www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Zum gleichnamigen jugoslawischen Autor siehe Danilo Kis Kis oder Kisch englisch transkribiert auch Kish arabisch Tall al Uhaymir auch el Oheimir war eine Stadt in Mesopotamien im Uberschwemmungsgebiet des Euphrat und in der Nahe des Tigris im heutigen Zentral Irak 13 Kilometer ostlich von Babylon und etwa 80 Kilometer sudlich von Bagdad gelegen Kis in MesopotamienSie existierte von etwa 3000 v Chr mit Teilbesiedlung bis 1335 n Chr Kis war laut der Tradition der sumerischen Konigsliste das erste Konigreich im Zweistromland und entstand direkt nach der Flut Die Lage in der Verengung zwischen Euphrat und Tigris hat wohl zum schnellen Aufschwung der Stadt beigetragen Die Konige von Kis galten immer als von den Gottern legitimiert weswegen der Titel Konig von Kis sehr beliebt bei verschiedenen Herrschern war Kis war der Ausgangspunkt fur die Herrschaftsphase der Akkader und die meiste Zeit ein Mitstreiter von Babylon 1 Die Ruine von Kis besteht aus uber 40 Ansiedlungen in einem Umkreis von etwa acht Kilometer wobei die wichtigsten beiden Orte Uhaimir und Ingharra gewesen sein durften 2 Inhaltsverzeichnis 1 Erforschungsgeschichte 2 Geschichte 2 1 Gemdet Nasr Zeit 3000 2800 v Chr 2 2 Fruhdynastische Zeit 2900 2800 2340 v Chr 2 3 Akkad Zeit 2340 2200 v Chr 2 4 Ur III Zeit 2340 2000 v Chr 2 5 Isin Larsa Zeit 2000 1800 v Chr 2 6 Altbabylonische Zeit 1800 1595 v Chr 2 7 Neubabylonische Zeit 1025 627 v Chr 2 8 Spatbabylonische Zeit 626 539 v Chr 2 9 Achameniden Zeit 539 330 v Chr 2 10 Seleukiden 305 129 v Chr Arsakiden ca 240 v Chr 224 n Chr 2 11 Sassaniden Zeit 224 640 2 12 Ilchanische Dynastie 1256 1335 3 Beruhmte Herrscher von Kis 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 AnmerkungenErforschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Ruinen der Zikkurat Unirkutshumah von Kish Babel Governorate Iraq Erste Erwahnungen der Ruinenstatte von Kis kamen von Claudius James Rich im Jahre 1811 als er von den Ruinen von Babylon nach Bagdad fuhr 3 Weitere kurze Notizen folgten von James Silk Buckingham 1816 4 und Robert Ker Porter 1818 5 Die ersten Besucher vermuteten hier die Mauern oder wenigstens befestigte Auslaufer der nahe gelegenen Ruinen von Babylon gefunden zu haben Erst Austen Henry Layard erkannte die wahre Bedeutung der Ruinen als er diese wahrend seiner Babylonausgrabung 1850 besuchte 6 Die erste Ausgrabung fand im Jahre 1852 durch Fulgence Fresnel und Jules Oppert statt Sie kannten die Publikation von Layard noch nicht da diese noch nicht erschienen war und vermuteten auch einen ausseren Teil von Babylon Kutha vor sich zu haben Tragischerweise gingen alle damaligen Funde bei einem Schiffbruch auf dem Tigris verloren als diese nach Basrah gefahren werden sollten 1 Die nachste organisierte Ausgrabung fand unter Herni de Genoulla 1912 statt Zwischenzeitlich hatten verschiedene Wissenschaftler wie Friedrich Delitzsch 7 Fritz Hommel 8 und Hermann Volrath Hilprecht 9 die Vermutung geaussert dass diese Ruinenstadt kein Aussenbereich von Babylon sei sondern mit der Stadt Kis identisch sein konnte Diese Grabungen mussten mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges unterbrochen werden 1923 fand die grosste Ausgrabung in Kis statt Das sogenannte Oxford Field Museum Survey unter der Leitung von Ernest J H Mackay und Stephen Herbert Langdon 10 Elf Kampagnen lang wurden die Ruinen von Kis ausgegraben Durch verschiedene Probleme bei der Dokumentation und Aufbewahrung der Funde mussten jedoch zwischen 1962 und 1965 die Befunde selber wieder rekonstruiert und aufgearbeitet werden und waren bis dahin nicht wirklich aufschlussreich 1 Die aktuellste Grabung in Kis fand in drei Kampagnen zwischen 1988 und 2001 statt unter der Leitung von Ken Matsumoto von der Kokushikan Universitat Japan 11 Die Ausgrabungsfunde belegen einen Friedhof eine Zikkurat die zu Ehren des Staatsgottes Zababa um 2500 v Chr erbaut wurde und einen Tempel aus dem 6 Jahrhundert v Chr der vermutlich der sumerischen Gottin Inanna gewidmet war Der Bau des Tempels wird mit Nebukadnezar II in Zusammenhang gebracht Herausragendstes Monument fur die fruhe Epoche ist vor allem der Konigspalast moglicherweise des ersten historisch gesicherten sumerischen Herrschers Mesilim ED II Geschichte BearbeitenGemdet Nasr Zeit 3000 2800 v Chr Bearbeiten Erste Besiedlungen fand in der Ǧemdet Nasr Zeit statt Es zeichneten sich zwei Hauptbesiedlungspunkte ab die schnell wuchsen 1 Fruhdynastische Zeit 2900 2800 2340 v Chr Bearbeiten Mit dem Beginn der fruhdynastischen Zeit begann die Blutezeit von Kisch Das erste sumerische Konigtum wurde in Kisch ausgerufen Kisch war laut der sumerischen Konigsliste das erste Konigtum nach der Flut Sich Konig von Kisch nennen zu konnen war bis in die neubabylonische Zeit eine besondere Auszeichnung die viele Herrscher fur sich in Anspruch nahmen In der zweiten Phase der fruhdynastischen Zeit wurden die beruhmten Wagengraber von Kish angelegt und zeigten den Wohlstand den das einfache Volk hatte Aber schon vor dem Ende der dritten Phase der fruhdynastischen Zeit ging der Ruhm von Kisch zuneige und die Macht der echten Konige von Kisch wurde nie wieder so gross werden 1 Akkad Zeit 2340 2200 v Chr Bearbeiten Die Zeit der archaischen Dynastien endete mit der Vereinigung der Stadtstaaten durch Sargon von Akkad Er kam aus Kis und obwohl seine Residenz in Akkad lag wird Kis zu einer Provinzhauptstadt im akkadischen Reich Ur III Zeit 2340 2000 v Chr Bearbeiten Kisch wurde in der UrIII Zeit eine Provinzstadt von Ur 1 Isin Larsa Zeit 2000 1800 v Chr Bearbeiten Nach dem Fall von Ur wurde Kis Isin unterworfen bevor er seine Autonomie fur einige Zeit wieder aufnahm Kurz danach wurde es von Konig Mananana unterworfen der die amurritische Manana Dynastie in Kis grundete Ende des 19 Jahrhunderts v Chr beendete Sumulael von Babylon das Treiben vor den Toren Babylons und unterwarf die Stadt Kis dem babylonischen Reich 1 Altbabylonische Zeit 1800 1595 v Chr Bearbeiten In Altbabylonischer Zeit versank Kis in der Unbedeutenheit einer mittleren Siedlung Dennoch wurden einzelne Arbeiten an den Bauwerken ausgefuhrt Hammurabi reparierte die Zikkurat und den Tempel der Zababa und der Ishtar als Tribut an seiner amurritischen Vorfahren Samsuiluna erweiterte den Hof der Zikkurat und baute eine Mauer an die Ufer des Euphrat 1 Neubabylonische Zeit 1025 627 v Chr Bearbeiten In der Neu Assyrischen und Neu Babylonischen Zeit wurde Kis oft erwahnt als Zankapfel im Grenzgebiet zwischen Assur und Babylon Kis blieb aber dennoch nur eine Stadt unter vielen Es wurden kleinere Reparaturen an der Zikkurat durchgefuhrt 1 In einer Inschrift im Tempel von Hursagkalama wird die Stadt Kis als eine von mehreren durch Tiglatpileser III eroberten Stadte genannt 12 Spatbabylonische Zeit 626 539 v Chr Bearbeiten Kis stand im Krieg zwischen Sannherib und Marduk Apla Idina II als Partner Babylon zur Seite und die beruhmte Schlacht wurde in der Ebene von Kisch ausgefochten Als das assyrische Heer anruckte besagt eine Inschrift dass die Gotter von Kisch nach Babylon gebracht wurden 13 Die anschliessende Schlacht verlor Babylon jedoch und aus Wut uber die Ermordung seines Sohnes liess Sennherib die Stadt Babylon schleifen und den Euphrat umleiten so dass die Stadt durch den Euphrat uberflutet wurde 1 Achameniden Zeit 539 330 v Chr Bearbeiten Nach den Achameniden Herrschern wird Kis nicht mehr in den schriftlichen Quellen erwahnt Archaologische Quellen zeigen aber eine weiter florierende Stadt bis zur Sassaniden Zeit 1 Seleukiden 305 129 v Chr Arsakiden ca 240 v Chr 224 n Chr Bearbeiten Die Stadt Kisch wird nicht mehr besonders erwahnt 12 Sassaniden Zeit 224 640 Bearbeiten In Kis im Ausgrabungsbereich H wurde eine Sassanidensiedlung errichtet 12 14 Ilchanische Dynastie 1256 1335 Bearbeiten Etwa um das Jahr 1335 zum Ende der Ilchanischen Dynastie wurde Kisch von den Mongolen zerstort und danach nicht mehr besiedelt 12 Beruhmte Herrscher von Kis Bearbeiten nbsp Keulenkopf des Mesilim Konig von Kis Louvre AO2349Etana der Hirte der vom Himmel herabgestiegen ist war nach der sumerischen Konigsliste der erste Herrscher im Zweistromland nach der Flut Seine Stadt war Kis Nach der sumerischen Konigsliste regierte er 1560 Jahre Wahrscheinlich sind jedoch 30 Jahre realistisch Er ist Hauptakteur im sogenannten Etana Mythos 15 Mebaragesi ca 2615 v Chr ca 2585 v Chr Die Tummal Inschrift besagt uber ihn dass er den Tempel des Enlil in Nippur errichten liess und damit nicht nur Konig von Kis war sondern auch Herrscher uber Nippur sein musste Sein Sohn war Konig Agga von Kis 15 Agga von Kis ca 2585 v Chr um 2550 v Chr war der Widersacher von Gilgamesch in dem Mythos Gilgamesch und Agga Das Epos zeigt auch wenn Agga darin verliert dass Uruk der Herrschaft von Kis unterstand Laut der Tummal Inschrift errichtete Agga den Ninliltempel in Nippur und muss damit auch Herrscher uber Nippur gewesen sein Mit dem Ende seiner Herrschaft verging der Ruhm der Konige von Kis Der Titel Konig von Kis war aber weiterhin sehr begehrt und viele Eroberer von Kis gaben sich diesen Titel 15 Mesilim ca 2600 v Chr war ein Herrscher der nicht auf der sumerischen Konigsliste genannt wird und wohl ursprunglich nicht aus Kis sondern aus Der stammte Aber durch viele Votivgaben und durch seine historische Intervention im Lagas Umma Krieg blieb er fur die Nachwelt erhalten Beruhmt ist der Keulenkopf des Mesilim der seinen Titel Konig von Kis tragt Ku baba ca 2400 v Chr die Barfrau war die einzige weibliche Herrscherin uber Kis und in der sumerischen Konigsliste Sie stellte die einzige Person der dritten Dynastie von Kis dar und ihre Nachkommen bildeten die vierte Dynastie von Kis In der Konigsliste wird berichtet dass sie von Marduk von einer Barfrau zur Konigin von Kis gemacht wurde nachdem Kis im Machtkampf mit Uruk unterlegen war Wie weit diese Erzahlung einen historischen Hintergrund hat ist bis heute nicht geklart Einige Wissenschaftler sind der Meinung dass sie nachtraglich soweit mystifiziert wurde dass sie als die Gottin Kubaba bzw Kubebbe und Kybele verehrt wurde 15 16 17 1 Sargon I von Akkad 2356 v Chr 2300 v Chr war einer der beruhmtesten Herrscher der Akkadzeit Mit ihm begann die Dynastie von Akkade und die Vorherrschaft der semitischen Bevolkerung Der Legende nach war er der Mundschenk von Ur Zababa aus der vierten Dynastie von Kis den er aber entthronte und sich selber zum Herrscher von Kis machte Anschliessend eroberte er verschiedene Stadtstaaten und grundete die bis heute unauffindbare Stadt Akkad als Zentrum seines akkadischen Reiches 12 Siehe auch BearbeitenListe der fruhdynastischen Konige von KisLiteratur BearbeitenPeter R S Moorey Kish excavations 1923 1933 With a microfiche catalogue of the objects in Oxford excavated by the Oxford Field Museum Chicago expedition to Kish in Iraq 1923 1933 Clarendon Press Oxford 1978 ISBN 0 19 813191 7 McGuire Gibson The City and Area of Kish With appendix by Robert McCormick Adams Field Research Projects Coconut Grove FL 1972 Weblinks BearbeitenKis Ukhaimir Ancient Near East englisch The Kish Collection of the Oxford Field MuseumAnmerkungen Bearbeiten a b c d e f g h i j k l Peter R S Moorey Kish excavations 1923 1933 1978 Kish In Piotr Bienkowski Alan Millard Hrsg Dictionary of the Ancient Near East University of Pennsylvania Press Philadelphia PA 2000 ISBN 0 8122 3557 6 Claudius James Rich Babylon and Persepolis Narrative of a journey to the site of Babylon in 1811 Duncan amp Malcolm London 1839 S 37 archive org James S Buckingham Travels in Mesopotamia Band 2 Colburn London 1827 S 240 ff archive org Robert Ker Porter Travels in Georgia Persia Armenia ancient Babylonia amp c amp c during the Years 1817 1818 1819 and 1820 Band 2 Longman Hurst Rees Orme and Brown London 1822 S 245 archive org Austen Henry Layard Nineveh and Babylon A narrative of a second expedition to Assyria during the years 1849 1850 amp 1851 New edition Murray London 1882 S 269 ff archive org Friedrich Delitzsch Wo lag das Paradies Eine biblisch assyriologische Studie Hinrichs Leipzig 1881 S 219 archive org Fritz Hommel Grundriss der Geographie und Geschichte des Alten Orients Erste Halfte Ethnologie des Alten Orients Babylonien und Chaldaa 2 neubearbeitete Auslage des Abrisses der Geschichte des Alten Orients Beck Munchen 1904 urn nbn de bvb 355 ubr14352 2 Hermann V Hilprecht The Excavations in Assyria and Babylonia Holman amp Co Philadelphia PA 1904 S 49 archive org Ernest Mackay A Sumerian Palace and the A cemetery at Kish Mesopotamia Field Museum of Natural History Anthropology Memoirs 1 2 ZDB ID 132752 5 Teil 2 Field Museum of Natural History Chicago IL 1929 archive org Ken Matsumoto Hiromichi Oguchi Excavations at Kish 2000 In Journal of Western Asiatic Studies Band 23 2002 S 1 16 academia edu a b c d e McGuire Gibson The City and Area of Kish 1972 Donald J Wiseman Chronicles of Chaldaean Kings 626 556 B C in the British Museum The Trustees of the British Museum London 1956 stonybrook edu Vgl auch Louis Charles Watelin The Sasanian Buildings Near Kish In A U Pope Phyllis Ackerman Hrsg A Survey of Persian Art Band 1 London New York 1938 S 584 592 und Prudence O Harper A Stucco King from Sasanian Kish In L D Levine T C Young Hrsg Mountains and Lowlands Essays in the Archaeology of Greater Mesopotamia Bibliotheca Mesopotamica Band 7 Malibu 1977 S 75 79 a b c d Thorkild Jacobsen The Sumerian King List Assyriological Studies 11 University of Chicago Press Chicago IL 1939 uchicago edu Hans Gustav Guterbock Die historische Tradition und ihre literarische Gestaltung bei Babyloniern und Hethitern bis 1200 In Zeitschrift fur Assyriologie und verwandte Gebiete Band 42 Neue Folge Band 8 Nr 1 4 1934 S 1 91 hier S 51 54 uni halle de Ernst Friedrich Weidner Historisches Material in der babylonischen Omina Literatur In Mitteilungen der Altorientalischen Gesellschaft Band 4 1928 S 229 ff 32 540193 44 604657 Koordinaten 32 32 24 7 N 44 36 16 8 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kis amp oldid 232941037