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Qumran Hebraisch bezeichnet eine Sprachstufe des Hebraischen wie sie in den Schriftrollen vom Toten Meer bezeugt ist Sie stellt sich als naturliche Weiterentwicklung des Spaten Bibelhebraisch dar Von der masoretischen Uberlieferung des Hebraischen weicht sie an zahlreichen Stellen ab Zahlreiche dieser Besonderheiten teilt das Qumran Hebraische mit dem Samaritanischen Hebraisch und mit der babylonischen Tradition Orthographie BearbeitenEine bedeutsame Abweichung der Orthographie in den Schriftrollen gegenuber der masoretischen Tradition betrifft den Gebrauch von Vokalbuchstaben So steht ו waw fur samtliche Arten von u bzw o Vokalen Selbst das kurze protosemitische u ist offenbar erhalten An einigen Stellen findet sich waw auch fur tiberiensisches Schwa Worte die dessen ungeachtet immer eine defektive Schreibung aufweisen unterliegen offenbar einem anderen Wortbildungsmuster So steht z B טמאה in Qumran also nicht wie im masoretischen Text fur ṭum a sondern wie in der babylonischen Tradition des mischnischen Hebraisch fur ṭim a Dagegen ist der Gebrauch von י jod im Wesentlichen auf langes i beschrankt Gelegentlich wird damit sere oder segol wiedergegeben in Ausnahmefallen auch ein kurzes i Bei den Worten die auf III jod Wurzeln zuruckgehen kann statt des masoretischen ה he gelegentlich jod stehen meist betrifft dies jedoch nur den status constructus He steht in den Qumran Handschriften als Vokalbuchstabe fur auslautendes a oder e Zusatzlich zum Gebrauch im masoretischen Hebraisch wird damit aber auch der Auslautvokal langes a bei Verben und Pronominalsuffixen v a der 2 Person Singular maskulin bezeichnet Selten findet sich he als Vokalbuchstabe fur historisches א aleph Der Gebrauch als Anzeiger fur o ist weitgehend identisch mit dem biblischen Gebrauch und betrifft v a die biblischen Handschriften bzw die Worte פ ו ה und כ ו ה Aleph wird weiterhin als Vokalbuchstabe benutzt jedoch setzen sich zunehmen phonetische Schreibungen gegen historische durch z B רוש statt ראש aber auch Mischformen treten auf רואש Diese ist besonders haufig לוא biblisch לא Dabei ist es umstritten ob es sich dabei tatsachlich um eine phonetische Schreibung handelt oder eher um den Versuch eine aramaisierende Aussprache zu verhindern Umgekehrt wird in dem kurzen Wort כיא biblisch כי aleph hinzugefugt Im Auslaut taucht gelegentlich aleph anstelle von he auf z B fur Hierbeit handelt es sich vermutlich um die ubliche palastinische Schreibung der Zeit wohl vom Aramaischen beeinflusst z B היא fur היה Eine Besonderheit ist die Schreibung der Relativpartikel ש In der Kupferrolle 3Q15 wird sie mit zusatzlichem jod geschrieben in 4QMMT sowohl proklitisch als auch separat mit aleph Solche Schreibungen existieren auch in spaterer Zeit bereits in spaten biblischen Texten finden sich eventuell Schreibungen mit he z B Klgl 5 18 Das historische Phonem s wird gelegentlich nicht durch ש sin sondern durch ס samech wiedergegeben haufiger v a in der Kupferrolle und in 4QMMT was darauf hindeutet dass es bereits als s realisiert wurde Phonologie BearbeitenDie Phonologie lasst sich aus den Schriftrollen naturgemass nur unzureichend erheben Vorwiegend dienen dazu Abweichungen von der zu erwartenden Standardorthographie Auch dabei bleibt jedoch offen ob es sich lediglich um orthographische Varianten oder um Schreibirrtumer handelt Lediglich einige wenige Phanomene zeigen sich haufiger Deutlich ist eine Schwachung der Gutturale insbesondere des aleph Es fallt beispielsweise nach masoretischem schwa aus מודה fur מאודה Ahnliches lasst sich beim Aufeinandertreffen zweier Gutturale beobachten אשמעל fur ישמעאל Von einer Schwachung ist ebenso das ר resch betroffen vor allem im Auslaut in Nahe von Gutturalen Die Sibilanten zeigen eine zuruckgehende Ausdifferenzierung So fallen sin und samech zusammen Eventuell ist sogar davon auszugehen dass unter dem Einfluss des Griechischen und zeitgenossischen Punischen nur noch ein einziger Sibilant ubrigbleibt wobei dessen Realisierung als s oder ʃ ungeklart ist In einzelnen Fallen zeigt sich Verwechslung von ג gimel und כ kaph Die Nasale מ mem und נ nun sind haufig austauschbar insbesondere in finaler Position Zudem zeigt vor allem das nun die Tendenz am Wortende auszufallen oder hinzugefugt zu werden Moglicherweise ist damit die Verwandlung in einen Nasalvokal angezeigt Andererseits wird nun bei מן min insgesamt seltener an das folgende Wort assimiliert Eine Ausnahme ist 4QMMT wo die Assimilation sogar vor Artikel auftritt was im biblischen Hebraisch der seltenere Fall ist Die auslautenden absteigenden Diphthonge aw und uj werden haufig monophthongiert und zu langem o oder u kontrahiert z B ראו fur ראוי Es kommt aber auch die gegenlaufige Erscheinung vor dass der Diphthong in zwei Vokale mit einem dazwischenliegenden Gleitlaut aufgebrochen wird Letzterer wird durch aleph in der Schrift wiedergegeben vgl ראואי fur ראוי Eine Besonderheit des Qumran Hebraischen ist offenbar dass protosemitisches kurzes u was in anderen Aussprachetraditionen des Hebraischen in der Regel zu schwa verkurzt wurde noch erhalten ist Auffallig ist das v a bei Verben mit Suffixen in denen das o in der mit Sicherheit unbetonten Silbe nach dem 2 Radikal lag wie zum Beispiel in יקטולני Ebenfalls eine Besonderheit ist die Schreibung der Segolata des quṭl Typs Wahrend im status absolutus nur in der ersten Silbe ein waw als mater lectionis erscheint kann es im status constructus in der ersten der zweiten oder in beiden Silben auftreten Entweder verweist dies auf je nach status unterschiedliche Hilfsvokale in der zweiten Silbe oder aber eine Bildung analog zum Aramaischen mit Betonung auf der zweiten Silbe also etwa qoṭol Eine solche Form entsprache auch der Umschrift des Hebraischen in der 2 Spalte von Origenes Hexapla Ein prosthetisches vorangestelltes aleph zur Auflosung von Doppelkonsonanz am Wortanfang findet sich gelegentlich im Schriftbild Wie die Form שאול zeigt die einmal אשאול niemals jedoch שול geschrieben wird was bei schwachem aleph nach schwa zu erwarten ware ist anzunehmen dass in der Aussprache dennoch haufiger ein prosthetisches aleph anzunehmen ist Die Frage der Betonung ist komplett unsicher Insgesamt zeigt sich eine Nahe zur samaritanischen Aussprachetradition Literatur BearbeitenEduard Yechezkel Kutscher The language and linguistic background of the Isaiah Scroll 1 Q Isa Studies on the Texts of the Desert of Judah 6 Leiden 1974 Shelomo Morag Qumran Hebrew Some Typological Observations In Vetus Testamentum XXXVIII 1988 149 164 Elisha Qimron The Hebrew of the Dead Sea Srcolls Harvard Semitic Studies 29 Atlanta 1986 ISBN 0 89130 989 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Qumran Hebraisch amp oldid 239435371