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Der Grundwortschatz auch Basiswortschatz Gebrauchswortschatz Minimalwortschatz kann als diejenige Menge von Wortern einer Sprache definiert werden die notig sind um ca 85 eines beliebigen Textes einer bestimmten Sprache in einem bestimmten Entwicklungsstadium zu verstehen 1 Dem schliesst sich der sogenannte Aufbauwortschatz an der erforderlich ist um hohere Anteile von Texten zu bewaltigen und je nach Bedarf unterschiedlich gestaltet werden kann Inhaltsverzeichnis 1 Grundwortschatz des Deutschen 2 Bedeutung des Grundwortschatzes 3 Grundwortschatz in verschiedenen Kommunikationsbereichen 4 Wortlisten in der Glottochronologie 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGrundwortschatz des Deutschen BearbeitenGenau wie bei allen anderen naturlichen Sprachen ergeben bereits vergleichsweise wenige deutsche Worter einen hohen Textdeckungsgrad Alan Pfeffer ermittelte fur das gegenwartige Deutsch so 1 285 Worter mit deren Hilfe je nach Textsorte zwischen 85 9 und 92 2 der Texte verstandlich sind 2 Theodor Lewandowski gibt an dass die 1 000 haufigsten Worter genugen um etwa 80 von deutschen Texten zu verstehen mit 2 000 Wortern konnen um die 90 mit 4 000 Wortern um die 95 gelesen werden 3 Der Gesamtwortschatz ist schwer quantifizierbar umfasst jedoch ein Vielfaches dieser Werte Methodisch evaluiert werden Grundwortschatze unter anderem durch Frequenzlisten Bei diesem Ansatz werden Korpora zusammengestellt welche die Anteile unterschiedlicher Textsorten Genres Topics usw der Sprachrealitat moglichst adaquat abbilden sollen Ein Hauptproblemfeld hierbei ist die notwendige Balance zwischen geschriebener und gesprochener Sprache Fur das Deutsche wurde eine solche Frequenzstudie im grosseren Umfang zuletzt von Randall L Jones und Erwin Tschirner durchgefuhrt und 2006 publiziert Ihr Kernvokabular umfasst 4 034 Lemmata wobei der die das zusammengefasst auf Rang 1 115 983mal pro einer Million Worter auftreten 4 Eine Gruppe von knapp hundert Wortern darunter Abfall Spruch und zweifellos bilden das Ende der Liste und kommen auf eine Frequenz von 16 unter einer Million Diese frappierende Diskrepanz zwischen Hoch und Niedrigfrequenzbereich erklart zugleich den beschriebenen hohen Textdeckungsgrad Sie lasst sich mit dem Zipfschen Gesetz beschreiben Ein Erklarungsansatz fur diese Beobachtung in der Grundwortschatzforschung setzt die relative Haufigkeit von Funktionswortern im Hochfrequenzbereich in den Fokus Ohne autosemantische Aufladung treten diese in jeder sprech und schriftsprachlichen Ausserungs Textform auf und sorgen dafur dass bereits die zehn haufigsten Lemmata in Jones Tschirner einen Textdeckungsgrad von knapp 28 ergeben Wort Treffer pro Million Anteil in Prozentder die das 115 983 11 60 und 28 445 2 84 sein 24 513 2 45 in 23 930 2 39 ein 23 608 2 36 zu 14 615 1 46 haben 13 423 1 34 ich 11 201 1 12 werden 11 016 1 10 sie 10 245 1 02 Textdeckung darf in diesem Zusammenhang nicht mit Textverstehen gleichgesetzt werden Die Grenzen zwischen Grund und Gesamtwortschatz einer Einzelperson sowie dazwischen Aufbau Erweiterungswortschatz in der Fremdsprachendidaktik sind fliessend Nichtsdestotrotz verfugen auch Autosemantika wie Substantive gerade im Hochfrequenzbereich uber eine gewisse Statik Eine vergleichende Frequenzerhebung von 2013 ausgewertet wurden Texte der Zeitscheiben 1905 1914 1948 1957 sowie 1995 2004 machte Verschiebungen innerhalb verschiedener Wortklassen transparent Unter den zwanzig haufigsten Substantiven traten dreizehn in jeder Periode auf Jahr Herr Zeit Frau Mensch Tag Leben Mann Kind Auge Welt Frage und Teil 5 Bedeutung des Grundwortschatzes BearbeitenDie Erforschung des Grundwortschatzes ist sowohl fur die Didaktik der Muttersprache als auch fur die von Fremdsprachen bedeutsam gibt sie doch Hinweise darauf welche Teile des Wortschatzes besonders notwendig sind um mit moglichst wenig Lernaufwand zu einem moglichst hohen Textverstandnis zu kommen Problematisch hierbei ist jedoch dass die haufigsten Worter gleichzeitig besonders viele verschiedene Bedeutungen haben Grundwortschatz in verschiedenen Kommunikationsbereichen BearbeitenEin Grundwortschatz kann auch fur die einzelnen Kommunikationsfelder einer Sprachgemeinschaft getrennt bestimmt werden etwa fur die verschiedenen Fachgebiete oder Soziolekte Solche Ansatze sind sinnvoll wenn es um die Didaktik bestimmter Fachsprachen oder um sprachsoziologische Fragen geht Bei Fachsprachen kommt man zu ahnlichen Dimensionen wie sie bereits oben fur die Standardsprache angefuhrt wurden mit den 1100 1200 haufigsten Wortern kann man durchschnittlich 80 90 eines jeden Textes 6 verstehen Eine besondere Bedeutung hat der Grundwortschatz in der Diskussion um methodische Konzepte fur den Rechtschreibunterricht 7 Allerdings werden hier auch die Grenzen dieses Ansatzes deutlich So zeigen verschiedene Untersuchungen dass sich als besonders haufig nur 100 300 Funktions Worter auszeichnen lassen bei den Inhaltswortern flacht die Kurve stark ab d h das 900 Wort ist nur unwesentlich haufiger als 700 ausserdem sagt der Anteil eines Wortes in einem Textkorpus insgesamt nichts uber seine Verwendungsbreite aus z B wenn wenige Schreiber ein Wort haufig nutzen 8 Vorgeschlagen wird deshalb nur einen gemeinsamen Kernwortschatz von ungefahr 250 Wortern vorzugeben und diese zu erganzen durch ebenfalls je 250 themenbezogene Klassenworter und 250 individuell wichtige Worter die genauso gut als Modellwarter fur typische Rechtschreibmuster dienen konnten 9 Ein solches interessengeleitetes Rechtschreiblernen sei zudem effektiver 10 Ausserdem tauschen Zahlen wie Die 100 haufigsten Worter decken zwei Drittel der laufenden Texte ab denn bei vielen Wortern liegen die Probleme in den abgeleiteten Formen vgl etwa sah oder sieht zu sehen Diese mussen oft gesondert gelernt werden so dass aus einem scheinbar kleinen Grundwortschatz von 750 Wortern rasch mehr als 1 000 zu lernende Wortformen werden Insofern ist der Rechtschreibunterricht wesentlich breiter anzulegen und in diesem kann das Uben haufiger Worter nur einen begrenzten Beitrag leisten 11 Wortlisten in der Glottochronologie Bearbeiten Hauptartikel Glottochronologie Die Glottochronologie entwickelte fur ihre sprachhistorischen Fragen Listen von Grundwortern die moglichst unabhangig von kulturellen Einflussen sein und sich daher als historisch moglichst stabil erweisen sollten Aufgrund der Verfallsraten dieser Worter sollten die Verwandtschaftsverhaltnisse zwischen Sprachen bestimmt werden Der Ansatz darf im Wesentlichen als gescheitert angesehen werden Siehe auch BearbeitenBasic English Lernkartei Liste der haufigsten Worter der deutschen Sprache MemLiteratur BearbeitenC Anderer u a Hinweise und Beispiele fur den Rechtschreibunterricht an Hamburger Schulen An der Sache orientiert vom Lerner aus gedacht Handreichung Landesinstitut fur Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg 2014 H Bartnitzky Sprachunterricht heute 15 Auflage Cornelsen Scriptor Berlin 2011 H Bartnitzky Rechtschreiblernen ohne Lehrgangsdidaktik In Grundschule aktuell H 124 2013 S 3 8 E Brinkmann Rechtschreibgeschichten Zur Entwicklung einzelner Worter und orthographischer Muster uber die Grundschulzeit hinweg Projekts OASE 33 2 Auflage FB 2 der Univ Gesamthochschule Siegen 2002 1997 S 98 ff E Brinkmann Wie kann man Kinder auf dem Weg zum Rechtschreiben unterstutzen Starken und Schwachen verschiedener Konzeptionen des Rechtschreibunterrichts In Grundschule aktuell H 123 2013 S 9 13 E Brinkmann Schreiben lernen Schreiblernmethoden und Rechtschreiben lernen in der Grundschule Landesinstitut fur Schule und Medien Berlin Brandenburg Ludwigsfelde Struveshof 2014 online Hans Brugelmann u a Haufigkeit vs Bedeutsamkeit Oder Was macht eine Wortauswahl zum Grundwortschatz In H Brugelmann S Richter Hrsg Wie wir recht schreiben lernen Zehn Jahre Kinder auf dem Weg zur Schrift 2 Auflage Libelle Verlag Lengwil 1996 ISBN 3 909081 64 9 S 169 176 R L Jones amp E Tschirner A Frequency Dictionary of German Core Vocabulary for Learners Routledge Oxon 2006 W Klein Von Reichtum und Armut des deutschen Wortschatzes In Deutsche Akademie fur Sprache und Dichtung amp Union der deutschen Akademien der Wissenschaften Hrsg Reichtum und Armut der deutschen Sprache Erster Bericht zur Lage der deutschen Sprache Berlin New York De Gruyter 2013 D Krohn Grundwortschatze und Auswahlkriterien Acta Universitatis Gothoburgensis Goteborg 1992 P Kuhn Der Grundwortschatz Bestimmung und Systematisierung Germanistische Linguistik Band 17 Niemeyer Tubingen 1979 P Kuhn Das Grundwortschatzworterbuch In Franz Josef Hausmann Oskar Reichmann Herbert Ernst Wiegand Ladislav Zgusta Hrsg Worterbucher Dictionaries Dictionnaires Ein internationales Handbuch zur Lexikographie de Gruyter Berlin New York 1990 S 1353 1364 Grundwortschatz In T Lewandowski Linguistisches Worterbuch 4 neu bearbeitete Auflage Quelle amp Meyer Heidelberg 1985 J A Pfeffer Grunddeutsch Erarbeitung und Wertung dreier deutscher Korpora Ein Bericht aus dem Institute for Basic German Pittsburgh Narr Tubingen 1975 S Richter Interessenbezogenes Rechtschreiblernen Methodischer Leitfaden fur den Rechtschreibunterricht in der Grundschule Westermann Braunschweig 1998 H Schumacher Grundwortschatzsammlungen des Deutschen Zu Hilfsmitteln der Didaktik des Deutschen als Fremdsprache Jahrbuch Deutsch als Fremdsprache H 4 1978 S 41 55 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Grundwortschatz Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Helmut Gluck Hrsg unter Mitarbeit von Friederike Schmoe Metzler Lexikon Sprache 3 neubearbeitete Auflage Metzler Stuttgart Weimar 2005 ISBN 3 476 02056 8 S Pfeffer 1975 S 12 14 Theodor Lewandowski Linguistisches Worterbuch 1 4 neu bearbeitete Auflage Quelle amp Meyer 1984 Seite 375 Artikel Grundwortschatz ISBN 3 494 02020 5 Jones Tschirner 2006 S 9 Klein 2013 S 41 Lothar Hoffmann Kommunikationsmittel Fachsprache Eine Einfuhrung 2 vollig neu bearbeitete Auflage Narr Tubingen 1985 ISBN 3 87808 771 3 S 132 Brinkmann 1997 2013 Brugelmann u a 1994 Brinkmann 2014 Richter 1998 2013 Bartnitzky 2011 2013 Normdaten Sachbegriff GND 4136600 1 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grundwortschatz amp oldid 236564046