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Das Essedum ist die lateinische Bezeichnung fur einen Streitwagen wie er von den Kelten in kriegerischen Auseinandersetzungen genutzt wurde Das entsprechende keltische Wort lautet essedon Es handelte sich um einen zweiradrigen mit zwei Pferden bespannten Streitwagen der mit jeweils einem Kampfer und einem Lenker bemannt war Die Statue der keltischen Konigin Boudicca die ein Essedum lenktDa jeder keltische Krieger fur die Waffen selbst aufkommen musste blieb auch der zweiradrige Kampfwagen einer oberen sozialen Schicht vorbehalten wahrend der grosste Teil der Kampfer die Fusstruppe bildete Die Bestattung mit einem Streitwagen oder mit Teilen desselben unterstrich somit den sozialen Rang des Verstorbenen Die keltischen Esseda waren die letzten in Schlachten eingesetzten Streitwagen Auf dem europaischen Festland wurden sie zwischen 700 und 100 v Chr genutzt in Britannien und Irland sogar bis 200 n Chr Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Beschreibung und Einsatz 3 Fundorte 4 Einzelnachweise 5 WeblinksEntwicklung Bearbeiten nbsp Verbreitung des antiken Streitwagens zwischen 2000 und 500 v Chr Der keltische Streitwagen stammt ursprunglich aus dem Orient die fruhesten Nutzer konnten die Mitanni gewesen sein Er wurde von den Griechen und Romern als Renn und Triumphwagen lateinisch biga und gelegentlich als Reisewagen in modifizierter Form mit Kutschbock genutzt Das Wort essedum enthalt das lat en in und sedere sitzen Er ist im Vergleich zum carrus lat vierradriger Wagen Karren vorwiegend ein Kampfgerat In der Hallstattzeit war der vierradrige Wagen vorherrschend der wegen seiner schwierigen und schwerfalligen Handhabung eher als Kultwagen und als Prunkwagen zur Reprasentation diente In der Furstlichen Grabstatte von Vix und dem Hugelgrab bei Eberdingen Hochdorf wird er archaologisch fassbar In der Latenezeit wurde in erster Linie der zweiradrige Wagen in den nunmehr zunehmenden kriegerischen Auseinandersetzungen sowohl mit den eigenen verwandten Stammen als auch mit den benachbarten fremden Volkern eingesetzt Die Romer machten erstmals 295 v Chr in der Schlacht von Sentinum Bekanntschaft mit diesem Kriegsgerat der Kelten Mit scheppernden Streitwagen und Karren schlugen die mit den Samniten Etruskern Umbrern etc verbundeten Kelten eine bedrohliche Bresche in die romischen Reihen weil die Pferde der Romer wegen des ungewohnlichen Larms scheuten und durchgingen 1 Quintus Fabius konnte das Schlachtgeschick zugunsten der Romer wenden nachdem zuerst die Samniten und dann die Gallier von den Flanken her besiegt waren Auch wurde der Wagen in der Schlacht bei Telamon an der etruskischen Kuste nordlich Cosa im Jahr 225 v Chr eingesetzt 2 Die gallischen Boier und Insubrer wurden nach anfanglichen Erfolgen von den Romern besiegt Beschreibung und Einsatz BearbeitenEine Beschreibung des mit zwei Pferden bespannten zweiradrigen Wagens gibt der Sizilianer Diodor der im letzten Jahrhundert vor Christus lebte und ein Zeitgenosse Caesars war Nach seiner Darstellung benutzten die Kelten ihn vor allem noch auf Reisen denn zu dieser Zeit war der Streitwagen auf dem Festland in Schlachten schon nicht mehr in Gebrauch Er wurde von einem Lenker und einem Kampfer gefahren und wenn sie in ein Gefecht eingriffen warfen sie zuerst Speere dann stieg der Kampfer ab und kampfte zu Fuss mit dem Schwert 3 Caesar unternahm 55 v Chr seine erste Expedition nach Britannien und machte dort eigene Erfahrungen mit dem gallischen Streitwagen da er auf dem Festland im Kampf nicht mehr eingesetzt wurde Caesar schildert anschaulich Wirkung und Kampfweise dieses Kriegsgerats Schon allein das laute Getose der Rader sorgt fur eine erste Verwirrung Dann fahren die Wagenkampfer auf dem gesamten Schlachtfeld in alle Richtungen und schleudern ihre Wurfgeschosse Danach springt der Krieger auf die Erde und kampft zu Fuss weiter wahrenddessen der Wagenlenker etwas aus dem Kampfgeschehen herausfahrt und sich so aufstellt dass er von dort jederzeit wieder zuruckkehren kann um den Kampfer abzuholen und aus der Gefahrenzone herauszuholen In dieser Weise kann der Wagenlenker auch Ersatz in die Schlacht bringen Dabei sind die Fahrer so geschickt dass sie auch auf abschussigem Gelande den Wagen manovrieren konnen Ausserdem berichtet Caesar dass die Besatzungen wenn erforderlich uber die Deichsel bis zum Joch vor und wieder zurucklaufen konnten 4 Abbildungen auf gallischen und romischen Munzen aus jener Zeit und Abbildung auf Grabstelen in Padua bestatigen die Darstellungen Diodors und Caesars Interessant ist die seitliche Begrenzung des Wagenkastens halbrund bogenformig sowohl mit einfachem als auch mit zweifacher Reif bieten sie Halt fur die Besatzung und auf der Munze der Remer sind die zwei Bogen noch einmal y formig verstrebt Nach vorne und hinten ist der Wagenkasten offen Fundorte BearbeitenInsgesamt sind den Archaologen etwa 200 keltische Wagengraber bekannt Der wichtigste Fundort liegt am nordostlichen Ufer des Neuenburgersee mit der Siedlung La Tene Neben umfangreichen ca 2500 anderen Funden wurden auch Wagenteile Pferdegeschirr und Joche aus dem 3 und 2 Jahrhundert gefunden was zur Abgrenzung von Hallstatt zur Bezeichnung La Tene fuhrte Einzelnachweise Bearbeiten Titus Livius Ab Urbe Condita Liber X 28 essedis carrisque 1 Polybios Historien 2 29 Diodor Bibliotheke 5 29 Gaius Iulius Caesar De Bello Gallico 4 33Weblinks BearbeitenEsseda in A Dictionary of Greek and Roman Antiquities John Murray London 1875 Sparliches Zeugnis keltischer Streitwagenfahrer Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Essedum amp oldid 229595262