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Mitteleuropaische Eisenzeit 1 HallstattzeitHa C 800 620 v Chr Ha D1 D3 620 450 v Chr LatenezeitLT A 450 380 v Chr LT B 380 250 v Chr LT C 250 150 v Chr LT D 150 15 v Chr 0Als Hallstattzeit Altere Eisenzeit oder Hallstattkultur wird die altere vorromische Eisenzeit in weiten Teilen Europas ab etwa 800 v Chr bezeichnet 2 Die Grenze zur nachfolgenden Latenezeit wird mit 450 v Chr angegeben wobei sich der Ubergang fliessend uber mehrere Jahrzehnte erstreckte Die Epoche wurde so im Jahre 1874 durch den schwedischen Prahistoriker Hans Hildebrand nach dem Graberfeld oberhalb des Ortes Hallstatt am Hallstatter See im Salzkammergut in Osterreich benannt der damit die Teilung der Eisenzeit in eine Hallstatt und eine Latenezeit vorschlug 3 Die Funde aus dem namensgebenden Fundort Hallstatt werden zeitlich in die Stufen Ha A bis Ha D eingeteilt Ha A und Ha B gehoren noch der Urnenfelderkultur an nur Ha C und Ha D entsprechen der Hallstattzeit Inhaltsverzeichnis 1 Chronologie 2 Der namengebende Fundort 3 Verbreitung und kulturelle Zuordnung 4 Sozialstruktur 5 Handelsbeziehungen 6 Tumuli 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseChronologie BearbeitenNach dem Schema von Paul Reinecke aus dem Jahre 1902 werden die ausgehende Bronzezeit und die fruhe Eisenzeit in vier Perioden eingeteilt Hallstatt A D Davon gehoren Ha A 1200 1000 v Chr und Ha B 1000 800 v Chr zur bronzezeitlichen Urnenfelderkultur Ha C 800 620 v Chr und Ha D 620 450 v Chr zur eisenzeitlichen Hallstattkultur Basis seiner Arbeiten zur Chronologie meist kleinere Schriften waren Funde aus Suddeutschland Otto Tischler hatte bereits 1881 anhand von Fibeln aus Grabern chronologische Uberlegungen zur nordalpinen Eisenzeit angestellt 4 Den Begriff Hallstattkultur verwendete Moriz Hoernes im Jahre 1905 Ha C veraltet auch mittlere Hallstattzeit genannt wird heute als altere Ha D auch spate Hallstattzeit oder Spathallstattzeit genannt als jungere Hallstattzeit bezeichnet Die Datierung wird heute vor allem durch die Dendrochronologie gestutzt Fur den Beginn von Ha C liefern Holzer aus dem Wagengrab von Wehringen Landkreis Augsburg ein wesentliches Eckdatum mit 778 5 v Chr Grabhugel 8 5 Trotz des Fehlens eines alteren Dendrodatums fur Ha C bleibt die Konvention bestehen die Hallstattzeit mit dem Aufkommen der Eisentechnologie um 800 v Chr beginnen zu lassen Die Radiokarbonmethode kann wegen des so genannten Hallstatt Plateaus zwischen etwa 750 und 400 v Chr nicht zur Prazisierung beitragen da in diesem Zeitbereich keine zeitlich auflosbaren Messwerte erzielt werden 6 Leittypen Ha C Schwert Typ Mindelheim Brillenfibeln Harfenfibeln und Bogenfibeln Lanze Ha D Dolch verschiedene FibelformenAuf Basis der sich rasch verandernden Fibelmode konnte Ha D in 3 Stufen unterteilt D1 D3 werden In Ha D1 sind Kahn und Schlangenfibeln vorherrschend in Ha D2 die Paukenfibel und in Ha D3 die Doppelpauken sowie Fusszierfibel Der Ubergang zur Latenezeit wird mit dem Auftreten von Tierfibeln Certosafibeln und Marzabottofibeln verknupft Der namengebende Fundort Bearbeiten nbsp Dokumentation eines Hallstatter Graberfeldes Zeichnung des Ausgrabers Johann Georg Ramsauer Die Hallstattkultur steht ublicherweise fur die Periode der alteren Eisenzeit Am Salzberg bei Hallstatt wurde 1846 von Johann Georg Ramsauer ein ausgedehntes Graberfeld entdeckt und teilweise ausgegraben Dabei liess er die Ausstattung jedes einzelnen Grabes durch vorzugliche Zeichnungen dokumentieren eine Seltenheit in der Fruhzeit der Archaologie Das Graberfeld liegt in einem Hochtal uber dem Hallstatter See In dem Gebiet findet man Siedlungsspuren die bis ins Neolithikum zuruckreichen Die Hauptphase der Besiedlung reicht aber von Ha C bis LT A Danach scheint Hallein Durrnberg die fuhrende Position im Salzbergbau eingenommen zu haben Das Graberfeld umfasst uber 1000 Graber 55 davon sind Korpergraber 46 Brandgraber Bei 26 der Graber handelt es sich um Waffengraber die meistens am ausseren Rand des Graberfeldes angelegt wurden wahrend sich die waffenlosen Graber in der Mitte befinden In Frauengrabern fand man Fibeln Gurtel und Schmuck in Mannergrabern Nadeln und Waffen Verbreitung und kulturelle Zuordnung Bearbeiten nbsp Ausdehnung der HallstattkulturVon Nordostfrankreich bis zum Nordwesten der Balkanhalbinsel hat man Uberreste der Hallstattkultur gefunden Georg Kossack teilte das Verbreitungsgebiet der Hallstattkultur im Jahre 1959 in einen westlichen und einen ostlichen Kreis 7 Der Westhallstattkreis als Lebensraum der fruhen Kelten umfasst NO Frankreich Suddeutschland das Mittelrheingebiet Bohmen und Oberosterreich zum Osthallstattkreis zahlen Mahren Niederosterreich die Steiermark das westliche Ungarn und somit auch das heutige Burgenland Karnten Slowenien und das nordliche Kroatien Diese Zuordnung erfolgte nicht aufgrund verschiedener Sprachen oder Dialekte da diese nicht uberliefert sind sondern basiert auf den Ausformungen der materiellen Kultur und den Bestattungsbrauchen 8 Wurden im Westen wichtige Personlichkeiten mit Schwert Ha C oder Dolch Ha D bestattet gab man ihnen im Osten eine Streitaxt mit ins Grab Im Westen gibt es reiche Wagengraber wahrend der Krieger im Osten mit seiner kompletten Bewaffnung inklusive Helm Brustpanzer etc beerdigt wurde Da keine Schriftzeugnisse uberliefert sind ist unbekannt welche Sprache die Hersteller der charakteristischen materiellen Kultur sprachen Zu Beginn des 20 Jahrhunderts wurden die Kulturen in der Region des Caput Adriae mit den Illyrern gleichgesetzt inzwischen ordnet man die Osthallstattkultur oft den Kelten zu 9 10 11 Ob eine Gleichsetzung von materieller Kultur Sprache oder gar biologischer Abstammung moglich ist gilt inzwischen jedoch als fraglich Sozialstruktur BearbeitenIn dieser Zeit lasst sich eine deutliche Hierarchisierung der Gesellschaft feststellen die sich besonders in reich ausgestatteten Bestattungen unter Grabhugeln wie etwa dem Grab von Hochdorf an der Enz Baden Wurttemberg teilweise mit der Beigabe von Wagen und Pferdegeschirr Wagengrab niederschlug Das grosste mitteleuropaische Hugelgrab dieser Zeit ist der Magdalenenberg in Villingen Im 8 Jahrhundert v Chr wurde auch in Mitteleuropa Eisen verwendet Das alte Fernhandelssystem fur den Handel mit Kupfer und Zinn brach zusammen Es bildeten sich neue Verkehrswege mit neuen Handelsstationen Durch den Handel mit Eisen entstand eine neue Oberschicht die ihren erwirtschafteten Reichtum in mediterrane Importe und Furstensitze v a in Baden Wurttemberg der Schweiz und Ostfrankreich investierte Statt der in der Bronzezeit ublichen Grosssiedlungen entstanden vor allem in Bayern nun Einzelhofe Diese Herrenhofe signalisierten einen neuen Anspruch auf Eigentum und das Bedurfnis nach Abgrenzung und Reprasentation Der Bestattungsritus anderte sich von den einheitlichen Urnenbestattungen der spaten Bronzezeit zu teils pomposen Grabern Auch hier machte sich mit prunkvoll ausgestatteten Grossgrabhugeln ein Reprasentationsbedurfnis bemerkbar Diese Hugel dienten einer selten mehreren Generationen als Grabstatte nbsp Hallstattzeitlicher Antennendolch Replik Die Einordnung der Siedlungsorte der Oberschicht als Furstensitz gegliedert in Burg und Unterstadt ist umstritten Wolfgang Kimmig 1910 2001 Prahistoriker der Eberhard Karls Universitat Tubingen pragte den Begriff insbesondere fur die Heuneburg am Oberlauf der Donau sein Kollege Manfred Eggert 1941 ebenfalls an der Uni Tubingen lehnt den Begriff nach neueren Forschungen an der Aussensiedlung der Heuneburg am Ipf und in Hochdorf an der Enz ab und entwickelt ein differenzierteres Bild der keltischen Zentralorte Von 2004 bis 2010 wurde die Siedlungsstruktur der Hallstattzeit in Baden Wurttemberg Ostfrankreich Franken Hessen und Westbohmen im Schwerpunktprogramm Fruhe Zentralisierungs und Urbanisierungsprozesse der Deutschen Forschungsgemeinschaft untersucht 12 Kimmig hatte drei Kriterien angefuhrt um einen Ort als Furstensitz zu klassifizieren Die innere Struktur der Siedlung Es mussen eine Burg und eine Unterstadt vorhanden sein Die Funde Importware z B Weinamphoren aus Massilia attische schwarzfigurige Keramik muss vor Ort gefunden worden sein Grabhugel In der nachsten Umgebung muss sich mindestens ein furstlicher Grabhugel befindenDa dieses System ziemlich flexibel ist reichten schon einige Scherben von Importkeramik um einen Fundort als Furstensitz zu bezeichnen Beispielsweise fand man in Bragny sur Saone attische Keramik es handelt sich aber um eine Flachlandsiedlung und keine befestigte Hohensiedlung Der Ausgraber Guillot interpretierte daraufhin die Siedlung als Handelsplatz wahrend Spindler darin einen Furstensitz sah Eggert sieht das Problem darin dass man dem Furstensitzkonzept einen bestimmten Siedlungstypus unterstellt Es ist aber fraglich ob die Fursten der Hallstattzeit auf einen bestimmten Typus festgelegt waren Handelsbeziehungen BearbeitenFunde von griechischer Keramik etruskischen Bronzegefassen in reichen Grabern und in befestigten Siedlungen und auch massaliotische Weinamphoren beweisen Kontakte mit dem Mittelmeerraum speziell der proto keltischen Canegrate Kultur entlang des Rhonelauf nach Massilia sowie Ligurien und in den Bereich der Golasecca Kultur Im ostlichen Hallstattkreis lassen sich Kontakte uber die Fritzens Sanzeno Kultur bis in die Villanova Kultur nachweisen Eisen wurde in der Hallstattzeit anfangs noch sparlich verwendet und setzte sich erst in der Latenezeit durch Funde spezieller Pferdetrensen und von Dolchen mit durchbrochenem Griff belegen fur Ha C1 moglicherweise Kontakte mit der Steppenzone Thrako Kimmerischer Horizont siehe Thraker Kimmerer wahrscheinlich jedoch mit der Gava Kultur die ihrerseits regen Handel zur Steppe betreibt Tumuli BearbeitenIm sogenannten Osthallstattkreis sind Grabhugel das sichtbarste Relikt der Hallstattzeit Die Bestattung der Toten erfolgte in der Form von Ascheurnen die sich manchmal zusammen mit Grabbeigaben in Steinkisten oder kammern befanden uber die ein kunstlicher Hugel Leeberg aufgeschuttet war Der auffalligste ist der Leeberg von Grossmugl der sich 16 Meter uber das Gelande erhebt Der Lowenberg nahe Unterzogersdorf Stockerau wurde bereits 1873 ergraben Kleinere Grabhugel sind aber im ganzen Raum verbreitet ihre Konstruktion setzte sich bis weit in die romische Zeit fort Siehe auch Bearbeiten nbsp Portal Ur und Fruhgeschichte Ubersicht zu Wikipedia Inhalten zum Thema Ur und Fruhgeschichte Urgeschichte Osterreichs Hallstattkultur Hallstattkultur in der Urgeschichte Osterreichs Literatur BearbeitenAllgemeine Ubersichten Chronologie Barry Cunliffe The ancient Celts Penguin London 1997 ISBN 0 14 025422 6 Eckhard Meineke Thomas Stollner Jurgen Udolph Hallstatt In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 13 Walter de Gruyter Berlin New York 1999 ISBN 3 11 016315 2 S 432 446 Hermann Parzinger Chronologie der Spathallstatt und Fruhlatenezeit Studien zu Fundgruppen zwischen Mosel und Save VCH Weinheim 1988 ISBN 3 527 17533 4 Sabine Rieckhoff Jorg Biel Die Kelten in Deutschland Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2001 ISBN 3 8062 1367 4 Thomas Stollner Hallstattkultur und Hallstattzeit In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 13 Walter de Gruyter Berlin New York 1999 ISBN 3 11 016315 2 S 446 453 Konrad Spindler Die fruhen Kelten Reclam Stuttgart 1996 ISBN 3 15 010369 X Spezielleres und Regionales Stefan Burmeister Geschlecht Alter und Herrschaft in der Spathallstattzeit Wurttembergs Tubinger Schriften zur ur und fruhgeschichtlichen Archaologie Band 4 Waxmann Munster 2000 ISBN 3 89325 387 4 Georg Kossack Sudbayern wahrend der Hallstattzeit Romisch Germanische Forschungen Band 24 De Gruyter Berlin 1959 Karl Kromer Das Graberfeld von Hallstatt Sansoni Florenz 1959 Siegfried Kurz Bestattungsbrauch in der westlichen Hallstattkultur Tubinger Schriften zur ur und fruhgeschichtlichen Archaologie Band 2 Waxmann Verlag Munster u a 1997 ISBN 3 89325 386 6 Michaela Lochner Hallstatt Kultur In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 2 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2003 ISBN 3 7001 3044 9 Nils Muller Scheessel Die Hallstattkultur und ihre raumliche Differenzierung Der West und Osthallstattkreis aus forschungsgeschichtlicher Sicht Leidorf Rahden 2000 ISBN 3 89646 563 5 Ludwig Pauli Die westliche Spathallstattkultur Aufstieg und Niedergang einer Randkultur der antiken Welt In Bayerische Vorgeschichtsblatter Band 60 1995 S 133 142 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hallstattzeit Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Hallstattkultur Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen nbsp Wiktionary Hallstattzeit Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Fuerstensitze de Fruhe Zentralisierungs und Urbanisierungsprozesse Eintrag zu Hallstattzeit im Austria Forum im AEIOU Osterreich Lexikon Hallstattzeit Landschaftsmuseum de Archaologisches Lexikon Biljana Schmid Sikimic Hallstattzeit In Historisches Lexikon der Schweiz Bibliografie zur oberosterreichischen Geschichte Suche nach Hallstattzeit In ooegeschichte at Virtuelles Museum Oberosterreich abgerufen am 1 Januar 1900 Einzelnachweise Bearbeiten Daten aus der Zeittafel in Die Welt der Kelten Zentren der Macht Kostbarkeiten der Kunst Thorbecke 2012 ISBN 3799507523 S 524 f Moriz Hoernes Die Hallstattperiode In Archiv fur Anthropologie Neue Folge III Band Heft 4 1905 S 233 281 Hans Hildebrand Sur les commencements de l age du fer en Europe Congres internationale d anthropologie et d archeologie prehistorique 2 1874 S 592 ff Bericht des Internationalen anthropologisch archaologischen Kongresses in Stockholm Otto Tischler Uber die Formen der Gewandnadeln Fibeln nach ihrer historischen Bedeutung In Zeitschrift fur Anthropologie und Urgeschichte Baierns 4 1 2 1881 S 3 40 Michael Friedrich Hening Hilke Dendrochronologische Untersuchung der Holzer des hallstattzeitlichen Wagengrabes 8 aus Wehringen Lkr Augsburg und andere Absolutdaten zur Hallstattzeit Bayerische Vorgeschichtsblatter 60 Munchen Beck sche Verlagsbuchhandlung 1995 A R Millard Comment on article by Blackwell and Buck 1 2 Vorlage Toter Link ba stat cmu edu Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven In Bayesian Analysis Nr 3 2008 S 255 262 Georg Kossack Sudbayern wahrend der Hallstattzeit Romisch Germanische Forschungen 24 Berlin 1959 N Muller Scheessel Die Hallstattkultur und ihre raumliche Differenzierung 2000 https naryore eu norico kein illyrikum in norikum Paul Gleirscher Von wegen Illyrer in Karnten Zugleich von der Bestandigkeit lieb gewordener Lehrmeinungen In Rudolfinum Jahrbuch des Landesmuseums fur Karnten 2006 S 13 22 zobodat at PDF Karl Kaus Die Illyrier und die Illyrische Besiedlung des Burgenlandes Geschichtsfalschung Wiederbetatigung oder nur Unwissenheit In Burgenlandische Heimatblatter Jahrgang 71 2009 S 81 102 zobodat at PDF http www fuerstensitze de SPP1171 Normdaten Sachbegriff GND 4072254 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hallstattzeit amp oldid 237246197