wie im hebraischen Dual yaḏ ayim die beiden Hande Kasusflexion Bearbeiten In mehreren semitischen Sprachen finden sich drei Kasus die je nach Numerus unterschiedliche Endungen aufweisen Da die Endungen sowohl im Akkadischen als auch in zwei zentralsemitischen Sprachen klassisches Arabisch und Ugaritisch weitgehend ubereinstimmend vollstandig uberliefert sind konnen sie wohl auf das Protosemitische zuruckgefuhrt werden In einigen anderen Sprachen sind zumindest Reste des Systems erhalten Ihre rekonstruierten protosemitische Formen sind Maskulinum FemininumSingularund Innerer Plural Dual Ausserer Plural Singular Dual Ausserer PluralNominativ u a u t u t a at uGenitiv i ay i t i t ay at iAkkusativ a t aDer Nominativ dient als Subjektskasus als Pradikat eines Satzes mit nominalem Pradikat sowie als Zitierform Der Genitiv markiert Possessoren und das Objekt von Prapositionen wahrend der Akkusativ Objekte von Verben und adverbiale Nominalphrasen markiert akkadisch bel bit i m der Herr des Hauses Genitiv arabisch qatala Zayd u n ʿAmr a n Zayd Nominativ hat Amr Akkusativ getotet arabisch yawm a n eines Tages Akkusativ Weitere vor allem im Akkadischen zu findende Kasus sind der Lokativ auf u und ein hauptsachlich adverbialer Kasus auf is die jedoch beide nur beschrankt produktiv sind Status Determination und Indetermination Bearbeiten Allen semitischen Sprachen ist gemeinsam dass das Substantiv je nach seiner syntaktischen Umgebung in mehrere Status treten kann die gewisse formale Unterschiede aufweisen Fur das Proto Semitische lassen sich vermutlich zwei Status rekonstruieren frei und an einen folgenden Genitiv substantivisch oder pronominal gebunden Status constructus Freie Substantive unterschieden sich von Substantiven im Status Constructus durch eine der beiden Endungen n und m die nach den arabischen Buchstabennamen fur m und n als Mimation m und Nunation n bezeichnet werden Fur das Proto Semitische lassen sich keine Mittel zur Unterscheidung von Determination und Indetermination rekonstruieren Viele semitische Sprachen haben jedoch formale Mittel hierzu entwickelt Einige Sprachen greifen hierzu auf Nunation und Mimation zuruck meist wurden aber neue Suffixe oder Prafixe entwickelt Die folgende Tabelle bietet Beispiele aus einigen semitischen Sprachen Determination IndeterminationZentralsemitisch Arabisch ʾal nAltsudarabisch n m nFruhnordarabisch h n Aramaisch aHebraisch h plus Verdoppelung des ersten Konsonanten Athiosemitisch Amharisch u mask wa fem Tigrinya ʾetu mask ʾeta fem Harari zoNeusudarabisch Mehri a ḥ h Ostsemitisch AkkadischNach Josef Tropper 10 lassen sich die Formen des Artikels im Zentralsemitischen samtlich auf die Grundform han zuruckfuhren die auf einer deiktischen Partikel beruhe Pronominalmorphologie Bearbeiten Im Semitischen konnen Personalpronomina je nach ihrer syntaktischen Stellung in mehreren unterschiedlichen Formen auftreten Im Klassisch Arabischen lauten sie Numerus Person Absolut SuffigiertSingular 1 ʾana i ya Genitiv ni Akkusativ 2 m ʾanta kaf ʾanti ki3 m huwa huf hiya haDual 2 ʾantuma kuma3 huma humaPlural 1 naḥnu na2 m ʾantumu kumuf ʾantunna kunna3 m hum humuf hunna hunnaDie unabhangigen Pronomina stehen als Subjekt von Satzen etwa in arabisch huwa raǧulun er ist ein Mann Enklitische Formen werden an ein Bezugswort suffigiert dieses kann eine Verbform ein Substantiv im Status constructus oder eine Praposition sein Hinter Verbformen und Prapositionen drucken sie deren Objekt aus arabisch daʿa hu er rief ihn wahrend sie mit Substantiven ein Besitzverhaltnis angeben akkadisch sum su sein Name Einige semitische Sprachen verfugen zusatzlich uber eine auch ausserhalb des Semitischen zu findende Reihe absoluter Pronomina wie akkadisch kati dich die mit einem Suffix t gebildet sind Im Akkadischen im Altsudarabischen wo sie als adjektivische Demonstrativpronomina auftreten und im Ugaritischen stehen sie als oblique Formen wahrend das Phonizische sie im Nominativ verwendet Isoliert stehen einige weitere nur im Akkadischen zu findende Bildungen Zahlworter Bearbeiten Die Kardinalzahlen weisen besonders bei den niedrigeren Zahlen eine grosse Konsistenz auf es fallen jedoch in einzelnen Sprachen Neubildungen fur eins und zwei auf Kardinalzahlen treten sowohl im Maskulinum als auch durch die Endung protosemitisch at markiert im Femininum auf Fur Kardinalzahlen von drei bis zehn gilt die Regel der umgekehrten Polaritat das heisst weibliche Formen der Zahlworter werden mit mannlichen Formen des Nomens verbunden und umgekehrt Insofern sind sie mit ihrem Bezugswort morphologisch genusinkongruent zum Beispiel arabisch ṯalaṯ at u ban ina drei Sohne ṯalaṯ u banat i n drei Tochter Diese mit einigen Ausnahmen zum Beispiel Athiosemitisch oder Ugaritisch in allen semitischen Sprachen geltende Regel der morphologischen Genusopposition geht auf das Protosemitische zuruck Ihr Ursprung ist nicht endgultig geklart obwohl verschiedene Erklarungsversuche vorliegen So wurde beispielsweise vorgeschlagen die Endung at habe ursprunglich nicht das Femininum sondern das nomen unitatis Individualbezeichnung abgeleitet von einem Grundwort das Kollektivum oder Gattungsbezeichnung ist 11 und damit die Zahlbarkeit markiert Die Ordinalia werden als Adjektive gebildet und sind mit ihrem Bezugswort regelmassig genuskongruent Verbalmorphologie Bearbeiten Prafixkonjugation Bearbeiten In allen semitischen Sprachen existiert eine Konjugation mittels prafigierter und teilweise suffigierter Personalmarkierungen Im Akkadischen finden sich drei derartige Tempora Aspekte Prasens Prateritum und Perfekt die sich durch eine unterschiedliche Stammvokalisation unterscheiden Im Athiosemitischen und im Neusudarabischen findet sich ein eigener Imperfekt Indikativ Stamm der dem akkadischen Prasens ahnelt wahrend der Stamm C1C2VC3 die Funktion eines Subjunktivs ubernimmt In den zentralsemitischen Sprachen wird dagegen ausschliesslich das Imperfekt auf diese Weise konjugiert dessen Stamm die Form C1C2VC3 aufweist und somit mit dem akkadischen Prateritumstamm formal identisch ist qtl toten prs schneiden Ostsemitisch Akkadisch Zentralsemitisch klassisches Arabisch Athiosemitisch Altathiopisch Neusudarabisch MehriPrasens Prateritum Perfekt Imperfekt Apokopat ImperfektIndikativ Subjunktiv ImperfektIndikativ SubjunktivSingular 1 a parras a prus a ptaras ʾa qtul ʾe qattel ʾe qtel e ruukez e rkeez2 m ta parras ta prus ta ptaras ta qtul te qattel te qtel te ruukez te rkeez2 f ta parras i ta prus i ta ptars i ta qtul i te qatl i te qtel i te reekez te rkeez i3 m i parras i prus i ptaras ya qtul ye qattel ye qtel ye ruukez ye rkeez3 f ta parras ta prus ta ptaras ta qtul te qattel te qtel te ruukez te rkeezPlural 1 ni parras ni prus ni ptaras na qtul ne qattel ne qtel ne ruukez ne rkeez2 m ta parras a ta prus a ta ptars a ta qtul u te qatl u te qtel u te rekz em te rkeez em2 f ta parras a ta prus a ta ptars a ta qtul na te qatl a te qtel a te rekz en te rkeez en3 m i parras u i prus u i ptars u ya qtul u ye qatl u ye qtel u ye rekz em ye rkeez em3 f i parras a i prus a i ptars a ya qtul na ye qatl a ye qtel a te rekz en te rkeez enDual 1 e rekz oo l e rkez oo2 ta qtul a te rekz oo te rkez oo3 m i parras a i prus a i ptars a ya qtul a ye rekz oo ye rkez oo3 f ta qtul a te rekz oo te rkez ooVermutlich ist fur das Protosemitische und moglicherweise auch das Proto Afroasiatische ein Prasens ya C1aC2C2VC3 und ein Prateritum ya C1C2VC3 zu rekonstruieren Hierfur spricht auch die vereinzelte Vergangenheitsbedeutung des zentralsemitischen Imperfekts In mehreren zentralsemitischen Sprachen und im Neusudarabischen gibt es ein Passiv das durch ein abweichendes Ablautmuster gebildet wird klassisches Arabisch ya qtul er totet yu qtal er wird getotet und im Zentralsemitischen auch mehrere ursprunglich durch Suffixe gebildete Modi Mit dem Stamm der Prafixkonjugation ya C1C2VC3 verwandt ist der Imperativ der im Singular Maskulinum endungslos ist und im Singular Femininum und im Plural durch vokalische Endungen markiert wird so bildet das Arabische zu ya qtul u er totet Imperative wie ʾuqtul tote maskulin ʾuqtul na totet feminin Suffixkonjugation Bearbeiten Allen semitischen Sprachen ist ein weiterer Satz von Personalaffixen gemeinsam der in der Verwendung jedoch wesentliche Unterschiede aufweist Im Akkadischen kann er an jedes Substantiv oder Adjektiv angefugt werden und damit einen zeitlich nicht naher definierten Zustand ausdrucken zikar zikar er ist war ein Mann damq aku ich bin war gut In den westsemitischen Sprachen dient dieser Satz von Endungen dagegen mit einem Verbalstamm der Form C1aC2VC3 als Tempus Aspekt analog zur Prafixkonjugation meist zum Ausdruck des Perfekts arabisch qatal a er totete Altathiopisch nagar ku ich habe gesagt Es wird gemeinhin angenommen dass der im Akkadischen zu findende Zustand im Wesentlichen auch dem Proto Semitischen zugeschrieben werden kann Das gesamte Paradigma lautet Ostsemitisch Akkadisch Zentralsemitisch Arabisch Athiosemitisch Altathiopisch Neusudarabisch MehriSingular 1 pars aku qatal tu qatal ku rekez k2 m pars ata qatal ta qatal ka rekez k2 f pars ati qatal ti qatal ki rekez s3 m paris qatal a qatal a rekuuz3 f pars at qatal at qatal at rekez uutPlural 1 pars anu qatal na qatal na rekuuz en2 m pars atunu qatal tumu qatal kemmu rekez kem2 f pars atina qatal tunna qatal ken rekez ken3 m pars u qatal u qatal u rekawz3 f pars a qatal na qatal a rekuuzDual 1 qatal tuma rekez ki2 m qatal tuma rekez too2 f rekez ki3 m qatal a rekez oo3 f qatal ata rekez tooEs fallt auf dass die Endungen der 1 und 2 Person Singular und der 2 Person Plural die im Protosemitischen wie im Akkadischen teils t teils k enthielten in sudlichen Sprachen Athiosemitisch Altsudarabisch Neusudarabisch nach k und in den anderen zentralsemitischen Sprachen ausserhalb des Altsudarabischen dagegen nach t hin vereinheitlicht wurden Abgeleitete Stamme Bearbeiten Vom meist dreikonsonantigen Grundstamm des Verbs lassen sich mehrere Verbalstamme ableiten die mit diesem in ihrer Bedeutung in Bezug stehen Als Bildungsmittel dienen Affixe Vokaldehnung und Gemination Die folgenden Beispiele stammen aus dem Akkadischen sie finden sich in anderen semitischen Sprachen in sehr ahnlicher Form wieder Bildung Bedeutung BeispielGemination des zweiten Stammkonsonanten kausativ pluralisch faktitiv damiq ist gut gt dummuqum gut machen Prafix s kausativ faktitiv tariṣ ist ausgestreckt gt sutruṣum breit hinlegen Prafix n passiv parasum entscheiden gt naprusum entschieden werden Infix t passiv reziprok reflexiv intensiv maḫarum gegenubertreten gt mitḫurum einander gegenubertreten Einzelne abgeleitete Stamme lassen sich auch miteinander kombinieren besonders stark ist dies im Sudsemitischen ausgebildet So lassen sich im Altathiopischen von dem Intensivstamm qattala drei weitere abgeleitete Stamme jeweils die 3 Person Singular maskulinum der Suffixkonjugation bilden Grundstamm qatala er totete Intensivstamm qattala er totete Intensivstamm Kausativstamm ʾaqattala er liess toten Intensivstamm Reflexivstamm taqattala er totete sich Intensivstamm Kausativstamm Reflexivstamm ʾastaqattala er liess sich toten Nominale Formen Bearbeiten Das aktive Partizip des Grundstamms weist in allen semitischen Sprachen Formen auf die auf protosemitisches C1aC2iC3 zuruckgehen Im akkadischen Verbaladjektiv und dem westsemitischen Perfekt hat sich ausserdem wohl ein Verbaladjektiv der Form C1aC2VC3 erhalten das ursprunglich bei transitiven Verben passive bei intransitiven Verben dagegen aktive Bedeutung hatte In den abgeleiteten Stammen weisen die Partizipien ein Prafix ma oder mu auf Fur den Infinitiv sind in den Einzelsprachen verschiedenartige Schemata in Gebrauch was sich wohl auch auf das Proto Semitische ubertragen lasst Syntax BearbeitenVerbalsatze Bearbeiten Satze deren Pradikat eine finite Verbform ist haben im Westsemitischen vorwiegend die Stellung Verb Subjekt Objekt VSO arabisch ḍaraba Zayd u n ʿAmr a n Zayd hat Amr geschlagen Wahrend die gleiche Reihenfolge auch fur fruhe akkadische Personennamen gilt findet sich im Akkadischen sonst das Verb am Satzende Iddin sin Sin hat gegeben Personenname aber bel i1 sum i2 izzakar3 mein Herr1 hat meinen Namen2 genannt3 Gewohnlich wird diese Abweichung auf den Einfluss des Sumerischen der altesten Schriftsprache in Mesopotamien zuruckgefuhrt Nominalsatze Bearbeiten Im Semitischen muss ein Satz kein verbales Pradikat enthalten um vollstandig zu sein Stattdessen konnen auch Substantive Adjektive Adverbien und Prapositionalphrasen als Pradikat dienen Derartige Satze heissen in der Semitistik Nominalsatze Beispiele Mit Substantiv arabisch huwa raǧulun er ist ein Mann Mit Adjektiv arabisch al waladu ṣaġirun der Junge ist klein Mit Adverb arabisch ar raǧulu hahuna Der Mann ist hier Mit Prapositionalphrase arabisch ar raǧulu fi d dari der Mann ist im Haus Literatur BearbeitenAllgemeines und Grammatik Bearbeiten Gotthelf Bergstrasser Einfuhrung in die semitischen Sprachen Sprachproben und grammatische Skizzen Nachdruck Darmstadt 1993 Carl Brockelmann Grundriss der vergleichenden Grammatik der semitischen Sprachen Bd 1 2 Berlin 1908 1913 bis heute unubertroffenes sehr materialreiches Referenzwerk Robert Hetzron Hrsg The Semitic Languages Routledge London 1997 Uberblick uber die semitischen Einzelsprachen Burkhart Kienast Historische semitische Sprachwissenschaft Harrassowitz Wiesbaden 2001 Edward Lipinski Semitic languages Outline of a comparative grammar Peeters Leuven 1997 ISBN 90 6831 939 6 Sabatino Moscati Hrsg An introduction to the comparative grammar of the Semitic languages 2 Auflage Harrassowitz Wiesbaden 1969 Stefan Weninger Hrsg The Semitic Languages An International Handbook De Gruyter Mouton Berlin 2011 ISBN 3 11 018613 6 Lexikon Bearbeiten D Cohen Dictionnaire des racines semitiques ou attestees dans les langues semitiques Mouton Peeters Paris Den Haag Louvain la Neuve 1970 ff unvollendet A Militarev L Kogan Semitic Etymological Dictionary Alter Orient und Altes Testament 278 Kevelaer 2000 ff bisher zwei Bande erschienen Weblinks BearbeitenBibliographien zur Semitistik Memento vom 11 Dezember 2007 im Internet Archive Semitische Sprachen im World Atlas of Language Structures Online Slomo Surayt Ein Einfuhrungskurs ins Surayt Aramaische Turoyo Einzelnachweise Bearbeiten Gen 10 21 31 EU Hierzu und zum Folgenden Johann Fuck Geschichte der semitischen Sprachwissenschaft In Semitistik Handbuch der Orientalistik Band 3 Abschnitt 1 Brill Leiden Koln 1953 S 31 39 M C A Macdonald Reflections on the linguistic map of pre Islamic Arabia In Arabian archaeology and epigraphy 11 1 2000 Seite 28 79 A F L Beeston Languages of Pre Islamic Arabia Arabica 28 Heft 2 3 1981 Seite 178 186 Chaim Rabin Ancient West Arabian London 1951 Shabo Talay Slomo Surayt Ein Einfuhrungskurs ins Surayt Aramaische Turoyo Hrsg Shabo Talay Bar Habraeus Verlag Losser ISBN 978 90 5047 065 0 Ross Perlin Is the Islamic State Exterminating the Language of Jesus Foreign Policy 14 August 2014 abgerufen am 16 August 2015 englisch Zur Klassifikation siehe Alice Faber Genetic Subgrouping of the Semitic Languages in Robert Hetzron Hrsg The Semitic Languages London 1997 S 3 15 sowie John Huehnergard Aaron D Rubin Phyla and Waves Models of Classification of the Semitic Languages in Stefan Weninger et al Hrsg The Semitic Languages Berlin 2011 S 259 278 Robert Hetzron Two Principles of Genetic Reconstruction in Lingua 38 1976 S 89 104 John Huehnergard Features of Central Semitic In biblica et orientalia 48 2005 S 155 203 Hier S 160 f T M Johnstone Mehri Lexicon School of Oriental and African Studies London 1987 ISBN 0 7286 0137 0 J Tropper Die Herausbildung des bestimmten Artikels im Semitischen In Journal of Semitic Studies XLVI 2001 S 1 31 Beispielhafte Definition fur nomen unitatis z B in Manfred Woidich Das Kairenisch Arabische eine Grammatik 2006 ISBN 978 3 447 05315 0 S 113 hier uber Google Buchsuche Dieser Artikel wurde am 14 Mai 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4116476 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Semitische Sprachen amp oldid 234514653