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Der Sonnentempel oder Surya Tempel von Konark auch Konarak ist ein dem hinduistischen Sonnengott Surya geweihter Tempel in Konark im indischen Bundesstaat Odisha Er ist ein um 1250 geschaffenes Spatwerk des nordindischen Nagara Stils mit Einflussen der sudindischen Dravida Architektur und gilt als Hohepunkt der mittelalterlichen Tempelbaukunst Odishas 1 Das Bauwerk steht seit 1984 auf der Liste des UNESCO Welterbes 2 Sonnentempel KonarakUNESCO WelterbeAnsicht des Sonnentempels von Konark aus sudostlicher Richtung links hinten die Versammlungshalle rechts vorne die TanzhalleVertragsstaat en Indien IndienTyp KulturKriterien i iii vi Flache 10 62 haReferenz Nr 246UNESCO Region Asien und PazifikGeschichte der EinschreibungEinschreibung 1984 Sitzung 8 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 3 Architektur 3 1 Tempelturm deul 3 2 Versammlungshalle jagamohan 3 3 Tanzhalle nat mandir 3 4 Skulpturenschmuck 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Tempel befindet sich in der Kleinstadt Konark etwa 60 km sudostlich von Bhubaneswar im ostindischen Bundesstaat Odisha Er steht in einem ummauerten Hof in unmittelbarer Nahe zur Kuste des Golfs von Bengalen Geschichte Bearbeiten nbsp Die Lithografie des britischen Architekturhistorikers James Fergusson zeigt den baulichen Zustand des Sonnentempels in der ersten Halfte des 19 Jahrhunderts mit noch teilweise existierendem Tempelturm Als letztes und zugleich grosstes und ehrgeizigstes Vorhaben der Nagara Tempelbauschule von Odisha wurde der Tempel um die Mitte des 13 Jahrhunderts im Auftrag des Konigs Narasimha Deva I Regierungszeit 1238 1264 aus der Dynastie der Ostlichen Ganga erbaut Der Herrscher zeigte damit nicht nur seine Verehrung fur den Sonnengott Surya der dem mythischen Helden Rama im Ramayana zum Sieg uber den Damonenkonig Ravana verhalf sondern demonstrierte zugleich seine eigene militarische Uberlegenheit nach erfolgreichen Eroberungszugen in Bengalen 3 Der Bau des Tempels an dem mehrere tausend Arbeiter beteiligt waren nahm 16 Jahre in Anspruch 4 Heute ist der Tempel nur noch als Ruine erhalten Einer Uberlieferung zufolge soll der Tempelturm bereits kurz nach der Fertigstellung eingesturzt sein tatsachlich standen Teile davon aber noch bis 1837 5 Begunstigt wurde der Einsturz vermutlich durch den sandigen Untergrund auf dem die Fundamente der schweren Steinkonstruktion nachgaben 6 Die Versammlungshalle jagamohan war im 19 Jahrhundert ebenfalls vom Einsturz bedroht konnte aber vom Archaeological Survey of India durch Stutzkonstruktionen im Inneren gesichert werden Die Zugange wurden vermauert sodass sich der Innenraum heute nicht mehr betreten lasst Europaischen Reisenden des 19 Jahrhunderts war das verfallene aber in seinen Dimensionen noch immer beeindruckende Bauwerk als Schwarze Pagode bekannt 1984 wurde es von der UNESCO wegen seiner herausragenden kunstlerischen historischen und religiosen Bedeutung zur Weltkulturerbestatte ernannt 2 Architektur Bearbeiten nbsp Aufriss mit vermutetem ursprunglichem Baubestand und den heute noch erhaltenen Bauteilen gelb links der Tempelturm rechts die Versammlungshalle Die vorgelagerte freistehende Tanzhalle fehlt im Bild Der Sonnentempel von Konark besteht im Wesentlichen aus zwei Bauteilen der eigentlichen Cella garbhagriha mit dem Bild des Surya und dem Sockel des nicht erhaltenen Tempelturms shikhara in Odisha meist deul genannt sowie der unmittelbar vorgelagerten Versammlungshalle mandapa in Odisha jagamohan genannt Tempelturm und Versammlungshalle sind auf einer gemeinsamen Plattform errichtet die auf beiden Seiten zwolf in Stein gemeisselte Raderpaare insgesamt also 24 Rader zieren Das Bauwerk ahnelt somit der riesigen Nachbildung eines Prozessions oder Tempelwagens ratha in Stein und versinnbildlicht den Wagen in dem der Sonnengott Surya in der hinduistischen Mythologie uber den Himmel zieht Die Idee dazu stammt ursprunglich aus Sudindien 1 Gezogen wird der Wagen von sieben Pferdeskulpturen langs der Eingangstreppe zur Versammlungshalle seltsamerweise in ostliche Richtung also entgegen dem Sonnenverlauf Die zwolf Raderpaare stehen symbolisch fur die zwolf Monate des Jahres die sieben Pferde symbolisieren die sieben Tage der Woche 4 Der Versammlungshalle ist noch eine Tanzhalle nat mandir vorgesetzt die ebenfalls nur als Ruine erhalten ist Im unmittelbaren Umfeld des Haupttempels finden sich weitere kleine Plattformen deren Aufbauten bis auf Fragmente nicht mehr existieren Als Baumaterialien fanden hauptsachlich rotlicher Laterit und Sandstein Verwendung fur die Tureinfassungen Fenstersturze Surya Skulpturen und einige andere Skulpturen ausserdem grau gruner Chlorit 6 Tempelturm deul Bearbeiten Vom Sanktuarium im Westen der Bauanlage ist heute wenig erhalten Die Jahrhunderte uberdauert haben lediglich der hohe massive Unterbau der im Grundriss grob einem gleicharmigen T formigen Kreuz ahnelt und das zellenformige innere Heiligtum garbhagriha Daruber erhob sich fruher ein etwa 68 m 6 nach anderen Quellen etwa 75 m 7 1 hoher Turm deul Auf einer Skizze des 19 Jahrhunderts ist er noch als inzwischen nicht mehr existierende Ruine zu sehen Versammlungshalle jagamohan Bearbeiten nbsp Versammlungshalle von OstenDie dem Hauptheiligtum ostlich vorgelagerte Versammlungshalle jagamohan ist heute der am besten erhaltene Teil des Tempels Ihr annahernd quadratischer durch kleinere Nischen aufgelockerter Sockel ist vom Unterbau des Hauptheiligtums durch zwei tiefe Nischen abgesetzt bildet mit diesem aber eine Einheit Die eigentliche Halle steht auf quadratischem Grundriss mit ca 30 m Kantenlange und ist ohne Unterbau rund 30 m hoch Diese harmonischen Proportionen verleihen ihr eine in sich ruhende ausgewogene Wirkung 8 Das Dach hat die Form einer durch terrassenartige Absatze und Querrillen pidhas gegliederten Stufenpyramide pidha deul deren Abschluss ein grosser Rundstein bildet Risalite gliedern sowohl die Aussenwande der Halle als auch die vertikalen Teile des Daches Die drei uber Freitreppen erreichbaren Eingange sind heute vermauert Das Halleninnere das als grosster Innenraum der vorislamischen hinduistischen Architektur gilt ist daher nicht mehr zuganglich 1 7 Tanzhalle nat mandir Bearbeiten Etwa zehn Meter ostlich der Versammlungshalle steht auf einem eigenen Sockel die Tanzhalle nat mandir Treppenaufgange fuhren auf allen vier Seiten zu ihr hinauf Die Halle ist heute dachlos vollstandig erhalten einschliesslich des plastischen Dekors sind aber die Pfeiler die fruher das Dach trugen Skulpturenschmuck Bearbeiten nbsp Eines der 24 Rader des Himmelswagens des Sonnengottes umgeben von Darstellungen verschiedener Wesen der hinduistischen Mythologie nbsp Skulptur des Sonnengottes SuryaBeruhmt ist der Sonnentempel von Konark vor allem fur seinen trotz des ruinosen Bauzustands noch immer uberaus reichen plastischen Schmuck in dem die lange Tradition der mittelalterlichen Bildhauerkunst Odishas ihre hochste Blute erreichte 9 Ursprunglich war praktisch keine grossere Flache von Verzierungen ausgespart heute ist der Dekor allerdings stellenweise luckenhaft Der erhaltene Teil des Heiligtums besitzt noch drei Nischen mit Kolossalstatuen des Sonnengottes die auf Sonnenaufgang Mittagssonne und Sonnenuntergang ausgerichtet sind Eine der Statuen zeigt Surya als Reiter Ungewohnlich ist die Fussbekleidung des Gottes Er tragt Lederstiefel obwohl Leder Hindus als unrein gilt 4 In gutem Erhaltungszustand prasentiert sich der Wandschmuck des Sockelbereiches auf dem die Versammlungshalle und das Sanktuarium ruhen Augenfallig sind die 24 paarweise angeordneten im Durchschnitt mehr als 3 m grossen Rader Sie reichen nicht bis zur Erde sondern schweben gleichsam uber einem Bodenfries ein symbolischer Verweis auf den Himmelswagen Suryas 6 Naben Speichen und Radkranze sind detailreich ausgestaltet und imitieren minutios die Form und das teilweise figurative Schnitzwerk von Holzradern Auch die Zwischenraume zwischen den Radern sind reich ausgeschmuckt Haufig wiederkehrende Motive der Fassadengestaltung sind himmlische Liebespaare mithunas in erotischen Positionen und tanzende Madchen surasundaris Reliefs zeigen unter anderem Szenen aus dem Leben des Bauherrn Narasimha Deva I sowie zahlreiche Darstellungen von Gottheiten des hinduistischen Pantheons wie Surya Shiva und Vishnu Weiterhin finden sich Miniaturarchitekturen sowie Tierdarstellungen unter anderem von Elefanten und Gansen die den Tempel zu umrunden scheinen Uber dem Tursturz der Versammlungshalle findet sich eine Darstellung der neun Planeten navagraha Auf den Absatzen des Pyramidendaches sind in regelmassigen Abstanden tanzende und musizierende Statuen angeordnet Am Dach befindet sich auch eine seltene Darstellung Shivas als Martanda Bhairava der in einem Boot tanzend den Himmelsozean uberquert 5 Den lebens und uberlebensgrossen Plastiken der Versammlungshalle stehen die kleineren aber kunstlerisch nicht minder wertvollen Figuren der Tanzhalle gegenuber Die hohe Kunstfertigkeit der Bildhauer zeigt sich unter anderem in den absichtlich verkurzten oder verlangerten Gliedmassen der Figuren die dem Betrachter aus der Froschperspektive ideale Proportionen suggerieren 5 Eingebettet ist der Figurenschmuck uberall in ein feines Netz aus geometrischen Mustern und floralen Ornamenten ein typisches Merkmal der plastischen Kunst Odishas 1 Die Tanzhalle ist sowohl im Sockelbereich als auch im Bereich der erhaltenen Pfeiler reich verziert Es uberwiegen Abbildungen von weiblichen Himmelswesen apsaras und Tempeltanzerinnen devadasis Den ostlichen Treppenaufgang der Halle flankieren zwei grosse Lowenskulpturen die neben ihren hoheitlichen Implikationen auch unheilabwehrende apotropaische Funktionen gehabt haben Literatur BearbeitenManfred Gorgens Kleine Geschichte der indischen Kunst DuMont Verlag Ostfildern 1986 Herbert Hartel Jeannine Auboyer Hrsg Propylaen Kunstgeschichte Indien und Sudostasien Band 21 des Nachdrucks in 22 Banden Propylaen Verlag Berlin 1971 Herbert Plaeschke Ingeborg Plaeschke Hinduistische Kunst Koehler amp Amelang Leipzig 1978 Calambur Sivaramamurti Indien Kunst und Kultur Aus der Reihe Ars Antiqua Grosse Epochen der Weltkunst Herder Verlag Freiburg 1981 Bindia Thapar Introduction to Indian Architecture Periplus Editions Singapur 2004 Andreas Volwahsen Indien Bauten der Hindus Buddhisten und Jains Aus der Reihe Architektur der Welt Benedikt Taschen Verlag Koln 1994 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Sonnentempel von Konark Sammlung von Bildern Sonnentempel von Konark Fotos und Informationen englisch Sonnentempel von Konark Video englisch Sonnentempel von Konark Erotische SkulpturenEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e Gorgens S 180 ff a b Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO Sivaramamurti S 265 a b c Thapar S 62 f a b c Sivaramamurti S 524 a b c d Hartel Auboyer S 224 f a b Volwahsen S 147 Plaeschke Plaeschke S 37 Sivaramamurti S 233Welterbestatten in Indien Kulturerbe Ajanta Hohlen 1983 Ellora Hohlen 1983 Fort von Agra 1983 Taj Mahal 1983 Sonnentempel von Konarak 1984 Monumentensemble in Mahabalipuram 1984 Kirchen und Kloster von Goa 1986 Monumentensemble von Khajuraho 1986 Monumentensemble von Hampi 1986 Fatehpur Sikri 1986 Monumentensemble in Pattadakal 1987 Hohlen von Elephanta 1987 Grosse Tempel der Chola Dynastie 1987 Buddhistische Monumente bei Sanchi 1989 Humayuns Grabmal in Delhi 1993 Kutub Minar mit seinen Bauten in Delhi 1993 Gebirgseisenbahnen Indiens 1999 Mahabodhi Tempelkomplex von Bodh Gaya 2002 Nischenhohlen von Bhimbetka 2003 Chhatrapati Shivaji Bahnhof ehemals Victoria Terminus 2004 Archaologischer Park Champaner Pavagadh 2004 Festungsanlagen Rotes Fort 2007 Jantar Mantar in Jaipur 2010 Bergfestungen von Rajasthan 2013 Rani Ki Vav 2014 Das architektonische Werk von Le Corbusier Kapitol Komplex in Chandigarh 2016 Archaologische Statte von Nalanda Mahavihara 2016 Historische Stadt von Ahmedabad 2017 Viktorianisch gotische und Art deco Ensembles in Mumbai 2018 Jaipur in Rajasthan 2019 Ramappa Tempel 2021 Dholavira 2021 Naturerbe Nationalpark Kaziranga 1985 Wildschutzgebiet Manas 1985 Nationalpark Keoladeo 1985 Nationalpark Sundarbans 1987 Nationalparks Nanda Devi und Tal der Blumen 1988 Westghats 2012 Grosser Himalaya Nationalpark und Naturschutzgebiet 2014 Kultur Naturerbe Nationalpark Kangchendzonga 2016 19 887444 86 094596 Koordinaten 19 53 14 8 N 86 5 40 5 O Normdaten Geografikum GND 4431672 0 lobid OGND AKS LCCN no2015045291 VIAF 169912518 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sonnentempel von Konark amp oldid 234412560