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Die omotischen Sprachen sind eine genetisch zusammengehorige Gruppe von Sprachen die im nordostlichen Afrika fast ausschliesslich im Sudwesten Athiopiens gesprochen werden Die meisten Wissenschaftler ordnen das Omotische als selbststandigen Hauptzweig der afroasiatischen Sprachfamilie ein Es umfasst knapp 30 Sprachen mit etwa 4 Millionen Sprechern Der Name ist vom Fluss Omo abgeleitet der Teile der omotischsprachigen Gebiete durchfliesst Verbreitung der omotischen Sprachen Sudomotisch Mao Dizi Sheko Gonga Kefoid Gimojan Yem Bench Gimira Chara Ometo Nachbarsprachen Nilosaharanisch Afroasiatisch Inhaltsverzeichnis 1 Soziolinguistische Situation 2 Forschungsgeschichte und Forschungsstand 3 Klassifikation 3 1 Interne Klassifikation 3 2 Externe Klassifikation 3 2 1 Omotisch als Zweig des Kuschitischen 3 2 2 Omotisch als Hauptzweig des Afroasiatischen 3 2 3 Sonstige Hypothesen 4 Sprachliche Charakteristik 4 1 Allgemeines 4 2 Phonologie 4 2 1 Segmentale Phoneme 4 2 2 Suprasegmentale Eigenschaften 4 3 Morphologie 4 3 1 Nominalmorphologie 4 3 2 Pronomina 4 3 3 Verbalmorphologie 4 3 3 1 TAM Marker 4 3 3 2 Personenmarker 4 3 3 3 Interrogativ Deklarativ und Affirmativ Negativ 4 3 3 4 Abfolge der Konjugationsmorpheme 4 3 3 5 Andere finite Formen 4 3 3 6 Verbalderivation 4 4 Syntax 5 Einzelnachweise 6 Literatur 6 1 Omotisch als Familie 6 2 Auswahl von Beschreibungen einzelner Sprachen 7 WeblinksSoziolinguistische Situation BearbeitenDie meisten omotischen Sprachen werden in begrenzten Gebieten gesprochen wobei die Muttersprachler nach eigener Ansicht sowie nach ethnologischen Kriterien eine geschlossene Ethnie bilden Die Sprachen haben meist mehrere regionale Varietaten die aber untereinander verstandlich sind in manchen Fallen wird eine Varietat von den Muttersprachlern als besonders gut und rein empfunden 1 Die soziolektale Gliederung des Yem stellt innerhalb des Omotischen einen Einzelfall dar 2 In einigen Gegenden bilden omotische Sprachen regional begrenzt eine Verkehrssprache in Markten werden oft mehrere Sprachen gleichzeitig benutzt weshalb in diesen Regionen die meisten Menschen zwei bis drei regionale Sprachen beherrschen 3 Als Unterrichts Missions 4 und Verwaltungssprache wird das Amharische angewendet das aber nur begrenzt als Verkehrssprache Anwendung findet 5 Keine omotische Sprache wird in grosserem Masse fur die Publikation gedruckter Werke verwendet obwohl dies vor allem seit den 1990er Jahren von der Bevolkerung zunehmend gewunscht wird 6 dafur besitzt das Yem ein eigenes Radioprogramm 7 Die Einstellung gegenuber der eigenen Muttersprache ist oft positiv der Erhalt wird gewunscht Dennoch sind mehrere omotische Sprachen vom Aussterben bedroht da durch Heiraten zwischen Stammen weniger bedeutende Sprachen an Sprechern verlieren Forschungsgeschichte und Forschungsstand BearbeitenDie schriftliche Dokumentation und wissenschaftliche Erforschung der omotischen Sprachen begann erst im 19 Jahrhundert im Zuge des Kolonialismus und europaischer Forschungsreisen So stellte Arnauld d Abbadie 1868 die Verwandtschaft zweier Gonga Sprachen fest 8 1888 legte Leo Reinisch mit seinem Werk uber das Kaffa 9 die erste linguistische Beschreibung einer omotischen Sprache vor In der ersten Halfte des 20 Jahrhunderts sammelten dann vor allem italienische Wissenschaftler wie Martino Mario Moreno und Carlo Conti Rossini Daten zu weiteren Sprachen dies wurde in den folgenden Jahrzehnten von anderen europaischen zunehmend aber auch athiopischen Wissenschaftlern fortgesetzt Zwar hat sich der Forschungsstand in den letzten Jahrzehnten immer schneller verbessert doch sind von vielen Sprachen nur sehr kurze und unvollstandige Beschreibungen vorhanden Hinzu kommt dass viele oder alle omotischen Sprachen eine sehr komplexe Morphologie besitzen deren Funktionsweise oftmals erst bei einer grosseren Datenmenge verstandlich wird so dass vor allem im Bereich der Nominalflexion und des Verbalsystems viele Fragen bislang ungeklart sind Klassifikation BearbeitenInterne Klassifikation Bearbeiten Das Omotische wird nach der weitgehend anerkannten Klassifikation in drei Zweige aufgeteilt das Nordomotische das wesentlich kleinere Sudomotische und das Mao Das Sudomotische Aaroid besteht aus nur drei Sprachen dem Hamer Banna dem Aari Ari und dem Dime die ein zusammenhangendes Gebiet nordostlich des Turkanasees Rudolfsees und ostlich des unteren Omo bilden und zusammen von etwa 210 000 Menschen gesprochen werden Der grosste Zweig des Nordomotischen ist das Gonga Gimojan ta ne Gruppe zu dem etwa 15 Sprachen gehoren die im westlichen Athiopien verstreut sind Ebenfalls zum Nordomotischen gehort das Dizi Sheko oder Dizoid mit drei Sprachen westlich des Omo Das schlecht erforschte Mao dem vier Sprachen an der athiopisch sudanesischen Grenze angehoren stellt nach den jungeren Klassifikationen einen dritten Zweig des Omotischen dar Nach Hayward 2003 ahnlich Fleming 1976 und Bender 2000 10 hat das Omotische damit folgende interne Gliederung Zweige Sprachen SprecherNord Gonga Gimojan Ta Ne Gonga Kefoid Nord Boro Shinasa 20 000Zentral Anfillo 500Sud Kaffa Mocha 620 000Gimojan Janjero Yem Janjero 85 000Gimira Bench She 175 000Ometo Chara Makro Ometo Chara Chara 7 000West Basketo 60 000Zentral Wolaytta Gamo Gofa Dawro Melo Dorze Oyda 2 4 MillionenSud Male 55 000Ost Koorete Zayse Zergulla Kachama Ganjule Harro 124 000Dizi Sheko Dizoid Dizi Sheko Nayi 49 000Mao Bambassi Hozo Seze Ganza 11 000Sud Hamer Banna Hamer Banna Kara 11 45 000Aari Aari 160 000Dime Dime 7 000Externe Klassifikation Bearbeiten Omotisch als Zweig des Kuschitischen Bearbeiten Den ersten Versuch zur externen Klassifikation omotischer Sprachen unternahm Leo Reinisch der die ihm bekannten omotischen Sprachen noch nicht als genetische Einheit erkannte sondern mit anderen Sprachen Nordostafrikas unter dem Namen Hochkuschitisch als kuschitische und somit afroasiatische Sprachen einordnete Mario Martino Moreno ordnete 1940 die omotischen Sprachen dann unter dem Namen Westkuschitisch als selbststandigen Zweig des Kuschitischen ein dem die ubrigen kuschitischen Sprachen als ani ati Sprachen gegenubergestellt wurden Dies grundete sich auf Morenos Erkenntnis dass sich das Westkuschitische vom Rest des Kuschitischen in fundamentaler Weise unterscheidet Die klassifikatorische Arbeit anderer Forscher wie Joseph Greenberg der dem Kuschitischen das Sudkuschitische hinzufugte beliess Morenos Gliederung unverandert Omotisch als Hauptzweig des Afroasiatischen Bearbeiten nbsp Omotisch Grun innerhalb der Afroasiatischen SprachenAufgrund der fundamentalen Unterschiede die das Omotische von den anderen kuschitischen Sprachen trennen gliederte Harold C Fleming 1969 das Westkuschitische als Aari Kafa aus dem Kuschitischen aus und klassifizierte es als selbststandigen Zweig des Afroasiatischen In Fleming 1976 entwickelte er seine Hypothese weiter und pragte in Anlehnung an den Fluss Omo den Namen Omotisch Als Belege fur den Status des Omotischen ausserhalb des Kuschitischen nannte er unter anderem folgende Merkmale Ergebnisse lexikostatistischer Untersuchungen omotischer und kuschitischer Sprachen nach denen die kuschitischen Sprachen untereinander etwa 10 des Lexikons gemeinsam haben sollen wahrend die Ubereinstimmungen zwischen Kuschitisch und Omotisch unter 10 liegen Fehlen der fur das Kuschitische typischen Genusmarker k maskulin und t feminin im Omotischen geringe Ubereinstimmungen bei den Personalpronomina Fehlen pharyngaler Laute im OmotischenGleichzeitig nannte Fleming Isoglossen die das Omotische als dem Afroasiatischen zugehorig erweisen sollten Darunter befanden sich morphologische Ubereinstimmungen beispielsweise das Kausativsuffix s und n wir und 21 lexikalische Ubereinstimmungen aus dem Grundwortschatz Die grosse Mehrzahl der Afrikanisten hat sich Flemings Hypothese angeschlossen weitere Wissenschaftler unterstutzten sie seitdem mit zusatzlichen Isoglossen aus dem lexikalischen und morphologischen Bereich die folgende Tabelle liefert einige Beispiele hierfur Grundbedeutung Omotisch Agyptisch Berberisch Kuschitisch Semitisch Tschadisch sie Dizi izi s sj Tuareg s Bedscha h s Akkadisch sa Hausa shiKausativaffix s s Tuareg s Bedscha s s Akkadisch s Hausa r sAffix fur intransitive Verben t Tuareg t Somali t Arabisch t Bade d wir Dizi inu n n Tuareg n Bedscha n n Arabisch n na na Knochen Dime ḳus qs qĕ s Kabylisch iɣes Hausa ƙashii Name Bench sum Kabylisch isem Arabisch ism Bole sun Zunge lecken Dime lits lecken ns lĕ s Zunge Kabylisch iles Zunge Akkadisch lisanu Zunge Bole lisim Zunge Die Stellung innerhalb des Afroasiatischen ist bislang nicht endgultig geklart Nicht zuletzt aufgrund der grossen Unterschiede zwischen dem Omotischen und dem Rest des Afroasiatischen haben einige Wissenschaftler die Vermutung geaussert das Omotische habe sich als erste Subfamilie vom Afroasiatischen abgespalten 12 Andere vertreten eine nahe Verwandtschaft zwischen Omotisch und Kuschitisch 13 Sonstige Hypothesen Bearbeiten Einige Forscher klassifizieren das Omotische weiterhin als Zweig des Kuschitischen so liefert Marcello Lamberti in mehreren Arbeiten mogliche weitere Isoglossen 14 Andere haben Zweifel an der Zugehorigkeit des Sudomotischen zum Omotischen geaussert und rechnen es stattdessen zum Nilosaharanischen 15 Dies wird beispielsweise durch die Personalpronomina des Sudomotischen gestutzt die genetisch mit den nilosaharanischen Pronomina verwandt sein durften siehe den Abschnitt zu den Personalpronomina 1982 ausserte Derek Elderkin die Vermutung dass das Omotische gemeinsam mit dem Hadza eine Sprachfamilie bilde die dann dem Afroasiatischen untergeordnet ware 16 Schliesslich wird auch die Ansicht geaussert die Ahnlichkeiten zwischen Omotisch und dem Rest des Afroasiatischen rechtfertigten nicht die Annahme einer genetischen Verwandtschaft weshalb das Omotische als selbstandige Sprachfamilie anzusehen sei 17 Sprachliche Charakteristik BearbeitenAllgemeines Bearbeiten Die omotischen Sprachen besitzen eine teils agglutinierende teils fusionale fast ausschliesslich suffigierende Morphologie Agglutinierend Yem am se f a gehen Plural Prasens 3 Person Femininum sie gehen 18 Fusional Aari ʔits eka essen 3 Person Pl Konverb indem sie essen 19 Flexion durch suprasegmentale Morpheme findet sich in einzelnen Sprachen wie dem Dizi und dem Bench historisch handelt es sich teilweise um Reflexe von Affixen Bench sum Name sum s nennen Die Nominalmorphologie beruht auf einem Nominativ Akkusativ Absolutivsystem fur die Verbalmorphologie ist eine komplexe Flexion nach Kategorien wie Tempus Aspekt Interrogativ Deklarativ und Affirmativ Negativ sowie Kongruenz pradikativer Formen mit dem Subjekt kennzeichnend In der Syntax ist die Wortstellung Subjekt Objekt Verb SOV allgemein gultig es werden Postpositionen verwendet was sowohl fur SOV Sprachen im Allgemeinen als auch fur den athiopischen Raum als typisch gelten kann Phonologie Bearbeiten Segmentale Phoneme Bearbeiten Die omotischen Sprachen besitzen durchschnittlich etwas weniger als dreissig konsonantische Phoneme was eine vergleichsweise hohe Zahl darstellt sich aber auch in anderen Primarzweigen des Afroasiatischen findet Allgemein verbreitet sind dabei bilabiale alveolare velare und glottale Plosive verschiedene Frikative alveolare Affrikaten und w y l r m n Typisch fur die nicht glottalen Plosive ist dass sie jeweils durch ein stimmhaftes ein stimmloses und ein stimmloses ejektives Phonem reprasentiert werden auch bei Frikativen und Affrikaten finden sich teilweise alle drei Typen Die meisten Sprachen weisen zusatzliche Konsonanten auf Beispiele hierfur sind die Implosive im Sudomotischen ɓ ɗ ɠ und die Retroflexe des Bench Teilweise konnen Konsonanten auch geminiert auftreten Vertreter des Nordomotischen und des Mao haben funf bis sechs Vokalphoneme die Quantitat ist teilweise bedeutungsunterscheidend fur das Sudomotische sind dagegen deutlich umfangreichere Vokalsysteme typisch Suprasegmentale Eigenschaften Bearbeiten Alle omotischen Sprachen zu denen ausreichende Daten vorhanden sind sind Tonsprachen die meist nur zwei Tone hoch und tief unterscheiden einige Sprachen haben mehr Tone Das Dizi unterscheidet drei das Bench sechs Bestimmte omotische Sprachen wie das Aari und das Ganza Mao besitzen tonale Akzentsysteme in denen jedes selbststandige Wort genau einen Hochton hat in den meisten Sprachen sind die Tone dagegen frei verteilt Morphologie Bearbeiten Nominalmorphologie Bearbeiten Die omotischen Sprachen unterscheiden die nominalen Kategorien Numerus Kasus 20 Genus und Definitheit Diese Kategorien werden durch verschiedene Suffixe markiert die je nach Sprache fusional oder analytisch sein konnen Die beiden Genera sind in allen omotischen Sprachen zu denen ausreichende Daten vorhanden sind Maskulinum und Femininum sie korrespondieren im Wesentlichen mit dem naturlichen Geschlecht Sexus Das Kasussystem zeichnet die omotischen Sprachen als Akkusativsprachen aus weitere Kasus bilden verschiedene adverbiale Bestimmungen Eine Reihe von omotischen Sprachen haben einen Kasus Absolutiv der die Zitierform und das direkte Objekt markiert Beispiele aus dem Wolaita 21 Absolutiv keett a das Haus Nominativ keett i das Haus Einige weit verbreitete Kasussuffixe sind Nominativ i Gonga Gimojan Dizi Sheko Akkusativ m Sudomotisch Genitiv kV Gonga Gimojan Dizi Sheko Mao Dime Dativ s Gonga Gimojan Dizi Sheko Mao 22 Eine typologische Besonderheit die auch innerhalb des Omotischen isoliert steht ist die Personen und Genusabhangigkeit des Nominativs im Bench je nach Person entweder i oder a a tsin a eine Frau 3 Person Sg femininum 23 nun a wir 1 Person Plural exklusiv 24 nas i ein Mann 3 Person Sg maskulinum 24 In den meisten Sprachen ist der Singular unmarkiert wahrend der Plural eigene Suffixe besitzt Es ist moglich dass Pluralsuffixe in einigen Sprachen aus einer partitiven Konstruktion entstanden sind Hierfur sprechen die Lange bestimmter Pluralsuffixe formale Beziehungen zum Genitiv Singular und die Tatsache dass das Determinationssuffix teilweise vor dem Pluralsuffix steht was typologisch ungewohnlich ist 25 Dizi kian a kʾankas Hund Det Plural die Hunde 26 Yem ʔasu ni kito Mensch Gen Plural Menschen 27 Pronomina Bearbeiten Die Personalpronomina unterscheiden in den meisten omotischen Sprachen ahnliche Kategorien wie die Nomina die Genera werden jedoch meist nur in der 3 Person Singular markiert Meist weisen die Personalpronomina fur jede Numerus Person Genus Kombination einen eigenen Stamm auf an den dann Kasussuffixe angehangt werden die in allen Personen gleich sind Ein Teil der Pronomina zeigt Ubereinstimmungen mit anderen afroasiatischen Sprachfamilien und kann daher auf das Proto Afroasiatische zuruckgefuhrt werden bestimmte sudomotische Personalpronomina lassen sich als Entlehnungen aus dem benachbarten Nilo Saharanischen erklaren 28 Singular Plural1 2 3 m 3 f 1 2 3 Omotisch Nordomotisch Proto Gonga Gimojan ta ne isi nu no int ist Proto Dizi Sheko ǹ yeta iz izi n iti is Proto Mao ti hiya nam Proto Sudomotisch inta yaa in nuo naa wo ta ye ta ke taAndere Afroasiatisch Akkadisch i k a k i s u s a ni k unu k ina s unu s inaNilotisch Teso 29 ɛɔŋɔ ɪjɔ ŋɛsɪ ɔnɪ ɪs y ɔ yɛsɪ kɛsɪDie Kasusendungen der Personalpronomina und der Nomina sind meist identisch Aari Akkusativ m ye m euch fatir in am den Mais Vor allem possessive Pronomina weisen dagegen eigenstandige Formen auf Aari ye euer ʔeed te eines Mannes Verbalmorphologie Bearbeiten Die omotischen Sprachen besitzen synthetische Konjugationssysteme die hauptsachlich mit Affixen arbeiten Meist werden entweder die Tempora Prateritum Perfekt Prasens Futur oder die Aspekte Perfekt und Imperfekt unterschieden teilweise auch Aktionsarten wie Durativ diese grammatischen Kategorien werden im Folgenden mit dem Terminus Tempus Aspekt Modus TAM Tempus Aspekt Modus zusammengefasst In vielen omotischen Sprachen hangt die TAM Markierung eng mit den Oppositionen Interrogativ Deklarativ und Affirmativ Negativ zusammen Ausserdem besitzen konjugierte Verben Morpheme die die Konkordanz mit dem Subjekt hinsichtlich Person Numerus und in bestimmten Personen Genus herstellen Eine Reihe omotischer Sprachen weist auch eigene Nebensatzkonjugationen auf die ausschliesslich in Nebensatzen gebildet werden und eine deutlich reduzierte Formenbildung haben TAM Marker Bearbeiten Wie bereits erwahnt werden TAMs vor allem durch Affixe gekennzeichnet die in vielen Sprachen eng mit der Kategorie Affirmativ Negativ zusammenhangen Einige sud und nordomotische Sprachen markieren den imperfektiven Aspekt durch Reduplikation des Verbalstamms Die folgende Tabelle listet TAM Marker verschiedener omotischer Sprachen auf 30 Perfekt Prateritum Imperfekt Prasens Futuraffirmativ negativ affirmativ negativNordomotisch Proto Gonga Gimojan i e n Ometo 31 d z b d k b ei b eʔ k k d z n k k Bench 32 k arg Ns 33 Yem 34 i e a w o w u y f r n Gonga Kaffa 35 t ac m h ac Proto Dizi Sheko ki ke am Mao an m Sudomotisch a s 36 k 37 dV y 38 Personenmarker Bearbeiten Die meisten Sprachen markieren Person Numerus und Genus des Subjekts in jeder finiten Verbform durch ein einzelnes fusionales Morphem Dies ist dabei entweder TAM abhangig oder in allen TAMs identisch Die folgende Tabelle listet Personenmarker verschiedener omotischer Sprachen auf 39 Singular Plural1 2 3 m 3 f 1 2 3 Nordomotisch Proto Gonga Gimojan e a uni eti on Ometo n t a e i ni ti i Gimira Bench 40 u u en u u u end end Yem 41 an u t ata ate e e a ni eti sone Proto Gonga n e i n e a o u n ot no et no Dizi Sheko 42 ǹ o n a to g o n a g e n i n no it o is o Mao 42 t d hi a m u nam d to Sudomotisch 42 i t a y e i y o t e t Das Ometo besitzt zusatzlich zwei weitere ausschliesslich aus Vokalen bestehende Reihen von Personenmarkern die formale Ahnlichkeiten mit einigen oben aufgezahlten personalen Morphemen im Gonga und Yem haben 43 Singular Plural1 2 3 m 3 f 1 2 3 Erste Reihe a a i a i i iZweite Reihe i a e u o e oWie unten ausgefuhrt konnen die drei Gruppen von personalen Affixen in Ometo Verbformen miteinander kombiniert werden Interrogativ Deklarativ und Affirmativ Negativ Bearbeiten Omotischen Sprachen stehen zur Markierung dieser Unterscheidungen drei verschiedene formale Mittel zur Verfugung eigene TAM Marker eigene Personenmarker und eigene keine weiteren Kategorien anzeigende Affixe Dizi a sɛ kŋ 2 Person Sg sehen interrogatives Prasens siehst du Bench ham arg u e gehen negativ finit er ging nicht Gamo ʔutt a d ee sitzen 3 Person Sg f Perfekt affirmativ 3 Person Sg f interrogativ sass sie Abfolge der Konjugationsmorpheme Bearbeiten Die hier besprochenen Morpheme folgen ausserhalb einzelner Sprachen Mao interrogative Formen im Dizi Hamer 44 auf den Verbalstamm die Reihenfolge ist dabei meist Verbalstamm TAM Person Numerus Genus Sprache Stamm TAM Marker Personalendung UbersetzungDime dex i n er kochte 45 Aari baʔa y ek sie bringen nicht 46 Dizi kʾwutsʾ initi ihr habt geschnitten 47 Kaffa dubb u ihr habt gesungen 48 Oft finden sich noch weitere Suffixe im Bench etwa werden finite Verbformen mit e abgeschlossen han k u e gehen Perfekt 3 Person Sg finit er ging 49 Eine kompliziertere typologisch sehr bemerkenswerte Abfolge besitzen die Verbalformen des westlichen zentralen und sudlichen Ometo in denen oft mehrere Marker fur Person Numerus Genus auf einmal auftreten konnen Im Einzelnen sind folgende Suffixe moglich Vokalische Suffixe siehe Abschnitt Personenmarker Personalendung Fusionales Morphem fur Person Numerus Genus Interrogativ Deklarativ und Affirmativ Negativ TAM Marker teilweise abhangig von Interrogativ Deklarativ und Affirmativ NegativWelche Suffixe angewendet werden und in welcher Reihenfolge sie stehen hangt von den drei Kategorien TAM Interrogativ Deklarativ und Affirmativ Negativ ab so dass sich bei zwei TAMs bereits acht mogliche Kombinationen ergeben Die folgenden Beispiele sind dem Gofa Zentralometo entnommen 50 TAM Interrogativ Deklarativ Affirmativ Negativ Person Numerus Genus FormPrasens deklarativ affirmativ 1 Person Sg Vokalisches Suffix 1 Vokalisches Suffix 2 Personalendunga i sPrasens interrogativ negativ 2 Person Pl Vokalisches Suffix 2 TAM Personalendunge kk etiPrasens deklarativ negativ 3 Person Sg f Vokalisches Suffix 2 TAM Personalendungu kk uPerfekt deklarativ affirmativ 2 Person Sg Vokalisches Suffix 1 TAM Vokalisches Suffix 2 Personalendunga d a saPerfekt interrogativ negativ 3 Person Pl Vokalisches Suffix 1 TAM Vokalisches Suffix 2 TAM Personalendungi beʔ o kk onaDas Ostometo besitzt eine abweichende Konjugation 51 die sich historisch auf eine periphrastische Konjugation zuruckfuhren lasst Beispiele aus dem Zayse Stamm post thematischer Vokal t t e Konkordanz mit Subjekt i e nPerfekt sie wusste ʔer a tt isi nFutur du wirst wissen ʔer a tte n enErwahnenswert ist das aufgrund der Durftigkeit der Materialien schlecht bekannte Verbalsystem des Mao in dem die Konjugationsmorpheme in verschiedenen Reihenfolgen vor und nach dem Verbalstamm stehen Ganza wa na ma ʔogwa Perfekt 2 Person Sg essen Interrogativ hast du gegessen 52 Andere finite Formen Bearbeiten Der Jussiv und der ihn in der zweiten Person vertretende Imperativ weichen in ihrer Konjugation von anderen synthetischen Verbalformen deutlich ab Imperative werden durch Suffixe gebildet die nur Singular und Plural unterscheiden das Suffix des Imperativ Singular ist meist oder ein Vokal negierte und affirmative Imperative benutzen oft unterschiedliche Numerussuffixe Dime yiz i Laufe yiz koy Laufe nicht 53 Viele omotische Sprachen verfugen auch uber komplexe Verbalformen mit Hilfsverben die zum Ausdruck temporaler und modaler Differenzierungen dienen in einigen Sprachen zeigen einzelne TAMs nach Person und Numerus invariable Formen Ein weiteres Kennzeichen des Omotischen ist die Existenz von Nebensatzkonjugationen unter denen temporale Nebensatzkonjugationen von Bender 2000 als Konverb bezeichnet besonders haufig vorkommen Auch ihre Konjugationssuffixe weisen Besonderheiten auf Verbalderivation Bearbeiten In allen Untergruppen des Omotischen zu denen ausreichende Daten vorhanden sind finden sich Suffixe zur Ableitung von Verben aus anderen Verben s gt s s c nts u a dient dabei zur Bildung von transitiven kausativen und faktitiven Verben t gt t int de st d u a bildet dagegen Intransitiva Yem am gehen am s gehen lassen 54 Gamo zar antworten zar ett beantwortet werden 55 Syntax Bearbeiten Im Omotischen herrscht die Satzstellung Subjekt Objekt Verb SOV vor Yem 56 bar matsʾaafa an naa si k imier Buch dieser Junge der Dativ gab Er gab diesem Jungen ein Buch Nominalphrasen weisen sowohl den Aufbau Kopf modifizierendes Element als auch modifizierendes Element Kopf auf Kennzeichnend fur einige omotische Sprachen ist dabei dass nominale Kategorien nicht am Kopf markiert werden sondern die Nominalphrase abschliessen Dime 57 ʔefti gicco b imVogel gross Maskulinum Akkusativ einen grossen Vogel Einzelnachweise Bearbeiten SILESR 2002 029 6 Lamberti 1993 25 ff mit Literaturangaben SILESR 2002 029 9 Seyoum 2008 3 anders beispielsweise bei den Yemma SILESR 2002 053 15 f Seyoum 2008 5 SILESR 2002 029 9 SILESR 2002 053 7 14 SILESR 2002 034 8 SILESR 2002 053 16 Arnauld d Abbadie Douze ans dans la haute Ethiopie Paris 1868 94 zitiert nach Lamberti 1993 Boro 18 Leo Reinisch Die Kafa Sprache in Nordost Afrika Abhandlungen der philosophisch historischen Klasse der kaiserlichen Akademie der Wissenschaft Band 116 Wien 1888 S 2 ein abweichender bislang aber nicht allgemein anerkannter Vorschlag auf S 202 Als eigenstandige Sprache angesehen von Moges Yigezu The Vowel System of Kara from a Historical Comparative Perspective In Rainer Voigt Hrsg From beyond the mediterranean Akten des 7 Internationalen Semitohamitistenkongresses Shaker Aachen 2007 ISBN 978 3 8322 6340 9 S 245 251 Harold Fleming Chadic External Relations In Ekkehard Wolff Elke Meyer Bahlburg Hrsg Studies in Chadic and Afroasiatic Linguistics Buske Hamburg 1983 S 17 31 Christopher Ehret Reconstructing Proto Afroasiatic Proto Afrasian Vowels Tone Consonants and Vocabulary University of California Publications in Linguistics 126 California Berkeley 1995 ISBN 0 520 09799 8 hierzu Bender 2000 S 1 245 246 siehe besonders Marcello Lamberti Cushitic and its classifications In Anthropos 86 S 552 561 1991 A Zaborski West Cushitic A Genetic Reality In Lingua Posnaniensis Band XLVI 2004 S 173 186 Moges Yigezu The Vowel System of Kara from a Historical Comparative Perspective In Rainer Voigt Hrsg From beyond the mediterranean Akten des 7 Internationalen Semitohamitistenkongresses Shaker Aachen 2007 ISBN 978 3 8322 6340 9 S 245 251 besonders S 249 Harold Fleming A grammatical sketch of Dime Dim Af of the Lower Omo In Hayward 1990 S 494 583 besonders S 500 Derek Elderkin On the classification of Hadza In Sprache und Geschichte in Afrika Band 4 1982 S 67 82 Rolf Theil Is Omotic Afroasiatic PDF 371 kB Mammo Girma Yemsa Verb Morphology Some Inflections and Derivations 1986 zitiert nach Bender 2000 120 Tonmarkierung nach den abweichenden Formen bei Lamberti 1993 190 Hayward 1990 zitiert nach Bender 2000 171 Hierzu vergleiche R Hayward Y Tsuge Concerning case in Omotic In Afrika und Ubersee Band 81 S 21 38 1998 Bender 2000 21 So Bender 2000 212 Bender 2000 127 a b Mary J Breeze Personal Pronouns in Gimira Benchnon In Ursula Wiesemann Hrsg Pronominal Systems Narr Tubingen 1986 ISBN 3 87808 335 1 S 47 70 S 53 Hayward 2004 246 Lamberti 1993 70 f zitiert nach Bender 2000 Lamberti 1993 71 Rekonstruktionen nach Bender 2000 196 ff Bender 2000 163 Rekonstruierte Formen nach Bender 2000 S 215 f Zusammenstellung verschiedener Formen aus unterschiedlichen Sprachen M Breeze in Hayward 1990 S 1 67 zitiert nach Bender 2000 116 ff N bezeichnet einen beliebigen Nasal Lamberti 1993 Enrico Cerulli Studi Etiopici IV La Langua Caffina Istituto per l Oriente Rom 1951 zitiert nach Bender 2000 fehlt in Benders Tabelle aber in Aari und Dime vorhanden Als TAM Marker nur im Aari Als TAM Marker nur im Aari rekonstruierte Formen und im Wesentlichen die Auswahl belegter Formen aus Bender 2000 202 M Breeze in Hayward 1990 S 1 67 zitiert nach Bender 2000 Lamberti 1993 a b c Auswahl nach Bender 2000 202 Formen aus Gamo und Gofa in anderen Sprachen geringfugige Abweichungen Graziano Sava Mauro Tosco A first glance at the Hamer verbal system DOC Datei 45 kB Seyoum 2007 124 Hayward 1990 zitiert nach Bender 2000 Bender 2000 Enrico Cerulli Studi Etiopici IV La Langua Caffina Istituto per l Oriente Rom 1951 zitiert nach Bender 2000 122 M Breeze in Hayward 1990 S 1 67 zitiert nach Bender 2000 116 Martino Mario Moreno Introduzione alla lingua Ometo Mondadori Rom 1938 zitiert nach Bender 2000 29 Richard Hayward Notes on the Zayse Language In Hayward 1990 S 210 355 Richard Hayward East Ometo Verb Paradigms the grammaticalization of a syntactic pattern In SOAS Working Papers in Linguistics Volume 9 S 301 316 1999 Azeb Amha Questioning Forms in Zargulla In Rainer Voigt Hrsg From beyond the mediterranean Akten des 7 Internationalen Semitohamitistenkongresses Shaker Aachen 2007 ISBN 978 3 8322 6340 9 Paris W Reidhead Note on the Ganza Language A Preliminary Descriptive Analysis Sudan Interior Mision Melut 1947 zitiert nach Bender 2000 Seyoum 2008 122 Lamberti 1993 167 Bender 2000 44 Lamberti 1993 257 Seyoum 2008 109Literatur BearbeitenOmotisch als Familie Bearbeiten M Lionel Bender Comparative Morphology of the Omotic languages LINCOM studies in African linguistics LINCOM Europa 2000 ISBN 3 89586 251 7 M Lionel Bender Topics in Omotic Morphology In Alan S Kaye Hrsg Morphologies of Asia and Africa Volume 1 Eisenbrauns Winona Lake Indiana 2007 ISBN 978 1 57506 110 8 S 729 751 M Lionel Bender Omotic lexicon and phonology Carbondale 2003 konnte fur diesen Artikel nicht verwendet werden Harold Fleming Omotic Overview In Bender 1976 S 299 323 Richard Hayward Hrsg Omotic Language Studies University of London London 1990 ISBN 0 7286 0166 4 Richard Hayward Omotic The Empty Quarter of Afroasiatic Linguistics In Jacqueline Lecarme Hrsg Research in Afroasiatic grammar Papers from the Third Conference on Afroasiatic Languages Sophia Antipolis France 1996 Amsterdam studies in the theory and history of linguistic science 4 Volume 202 Benjamins Amsterdam 2000 ISBN 90 272 3709 3 S 241 261 David L Appleyard Semitic Cushitic Omotic Relations In Stefan Weninger Hrsg The Semitic Languages An International Handbook De Gruyter Berlin 2011 ISBN 978 3 11 018613 0 S 38 53 Auswahl von Beschreibungen einzelner Sprachen Bearbeiten M Lionel Bender Hrsg The Non semitic languages of Ethiopia African Studies Center Michigan State University East Lansing 1976 enthalt Beschreibungen des Kullo Gonga Dizi und Hamer Marcello Lamberti Materialien zum Yemsa Studi Linguarum Africae Orientalis Band 5 Universitatsverlag Winter Heidelberg 1993 ISBN 3 8253 0103 6 Marcello Lamberti Die Shinassha Sprache Materialien zum Boro Studi Linguarum Africae Orientalis Band 4 Universitatsverlag Winter Heidelberg 1993 ISBN 3 8253 4579 3 Martino Mario Moreno Introduzione alla Lingua Ometo Mondadori Rom 1938 Mulugeta Seyoum A Grammar of Dime Netherlands Graduate School of Linguistics Landelijke 2008 ISBN 978 90 78328 52 0 http www lotpublications nl publish issues Seyoum index html Weblinks BearbeitenErnst Kausen Die Klassifikation der afroasiatischen Sprachen DOC 125 kB Omotische Sprachen auf www ethnologue com englisch Linkliste englisch nbsp Dieser Artikel wurde am 18 September 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4224018 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Omotische Sprachen amp oldid 235273104