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Als Keilschrift bezeichnet man ein vom 4 Jahrtausend v Chr bis mindestens ins 1 Jahrhundert n Chr benutztes Schriftsystem das im Vorderen Orient Naher Osten und Vorderasien zum Schreiben mehrerer Sprachen verwendet wurde Die Bezeichnung beruht auf den Grundelementen der Keilschrift waagrechten senkrechten und schragen Keilen Typische Texttrager sind Tontafeln die durch das Eindrucken eines Schreibgriffels in den weichen Ton beschrieben wurden Dokument einer LohnauszahlungDie Keilschrift war anfanglich eine Bilderschrift Sie entwickelte sich zu einer Silbenschrift aus der auch eine phonetische Konsonantenschrift die ugaritische Schrift hervorging Die Keilschrift wurde von den Sumerern erfunden und spater von ihren medischen Nachfahren und anderen zahlreichen Volkern des Alten Orients verwendet von den Akkadern Babyloniern Assyrern Hethitern Persern darunter der babylonische Kyros Zylinder und anderen Schliesslich wurde sie von anderen Schriftformen z B der phonizischen und der daraus abgeleiteten aramaischen Schrift verdrangt und geriet in Vergessenheit Letzte Keilschrifttexte wurden in seleukidischer und parthischer Zeit verfasst 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Verbreitung 1 1 Sumerische Keilschrift 1 2 Akkadisches Reich 1 3 Hethitische und weitere Adaptationen 1 4 Babylonische Ara 1 5 Sonderformen 2 Entschlusselung und Ubersetzung der Keilschrift 3 Schriftgut 4 Schriftentwicklung 5 Struktur und Transliteration 5 1 Logogramme 5 2 Phonogramme 5 3 Determinative 5 4 Transliteration mit Akzenten und Indexziffern 6 Schriftmedien 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Dokumentationen 10 Weblinks 11 AnmerkungenGeschichte und Verbreitung BearbeitenSumerische Keilschrift Bearbeiten Die sumerische Keilschrift ist neben den agyptischen Hieroglyphen die heute alteste bekannte Schrift Sie entstand etwa um 3300 v Chr in Sumer in Mesopotamien und konnte ihre Vormachtstellung bis etwa 1800 v Chr halten Zunachst begann die sumerische Keilschrift als Bilderschrift bestehend aus rund 900 Piktogrammen und Ideogrammen die in Ton geritzt wurden In Kis wurden Kalksteintafelchen mit den altesten Zeichen gefunden Es waren stark vereinfachte Darstellungen etwa eines Kopfes eines Dreschhammers eines Pfeiles eines Kruges eines Fusses Drei Berggipfel standen fur Gebirge Andere Zeichen stammten von Zahlsteinen und waren von Anfang an abstrakt wie etwa das Kreuz fur Schaf nbsp Rekonstruktion der Entwicklung des Schreibens beginnend vor 3500 v Chr bis 1000 v Chr Mit der Hypothese dass die sumerische Keilschrift im Vergleich zu den Agyptischen Hieroglyphen die altere Schriftform sei 2 Viele Worter entstanden ahnlich wie heute noch bei den chinesischen Schriftzeichen durch einfaches Zusammenschreiben solcher Piktogramme Weinen wurde mit den Zeichen Auge und Wasser ausgedruckt Furstin ergab sich aus den Zeichnungen Frau und Schmuck Strafen wurde durch Stock und Fleisch ausgedruckt Gebirge und Frau ergab Bergweib was Sklavin bedeutete weil die Sumerer wohl Frauen aus dem Zagros versklavten Heuschrecke stand als Piktogramm fur Heuschrecke aber auch als Ideogramm fur Vernichtung Man hatte wohl durch Heuschreckenschwarme abgefressene Felder und Garten vor Augen Ein Stern stand als Piktogramm fur Stern als Ideogramm fur Himmel sumerisch an und Gott sumerisch dingir Eine Essschale stand fur Speise Ein Kopf und eine Essschale stand fur essen Diese Piktogrammschrift blieb aber nicht bei den einfachen und komplexen Zeichenbedeutungen stehen Das Piktogramm eines Flusses stand fur Wasser sumerisch a das aber als Laut a auch in bedeutete Statt hier ein neues Zeichen fur in zu erfinden verwendeten die Sumerer das Piktogramm Fluss in seiner Lautbedeutung a gleich in Da dieses Verfahren immer ofter verwendet wurde uberwog schliesslich die Lautbedeutung der Zeichen 3 Ihre typische Form erhielt diese Schriftart erst um das Jahr 2700 v Chr als die altsumerischen Machtzentren Uruk Ur und Lagas enorm anwuchsen und ihre Tempelburokratie mehr Schriftstucke produzierte was eine Rationalisierung des Schreibprozesses hervorrief Nun wurden Keile mit einem stumpfen Schreibgriffel in weichen Ton gedruckt der anschliessend getrocknet wurde Akkadisches Reich Bearbeiten Um das Jahr 2350 v Chr drang das semitische Volk der Akkader nach Sumer vor und ubernahm die Herrschaft uber die sumerischen Stadtstaaten und dabei auch deren Schrift und Kultur Unter der akkadischen Herrscherdynastie Sargons von Akkad breiteten sich deren Herrschaftsgebiet und damit auch Sprache Kultur und Schrift weiter aus Etwa zur selben Zeit gelangte die Kenntnis der Keilschrift bis nach Syrien in das Reich Ebla wo sie fur die einheimische semitische Sprache das Eblaitische verwendet wurde Bereits ab 2500 v Chr wurde im benachbarten Konigreich Elam dem heutigen Iran die dort verwendete proto elamitische Strichschrift von der Keilschrift abgelost diese hielt sich dort bis in hellenistische Zeit nbsp Zovinar Inschrift urartaische Keilschrift nbsp Die Tabelle zeigt die fortschreitende Vereinfachung der Keilschriftzeichen von der archaischen vertikalen Schrift zur assyrischen Schriftform Hethitische und weitere Adaptationen Bearbeiten Auch die Hethiter deren indogermanische Sprache sich vom semitischstammigen Akkadisch grundlegend unterschied adaptierten die Keilschrift und benutzten sie neben den hethitischen Hieroglyphen Dabei verlief die Verbreitung der Keilschrift im Norden bis nach Urartu Nordostturkei und Armenien mit Urartaisch als Landessprache und im Suden bis nach Palastina mit Kanaanaisch als vorherrschender Sprache Die weiterentwickelte Form der Keilschrift war so anpassungsfahig beim Gebrauch der Symbole als Lautzeichen dass die Schrift in gleicher Weise fur die Sprachen der Akkader Babylonier und Assyrer verwendet werden konnte Babylonische Ara Bearbeiten Als Hammurapi 1792 v Chr den babylonischen Thron bestieg bestand Mesopotamien lediglich aus einer Reihe rivalisierender Stadtstaaten Ihm gelang es jedoch aufgrund seiner Feldzuge das Herrschaftsgebiet Babylons auf ganz Mesopotamien auszudehnen und weit uber die Landesgrenzen hinaus die Sprache und Kultur seines Reiches zu verbreiten Mit dem Niedergang des babylonischen und dem Aufstieg des assyrischen Reiches verbreitete sich die Schrift und die Kultur des Zweistromlandes bis in das 7 Jahrhundert v Chr von Babylonien und Assyrien uber Palastina bis nach Agypten In dieser Epoche entwickelte sich die Keilschrift zu ihrer endgultigen Form weiter Ab dem 8 Jahrhundert v Chr drangen neue Schriftsysteme wie die phonizische Konsonantenschrift oder die griechische Lautschrift langsam nach Kleinasien vor Nach und nach verdrangten sie die Keilschrift Sonderformen Bearbeiten nbsp Keilschrift Inschrift am Tor aller Lander in PersepolisEine Sonderform der Keilschrift stellt die persische Keilschrift dar Zu Beginn der Regierungszeit Dareios I im Jahr 521 v Chr besassen die Perser noch keine eigene Schrift Die Verwaltungssprache des persischen Reiches war Elamisch daneben wurde in Reliefs stets auch eine Ubersetzung in Babylonisch bzw Akkadisch im neubabylonischen Dialekt 4 angebracht Dareios I ordnete die Schaffung einer eigenen persischen Schrift Altpersisch an Die persische Keilschrift war viel einfacher strukturiert 34 Zeichen als die Keilschriften der Elamer ca 200 Zeichen und Babylonier ca 600 Zeichen und hatte zur besseren Lesbarkeit Worttrenner Die persische Keilschrift wurde spater um 400 v Chr durch die Einfuhrung des Aramaischen verdrangt Der jungste bekannte Keilschrifttext eine astronomische Tabelle stammt aus dem Jahr 75 n Chr Entschlusselung und Ubersetzung der Keilschrift Bearbeiten nbsp Inschrift aus Persepolis in der Umzeichnung von NiebuhrDer Italiener Pietro della Valle hatte 1621 in einem Brief erstmals mehrere Keilschriftzeichen von einem Ziegel aus Persepolis richtig kopiert und in seiner Reisebeschreibung vermutet dass diese Buchstaben auf unsere Weise von der lincken zur rechten Hand geschrieben werden 5 Der deutsche Arzt und Forschungsreisende Engelbert Kaempfer besuchte 1685 die Ruinen von Persepolis und studierte die Tafelchen mit Schriftzeichen fur die er die Bezeichnung Keilschrift pragte Der englische Orientalist und Sprachwissenschaftler Thomas Hyde benutzte in seinem Hauptwerk Historia Religionis Veterum Persarum The History of the Religion of Ancient Persia das im Jahr 1700 in Oxford erschien zum ersten Mal das Wort cuneiform Die Entschlusselung dieser vereinfachten persischen Keilschrift erfolgte mit den Kopien von Inschriften aus Persepolis die der Orientforscher Carsten Niebuhr im Jahre 1765 angefertigt hatte Dem deutschen Philologen Georg Friedrich Grotefend Gottingen gelang es ohne Kenntnisse von Schrift und Sprache vor allem aber auch ohne eine parallele Textfassung in anderen Sprachen im Sommer 1802 binnen weniger Wochen fast ein Drittel des gesamten Zeicheninventars zu entschlusseln Das war moglich weil es sich um recht einformige Texte handelte die weitgehend aus Konigsnamen mit Filiation und Titulatur bestand auf die historische Kenntnisse angewandt werden konnten Dementsprechend blieben Grotefend die wenigen sachlichen Teile dieser Inschriften verschlossen nbsp Die Behistun Inschrift zeigt den Bericht uber die Siege des Grosskonigs Dareios I in drei Sprachen Fortschritte ergaben sich zunachst durch die Erforschung verwandter Sprachen Avestisch und Sanskrit vor allem durch den norwegischen Philologen Christian Lassen Die Einsichten in diesem Bereich konnten auf persische Inschriften angewandt werden Auch hier halfen Namen diesmal Volkernamen weiter 6 Dazu kam vor allem aber weiteres Material wie die Behistun Inschrift die der englische Offizier Henry Creswicke Rawlinson 1835 1837 kopierte und 1846 47 und 1851 veroffentlichte Erneut waren es Namen durch die noch fehlende Zeichen erschlossen werden konnten Die Inschrift auf dem Felsen von Behistun ist eine Trilingue Sie war fur die Entzifferung der Keilschrift gleichbedeutend mit dem Fund des Steins von Rosette fur die Entzifferung der agyptischen Hieroglyphen Nach der Entzifferung des persischen Textes war der Weg frei zur Entzifferung auch der komplexeren Keilschriften in elamitisch und babylonisch Die Ausgrabungen von Paul Emile Botta in Khorsabad und Austen Henry Layard in Nimrud Kujundschik Ninive Kalah Schergat Assur deckten zahlreiche Inschriften auf die in den Louvre und das britische Museum gelangten So ist es nicht verwunderlich dass in Frankreich und England grosses Interesse an der Entzifferung bestand 1857 sandte Edwin Norris der Sekretar der Royal Asiatic Society in London eine kurz zuvor entdeckte Inschrift aus der Regierungszeit des assyrischen Konigs Tiglat pileser I an Edward Hincks an Sir Henry Rawlinson Julius Oppert der in Deutschland geboren war und den britischen Universalgelehrten William Henry Fox Talbot Die Ubersetzungen die diese versiegelt erhielten wurden von einer Kommission gepruft in allen Hauptpunkten ubereinstimmend befunden und veroffentlicht 1857 An inscription of Tiglath Pileser King of Assyria as translated by Rawlinson Talbot Dr Hincks and Oppert Die akkadische Keilschrift war entziffert 7 Anfang des 20 Jahrhunderts entzifferte Bedrich Hrozny die Schriftsprache der Hethiter und legte Grundsteine zur Erforschung von deren Sprache und Geschichte Schriftgut BearbeitenDie fruhe sumerische Schriftkultur stand zunachst nur der Tempeladministration zur Verfugung die sie fur das Steuerwesen und die Verwaltung als Instrument staatlicher Kontrolle einzusetzen verstand Es dauerte sehr lange bis sich die Keilschrift des gesamten funktionalen Spektrums bemachtigen konnte das den Schriftgebrauch der antiken Hochkulturen kennzeichnet Erst nach religiosen und politischen Dokumenten oder privaten Kaufvertragen entstanden wissenschaftliche Schriften und unterhaltende Literatur Zu den uberlieferten Texten gehoren Konigsinschriften Epen Mythen Hymnen Wahrsagespruche und Klagelieder darunter auch das Gilgamesch Epos eine der altesten uberlieferten Dichtungen der Menschheit und das beruhmteste literarische Werk Altbabylons Mit der Adaption der Keilschrift durch andere altorientalische Hochkulturen entstand zwischen den Volkern ein erster Briefwechsel wobei die versandten Tontafeln mit Schutzhullen aus gebranntem Ton versehen wurden Es bildete sich der privilegierte Stand des Schreibers heraus der uber das Ansehen eines Aristokraten verfugte und aufgrund seines direkten Zuganges zu wichtigen Informationen zum Teil machtiger wurde als die meist analphabetischen Herrscher Schreiberschulen wurden eingerichtet deren Disziplin und Strenge auch anhand von erhaltenen Hausaufgaben dokumentiert ist Schriftentwicklung BearbeitenDie Entwicklungsgeschichte der Keilschrift lasst sich uber Tontafeln nachvollziehen mit Abschriften die Tempelschuler bei ihren Lehrmeistern machten Anfanglich handelte es sich bei den Schriftzeichen um Piktogramme um vereinfachte bildhafte Darstellungen eines Gegenstandes oder Wesens Beispielsweise stand der stilisierte Stern fur Stern Gott und Himmel Spater entwickelte sich die Keilschrift zu Ideogrammen weiter die komplexe Gedankengange darstellten Dann stand beispielsweise der stilisierte Stern auch fur oben Ab etwa 2900 v Chr verloren die Piktogramme mehr und mehr ihre einstige Funktion und ihren ursprunglichen Bezug Nun konnte ein einzelnes Zeichen je nach Sinnzusammenhang verschiedene Bedeutungen haben Im nachfolgenden Entwicklungsschritt wurde nur noch eine Bedeutung mit einem Zeichen in Verbindung gebracht Aus ursprunglich 1500 Piktogrammen entwickelten sich so 600 Zeichen die regelmassig verwendet wurden Diese Zeichen bezogen sich mit der Zeit immer mehr auf die Lautung der gesprochenen Worter Es entstanden Bilderratsel Rebus in denen ein Piktogramm nicht mehr fur das dargestellte Objekt stand sondern fur ein ahnlich lautendes Wort Ahnlich wie bei den agyptischen Hieroglyphen vollzog sich bei der Keilschrift uber lange Zeitraume hinweg eine Phonetisierung der Schriftzeichen Damit ein eindeutiges Lesen moglich war fuhrten die Schreiber Determinative ein um die Zeichen nach Objektbedeutung zu klassifizieren Im Verlaufe der Schriftentwicklung wurden die Zeichen komplizierter beispielsweise durch Wiederholung der gleichen Formen Struktur und Transliteration BearbeitenDie babylonische Keilschrift wie sie fur das Sumerische Akkadische und Hethitische und viele weitere Sprachen gebraucht wurde die ugaritische Keilschrift stellt ein Alphabet dar und muss hier ausgeklammert werden verfugt im Wesentlichen uber Logogramme Phonogramme und Determinative Logogramme Bearbeiten Logogramme stehen fur ein Wort leiten sich zumindest in einigen Fallen aus einem Bild des dargestellten Gegenstandes ab und sind oft fur mehrere Sprachen identisch Logogramme werden in der modernen Assyriologie mit ihrem sumerischen Lautwert transliteriert Das Zeichen lu ursprunglich das Abbild einer Person steht beispielsweise fur das sumerische Wort lu Mann Man kann es aber auch in akkadischen Texten benutzen wo es awilum zu lesen ist so das akkadische Wort fur Mann oder in hethitischen Texten fur antuhsas Mann Die in der Assyriologie ubliche Transliteration lautet in allen Fallen lu wobei fur Logogramme eine Wiedergabe in nichtkursiven Minuskeln ublich ist Solche Logogramme werden in akkadischen und hethitischen Texten gewohnlich in etwas schiefer Terminologie als Sumerogramm bezeichnet weil als moderne Transliteration eben fur alle Sprachen der sumerische Lautwert ublich ist Gewisse Logogramme deren sumerische Lesung als unbekannt oder ungesichert gilt setzt man in nichtkursive Majuskeln So gibt es ein als US transliteriertes Langenmass dessen Lesung als ungesichert gilt Die Transliteration ruhrt daher dass dasselbe Zeichen im Akkadischen als Phonogramm fur us gebraucht wird und daher das Langenmass die Lesung us zumindest gehabt haben konnte Grossschreibung wird auch eingesetzt um die Unsicherheit zwischen mehreren moglichen Umschreibungen mehrdeutiger Zeichen anzugeben Beispielsweise steht ein und dasselbe Zeichen ursprunglich Bild eines Fusses fur die sumerischen Verben du gehen und gub stehen die man im Regelfall auch so transliteriert Eine Entscheidung zwischen beiden Lesungen beinhaltet hier also neben der reinen Benennung des Keilschriftzeichens auch noch eine inhaltliche Interpretation des Textes Wenn ein Textherausgeber sich aber in einem gegebenen Kontext nicht fur eine der beiden Lesungen entscheiden will transliteriert er DU Die Grossschreibung ist hier eine Chiffre um das Zeichen des Originals zu benennen deutet aber an dass man sich nicht konkret auf eine der moglichen Interpretationen festlegen will Phonogramme Bearbeiten Phonogramme stehen gewohnlich fur Verbindungen der Art Konsonant Vokal Vokal Konsonant oder Konsonant Vokal Konsonant Sie werden in allen Keilschriftsprachen gleich transliteriert und haben wenigstens prinzipiell die gleiche Aussprache So kann man das Silbenzeichen da als Silbenzeichen fur da zum Beispiel in grammatischen Endungen gleichermassen im Sumerischen Akkadischen Hethitischen und anderen Keilschriftsprachen finden Bei der Transliteration des Akkadischen und Hethitischen nicht Sumerischen ist es ublich Phonogramme in kursiven Minuskeln zu setzen Beispielsweise kann der Genitiv des akkadischen Wortes fur Mann awilim mit der Kombination des Logogramms lu akkadisch awilum und des Phonogramms lim das die grammatische Form prazisiert geschrieben werden Diese Kombination zweier Keilschriftzeichen transliteriert man lu lim Determinative Bearbeiten Determinative sind oft formal identisch mit Logogrammen stehen aber nicht alleine fur ein Wort oder einen Wortkern sondern werden einem schon komplett phonographisch oder logographisch ausgeschriebenen Wort noch hinzugesetzt Beispielsweise kann das schon erwahnte Zeichen lu Mann in sumerischen akkadischen oder hethitischen Texten bestimmten Personenbezeichnungen z B Berufsbezeichnungen vorausgehen ohne dass es als solches lautlich mitzulesen ist Ein solches Zeichen mit semantischem Wert aber ohne direkte phonetische Realisierung bezeichnet man als Determinativ die ubliche Transliteration ist die als hochgestellte Minuskel In diesem Bereich konnen viele Zweifelsfalle entstehen wie in dem sumerischen Wort lu erim Feind wortlich Mann feindlich Es konnte hier sein dass auf Sumerisch wirklich luerim gesprochen wurde in diesem Falle lagen zwei Logogramme vor Vielleicht wurde aber auch nur erim gesprochen und lu hatte nur den Wert eines Determinativs gehabt Wer dieser Meinung ist wird das Element lu nach der Konvention hochgestellt transliterieren Da die Aussprache von Wortern in Keilschriftsprachen haufig Unsicherheiten der genannten Art aufweist bleibt die Zeichenklassifikation bis zu einem gewissen Grad unsicher und schwankt auch die Transliterationspraxis zwischen den einzelnen Forschern Transliteration mit Akzenten und Indexziffern Bearbeiten Die Transliteration eines Keilschriftzeichens ist im Prinzip eindeutig d h aus dem Transliterat lasst sich abgesehen von palaographischen Details das im Original verwendete Keilschriftzeichen immer erschliessen Ein Zeichen wird auch im Prinzip immer gleich transliteriert ohne Rucksicht darauf ob der Text auf Sumerisch Akkadisch Hethitisch etc geschrieben ist Um die Eindeutigkeit zu ermoglichen werden in der Transliteration 1 alle Einzelzeichen durch Bindestrich oder andere typographische Mittel whitespace Hochstellung voneinander getrennt und 2 Zeichen fur die ein identischer Lautwert vermutet wird durch Akzente und oder tiefgestellte Indexziffern voneinander unterschieden Heute massgeblich ist hier das von den Assyriologen Borger Civil und Ellermeier kodifizierte System BCE System 8 So gibt es ein Zeichen lu haufiges Phonogramm z B im Akkadischen Ein zweites Zeichen fur das im Sumerischen ebenfalls der Lautwert lu angesetzt wird umschreibt man lu mit einem Akut oder alternativ lu2 mit Indexziffer 2 das oben erwahnte Wort fur Mann Weitere Zeichen mit dem Lautwert lu notiert man als lu oder lu3 u a ein sumerisches Verb fur verwirren dann mit 4 und hoheren Indexziffern Es ist also insbesondere zu beachten dass die Akzente keinesfalls als Betonungs oder ahnliche Angaben missverstanden werden durfen Da das Transliterationssystem fur alle Keilschriftsprachen gemeinsam ist und Homophone aus allen Sprachen gleichzeitig berucksichtigen muss ergeben sich insgesamt sehr viele Zeichen mit gleicher Lesung und eine entsprechend hohe Dichte an Akzenten und Indexziffern bei der Umschreibung zusammenhangender Texte So ist im Sumerischen zum Beispiel das Zeichen gu10 recht haufig u a Possessivpronomen mein obwohl im Sumerischen selbst die meisten der gu Zeichen mit niedrigerem Index gu gu gu gu4 gu5 gu9 nicht oder wenig gebrauchlich sind Es ist einmal der Vorschlag gemacht worden ein rein auf das Sumerische beschranktes Transliterationssystem zu entwickeln 9 was die Umschrift dieser Sprache von Zusatzzeichen entlasten wurde aber den Vorteil der Verwendbarkeit fur alle Keilschriftsprachen aufgabe Schriftmedien BearbeitenDas bevorzugte Schriftmedium der Keilschrift zur Zeit ihrer Verbreitung 3000 bis 500 v Chr waren Tafeln aus feuchtem Ton Die Schriftzeichen wurden mittels eines Schilfrohr oder Holzgriffels eingepragt Danach trockneten die Tontafeln oder sie wurden durch Brennen zusatzlich gehartet Konigsinschriften der Assyrer waren meist in Stein geschlagen Die urartaische Keilschrift findet sich fast ausschliesslich auf Felsen Es wurden aber auch mit einem Stichel in Silberplatten gepragte Texte in Keilschrift gefunden Obwohl sich moderne Medien wie Papier und Bildschirm nicht fur die Keilschrift eignen wurde mit dem Unicode Block Keilschrift und dem Unicodeblock Keilschrift Zahlzeichen und Interpunktion eine Anbindung an diese Medien geschaffen die die Verbreitung der Keilschrift uber zeigemasse Medien erleichtert Siehe auch BearbeitenGeschichte der SchriftLiteratur BearbeitenHans Baumann Im Lande Ur Die Entdeckung Altmesopotamiens Ravensburger Taschenbucher 229 4 Auflage Maier Ravensburg 1981 ISBN 3 473 39229 4 Bertelsmann Jugendbuchverlag Gutersloh 1968 S 105 Rykle Borger Assyrisch Babylonische Zeichenliste Alter Orient und Altes Testament 33 33A 4 Auflage Neukirchener Verlag Neukirchen Vluyn 1988 ISBN 3 7887 0668 6 und 4 Auflage Butzon und Bercker Kevelaer 1988 ISBN 3 7666 9206 2 Rykle Borger Mesopotamisches Zeichenlexikon Alter Orient und Altes Testament 305 Ugarit Verlag Munster 2004 ISBN 3 927120 82 0 Anton Deimel Die Inschriften von Fara Band 1 Liste der archaischen Keilschriftzeichen Ausgrabungen der Deutschen Orientgesellschaft in Fara und Abu Hatab 1 Wissenschaftliche Veroffentlichung der Deutschen Orientgesellschaft 4 Zeller Osnabruck 1970 J C Hinrichs Leipzig 1922 Online beim Max Planck Institute for the History of Science Adam Falkenstein Archaische Texte aus Uruk Ausgrabungen der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Uruk Warka 2 Deutsche Forschungsgemeinschaft Berlin bzw Harrassowitz Leipzig 1936 Online beim Max Planck Institute for the History of Science E Forrer Die Keilschrift von Boghazkoi J C Hinrichs Leipzig 1922 Wissenschaftliche Veroffentlichung der Deutschen Orientgesellschaft 41 Zeller Osnabruck 1969 Johannes Friedrich Hethitisches Keilschrift Lesebuch Winter Heidelberg 1960 Band 1 2 Auflage 1975 ISBN 3 533 00594 1 Band 2 2 Auflage 1978 ISBN 3 533 00595 X Yvonne Rosengarten Repertoire commente des signes presargoniques sumeriens de Lagash Paris 1967 Online beim Max Planck Institute for the History of Science Christel Ruster Erich Neu Hethitisches Zeichenlexikon HZL Studien zu den Boǧazkoy Texten Beiheft 2 Harrassowitz Wiesbaden 1989 ISBN 3 447 02794 0 Jean Jacques Glassner Ecrire a Sumer l invention du cuneiforme Seuil 2001 englische Ausgabe The Invention of Cuneiform Writing in Sumer Johns Hopkins University Press 2003 ISBN 0 8018 7389 4 Karoly Foldes Papp Vom Felsbild zum Alphabet Die Geschichte der Schrift von ihren fruhesten Vorstufen bis zur modernen lateinischen Schreibschrift Chr Belser Stuttgart 1966 ISBN 3 8112 0007 0 Harald Haarmann Geschichte der Schrift C H Beck Munchen 2002 ISBN 3 406 47998 7 Harald Haarmann Universalgeschichte der Schrift Campus Frankfurt am Main New York 1990 ISBN 3 593 34346 0 Gebhard Selz Altsumerische Verwaltungstexte aus Lagas Teile 1 2 Steiner Stuttgart 1989 ff ISBN 3 515 05204 6 Teil 3 Die altsumerischen Wirtschaftsurkunden aus Berlin nebst einer Untersuchung Altsumerische Wirtschaftsurkunden aus Berlin als Dokumente einer redistributiven Okonomie im Wandel In Vorbereitung B Andre Leickman C Ziegler Hrsg Naissance de l ecriture cuneiformes et hieroglyphes Editions de la Reunion des Musees Nationaux Paris 1982 Jean Bottero De l aide memoire a l ecriture In Mesopotamie l Ecriture la Raison et les Dieux Gallimard S 132 163 Bedrich Hrozny Keilschrifttexte aus Boghazkoi Heft 5 6 Autographien Wissenschaftliche Veroffentlichung der Deutschen Orientgesellschaft 36 Hinrichs Leipzig 1921 Zeller Osnabruck 1970 ISBN 3 7861 1394 7 Hans J Nissen Peter Damerow Robert K Englund Fruhe Schrift und Techniken der Wirtschaftsverwaltung im alten Vorderen Orient Franzbecker Berlin 1990 ISBN 3 88120 110 6 Karen Radner Eleanor Robson Hrsg The Oxford Handbook of Cuneiform Culture Oxford University Press Oxford u a 2011 Dokumentationen BearbeitenVom Schreiben und Denken Die Saga der Schrift 1 3 Der Anfang Originaltitel L odysee de l ecriture Les origines TV Dokumentationsreihe von David Sington F 2020 deutsche Synchronfassung Arte 2020 Auf youtube com mitwirkend Yasmin El Shazly Agyptologin Lydia Wilson Historikerin Brody Neuenschwander Kalligraph Irving Finkel Assyrologe Gunter Dreyer Agyptologe Orly Goldwasser Agyptologin Yongsheng Chen Philologe Pierre Tallet Agyptologe Ahmad Al Jaliad Philologe u a Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Keilschrift Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Keilschrift Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen CDLI Cuneiform Digital Library Initiative Gutenberg Museum Mainz Museum fur Buch Druck und Schriftgeschichte GigaMesh Software Framework Dokumentation einer Tontafel mit hoch aufgelosten Abbildungen aus 3D Scans auf YouTube abgerufen am 27 Januar 2019 Ominatafel W 20430 101 Uruk Warka Sammlung Heidelberg Keilschriften als 3D Scan Font fur sumerische Keilschrift Lagash Keilschrifttafeln als Digitalisat der Staatsbibliothek Bamberg KeiBi online Keilschrift Bibliographie Universitat Tubingen Anmerkungen Bearbeiten A J Sachs D J Wiseman A Babylonian King List of the Hellenistic Period In Iraq Band 16 1954 S 202 212 M J Geller The Last Wedge In Zeitschrift fur Assyriologie Band 87 1997 S 43 95 Geoffrey Barraclough Norman Stone The Times Atlas of World History Hammond Incorporated Maplewood New Jersey 1989 ISBN 0 7230 0304 1 S 53 archive org auf archive org Denise Schmandt Besserat An archaic recording system and the origin of writing Malibu Undena 1977 Erika Bleibtreu Achaimenidische Kunst In Wilfried Seipel Hrsg 7000 Jahre persische Kunst Meisterwerke aus dem Iranischen Nationalmuseum in Teheran Eine Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien und des Iranischen Nationalmuseums in Teheran Kunsthistorisches Museum Wien 2001 ISBN 3 85497 018 8 S 186 219 hier S 188 f Theodor Zachariae Kleine Schriften zur indischen Philologie zur vergleichenden Literaturgeschichte zur vergleichenden Volkskunde Bonn und Leipzig 1920 S 12 Siehe dazu Lassens Arbeit Die Altpersischen Keil Inschriften von Persepolis S 15 z B bei Google Books Keilschrift Meyers Konversations Lexikon 1888 auf peter hug ch Siehe etwa das unter Literatur erwahnte Borger Mesopotamisches Zeichenlexikon S Parpola Transliteration of Sumerian Problems and Prospects in Festschrift Salonen StOr 46 1975 239 257Normdaten Sachbegriff GND 4163552 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Keilschrift amp oldid 237774627